Und ich noch nie auf einem Treffen geleitet habe, fühle ich mich angesprochen darauf zu antworten. Es gibt mehrere Begründungen für meine Antwort, aber sie ist ganz kurz formuliert:Olvir Albruch hat geschrieben:Und da wäre es doch schön, wenn sich ein paar weitere Stimmen melden würden, die erklären, warum sie nicht leiten (wollen).
Es macht mir keinen Spaß.
Bei der Begründung gibt es zwei Ebenen. Zunächst will ich auf die Spielertyp-Ebene eingehen.
I. Carragen hat es einmal besser und klarer zusammengefasst, als es mir selbst klar geworden war, warum ich nicht gerne leite: "Sarafin erlebt einfach die Plottwists viel lieber selber mit, als ich darauf zu freuen, wenn die Spieler sie vorgesetzt bekommen." Und das stimmt bestechend. Ich schöpfe keine Freude daraus mir Gedanken darüber zu machen, wie die Charaktere von anderen (meiner Spieler) auf bestimmte Situationen reagieren. Ich wähle meine Figuren mit Bedacht und schöpfe meinen Spaß daraus mir ihre Reaktionen auf Situationen auszumalen. Das ist vergleichbar mit jemandem, der lieber seinen eigenen Kindern beim Spielen zusieht, als denen fremder Leute, wenn er die Wahl hat.
Wenn ich geleitet habe - denn das habe ich durchaus schon - dann stehe ich vor dem Problem, dass ich mich eingeengt fühle, weil ich ja auf das reagieren muss, was die Spieler machen und ihnen nicht einfach vorgeben kann, was als nächstes zu tun ist. Ich kann mich nicht wirklich an Diskussionen über das weitere Vorgehen beteiligen und meine Ideen einbringen - denn für mich ist ja alles glasklar, ich kenne den Plot ja. Diese Isoliertheit hinter dem Meisterschirm gefällt mir einfach nicht. Ich will lieber Teil der Welt sein, die der Spielleiter erschafft und mit großen staunenden Augen die wundersamen Dinge sehen, die er beschreibt.
Zudem habe ich am Ende eines Abends, an dem ich geleitet habe, das Gefühl, dass es ein verlorener Abend war, weil ich in derselben Zeit meine eigenen Charakere auf ihrem Weg hätte weiterbringen können.
II. Die zweite Ebene ist eine persönliche. Leiten zu müssen - ich schreibe bewusst müssen, denn das ist es für mich - übt auf mich einen ähnlichen Stress aus, wie eine mündliche Prüfung. Ich sitze hinter dem Schirm und weiß genau, gleich werden die Spieler wieder eine Frage stellen, auf die ich keine Antwort habe. Gleich werden sie etwas tun, bei dem ich mir erst überlegen muss, wie die Spielwelt plausibel darauf reagiert. Das stresst mich ungemein.
Selbst wenn die Antwort in den Unterlagen vor meiner Nase steht, bin ich in dem Moment nicht in der Lage sie in Ruhe nochmal zu lesen und aufzunehmen, was dort steht. Mit dem Ergebnis, dass ich improvisiere und Dinge später revidieren müsste.
Sicherlich wäre das vielleicht etwas, woran man sich gewöhnen kann und das sich mit der Zeit abbaut, aber ich frage mich, warum ich das Leiten üben soll, wenn es mir keinen Spaß macht (siehe I. - und das ist ein strukturelles, kein symptomatisches Problem).
Daher kommt es, dass ich auf Forentreffen nicht leite.
Nun aber auf der anderen Seite zu sagen, dass ich keinerlei Ansprüche an einen potentiellen SL habe, wäre heuchlerisch und stumpf eine Lüge. Ich bin durchaus genügsam und nicht der Meinung, dass der SL mein Gegner ist und ich ihm das Leben schwer machen muss - ganz im Gegenteil. Der SL ist ein Mitspieler - sogar der Wichtigste - und als solchen behandle ich ihn auch. Ich helfe auf gerne bei der "Beschwörung der Bilder" möchte ich es einmal nennen.
Normalerweise schätze ich an einem guten SL das, was ich auch an einem guten Mitspieler schätze: Er ist mit Freude bei der Sache. Den meisten Spaß hatte ich bisher bei Spielrunden, bei denen ich das Gefühl hatte, dass der SL auch Spaß hatte - unabhängig von der Vorbereitung. Ich habe auch schon bei Ari bei besagten Con-ABs mitgespielt, die diese in einer Stunde vorher gelesen hatte. Und dieses Spielerlebnis - trotz Lärm in der Umgebung, ohne Musik und mit viel Improvisation - steht nicht hinter anderen, akribisch vorbereiteten, Spielrunden zurück. Weil ich beim Spielen gemerkt habe, dass sie als SL Spaß daran hatte. Mir verdirbt es den Spaß, wenn der SL die ganze Zeit das Gesicht verkneift, weil er nicht zufrieden mit sich ist.
Und das macht dann auch den Grund IIa. aus, warum ich nicht leite: Da es mir keinen Spaß macht zu leiten und das für mich als Spieler ein Grund wäre nicht bei mir zu spielen, möchte ich das auch niemand anderem zumuten.
Ganz allgemein finde ich es schade, dass es immer dargestellt wird, als wäre der Schritt vom (vermeindlich passiven) Spieler zum Spielleiter ein ganz logischer im Laufe der Karriere eines Rollenspielers. Denn dem ist nicht so. Ich habe immer das Gefühl (wie man auch an diesem Post sieht) mich dafür rechtfertigen zu müssen, dass ich nicht leite. Dabei würde auch niemand von mir verlangen als logischer Schritt Schiedsrichter in einer Sportart zu werden, die ich betreibe.
Soweit meine Darstellung warum ich nicht gerne spielleite. Zu dem anderen Punkt habe ich auch eine Meinung.
Ich denke beispielsweise, dass es einen potentiellen Spielleiter viel mehr motiviert ein AB anzubieten, wenn er konkret darum gebeten wird, als dass er beim SL-Mikado verliert. Was für eine Motivation ist das denn, wenn man sich als Lückenbüßer fühlen muss? Da ist es mir deutlich lieber, die Leute stellen fest, dass ihre Leistung als SL gewürdigt wird, indem man sie bittet zu leiten.
So etwas offen zu machen würde aber dazu führen, dass die Leute anfangen müssen sich zu rechtfertigen, wenn sie dann nun keine Lust/Zeit/whatever haben zu leiten. Und wenn man es per PN macht, ist es dann eine unfaire Absprache, weil die Einschätzung der Personen, die man auf dem Forentreffen trifft, denen vorbehalten bleibt, die sie kennen.
Und ganz egoistisch möchte ich dann eben auch gerne bei dem SL spielen, den ich durch meine PN dazu motiviert habe das AB überhaupt erst anzubieten. (Gut, ich habe auch schon PNs mit SL-Bitten verschickt, wenn ich schon eine Runde hatte. Weil ich das Mikado auch hasse.) Aber ganz selbstlos mich darum zu kümmern, dass alle eine Runde bekommen (indem ich die Leute per PN dazu motiviere) und dann unter Umständen nicht meine Wunschrunde zu bekommen ... passt mir auch nicht wirklich in den Kram. Denn immerhin bin unter Umständen ich der Grund, dass die Runde überhaupt stattfindet - so wie jetzt auch bei diesem Forentreffen und Jankos Runde.
Soviel dazu.
Die rückläufigen Teilnehmerzahlen der Forentreffen schiebe ich auf mehrere Gründe.
a) Die Teilnehmer werden älter, erfahrener - auch als Rollenspieler - und daher anspruchsvoller. In privaten Runden lässt sich einfach eine ganz andere Qualität des Rollenspiels erreichen, als auf Forentreffen. Die meisten Teilnehmer der frühen Forentreffen haben mittlerweile einige private Runden - mit anderen Teilnehmern der Forentreffen - und sind somit eigentlich gesättigt. Das gilt auch insbesondere für potentielle hochkarätige SL.
b) Die Ansprüche an eine Örtlichkeit sind gestiegen. Betten, Duschen, richtig gutes Essen etc., alles das kostet Geld. Geld, dass die arbeitende Bevölkerung hat, aber Studenten in den meisten Fällen nicht. bluedragon sagt selber, dass er die weite Anreise nicht macht, um dann auf dem Boden zu schlafen und ein Wochenende ohne Dusche auszukommen. Das ist auf jeden Fall ja auch legitim. Der gehobene Standard sorgt aber auch dafür, dass Neulinge abgeschreckt werden - denn 50 € für ein Treffen investiert man nicht "mal eben", wenn man davon unter Umständen seine Lebensmittel bezahlen muss und die Leute nicht kennt. Und die meisten jüngeren Rollenspieler sind eben trotz allem Studenten.
c) Die gestiegenen Ansprüche an die SL auf Forentreffen. Die sind sicherlich im Hintergrund vorhanden, auch wenn wahrscheinlich niemand genau sagen kann, wo man sie genau wahrnimmt. Ich erinnere mich daran, dass Shadow mal sagte, dass sie nicht möchte, dass jemand durch die halbe Republik fährt und dann nach dem WE enttäuscht ist, weil er an dem WE nicht den Spaß hatte, den er sich erhofft hatte.
Nun, soweit von mir. Ich weiß auch nicht, ob ich noch etwas zu dem Thema schreiben werde, da ich nicht glaube, dass unsere Diskussion hier tatsächlich Früchte trägt.
Denn um vor der Spielerverteilung alle Runden zu haben, müssten zu einem bestimmten Zeitpunkt (ca. 4 Wochen vorher) schon alle Teilnehmer feststehen. Und aufgrund der Finanzproblematik (siehe b) ist es beispielsweise mir nicht möglich, lange im voraus zu planen. Ich habe es zudem immer als Feature eines Forentreffen gesehen, dass man kurz vor knapp noch dazustoßen kann.