Was kann ein Medicus?

Allgemeines zu Aventurien, Myranor, Uthuria, Tharun, Den Dunklen Zeiten & Co.
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Wolkentanz
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Was kann ein Medicus?

Ungelesener Beitrag von Wolkentanz »

Werte Damen und Herren.

Ich baue gerade meine MP und habe mich gefragt, was kann eine Medicus eigentlich?

Ich hab auf dem Spielleiterschirmbegleitheft gelesen, das sie auch chirurgische Eingriffe machen. Das war ja mehr oder weniger klar, jetzt frage ich mich, mit meinem medizinischen Halbwissen, was denn?
Keine Herz-OPs klar ... :P

.. aber was würdet ihr zu Kaiserschnitten, Blinddarmentfernung sagen?
Oder ist damit wirklich nur Knochenrichten udn Pfeilspitzenentfernung etc. gemeint.

Im Mitteralter wäre das vermutlich auch nicht möglich gewesen, aber das kann man ja dank der Magie und der doch sehr potenten Heilmittel nicht so ganz als Vergleich heranziehen.
Könnten wenigstens diese "kleineren" Eingriffe drin sein?

Und habt ihr noch mehr "kleine Eingriffe", die ihr euch vorstellen könnt?
Ich werd das auch noch mal mit meiner Lieblingsmedizinerin durchdiskutieren. (irgendwo muß man das halbwissen ja her haben *g*)

Mal sehen was die sagt.
*winke*

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Mandrion
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Ungelesener Beitrag von Mandrion »

Kaiserschnitte zumindest gab es wohl recht früh - wenn ich mal als Vorlage nehme, dass in einem Shakespeare-Stück (MacBeth) der Protagonist nur getötet werden kann, weil sein Gegner mittels Kaiserschnitt zur Welt kam, muss es den zu Shakespears Zeiten wohl schon gegeben haben. Und da Shakespear fürs einfache Volk geschrieben hat, und wohl kaum irgendwelche Konzepte eingebracht hätte, die dieses nicht kennt, muss sogar eine gewisse verbreitung dagewesen sein. Sollte also realistisch sein.

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Diomedes der Ätoler
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Ungelesener Beitrag von Diomedes der Ätoler »

Heisst der Kaiserschnitt nicht deshalb auch so, weil bereits römische Caesaren ... ?

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Mandrion
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Ungelesener Beitrag von Mandrion »

Soweit ich weiss ist das nur eine Legende - bin mir aber nicht sicher.

Eben habe ich noch ein wenig gegoogelt und eine Adresse gefunden, auf der beschrieben wurde, dass Hebammen, die Kaiserschnitte durchführten wohl sogar im "Hexenhammer" erwähnt wurden, also dürfte das für Aventurien wohl kein Problem sein. Leider ist mir Opera danach abgestürzt, weil die Seite über Chirurgiegeschichte der Uni Würzburg sich irgendwie nicht mit meinem System verstanden hat - werde mir das gleich nochmal mit MSIE anschauen, sende das hier aber sicherheitshalber vorher ab...

EDIT: Also was genau damals möglich war, ist nicht zu finden - auchauf anderen Seiten habe ich jetzt nichts weiter gefunden. Was Blinddarmentfernungen angeht weiss ich allerdings, dass diese im Mittalalter noch nicht bekannt waren, allerdings ist Aventurien ja eher auf dem Stand der Rennaisance, also könnte das schon möglich sein...

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Xarfaidon Giovarez
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Ungelesener Beitrag von Xarfaidon Giovarez »

Naja, ich denke mal auch, daß eine "Blinddarm"entfernung wohl schon im Bereich des Möglichen liegt - so eine schwierige Angelegenheit ist das ja nun auch nicht, wenn einem potente Heilmagie zur Seite steht ;)

Ansonsten würde ich aventurischen Medici auch Amputationen und Wundnähte zutrauen wollen.

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Alecto
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Ungelesener Beitrag von Alecto »

Sectio caesarea alias Kaiserschnitt: Wurde schon lange vor Christus angewandt, endete aber in den allermeisten Fällen mit dem Tod der Mutter.
Appendektomie alias Blinddarmentfernung: Wurde weder in Mittelalter noch Renaissance durchgeführt. Das entsprechende Wissen über die pathophysiologischen Zusammenhänge und die entsprechenden Operationstechniken kamen erst im 19.Jhd richtig auf.

Allgemein: Im Mittelalter bedeutet eine penetrierende Verletzung in Brust- oder Bauchraum fast immer ein Todesurteil. Mit Operationen sah es dementsprechend aus. Die enormen Quoten an Todesopfern selbst bei einfachen Operationen sanken erst durch Einführung der Antisepsis durch Semmelweis bzw. Lister auf ein erträgliches Maß.

Weitere gute Informationen bietet Medicine-Worldwide

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MilesTeg
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Ungelesener Beitrag von MilesTeg »

Der Film "Master and Commander" gibt einem ein gutes Bild über ältere Arten der Chirurgie...

Dem Medicus stehen i.d.R. zwei Hauptoptionen zur Verfügung: Aderlaß (DAS Allheilmittel ;) ) und Ambutieren. Ich denke in Aventurien beschränkt man sich meist auf Heilkräuter und Tinkturen.

An chirurgischen Eingriffen würde das Entfernen von Fremdkörpern ganz oben auf die Liste setzen.
Aber auch eine Bohrung des Schädels (Druckausgleich) kann ich mir vorstellen.

Alles, was mit Organen zu tun hat ist wohl eher eine "Auf gut Glück"-Aktion...

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Mandrion
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Ungelesener Beitrag von Mandrion »

Naja, in Aventurien gibt es Heilmagie, die in Ausnahmefällen (nämlich, wenn man einen Magier dabeihat, der die Operationswunde danach sicher wieder vershließen kann) einiges erlaubt, was im Mittelalter nicht möglich gewesen wäre - daher würde ich schon auch einiges an Wissen zugestehen, welches auf der Erde nicht vorlag - wenn sowas mit magischer Unterstützung ein, zwei mal erfolgreich durchgeführt wurde, weiss der Medicus vielleicht, wie es geht und kann es auch ohne Magus... Nur übertreiben sollte man es halt nicht...

Gulmond
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Ungelesener Beitrag von Gulmond »

Der Medicus muß sich in Aventurien vor allem um den Bereich kümmern, der mit Magie kaum behandelt werden kann:
Krankheiten
Bei der Versorgung von Wunden kann der Medicus höchstens als billige, unerschöpfliche Quelle gegen Heilmagie und Heilliturgie bestehen.
Wer Geld hat, wird höchstwahrscheinlich eher auf einen Zauberer oder Geweihten zurückgreifen.
Auf Schlachtfeldern übersteigen dagegen die Anzahl der Verletzten die Möglichkeiten von Heilmagie, Heilliturgie und Heiltränken.

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Mandrion
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Ungelesener Beitrag von Mandrion »

Allerdings können die Bereiche von Wunden und Krankheiten sich ja überschneiden - und "klassische Operationen" sind da oft gute Beispiele. Eine Blinddarmentfernung beispielsweise kann nicht mittels Magie durchgeführt werden (mal angenommen, die Möglichkeit, dadurch eine Blinddarmentzündung zu heilen wäre bekannt), aber ein Magier, der danach die Operationswunde verschließt, und dadurch eine schnelle Heilung garantiert und Infektionen verhindert wäre sicherlich Gold wert...

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Wolkentanz
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Ungelesener Beitrag von Wolkentanz »

Hmmm, ok, also so im groben einfache "Unfallchirurgie" für alle aventurischen Heiler?! Den Kaiserschnitt kann ich mir noch ganz gut vorstellen.

Ja, Semmelweis (bin da letzen durch Zufall im Netz drauf gestoßen und hab einen kurzen Abriß darüber gelesen) ist noch ein gutes Stichwort, was meint ihr wie sah es mit Hygiene aus?
Das ist nämlich eigentlich ja der Grund dafür warum so viele verreckt sind und es fällt mir auch ein bißchen schwer jemanden zu spielen, der sich nicht nach jedem Patienten die Hände wäscht ...*grusel*

Ich weiß nicht, ich wäre ehrlich gesagt auch eher bereit mich den Römern/Griechen/Ägyptern als Vorbild anzunähern als "unseren" Mitteleuropäischen Vorfahren ... die Christianisierung war dem Wissen ja nicht so wirklich zuträglich ... :(

Und wie handhabt ihr das mit der Gabe von Beruhigungs/Schmerzmitteln, dass ist nämlich, soweit ich mich dran erinnern kann, irdisch auch erst sehr viel später (19. Jhd.?) gängige Praxis gewesen. Bei dem Wissen das allerdings so in Al´Anfa täglich gesammelt wird :lol: könnte ich mir vorstellen, das man da eher auf den Gedanken kommen könnte... *lach*

Weiß nicht ... ist wahrscheinlich letztendlich wieder mal persönliche Freiheit, würd mich aber interessieren, wie ihr euch das so vorstellt.

Ach ja und dann noch die Frage, Anatom ist ja sogar eine mögliche Charakterklasse, das ist ja nunmal quasi die Basis fürs medizinische Wissen (neben meiner heißgeliebten Biochemie :lol: :P ).
Ich gehe auch ehrlich gesag davon aus, das dieser Wissenschaftszweig deutlich weiter ist als zu einer vergleichbaren Zeit bei uns. In Brabak, Al´Anfa & Co sollte das wohl nicht so das Problem sein und Anatomische Folianten werden wohl letztendlich auch nicht in den Bleikammern der Draconiter oder in einem netten öffentlichen Kaminfeuer landen. Vielleicht sehe ich das aber auch zu frei. Boron (Puniner Ritus weigstens) und Praioskirche könnten da schon Einwände haben ... aber so letztendlich ...

Ja, ne, was könnten solche Erkenntnisse für einen Einfluß haben? Wenn man davon ausgeht die (Licht-)Mikroskopie noch nicht erfunden wurde.
LG


Wolkentanz

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wolf-the-white
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Ungelesener Beitrag von wolf-the-white »

@Gulmond: Der Normalaventurier wird aber nicht mit Magie oder sogar Liturgien behandelt wenn er sich verletzt. Die meisten lehnen sogar magische Heilung ab. Also es gibt schon Aufgaben für profane Heiler.

Gulmond
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Ungelesener Beitrag von Gulmond »

Toller Einwand
Wer Geld hat, wird höchstwahrscheinlich eher auf einen Zauberer oder Geweihten zurückgreifen.

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wolf-the-white
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Ungelesener Beitrag von wolf-the-white »

Auch Leute die Geld haben werden es nicht machen, wenn es nicht lebenswichtig ist, dazu hat Heilmagie allgemein einfach einen zu schlechten Ruf.

Gulmond
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Ungelesener Beitrag von Gulmond »

Doch werden sie, deswegen existieren Akademien mit dem Spezialgebiet Heilmagie, sogar ein ganzer Magieroder existiert
Außerdem könnten sie immernoch zum Priester gehen.

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wolf-the-white
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Ungelesener Beitrag von wolf-the-white »

Heilmagie wird vor allem dort eingesetzt wo Heilkunde einfach nicht weiter weiß, und dass sind noch so einige Dinge in Aventurien. Deswegen wird sie gebraucht, aber man wird sie nicht für jeden Krimkrams nutzen. Elfen z.B. setzten den Balsam oft nur wegen dem Sekundäreffekt ein, nämlich um ihrem Körper keine Verunstaltung(Narbe) zu ermöglichen, doch das stellt schon eine extreme Ausnahme dar. Außerdem dürften die meisten "Heilzauberer" nicht der Gildenmagie angehören.

Magiermogul
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Ungelesener Beitrag von Magiermogul »

Hallo,

vieles zur aventurischen Heilkunde findet sich unter www.alveran.org, genauer bei der Ausarbeitung zu Heilkunde Wunden.

viele Grüße,
Magiermogul

Gast

Ungelesener Beitrag von Gast »

Wie wäre es mit einem magiedilletantischen Medicus. Mit übernatürlcher Begabung Balsam könnte er auch schwerere Operationen durchführen

mfg tron

Feyamius unlogged

Ungelesener Beitrag von Feyamius unlogged »

Oder gleich einem Adeptus aus dem Anatomischen Institut zu Vinsalt.

Bye, Feyamius...
...dessen nächster Charakter höchstwahrscheinlich ein solcher werden wird.

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Mandrion
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Ungelesener Beitrag von Mandrion »

Da gefällt mir mein halborkischer, streng Perainegläubiger und pazifistischer Heilmagus aus Norburg aber besser... Wobei es in diesem Thread ja eher um "profane" Medizin gehen sollte...

Marnox
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Ungelesener Beitrag von Marnox »

Oder vielleicht ne Variante des Alchemisten?
Man solle die Möglichkeiten aber auch nicht unterschätzen. Es ist bewiesen das in der Steinzeit schon Operationen am Gehirn ausgeführt wurden und der Patient hat diese überlebt (die Ränder des Loches im Schädel zeigen das eine Heilung stattgefunden hat).

Feyamius unlogged

Ungelesener Beitrag von Feyamius unlogged »

Die Ägypter hatten in der Richtung auch schon mächtig was drauf... aber dieses Wissen ist dann später scheinbar ziemlich verloren gegangen... wo wir heute wohl wären, wenn nicht fast alles wieder in der Versenkung verschwunden wäre? Ich denke, Warp 3 dürften wir dann bereits erreichen können, oder? ;-)

Bye, Feyamius...
...normalerweise kein Trekkie.

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Sphaerion
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Ungelesener Beitrag von Sphaerion »

Hier mal ein Selbstgeschriebener Text von Bernard Wunden, der ursprünglich für (das wohl nie erscheinende Riesen-Projekt)Thargunitoths Gaben 3 gedacht war und der ziemlich gut zu diesem Thread passt:
Bernard Wundens Beitrag zu Thargunitoths Gaben 3 hat geschrieben:Der Blick ins Innere - die Anatomie

Die Anatomie - oder die Sektion von Leichen zur Erreichung von Erkenntnissen - war ausgenommen von den allerfrühesten Besiedlung der Güldenländer und in den Tulamidischen Gebieten bis zur Zeit nach den Magierkriegen (590-595 BF) so gut wie gar nicht vorhanden und wurde größtenteils aus religiösen Gründen zur Bestattung (Mumifizierung) oder zur Nutzung von Ritualen (Opferungen), aber nicht zur Wissenserlangung betrieben. Besonders nach dem Silem-Horas-Edikt (Reg.: 110-87 v. BF) waren Praktiken, die in diese Richtung gingen, durch die Praios- und Boronkirche untersagt.

Dies galt aber nicht direkt für die schon erlangten Informationen, sondern nur für die Prozedur zur Gewinnung, wodurch die Aufzeichnungen des Wundarztes Glaudius Calenos von Fasar (meist Calen genannt), der als Gladiatorenarzt in der Arena der Stadt gearbeitet haben soll, zu einer langezeit unumstöslichen Grundlage über den Aufbau des menschlichen Körpers wurde. Die Anerkennung von Calens Erkenntnissen stellt sich im Rückblick als sehr verwunderlich dar, denn zum einen kann man nicht mal mit Sicherheit davon ausgehen, dass Calen überhaupt gelebt hat (sein Name wurde in keinen Unterlagen gefunden) und zum anderen kann man aus heutiger Sicht nur davon ausgehen, dass sich sein Wissen aus Beobachtungen in offene Körperbereiche bei schweren Verletzungen der Gladiatorenkämpfer beschränkte. Höchstwahrscheinlich hat Calen, wenn es ihn denn gegeben hat, nie einer Sektion am Menschen beigewohnt geschweige denn durchgeführt. Aber da Calens Darstellung eine in sich geschlossende Physiologie darbot und Untersuchungen zur Entkräftung (und einer daraus folgenden Sektion eines Menschen) nicht möglich waren, behauptete sich Calens Vorstellung von der Anatomie des menschlichen Körpers über weit mehr als 1000 Götterläufer.

Erst die Bildung der Bruderschaft der Wissenden, als Schwarze Gilde der Magier bekannt, stellt eine Veränderung an dieser Tatsache dar. Zum ersten Mal konnten Sektion durchgeführt werden, ohne dass den Akteuren direkt eine Strafe drohte. Die Bruderschaft unterstützte die Sektion nicht richtig, aber tolerierte dergleichen. Neue Erkenntnisse für Medizin oder den Aufbau des Menschen brachten diese neuen Verhältnisse aber nicht, da die Calenischen Ideen weiterhin unumstritten angenommen wurden und daher Sektionen, immer nur vor kleinem Kreisen durchgeführt, sich allein als Veranschaulichungen der Texte von Calen und nicht als Forschungen am Körper erwiesen.

Den nächsten Entwicklungsschritt in der Anatomie stellten die Ereignisse nach dem Erscheinen Golgaris (686 BF) in Al'Anfa dar: Mit der Ausrufung der Borongeweihten Velvenya Karinor als erste Patriarchin einer eigenen Kirche, dem Al'Anfaner Boronritus, wurden Sektionen als offene Veranstaltungen erlaubt. Natürlich waren diese mit Bedingungen verknüpft: So musste die Leiche diejenige eines hingerichten Verbrechers sein, die Auswahl fand unter größter Geheimhaltung statt und ihre Übergabe erfolgt immer nachts in einem Borontempel. Zusätzlich wurden bis zu 12 Messen für die Seele des Leichnams zelebriert, wobei diese Regelung seither immer mehr abnimmt. Auch wenn die Prozeduren nun öffentlich durchgeführt wurden (mit entsprechenden Andrang der Bevölkerung), änderte sich an der Abhandlung nichts: Der Unterweiser hielt meist das zum Standardwerk gewordene Buch ,,Anathomia" von Endino dei Liuzzi (einem Schwarzmagier, der mit seinem Buch eine Kompilation anatomischer Texte machte, die zum allergrößten Teil von Calen stammten) vor sich und las daraus vor, während ein Bader (Assitent) jeweils die Organe oder Körperabschnitte demonstrierte. Organe oder andere Dinge, die in Calens Ausführungen gar nicht auftauchen wie zum Beispiel die Prostata, wurden als Anomalien abgetan und nicht weiter darauf eingegangen. In der Folge entstanden in Al'Anfa und anderen Städten des Südens sogenannte anatomische Theater, in denen die Sektionen durchgeführt wurden und der Bevölkerung gegen ein Entgeld Einlass gewehrt wurde. Es ist sogar in manchen Berichten die Rede davon, dass die Garde die Menschenmengen vor den Eingängen daran hindern musste gewaltsam einzudringen.

Die Abwendung von den Calenischen Vorstellungen und den Beginn der forschenden Anatomie leutete erst Saerdna Lasev, als Sohn aus einer traditionellen Hofärztefamilie im 9 Jhr. n. BF, ein: Kurz nach Abschluss seiner Ausbildung führte er eine Sektion ohne Hinzuziehung eines Buches oder einem Bader durch. Selbsthandanlegend fing Saerdna an alles was er vorfand zu untersuchen, beschreiben und protokollieren und nach einigen solchen modernen Obduktionen formulierte er starke Kritik gegen Calens Darstellung der menschlichen Physiologie. Saerdna sah sich zuerst heftigen Anfeindungen von Kollegen ausgesetzt, wurde aber nach und nach immer mehr zum Revolutionär der Anatomie erklärt und gebeten an anderen Stellen solche Sektionen durchzuführen. Dann im Jahre 856 BF veröffentlichte Saerdna Lasev sein Buch ,,De humani corporis fabrica" (Über den Bau des menschlichen Körpers), welches so einige essentielle Thesen Calens über Bord warf. Denn zusätzlich neben der Fülle an neuen Erkenntnissen und den reichen Illustration und Erklärungen bot dieses Werk eine vollkommen neue Perspektive auf den Körper: Die als eigene Wissenschaft, in der immer weiter geforscht werden soll.

In den heutigen Tagen werden regelmäßig immer wieder neue Informationen aus dem Körper erschlossen. In wie weit diese Nutzen besitzen, ist immer sehr unterschiedlich und selbst wenn ein Erheblicher vorliegt, dauert es meistens Jahrzehnte bevor es auch jeden etwas aufgeschlossenden Gelehrten erreicht, was aber nicht heißt, dass sich das gewonnene Wissen überhaupt nicht verbreitet. Die Verachtung gegen die Anatomie von so manchen Gruppen und die mancherorts vorherrschende Rückständigkeit verhindern einfach jede Art von schneller Verbreitung an eine größere Zahl von Gelehrten.
Als Zentren der Anatomie gelten Al'Anfa, die ,,Dunkle Halle der Geister" zu Brabak, die ,,Schule der Schmerzen" zu Elburum und die Warunkei, wobei bei den letzten drei Standorten äusserst frevlerische Praktiken wie die Vivisektion (eine Obduktion an einem noch lebenden Lebewesen) oder die häufig in Verbindung gebrachte Nekromantie durchgeführt werden, wobei man in Elburum sogar noch weitergeht. Diese häufig verschwimmende Grenze zwischen Anatomie, Schmerzensexperimenten und Nekromantie brachte die Wissenschaft über den Körper besonders im Zusammenhang mit der Borbaradianischen Invasion, den folgenden Untotenerhebungen und den Belkelelriten im Moghulat Oron in Bedrängnis, obwohl Erkenntnisse aus der Anatomie schon so manche Person oder dessen Körperteile gerettet haben.
Hoffe, der Text gefällt euch :wink:

Gast

Ungelesener Beitrag von Gast »

Im Text fehlt Mirham, dort ist es doch "Hobby" des Akademieleiters Mohas (hoffentlich tot!) zu sezieren.

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Wolkentanz
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Ungelesener Beitrag von Wolkentanz »

Hihi *freu*

*sphaerion knutsch*
Danke schön! Großartig!!! :)

Ja, ne, ich freu mich gerade ein bißchen, daß mir mal wieder bestätigt wurde, dass in Al´Anfa schändlichste Dinge gemacht werden ! :wink:
... von wegen "Perle" des Süden ...

Ja und so ähnlich hatte ich mir das vorgestellt, naja, sagen wir mal so, die Vivisektion und Anatomie so zur Schau zu stellen *schüttel*, aber das paßt sehr schön in mein Weltbild. Naja und ich habe mir die Körperwelten auch angesehen, wie sehr sich das im Endeffekt so unterscheidet ... lass ich mal so dahingestellt.
Ne, aber das gerade in der Schwarzengilde auch anatomische Kenntnisse gesammelt werden, habe ich für mich auch schon beschlossen, vor allem in Elburum hatte ich mir das gedacht und wenn man mal ehrlich sind, dann hab ich auch nicht erwartet, dass in Städten wie Al´Anfa jemand was dazu sagt, wenn ein Sklave nach seinem Tod (bzw. währenddessen) seziert wird. Ich habe, seit ich mir darüber Gedanken mache, Abgründe in meinem Vorstellungsvermögen entdeckt :devil: :lol: .. unglaublich ehrlich. :oops:

Ich könnte mir zum Beispiel auch Vorstellen, dass an der Universität in Al´Anfa, auch durchaus den angehenden Medici gezeigt wird, wie verschiedene Gifte wirken und zwar am lebenden Objekt. Immer im Hinterkopf habend, dass viele Bürger Sklaven einfach als Stückware (wenn auch teuer) ansehen und nicht als gleichwertige Lebewesen.

LG


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Feyamius
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Ungelesener Beitrag von Feyamius »

Ähm... und im Text fehlt noch die Magierschule zu Vinsalt, die ja immerhin Anatomisches Institut heisst.

Wenn man dazu gegeben noch einige Rechtschreibfehler verbessert, erhält man einen ganz niedlichen Text. Aber ich frage mich, ob er wirklich vorher alle Quellen gecheckt hat. Von wann ist denn das Buch, in dem die verschiedenen kulturschaffenden Rassen anatomisch verglichen werden? Hört sich für mich ziemlich nach wissenschaftlichem Arbeiten an, und ich denke, das Buch ist älter als 856 BF, oder?

Bye, Feyamius...
...noch immer sehr am Thema interessiert.

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Sphaerion
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Ungelesener Beitrag von Sphaerion »

Wolkentanz hat geschrieben:Hihi *freu*

*sphaerion knutsch*
Danke schön! Großartig!!! :)

:oops:

Oh nicht doch, du machst mich ganz verlegen :oops: :wink:

Feyamius hat geschrieben:Ähm... und im Text fehlt noch die Magierschule zu Vinsalt, die ja immerhin Anatomisches Institut heisst.
Naja, stimmt schon. Aber genausowenig, wie bisher Lob eingetroffen ist, wurde auch eine Erklärung auf Vollständigkeit und Richtigkeit abgegeben :wink:

Feyamius hat geschrieben:Aber ich frage mich, ob er wirklich vorher alle Quellen gecheckt hat. Von wann ist denn das Buch, in dem die verschiedenen kulturschaffenden Rassen anatomisch verglichen werden? Hört sich für mich ziemlich nach wissenschaftlichem Arbeiten an, und ich denke, das Buch ist älter als 856 BF, oder?
Bernard hat den Text nach "irdischer Vorlage" geschrieben; genauer gesagt: nach einem Bericht über einen altgriechischen oder mittelalterlichen Arzt, dessen Erkentnisse lange Zeit als das Non-Plus-Ultra galten, im Laufe der Zeit jedoch revidiert und als falsch erklärt wurden.
Er hat es dann "nur noch" auf Aventurien umgemünzt und dabei garnicht mal so schlechte Arbeit gemacht, wie ich finde =)


Und übrigens: Darüber, dass die Erkentnisse der Schule der Schmerzen zu Elburum genauso unglaublich nützlich wie auch unmenschlich sind, brauchen wir glaube ich nicht zu diskutieren. Der Vergleich zwischen einem elburumer "Metzger" und dem Naziarzt Dr. Mengele kommt nicht von ungefähr und ist imho durchaus passend.

Man sollte auch nicht vergessen, dass die Pharmaindustrie nicht ohne Grund stets die Länder am meisten unterstützt, die die geringsten Restriktionen eingeführt haben. Dies hat man nicht zuletzt an der Gen-/Stammzellen-Debatte gesehen.
Dies dürfte in Aventurien nicht viel anders sein; überall, wo die (blutig-schwarze) Forschung ungebremst florieren darf, werden grausamste Rituale wider die Zwölfe verrichtet, dafür jedoch durchaus hilfreiche Erkentnisse gewonnen.


Ob ein Medicus oder gar gestandener Weißmagier sich von derartig hilfreichem, wenn auch götterungefälligem Wissen verführen lässt, vermag ich nicht zu beurteilen.


David, von Wolkentanz geknutscht :wink:

Gast

Ungelesener Beitrag von Gast »

@Sphaerion

besteht nicht doch noch eine Chance, dass du TG 3 herasubringst :cry:

mfg tron

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Black
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Ungelesener Beitrag von Black »

wolf-the-white hat geschrieben:Auch Leute die Geld haben werden es nicht machen, wenn es nicht lebenswichtig ist, dazu hat Heilmagie allgemein einfach einen zu schlechten Ruf.
Also, das halte ich jetzt einfach mal für erfunden (Quellenangabe?).
Ich denke, Heilmagie hat unter den verschiedensen Ausrichtungen der Magie noch den allerbesten Ruf.

Gruß
Black

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Wolkentanz
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Ungelesener Beitrag von Wolkentanz »

wolf-the-white hat folgendes geschrieben:
Auch Leute die Geld haben werden es nicht machen, wenn es nicht lebenswichtig ist, dazu hat Heilmagie allgemein einfach einen zu schlechten Ruf.


Also, das halte ich jetzt einfach mal für erfunden (Quellenangabe?).
Ich denke, Heilmagie hat unter den verschiedensen Ausrichtungen der Magie noch den allerbesten Ruf.
Ja, so im wesentlichen geb ich Dir da Recht, Ausnahme könnte allerdings hexische Heilmagie sein (wenigstens in einigen Landstrichen), die Vorurteile dürften da doch recht gravierden sein.


Bernard hat den Text nach "irdischer Vorlage" geschrieben; genauer gesagt: nach einem Bericht über einen altgriechischen oder mittelalterlichen Arzt, dessen Erkentnisse lange Zeit als das Non-Plus-Ultra galten, im Laufe der Zeit jedoch revidiert und als falsch erklärt wurden.
Er hat es dann "nur noch" auf Aventurien umgemünzt und dabei garnicht mal so schlechte Arbeit gemacht, wie ich finde =)
Ja, seh ich auch so ... Es mag zwar in der Geschichte durchaus besser informierte Anatomen gegeben haben (die Balsamierer bei den Ägyptern hatten bestimmt einiges an Wissen und das recht früh, wenn sie sich auch nicht mit der Funktion der Organe beschäftigt haben, ich könnte mir auch gut vorstellen das es da schon sowas wie einen Anatomieatlas gab) aber so einen Totenkult gibt es ja in Aventurien nicht .. . also sind die Griechen auch was das angeht ne nette Referenz. :wink:


Die Verbreitung solchen Wissens dürfte allerdings wirklich kompliziert sein. *nachdenk*
Aber ob der, der es aus zweiter oder dritte Hand übernimmt, wirklich noch weiß wo es her gekommen ist und mit welchen Mitteln da geforscht wurde?

Die Frage ob der Zweck die Mittel heiligt ist natürlich jedesmal da, aber willst Du jemanden sterben lassen, obwohl das Wissen ihm zu helfen vielleicht da ist ? Ist das dann besser? Das ist schon ne fiese Zwickmühle.
Gibt aber nette Ausgangspunkte fürs Rollenspiel ... :wink:

Ne spannende Frage wäre dann ja jetzt auch wie in Vinsalt gearbeitet werden könnte. Weil Anatomie guckt man sich am besten an nem Körper an ... Ich lese auch gerade "Fuchsfährten" und da hat die Garether Obrigkeit (und die Boroni) gar nicht so positiv drauf reagiert, dass eine Autopsie durchgeführt wurde ... da war auch ein recht ambitionierter Medicus am Werk und ich habe mich gefragt, woher er wohl weiß wie der pathologische Befund diese Giftes ausfallen sollte. Naja ... es war halt so ...

Und noch eine, ich hab mir überlegt, das ich es mir durchaus vorstellen könnte, das in Al´AnfaGifte nach dem Test an einem Tier vielleicht ja auch mal an einem Sklaven getestet werden könnten (und wenn nicht da in Elburum und den schwarzen Landen ... ). Das könnte in der Tat wichtige Hinweise liefern und das wird bestimmt auch nicht öffentlich gemacht, aber bei der Diagnose könnte sowas helfen oder? Vielleicht wird in Al´Anfa einem Sklaven ja sogar die Freiheit angeboten, wenn er an diesem "Experiment" teilnimmt und es überlebt. Und für einen jungen Medicus wäre das bestimmt ein "herausforderndes" (<- mit ironischem Unterton) "Testat".
Ob sich sowas mit dem Götterglauben vereinbaren läßt, lasse ich jetzt einfach mal dahingestellt.

Ich glaub ich werde mir mal einen Medicus als Char bauen, auch wenn ich noch nicht weiß, wann und ob ich den je spielen kann ...

LG



Heike (die gerne dazu steht David geknutscht zu haben und deshalb auch kein schlechtes Gewissen hat :) )

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