[MI] Dunkle Zeiten Spielberichte - "Helden der Geschichte"

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Dark-Chummer
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24. Spielabend: Die Hascharra

Alligator, Tiermonat der Tulamiden im Jahre 4 Alef-Faizal, dem 961. Jahr nach Horas' Erscheinen (531 v. BF)

Die Totgesagten standen vollzählig in der Stadt der Götter vor dem großen Tempel des Feqz, der direkt vor dem Palastviertel neben der Prachtstraße lag. Jeder war im vergangenen Jahr seinen eigenen Geschäften in der gleißenden Stadt nachgegangen. Umso erfreuter waren war man, endlich wieder gemeinsam einem Abenteuer endgegenzusehen. Bagiraj war auf dem Großen Basar einem Einheimischen Boten begegnet, der sie allesamt hier her gebeten hatte, um jemand mächtigen und wohlhabenden einen Gefallen zu tun.
Der Sternentempel, der Feqz, einem der beiden Reichsgötter geweiht war, überragte als himmelsstürmendes Zikkurat, selbst die Thronhalle des Sultans. Eine vierhundertstufige Außentreppe führte sie hinauf zur Mondsilberhalle. Diese war komplett mit dem gleichnamigen Edelmetall gedeckt - und die Gerüchte, das Stockwerk bestünde gänzlich daraus, wollten nicht verstummen. Im Sonnenschein war die Kuppel stumpf und blass anzuschauen, während ihr Glanz im Mondschein die ganze Stadt überstrahlte. Sie hatten gar schon beobachtet, wie die Priester im vergangenen Jahr, an wichtigen Feiertagen, Sternenstaub von dort oben verstreuten, der dann als feiner Nebel funkelnd und glitzernd auf Khunchom herabsank, oder als leuchtendes Band den Nachthimmel erleuchtete.
Im Inneren des riesigen Tempels begrüßte sie eine Diamantene, die an ihrem Edelstein auf der Stirn zu erkennen war. Diese stellte sich als Ulay saba Alhescha vor, und war verantwortlich für die Pflege der Gartenanlagen. Sie verpflichtete die Totgesagten zunächst zum Schweigen und berichtete dann von ihrer heimlichen Affäre mit einem Elemer Kaufmann. Das Emirat Elem war fern, und der Diamantene Sultan Alef-Faizal, der erst seit vier Jahren an der Macht war, duldete solcherlei ‘Ablenkungen’ an seinem Hofe nicht. Nun hatte aber Omar ibn Quabalzath, eine Unterweltgröße aus den Gassen Yol’Tulams und Anführer der Hascharra, die Liebesbriefe des Elemiten zufällig abgefangen und gestohlen. Die Diamantene berichtete weiter, dass der Kriminelle, der außerdem mit Rauschkräutern, Giften und auch mit Sklaven handelte, sie nun erpresste und damit versuchte, seinen Einfluss auch auf den Rest der Stadt auszudehnen.
Iliaka hatte bereits Bekanntschaft mit einem Hascharra-Meuchler gemacht, der wohl dachte, dass sie dessen Geschäfte gefärde. Dies und auch die Tatsache, dass sie diesen beseitigt hatte, behielt die Meuchlerin jedoch für sich, denn niemand hatte sie gefragt. Ein Auftrag gegen die Hascharra kam der Südaventurierin sehr gelegen.
Ulay saba Alhescha beauftragte die Totgesagten damit, Omar ibn Quabalzath zu töten und ihr die Liebesbriefe zu bringen. Sie würde dafür sorgen, dass ihnen niemand bei ihrem Vorgehen in die Quere kam, und bot ihnen als Belohnung für ihre Dienste ein Paar magische Armschienen, die mit einem ständigen Schutzzauber belegt waren, und den Träger schützen würden, so als hätte dieser eine leichte Rüstung an, ohne aber jedoch wie eine solche zu behindern. Die Totgesagten waren direkt hellauf begeistert und nahmen den Auftrag an. Ein solches Artefakt war ein Vermögen wert, auch wenn nur einer von ihnen es würde tragen können. Iliaka machte den Vorschlag, dass derjenige das Artefakt erhalten solle, der die meisten Hascharra töten würde - ihr Spezialgebiet, und außerdem wollte sie sicher gehen, dass so viele der Untergrundorganisation sterben sollten wie möglich. Die Mehrheit der Helden stimmte der Meuchlerin zu. Die Diamantene wünschte den Totgesagten im Namen Feqz’ viel Glück und gab an, im Sternentempel auf sie zu warten.
Zert’Zul hatte vor diese Aufgabe schnell zu erledigen. Bagiraj und Iliaka machte sich auf den Weg und hatten auch schon bald das Hauptquartier der Hascharra im Süden von Yol’Tulam ausgemacht, da der Unterschlupf ein offenes Geheimnis zu sein schien.
Das trutzige Gebäude aus Lehm war schon viele Generationen, wahrscheinlich gar gleich mehrere Jahrhunderte alt. An einigen Stellen waren immer wieder Löcher und gar eine ganze Mauer geflickt worden. Von außen wirkte der fünf Schritt hohe Hof sehr schlicht, ja abweisend. Das war aber nur zu verständlich, denn niemand zeigte in diesen finsteren Gassen seinen Reichtum nach außen hin, um keinen Neid zu erregen oder gar Überfälle zu provozieren - daher spielten gute Verteidigungsmaßnahmen hier stets eine wichtige Rolle. Die Fenster sahen aus wie Schießscharten, und der einzige Schmuck war das schmiedeeiserne Eingangstor. Zwei Palmen standen linkerhand neben dem Gebäude, keine Seltenheit in Yol’Tulam. Zert’Zul rechnete mit zwei Dathas, also mindestens zwanzig Straßenkämpfern. Nachdem Bagiraj, das Gebäude einmal umrundet hatte, und dabei gesehen wurde, gab der Trollzacker ein Zeichen, und Iliaka rannte los um über eine der Palmen in eines der schmalen Fenster einzudringen. Zusammen mit dem Rest stapfte er kurzerhand auf das Eingangstor zu - Scheiß auf Heimlichkeit!
Am Tor klopfte er einfach an, während der Alb seine Bewegungsgeschwinddigkeit mit einem Zauber verdoppelte. Nach einigen augenblicken öffnete sich eine Sichtluke durch die eine hässliche Fratze staarte. Noch ehe der Torwächter nach dem Begehr der Fremden fragen konnte, sprach der Dschinn einen Beherrschungszauber und machte sich den Wächter zum Freund, der ihm daraufhin die Tür öffnete und den Alb umarmte. Kaum hatte der Tulamide ihren Gefährten umarmt, schlugen und stachen Zert’Zul, Hammer und Bagiraj zu und töteten den ersten Hascharra. Sie durchschritten schnell das Tor und gelangten in den luftigen Innenhof, der mit zwei Pflanzenkübeln dekoriert war. Ein weiterer Wächter mit Säbel wurde direkt von Tanis mit zwei gehärteten Kriegspfeilen erschossen. Der gesamte Lichthof war von einem Bogengang umringt, auf dem aber niemand zu sehen war. Von hier aus führten viele vorhangbehangene Durchgänge in die umliegenden Räumlichkeiten. Nur ein Durchgang war mit einer richtigen doppelflügligen Tür halbherzig verriegelt. Zert’Zul deutete zunächst dorthin. Dahinter offenbarten sich ihnen die Stallungen, in denen zahlreiche Hühner, Phraischafe und Ziegen untergebracht waren. Vor einem Hausbrunnen füllte gerade ein Halbstarker Straßenjunge einen Wassereimer, der diesen jetzt fallen ließ, als er die Eindringlinge sah, und einen Dolch zog. Zert’Zul ließ seine Schlachtkette einmal kreisen und zertrümmerte dem Jungen mit einem wuchtigen Hieb das komplette Gesicht. Die Tiere gerieten aber nun in Aufruhr und gaben lautstarke Töne von sich. Mit der Heimlichkeit war es nun endgültig vorbei. Sie verließen geschlossen die Stallungen und machten sich auf den Weg zur Stirnseite des Innenhofes, nachdem sie hinter dem südlichen Vorhang nur eine Wein- und Ölpresse vorgefunden hatten. Plötzlich tauchte auf dem ihnen gegenüberliegenden Bogengang über ihnen ein Bogenschütze auf, der jetzt Alarm brüllte, und einen Pfeil auf seinen Kurzbogen auflegte. Tanis war aber schneller und erschoss diesen ebenfalls mit zwei blitzschnellen Pfeilen, so dass dieser vornüber, über die Absperrung in die Tiefe, in den Hof viel, und spätestens nach dem Aufschlag Tod war.
Zert’Zul riss den nördlichen Vorhang zur Seite und blickte in eine Art Wohn- und Badezimmer, das mit kunstvollen Mosaikarbeiten geschmückt war. Die linke Raumseite war von einem gemauerten Badebecken eingenommen. Rechterhand befand sich eine Sitz und Ruhe-Ecke mit einladend ausgebreiteten Teppichen und Kissen. In einem Holzregal standen neben einer Wasserpfeife und Tabak, diverse Spielsteine und Würfel. Auf einem knapp Halbschritt hohen Tisch stand eine Kanne, frisches Obst und kandierte Früchte. An der Linken Wand führte eine hölzerne Treppe ins Obergeschoss. Außer ihnen befand sich noch ein Badender im Bassin, das innen mit türkisfarbenen Kacheln besetzt war, und ein Straßenkämpfer, der sich gerade von den sitzen erhob und seinen Säbel aufgeschreckt zog. Hinter ihnen stürmten zusätzlich noch zwei weitere Straßenkämpferinnen mit gezogenen Dolchen hinter sie, auf den Hof, die wahrscheinlich aus der östlichen Räumlichkeit gekommen waren. Nun entbrannte ein wilder Kampf, da sie von Gegnern umringt waren! Tanis erschoss den nackten Badenden, der gerade hinter sich zu seiner Waffe greifen wollte. Getroffen sank dieser in das kleine Becken zurück und färbte das Wasser blutrot, das nach allen Seiten überschwappte. Siranya hetzte ihren Sonnenluchs auf den zweiten Wächter, während sie dem im Bassin liegenden noch zuckenden Gegner die Kehle durchschnitt. Der Wurmbezwinger und der Gladiator stürmten ebenfalls auf den zweiten Wächter, während Hammer sich den beiden Weibern hinter ihnen zuwandte, die auf ihn einstachen, woraufhin er diese mit seinem neuen Kriegshammer aus Zwergenstahl bearbeitete. Lautes Kampfgeschrei und Waffenlärm erschallte und hatte nun sicherlich den Rest des Hascharra-Hauptquartiers alarmiert. Die Hexenschixe spuckte Gift und Galle, während Zert’Zuls Kette kreiste und Mermydions Hammer rund ging. Wenige Augenblicke hatten sie ein wahres Blutbad im Erdgeschoss angerichtet und alle feinde lagen Tot danieder.
Im Obergeschoss, wo die Hauptwohnräume lagen, hatten sich die Hascharra, die noch nicht von Iliaka gemeuchelt worden waren, zur Verteidigung eingerichtet. Der Aufgang der Treppe war von vier Straßenkämpfern versperrt und weiter hinten hatte sich noch ein weiterer Bogenschütze und ein schwergepanzerter Kämpfer mit Kettenhemd und pferdeschwanzgekröntem Helm mit Nasenschutz, Ohrenklappen und Nackenkettennetz mit einem Khunchomer bewaffnet, aufgestellt. Zert’Zul und Mermydion gingen Schulter an Schulter voran, wurden aber am Ende der Treppe aufgehalten, wo nun ein zweiter wilder Kampf unter beengten Verhältnissen begann.
Plötzlich tauchte Iliaka auf dem Balkon, zwischen dem Schützen, dem gepanzerten Kämpfer, und den restlichen Hascharra auf, und meuchelte einen der beidhändigen Messerkämpfer an vor der Treppe: „Ich bin bei FÜNF und ihr!?“ Diese kurze Ablenkung hatte den beiden heldenhaften Vorkämpfern der Gruppe gereicht, um sich einen weiteren Schritt nach vorn zu kämpfen, und sich etwas mehr Platz zu verschaffen. Iliaka kam jedoch jetzt in arge Bedrängnis. Der feindliche Schütze schoss ihr in die linke Seite, während der gepanzerte Kämpfer ihre Deckung durchbrach und sie schwer am Kopf verwundete. die Meuchlerin kämpfte so lange sie konnte, war dem Khunchomerkämpfer, der wohl ein ehemaliger Soldat war, unterlegen, und ging nach zwei weiteren Wunden am linken Arm bewusstlos und schwer blutend zu Boden. Der Soldat füllte kurz darauf die Lücke, die Hammer kurz zuvor geschlagen hatte. Zert’Zul hielt seine Schlachtkette kurz und ließ sie in den Messerstecher vor sich hineinkrachen, der der stählernen Dornenkugel im Gedränge nicht mehr schnell genug ausweichen konnte. Sobald der Alb eine Lücke im Gemetzel erspähte, feuerte er immer wieder auf den andern Schützen, bis dieser schließlich nach drei Pfeilen in der Brust, röchelnd zu Boden ging. Gemeinsam kämpften sie die letzten verbliebenen Hascharra an der Treppe nieder, wobei der ehemalige Soldat tapfer bis zum Schluss kämpfte und erst nach zwei Kopftreffern und zwei fürchterlichen Bauchtreffern, die ihm das Gedärm halb herausrissen, elendig starb. Der obere Balkon war erobert.
Tanis stoppte Iliakas Blutungen so schnell er konnte, während die anderen Raum für Raum durchsuchten. In drei Schlafräumen, die offenbar für Männer und Frauen getrennt waren, fanden sie vier Gemeuchelte in ihren einfachen Bettgestellen und auf Schlafteppichen. In einem Aufenthaltsraum mit Webstuhl in dem sie Iliaka niederlegten, fanden sie neben kunstvollen Decken noch diverse Rauschkräuter, die sie sich einsteckten. Ein letzter Rückzugsraum war Omar noch verblieben.
Hammer deckte den Rücken der Gruppe, während der Gladiator vorne berstend die Tür eintrat. Die Wände des Raumes waren über und über mit kostbaren Teppichen geschmückt; ein großer Seidenteppich mit dazu passenden Paradekissen diente wohl um wichtige Persönlichkeiten zu empfangen. An der Wand standen drei beschnitzte Truhen neben einem Kamin. Eine seidenbespannte Thalusische Wand trennte das Zimmer in zwei Teile. Omar ibn Quabalzath stand mit gleich zwei gezogenen Khunchomern im bronzenen Ringelpanzer vor seinen drei Schatztruhen, wie ein Drache vor seinem Hort. Der Bandenführer war Anfang fünfzig, hatte schwitzende Hände und einen starren Blick. Omar spie ununterbrochen hasserfüllte Flüche aus, und erwartete die Fremdländer im Zweikampf. Zert’Zul nahm die Herausforderung an, als plötzlich hinter ihm der Schatten einer schlanken Frau durch die Thalusische Wand sprang und Tanis’ rechter Waffenarm von oben nach unten aufschlitzte! Schreiend ließ der Dschinn seinen Bogen fallen und fiel dann selbst Kampfunfähig auf die Knie: „Ver...gif...tet...“ Bagiraj, der die gegnerische Meuchlerin bemerkt, aber die anderen nicht mehr schnell genug warnen konnte, vollführte einen Ausfall und trieb die Gegnerin durch die zerfetzte Seidenwand zurück. Zert’Zul wehrte die Klingen Omars mit seinem Panzerarm ab und antwortete seinerseits mit der Traphur-Glyphe-besetzten Dornenkugel. Der Wurmbezwinger rächte seinen Gefährten und durchdrang immer wieder die Verteidigung der Mörderin, bis diese über das luxuriöse Bett hinter ihr stolperte, indem er sie dann regelrecht abstach. Siranya hatte sich währenddessen auf einen ihrer neuen Zauber konzentriert, die sie aus der Formelsammlung des Fran Horas in den vergangenen dreißig Jahren gelernt hatte. Das Hexenweib nahm ihren ganzen Mut zusammen, hob ihren Zeige- und Mittelfinger zur Schulter, deutete dann ruckartig auf den Hascharraführer, der vom Gladiator schon zwei schwere Treffer hatte einstecken müssen, und schrie die Formel: „IGNIFAXIUS FLAMMENSTRAHL - MAGISCH FEUER SCHMELZE STAHL!“ Die beschworene Flammenlanze brannte sich durch den Ringelpanzer, verkohlte Fleisch und Knochen, und trat hinter dem Tulamiden wieder aus! Omar war sofort tot. Der machtvolle Zauber güldenländischer Repräsentation der Hexe, war das letzte, das er in seinem Leben sah. Siranya schüttelte ihren Arm, ganz so als wolle sie ein imaginäres Feuer ausschütteln vor dem sie Angst hatte. Sie war fasziniert und erschrocken zugleich. Dann aber viel ihr blick auf Tanis, der sich begann zu krümmen und zu winden - er war vergiftet. In den vorherigen Kämpfen hatte sich die Tochter der Satu aber zu sehr verausgabt, ihre Zauberkraft war so gut wie erschöpft. Dann erinnerte sie sich an den Zaubertrank, den der Alb vor über einem Jahr in den Kellern der Dracheneischule eingesteckt hatte. Sie durchwühlte schnell seine Taschen und erkannte den Trank, der Tanis ihr damals gezeigt hatte, wieder. Das Hexenweib trank ihn ohne zu zögern, spürte ihre Zauberkraft zurückkehren, und konzentrierte sich auf den satuarischen Zauber, dessen Wirkung sie regelrecht erzwang, indem sie umso mehr Astrale Macht in diesen presste und brachte sich zugleich in Stimmung. Sie drückte den Alb an sich rief ihre Göttin an und schrie herzzerreißend: „KLARUM PURUM KRÄUTERSUD - FREI VON GIFT SEI ALLES BLUT!“ Das Gift war stärker als Iliakas ‘Königsmacher-Gift’ und hätte wohl früher oder später sogar einen Riesen getötet - dennoch musste es der Magie der Hexe weichen. Sie hatte Tanis gerettet.
n der ersten Truhe fand Bagiraj neben persönlicher Kleidung und Rauschkraut, eine bronzene Brosche, einen Goldring und einen schwarzen Obsidian, neben je einer Handvoll goldenen und silbernen Münzen. Der Trollzacker öffnete die Zweite und fand darin ein Tulmadron-Giftrezept, das Siranya vorlas, laut dem man mit der Knolle einer Tulma, Urin, Skorpiongift und dem Blut einer Khorambestie, das Gift ‘Tulmadron’ herstellen konnte, wohl das Gift, das den Alb fast das Leben gekostet hätte. Zert’Zul fand außerdem eine gut gearbeitete steinerne Mungo-Steinstatuette und eine Flasche Eibenöl. Siranya öffnete die letzte Truhe und fand neben den gesuchten Liebesbriefen des Elemiten, wegen denen sie hier waren, noch zwei Dutzend Shaykalmünzen und eine wirklich schönes Bernsteinamulett. Im Inneren des Schmuckstücks war durch den Bernstein eine eingeschlossene Bienenkönigin zu erkennen - ein wahrhaft einzigartiges Stück!
Nachdem Tanis wieder gehen konnte und Iliaka wieder zu sich kam, machten sie sich auf den Rückweg zum Sternentempel und übergaben der sichtlich erfreuten Diamantenen ihre Liebesbriefe. Die versprochenen Armatrutz-Armschienen übergab sie dann Iliaka, deren fünf getötete Hascharra weder von Tanis, noch von Zert’Zul, noch von Siranya überboten werden konnten, von denen jeder jeweils vier zur Strecke gebracht hatte. Ulay saba Alhescha bedankte sich nochmals für ihren Dienst (alle SO +2) und die Probleme, die sie ihr erspart hatten.
Ein Priester des Feqz erkannte in der Mungostatuette eine golemoide kleine Wächterkreatur, die in Durchgängen oder auf Türschwellen Wache halten konnte, nachdem man sie mit Eibenöl, oder einem sonstigem kostbaren Öl eingerieben hatte. Das Bernsteinamulett war ein uraltes Beherrschungs- und Hellsichtartefakt aus dem Zeitalter der Vielbeinigen, das Haschid ibn Raschtafar für Siranya analysierte.
Die Totgesagten entschlossen sich kurzerhand das Hauptquartier der Hascharra zu besetzen und dort einzuziehen. Schon bald sprach es sich in den Gassen von Yol’Tulam herum, dass die Hascharra beseitigt wurden, und deren Platz nun die fremdländischen Totgesagten eingenommen hätten. Iliaka, die Assassinin, war nun mit der Beseitigung Hascharra Konkurrenzlos und übernahm deren Mordaufträge. Bagiraj übernahm den Handel mit dem Rauschkraut und Siranya versuchte sich im Herstellen von Giften. Nur das Geschäft mit den Sklaven überließen sie anderen. Und niemand wagte es ihnen in die Quere zu kommen, nachdem sich herum gesprochen hatte, dass sie alle zwanzig Hascharra mitsamt ihrer Meistermeuchlerin und ihrem Anführer getötet hatten. Zumindest bis die Helden aus dem bosparanischen Imperium die Aufmerksamkeit des vier Schritt großen, grobschlächtigen Wesens namens Drollgorrp auf sich zogen, dessen Hass auf Bosparaner größer war als alles andere...
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"Er ist voller Blut, warum ist er immer voller Blut?"

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25. Spielabend: Der Elemer Spion

Kamel, Tiermonat der Tulamiden im Jahre 4 Alef-Faizal, dem 961. Jahr nach Horas' Erscheinen (531 v. BF)

Einen Monat später bekamen sie Besuch, den Iliaka, die oft vom Dach aus ihres neuen Hauptquartiers, wache hielt. Der Priester Sakis in Begleitung eines hohen Würdenträgers - der Wesir des Wissens. Auch er trug einen magisch eingebrannten und gut sichtbaren Diamantensplitter auf der Stirn, wie Ulay saba Alhescha, der sie zu Diensten gewesen waren. Seinem Äußeren und vor allem seinem Zepter her zu urteilen, war er außerdem ein Kophtanim, ein Meister der Beschwörung von Ifritiim, des Elementarismus, der Illusionsmagie und vor allem der Beherrschung.
Die Totgesagten hießen den arrogant wirkenden Diamantenen in ihrem Aufenthaltsraum willkommen. Die Leichen von damals hatten sie natürlich alle beseitigt, nur hier und da deuteten noch einige dunkle Flecken auf das Gemetzel der Hascharra hin, die man zu Einschüchterungszwecken noch nicht gänzlich entfernt hatte. Sakis stellte den hohen Gast als einen seiner einflussreichsten Kultanhänger vor und bot diesem roten Wein in einer Karaffe an. Der Wesir kam jedoch gleich zur Sache.
Er erklärte dass sie ihm von einem Mitglied des Diamantenen Hofstaates empfohlen wurden und sie auch für ihre Verschwiegenheit bekannt seien. Nachdem ihm diese Bestätigt wurde, fuhr er fort. Der Diamantene erklärte, dass ihm wichtige Informationen militärischer Natur von einem Spion gestohlen wurden und dass er diese so schnell wie möglich zurück haben müsse. Er versprach weiteres Ansehen am Hofe und eine Artefakt. Es hatte sich wohl herumgesprochen, dass die Heroen aus dem Bosparanischen Reich magische Gegenstände ganz besonders begehrten. Die Art des Artefaktes wurde aber noch unbenannt belassen. Nachdem die Helden der Geschichte zusagten, fuhr er fort. Es war nun zwei Tage her, dass der Spion mit Elemer Akzent die Tontafeln an sich gebracht und die Stadt verlassen hatte. Sein Spitzelnetzwerk hatte ihm bestätigt, dass der Spion Khunchom über den Fluss Mhanadi per Flusssegler landeinwärts verlassen hatte. Die Beiden nächsten Städte in diese Richtung waren Rashdul und Mherwed, die beide noch zum Sultanat gehörten. Er beschrieb ihnen den Flusssegler und den besagten Spion. Es handelte sich um einen Tulamiden mit kurzen schwarzen Haaren und kurz geschnittenem Bart. Er trug zumindest in Khunchom noch einen schwarzen Lederharnisch und Lederzeug. Aber das auffälligste an ihm war, dass er neben einem Langdolch als Seitenwaffe noch ein Langschwert führte, eine sehr unübliche Waffe. Der Wesir betonte außerdem, dass der Gesuchte sehr gut im Umgang mit beiden Klingen zugleich war, und dass er schon mehr als einen seiner Spitzel getötet hatte, weshalb er nun auf sie zurückgreife, da sich ihre Kampfkraft herumgesprochen hatte.
Der Wesir übergab Mermydion einen kostbar aussehenden, mit Diamantsplittern verzierten kurzen Stab. Dieser würde sie als im Auftrag des Wesirs ausweisen und ihnen nötigenfalls die entsprechende Unterstützung und Autorität vor Ort zusichern. Außerdem er jedem Helden wahlweise einen Heiltrank oder Zaubertrank für die Reise. Der Djinn und das Hexenweib wählten Letzteres. Zert’Zul, der in der Arena des immerwährenden Kampfes einen Kampf gegen dreimal drei Monster auszutragen hatte, konnte sie leider auf ihrer Reise nicht begleiten, so dass der Hammer die Führung übernahm, der am längsten an der Seite des Gladiators kämpfte. Auch Sakis zog es vor, die Totgesagten auf einem solchen Abenteuer nicht zu begleiten, und widmete sich lieber um seinen Kult und seinen Anhängern, die von Tiermonat zu Tiermonat mehr wurden.
Ohne viel Zeit zu verlieren packten sie nur das Nötigste ein, und bestiegen die ihnen zugewiesene Flussgaleere. Der Wurmbezwinger und Pirat übernahm sogleich das Kommando über die komplette Galeere, auch wenn dieser den Kapitän erst mithilfe des Stabes, den Mermydion trug, davon überzeugen musste. Bagirajs Erfahrung in der Seefahrt, die er auf dem Thalassion und in Neetha mit der gewaltigen Prunkgaleere gesammelt hatte, zahlte sich nun aus. Er trieb die Sklaven zu noch schnellerem Rudern an und umschiffte gefährliche Stromschnellen, so dass sie nach vielen Tagen bereits einen Tag wettgemacht hatten, so dass der Spion nur noch einen Tag Vorsprung haben konnte.

Rashdul

Nach etwa einhundert sechzig Meilen erreichten sie Rashdul, eine in den Sandsteinfelsen gelegene Stadt, an der Mündung des Schuboch in Mhanadi - das Herz der tulamidischen Lebensweise. Die kleine Schwester Khunchoms war eine schier uneinnehmbare Festung und Rückzugsort gegen die einstigen Echsen, die es mittlerweile kaum noch im Diamantenen Sultanat gab. Hoch über der Stadt thronte der Alabasterpalast, von dem mache behaupteten er sei mit der Macht von Djinnen oder Ifritiim oder beiden zugleich errichtet worden. Wohl der Ort, an dem der vom Großsultan eingesetzte Satrap als Statthalter herrschte. Zu Füßen der Festung, lebte die einfache Bevölkerung Rashduls, die sich hier aufgrund der Enge der Stadt zu Tausenden drängte und lärmte. Die sogenannten Pandjashtra, die dem Pfad der Kophtanim folgten, unterhielten hier eine gleichnamige Zauberschule, die andernorts auch Sternenkreis genannt wurde. Siranya hatte von dem alten Haschid ibn Raschtafar gehört, dass die Beschwörer, die über Djinne und Ifritiim geboten die eigentlichen Herren der Stadt waren, die an Macht vielleicht sogar noch die Mudramulim der Drachenei-Schule zu Yash'Hualay in Khunchom übertrafen und auch mit diesen konkurrierten.
Hammer machte sich direkt auf den Weg zum Hafenmeister um in Erfahrung zu bringen, ob das Schiff des Spions hier angelegt hatte. Tanis und Bagiraj schauten sich derweil etwas um, während Iliaka und Siranya ihnen mit Abstand folgten um nicht ganz so arg aufzufallen.

Krieg in den Schatten I

Tanis und Bagiraj fiel ein drahtiger, eher kleiner, tulamidischer Krieger in hellgrauer Tuchrüstung auf, der sich nervös umschaute. Sein Gesicht war unter zahlreichen grauen Schleiern verborgen. War das der Gesuchte? Die Waffen passten nicht, denn dieser hier trug zwei Säbel statt Langschwert und Langdolch. Auf einmal begann der Tulamide panisch davonzulaufen! Die beiden schauten sich kurz fragend an, und liefen diesem dann hinterher. Auch die Meuchlerin und die Hexenschixe rannten daraufhin hinterher. Erst auf einem großen Platz vor den Toren eines großen Doppeltempels der Umm Ghulshach, der Geiermutter, und des sanften Mädchens Maha Bor, holten sie ihn ein, wo er mit gezogenen Klingen auf sie wartete. Auf dem Platz herrschte fast absolute Stille und in der Felswand hinter dem Doppeltempel ragten unzählige Felsengräber hoch hinauf. Da sie mittlerweile des Tulamidischen mächtig waren, verstanden sie, dass der Fremde sie dazu aufforderte zu verschwinden und dass ‘dies’ nicht ihr Problem wäre. Unvorhersehbarer Weise hob der Djinn seinen Albenbogen und feuerte aus nächster Nähe auf den Maskierten, der dem gehärteten Kriegspfeil aber erstaunlicherweise meisterhaft auswich, was ein wirklich erstaunliches Geschick voraussetzte. Bagiraj und die beiden hinzugekommenen Gefährtinnen war nicht ersichtlich, warum ihr offensichtlich vom Wahn gepackter Alb ohne erkennbaren Grund geschossen hatte. Für einen Rückzug war es nun zu spät!
Plötzlich landete etwas sehr großes mitten zwischen den Totgesagten und dem eigenartigen
Plötzlich landete etwas sehr großes mitten zwischen den Totgesagten und dem eigenartigen Unbekannten. Als der aufgewirbelte Staub sich legte, befand sich dort eine gewaltige, aufrecht gehende Echse: ein Maru! Dieser war in eine prunkvolle Rüstung gehüllt, die teils wie gewachsen und teils wie geschmiedet wirkte. Mit zischender Sprache sagte der über zwei Schritt große Maru: „Karim ibn Madli, du hasst mich dasss letzzzte Mal bessstohlen. SSStirb!“
Der Maru stürmte auf den Tulamiden zu und brachte diesen mit einem mächtigen Schwanzschlag zu Boden. Jetzt griffen auch die übrigen Totgesagten in den Kampf ein und stellten sich der großen Echse entgegen. Iliaka attackierte den aufrecht gehenden Alligator von der Seite, Bagiraj versuchte den Gegner vergebens einen Ausfall aufzuzwingen und Tanis blendete ihn mit einem seiner Zauber, was den Maru in einen regelrechten Blutrausch verfallen ließ. Derweil versammelten sich etliche schaulustige auf dem Kalten Platz. Die Echse schlug ihren zweihändig geführten großen Säbel gegen einen der zahlreichen Edelsteine, die in ihrem Panzer eingearbeitet waren und löste so einen Art flächenwirksamen Kälteschock aus, der jeden der Helden erfasste und mit Raureif bedeckte! Die Sehne von Tanis’ Bogen, war nicht mehr einsatzfähig, denn diese würde sofort reißen, beim Spannen. Also entschied sich der Djinn für den Nahkampf, zog seine stählerne und gefältelte Sichelklinge und sprach einen Zauber, der seine Kampfgeschwindigkeit immens erhöhte. Siranya griff nun auch mit ihrem vorbereiteten Zauber in den Kampf ein, und spuckte Gift und Galle. Schimmer, ihr machtvoller Tierbegleiter, sprang dem Maru daraufhin an und versuchte diesen umzureißen, aber die Kampfechse hielt stand. Bagiraj, der Wurmbezwinger sah sich nun einem wahrem Sturm von wuchtigen Angriffen und Schwanzschlägen ausgesetzt. Geschickt wich der ungerüstete Pirat Angriff für Angriff aus, und entging auch noch einem letzten Angriff nur durch Glück. Dann löste die Wütechse einen zweiten Zauber aus, der wohl in der Rüstung eingearbeitet war. Ein eisiger Frigifaxiusstrahl schoss in Richtung des Albs um dessen Zauberei ein für alle Mal zu beenden. Tanis erkannte aber die Art der Magie, die er in abgewandelter Feuerform schon Legionärs-Kampfmagiern und auch vor kurzem bei Siranya gesehen hatte, und wich der Hauptwucht des Eisangriffes auf, so dass er nur gestreift wurde. Tanis konterte seinerseits mit einem Donnerkeilzauber, der direkt durch die prunkvolle Rüstung des Gegners in dessen Gedächtnis einschlug, was der nun bereits wankenden Echse regelrecht Schaum vors Maul trieb. Die Tochter der Satu hatte all ihren Mut zusammen genommen und gab dem Maru mit einer gewaltigen Flammenlanze den Rest, die diesen komplett in Flammen aufgehen ließ. Die Hexe spürte trotz ihrer Distanz sogar noch die Hitze auf ihrem nur spärlich bedeckten Körper und empfand eine tiefgreifende Furcht vor der von ihr gewirkten destruktiven, güldenländischen Magie, die noch keine Hexe vor ihr zu wirken vermocht hatte. Sie hatte Angst dass die magischen Flammen auf sie und ihre Gefährten übergreifen konnten und zitterte am ganzen Körper.
Sie hatten triumphiert und den Feind besiegt. Nach dem Kampf stellte sich der Tulamide vor: Karim ibn Madli al’Ahjan, Diener Feqzens, Schattenkrieger und Waffenmeister. Er erklärte, dass er sein Leben in die Hände Feqzens gelegt hatte und bereit gewesen war, es bei seiner Mission, auf die er nicht näher einging, hinzugeben. Da die fremdländischen Helden nun sein Leben gerettet hatten, schuldete Karim nun seiner Ansicht nach jedem seiner Retter ebenso ein Leben, und bestand darauf diese ab sofort zu begleiten. Die Totgesagten begleiteten den Schattenkrieger in den örtlichen Tempel des Feqz und besiegelten diese Lebensschuld auf Wunsch des Tulamiden mit einem symbolischen kleinen Blutopfer. Der dortige Priester erkannte an, dass Karim nun die Helden so lange zu begleiten musste, bis dieser seine Schuld beglichen hatte.
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 28.11.2018 12:15, insgesamt 3-mal geändert.
"Er ist voller Blut, warum ist er immer voller Blut?"

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Mherwed - Die Stadt Bastrabuns

Da Mermydion in Rashdul beim Hafenmeister erfuhr, dass der Flusssegler des Gesuchten nicht Halt gemacht hatte, war der nächstmögliche Hafen Mherwed. Immerhin kannten sie nun den Namen des Schiffs - Sandwolf.
Mherwed lag am Nordufer des Mhanadi und wirkte wesentlich ärmer und kleiner als das imposante Rashdul. Der Großteil der Bevölkerung hauste in winzigen Lehmhütten und Gehöften, vornehme Stadtpaläste gab es nur wenige zu bewundern. Einst aber, so erzählte Karim, war Mherwed der Herrensitz Bastrabuns. Von hier aus führte er Krieg gegen die Geschuppten. An diese glorreiche Zeit erinnerte aber kaum noch etwas. Einzig die große Brücke aus schwarzem Basalt und die inzwischen viel zu mächtige Stadtmauer sind noch aus jenen Tagen geblieben. Auf einem Felsen, hoch über Bastrabuns Brücke, thronte Kashbah, die Festung in der laut Karim, der Emir von Mherwed als Stadthalter des Diamantenen Sultans regierte.
Der kleine Flusshafen, an dem sie angelegt hatten, diente als Umschlagplatz für die Güter der Region. Ein Fernhändler erzählte, dass die Sandwolf hier vor einem Tag kurz angelegt hatte und jemand, der auf ihre Beschreibung gepasst hatte, von Bord gegangen war, während das Schiff weiter stromaufwärts gefahren sei. Hier waren sie also richtig.
Kurze Zeit später, nachdem sie an Land gegangen waren, wurde einer der schwer gepanzerten Kataphrakten, die hier zum Schutz der Stadt und des Umlandes dienten, auf sie aufmerksam. Der Schattenkrieger machte die Totgesagten schnell darauf aufmerksam, dass es sich bei diesen Reitern um berühmte und legendäre Elitekämpfer handelt, in deren Reihen nur die Besten der Besten aufgenommen werden. Kurz darauf senkte dieser auch schon bedrohlich seine beidhändig geführte Lanze. Erst nachdem Hammer das Zepter des Wesirs zeigte, hob dieser wieder seine Palta und fragte nach deren Begehr. Nachdem sich die Totgesagten erklärten bat sie der Reiter hoch in die Feste des Emirs. Dieser zeigte sich sehr kooperativ und bot ihnen erst einmal eine Unterkunft für die Nacht. Einer der Panzerreiter erzählte, dass der Gesuchte vor einem Tag mit einem Kamel direkt Richtung Khôm aufgebrochen sei. Karim erzählte, dass er einer der wenigen sei, die jemals wieder lebend aus der großen Wüste zurückgekehrt war. Der Name der Wüste bedeutete nichts anderes als Fels und Sand.
Noch vor dem Morgengrauen hatte der Emir ihre Ausrüstung zusammenstellen lassen: Kamele, zehn Maß Wasser pro Mann, ein ganzer Sack trockene Hirse, ein paar Brote für die ersten Tage, getrocknetes Fleisch und Dörrobst, säckeweise Wurzeln und Palmblätter für die Kamele, des Weiteren eine Schlafunterlage aus Schaffell, ein Nomadenzelt, Kochgeschirr, genügend Zunder und Brennholz, die typische Keffiya als Kopftuch, sowie Chonchinis-Milch gegen Sonnenbrand, und je eine Antidot-Salbe auf Kräuterbasis gegen Schlangen- und Skorpiongifte.

Am Rande der Khôm

Dann machten sie sich mit dem ersten Licht der Sonne weiter an die Verfolgung, gen Südwesten über die schwarz basaltene Bücke über den Mhanadi. Sie passierten einen Ort namens Madrash und erfuhren von den Bewohnern, dass der Gesuchte den alten Weg genau in Richtung Wüste genommen hatte. Er musste wahnsinnig sein. Man sagte, dass die Wüste das Diamantene Sultanat vom Bosparanischen Imperium trennte. War das sein Ziel? Oder wollte er in Richtung des Emirates Elem? Tanis konnte seiner frischen Fährte mühelos folgen. Die Landschaft war noch recht hügelig und sie sahen die weiten Ausläufer der Khômberge, die die Wüste von den fruchtbaren Feldern des Balash trennten. Sie fanden einige Tulma-Knollen, die der Hauptbestandteil des tödlichen Tulmadron-Giftes waren, das Iliaka sich von Siranya brauen lassen wollte, sobald sie alle Zutaten zusammen hatte.
Am nächsten Tag verbrachten sie ihre letzte Rast außerhalb der Khôm in einem namenlosen Dorf, wo man ihnen argwöhnisch begegnete, aber sie immerhin in einem Stall nächtigen konnten.
Karim erzählte von einer Legende, die er von den Kleinwüchsigen und einem Alben gehört hatte. Diese behaupteten, dass anstatt der Wüste dort einst ein riesiger Dschungel gestanden habe, doch der Goldene Drache soll ihn mitsamt seinen Bewohnern - schuppigen Echsenmenschen - entrückt haben. Der Waffenmeister schien seine Geschichte aber selbst nicht so richtig zu glauben.

Die Wüste Khôm

Mit jeder Meile hatten die Totgesagten das Gefühl, dass es wärmer wurde. Der Wind, den sie am Morgen noch als kalter Hauch um die Wangen wahrgenommen hatten, war nun von der Wüstensonne aufgeheizt und blies nun unangenehme heiße, sandige Windstöße in deren Gesichter, die sie spätestens jetzt mit den Kopftüchern bedeckten. Er trocknete deren Kehlen und bedeckte die Haut mit einem feinen rötlichen Sandschleier. Die Augen brannten, wenn sich Sandkörner darin verirrt hatten und reiben machte es nur noch schlimmer. Nachts machte der Djinn Bekanntschaft mit dem ersten Wüstenskorpion, den er bei seiner Wache aufspießte und gewann so eine weitere Zutat für Iliakas Gift.
Der Boden unter ihren Füßen wechselte nun stets zwischen heißen Geröllfeldern, Sand und noch mehr Sand - und unzähligen Trugbildern, die wohl der Ursprung des Dschungelmärchens waren. Mal sahen sie flimmernde Illusionen von Bäumen in der Ferne, mal von Wasser. Schon bald folgten ihnen ein ganzes Dutzend Bestien, die ihren Namen von der Wüste selbst hatten - Khorambestien! Aber Tanis schreckte sie mit einem Massenblendzauber ab, und schlug sie so kurzerhand in die Flucht. Der Alb folgte der Fährte, die jetzt durch den Wind der Wüste mehr und mehr verweht wurde, bis zu einer Oase inmitten eines großen Geröllfeldes, nahe der Ausläufer der Berge. Die Oase hatte eine dreieckige Grundfläche mit einem kleinen See in der Mitte. Nachdem der Alb eine Speikobra mit einem seiner Pfeile regelrecht an den Boden nagelte, war die Wasserstelle frei. Sie tranken ausreichend und versuchten diese verdammten Halluzinationen aus ihren Köpfen zu bekommen. Besonders Siranya hatte die Hitze zu schaffen gemacht, auf die sie sehr empfindlich reagierte.
Die Winde der Wüste hatten die Spuren nun vollends verweht, so dass nur noch Schimmer, der machtvolle Tiervertraute Siranyas, der Fährte folgen konnte. Ohne den Sonnenluchs hätten sie an dieser Stelle aufgeben müssen.
Die Sonne brannte heiß und unerbittlich. Ohne die Oase wären sie spätestens jetzt verdurstet. Ihre Brote für die ersten Tage waren bereits aufgebraucht, so dass die Helden der Geschichte sich nun mit Hirse zufriedengeben mussten. Sie litten also keinen Hunger - nicht so die Bestien, die ihnen weiter gefolgt waren und sich nun wieder aus dem Hinterhalt auf sie stürzten!
Die Khorambestien entsprangen wohl einem schwarzmagischen Gezücht, denn sie waren eine Kreuzung aus Wildkatze, Wolf und Hund. Ihre Mäuler starrten vor Zähnen und sie waren gar hässlich anzusehen, aber das grausigste an den Bestien waren die Töne, die sie von sich gaben: Bald Fauchen, bald Heulen war es zugleich, was sie vernehmen lassen, als sie in dieser Abenddämmerung wieder angriffen. Der folgende Kampf würde keiner der Helden bis zu seinem Tod je vergessen. Ein Dutzend hungrige Monster gegen ein halbes Dutzend verdurstende Helden. Zähne und Klauen gegen Heldenmut und Stahl. Der heiße Sand getränkt in warmes Blut. Die Bisse der Monster verursachten schmerzhafte Wunde. Noch nicht einmal die Hälfte der Bestien war besiegt, als Siranya direkt in die Kehle gebissen wurde und mit dem Monster auf ihr zu Boden ging! Kurz darauf wurde auch Bagiraj von zwei Khoramsbestien zugleich kampfunfähig in die Knie gezwungen. Der Schattenkrieger vollführte einen Befreiungsschlag gegen seine beiden Tiere und eilte der Tochter der Satu zu Hilfe, indem er die Bestie auf ihr einen Todesstoß versetzte. Schimmer verbiss sich derweil regelrecht in eines der Tiere und stand so der Hexe bei.
Die beiden Monster bei Bagiraj ließen nicht von diesem ab, sondern versuchten ihn bei lebendigem Leib zu fressen und Stücke aus seiner Brust heraus zu reißen. Iliaka und Tanis waren beide ihrerseits mit ihren Gegnern beschäftigt. Mermydion zerschmetterte seine beiden Bestien mit einem Hammerschlag nach dem anderen und stapfte an die Seite des Wurmbezwingers. Tanis hatte eine seiner Bestien gleich mit zwei Pfeilen gespickt, so dass diese heulend das Weite suchte. Ein weiteres der Monster tötete er mit seinem gefältelten, stählernen Sichelschwert um danach ebenfalls Bagiraj zur Seite zu stehen. Kurze Zeit später hatten die Totgesagten den blutigen Kampf für sich entschieden und nur zwei der Khoramsbestien waren schwer verletzt entkommen.
Der Djinn kümmerte sich um Siranyas Kehlenbiss - Karim ibn Madli al’Ahjan hatte ihr Leben mit seinem schnellen Eingreifen gerettet - blieben noch die Leben der anderen. Iliaka füllte zwei Schank vom Blut der Khorambestien in eine Phiole und hatte nun drei von vier Zutaten für das tödliche Tulmadron-Gift. Blieb nur noch Urin - wofür auch ihr eigener in Frage kam. Sobald es der Hexe wieder besser ging, und sie zurück in Khunchom wären, würde sie die Hexenschixe mit der Giftmischerei beauftragen. Mit diesem Gift würde sie wahrlich die beste Assassinin in der Hauptstadt des Diamantenen Sultanats.
Karim verbrannte die Körper der Khoramsbestien und berichtete, dass man für jedes der rußgeschwärzten Gebisse ein Kopfgeldprämie von 30 Shaykhal bekam, woraufhin er sich zusammen mit dem Alb daran machte die Trophäen vom Leib der Tiere zu trennen. Er erzählte aber auch, dass es öfter vorkam, dass man einen Khoramsbestientöter und Überbringer von solchen Trophäen aus der Oase oder der Stadt vertrieb, da man sich vor den Krankheiten fürchtete, die diese übertrugen, darunter Rascher Wahn, Schlachtfeldfieber, oder gar die Tollwut. Dank der anschließenden Wundversorgung und Säuberung durch den Djinn kam es aber den Göttern sei Dank, nicht dazu. Vielleicht hatten sie auch einfach nur Glück...

Der Elemer Spion II

Nach nun insgesamt fünf Tagesreisen durch die Wüste, erreichten sie nach einem weiteren Gewaltmarsch den nördlichen Rand eines gewaltigen begehbaren Salzsees - der Cichanebi-Salzsee, den Karim auch unter der Bezeichnung Chssh’Zssn kannte. Ab hier begann das Emirat Elem, die einstige Heimat von Bagiraj. Der Salzsee, war überzogen von Geysiren und Treibsandfeldern, denen Tanis fast zum Opfer gefallen wäre. Nun hatte auch Schimmer die Fährte in dieser salzigen Einöde verloren.
Der Alb konnte jedoch in der gut überschaubaren Ferne mit seiner herausragenden Sicht etwas erkennen, das dort am Boden lag. Nur eine weitere Halluzination, oder vielleicht eine weitere Spur? Eine halbe Stunde später hatten sie endlich die Stelle erreicht, die keine Halluzination gewesen war. Ein schauriger Kampfplatz erwartete sie. Überall Blut auf dem salzigen Untergrund und eine einzelne entstellte Leiche in dunkler Lederpanzerung. Seine Waffen, ein Langschwert und ein Langdolch passten genau auf die Beschreibung, die sie vom Wesir des Wissens erhalten hatten. Das Gesicht jedoch war regelrecht vom Schädel gerissen oder gefressen und nicht mehr erkennbar. War das der Gesuchte? Oder war das lediglich jemand, den sie für diesen halten sollten? In seiner Tasche fanden sie sogar einige Tontafeln, die mit tulamidischen Zeichen versehen waren, die jedoch keiner der Gruppe entziffern konnte. Genauso gut könnte sonst was auf den Tafeln stehen. Die Totgesagten beratschlagten und einigten sich darauf, dass sie kein Risiko eingehen wollten, falls man sie hier auf eine falsche Fährte locken wollte. Tanis kauerte sich auf dem Boden zusammen und sprach: „A'dao valva iama...“ und dann wurden seine Worte unverständlich, denn er verwandelte sich vor den Augen seiner Gefährten in sein Seelentier - den Sturmfalken! In dieser Zaubergestalt flog er hoch über den Salzsee gen Süden und versuchte jemanden oder etwas auszumachen, für den Fall dass man sie in die Irre führen wollte. Die anderen ruhten sich derweil ein wenig aus und lauschten Karims Erzählungen über den Salzsee.
Plötzlich wurden sie von der Schreckensgestalt einer großen Chimäre überrascht! Eine widernatürliche Mischung aus Mensch, Löwe und Skorpion - ein Mantikor, die ‘Krönung der Chimärologie’. Auf einem muskulösen Sandlöwenkörper saß ein Männerkopf mit großem hässlichen Maul, das mit drei Reihen messerscharfer Zähne bewehrt war. Statt eines Löwenschweifs wuchsen gleich zwei Skorpionschwänze aus dem Körper des Monstrums. Die menschlichen Züge schienen zu überwiegen, denn es sprach die Totgesagten sogar auf Tulamidisch an! Der Mantikor schlug vor gegen einen von ihnen anzutreten, diesen zu töten, und den Rest zu verschonen. Er verlangte nach einem wilden und guten Kampf, andernfalls würde die Chimäre einfach alle töten und niemanden ziehen lassen. Karim bot sein Leben für das der anderen, aber Hammer verneinte und befahl allen den Angriff! Die menschlichen Züge wichen der gnaden- und seelenlosen Kälte des Skorpions. Die große Chimäre sprang den fetten Cyclopaer an, biss ihm in den Oberarm und riss ihn mit diesem Angriff regelrecht zu Boden. Beide Skorpionschwänze stachen zu, schafften es aber nicht die schwere meisterliche Kettenpanzerung des Waffenschmieds zu durchdringen. Bagiraj trank den Heiltrank, den er vom Wesir erhalten hatte, während die Meuchlerin und der Schattenkrieger von der Flanke angriffen und ihre Klingen tief in das Fleisch des Ungeheuers trieben. Siranya spuckte ihre Hexengalle direkt in den Rachen des Mantikors und hetzte ihren Vertrauten daraufhin auf die Chimäre, der dem Monster auf den Rücken sprang und seine Krallen in deren Fell schlug. Der Mantikor richtete jetzt seine beiden Schwänze auf die beiden Angreifer an den Flanken und erwischte Iliaka. Doch das Lähmungsgift zeigte bei der Mörderin kaum Wirkung, die Resistent gegen alle Blut- und Waffengifte war. Mermydion erwehrte sich erst gar nicht der Bisse und Prankenhiebe, sondern setzte all seine Kraft in einen gewaltigen Angriff - der traf! Sein Kriegshammer aus Zwergenstahl zerschmetterte den Torso des Sandlöwenkörpers und brach alle Knochen, die er fand. Mit einem lauten und letzten Brüllen starb das Wesen und brach direkt über ihm zusammen, so dass seine Gefährten ihn erst mal total blutbesudelt unter dem Leib der Chimäre hervorziehen mussten.
Tanis kehrte in Gestalt des Sturmfalken zurück, und erklärte, dass er keine einzige Menschenseele auf dem riesigen, fast achtzig Meilen durchmessenden Salzsee entdeckt hatte. So konnten sie sicher sein, dass es sich bei dem Leichnam wirklich um den Richtigen gehandelt hatte. Sie packten die Tontafeln ein und machten sich in der Hitze der Khôm auf den mindestens genauso langen Rückweg nach Mherwed, von wo aus sie auf dem Mhanadi zurück nach Khunchom fuhren, um dem Wesir die Tontafeln mit den wichtigen Informationen darauf zurückzugeben. Dieser dankte der Heldengruppe und überreichte ihnen das versprochene Artefakt - ein Heilamulett, dem die Heilkraft von fast drei Einbeertränken innewohnte. Er erwähnte auch, dass er sie am Hofe weiter empfehlen würde (SO +2). Auch Zert’Zul gratulierte seinen Kampfgefährten, die ohne ihren Anführer erfolgreich waren, während er einen weiteren Kampf gegen neun Kreaturen in Folge, in der Arena siegreich bestritten hatte. Mittlerweile hatte er sein Kampftalent zu einer wahren Waffenmeisterschaft im Umgang mit seiner Schlachtkette verbessert. Hier in Khunchom hasste man ihn aufgrund seiner Herkunft, aber man liebte es, ihm beim Töten in der Arena zuzusehen. Er war nun mehr als bereit Palinor Trevus, dem Meuchler und Verräter, gegenüberzutreten. Die Zeit seiner Rache schien in greifbare Nähe zu kommen, der Diamantene Sultan Alef-Faizal musste ihn und die Totgesagten nur noch zu ihm vorlassen...
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 28.11.2018 12:32, insgesamt 3-mal geändert.
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[MI] Dunkle Zeiten Spielberichte - "Helden der Geschichte"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

26. Spielabend: Krieg in den Schatten II

Schlinger, Tiermonat der Tulamiden im Jahre 4 Alef-Faizal, dem 961. Jahr nach Horas' Erscheinen (531 v. BF)

Bagiraj wartete an einer schattigen Ecke in einer Seitengasse Yol’Tulams, in Khunchom. Seinen ‘Kunden’ erkannte er schon von weitem, da sich dieser verstohlen umblickte und sich dann dem Piraten näherte. Wie vereinbart übergab er diesem unbemerkt eine Uncia Schwarzer Pfeffer, ein Rauschkraut aus Zithabar, und erhielt dafür 10 Shaykhaler Silbermünzen, die zu einer Kette aufgefädelt waren. Sein Handel mit dem Rauschkraut lief gut. Da Bagiraj selbst von tulamidischer Abstammung war und ihm die Kultur vertraut war, auch wenn er aus dem Emirat Elem kam, das zum Sultanat gehörte, vertrauten ihm die Menschen von Yol’Tulam. Die Erfahrungen, die er vor vielen Jahren in diversen Küstenstädten mit Schmuggelgeschäften gesammelt hatte, kamen ihm nun zu Gute. Unweigerlich musste er an die ‘Tarantel-Assassinen’ denken, die ihn seit seinem Traumpulver-Diebstahl damals jagten. Aber laut Siranya waren über 30 Jahre vergangen, als sie die Dunkle Pforte passiert hatten. Ob sich der Herr der Taranteln immer noch an ihn erinnerte? Wahrscheinlich war er schon lange Tod und seine Häscher, sofern diese noch lebten, hatten ihn aufgegeben. Andererseits war er sich da nicht wirklich sicher, egal wie sehr er sich das versuchte einzureden. Er hatte von Auftragsmördern gehört, die ihre Opfer selbst noch nach einem halben Dutzend Jahren aufgespürt, beseitigt und dafür umso mehr Ruhm erlangt hatten. Der neue Horas des bosparanischen Reiches Olruk II, hatte sie zwar ‘totgesagt’, und gar verbreitet, dass man sie ergriffen und hingerichtet hätte, aber ein wirklich talentierter Meuchler hätte sicherlich herausgefunden, dass die Sonnenlegion auch nach ihrem angeblich Tod noch immer nach ihnen suchte. Im Grunde waren sie hier im Diamantenen Sultanat aber für all ihre Häscher unerreichbar. Die Wege nach Terra Tulamidia waren nur ganz wenigen abenteuerlichen und wahnsinnigen Fernhändlern bekannt. Ihm fiel auch noch ein weiterer Feind ein, den sie sich damals gemacht hatten - der Dunkelzwerg. Lange vor den Ereignissen in Neetha hatten sie den dunklen Hort, des Zwerges in dessen Abwesenheit geplündert, und sein Hausmonster getötet. Man sagte, dass Zwerge viele Menschenleben alt werden konnten...
Gedankenverloren merkte der Wurmbezwinger dennoch, dass ihm jemand folgte! Oder bildete er sich das nur ein? Er konnte kein Risiko eingehen, und lauerte seinem Verfolger hinter der nächsten Ecke mit vorgehaltenem Säbel an der Kehle auf. Die Kapuze tragende Gestalt zischelte ihm mit gespaltener Zunge etwas Unverständliches entgegen und zog einen Krummdolch, den der Fremde ihm daraufhin tief in den Oberschenkel rammte. Der Seefahrer machte kurzen Prozess mit dem verfluchten Echsenmensch und schnitt ihm kurzerhand die Kehle durch. Kurz darauf bedauerte er auch schon, diesen nun nicht mehr nach seinem Auftraggeber fragen zu können. Aufgewühlt und noch aufmerksamer als sonst machte er sich mit Schmerzen auf den Rückweg zu ihrem neuen Hauptquartier und gabelte unterwegs Tanis auf, der für heute seine Arbeit in der Bognerei in der Gasse der Kunsthandwerker beendet hatte.
Auch Zert’Zul und Siranya kamen gerade von der Dracheneischule der Mudramulim zurück, wo sie für Tanis Nachforschungen angestellt hatten, die aber nun die Mudramulim auf ihren Glyphen-Diebstahl aufmerksam gemacht hatten. Sie hätten es besser dabei belassen sollen, aber der verfluchte Djinn hatte den Hals ja nicht voll genug bekommen können und wollte unbedingt den Preis für solche Amulashtras, den geheimen Arkanoglyphen der Mudramulim wissen. Die Tochter der Satu sah ihre Freundschaft mit dem alten Haschid ibn Raschtafar gefährdet. Sie hatte von dem Diebstahl nichts gewusst und überlegte ernsthaft diesem die Wahrheit zu sagen, und ihre Gefährten dazu zu überreden, für ihre Glyphen noch nachträglich zu bezahlen.
Der Gladiator und die Hexenschixe trafen kurz vor ihrem Unterschlupf den Glücksritter und den Djinn, der direkt von Siranya zur Rede gestellt wurde. Ein Gespräch, das aber zu nichts führte. Wie auch immer, das letzte Wort in dieser Angelegenheit war noch nicht gesprochen. Sie hatte erwähnt, dem Alb den erbeuteten Steinmungo zu schenken, den sie in der Schatzkammer der Hascharra gefunden hatten, aber davon nahm sie nun Abstand. Bagiraj sprach bei dieser Gelegenheit auch noch kurz den Achaz-Verfolger an, den er kurz zuvor beseitigt hatte, aber im Grunde war das nichts Besonderes. Wahrscheinlich hätte er auch gar nichts gesagt, wenn der Alb nicht nach seiner Beinverletzung gefragt hätte. Die Totgesagten waren das Töten gewohnt und verloren langsam aber sicher den Überblick über ihre Feinde, solange die Mächtigen überwogen, die sie sich zu Freunden gemacht hatten.
Als die vier Helden am ehemaligen Hauptquartier der Hascharra ankamen, bot sich ihnen ein Bild der Zerstörung. Irgendetwas sehr Großes war durch ihre westliche Lehmwand gebrochen und hatte eine klaffende Öffnung hinterlassen. Sie traten durch die Öffnung in den Stall, in dem noch einige verschreckte Schafe und Hühner hockten. Eines der armen Schafe schien wie von etwas großem zertreten. Die Blutspur führte durch die doppelflüglige und auch einzige Tür in den luftigen Innenhof. Dabei schien diesem ‘Etwas’ die doppelte Tür nicht ausgereicht zu haben, denn auch der obere Türrahmen war durchbrochen. Im Lichthof lag eine der Säulen, die den Balkon darüber trugen, zerschmettert danieder und auch sonst waren weitere Kampfspuren zu erkennen. Im Hof standen Hammer und der tulamidische Schattenkrieger, die das Geschehene wohl ebenso wenig fassen konnten, und wohl kurz vor ihnen angekommen waren. Hastig durchkämmten sie ihren halb zerstörten Unterschlupf, fanden jedoch keinen Eindringling. Neben einigen Schafen und Hühnern fehlte aber auch Iliaka, die den Unterschlupf bewacht hatte! Die Spuren deuteten darauf hin, dass sie der Eindringling überwältigt und verschleppt hatte. Gestohlen wurde seltsamerweise nichts. Bagiraj erzählte von dem Achaz, der ihn verfolgt hatte, woraufhin Karim eine dunkle Ahnung kam.
Er erzählte den Totgesagten vom Krieg in den Schatten der im Geheimen, zwischen den Schattenkriegern des Feqz und den Echsensöldnern Khunchoms, tobte. Er erzählte von ihrem Hass aufeinander. Immer wieder kam es zu blutigen Vorfällen zwischen den verfeindeten Gruppen, wobei beide Seiten versuchten, die andere zu provozieren, damit diese etwas Unüberlegtes tat. Ein Krieg, der Verborgen vor den Augen der Öffentlichkeit stattfand. Wie es aussah, hatte er seine Retter unweigerlich in die Fehde zwischen den Schattenkriegern und Echsen hineingezogen.
Die Geschuppten hatten Karim gedemütigt, indem sie Iliaka entführt hatten. Sie würden die Meuchlerin solange festhalten, bis er den wahnsinnigen Versuch unternehmen würde, sie zu befreien. Und sie wussten, dass er bei diesem Versuch sterben würde, sollte er dies allein versuchen. Genauso wussten sie offenbar von seiner Lebensschuld, und dass er keine andere Wahl hatte. Aber etwas passte nicht ganz. Der Eindringling musste mindestens drei bis vier Schritt groß gewesen sein. Aber die größten humanoiden und intelligenten Echsen die er bisher gesehen hatte, waren Marus, die aber nicht größer als zwei Schritt wurden. Hatten sich die Geschuppten einem bisher unbekannten Verbündeten bedient? Seine Befürchtung behielt der Tulamide für sich.
Die Totgesagten waren sich sehr schnell einig, dass sie ihre Gefährtin, die sie sogar schon vor Gratia Lapis begleitet hatte, befreien würden, auch wenn das Ganze in einem Al’Veranskommando enden würde.
Karim ibn Madli al’Ahjan erzählte von einem uralten Echsenwesen das nur unter dem Namen Shon’mi Nessh bekannt war. Diese Echse war Gerüchten zu Folge, der religiöse und magische Führer aller Geschuppten im Khunchomer Umland. Die Schattenkrieger vermuteten das Nest an einem der Arme des Mhanadi in einem dunklen und uralten Zikkurat. Er kannte den Weg.
Schnell war alles Wichtige zusammengepackt, darunter auch noch ein zusätzlicher Heiltrank des Wesirs, den sie in Iliakas Gemach gefunden hatten. Die Totgesagten waren bereit zum Aufbruch. Und Zert’Zul brannte auf Rache.

Das Nest

Nach einem anderthalb Tage andauernden Gewaltmarsch ohne Schlaf, waren die Streiter endlich am Ziel ihrer Reise. Nur Sakis war zurück geblieben, womit er eigentlich nur unterstrichen hatte, dass er nicht wirklich zu den Totgesagten und ehemaligen Tyrannenmördern gehörte. Er fürchtete wohl einfach bei diesem Kommando zu sterben - zu Recht!
Das ausgedehnte Bewässerungssystem des Sultanats Khunchom war hier an einem unbenannten Seitenarm des Mhanadi total verwildert. Da der Fluss das Land zwischen Rashdul und Khunchom zweimal im Jahr überflutete, gab es kaum Straßen. Fast der gesamte Transport- und Reiseverkehr fand auf Flussschiffen statt. Das düstere Zikkurat, aus schwarzem Basalt, das etwa zwei Dutzend Schritt vom Ufer entfernt aus dem Sand ragte, wirkte sehr bedrohlich und wurde sicherlich von allen Reisbauern der Umgebung gemieden und aus irgendeinem Grund vom Diamantenen Sultan geduldet. Die Grundfläche des Zikkurats, maß etwa fünfzehn auf fünfzehn Schritt und lief oben immer spitzer zu. Die dunkle Spitze, in etwa gleicher Höhe war etwa drei Schritt darunter von schwarzen seitlich abstehenden weiteren Spitzen ringsum ‘gekrönt’. Die Totgesagten hatten schon einmal in ihrer ehemaligen Provinz Kababia, in Abbadom, unter den Ruinen eines Klosters oder Tempels, den Eingang in ein versunkenes und verlassenes Zikkurat entdeckt, und dort eine Meisterchimäre getötet. Aus Erfahrung wussten sie, dass man niemals mit Sicherheit sagen konnte, wie weit eine solche Pyramide in die Tiefe reichte. Selbst Abbadom hatten sie damals nicht komplett erforschen können. Selbst Cereborn Ceroda, der Grabräuber, musste damals eingestehen, dass er den tödlichen Fallen damals nicht gewachsen war. Aber seit damals war viel Zeit vergangen und sie hatten gar die Räume der Prüfung und die Fran-Horas-Grotten überlebt - alle, bis auf Racalla und Cereborn, die jetzt in der Tiefe ohne Grab verrotteten.
Karim berichtete, dass die Krieger des Feqz bisher noch keinen Eingang in das uralte Bauwerk finden konnten, und dass sie es schließlich aufgegeben hatten, nachdem einer der Ihren hier spurlos verschwand. Aber wie sollten sie auch, der einstige Haupteingang lag sicherlich unter Tonnen von Sand verborgen. Sie erinnerten sich jedoch, dass es auch schon in Abbadom einen zweiten Ein- bzw. Ausgang gab, der in ein nahes Gewässer mündete. Ein ebensolches war einen halben Steinwurf vom Zikkurat entfernt. Bagiraj, die Wasserratte meldete sich freiwillig, das Ufer des Mhanadi-Seitenarmes abzutauchen. Er wusste, dass diese ‘Dinger’ voller Juwelen, Gold und alten Geheimnissen waren. In Abbadom hatten sie damals eine ganze Halle gefunden, wo sie die Edelsteine aus den Wänden puhlen konnten. Sich abermals fette Beute versprechend, tauchte er unter und nahm dabei seinen Elemer Säbel kampfbereit zwischen die Zähne. Und wirklich - eine halbe Stunde später hatte er Glück. Ein Unterwasser stehender Tunnel führte direkt in Richtung des dunklen Bauwerkes, an dessen Ende er über der trüben Wasseroberfläche einen Lichtschein sah. Da er aber allein nicht wagte aufzutauchen, da er einen Hinterhalt vermutete, tauchte er zurück, und sagte den anderen Bescheid, die sich nun ebenfalls auf den Tauchgang vorbereiteten.
Es kam nur leichte Rüstung in Frage wie Zert'Zuls Gladiatorenschulter oder Tanis’ meisterliche Kettenweste. Mermydion schreckte aber davor zurück in das warme Nass zu steigen - auch ohne seine komplette Kettenpanzerung. Er entschied sich ihnen den Rücken hier draußen frei zu halten und übergab Zert’Zul seinen Heiltrank, der die Wüste überdauert hatte. Wenn sie nach mehr als vierundzwanzig Stunden nicht zurück wären, solle er nachkommen oder nach Khunchom zurückkehren, es lag bei ihm.
Der Djinn beschwor ein magisches Licht, das ihnen auch Unterwasser leuchtete und ihnen wie ein Irrlicht folgte. Als nächstes verlieh er dem Trollzacker die Stärke eines Ogers und sich selbst die Konstitution eines Bären. Beide Zauber würden zwei Stunden anhalten, ohne dass er sich darauf konzentrieren musste. Die Hexe tat es ihm gleich und verlieh sich ebenfalls eine größere Zähigkeit, auch wenn diese nur halb so lange anhalten würde. Dann tauchten sie alle unter, wobei sich das Hexenweib am Wurmbezwinger festklammern musste, da sie als einzige nicht schwimmen konnte.
der Alb hoffte, dass sein Bogen, durch das ölgetränkte Tuch nach dem Tauchgang noch Einsatzfähig war, aber das Glück war nicht auf seiner Seite.

Ebene I - Eingangsraum

Die Totgesagten tauchten über eine Treppe nach oben in einem etwa sechs mal vier Schritt messenden Raum auf, der durch milchig weißes Licht von schimmernden Dämmerflechten zwielichtig erhellt war. Die Treppe über die sie aufgetaucht waren, war sehr breit und links und rechts brannten sogar zwei Fackeln, die in bronzenen Fackelhaltern steckten. Man hatte sie also erwartet. Linkerhand führte eine engere Treppe in die Tiefe und vor ihnen führte ein mit bronzenen Plättchen ausgelegter Gang geradeaus weiter. Einige Schritt vor ihnen erwartete sie eine wenig Vertrauen erweckende Gestalt, die in einen Kapuzenumhang gehüllt war. Die Augen des Fremden waren Reptilienhaft, auch wenn die Gesichtshaut schuppenlos war. Auch ein Schwanz war nicht zu sehen. Zischelnd wurden sie begrüßt.
Der Halb-Achaz versuchte sie abzuschätzen und zeigte, dass er nicht bewaffnet war. Er wollte reden. Er erzählte ihnen, dass es noch nicht zu spät für sie war umzukehren oder unglaublicher noch - sich ihnen anzuschließen! Das Halbblut erzählte von verlockenden uralten echsischen Geheimnissen und genauso alten Zaubern. Er bestätigte sogar, dass die Meuchlerin in ihrer Gewalt war, und dass sie diese sofort gegen den Schattenkrieger austauschen würden. Die Gestalt erzählte ihnen vom Echsenparadoxon und dass ihre eigenen Menschen-Herrscher trotz ihres Echsenhasses mit ihnen anbändelten und um ihre Geheimnisse buhlten - darunter auch der Diamantene Sultan. Sie mussten es ihren Herrschern nur gleichtun, dann würden sie erfahren, was wahre Macht und Wissen bedeutet. Zert’Zul hatte genug gehört, und ihm war nun auch klar, warum man die Echsensöldner in Khunchom duldete. Der Knochenbrecher machte einen Ausfallschritt nach vorn und schwang seine Schlachtkette im Halbkreis in Richtung des Redners. Dieser versuchte noch sich wegzudrehen und mit einem Satz über die Treppe nach unten zu entkommen, aber die stählernen Dornen fraßen sich in dessen Rückgrat und beendeten sein Leben mit nur einem Hieb! Dann stürmten sie die neue Treppe vor ihnen hinunter

Ebene II - Brutkammer

Die Temperatur hier im Inneren war noch höher als außerhalb des Zikkurats. Der Schweiß rann ihnen innerhalb weniger hastiger Schritten über den Körper. Sie hörten weibliche, verzweifelte Schreie, die aber nicht von Iliaka stammen konnten, da ihre krächzende Stimme unverwechselbar war. Die ebenfalls von Dimmerflechte beleuchtete, etwa vier Schritt hohe Halle, bot ihnen ein gar schreckliches Szenario. Vier nackte und geschundene tulamidische Jung-Frauen waren auf ebenso viele steinerne Altäre gefesselt, während sich vier von sechs anwesenden widerwärtige Krötenechsen an ihnen vergingen - in einer Stellung wie es nur Tiere taten. Zwei der Tulamidinnen waren offensichtlich bereits hochschwanger und wohl dazu verdammt deren Brut auszutragen. Die unsäglichen Peiniger selbst waren äußerst kräftig und untersetzt. Ihre Haut war geschuppt und ihr Kopf erinnerte an den einer Kröte. Die gedrungenen, fetten Körper endeten in stämmigen kurzen Beinen und die Füße wiesen Schwimmflossen auf. Über ihrer natürlichen Schuppenhaut trugen die meisten von ihnen einen zusätzlichen Lederharnisch und Speere oder Säbel in ihren Händen. Ein etwas größerer viele Narben aufweisender Krakonier in einer Fischhautrüstung und mit Dreizack bewaffnet ließ von seiner schreienden Gefangenen ab, deutete wie entrückt auf die Eindringlinge und befahl den anderen Geschuppten den Angriff. Die Worte die der Krakonier dabei gluckste ähnelten dem Rssah, das sie schon von anderen Echsensöldnern in Khunchom gehört hatten, nur annähernd. Die einzigen Worte die sie verstehen konnten waren ‘Mürbhäute’, womit wohl sie gemeint waren, und Charyb’Yzz, der Name einer Gottheit, den sie schon einmal aufgeschnappt hatten.
Zert’Zul war fest entschlossen diesem ‘Treiben’ ein Ende zu setzen und stürmte mit fliegender und dornenbespickter Stahlkugel voran, direkt auf zwei der Krakonier zu, die seinen Angriff jedoch schlagartig mit vorgehaltenen Speeren stoppten und nun wild auf ihn einstachen. Bagiraj stürmte auf einen nahe der Treppe stehenden nackten Geschuppten und hieb diesem seinen gefältelten Elemer Säbel tief in den fetten Leib, so dass dieser auf ein Knie herabsackte. Karim sprang auf einen der steinernen Altäre - mit dem rechten Fuß zwischen den Beinen einer Tulamidin stehend, und mit dem linken Fuß neben deren Kopf. Von dieser erhöhten Position aus ließ er seine Säbel einen tödlichen Tanz vollführen, während er seinen Gott Feqz anrief. Siranya hetzte ihren Sonnenluchs, der ebenfalls mit ihr in dieses Nest getaucht war, in die Reihen der Feinde, während sie selbst einen Zauber vorbereitete. Der Krakonier in Fischhautrüstung griff nun ebenfalls in den Kampf ein, und stellte sich Zert’Zul, dem größten aller Eindringlinge entgegen, der nun mit drei Gegnern zu kämpfen hatte. Der Dreizack verletzte ihn am linken Bein, wo aber seine Schuppenbeinpanzerung den Großteil der Wucht auffing. Der Trollzacker ließ seine Schlachtkette in einem Befreiungsschlag rotieren, der die drei Feinde zwar nicht traf, aber diese immerhin etwas zurückweichen ließ. Der Schattenkrieger, der hier seinen Erzfeinden gegenüber stand, brüllte: „Ihr müsst sie genau zwischen Herz und Schulter treffen, dort liegt ihre verwundbarste Stelle!“ und vollführte dann einen Doppelangriff auf besagte Stelle. Der Geschuppte parierte einen der Säbel, doch der zweite traf sein Ziel und ließ ihn zuckend und röchelnd zu Boden gehen. Der Wurmbezwinger stürmte auf einen anderen Gegner, der es mit der einen Hand an seinen Gemächt und der anderen am Säbel auf ihre gutaussehende Hexe abgesehen hatte! Diese faltete ihre Hände, zog sie langsam auseinander, wobei sich zwischen den Fingerspitzen klebrige Spinnweben bildeten, und schleuderte das Spinnennetz direkt auf den verdammten ‘Lustmolch’, der sich mit jeder Bewegung nur noch weiter verstrickte. Der Alb stieß zu seinem Anführer und kämpfte mit diesem Rücken an Rücken. Dabei nahm der Djinn eine tiefe Kampfstellung ein, um nicht versehentlich von dessen Kettenwaffe getroffen zu werden, die nun einen der Speerträger zerschmetterte. Mit seinem Panzerarm wehrte er fast alle offensiven Angriffe der beiden verbliebenen Kröten ab. Ein weiterer Befreiungsschlag ließ die Kette erneut über dessen Kopf rotieren, wobei seine fast unparierbare Stahlkugel den Krakonier-Veteran erfasste, der in einem regelrechten Blutnebel zu Boden ging. Während der Djinn den dritten Gegner mit seinem Sichelschwert zerhackte, wich Bagiraj vor der Magie und dem Eingesponnenen, der sich an Siranya vergehen wollte, zurück. Die wütende Tochter der Satu zog nun ihren meisterhaften Dolch, mit dem sie vor langer Zeit einst über ein halbes Dutzend Hjaldinger im Schlaf abgestochen hatte, und messerte so lang auf dem Wehrlosen ein, wobei sie zwar nicht unbedingt die Stelle zwischen Herz und Schulter traf, aber ihre Angriffe zeigten auch so Wirkung. Die Hexe stach sich regelrecht in Rage und ‘kümmerte’ sich auch noch um den nackten Krakonier, der Kampfunfähig am Boden kniete. Schimmer, ihr machtvoller Vertrauter kam ihr zu Hilfe und schloss sich dem Blutrausch der Eigeborenen an. Sie ließen keine der Kröten am Leben. Das Blut floss in Strömen.
Tanis befreite die vier Tulamidinnen, und wurde von dem was nun geschah vollkommen überrumpelt. Siranya stach einer der beiden Schwangeren direkt in dem Bauch und schnitt die unheilige Brut ohne zu zögern aus deren Leib, wobei die Tulamidin elendig verblutete. Dann wandte sie sich der zweiten Hochschwangeren zu, drängte den Alb zur Seite, der sich ihr mit seiner Waffe entgegen stellen wollte, und rammte auch dieser ihren Dolch in den Bauch. Tanis war wie gelähmt vor Entsetzen. Das blonde Haar, der Hexe war rot von Blut, und auch ihre spärlichen Kleider waren Blutgetränkt. Die Rasende öffnete auch deren Leib gewaltsam, griff mit ihrer Hand hinein, riss den Echsen-Fötus heraus und warf ihn hinter sich über die Schulter, Richtung Schimmer, der die hilflose Brut fraß! Doch wer nun mit offenem Mund dachte, dass die Hexen-Furie es dabei beließ, der irrte! Siranya die Blutige, wendete sich den vor Angst wimmernden beiden letzten Geschändeten Frauen zu, deren Bauch noch nicht gewölbt war, und stach auch diese grausig nieder! Zert’Zul war von der Entschlossenheit seiner Gefährtin regelrecht begeistert und rief während dem Gemetzel an den schreienden Tulamidinnen, sogar noch seinen Stiergott Rasrag an, während Bagiraj einfach nur verstört lachte. Tanis hingegen war total geschockt und erkannte Siranya nicht wieder. Die vergangenen drei Jahrzehnte hatten die einst unschuldige Hexenschixe verändert.
Das unsägliche Leid der vier entführten Frauen hatte in noch mehr Leid geendet. Ihre Seelen würden sicherlich niemals mehr Ruhe finden. In diesem Moment glaubte niemand daran, dass Siranya zögern würde, auch Iliaka zu töten, wenn die Echsen sie auf gleiche Art und Weise misshandelt hatten. Vermutlich hatte man sie weiter unten im Nest gefangen gehalten um den Schattenkrieger und dessen Begleiter tiefer die Verderbnis zu führen.

Ebene I - Seitenhalle

Die Totgesagten stiegen mangels eines weiteren Weges nach unten, wieder die Treppe nach oben und traten durch den mit bronzenen Platten belegten Gang, der aber seltsamerweise in einer Sackgasse endete. Ein Gang der ins Nichts führte machte keinen Sinn. Irgendwo musste sich ein geheimer Mechanismus befinden. Und wirklich - Tanis fand gleich zwei Geheimtüren, die gerade aus, oder nach Westen führten. Der Djinn wählte letztere Tür. Nach einem drei Schritt kurzen Korridor erreichten sie eine etwa vier mal fünf Schritt breite Seitenhalle, in der sich ihnen zwei fast nackte Achaz, mit echsichen Doppeläxten in den Weg stellten.
Diese schlankwüchsigen aber dennoch kräftigen Echsenmenschen hatten spitz zulaufende Köpfe und einen rudimentären Schwanz. Im Gegensatz zu den Achaz in Kababia, die in die Schlacht von Catobia eingegriffen hatten, zeigten diese hier keine grünliche Hautfarbe, sondern wiesen ein Schuppenkleid in dunklen und hellen quergestreiften Farbtönen auf. Ihr Kamm war auch nur wenige Finger hoch. Wohl einfach ein anderer Stamm - es war ohne Bedeutung.
Zert'Zul machte kurzen Prozess mit den eher unerfahrenen Echsenkämpfern und schritt wenige Augenblicke später über ihre zerschmetterten Leiber. Nicht gerade leise, aber effektiv. Eine weitere Treppe führte in die Tiefe.

Ebene II - Falsche Grabkammer

Die Helden traten in eine Kammer, die geringfügig kleiner war, als die Halle über ihnen. Vier geschlossene Sarkophage, jeweils einer auf linker und rechter Seite und zwei weiter hinten schräg positioniert, standen in der Grabkammer. Ein einzelner ungepanzerter Echsenmensch stand in Mitten des Raumes. Zert’Zul schritt mutig voran und geriet sogleich in einen vorbereiteten Hinterhalt! Fünf weitere Achaz mit ledernen Arm und Beinschienen und Doppeläxten sprangen hinter den steinernen Särgen hervor und attackierten die Eindringlinge. Bagiraj und Tanis hielten die Flanken gegen jeweils einen Angreifer, während Zert’Zul nach seinem Sturmangriff auf den Ungepanzerten, immer noch drei weiteren Feinden gegenüberstand, die von allen Seiten auf ihn einschlugen und ihn auch verletzten. Der Anführer der Achaz war gut durch einen leichten, bronzenen Schuppenpanzer zu erkennen, der dem Trollzacker ein kleines Wurfnetz entgegen schleuderte. Der Gladiator, der diese Art von Wurfwaffe, aber aus seinen Kämpfen in Arenen gut kannte, wich aber geschickt aus, so dass das Netz in die Leere ging. Siranya hetzte Schimmer unter die vorderen Echsenkämpfer, der einen der Feinde ansprang und für Verwirrung unter diesen sorgte. Spätestens als Karim, der Säbel-Waffenmeister mit seinen wirbelnden Klingen in den Kampf eingriff, änderte sich dieser zu ihren Gunsten. Tanis profitierte nun von seiner Kettenweste, die er schon seit über einem Jahr trug und konnte zeigen, was für ein Albenkämpfer in ihm steckte. sie töteten alle ihre Feinde und standen erneut bis zu den Stiefeln im Blut.
Nun widmeten sie sich vorsichtig den steinernen Behältern. Die beiden vorderen waren seltsamerweise einfach nur leer. Bagiraj jedoch fasste bei einem der Hinteren in eine verborgene Giftnadel. Kurz darauf ging er zuckend, mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden. Er war vergiftet! Siranya, die mittlerweile schon geübt war im Aufheben von Giften, wies die anderen an, den Seefahrer festzuhalten. Der immer noch ogerstarke Gladiator hielt seinen Gefährten ruhig an den Boden gepresst, während das Hexenweib mit zitternder Stimme ihren Zauber sprach und die Wirkung des Giftes mittels ihrer astralen Kraft aufhob - ein unersetzlicher Zauber im Diamantenen Sultanat, wo Vergiftungen offensichtlich häufiger vorkamen. Der Wurmbezwinger und der Knochenbrecher nahmen beide ihre Heiltränke, was zumindest ein paar ihrer Verletzungen und die Auswirkungen des Giftes heilte. Auch Tanis unterstützte mit seinen Heilzaubern. Bagirajs Truhe war ebenfalls leer. Ebenso wie die von Zert’Zul, der nur aufgrund seiner Panzerhand, einer weiteren Giftnadel entkam. Die gesamte Grabkammer war eine Falle und hatte den Echsen nur als Hinterhalt gedient. Verdammt sollten sie sein. Auch hier gab es keine Möglichkeit weiter in die Tiefe hinab zu steigen. Es blieb ihnen jetzt nur noch der zweite Geheimgang in der ersten Ebene.

Ebene I - Geheime Gänge

Wieder oben angekommen öffneten sie vorsichtig die letzte Geheimtür, in Verlängerung des Ganges mit den bronzenen Bodenplatten. Dahinter endete der geheime Gang schon nach drei Schritt vor einer massiven Wand. Der Boden lag voller schwerer Gesteinsbrocken, die hier vor langer Zeit aus der Decke gebrochen sein mussten. Eine Einsturzfalle, die glücklicherweise schon lange vor ihnen jemand ausgelöst haben musste. Und wirklich - sie fanden einen skelettierten Arm und einen menschlichen Totenschädel, die halb aus dem Gestein starrten. Der Eindringling damals war wohl nach dem Einsturz noch nicht ganz tot, und hatte vergebens versucht sich mit einem Arm Freizugraben, was wohl nicht gelang. Etliche Kratzspuren zeugten von einem langen und qualvollen Tot. Der Trollzacker, der immer noch unter der Wirkung des Stärkungszaubers lag, wuchtete einige der schweren Steine hoch, so dass die anderen die zertrümmerten Überreste des Toten bergen konnten. Anhand der halb verrotteten und verrosteten Ausrüstung erkannte Karim, dass es sich um den vermissten Schattenkrieger handeln musste, der vor Jahren verschwand. Möge Feqz ihm gnädig sein. Immerhin hatte er es bis dahin als einziger geschafft einen Eingang zu finden, auch wenn er nicht mehr die Gelegenheit hatte, davon zu berichten. An seinem Gürtel fanden sie noch eine stählerne Phiole mit unbekanntem Inhalt, die Siranya an sich nahm und bei Gelegenheit analysieren würde.
Nun waren sie aber auch mit dieser zweiten Geheimtür nicht weiter gekommen. Irgendetwas hatten sie übersehen. Es musste eine dritte Geheimtür geben, oder etwas Ähnliches, das den Weg weiter nach Unten ermöglichte. Fast eine Stunde lang suchten sie in der ersten Ebene die Eingangshalle, alle Korridore, die Seitenhalle und in der zweiten Ebene die Brutkammer und die falsche Grabkammer ab - vergebens. Jeder gewöhnliche Grabräuber hätte wohl aufgegeben, aber nicht so die Totgesagten.
Tanis konzentrierte sich auf seine Magie und verlieh sich die Augen eines Adlers und die Ohren eines Luchses. Dann machte er sich erneut auf die Suche nach einer versteckten Tür. In der Eingangshalle wurde er fündig, und entdeckte so einen dritten geheimen Durchgang nach Osten, der in einer Wendeltreppe nach unten endete.

Ebene III - Vorraum zur Grabkammer

Tanis hatte seinen Lichtzauber beendet. Stattdessen hatte der Wurmbezwinger eine Fackel entzündet, die nun gespenstische Schatten warf. Der andauernde Einsatz von Magie erschöpfte die beiden Magiewirker, die nun ihre einzigen astralen Zaubertränke tranken.
Nach einem verwinkelten engen Korridor in dieser dritten Ebene traten sie in eine weitere Halle, mit Treppe im Zentrum, die wohl weiter in die Tiefe führte und einer Seeschlangenstatue mit leuchtend grünen Augen vor der rechten Wand. Sie wurden auch hier bereits erwartet. Ein dritter diesmal gemischter Trupp aus Echsen, die wohl versuchen sollten sie endgültig zu vernichten. Das Versteckspiel war vorbei, die erfahrenen Echsen traten offen in den Kampf. Ein weiteres blutiges Gemetzel entbrannte zwischen Menschen und Echsen.
Ein hinter der Statue hockender Achaz schleuderte ein weiteres aber diesmal viel größeres Netz auf den Gladiator, der auch diesem gekonnt auswich. Bei seinem nächsten Gegner hatte er jedoch weniger Glück. Der kräftige und archaische Achaz durchdrang mit seiner Axt die Verteidigung seines Panzerarmes und hackte ihm eine klaffende Wunde in den Hals, die jeden anderen wohl den Kopf gekostet hätte (Einsatz eines Schicksalspunktes um die entstandenen 3 Wunden [was Kopf ab bedeutet hätte] auf 2 zu minimieren). Der Gladiator taumelte, während das Blut aus seinem Hals spritzte, aber er blieb Selbstbeherrscht stehen und kämpfte brüllend weiter! Sollte er fallen würden die anderen mit Sicherheit überrannt. Hasserfüllt streckte er den Axtschwinger mit einem einzigen wuchtigen Schlag nieder und brach ihm dabei mehrfach den Waffenarm. Karim hackte mit gezielten Angriffen nach einem der Krakonier und auch Bagiraj kämpfte so wild er konnte. Es wimmelte nur so von Feinden! Man wollte ihnen hier offensichtlich endgültig ein Ende machen. Siranya wirkte ihre schrecklichsten Zauber, während ihr Sonnenluchs sich in einer der Echsen verbiss, bis der Vertraute von zwei Axthieben zur Seite geschleudert wurde. Tanis sah die Schlacht zu ihren Ungunsten kippen und wendete mit einem Massenblendzauber das Blatt. Seine Magie wäre fast an der unerwartet hohen Magieresistenz der Krötenkämpfer gescheitert und wirkte dadurch weniger machtvoll, aber zumindest hatte er so die Gegner etwas ausgebremst und ihnen mehr Zeit verschafft, auch wenn er nun an die Grenzen seiner astralen Kraft ging. Der Trollzacker tötete fast mit jedem Hieb seiner Kette einen Gegner, oder schlug ihn zumindest für immer zum Krüppel. Auch der Schattenkrieger gab alles. Karim, der sich eigentlich geschworen hatte das Leben derer zu retten, die vor kurzem das seine gerettet hatten, wollte einfach nicht dafür verantwortlich sein, dass sie alle hier unten elendig verrecken würden, nur weil sie durch seine Gegenwart in den Krieg der Schatten mit hinein gezogen wurden. Mit einem gezielten Hieb hackte er in das Nervenzentrum des Krakoniers vor ihm, der auf der Stelle tot umfiel. Der Kampfeslärm schwoll an - glucksende und zischelnde Laute mischten sich mit Fauchen, Gebrüll und dem Klirren von ineinander krachenden Stahl und Eisen. die Totgesagten machten das was sie am besten konnten - Töten und Morden. Die Aufmerksamkeit der Kriegsgötter hatten sie sicher schon lange erregt, als der Boden ein weiteres Mal voller zerhackter und gebrochener Echsenleiber lag.
Erschöpft ließen die Eindringlinge ihre Waffen sinken. Tanis gab den letzten Heiltrank der Gruppe an den schwer verletzten Trollzacker, was dessen Blutung stoppte. Während sich die anderen nur kurz erholten, nutzte der Djinn seine nun durch Magie aufgebesserten Sinne und entdeckte neben der offensichtlichen zentralen Treppe weiter nach unten, die förmlich nach Falle schrie, zwei weitere Geheimtüren. Eine in einer hintersten Ecke des Raumes und die andere direkt hinter der Seeschlangenstatue, von der er das Gefühl hatte, dass diese sie die ganze Zeit beobachtete. Diese zweite Geheimtür hatte er nur aufgrund einer höchstens Haarbreiten Linie im Gestein ertastet. Noch niemals hatte er einen solch gut verborgenen Durchgang gesehen (Sinnenschärfe +21 Probe bestanden). Nachdem die anderen Bereitschaft signalisierten, öffnete er vorsichtig die uralte Tür. Über einen abermals enger werdenden Korridor gelangten sie über eine weitere Treppe tiefer in die Dunkelheit.

Ebene IV - Grabkammer der Alten Echsenherrscher

Unten, am Ende der Treppe, gelangten sie in ohne Zwischentür in die richtige Grabkammer. Die Kammer hatte eher längliche Ausmaße, war aber dafür gute zehn Schritt lang. Überall in den Wänden befanden sich uralte Grabnischen mit teilweise einbalsamierten Leichnamen von Echsen und deren Schätzen. Der Boden der Kammer, der nur knöchelhoch mit Wasser gefüllt war, wimmelte aber nur so vor blaugraugebänderten Mysobvipern!
Die Schlangen waren bis zu zwei Schritt lang und waren mit Sicherheit giftig. Während das Hexenweib noch überlegte, wie sie die Tiere besänftigen oder anderweitig beeinflussen könnte, stapfte Zert’Zul einfach in die Kammer und tötete sich durch die Reptilien. Immer wieder wurde er von den Wasserschlangen gebissen, deren Gift aber eher leicht war. Er zertrat sie unter seinen Stiefeln, zerquetschte sie unter seinem Panzerarm, oder zermatschte sie mit seiner Schlachtkette. Aber die Masse der Bisse setzte ihm immer mehr und mehr zu. Das Gift in seiner Blutbahn zeigte mit jedem weiteren Biss eine schlimmere Wirkung, so dass er sich nach mehr als einem Dutzend getöteter Schlangen langsam zur Treppe zurückziehen musste. Aber er hatte die Tiere so richtig wild gemacht, so dass sie nun auch bis zur Treppe und darüber hinweg krochen, wohl um sie von ihrem Gelege fern zu halten. Bagiraj und Tanis unterstützten ihren Anführer und töteten jede Schlange, die ihnen entgegen schlängelte und die sie finden konnten - insgesamt sechzehn an der Zahl. Der Weg war frei - wenn auch auf sehr schmerzvolle und kraftzehrende Art und Weise.
Der Gladiator fand zwischen den Echsenüberresten einen grünen Jadestein, wie sie ihn damals auch schon in Abbadom gefunden hatten. Bagiraj waren die toten Echsen nicht geheuer und blieb lieber außerhalb der Grabkammer. Die Furcht vor einen alten Echsenfluch war größer als seine Goldgier. Der Alb fand neben einer alten Gold- und Silberkette einen dunkelgrünen Malachit. Siranya durchsuchte einen seltsamen Leichnam, der den Unterkörper einer Riesenschlange und den Oberkörper einer mehrarmigen Menschenfrau hatte. Neben vorzeitlichen Silberplättchen und mehreckigen Goldmünzen fand sie eine wahrhaft meisterhafte und sicherlich ein Stein schwere Goldstatuette. Die Statuette war lebensecht gearbeitet und zeigte selbst winzige Kleinigkeiten. Aus dem Kopf wuchsen der Schlangenfrau zwei kleinere Schlangenköpfe. Während die Tochter der Satu eine verblüffende Ähnlichkeiten mit dem Leichnam feststellen konnte, von dem sie die Statuette geborgen hatte, und noch nie von einer solchen Echsenrasse auch nur gehört hätte, glotzte Bagiraj der Statuette die ganze Zeit auf die zugegebenermaßen erstaunlich gut aussehenden Brüste, bis die Hexe den Schatz in ihrer Umhängetasche verstaute. Die Helden der Geschichte konnten nicht einmal ahnen wie alt die Grabkammer wirklich war, die sie geplündert hatten.

Ebene III - Geheimer Gang zwischen Vorraum und Grabkammer

Da es von der Grabkammer keinen weiteren Ausgang gab, gingen sie auch diese Treppe wieder hinauf und richteten sich erst einmal erschöpft in dem geheimen Gang hinter der Seeschlangenstatue ein. Zugegebener Maßen saßen sie in der Falle, da es keinen anderen Ausweg gab, als der durch den sie gekommen sind, aber den engen Gang konnte man notfalls mit nur einem Mann halten. Eine Gegnerüberzahl war hier so gut wie ohne Bedeutung. Sie hofften, dass sie den Geschuppten bereits empfindliche Verluste zugefügt hatten. Zur Sicherheit stellte Siranya noch die kleine golemoide Steinmungo-Statuette, aus dem Hascharra-Schatz im Durchgang hinter der Geheimtür auf, und rieb diesem mit kostbarem Eibenöl ein, woraufhin das Artefakt zum Leben erwachte und für sie Wache hielt. Der Steinmungo war zwar kein ernst zu nehmender Gegner, aber er würde jeden beißen, der versuchen würde die Geheimtür zu passieren und dabei genug Krach machen, dass sie genug Zeit hatten um sich Kampfbereit zu machen. Alle Zauber, die der Alb zuvor gesprochen hatte hörten auf zu wirken. Zur Rast zog er seine meisterliche Kettenweste aus, aber das Metall, das er die ganze Zeit an seinem Körper getragen hatte, würde eine Erholung seiner Zauberkräfte verhindern. Er hatte herausgefunden, dass es meist zwei Tage dauerte, bis die astrale Kraft wieder zu ihm zurück floss - ein Preis den er für einen besser gepanzerten Leib bezahlte. Das Hexenweib nutzte ihre letzte verbliebene Zauberkraft um mit ihrem machtvollen Speichel, der sowohl töten als auch heilen konnte, die Folgen der unzähligen giftigen Schlangenbisse zu lindern, indem sie ihren Speichel in den Rachen des Trollzackers gab - etwas das diesen bei einer solch charismatischen Verführerin nicht störte. Sie verband die übrigen unzähligen Verletzungen ihrer Gefährten, wobei Karim ihr betörende Komplimente machte. Dennoch vergaßen sie nicht den Ernst der Lage in der sie und vor allem Iliaka sich befand. Siranya versuchte sich noch an der Analyse des unbekannten Trankes, den sie bei den Überresten des toten Schattenkriegers gefunden hatten. Ihr erster Versuch schlug fehl und minderte sicherlich die Qualität der Mixtur. Ihr zweiter Versuch verbrauchte zu viel vom Inhalt des Trankes und verdarb diesen endgültig...
Derweil schlängelte sich ein uralter heimlicher Jäger durch die Ebenen seines Nestes. Sein böser Blick traf auf die Überreste seiner gescheiterten Diener, die die Mürbhäute zurückgelassen hatten. Er packte sein Zepter, das er mit einem seiner vielen Arme trug, fester. Seine Magie spürte ihr warmes Blut, während sie sich unentdeckt glaubten - sie irrten.
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 28.11.2018 13:12, insgesamt 5-mal geändert.
"Er ist voller Blut, warum ist er immer voller Blut?"

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27. Spielabend: Ebene IV - Die Geheime Treppe

Nach ihrer Rast im verborgenen Gang und nachdem Bagiraj eine neue Fackel entzündet hatte, nahmen sie den zweiten Geheimgang im Vorraum zur Grabkammer und stiegen über eine Wendeltreppe hinab in die vierte Unterebene der Echsenpyramide. Sie befanden sich nun etwa wieder auf der Höhe der Grabkammer der Alten Echsenherrscher.
Die Luft war feucht und es herrschte drückende Hitze. Die geheime Treppe endete vor einer erstaunlich glatten und gut gearbeiteten Wand aus schwarzem Basalt. Welche Geheimnisse mochten sich dahinter verbergen? Was auch immer sich in der Tiefe der Pyramide befand, es musste mächtig sein. Die Totgesagten spürten ein Kribbeln auf der Haut und einen erhöhten Herzschlag in der Brust, ohne dass sie dafür den Grund kannten.
Sie sahen sich genau um. Die Wände waren mit Glyphen und Bildsymbolen übersät, die jedoch durch die Jahrtausende unkenntlich geworden waren. Es roch muffig - nicht alt, aber nach Fäule und...sie konnten den Geruch nicht zuordnen, aber er war schwer und irgendwie auch würzig, nichtsdestotrotz aber Ekel erregend. Dem Alb gelang es schließlich den Auslöser auch dieser Geheimtür zu finden und Zert’Zul spannte seine Muskeln an, um sie zu öffnen.
Unmittelbar nach dem Öffnen der Geheimtür in der schwarzen Basaltwand, stachen auch schon zwei Echsische Lanzen nach ihnen! Zwei aufrecht gehende humanoide Molche in schwarzen Tangrüstungen über einer silbrig glänzenden Fischhaut. Die Fischmenschen maßen wenig mehr als eineinhalb Schritt und besaßen sogar Kiemen zur Unterwasseratmung und einen langen Schwanz. Die Laute, die sie von sich gaben waren sogar noch ungewohnter, als die der Achaz oder Krakonier und sie waren kaum zu ertragen.
Zert’Zul parierte die langen Lanzen mit seinem Panzerarm, schlug diese dann zur Seite und rückte zusammen mit Tanis in den engen Gang vor, um ihnen den Gar aus zu machen. Sie bluteten genau wie alle anderen Echsen und lagen Augenblicke später tot am Boden.
Hinter ihnen, am Ende des Ganges befand sich eine weitere Geheimtür in der vermeintlichen Sackgasse. Der Ekel erregende Geruch wurde stärker. Der Djinn und Siranya mussten ihren Mund und Nase bedecken. Die Helden spürten, dass sie sich nun den tiefsten Tiefen der Echsenstädte näherten. Langsam öffneten sie die nächste Geheimtür.

Ebene IV - Kammer des Ssrkhrsechu

Der Boden der großen sehr schwach beleuchteten Kammer, war von Schleim und fremdartigen Pilzen und Flechten bedeckt. Vereinzelt lagen alte und frische Knochen. Fünf Sarkophage beherrschten den Raum - wohl eine weitere falsche Grabkammer, die von der richtigen ablenken sollte, die sie bereits gefunden hatten. An der gegenüberliegenden Wand führte eine steinerne Treppe nach oben, wobei es sich aber nicht um die handeln konnte, die sie in der Vorkammer schon gesehen hatten.
Die letzten Echsen in schwarzen Tangrüstungen hatten hier unten hinter den Sarkophagen Stellung bezogen und zischten und fauchten aggressiv, während sie ihre Fischspieße auf die Eindringlinge richteten. Es waren nur noch eine Handvoll übrig. Der finale Kampf würde sich hier entscheiden!
Neben den vier Ziliten-Kriegern zogen zwei weitere schlangenartige Geschöpfe die Aufmerksamkeit der Totgesagten auf sich.
Im Zentrum der großen Kammer baute sich ein entsetzlicher Schlangenmensch auf. Die scheußliche Chimäre hatte einen menschlichen Oberkörper, Arme und Kopf, während der fünf Schritt lange Unterleib, der sich träge über den Boden wälzte, zu einer Würgeschlange gehörte. Auch die menschliche Hälfte war Reptilienhaft: Die Haut war grünlich, die Augen weit geöffnet und im Mund ringelte sich eine gespaltene, rote Zunge. In seinen Händen trug die Schlangenbrut eine große echsische Doppelaxt und am Leib einen maßgeschneiderten bronzenen Schuppenpanzer. Die Chimäre war total überrascht und hatte die Helden offenbar aus Richtung der gegenüber liegenden Treppe erwartet. Das zweite schlangenartige Geschöpf hinter dem ersten, schaute sie jedoch direkt an.
Während die erste Kreatur eher archaisch und brachial erschien, wirkte die zweite grauenvolle und genauso fremdartige Kreatur mit ihrem ‘nur’ drei Schritt langem Schlangenleib zwar kleiner, dafür aber perfekter und majestätischer. Mittlings aufgerichtet verfügte auch dieses aufgeblähte Geschöpf über einen entfernt männlichen und menschlichen, Rumpf. Die vier Arme endeten weniger in Hände denn in Greifklauen. An zwei der vier Armen trug das Schlangenscheusal Iliakas magische Armatrutz-Armreifen und in den Händen einen monströsen Stab, an dessen Enden hell gleißende Juwelen angebracht waren. Der Oberkörper war im Gegensatz zum anderen Geschöpf nackt und ging am Bauch in dunkelgrüne Schuppen über. Der mächtige Schlangenleib wand sich blitzschnell und geschmeidig in seltsamen würdevollen, und majestätischen Bewegungen. Der wahre Schrecken aber ging vom Schlangenhaupt mit den starren, goldfarbenen Augen aus, in denen sich überlegene Klugheit und kaltblütige Mordlust paarten. Aus dem lippenlosen Mund zischte eine ebenfalls gespaltene Zunge und begann einen Zauber zu sprechen, während zwei der vier Arme eine Zaubergestik mit einem Obsidiansplitter vollführten und in Richtung des Trollzackers deuteten.
Der tulamidische Schattenkrieger zeigte mit gezogenen Säbeln auf letzteres Geschöpf und rief: „SHON’MI NESSH - FEQZ STEH UNS BEI!“ Der Gladiator und Anführer der Gruppe brachte seine gewaltige Schlachtkette in Rotation und schrie: „WAS SCHUPPEN HAT MUSS STERBEN!“ Nicht die Götter, sie selbst würden jetzt über ihr Schicksal entscheiden.
Das Hexenweib begann alle verbliebene magische Kraft für einen vernichtenden Zauber aus der Formelsammlung des Fran-Horas zu konzentrieren und hob ihre rechte Hand zur linken Schulter. Währenddessen vertreib der Djinn mit seinem letzten Mandra die Dunkelheit aus der düsteren Kammer, so dass alle Feinde gut zu sehen waren. Karim stürmte los, machte einen meisterhaften Salto über den zentralen Sarkophag und landete ... direkt auf einer Falltür. Schreiend stürzte der tulamidische Waffenmeister in die Tiefe, in eine Alligatorengrube!
Zert’Zul stürmte an den Rand der Falltür und vollführte einen hasserfüllten wuchtigen Schlag, wobei die dornenbespickte Stahlkugel mit der Traphur-Glyphe über die Falle hinweg flog und klatschend und scheppernd mit einem schier mörderischen Treffer in dem überraschten großen Schlangenmensch mit der Doppelaxt einschlug und diesen mit einem einzigen Schlag tötete (kritischer Treffer)! Ein Regen aus grünem Blut und Schuppen ging in der gesamten Kammer nieder. Zwei der Ziliten stürzten sich nun von beiden Flanken auf den Helden und rammten ihre Fischspieße in dessen Leib, wobei eine Waffe an der Gladiatorenschulter abprallte. Tanis kam seinem Anführer zu Hilfe und übernahm einen der beiden Angreifer. Bagiraj knöpfte sich den dritten Ziliten vor und schlug diesen mit gekonntem Hieb ins Bein kampfunfähig. Der vierte Zilit stellte sich schützend vor seinen Meister Shon’mi Nessh, um eventuelle Angreifer von diesem fernzuhalten.
Dieser beschwor mit seinem nun fertigen Zauber einen Schwall ätzendem Pflanzensaft, der den Trollzacker traf. Der Knochenbrecher wandte im letzten Moment den Kopf zur Seite, und hielt der ätzenden Flüssigkeit stand, die wohl jeden anderen von den Beinen gefegt hätte. Tanis wich dem Fischspieß seines Angreifers aus, den er nun vom Gladiator abgelenkt hatte und antwortete seinerseits mit einem Hieb seines Sichelschwertes. Zert’Zul brach seinem verbliebenen Angreifer mit einem Treffer seiner Kette den rechten Arm und schritt auf den vierten Ziliten zu. Bagiraj kam dem Alb zu Hilfe, die zu zweit dem Molch ein schnelles Ende bereiteten. Siranyas machtvoller Vertrauter sprang auf den letzten Ziliten um Zert’Zul den Weg zu ebnen, während die Tochter der Satu ihre Angst vor Feuer überwand und mit ihrer rechten Hand, mit Zeige- und Mittelfinger ruckartig auf den Schlangenzauberer deutete. Rauschend und mit sengender Hitze fuhr eine hell lodernde Flammenlanze auf das schlangenleibige Ungeheuer. Siranyas Beine gaben kurz nach, doch sie blieb stehen.
In einem lauten Knall explodierte das Flammengeschoss und warf die uralte Echse zurück. Shon’mi Nessh stürzte schwer, richtete sich aber einen Augenblick später wieder auf. Einer der Juwelen des Echsischen Zepters zersprang, woraufhin das verbrannte Schlangengeschöpf die Hexenmeisterin mit seinem hypnotischem Blick direkt anstarrte, dem diese aber stand hielt und nicht in Apathie verfiel.
Das Hexenweib, deren astrale Kraft nun völlig erschöpft war, spürte nun wie sich in ihrem Kopf Gewisper und Schatten zu verständlichen Worten und Bildern formten. Shon’mi Nessh drang in ihren Geist vor, was in Siranya einen Würgereiz auslöste, den sie jedoch gerade noch unterdrücken konnte.
Die Gedankenbilder waren eine zielgerichtete Botschaft:
Ssrkhrsechu. Sie sah eine sich im Schlaf räkelnde, vierarmige ebenfalls aufgeblähte, große Schlangenfrau, die noch größer war, als die Kreatur vor ihr. Die Meisterin des Meisters?
Cha’Uchch. Sie sah gigantische Brutstätten, ähnlich dieser, die sie gefunden hatten - bewacht von etwas kleineren Kreaturen wie die vor ihr.
Zsstrr. Sie sah grünes Echsenblut, das den Boden und die Wände bedeckte.
Zhlaah Vrehhg. Sie sah nackte menschliche Diener und Dienerinnen, auf die von oben herab geschaut, die befehligt und kaltblütigkeit getötet wurden. Sie sah den Ursprung des Wortes SKLAVE.
Dann wand sich der Schlangenzauberer blitzschnell die Treppe seitlich hinauf und floh, während Karims Schreie aus der Alligatorengrube zu ihnen hoch drangen. Zert’Zul hastete Shon’Mi Nessh hinterher und stürzte kurz vor der Treppe durch eine zweite Falltür in die Tiefe, wo er in dem hüfthohen Wasser einige Schritt neben dem Schattenkrieger einschlug!

Ebene V - Die Alligatorengrube

Bagiraj warf sein Seil reflexartig hinter sich und sprang nun seinerseits selbstlos in die Grube. Der Wurmbezwinger schaffte es sich kurz unter der Wasseroberfläche abzurollen und dämpfte so den Fall ab ohne, im Gegensatz zu seinen Gefährten, Schaden zu nehmen. Bagiraj tauchte von abgerissenen und fauligen Gliedmaßen umgeben auf - wohl die Überreste der entführten und geschändeten tulamidischen Frauen, die nach der Geburt eines Echsenbastards, hier entsorgt wurden. Der Pirat kam dem Schattenkrieger zu Hilfe und hackte auf den Leib des Alligators ein, der sich am rechten Arm des Tulamiden festgebissen hatte. Zert’Zul kämpfte derweil gegen einen zweiten Alligator, der gierig nach dem großen Trollzacker schnappte. Nach drei Hieben mit der Schlachtkette trieb dieser Bauchlinks im fauligen Wasser. Der Seefahrer tötete schließlich das letzte Reptil, und rettete so Karims Leben. Der Alb und die Hexe sahen von oben, dass ein Seil nicht nötig war, da die Wendeltreppe, die sie zuvor genommen hatten, in der fünften und letzten Ebene bei den anderen Totgesagten endete. Durchnässt stießen die Drei wieder zum Rest der Gruppe, die nun gemeinsam und auf weitere Fallen achtend der Treppe nach oben folgten, die der vierarmige Schlangenzauberer genommen hatte.

Altes Blut

Sie folgten der Treppe und erreichten die dritte Unterebene des Zikkurats durch einen weiteren geheimen Gang, den sie zuvor übersehen haben mussten. Wie viele Geheimnisse mochte diese Pyramide noch verbergen? Sie folgten den Blutspuren, die der Schlangenzauberer hinterlassen hatte bis hoch zur Eingangshalle in der ersten Ebene, wo sich Shon’mi Nessh zum letzten Kampf stellte.
Die uralte Echse hatte alle ihre Verbrennungen, die Siranyas Zauber ihr zugefügt hatte, durch Magie geheilt. Die Bewegungen des Geschuppten waren erneut durch Zauberei erhöht. Hinzu kam aber, dass Shon’mi Nessh nun neben seinem monströsen Echsenzepter nun zusätzlich zwei Doppeläxte in je einer Hand hielt! Ihr Gegner sah aus wie ein echsicher Kriegsgott.
Zert’Zul trat ihm furchtlos entgegen und griff die Schlangenbrut direkt von vorn an, die seiner Kette gekonnt auswich. Der Trollzacker parierte beide Äxte und den Stab mit gekonnten Paraden seines Panzerarmes. Er war darauf trainiert gegen mehrere Gegner zugleich zu kämpfen. Dies kam ihm nun zugute. Jeder Arm der Echse war fast wie ein eigenständiger Gegner. Der Gladiator, der selbst den Kampf mit beiden Händen beherrschte war beeindruckt von der mehrhändigen Kampfweise des Gegners. Als er jedoch den juwelenbesetzten Stab mit Links abwehrte hatte er jedoch einen Zauber ausgelöst, denn augenblicklich begann sein Panzerarm zu rosten!
Tanis kam nun zur Unterstützung und attackierte die drei Schritt lange Schlangenkreatur und wunderte sich, dass diese sich einfach treffen lies. Die Wucht des Sichelschwertes wurde durch die magischen Armreifen, die Shon’mi Nessh an sich genommen hatte, abgemindert. Kurz darauf erkannte der Alb, warum sich die Echse nicht verteidigt hatte - eine magische Rostfalle. Nun bekam auch seine kostbare gefältelte Klinge Rostflecken und zerfiel zusehends!
Bagiraj fürchtete sich vor der unbekannten Magie, umging den Feind und griff diesen von hinten an. Vielleicht konnte er nicht Ziel eines Zaubers werden, wenn der Schlangenzauberer ihn nicht sehen konnte. Siranya und Schimmer griffen auf beiden Flanken an. Auch wenn die Hexe mit ihrem Stab und der Sonnenluchs, dem Gegner nicht wirklich gefährlich werden konnten, lenkten sie diesen zumindest ab. Der Eisenrost-Zauber betraf offensichtlich nur profane Waffen, so dass die Waffe des Seefahrers und des Gladiators, die je eine magische Glyphe trugen, nicht betroffen waren, genauso wenig wie der Schlangenstab Siranyas.
Die schwer bewaffnete Echse wurde von allen Seiten regelrecht umzingelt. Immer wieder sauste eine der Äxte über die Köpfe der Helden hinweg, die wie eine eingespielte Kampfgruppe auftraten. Karim kämpfte defensiv, wobei er nur noch seinen linken Waffenarm einsetzen konnte. Zert'Zuls Panzerarm und die Klinge des Alb zerfielen jedoch zusehends und der Schlangenzauberer fing nun auch noch an um sich zu beißen. Einer weiteren Vergiftung hätten sie keine Magie mehr entgegenzusetzen.
Der Wurmbezwinger, der immer noch im Rücken des Monsters kämpfte holte zu einem kräftigen Hieb aus und hackte der Schlangenbrut einen guten Schritt ihres Schwanzes ab. Grünes Blut spritzte durch die Halle, während der Stumpf des Schwanzes hin und her zuckte. Zert'Zul spannte daraufhin all seine Muskeln und gab der alten Echse den Rest. Immer wieder und wieder ging die Schlachtkette nieder, bis der komplette Leib des Schlangenzauberers zerschmettert daniederlag. Zufrieden mit seinem Werk trat er ein paar Schritte zurück und betrachtete die Überreste seines Gegners – er war tot, und auch kein Nekromant würde seine Knochen jemals wieder erheben können! Bagiraj warf sich den abgehackten Schwanz des Echsenherrschers als Trophäe über die Schulter. Jetzt mussten sie nur noch Iliaka finden.

Befreiung

Noch immer gab es die viel zu offensichtliche Treppe in der dritten Unterebene, die nur eine Falle sein konnte. Die Helden zogen es vor zunächst die steinernen Sarkophage in der vierten Unterebene zu öffnen – und wurden fündig!
Die Meuchlerin lag im Mittleren der Steinsärge. Sie war gefesselt und wies einige Verletzungen auf. Offenbar hatte sie das Bewusstsein verloren aufgrund der mangelnden Luft. Feqz hatte wohl seine schützende Hand über die Mörderin gehalten. Sie schlug die Augen auf und sah erleichtert in die Augen ihrer Gefährten, die sie befreit hatten. Keuchend kam sie immer mehr zu sich und erblickte das Gemetzel der Echsenleiber um sich herum. Sie lächelte.
Sie erzählte von einem gewaltigen Trollsöldner in glänzend poliertem Bronzeharnisch mit einer gewaltigen Axt, der sie letzten Endes in ihrem Unterschlupf bezwungen und sie bewusstlos geschlagen hatte. Sie erzählte, dass sie erst wieder hier unten in diesem Raum zu sich gekommen wäre. Sie erzählte von dem vierarmigen Schlangenzauberer, der noch größeren Krieger-Chimäre, die vor ihr lag...und von einem finsteren Menschenzauberer, den die Echsen mit Algorton oder Meissster der Jahre ansprachen und dem sie einen gewissen Respekt entgegen brachten. Sein Name stammte aus dem Tulamidischen und bedeutete Gold der Gor. Iliaka erzählte weiter, dass der finstere Zauberer eine große Meisterchimäre im Gefolge hatte, die der in der verlassenen Echsenpyramide Abbadom in Kababia verdammt ähnlich sah! Gab es hier eine Verbindung? Und was hatte der menschliche Zauberer mit den Echsen zu schaffen?
Sie verließen die schwarze Pyramide und ließen die letzte Treppe unerforscht. Wer weiss, vielleicht ging es über sie noch tiefer, aber Iliaka war befreit und sie hatten schon genügend Schätze geplündert. Beim Hinnausgehen trat die Meuchlerin an die Überreste von Shon'mi Nessh heran, trat diesem noch einmal gegen den Kopf und nahm sich ihre magischen Armreifen zurück.
Zurück in Khunchom bat sie Karim in den Sternentempel, ebenfalls ein Zikkurat, in dem sie damals den Auftrag für die Diamantene Ulay saba Alhescha angenommen hatten. Dort berichtete dieser im Beisein der Helden, vom Sieg über den Skrechim Shon'mi Nessh. Die Priester des Feqz und deren Schattenkrieger nahmen diese Nachricht mit großer Freude auf und gaben den Totgesagten ihren Segen. Ihre sich festigende Verbindung zu den Schattenkriegern ließ auch ihr Ansehen steigen (SO +3). Nur wenige suchten Ärger mit Verbündeten der einflussreichen Feqz-Kirche.
Karim ibn Madli al'Ahjan diente in den folgenden Wochen, nachdem der rechte Arm des Schattenkriegers wieder kampftauglich war, vor allem Tanis und Bagiraj als Lehrmeister im Umgang mit dem Säbel, den der Waffenmeister perfekt beherrschte. Der Wurmbezwinger ließ sich auch von dem Tulamiden eine bessere Körperbeherrschung und die Kunst der Akrobatik beibringen, um so eventuellen Angriffen noch besser ausweichen zu können. Bagiraj liebe seine Bewegungsfreiheit und trug niemals Rüstung. Aus dem abgehackten langen Schwanz des Schlangenzauberers ließ er sich eine Trophäe in Form einer 'Schlangenleder-Bux' anfertigen, da seine alte Hose eh schon total verschlissen war. Das tragen der Haut ihres ehemaligen Echsenherrschers, war eine klare Provokation an alle Geschuppten Khunchoms!
Siranya vertiefte ihre geheimen Studien der Formelsammlung des Fran-Horas. Sie studierte dieses III. Transkript des Blutkaisers nun schon seit über dreißig Jahren. Die machtvollen Thesen der Ritual- und Spruchvarianten der dämonischen Invokationszauber aus dem 1. Kapitel des Buches hatte sie bisher noch nie angewendet wohl aber verstanden. Ihr Respekt vor den Mächten der Ifritiim und Groß-Ifritiim war immens, und sie hatte beschlossen, diese erst anzuwenden, wenn sie die entsprechenden Zauber gefahrlos wirken konnte. Erst dann würde sie die 666 Wahren Dämonennamen im 2. Kapitel - darunter alle Namen von bekannten und unbekannten Niederen Ifritiim und erhebliche Namen von Gehörnten Ifritiim, nutzen können. Sie war kurz davor das 3. Kapitel des machtvollen Buches zu meistern, welches sich auf die Bereiche Beherrschungs-, Verwandlungs- und Kampfmagie konzentrierte. Sie gewöhnte sich immer mehr an die güldenländische Zauber-Repräsentation. Das dunkle arkane Vermächtnis des Magus Maximus durfte niemals in die falschen Hände fallen...
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28. Spielabend: Eine Mission für die Mächtigen

Klapperschlange, Tiermonat der Tulamiden im Jahre 4 Alef-Faizal, dem 961. Jahr nach Horas' Erscheinen (531 v. BF)

Zwei Tiermonate nach dem Fall von Shon’mi Nessh waren vergangen. Die Totgesagten hatten sich mehr denn je einen Namen als Problemlöser gemacht. Sie kamen ihrem Ziel, dem Verräter und Meuchler Palinor Trevus, immer näher. Sie waren bereits Thema am Diamantenen Hof des Sultans, wo man über den Mut und die außerordentlichen Fähigkeiten der ausländischen Helden sprach, die mittlerweile vor über eineinhalb Jahren durch eine der drei Dunklen Pforten nach Khunchom gelangt waren.
Der Mudramul Haschid ibn Raschtafar hatte ihnen gar erst kürzlich einen Rundflug auf seinem prächtigen Teppich Wirbelwind angeboten um wohl damit seine Freundschaft zu ihnen zu vertiefen. Und auch der Wesir des Wissens, dem sie seine wichtigen geraubten Tontafeln zurückgebracht hatten trat erneut auf den Plan. Er bestellte sie in den Palast des Rakshaztani am Rande der Stadt, wo man ein Leben in Prunk und Kurzweil führte.
Alle Helden bis auf Karim, der im Sternentempel verweilte und Sakis, der seinen Kult weiter ausbaute, waren anwesend. Der fremdartige und berühmte Palast war umgeben von merkwürdigen Pflanzen und Bäumen - Gewächse, die sie noch nie zuvor gesehen hatten. Innerhalb des Palastes hörten sie die Geräusche fremdartiger Vögel und sahen noch seltsamere Tiere in ihren goldenen Käfigen. Aufreizende junge Männer und Frauen erfüllt beinahe jeden Wunsch: Speisen und Getränke aus der fernen Welt Rakshaztan, Gesang und Unterhaltung beim berühmten Kamelspiel und gar Kräfte und Sinne raubendes Liebesspiel, das die Akteure von Jamila al’Jamil, der Schönsten der Schönen, einer echten Liebesherrin des fernen Kontinents, erlernt haben sollen. Sogleich wurden sie vom Besitzer des Rakshaztani, aus der Sippe der Mahmudim begrüßt. Er erklärte, dass sein Ahnherr Mahmud ibn Rakshaztan mehrmals erfolgreich zum Ostkontinent fuhr und damals vom Diamantenen Sultan mit exklusiven Handelsrechten belohnt wurde. Dieser geleitete die Heroen in einen abgetrennten Bereich, wo der Wesir des Wissens bereits auf sie gewartet hatte. Und dieser stellte ihnen Unglaubliches in Aussicht.
Der Wesir unterbreitete den Totgesagten, dass der Herrscher auf dem Diamantenen Thron, der Stadt Rashdul seine Macht beweisen wolle. Zwar hatte Alef-Faizal dort einen Satrap als Stadthalter eingesetzt, aber die dortige Politik wurde häufig von den dort ansässigen Kophtanim der Pandjashtra, einer der ältesten Zauberschulen, beeinflusst. Siranya wurde hellhörig. Die berühmt berüchtigten Kophtafamilien waren im Besitz eines magischen Buches Ketab al’Mandra, dem Buch der Namen, mit dessen Hilfe sie über eine Unzahl an Ifritiim geboten. Und genau jenes Buch sollten sie stehlen! Als Belohnung sollten sie über das Leben des von ihnen gejagten Attentäters, der zum persönlichen Besitz des Sultans gehörte, verfügen - Zert’Zul sagte ohne zu zögern zu! Genau hierauf hatte er gewartet. Die losen Fäden fügten sich zusammen.
Erst vor kurzem waren Mermydion und Iliaka dem bosparanischen Meuchler in der Stadt begegnet. Doch dieser war ihnen spielend entwischt. Sie hatten diese Chance vertan. Umso wichtiger war, dass sie nun diesen Auftrag ausführten, um auf diesem Wege an den Gejagten heran zu kommen. Und wenn sie dabei sogar noch dem Sultan dienen konnten, umso besser.
Zert’Zul führte seine Gefährten zum Sternentempel um mit Karim und den Schattenkriegern in Kontakt zu treten. Sie wollten die Feqz-Kirche nicht in diesen heiklen Diebstahl verwickeln, obwohl sie wahrscheinlich die größten Aussichten auf Erfolg hatten. Vielleicht wollten sie aber auch einfach allen Ruhm für sich.
Karim Unterrichtete sie im Weg des Fuchses und erzählte ihnen alles, was ihnen weiterhelfen konnte. Wenn er schon nicht dabei sein durfte, wollte er doch zumindest, dass keiner von ihnen sein Leben lassen musste. Er zeigte ihnen die Geheimnisse des Verbergens: Klingenschwärze, Ruß und dunkles Öl würde alle ihre reflektierenden und hellen Stellen überdecken. Zudem übergab er ihnen dunkle und eng anliegende Kleidung, die besonders die Hexenschixe nötig hatte. Es stand außer Frage, dass ein solches Unterfangen nur im Schutze der Nacht gelingen konnte. Damit sie während dieser Zeit besser im Dunklen sehen konnten, übergab er ihnen ‘Eulentränen’, die eine ähnliche Wirkung wie bosparanische Katzenaugensalbe hatte, nur dass in den Eulentränen unter anderem das Gift der Tollkirsche wirkte. Die Vorstellung sich Gift in die Augen zu träufeln war zwar beunruhigend, aber Karim versicherte, dass die Substanz sie nicht umbringen würde. Der Schattenkrieger verteilte spezielle Kletterdolche, die sich gut in Mauerritzen rammen ließen. Iliaka, von der vieles bei dieser Mission abhängen würde bekam zusätzlich ein Set hervorragende Dietriche. Auch wenn Schlösser unglaublich selten waren, und meist schwere primitive Verriegelungen benutzt wurden, konnte man ja nie wissen, ganz davon abgesehen, dass sie damit auch Fallen besser entschärfen konnte, auf die sie mit Sicherheit treffen würden. Die Südaventurierin bekam zudem noch einen Blutblattzweig zum Aufspüren von magischen Fallen. Drohende Zauberei würde die Blätter innerhalb kurzer Zeit verdorren lassen. Um Verfolger abzuwehren übergab ihr der Schattenkrieger einen zusätzlichen Gürtelbeutel mit ‘Krähenfüßen’, die sich durch die Sohlen von Stiefeln bohren konnten, was Verfolger mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschalten würde. Im Falle von Hetz- oder Bluthunden sollten ihr ein Hundepfefferwurfbeutel weiterhelfen können und ein anderes widerliches Wurfgeschoss würde gar den kräftigsten Hjaldinger fern halten. Aber wer glaubte, der Schattenkrieger hätte nicht noch mehr arglistige Hilfsmittel, der kam spätestens bei seiner Essigwurfsäure, die sogar Gargylen die steinernen Augen wegätzen würden, ins Staunen. Auch hiervon übergab er der Meuchlerin eine Phiole.
Blieb nur noch die Reise zur Festungsstadt Rashdul. Die ‘Sandwolf’ war leider nicht verfügbar, aber Siranya erinnerte sich an das Angebot des Mudramul - der fliegende Teppich!
Der Teppich war ein Meisterwerk der Mudramulim. In dem rotgrünen verwirrenden Muster des sechs mal vier schritt großen Teppichs waren immer wieder, bis zu daumennagelgroße Lapislazuli eingewoben, in denen astrale Kraft oder Zauber gespeichert werden konnten, die eine Affinität zum Element Luft hatten. An zwei Seiten besaß Wirbelwind goldene Borten.
Nachdem am Nachmittag alle bereit für den Aufbruch waren, stand der alte und korpulente Haschid zunächst vor dem Problem, dass er feststellen musste, dass die Tragkraft des Teppichs nicht ausreichen würde. Hammer war einfach zu schwer! Der Mudramul musste alle seine magischen Register ziehen, um den Teppich doch noch zum Abheben zu bewegen, nachdem er an den Borten gezogen hatte, um ihn zu aktivieren. Er musste ihm gut zureden und versprechen, dass der fette Cyclopaer eine Ausnahme sei und außerdem ein Freund. Wild und bockig trug das Artefakt sie alle in die Lüfte. Immer wieder drohte Wirbelwind abzustürzen. Der Mhanadi wurde unter ihnen zu einem schmalen Band, dem sie nur zu Folgen brauchten. Noch niemals hatte einer der Helden Dere von einer solchen Höhe aus betrachtet. Die Macht der Mudramulim, die solche Gegenstände erschaffen konnten, war hoch beeindruckend. Alle krallten sich, so gut es ging in den Edelstein besetzten Stoff und hofften, einfach nur lebend anzukommen. Der Flug war zwar recht schnell, aber dafür umso unbequemer. Der Wind war hier ober viel kälter und blies ihnen unaufhörlich ins Gesicht. Kurz vor Rashdul aber, schlug der Teppich förmlich vor ‘Überanstrengung’ in einer sandigen Düne ein. Bis auf Mermydion schafften es alle sich einigermaßen abzurollen, aber Hammer fraß regelrecht Sand und trug viele blaue Flecke davon. Wirbelwind hatte zwar keine Beschädigungen davon getragen, aber wirbelte dem Cyclopaer noch eine extra Ladung Sand ins Gesicht. Haschid hoffte, dass das Flug-Artefakt keinen Gefallen an solcherart Abstürzen finden würde.
Die Totgesagten verabschiedeten sich bei dem alten Mudramul und hofften, dass er auf sie warten würde, wenn sie spätestens in zwei Tagen zurück wären. Der alte Zaubertänzer stimmte zu. Die Zeit würde er eh in astraler Meditation verbringen, um seine eingesetzten Zauberkräfte, die er beim Stärken des Teppichs verbraucht hatte, zu regenerieren. Zielstrebig gingen die Helden der Geschichte daraufhin Richtung Rashdul, die sie schon einmal zumindest kurz besucht hatten.

In Rashdul

Die kaum einnehmbare Festungsstadt hatte etwa doppelt so viele Einwohner wie die Großstadt Neetha. Die Rashduler-Stadtgötter, dieser Dunklen Zeit waren das weise Mädchen Maha Bor und die wahnsinnige Geiermutter Umm Ghulshach, die in einem großen Doppeltempel angebetet wurden. Über diese Götter wussten sie so gut wie nichts, außer dass sie sich, neben vielen weiteren Todesgöttern im Ringen um das Totenreich befanden. Dieser Haupttempel stand am Rande des Kalten Platzes, auf dem sie vor einigen Tiermonaten Karim zu Hilfe geeilt waren und den Maru besiegten, der sich als äußerst harter Gegner heraus gestellt hatte. Verdammte Echsen!
Zuerst galt es den genauen Aufenthaltsort des Buches herauszufinden. Und das war leichter als geglaubt. Denn jeder in der Stadt wusste dass sich das Buch im Besitz der Magokratenfamilie Sheynuchanim befand, die das Buch mit zahlreichen magischen und mechanischen Fallen gesichert hatten. Sie erfuhren auch, dass immer wieder Rashduler Diebe versucht hatten, im Auftrag anderer Zaubermächtiger, das Buch zu stehlen. Man sagte gar, dass für die Beschaffung des Buches eine ganze Kamelladung Gold ausgesetzt war. Das Problem war aber der Aufenthaltsort, denn dieser wechselte immer wieder, so dass eventuelle Diebe, diesen immer wieder neu aufspüren mussten. Die drei möglichen Orte kamen in Frage: die Ahnengräber der Sheynuchanim, der Keller ihres Palastes oder die Bibliothek der Pandjashtra. Nichts davon war gut.
Sie teilten sich auf, und versuchten so viele Informationen wie möglich zu sammeln, wobei Iliaka, Siranya und Mermydion die größte Gruppe bildeten. Sie hörten sich nach Gerüchten in den engen Gassen um, befragten Händler oder ‘überredeten’ gewisse Einheimische. Dabei gingen nicht gerade zimperlich vor. Viele hatten vor der Meuchlerin und deren Auftreten schlichtweg Angst. Dem offensichtlich fremdländischen Hammer vertraute man eh nur ungern, auch wenn dieser von Mitgliedern der Stein- und Eisengilde, die es in fast jeder Großstadt gab, immerhin etwas erfahren konnte. Das Hexenweib hatte ihre eigenen Methoden.
Schließlich konnten sie den Aufenthaltsort bestimmen - der Keller des Sheynuchanim Palastes - und konzentrierten sich nun auf diesen. Die Hausherrin war Aisha saba el Sheynuchanim, die auch den Titel Saba mha Ifritiim trug, was ‘Meisterin der Großen Dämonen’ bedeutete, was nichts Gutes verhieß. Eine aufbrausende Forscherin und Kophta, die sich unter anderem mit der Kunst der Spagyrik befasste und bekannt dafür war, ‘über Leichen zu gehen’. Sie war die mächtigste von insgesamt vier Kophtanim in ihrem Haus, welches bekannt dafür war mindestens einen mächtigen Kophta pro Generation hervorzubringen. Eine eigentlich schöne Frau, wären da nicht ihre angeblich bläulich schimmernde Haut und der Hauch der Niederhöllen, den sie verströmen solle. Vielleicht Anzeichen von ‘Verfall’. Siranya hatte bereits von so etwas gehört. Folgen des Buches der Namen? Sie befürchtete, dass auch ihr eigenes Buch solche Folgen nach sich ziehen konnte, wenn sie in die tieferen Geheimnisse vorstoßen würde, wie Mermydion es in letzter Zeit immer öfter verlangte, auch wenn er sich dessen nicht bewusst war. Die Hexenschixe gemahnte sich noch vorsichtiger zu sein, bei ihren weiteren Studien.
Plötzlich traten drei Schläger auf offener Straße mit gezogenen Säbeln am Hafen auf sie zu: „Da sind sie ja, die SCHNÜFLER. Zeit euch zu BESEITIGEN!“ Der Kampf begann Augenblicklich! Hammer versuchte die Angriffe seines Gegners so gut es ging abzuwehren, wurde aber viel zu oft von dessen Klinge getroffen. Auch die Meuchlerin hatte überraschender Weise Probleme mit ihrem Gegner, der ihre Brust aufschlitzte! Nur die Tochter der Satu schaffte es unmittelbar nach einer Schmähung ihres Gegners, kurzen Prozess mit diesem zu machen. Ihre Magie ließ ihn kotzend und zuckend zu Boden gehen, wo sie immer wieder mit ihrem Schlangenzepter auf ihn einprügelte, bis Schimmer ihn schließlich totgebissen hatte. Mermydions Gegner parierte fast alle seine Angriffe, hatte aber wohl einfach nur Glück. Iliaka reagierte zunächst nur, schaffte es aber dann, nach einem Stolpern des Tulamiden, das Blatt zu wenden. Gewöhnlich brauchte sie nur einen einzigen Stich um einen Gegner zu töten, aber im offenen Kampf, wenn sie die tödlichen Stellen nicht so einfach treffen konnte sah das anders aus. Erst nach fünf Hieben mit ihrem cyclopaeischen Kurzschwert fiel der Scherge in den Staub. Mermydions Gegner, der sich nun mit Schimmer insgesamt vier Kontrahenten gegenübersah, konnte sich nach einem Treffer von Mermydions Schlachthammer und dem daraus resultierenden doppelt gebrochenem rechten Bein, nur noch ergeben.
Sie quetschten ihn aus und versprachen ihm sein Leben, wenn er ihnen alles erzählen würde, was er wusste. Ihm blieb keine andere Wahl. Er bestätigte, dass er im Auftrag Aishas gehandelt hatte und sie verschwinden lassen sollte. Unter Todesangst berichtete er von insgesamt sieben erfahrenen Haussöldnern unter der Führung eines Leibwächter-Veterans, die den Palast bewachten...neben Djinnen, Ifritiim und Chimären!
Die drei Totgesagten hielten ihr Wort und ließen den Schergen leben. So oder so, die Saba mha Ifritiim war vorgewarnt. Eine denkbar schlechte Voraussetzung für den heimlichen Diebstahl des Buches der Namen. Aber ein offener Angriff war ein sicheres Al'Veranskommando. Gegen die geballte Zaubermacht von vier Kophtas über einem halben Dutzend Söldner und sonstigem dämonischem oder elementarem Kroppzeug konnten sie nur scheitern. Jeder andere Dieb mit gesundem Menschenverstand hätte an dieser Stelle abgebrochen, aber nicht so die Totgesagten. Hatten sie überhaupt eine andere Wahl? Sultan Alef-Faizal enttäuschte man nur ein einziges Mal, ehe man seinen aufsehenerregenden ‘Haustieren’ zum Fraß vorgeworfen wurde...
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 03.12.2018 11:48, insgesamt 3-mal geändert.
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29. Spielabend: Einbruch

Die Totgesagten trafen sich am vereinbarten Treffpunkt, und trugen ihre Informationen zusammen, wobei Bagiraj gut verbergen konnte, dass er die ganze Zeit in einer der Tavernen abhing und eher dem Wein, als eventuellen Gerüchten zugehört hatte. Tanis gingen eh alle aus dem Weg und Zert’Zul hatte lediglich herausgefunden, dass die übrigen Magokratenfamilien Layaleth, Yakubiranim und Darjehan, den Sheynuchanim nicht gerade freundlich gesonnen waren - eine Information, die er aber für sich behielt.
Einen wirklichen Plan gab es nicht. Lediglich so lange heimlich vorzugehen, bis man sie früher oder später entdecken würde, und dann würden sie das machen, was sie immer und am besten konnten - ein blutiges Gemetzel anrichten, in der Hoffnung zuvor schon genug Wächter ausgeschaltet zu haben, so dass der Rest von ihnen auch noch zu schaffen war. Blieb nur noch das Problem der Ifritiim und Djinnen, auf die sie mit Sicherheit stoßen würden. Durch die geraubten Amulashtras, den geheimen Arkanoglyphen aus den Kellern der Drachenei-Zauberschule, verfügten sie über drei magische Waffen: Zert'Zuls Schlachtkette mit der Traphur-Glyphe, die die Knochen der Feinde brechen lies, Mermydions Streithammer mit der Ybdar-Glyphe, die die Waffe unzerstörbar machte, und Bagirajs Elemer Säbel mit der Amdelem-Glyphe, die die Klinge besser treffen lies. Zert’Zul hatte noch eine weitere magische Waffe, ein meisterhaftes Breitschwert, das er in den Tiefen der Fran-Horas-Grotten gefunden hatte, mit dem jedoch außer ihm niemand gescheit umgehen konnte - Schwerter gehörten zu einer sehr seltenen Waffengattung in diesen Dunklen Zeiten. Tanis und Siranya verfügten über zerstörerische Magie und Iliaka hatte wohl einfach Pech gehabt.
Der Trollzacker befahl allen dass sie jegliche Kräutermittelchen, Tinkturen, und Gifte nutzen sollten, über die sie verfügten. Zudem bekam der Alb die Anweisung die Macht des Heilamuletts des Wesir des Wissens zuerst zu nutzen, und erst dann auf seine eigenen Zauberkräfte zurückzugreifen. Außerdem hatte alles was zaubern konnte, zuerst zu sterben. Erst morden, dann durchsuchen und plündern. Einen Fluchtplan, oder Rückzugsort gab es nicht - Scheitern war keine Option. Die Helden der Geschichte überprüften noch einmal den Sitz ihrer Nachtschwarzen und eng anliegenden Einbruchskleidung und schwärzten ihre Haut und ihre Waffen mit Öl und Ruß. Zert'Zul brachte seine Rußtarnung in Form von schwarzen, horizontalen Flammen auf, wodurch er noch bedrohlicher und schockierender wirkte. Tanis, der seine Kettenweste und sein durch Zauberei verrostetes Sichelschwert zurückgelassen hatte, bekam Iliakas Zweitwaffe, ein meisterlich geschmiedetes Kurzschwert aus Bronze.
Die Hexenschixe beschwor eine magische Stille herauf, die sie umgab und jedes Geräusch schluckte - eine Taktik, die sie schon einmal im Terra Incognita bei der Erstürmung einer Hjaldinger-Feste, Jahre vor ihrer Zeit in Neetha, erfolgreich eingesetzt hatten. Alle Laute verstummten, auch die schweren Schritte von Hammer und die Geräusche seiner schweren Kettenrüstung. Dann begaben sie sich zur vier Schritt großen Palastmauer, die mit gefährlichen Scherben gekrönt war.
Tanis erhöhte mit seiner fremdartigen Magie den Mut seiner Gefährten um sie so vor den Schreckensgestalten eventueller Ifritiim und Chimären zu schützen. Die Tochter der Satu beschwor danach einen weiteren alten Zauber mit dem sie den Cyclopaer belegte - Spinnenklettern. Mit Hilfe dieser Magie, war Mermydion schon vor über dreißig Jahren den tiefen Schacht, in der Achaz-Pyramide von Abbadom hinab geklettert. Einer Spinne gleich erklomm er die Mauer. Zert’Zul formte mit beiden Händen eine ‘Räuberleiter’ und half so seinen anderen Gefährten die Mauer hinauf, die zudem noch Karims Kletterdolche nutzten, und diese lautlos zwischen die Ritzen der Steinblöcke rammten. Das Hexenweib hockte sich einfach mit Schimmer auf ihr Schlangenzepter und flog in die Lüfte, wobei sie darauf achtete, nah bei den anderen zu fliegen. So hockten sie nun wie wahre Geschöpfe der Nacht auf der Palastmauer und überblickten das Areal vor ihnen. Dank der ‘Eulentränen’ auf Basis der Tollkirsche, die sie sich in die Augen geträufelt hatten, sahen sie in der Nacht so hell wie am Tage.
Nach außen hin sah der von Djinnen erbaute Palast sehr einfach aus, ja fast abweisend. Das zwanzig Schritt breite und fast dreißig Schritt tiefe Gebäude aus schwarzem Marmor mit halbrundem Kuppeldach lag vor ihnen. Mehrere Dutzend Schritt freier Fläche lag zwischen der Mauer und dem Palastgebaüde. Sie sahen drei streunende Chimären - Widderbestien, eine Kreuzung aus Khoramsbestie und Widder!
Geräuschlos kletterten und sprangen sie in die Tiefe. Kaum hatte Mermydion gewandt wie eine Spinne den Boden berührt, stürmte er auf die Chimären los! Die anderen taten es ihm verwirrt gleich, bis auf Iliaka, die in den Schatten verschwand und Bagiraj, der sich zurückfallen ließ. Siranya war es so unmöglich alle im Schutze der Stille zu halten und entschied sich für die Vorstürmenden, über denen sie flog. Tanis begann mit seinem Bogen zu zielen, unterschätzte aber die Schnelligkeit der Chimären, die innerhalb von Augenblicken bei ihnen waren. Hammer wurde von einer Widderbestie direkt angesprungen, was diesen umwarf. Dreck spritze auf, als der schwere Waffenschmied zu Boden ging. Kurz darauf begann ein lautloses Hauen und Stechen. Iliaka versuchte vergebens die Chimären an besonders tödlichen Stellen zu treffen, die sie bei diesen missgestalteten Monstern jedoch nicht kannte, so dass sie es ihren anderen Begleitern gleichtat, und einfach drauflos stach, in der Hoffnung, dass ihr Gift wirkte. Auch Tanis feuerte einfach ins Kampfgetümmel und traf ausgerechnet Hammer ins Bein, wo sich der Panzerbrechende Kriegspfeil durch dessen Kettenbeinling bohrte - eine Erfahrung, die er schon einmal machen musste. Nachdem die Streunenden Chimären tot danieder lagen riss sich Mermydion hasserfüllt den Pfeil aus dem Bein und schlug mit seinem Schlachthammer nach dem Alb, der diesen Angriff jedoch erwartet hatte und geschwind auswich.
An dieser Stelle hätte Zert’Zul seine beiden Kameraden am liebsten eigenhändig erschlagen...es reichte offenbar nicht, dass vor ihnen ein Palast voller Wächter, Chimären, Ifritiim und Djinnen lag, nein, sie mussten sich auch noch gegenseitig mit ihren Waffen angehen! Der Trollzacker ließ seine schwere Dornenkugel zwischen den Kontrahenten in den Boden einschlagen, woraufhin beide voneinander abließen, nachdem sie sahen wie die Adern am Hals des Knochenbrechers begannen anzuschwellen. Sie konzentrierten sich wieder auf die vor ihnen liegende Aufgabe und liefen lautlos auf den Palast zu.
Ein schmiedeeisernes Tor, das mehrere Chimärenköpfe zeigte, versperrte den Zugang zum Innenhof. Linkerhand befand sich jedoch der Chimären-Stall mit seinen beiden großen geöffneten Stalltüren, die hoch genug waren, dass ein Reiter ohne abzusteigen hindurchreiten konnte. Rechterhand befand sich wohl eine Remise mit ebenso großen Toren, die jedoch geschlossen waren. Bevor ihr Anführer eine Entscheidung treffen konnte, sprang Hammer einfach an die Wand aus schwarzem Marmor und kletterte Spinnengleich die Wand empor auf eines der vielen oberen Fenster zu. Die anderen nutzen abermals ihre Kletterdolche und folgten ebenfalls Richtung Obergeschoss des Palastes.
durch die Fenster drangen sie in eine Art großes Speisezimmer ein, das zur inneren Galerie hin völlig offen war. Die Decke war als Sternenhimmel gestaltet, wobei die Sterne aus echten Edelsteinen bestanden! An den Wänden hingen silberne Leuchter; auf zahlreichen Tischen stand goldenes Tafelgeschirr bereit, und das ebenfalls goldene Besteck war an den Griffen mit Edelsteinen verziert! Ihr Vorsatz: Erst Morden, dann Plündern und Rauben war bereits vergessen. Iliaka steckte sich vier goldene Messer ein, während Bagiraj sich seine Umhängetasche bis fast zum Bersten mit goldenem Geschirr stopfte. Auch Zert’Zul konnte nicht widerstehen und nahm sich ‘seinen Goldenen’, einen reichlich verzierten und schweren Becher von einem der Tische. Der Alb, der sich eh schon viel zu viel von den Menschen abgeschaut hatte, tat es seinen Freunden gleich und bediente sich ebenfalls an den wertvollen Einrichtungsgegenständen, bis er die Perversion einer Hundeblume sah - eine unheilvolle Kreuzung aus Hund und Topfpflanze. Im Zentrum der Tier-Pflanzen-Chimäre bellten stumm zwei Hundeköpfe vor sich her, ohne dass davon jemand Notiz nahm. Er legte einen Pfeil auf die Sehne seines Selbstgebauten und Persönlichen Albenbogen, und erschoss den ersten der beiden Köpfe. Nun wurde auch die Meuchlerin auf die lebende Flora aufmerksam und hackte mit ihrem Kurzschwert in die wehrlose Chimäre. Dann erst sahen sie die beiden Mercenarii in Kettenhemd und mit Khunchomer bewaffnet, die außerhalb ihrer Kuppel der Lautlosigkeit irgendetwas schrien, das jedoch nicht bis an ihr Ohr dringen konnte. Man hatte sie entdeckt!
Siranya ließ ihren Stille-Zauber fallen und direkt brachen die lauten Schreie in tulamidischer Sprache über sie herein: „ALARM! EINDRINGLINGE! EINE GANZE DIEBESHORDE!“ Woraufhin man dann gezwungener Maßen wohl doch zum Morden überging.
Bagiraj und Iliaka liefen dem Wächter auf der linken Seite der Galerie zu, Zert’Zul, Siranya und Schimmer kümmerten sich um den Wächter auf der rechten Seite, während Tanis mit seinem Bogen das Feuer eröffnete. An der Stirnseite der Galerie traten zwei weitere Gestalten aus Vorhängen hervor, die sich gänzlich voneinander unterschieden. Ersterer trug einen reich verzierten Kaftan, eine prächtige Kopfbedeckung und ein totenschädelköpfiges Szepter. Der andere war in einem bronzenen Harnisch gepanzert mit zusätzlichen Arm- und Beinschienen. Ein ebenfalls bronzener Helm mit Kettenkragen rundete das Bild des schwergepanzerten Veteranen ab, der auch mit einem Khunchomer bewaffnet war und Befehle schrie. Der Kaftanträger zog sich augenblicklich in sein Gemach hinter den Vorhang zurück, während der Schwergepanzerte auf der rechten Seite der Galerie vor brach.
Siranyas Sonnenluchs wurde von dem Söldner in Kettenhemd verwundet, der es auf die blonde Bosparanerin abgesehen hatte. Iliaka entwaffnete den Söldner auf der linken Seite, so dass dessen Klinge über das Geländer in die Tiefe viel. Zu zweit stachen und hackten sie nun auf den erfahrenen Wächter ein, der aber auch waffenlos nicht schnell überwunden werden konnte. Mermydion packte seinen beidhändigen Schlachthammer mit nur einer Hand, sprang an die linke Wand und kletterte wie eine fette Spinne einfach an der Wand entlang und passierte so den Waffenlosen Wächter, um dann hinter ihm die Galerie entlang zu rennen, um schnellstmöglich zu dem vermuteten Kophta zu gelangen. Siranya wurde währenddessen auf der anderen Seite von einem Khunchomerhieb an der Brust verwundet, nachdem die Angriffe ihres machtvollen Vertrauten einfach pariert wurden, wobei sich Schimmer bei jedem Angriff unweigerlich selbst verletzte, bis das Tier sich zurückziehen musste. Das Hexenweib spuckte dem Veteran Gift und Galle entgegen, die diesen aber nur wenig beeindruckten! Nur die Zähesten konnten ihrer Hexengalle standhalten, die sogar einen ausgewachsenen Oger kotzen und niedergehen ließ. Kurz darauf kämpften der Veteran und der andere Wächter auf der rechten Seite in geschickter Formation gegen den wütenden Trollzacker, der die Hexenschixe jetzt zurück befahl. eine abgerichtete Widderbestie, die eine Treppe hinauf kam, erschien nun zwischen Hammer und der kämpfenden linken Front. Tanis begrüßte das Monster direkt mit einem Pfeil, der die Chimäre aber nur kurz aufhielt. Mermydion hatte das aber genug Zeit verschafft, dem Kaftanträger in dessen Gemach zu folgen um diesen dort zu stellen. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit dem, was in dem Moment in dem größeren Raum abspielte.
Der Boden war mit dicken kostbaren Teppichen ausgelegt auf denen das Szepter mit dem Totenschädel und den Edelsteinaugen lag, das der Kaftanträger eben noch in Händen gehalten hatte. Die Teppiche waren am Zittern und legten sich wie von Geisterhand um das Szepter. Das brokatbehangene schwere Himmelbett mit beschnitzten Pfosten rutschte plötzlich ebenfalls in das Zentrum des Raumes. Auch vier gepolsterte Sofa-Segmente zog es zur Mitte hin. Die komplette Einrichtung schien innerhalb von wenigen Augenblicken eine Art golemoides Eigenleben zu entwickeln, wobei das Bett den Torso bildete und die schweren Sitzsegmente die Gliedmaßen. Zwei große Truhen wurden zu Fäusten! Der Golemdiener erhielt vom offensichtlichen Kophta den Angriffsbefehl, woraufhin dieser mit großer Geschicklichkeit auf den Cyclopaer einprügelte. Mermydion antwortete mit gewaltigen wuchtigen Hammerschlägen, die jeden Sterblichen auf der Stelle getötet hätten, aber nicht so dieses magische Konstrukt. Der Golem rammte gesplitterte Tischbeine direkt in den gepanzerten Leib des Schmiedes. Die spitzen Hölzer bohrten sich mit gewaltiger Wucht durch die meisterhaften Kettenringe und in den darunter liegenden fetten Wanst. Hammer biss die Zähne zusammen und bleib Kampffähig. Hieb um Hieb dreschte er auf den mächtigen Holzgolem ein. Holz barst unter Zwergenstahl. Aber Mermydion, der das belebte Mobiliar mehr schlecht als recht parieren konnte, wurde immer wieder getroffen, während der Kophta im Hintergrund weitere Zauber sang - ja sang, er hörte richtig. Der Kaftan an Brust und Bauch des Zauberers härtete sich wie eine Rüstung. Je länger der Kampf gegen den Golem andauerte, mit desto mehr Zaubern konnte sich der Beherrscher unbelebter Materie vorbereiten.
Von außen hörte es sich fast so an, als würde Hammer das ganze Zimmer umräumen. Aber die Lage hatte sich auch hier zugespitzt. Zert’Zul hatte zwar auf der rechten Seite den leichter gepanzerten Söldner in der Formation mit einem wuchtigen Hieb in dessen Gesicht töten können, und auch Bagiraj und Iliaka hatten auf der linken Seite den Entwaffneten und die Chimäre abgestochen, aber von unten war nun der gesamte Rest der Wachen auf dem Weg nach oben.
Eine weitere Chimäre, die noch eine eiserne Kette hinter sich herzog und zwei weitere in Kettenhemd gepanzerte betraten die Galerie. Einer der beiden trug einen Kurzbogen und zielte auf Bagiraj. Tanis kam dem schützen aber zuvor und schoss ihm ins Bein, was diesen etwas nach hinten taumeln ließ. Dennoch feuerte dieser einfach in das Kampfgetümmel vor sich und traf eher zufällig die Meuchlerin. Der Alb feuerte einen zweiten Pfeil in das andere Bein des Schützen, wobei er darauf achten musste nicht zufällig einen seiner Gefährten in seiner Schussbahn zu treffen. Der feindliche Schütze scherte sich jedoch nicht einen Augenblick um diese Gefahr und schoss einfach rücksichtslos in die Menge, in der Iliaka, Bagiraj, der neue Wächter und die Chimäre an der Kette kämpfte. Doch nun traf dieser die Wächterkreatur, was Bagiraj ausnutzte und nachsetzte. Tanis traf den verdammten Schützen kurz darauf mit einem dritten Pfeil direkt in den Hals. Aber das zähe Schwein wollte immer noch nicht sterben! Die Wachen waren ihr Gold wert, das musste er sich eingestehen. Noch bevor die zweite Welle niedergekämpft war, stürmten vier weitere Mann die Treppe nach oben. Vornweg der Torwächter, zwei ungepanzerte Wachen, die wohl eben erst aus dem Schlaf aufgeschreckt waren und der Chimärenbändiger, der ebenfalls mit einem kurzen bogen bewaffnet war. Es waren viel zu viele Gegner! Kampfeslärm und Waffenhall beherrschte den Palast. Das Blut floss in Strömen die Galerie hinunter in den Innenhof, während Hammer aus dem Golem im Gemach des Kophta weiter Kleinholz machte. Zert’Zul kämpfte immer noch gegen den Leibwächter und Anführer der Hauswachen in dem auch schon ein Pfeile steckte und der zudem schon einmal von Siranyas ätzender Galle getroffen wurde. „DU KÄMPFTST WIE EIN BARBAR, FREMDER. UND GENAU WIE EIN SOLCHER WIRST DU STERBEN!“ Der Gladiator hatte einen ebenbürtigen Gegner gefunden. Zert’Zul brüllte seine Leute an und befahl ihnen weiter Stand zu halten: „KÄMPFT WEITER! ES GIBT HIER KEIN ZURÜCK! ICH WILL DAS VERDAMMTE BUCH!“ Zert’Zul parierte stets den Khunchomer des Leibwächters mit seinem Panzerarm. Dann aber setzte er alles auf eine Karte und griff mit beiden Armen zugleich an. Sein Gegner parierte den ersten Hieb seiner Schlachtkette und wurde vom stählernen neuen Sporn, den Hammer erst vor kurzem geschmiedet hatte, getroffen, nur um dann verdutzt noch ein weiteres Mal, aber diesmal von der tödlichen Kette getroffen zu werden. Knochen brachen und Blut spritzte. Zert’Zul hatte dem Tulamiden gezeigt, zu was ein ‘Barbar’ im Stande war. Der Gladiator stapfte über den Schwergepanzerten hinweg und empfing die beiden ungepanzerten Wachen auf der Stirnseite der Galerie. Siranya flog jetzt im Zentrum der Galerie mit dem Innenhof unter sich und versuchte Mermydion zu Hilfe zu kommen. Erst jetzt sah sie den Golem, gegen den Hammer immer noch kämpfte. Sie konzentrierte sich, und schleuderte einen Flammenlanze auf das Konstrukt, was dieses sofort und äußerst effektiv in Flammen aufgehen ließ. Der Golem kämpfte jedoch weiter und schmetterte Mermydion seine truhenartige Faust auf die Brust, was diesem unter seinem Kettenhemd mehrere Rippen brach. Hammer war am Ende und schnaufte wie ein Sänftensklave. Der nächste Hieb ließ ihn in die Knie gehen, während der Kophta im Hintergrund in aller Ruhe seinen nächsten Zauber vorbereitete. Das Hexenweib landete, und trat dem zerfetzten und brennenden Golem schreiend entgegen. Wie eine Furie schlug sie mit ihrem Schlangenzepter auf den magischen Diener und gab diesem den Rest. Im letzten Moment sah sie noch, dass der Zauberer seinen Zauber beendet hatte und packte Mermydion an der Schulter um ihn nach hinten zu reißen. Das letzte was sie hörte waren die Worte: „ARCHOSPHAERO!“ Eine große Felskugel explodierte genau an der Stelle, an der bis vor kurzem noch ihr Waffenschmied gestanden hatte. Die steinerne Kugel platze regelrecht in alle Richtungen und scharfkantige Steinbrocken erfassten sie sogar noch drei Schritt weiter. Mehre Schrapnelle steckten in Mermydions Körper und hatten dessen Kettenhemd aufgerissen. Atemlos und sterbend ging er zu Boden. Auch Siranya verlor das Bewusstsein.
Tanis gingen langsam aber sicher die Pfeile aus. Nachdem er den Chimärenbändiger niedergeschossen hatte, steckte er seinen Bogen weg und machte sich auf den Nahkampf gefasst, denn bald würden wohl auch seine Freunde vor ihm fallen.
Iliaka und Bagiraj kämpften aber wie der Schwarze Tod selbst! In ihren schwarzen blutbespritzten Kampfanzügen kamen sie diesem wohl auch sehr ähnlich. Die Meuchlerin hielt sich trotz des Pfeiles in ihrem Leib und diversen Schnittverletzungen wacker. Der Pirat hatte bisher eher Glück gehabt und nur ein paar Bissspuren der Hausmonster davongetragen. Nachdem er die letzte Chimäre zerhackt hatte attackierte er den nächsten Wächter mit einem Ausfall, in dessen Folge er diesem einfach das linke Bein abtrennte, das in den Innenhof in den Brunnen fiel. Iliaka stach immer wieder mit ihrem Kurzschwert zu, bis auch ihr Weg frei war. Zusammen mit Tanis rannten sie über die zusammengebrochene linke Flanke über unzählige Leichen hinweg und vielen den Gegnern bei Zert'Zul in den Rücken. Kurz bevor sich der mit Pfeilen gespickte Chimärenbändiger noch einmal erhob streckten sie auch diesen endgültig in das Reich des Todes.
Die drei Helden sprangen über die Körper ihrer am Boden liegenden Freunde und überwanden dann die Trümmer des Mobiliars. Der Kophta trat einige Schritte zurück, als er sich der geballten Kraft gleich dreier Einbrecher gegenüber sah, aber hinter ihm befand sich nur noch die Wand und ein Fenster. Das cyclopaeische Kurzschwert der Meuchlerin prallte vom Körperschildzauber des Kophtas ab. Der Alb durchbrach aber daraufhin dessen Schutz der Ahnen und blendete den alten Tulamiden, der sich daraufhin in Todesangst aus dem Fenster stürzte. Der Kophta schlug hart auf dem Boden auf und brach sich dabei noch ein Bein. Sein Körperschild hatte ihn nicht vor dem Aufprall bewahren können. Mit Schmerzverzerrtem Gesicht versuchte er davon zu kriechen, während er seinen Gott um Hilfe anflehte. Der Alb erschien im Fenster, zielte, und schoss dem Zauberer in das unverletzte Bein und nagelte ihn so regelrecht am Boden fest. Bagiraj sprang mit einem bösartigen Lächeln auf den Lippen mit einem akrobatischen Salto in die Tiefe und rollte sich am Boden ab. Dann schritt er langsam mit erhobenem Elemer Säbel auf den Kophta zu. Bevor dieser einen weiteren Zauber singen konnte, hieb Bagiraj ihm den Kopf ab.
Im Augenwinkel erblickte der Seefahrer noch eine weitere Gestalt, die Richtung Haupttor in der Mauer lief. Ein Bote der Hilfe holen sollte? Der Wurmbezwinger ließ seine mit Schätzen gefüllte Umhängetasche fallen und rannte dem Unbekannten hinterher. Trotz des immensen Vorsprungs des Flüchtenden schaffte er es diesen einzuholen (Doppeleins bei Athletik-Probe). Kurz vor dem Tor schlug er diesem in den Rücken und brachte ihn so zu Fall. Ein Stallbursche, ein kurz darauf toter Stallbursche.
Im Palast kam Tanis nun dem sterbenden Mermydion zu Hilfe. Er verletzte sich leicht, um so die heilende Wirkung des Amuletts des Wesirs zu aktivieren. Dann presste er das Amulett auf die Brust des Cyclopaers und rettete diesen von der Schwelle des Todes. Selbst als dieser wieder keuchend die Augen aufschlug, heilte er dessen fetten Leib weiter. Die tiefe Bauchwunde schloss sich und auch die gebrochenen Rippen setzten sich unter der Haut wieder zusammen. Dann half er der diesem auf. Der Alb beugte sich jetzt über die Tochter der Satu, die Zert'Zul wie eine zerbrechliche Puppe in den Armen hielt. Mit dem Amulett heilte er nun auch die beiden Brustwunden der Bosparanerin, die sie im Kampf gegen einen der Wächter davon getragen hatte. Kurz darauf öffnete auch sie wieder ihre wunderschönen Augen. Ihre Chitinschminke war verlaufen, aber selbst halbtot war Siranya noch verführerisch anzusehen. Tanis verbrauchte fast alle Kraft des Heilamuletts, so wie sein Anführer es ihm aufgetragen hatte. Nur noch ein kleiner Rest wohnte nun dem Artefakt inne. Danach durchsuchte Tanis den Chimärenbändiger und nahm dessen Kurzbogen und alle Pfeile die er plündern konnte an sich.
Zert'Zul öffnete Bagiraj im Erdgeschoss das schmiedeeiserne Tor zum Innenhof und lies ihn so wieder herein. Die Totgesagten hatten ein regelrechtes Blutbad im Palast angerichtet und jeden ermordet, der sich ihnen entgegen gestellt hatte. Das Haus Sheynuchanim würde sich von ihrem Überfall sicherlich nicht so schnell erholen. Das alleine war schon eine deutliche Botschaft des Diamantenen Sultans. Blieb nur noch das Buch Ketab al’Mandra zu finden um es dem Sultan zu überbringen, um sich dann an Palinor Trevus zu rächen. Der Trollzacker und der Tulamide aus Elem machten sich daran das Erdgeschoss zu durchsuchen, während die anderen sich das Obergeschoss vornahmen. Sie würden dieses verdammte Buch für den Sultan finden und wenn sie dafür jeden Stein des Palastes umdrehen mussten.
Aber waren sich da alle Totgesagten auch einig? Ein derartiges Buch stellte eine nicht unerhebliche Macht da, eine Macht die vielleicht erst noch auf der Waagschale gegen Freundschaft abgewogen werden musste...
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 28.11.2018 14:00, insgesamt 1-mal geändert.
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30. Spielabend: Ketab al’Mandra

Das gesuchte Buch musste hier irgendwo sein. Unten im Innenhof bellten und knurrten immer noch zwei weitere Hundeblumen, aber es waren keine Wächter mehr am Leben, die den Einbrechern Einhalt gebieten konnten. Im Obergeschoss des Palastes der Sheynuchanim weckte eine verstärkte Holztür mit Schloss das besondere Interesse der Totgesagten. Der dahinter liegende Raum musste völlig von der Treppe umgeben sein, und sonst gab es im Palast meist nur Vorhänge zwischen den Durchgängen, oder seltener normale Holztüren. Iliaka suchte die Tür zunächst nach sichtbaren magischen Symbolen oder Zeichen ab - vergebens. Dann nahm sie ihren Blutblattzweig hinzu um eventuelle nicht sichtbare wirkende Magie zu entdecken, aber auch das brachte nichts, vor allem weil sie sich uneins waren, wie sich die Pflanze verändern sollte bei Magie. Sollte das Blutblatt nach einer Weile verdorren oder gar anfangen zu blühen? Verwirrt warf sie das unnütze Kraut, über das sie zu wenig wusste, nach einer Weile weg und versuchte sich am knacken des Schlosses, brach jedoch einen Dietrich nach dem anderen ab. Zert’Zul der mit jeder Minute ungehaltener wurde, drückte sie zur Seite. Der Trollzacker spannte alle Muskeln seines Körpers an, und trat mit einem einzigen gewaltigen Tritt und all seinem Hass die verdammte Tür ein (Eins bei KK-Probe+20)! Die Hundeblumen verstummten. Eine Schatzkammer! Insgesamt vier kleine Truhen mit Münzen und Edelsteinen über die sich Bagiraj, Iliaka und Siranya her machten. Dennoch viel die Beute eher mager aus, im Vergleich zum restlichen Prunk des Anwesens. Vor allem, es fand sich kein Buch in der Kammer.
Mermydion suchte im Erdgeschoss weiter und traf in einem Wohnraum, der lediglich von einem seidenen Vorhang verhangen und dessen Decke mit verschlungenen Mustern verziert war, auf acht Dienerinnen, die sich ängstlich in eine Ecke kauerten. Unter Androhung von Schlägen mit dem Hammer, antworteten sie auf die Frage des Aufenthaltsortes des Buches, lediglich mit einem unsicheren Zeigen Richtung Schatzkammer. Die Frauen wussten nichts.
Tanis deutete dann im Erdgeschoss gen Norden auf zwei Vorhänge und deutete an, dass er hinter diesen Geräusche gehört hatte. der Gladiator riss den rechten Vorhang zur Seite und trat direkt in den Raum, während der Alb ihm mit seinem Bogen Rückendeckung gab. Das Zimmer war mit Seidenteppichen behangen und sogar die Lagerstadt mit goldenen Einlegearbeiten verziert. Zwei dicke Teppiche dienten als Unterlage und eine dünne Seidendecke als Laken. Und auch hier war die Decke verziert und zeigte einen aufsteigenden Falken. Im Raum stand ein besser gekleideter Mann, der augenblicklich seinen Namen nannte: Khorim Sheynuchanim, den er wohl in der Hoffnung wiederholte, dass allein sein Name ausreichen würde, dass man ihm nichts antat. Der Knochenbrecher lachte ihn aus, packte ihn dann am gewaltsam am Kragen und fragte nach dem Buch der Namen. Erst unter Androhung von Folter deutete der Mann, der sich als Wesir des Palastes betitelte, auf das Badebecken im Innenhof.
Der Innenhof war ebenfalls prächtig ausgestattet: Der Boden des Hofs war mit einem Mosaik ausgelegt, das unterschiedliche Insekten zeigte. Ein Säulengang umzog den Hof, wobei die einzelnen Säulen von sorgfältig gepflegten Ranken umschlungen waren. In der Mitte befand sich das Becken und südlich davon stand ein Zugbrunnen. Als Zert’Zul sich dem Becken zusammen mit dem Mann näherte, begannen die Hundeblumen wieder zu knurren, die im Südwesten des Hofes eingetopft waren. Der Trollzacker starrte auf das Becken und versuchte unter der Wasseroberfläche etwas zu erkennen, als Khorim Sheynuchanim plötzlich beschwörend die Arme hob: „Djinn des Wassers erhebe dich! Vernichte die fremden Eindringlinge!“ Ein Wesen mit dem Oberkörper eines alten Mannes und einem Unterleib aus glucksendem Wasser erhob sich aus dem Becken und richtete sich zu voller Größe auf. Noch ehe der Djinn mit seiner Wasserpeitsche ausholen konnte, ließ der Anführer der Totgesagten die magische Schlachtkette rotieren und vernichtete die Invokation mit zwei wuchtigen direkt aufeinanderfolgenden Hieben. Es gab eine Menge Geschichten über solche bösartigen Wesen, die ihre Gestalt verändern konnten. Den Legenden nach fehlte ihnen aber eine eigene Gestalt und man sagt, dass sie einen riesigen Hass auf die Menschen hätten, weshalb man sie einsperren muss, in Behältern oder Gegenständen, sonst würden sie alles und jeden töten. Wie die Magokratenfamilie Sheynuchanim einen solchen in einem offenen Becken halten, blieb dem Trollzacker ein Rätsel. Ungläubig blickte der Wesir auf den Barbar, welcher ihn nun packte und so lange mit dem Kopf auf den Rand des Beckens schlug, bis er sich nicht mehr regte. Der Weg durch das Becken war nun frei. Alles Wasser war verschwunden und eine seitliche Treppe führte in die Tiefe, in die Mermydion jetzt den Körper des Wesirs warf.
Vorsichtig stiegen sie hinab, wobei Iliaka noch einen Kienspan entzündete, der in Kombination mit ihren Eulentränen, die immer noch wirkten, für ausreichend Licht sorgte. Am Ende der Treppe betraten sie die verborgenen Katakomben des Palastes. Links und Rechts von ihnen befanden sich diverse Nischengräber mit eingewickelten vertrockneten Toten. Zert’Zul befahl keinen der Toten anzufassen, geschweige denn zu plündern. Das Buch hatte absolute Priorität. Bagiraj widerten die Gerippe am meisten an, seine Totenangst war nicht zu verbergen (entsprechende Abzüge auf Eigenschafts- und Talentproben). Der Trollzacker, der so gut wie unverletzt war, ging mutig voran und löste prompt eine Giftpfeilfalle durch eine übersehene Druckplatte aus. Die Projektile schossen surrend durch den Korridor, wobei jeder der Helden von mindestens einen Pfeil getroffen wurde. Das Gift wirkte schnell, und schadete den Eindringlingen so zusätzlich. Aber seine Wirkung endete auch genauso schnell. Fluchend wandte sich der Gladiator an die anderen, aber niemand anderes wollte voran gehen. Tanis, dessen Sinne die besten waren, zog es vor, ganz hinten zu gehen. Auch Iliaka zögerte. Und da es der Knochenbrecher eh nicht erwarten konnte, das Buch in Händen zu halten, ging er weiter voran.
Die nächste Falle die sie auslösten, war eine Magische. Plötzlich verschwand jegliche Luft aus den Katakomben und hinter ihnen ging ein schweres Eisengitter nieder. die verzweifelten Atemversuche wurden zur Qual. Nur Siranyas Sonnenluchs konnte durch die engen Stäbe des Gitters zurück flüchten, während alle anderen nun gezwungener Maßen ihre Flucht nach vorn antraten. Sie rannten so schnell sie konnten durch die Katakomben und schnappten verzweifelt nach Luft. Siranya verlor das Bewusstsein und wurde daraufhin kurzerhand von Zert’Zul über die Schulter geworfen und weiter getragen. Aber dann ging auch Mermydion in die Knie und konnte einfach nicht mehr weiter. Bagiraj stützte ihn selbst nach Luft jabsend von der einen Seite, und Zert’Zul, der die Hexenschixe über der einen Schulter trug, stütze Mermydions andere Seite. So gut wie am Ende ihrer Kräfte erreichten sie fast ein Dutzend Kammern später wieder einen Bereich, der mit Luft gefüllt war. Total erschöpft atmeten sie durch. Magische Fallen, deren Auslöser nicht zu sehen war, zumindest mit herkömmlichen Sinnen, waren die Schlimmsten. Der Alb nutzt die verbliebenen Kräfte des Heilamuletts, dessen Wirkung er mit Zert'Zuls Blut auslöste und brachte so die Tochter der Satu wieder auf die Beine. Den letzten Rest der Macht des Artefakts ließ er in den Seefahrer und die Meuchlerin fließen. Danach war das Amulett wenig mehr als ein besseres Schmuckstück. Siranya nutze nun auch ihre letzten Zauberkräfte und heilte Mermydions Vergiftung von der ersten Falle mit ihrem Hexenspeichel. Gerade bei Leid durch Gift wirkte dieser Zauber besonders gut, wohingegen die Zauber des Albs bei herkömmlichen Verletzungen und Wunden, effektiver waren. Aber auch er hatte nun alle Magie aufgebraucht. Der Kampf gegen die Wächter hatte ihnen alles abverlangt. Die Fallen würden ihnen sicherlich bald den Rest geben.
Die nächste ließ auch nicht lange auf sich warten. Wieder löste Zert’Zul eine Falle in Form von herabfallenden quaderschweren Steinblöcken aus. Einer der Blöcke erwischte ihn direkt und brach ihm das Bein (2 Wunden auf eine Trefferzone), während Bagiraj fast auf der Stelle erschlagen worden wäre, hätte er sich nicht im letzten Moment zur Seite gerollt (Einsatz all seiner Schicksalspunkte um die Totenangst abzuschütteln und die rettende Akrobatik-Probe zu wiederholen, da er all sein Glück an diesem Tag schon zuvor verbraucht hatte)! Der Gladiator biss die Zähne zusammen und richtete sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. So konnte er der Gruppe nur noch humpelnd in Schrittgeschwindigkeit folgen, wenn überhaupt. Er erinnerte sich an Cereborns Schicksal in den Tiefen der Fran-Horas-Grotten. Er selbst hatte ihm den Gnadenstoß gegeben, nachdem er auch noch sein zweites Bein verloren hatte. Er erwartete dasselbe von seinen Gefährten, wenn er ihnen nur noch zur Last fallen würde. Hauptsache er konnte vor seinem Tod möglichst lange Leiden, einen ehrenvolleren Tod gab es für Angehörige seines Volkes nicht. Ein schneller Tod wäre für den Trollzacker, wie für alle seines Volkes, das Schlimmste.
Iliaka bedeutete den anderen zurück zu bleiben: „Gestalt im Schatten, ein Funke von Stahl, mehr werdet ihr und unsere Feinde von mir nicht sehen.“. Dann schlich sie alleine durch die Katakomben weiter. Der Korridor vor ihr machte eine leichte Biegung nach rechts und viele Kammern weiter erreichte sie endlich eine Art Laboratorium. An der ihr gegenüber liegenden Wand stand ein großer At-tannur, ein tulamidischer Ofen, über dem ein schwerer Autoklave, ein dichtverschließbarer Kessel hing. Aus dem Inneren des Ofens kam ein dämonisches Knurren. Neben diesem lag ein Stapel Brennholz, welcher aber schon Staub angesetzt hatte. An einer Wand stand ein langer Holztisch. Die Decke des unterirdischen Labors verunzierte ein Bildnis von Ratten, Fliegen und Würmern. An den Wänden hingen blitzblank geputzte Kupfer- und Messingschalen in unterschiedlicher Größe und Form. Und auf Regalen standen Steinguttöpfchen, getrocknete Kräuter, Pipetten und Kanülen, Mörser mit Pistillen, eine Waage, Schmelztiegel und weitere Unmengen an Messbechern, Klammern, Pinzetten, Zangen, Pinsel, Schwämme, Tücher, Löffel, Schäufelchen, sowie Kellen und Schöpfer. Hier also schienen die Kophtas den Geheimnissen der Spagyrik nachzugehen. Stundenkerzen erhellten das Labor gerade so sehr, dass die Wirkung der Eulentränen, die Meuchlerin nicht blendete.
Aber das wirklich bedeutsame in diesem Raum war das Heptagramm auf dem Boden, um das diverse Zeichen gemalt waren. Schutzzeichen? Um den Siebenstern standen qualmende Kräutertöpfe, deren Rauch sich nun zu einer Säule im Zentrum des Heptagrammes verdichtete. Insgesamt standen zwei Männer und eine Frau in kostbaren Gewändern und Kopfbedeckungen mit Zeptern um die Szenerie. Neben der eigentlich schönen Frau, deren Haut aber in seltsamen Blauton schimmerte und die einen Hauch von Niederhöllen verströmte, stand ein Podest mit einem Buch darauf. War das das gesuchte Buch? Iliaka blickte sich um, und sah sonst nur Papyrusrollen oder Tafeln. Die Frau hob beschwörend die Arme, während die beiden Männer sie beobachteten. War das Aisha saba el Sheynuchanim, die Herrin des Hauses? Bisher hatte sie niemand bemerkt, was sie nutzte, um sich näher heranzuschleichen - und zwar in den Rücken der Kophtas. Aufbrausend rief die Blauhäutige: „Sphaeroviso Schreckensbild! Seht meine Schüler, seht direkt in die Rauchsäule und erblickt die Domäne der fauligen Monarchin des ewigen Siechtums, derer die wir Mish Shakar nennen! Seht ihre Macht und habt keine Furcht. Nur wenn ihr die Fäulnis und die Krankheiten kennt, könnt ihr die Geheimnisse der Spagyrik verstehen.“
Was Iliaka dort am Rücken der Beschwörerin vorbei, in der Rauchsäule sah, war Grauenvoll. Es herrschte dort wimmelndes, kriechendes und krabbelndes Chaos. Leben existierte dort nur in seiner verabscheuungswürdigsten Form: In Mooren aus Säure schwammen weißbäuchige Maden, hausgroße Aaskäfer stolperten blind umher, um ihre Opfer mit ihren Zangen zu zerteilen. Vom Himmel der Domäne regnete es Eiter und Galle. Salzlake tropfte von den knorrigen Baumstümpfen, die mit Geschwüren überzogen waren. Kein Strauch blieb Strauch, und kein Berg blieb Berg. Sogar der Himmel war grün wie verschimmelter Haferschleim.
Im Herz der Domäne aber, lag die Brutstädte aller Pestilenzen, denn dort schlüpften aus Eiern, deren Schalen Schädelkappen waren, und Hüllen, die aus laugigem Speichel gesponnen wurden, immer neue Ifritiim, für die die Meuchlerin keine Namen außer Siechtum und Verderben kannte. In einer Brutkammer saß die ‘nehmende Göttin’ selbst, eine Königin der Bienen, und ihre vielfach gespaltenen Augen sahen Iliaka direkt an, und dann lächelte Mish Shakar der Mörderin zu!
Iliaka schnellte in diesem Moment nach vorne, wie eine Spinne, die sich auf ihr Opfer stürzt, schlitzte Aisha von hinten den Hals auf, wobei sie so tief schnitt wie sie konnte, drehte die Kophta um und stach ihr noch dreimal mitten ins Herz! (Gezielter anatomischer Meuchelangriff auf den Kopf mit 32 SP und insgesamt 7 Wunden, wovon 4 auf den Torso weitergeleitet werden! Für diese mutige Tat, mit der die Spielerin gerade die Pläne des Meisters durchkreuzt hat, erhält die +1 Schicksalspunkt)
Aisha floss statt Blut, kalter niederhöllischer Schweiß aus dem Hals. Die überraschten anderen beiden Kophta griffen nach ihren Zeptern der Macht. Der mutigere der beiden, der zuvor auch jede Szene des Schreckensbildes verfolgt hatte attackierte die Meuchlerin im Nahkampf, während er dem anderen irgendetwas zurief. Dieser warf sein Zepter in die Luft und beschwor Aberhunderte von Blutfliegen, die er kurz darauf auf Iliaka hetzte. Der große Fliegenschwarm hüllte die Mörderin vollkommen ein, so dass diese kaum noch die verbliebenen beiden Feinde sehen konnte. Nur ihren Armatrutz-Armreifen, die ihren ganzen Körper wenn auch nur minimal schützten, hatte sie es zu verdanken, dass keine der Fliegen sie stechen konnte. Sie suchte ihr Heil in der Flucht und taumelte aus dem Laboratorium mit der Rauchsäule des Grauens heraus, wobei ihr die verdammten fliegen unbeirrbar folgten und sie weiter umhüllten. sie rief ihren Gefährten entgegen, dass noch zwei Kophtas verblieben waren, woraufhin diese an der Südaventurierin vorbei in das Labor stürmten. Währenddessen hatte der Kophta mit dem verbliebenen Zepter die Zeit genutzt um einen Golemdiener zu beschwören. Wie schon zuvor im Obergeschoss des Palastes sammelte sich alle Inneneinrichtung samt aller möglichen und unmöglichen Zutaten um das Zepter der Macht, wobei der knurrende Ofen den Torso bildete!
Mermydion stapfte auf die beiden Kophtas zu und erschlug gleich den erstbesten, der gerade einen weiteren Zauber vorbereitete mit nur einem gewaltigen Hammerschlag, so dass selbst seine Mutter den Leichnam nicht mehr wiedererkennen konnte. Der Golem jedoch löste sich nicht in seine Bestandteile auf, sondern nahm nun den Kampf auf und gehorchte so dem letzten Befehl seines Meisters. Mit seinem Hammer wehrte er den ersten Hieb des Konstruktes ab. Iliaka war immer noch durch den Blutfliegenschwarm so gut wie Handlungsunfähig und Zert'Zul humpelte auf den verbliebenen Zauberer zu, während Bagiraj und Siranya, Mermydion zu Hilfe kamen. Der verbliebene Kophta hob nun beschwörend die Arme: „Gebundener Frazzaroth, heimatloser Teleportierer, ich rufe dich! Bring mich fort von hier! JETZT!“ Augenblicklich erschien direkt hinter dem Zauberer ein verzerrter Ifritiim, der diverse Löcher im dämonischen Leib hatte, ganz so, als würden ihm dort einfach Stücke und Körperteile fehlen. Der Ifritiim öffnete die Arme, packte seinen Herrn und nickte bösartig. Einen Liedschlag später waren beide einfach verschwunden. Sie hatten sich in Luft aufgelöst. Aber das konnte den Totgesagten nur recht sein, denn so verblieben nur noch der Golem und der Schwarm.
Der Golem holte schwungvoll aus, und prügelte die Hexenschixe regelrecht durch das nun leere Laboratorium. Mit gebrochenen Rippen blieb die Tochter der Satu an der Wand liegen. Jetzt konzentrierten die Helden ihre Angriffe auf den Golemdiener und setzten diesem übel zu. Iliaka rannte nach einigen eher weniger erfolgreichen Kurzschwerthieben auf den sie umgebenen Schwarm einfach in den hinter ihnen liegenden luftleeren Bereich. Schon nach kurzer Zeit lagen alle Fliegen verendet auf dem Boden der Katakomben – zurück blieb nur das Zepter der Macht, das sie an sich nahm.
Bagiraj, Tanis, Mermydion und sogar Zert'Zul schlugen von allen Seiten auf den Golem ein, bis dieser schließlich zusammenbrach. Als der eiserne Ofen scheppernd auf den Boden aufschlug, öffnete sich die Klappe und der nun fessellose Ifritiim sprang daraus hervor, dessen Knurren sie schon die ganze Zeit vernommen hatten. Der eingehörnte Dämon hatte die Gestalt eines flammenden Lavaauges, das nun feurige Pranken ausbildete und mit diesen um sich schlug. Alle sprangen zurück, nur Zert'Zul blieb am Boden liegen, und ließ seine Schlachtkette über seinem Kopf rotieren. Flammenstiebend erwischte er den Ifritiim mit seiner magischen Kette und verpasste diesem immer, wenn er ihm zu nah kam, einen Hieb mit dem Panzerarm, um ihn abzuwehren. Der Dämon schaffte es einfach nicht durch die Verteidigung des Trollzackers und musste jedes Mal die Kette fressen. Und schließlich ließ ein vierter Treffer das flammende Auge zerplatzen. Sie hatten gesiegt! Mermydion hob die schwer verletzte und bewusstlose Hexe über seine Schulter und klopfte ihr einmal herzhaft aufs Hinterteil. Zert'Zul kroch zu dem am Boden liegenden Buch, das zuvor noch Teil des Golems war, umwickelte es mit blutigen Kleidungsfetzen des zerschmetterten Kophtas, und klemmte es sich unter den Arm. Auch Iliaka kam nun zurück und half ihrem Anführer auf das unverwundete Bein. Währenddessen hatte der Alb sich umgesehen und doch tatsächlich eine Geheimtür entdeckt, die sie nach oben durch einen Seitengang, in den Beckenschacht zurückführte.
Wieder oben angekommen, steckten sie den gesamten Palast in Brand und überließen die Dienerschaft ihrem Schicksal. Schnaufend schleppte Mermydion die Hexe immer noch auf seiner Schulter, während Zert'Zul gestützt wurde, der das gesuchte Buch krampfhaft festhielt. Sie öffneten das große Tor und ließen die Außenmauern des in Flammen stehenden Palastes hinter sich. Das Feuer war in ganz Rashdul zu sehen. In der Ferne waren schon die ersten Kataphrakt-Reiter zu sehen, die in Richtung des Anwesens ritten. Sie wären mit Sicherheit entdeckt worden, als plötzlich ein weiterer Kophta aus den Schatten trat und sich als Angehöriger der Magokratenfamilie Layaleth vorstellte. Aber anstatt ihnen mit Magie den Rest zu geben, bedanke er sich! Er deutete auf das brennende Inferno, das den Nachthimmel erhellte und offenbarte ihnen, dass ein Feind der Sheynuchanim ihr Verbündeter ist. Zert'Zul, der kurz vor dem Einbruch Kontakt zu den Layaleths aufgenommen hatte, seinen Gefährten davon aber nichts erzählt hatte, nickte diesem zu. Dann schnippte der Kophta mit den Fingern und rief einen Djinn der Luft, der sie ihn verhüllenden Nebel hüllte und ihre Geräusche dämpfte. Unter diesem Schutz entkamen die Totgesagten aus der Stadt und erreichten Haschid, der hinter einer Düne auf sie gewartet hatte. Der Mudramulim heilte Siranya mit seiner Magie und ließ alle auf den Teppich steigen, der kurze Zeit später in den dunklen Nachthimmel abhob um die Helden sicher nach Khunchom zu bringen, wo sich schon bald die ersten Geschichten in den Gassen über die Taten der Fremdländer kursierten (SO +3). Die Abgabe des gestohlenen Buches sollte sich jedoch als schwieriger herausstellen, als zunächst gedacht...
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31. Spielabend: In der Gunst der Mächtigen

Skorpion, Tiermonat der Tulamiden im Jahre 4 Alef-Faizal, dem 961. Jahr nach Horas' Erscheinen (531 v. BF)

Die Totgesagten war es gelungen sich innerhalb des Diamantenen Sultanats einen gewissen Namen zu machen – vor allem der Diebstahl des magischen Buches der Namen aus Rashdul, hatte viel zu ihrem Ruf beigetragen. Sie befanden sich in der Gunst der Mächtigen. Durch ihre Taten hatten sie sich die größte Ehrung erarbeitet – eine Audienz beim Diamantenen Sultan!
Karim berichtete ihnen jedoch, dass sich der Sultan durch ein Netz von Untergebenen nahezu von der Außenwelt abgeschirmt hatte. Diese kontrollierten peinlich genau die Einhaltung des alten Hofzeremoniells. Nur wer die rituellen Handlungen genauestens beherrschte bekam die Möglichkeit zum Sultan vorgelassen zu werden. Der Schattenkrieger wusste nur von der ersten und der letzten Prüfung. Er riet den Helden sich darauf vorzubereiten – und das taten sie, oder besser gesagt Siranya. Die Tochter der Satuaria oder Atvarya, wie sie hier genannt wurde, machte sich unzählige Tage Gedanken über die erste Prüfung, während Haschid ibn Raschtafar sie besonders die rituellen Handlungen der letzten Prüfung lehrte. Die anderen verbrachten die Wochen damit ihre Fähigkeiten im Schutze des Sternentempels des Feqz zu verbessern. Die Schattenkrieger wachten über sie und das gestohlene Buch der Namen. Alle bis auf Tanis waren sich der Gefahr bewusst, der sie ausgesetzt waren, seit sie im Besitz des machtvollen Buches waren. Fast wäre er wie ein wilder Falke einfach in die Freiheit entflogen – und damit in den sicheren Tod. Ständig hatte der Djinn, wie man ihn hier nannte, das Verlangen irgendetwas zu verkaufen, um seinen Reichtum zu mehren. Etwas das er von den Menschen gelehrt hatte. Aber auch die restlichen Begleiter kamen Siranya mit jedem Jahr, in dem sie diese begleitete, geistloser vor – mutige Geister zwar, aber dennoch geistlos. Sie war fast die einzige, die der Kunst des Lesen und Schreibens mächtig war. Der Geist der Charismatischen Verführerin war stets hellwach und konnte jede noch so geringe Kleinigkeit aufnehmen. Sie beobachtete manchmal Zert'Zul, der wie ein streunendes Tier durch den Sternentempel irrte. Ihr Anführer war unruhig. Vermutlich weil seine Rache nicht mehr fern war. Oder war es einfach nur die Gier irgendetwas zu töten? Meist beendete er gleich neun Leben an einem einzigen Tag in der Arena des immerwährenden Kampfes. Nun aber musste er verharren, und warten, bis sie bereit waren, dem Sultan gegenüber zu treten. Während Siranya sich Wissen über die Philosophie aneignete, und ihren schriftlichem Ausdruck verbesserte, trainierte Zert'Zul seine Kraft. Mermydion erweiterte sein Wissen über die hiesigen Götter und beobachtete die Akoluthen und Priester. Schließlich war es einen Tiermonat später so weit. Bagiraj zog es jedoch vor, dem Sultan nicht gegenüber zu treten – er fühlte sich unwürdig. Oder aber war es nur eine Ausrede? Wollte er womöglich nicht noch mehr Aufmerksamkeit erregen? Fürchtete er die Taranteln auch nach über dreißig Jahren, gar hier in Tulamidistan? Iliaka die sich in Yol'Tulam, der Stadt der Menschen, einen Ruf als Meuchlerin gemacht hatte, würde man sicherlich keine hundert Schritt an den Sultan heran lassen, also zog auch sie es vor, der Audienz fern zu bleiben. Bei Sakis reichten einfach die Taten nicht aus, um den Herr über Sonne und Sterne vor die Augen zu treten. Auch den anderen kam er oft eher wie ein Günstling vor, der sich in ihrem Ruhm sonnte.

Herr über Sonne und Sterne

Eidechse, Tiermonat der Tulamiden im Jahre 4 Alef-Faizal, dem 961. Jahr nach Horas' Erscheinen (531 v. BF)

Schließlich war es soweit. Siranya eröffnete ihren Gefährten, das sie bereit sei, sich der Ersten und der Letzten Prüfung zu stellen. Karim führte die Totgesagten über die riesige gerade Prachtstraße, die in direkter Linie zu den Toren der Palastmauer führte, die normalerweise fest verschlossen waren. Nur die scheinbar endlosen Tributzüge aus den Provinzen des Reiches durften die Hohen Pforte einmal im Jahr passieren, dem einzigen Eingang in die Diamantene Stadt. Die Mauern die diese umgaben waren mit glänzenden weißen Ziegeln verblendet, die mit Mindoriumsplittern gespickt waren. Entweder waren diese, die das gleißende Sonnenlicht spiegelten der Grund warum die Einwohner Khunchoms immer den Blick gesenkt hielten oder die Ehrfurcht vor ihrem Herrscher Alef Faizal, wenn sie sich in diesem Stadtbereich bewegten. Die Hohe Pforte, Sitz des Wesirs der Tore und des höchsten Gerichts von Khunchom. Hier verhandelten, klagten und stritten sich die höchsten Beamten und Vasallen. Und hier würden die Helden die erste Prüfung bestehen müssen: mitten in der gnadenlosen Sonne sollten Neunundzwanzig Strophen geschrieben werden, eine über die Herrschaft des Sultans, sechs über die Macht der Elemente, vier sollten den Al' Veranim gewidmet sein, acht der Schönheit und zehn dem Sultan Alef Faizal selbst. Eine keineswegs einfache Aufgabe, da hierbei die Zahlenmystik auch eine gewisse Rolle spielte.
Als sie die Treppe zu den gigantischen Flügeln hinaufstiegen, baute sich auf der obersten Stufe ein durchtrainierter Mann, mit Leberflecken verunstaltetem Gesicht, in goldenem Spiegelpanzer vor ihnen auf und verschränkte die Arme: „Mein Name ist Haschefa, Wesir der Tore. Ihr jedoch seid niedere Ausgeburten fremder Länder. Ihr wagt es tatsächlich vor meine Augen zu treten?“ Was nun folgte, war eine nicht enden wollende Oration von Schmähungen. Haschefa misstraute ihnen zutiefst und ließ es die Helden auch wissen.
Mermydion trat vor die Gruppe und erbat eine Audienz beim Sultan, und fragte nach den Bedingungen der Ersten Prüfung. Der Wesir des Tores traute diesem ausländischen Pack unter keinen Umständen das Bestehen dieser zu, dennoch musste er dem Drängen nachgeben, da sie sich über ein Jahr lang für die Stadt verdient gemacht hatten und einen entsprechenden Status besaßen (SO 13-16). Zert'Zul, Tanis, Mermydion, Siranya und Karim setzten sich neben dem Torhaus vor der Mauer in den Staub und die Tochter der Satu begann mit der Niederschreibung der Strophen. Einmal am Tag bekamen sie Wasser und getrocknete Datteln, ihnen war nicht erlaubt sich vom Torhaus zu entfernen, solange bis die Strophen sowohl inhaltlich, als auch schriftbildlich den Anforderungen des Wesirs genügten. Jede Zuwiderhandlung hatte zur Folge, dass die bereits Verfassten Strophen zerrissen und verbrannt wurden. Erst nach einer ganzen vergangenen Woche entsprach die erste der neunundzwanzig Strophen den Voraussetzungen. Erst jetzt ahnten auch die anderen, worauf sie sich da eingelassen hatten. Nach drei Wochen und bereits elf anerkannten Strophen, in der Hitze der Sonne und der Kälte der Nacht verfasst, knurrte Mermydions Magen lauter als ein verdammter Ifritiim und sogar Karim begann an der Klarheit seiner Gedanken zu zweifeln und nervös wie ein Geisteskranker, hin und her zu schaukeln. Nach scheinbar unendlichen fünf Wochen wurden die Totgesagten endlich mit einem Kopfnicken des Wesirs von ihren Qualen erlöst. Die nun kompletten Neunundzwanzig Strophen erfüllten endlich die hohen Anforderungen. Sie wurden durch die gigantischen Torflügel der Hohen Pforte in die Palaststadt geführt und betraten ein Reich das kaum jemand aus Khunchom je zu Gesicht bekommen würde – die Diamantene Stadt!

Ein Leben für den Sultan

Fuchs, Tiermonat der Tulamiden im Jahre 4 Alef-Faizal, dem 961. Jahr nach Horas' Erscheinen (531 v. BF)

Vor ihren Augen erstreckte sich eine Ebene von gewaltigen Ausmaßen, umgeben von der weißen Außenmauer und zahllosen kleineren und größeren palastartigen Bauten zur Linken und Rechten, die wiederum von kleineren Mauern umschlossen wurden. Von den weit entfernten Gebäuden erkannte man nur die Kuppeldächer die gleißend im Licht der Sonne den Betrachter blendeten. Genau gegenüber der Hohen Pforte führten am Ende der Ebene eine weitere Treppe hinauf zu einer weiteren Ebene und am Ende dieser eine dritte Treppe zur letzten Ebene, auf der sich das Prunkstück der gesamten Palastanlage, die Thronhalle des Sultans erhob.
Sofort kam schnellen Schritts ein kleiner Mann auf die Totgesagten zu und stellte sich als Oberster Wesir vor. Der völlig haarlose, geschminkte und in edle purpurne Gewänder gehüllte, schien den Helden die Pracht des Diamantenen deutlich machen zu wollen. Obwohl er selbst ein Sklave war, besaß er mehr Macht als mancher bosparanischer Legat. Er deutete ihnen an ihm durch parkähnliche Gärten, mit Pflanzen aus allen Teilen des Diamantenen Sultanats, sowie Uthurias und Rakshaztans, zu folgen und erklärte vor allem dem Trollzacker und dem Cyclopaer das Benehmen am Hofe des Sultans und welche Folgen eine Missachtung dieser Etikette haben würde – egal was man falsch machen würde, es würde denjenigen den Kopf kosten!
Nachdem er mit Nachdruck auf alle zu beachtenden Regeln hingewiesen hatte, führte er die Gruppe zu eine Pavillon. Der Holzbau war relativ klein, als Wände dienten Rankengitter, die mit wilden Rosen begrünt waren. Der Großwesir ermahnte die Helden genau hier in diesem Pavillon auf ihn zu warten – genau hier! Und schritt dann davon. Kurz darauf kam er gefolgt von einer in Lumpen gehüllten Gestalt wieder, deutete auf den Pavillon, in dem Zert'Zul mit seinen Gefährten wartete und verschwand erneut. Der Neuankömmling kam humpelnd und röchelnd näher, immer wieder musste er stehenbleiben und wurde von Hustenanfällen übermannt. Kaum am Pavillon angekommen musste der Fremde sich ausgerechnet über die Füße der Hexenschixe übergeben, woraufhin alle einen Schritt oder zwei zurückwichen. Beschämt und verängstigt begann der scheinbar kranke Bettler mit bloßen Händen sein Erbrochenes aufzusammeln und in die Taschen seiner zerfetzten Kleider zu stecken. Siranya überlegte welche Krankheit diese arme Seele quälte und als er einen Ärmel hochschob um sich eine der auf seiner Haut zahllos vorhandenen Beulen aufzukratzen, was einen sichtbaren Schmerz durch den Körper des Kranken jagte, sah sie das wahre Ausmaß. Er war übersäht mit grün-grauen bis braunen Beulen, die so grässlich aussahen, dass man sie mit Worten nicht beschreiben konnte. Der Fremde schien zudem unter Schüttelfrost und Selbstekel zu leiden. Plötzlich wurde er von Krämpfen geplagt und litt unter einem Erstickungsanfall und Todesangst. Nach einer kurzen Diskussion einigten Karim und Siranya sich darauf den Kranken zu heilen, oder es zumindest zu versuchen. Da sich die Hexe nicht traute den Fremden zu berühren beugte sie sich zu ihm herab, sodass dieser sie ansah. Nach einem kurzen Anflug von Ekel spuckte sie dem Kranken ihren heilenden Hexenspeichel in den zungenlosen, widerwärtigen Mund. Augenblicklich begann der Fremde sich zu winden und immer schlimmer zu husten und röcheln und geriet immer mehr in Atemnot. Erschrocken und fasziniert zugleich zog sich die Satu-Tochter hinter den großen Zert'Zul zurück und auch Karim trat wieder nach hinten. Jetzt schälte sich die Haut des Kranken und gab eine neue äußere Hülle frei – eine grau-grüne bis schwarz-braune schuppige 'Haut', die über und über mit Flecken in verschiedensten ekelerregenden Farben bedeckt war. Nun erkannte die Tochter der Satu, dass es sich um die schlimmste, ihr bekannte Krankheit handelte. Die erschreckendste und seltsamste, aber auch seltene Duglumspest oder Dämonenfäule. Kurz darauf zerfiel sein Körper in ein Häufchen stinkender schwarzer Asche, dem seine Seele entfuhr. Langsam breitete sich die von den sich ausdehnenden Körperflüssigkeiten mitgeführte Asche über den Boden des gesamten Pavillons aus. Karim versuchte sich mit einem Sprung ins Gebälk des Holzbaus zu retten, doch schnell verwarf er diesen Plan wieder, da er keinesfalls Eigentum des Sultans beschädigen wollte. Mermydion sah das nicht so eng und hinderte das heran fließende, stinkende Gemisch, mittels eines kleinen Erdwalls, auf Kosten der Wildrosen, daran ihn zu erreichen. Währen nur der Gladiator und die Hexenschixe in den Ausflüssen stehenblieben, erklomm Tanis Zert'Zul wie einen Baum und weigerte sich auch nur einen Schritt auf den miasmatischen Boden zu setzen.
Der Oberste Wesir kam jetzt zurück, klatschte einmal in die Hände und sofort verschwanden sämtliche illusionären Überreste des Kranken. Der Wesir nickte und sagte: „Euer Leben für den Sultan. Dadurch das Ihr meinen Anweisungen, den Pavillon nicht zu verlassen, gefolgt seid und Euer Leben riskiert habt indem Ihr lieber die Gesellschaft eines Todkranken hinnahmt, habt Ihr hiermit auch die Zweite Prüfung bestanden...macht Euch nun bereit für den Letzten Tanz.“
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 29.11.2018 12:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Der Letzte Tanz

Die Totgesagten stellten sich dem dritten und letzten Ritual, oder zumindest eine von ihnen. Schließlich sie nun in den eigentlichen Palast, wo vergoldete Säulen himmelhohe Kuppeldecken trugen, die dem Betrachter vorgaukelten, unter freiem Himmel zu stehen. Es viel den Helden immer schwerer zwischen Realität und Illusion zu unterscheiden.
Sie wurden von zahlreichen Prinzen, Prinzessinen und Diamantenen umringt, die nun den Letzten Tanz erwarteten. Ein Tanz, der dereinst von den unterlegenen Echsenherrschern vor den siegreichen Menschen aufgeführt wurde, um ihre Unterwürfigkeit zu zeigen. Man sagte, dass schon so mancher Tänzer bei diesem Tanz vor Erschöpfung gestorben sei.
Siranya wurde in kostbare Schleier gehüllt und geheimnisvolle rythmische Klänge erschallten wie aus dem Nichts. Die Hexenschixe began sich nun verführerisch zu winden und zu tanzen. Ihre diversen Glöckchen klangen bei jedem Schritt und vermischten sich mit den anderen Klängen. Peinlich genau hielt sie die genaue zuvor einstudierte Schrittfolge ein, sofern das ihre anderen Gefährten beurteilen konnten. Alle Augen waren auf sie gerichtet. Es lag nun an ihr, ob man sie bis zum Sultan vorlassen würde. Der Tanz schien ewig zu dauern und man sah der Tochter der Satu bereits ihre Erschöpfung an. Die Eigeborene hielt die Schritte korrekt ein und warf dabei nach und nach immer mehr schleier ab, wobei sie immer mehr Haut zeigte. Der Tanz beinhaltete, dass sich Siranya immer wieder zu Boden warf, wobei ihre Knie und Ellenbogen zusehends aufplatzten und begannen zu bluten. Tänzerische Gesten der Unterwerfung. Der Schweiß rann ihr den Körper hinab und vermischte sich mit ihrem Blut. Ihr letzter Schleier, der gerade noch so ihre Scham und ihre üppigen Brüste bedeckte, klebte an ihrem Körper. Die Hexe bewegte sich mit unglaublicher Geschicklichkeit und Anmut. Niemand hatte bemerkt, dass sie kurz vor dem Tanz einen Attributo gewirkt hatte, der ihr noch gewandtere Bewegungen ermöglichten. Sie tanzte und tanzte, während ihr das Blut von den Unterarmen und Unterschenkeln rann. Fast sah es so aus, als würde sie etwas Unheimliches beschwören, das jederzeit aus dem Limbus hervorbrechen würde. Die Zuschauer hielten den Atem an und verfolgten jede Bewegung der blonden Bosparanierin. Kurz bevor sie das Bewusstsein verlor (verbliebene AuP 3), hatte sie es geschafft, die letzten Schritte zu vollführen – sie hatte es geschafft! Schwer atment hob und senkte sich der Brustkorb, der gutaussehenden Hexe. Verführerisch blickte sie in die Augen der Prinzen, denen teils die Münder offen standen.
Der oberste Wesir ließ sie einige Augenblicke verschnaufen und führte die erfolgreiche Tänzerin und ihre Gefährten ins Zentrum der Macht.


Zentrum der Macht

Der Weg schien kein Ende zu nehmen, bis sie zu einer doppelflügligen Tür gelangten, neben der zwei steinerne Mantikore Wache hielten. Plötzlich bewegten sich diese und öffneten das mit Edelsteinen verzierte, goldene Portal. Vor ihnen lag ein Saal von gewaltigen Ausmaßen. Die Decke wurde von Säulen getragen, die mächtige Bäume imitierten. Doch von den Ästen dieser Bäume hingen Arangen und andere Früchte, die aus Gold und Silber zu bestehen schienen. Überall befanden sich Diener und Schreiber, bereit jeden Wunsch zu erfüllen und jedes der Worte des göttlichen Herrschers in kunstvoller Kalligraphie niederzuschreiben.
An den Seiten des Thronsaales saßen auf Bergen von Kissen allerlei weitere Prinzen und betrachteten ihren Weg zum Sultan, der auf einem überdimensionalen Thron saß, der selbst mehrere Ebenen hatte. Die unterste Ebene des Thrones aus purem Gold war höher als ein Mann. In der Front waren zwei Sandlöwenköpfe abgebildet, die lebensecht wirkten, wie die steinernen Mantikore zuvor. Diesen Statuenköpfen und dem Sultan zu Füßen lagen über ein halbes Dutzend Jungfrauen, die sich kaum bekleidet dort räkelten. Jede von ihnen mindestend genauso schön wie Siranya. Links und rechts neben diesen Statuen waren ebenfalls goldene geflügelte Frauen in die unterste Ebene des Thrones gearbeitet.
Auf der zweiten Thronebene stand der eigentliche Thron, dessen Lehnen ebenfalls wie löwenartige Köpfe ausgearbeitet waren. Neben diesen 'Lehnen' befand sich je ein etwas niedrigeres Podest, wobei linkerhand eine Riesenschildkröte saß, auf deren Rücken der gleißende Diamant, welcher dem Reich erst seinen Namen gab, ruhte. Er hatte wahrlich fast die Größe eines menschlichen Torsos! Noch nie hatten sie etwas Wertvolleres gesehen. Auf dieser zweiten Ebene standen neben dem Thron zwei drei Schritt große muskulöse Oger mit über zwei Schritt langen Echsenspaltern. Die Oger waren so durchtrainiert, dass man sogar deren Bauchmuskeln sehen konnte, was bei diesen gewöhnlich fetten Kreaturen wohl überaus selten war. Ihr Unterleib war in kostbares Tuch gehüllt genau wie ihre Gesichter, wobei eine Art Turban das ganze abrundete.
Die Dritte Thronebene ragte sicherlich über ein Dutzend Schritt in die Höhe und bildeten die 'Rückenlehne'. Diese war so kunstvoll verziert, dass man es nicht in Worte fassen kann. Aus ihr ragten Hörnerartige Gebilde, die an die von machtvollen Ifritiim erinnerten!
Neben den drei Thronebenen standen übergroße Feuerschalen, die über fünfzehn Schritt in die Höhe ragten und die Halle in flackerndes Licht tauchte. Im Hintergrund des gesamten Thrones gähnte eine Halbrunde Dunkelheit – eine Erweiterung der Halle, die einfach nur in Dunkelheit zu enden schien, vor dieser der Sultan thronte.
Die Totgesagten unterstanden sich den Sultan direkt zu fixieren, und senkten ihre Häupter. Ein direkter Blick in dessen Augen bedeutete, dass man sie noch an Ort und Stelle enthaupten lassen würde. So erahnten die Helden den Sultan, der bis auf zwei Augenschlitze völlig verschleiert war, mehr auf dem Thron, als dass sie ihn sahen – den Herr der Kophtanim und Mudramulim, der Myriaden von Tulamiden und Zehntausenden Kataphrakten.
Vor ihnen erkannten sie glänzenden, weißen marmornen Boden, der ab neunundzwanzig Schritt in Grau überging. An dieser Stelle gingen die Helden auf die Knie und näherten sich ab dort kniend bis auf die maximal erlaubten zweiundzwanzig Schritt. Eine Grenze, die durch dunkler werdenden Marmor gekennzeichnet war. Dennoch erkannten sie acht Schritt vor dem Thron eine noch dunklere Markierung, die wohl nur besonders verdienten Untertanen erlaubt waren. Sie verharrten immer noch auf Knien bei ihren zweiundzwanzig Schritt und warteten bis der Sultan über seine Priesterschaft zu ihnen sprach, denn niemand durfte diesen direkt ansprechen. Ein zuwieder handeln hätte zur Folge, dass man ihnen die Zunge rausgerissen hätte und anschließend den Kopf abgehackt hätte. In Gedanken gingen sie die Worte durch, mit denen jeder ihrer Sätze beginnen und enden musste. Hielten sie sich nicht an diese Etikette würde man ihnen ebenfalls den Kopf abhacken.
Einer der Hohepriester signalisierte ihnen, dass der Sultan nun ihre niedergeschriebenen Huldugungen zu hören wünschte, woraufhin wieder einmal Siranya die Initiative ergriff und ihre mehrere Pergamentseiten lange Niederschrift hervorholte um diese mit klangvoller Stimme vorzutragen:
"O göttlicher Gebieter"...

Erste Strophe der Herrschaft

„Alef Faizal, Herr über Sonne und Sterne, der alle Macht in seinen Händen hält. Eure Herrschaft reicht von dem südlichen Elem und Bastrabuns Wall bis in den kalten Norden weit über Alhani und die Grenzen Tulamidistans hinaus. Alle Völker der Euch untergebenen Länder und Reiche huldigen Euch, dem Erben des großen Sultans Rashtul al Sheikh, dem Zusammenführer des tulamidischen Volkes.“

Sechs Strophen der Macht der Elemente

„Ebenso wie die Völker eures Reiches von Euch beherrscht werden, so unterstehen sie auch den 6 Elementen: dem Feuer, Spender von Wärme und Licht, aber auch zerstörerisch in seiner Kraft. Es mag in einer kalten sternenklaren Nacht Wärme und Sicherheit spenden, ebenso bringt es Licht ins Dunkel, sodass der Mensch auch hier zu sehen vermag. Doch niemals sollte man die Macht des Feuers außer Acht lassen, kann es doch Holz und Fleisch verzehren und Stein gar sprengen.“

„Die Luft, als alle Dinge und Wesen umschließendes Element ohne das kein Leben existieren könnte. Sie ist ein wandelbares Element. Zart wie die Berührung einer Frau in ihrer Liebe streichelt sie die Haut des Menschen, aber auch hart und schroff kann sie sein. Bäume bersten unter ihrer Kraft und als Sturm vermag sie selbst die mächtigsten Kuppeldächer hinwegzufegen und Wohnstätten in Trümmer zu legen.“

„Der Humus, fruchtbarer Boden, aus dem die Pflanzen in ihren verschiedensten Arten entsprießen. Von lebensrettenden Heilpflanzen bis zu todbringenden Giftpflanzen vermag er hervorzubringen. Doch sind nicht nur das Gebären und Wachstum in ihm, sondern auch das Welken und Verrotten einst lebendiger Dinge und Wesen, um dem Kreis zu schließen.“

„Das Wasser, welches das Reich umschließt und Leben, selbst in der Trockenheit der Khôm, zu spenden vermag. So scheint es stets in jeder Form, sei es als kleines Rinnsal oder gar als mächtiger Strom, wie der Gadang oder der Mhanadi seinen Weg zum Meer zu finden und sich dort zu vereinigen. Doch auch dieser Lebensspender kann für Zerstörung sorgen und gar die größten Kriegsschiffe durch Strudel in die nachtblauen Tiefen reißen.“

„Der Fels in seiner Beständigkeit über hunderte von Jahren, vermögen nur geschulte Hände sein Antlitz zu verändern und in die gewünschte Form zu bringen. In seiner edelsten Form werden Bauten für die Götter errichtet. Vom feinsten Sand, als Boden unter den Füßen der Menschen, bis hin zum erhabenen Rashtulswall als Weg in das Reich der gebenden und nehmenden Götter.“

„Und das Eis, welches in der Lage ist, Wege zu bereiten, mal dünn wie seidenes Tuch, mal fest wie Stein. An einem heißen Tag eine wohltuende Kühlung für Körper und Geist, ist es in großen Ausmaßen eine durchaus tödliche Gefahr. Der Moment kann erstarren und in die dunkle Kälte
des Todes übergehen, sollte man zulange in seiner Gegenwart verweilen.
All diese Fähigkeiten und Eigenschaften sind Alef Faizal, als Herrscher über das Reich und damit auch über die Elemente, zu Eigen.“


Vier Strophen der Götter

„Khunchom, die Hauptstadt Eures Reiches steht unter dem Schutz des Nachtherren, dem höchsten Al' Veranim - Feqz. Seine Herrschaft und seine Magie finden sich in vielen Aspekten Khunchom und des Reiches wieder, triumphiert durch den Sternentempel. Doch seid Ihr der wahre Vertreter der Göttlichen, im diesem unserem Leben in Sterblichkeit.“

„Doch auch andere nicht minder hohe Al' Veranim werden in Eurem Reich nicht weniger beachtet. So werden auch sie an ihren Statuen, als einem Teil ihrer selbst, von Euren Völkern verehrt, indem sie ihnen das Blut von Tieren und ihr eigenes darbringen, aber auch Blumenkränze und andere gottgefällige Gaben aus den verschiedensten Winkeln Eures Reiches.“

„Als Sturmherr über Kampf und Naturgewalten steht Rahandra, welcher Eure Kriege allzeit zum Sieg führen möge. Als Herrin über lärm-schwangere Orgien gilt Radscha Uschtammar, sie möge Eure Tänze mit Verzückung genießen und Euch dieser würdigen. Atvarya, die urtümliche Herrin der Wildnis. Sie verfügt über Krankheit und Gift, zugleich aber auch über das Leben und ihr Wasser vermag Totkranke zu heilen und soll ewiges Leben schenken.“

„Die wahnsinnige Greisin und Geiermutter Umm Ghulshach, die um das Totenreich ringt, verspricht Erlösung durch den Tod, jedoch verlangt sie, dass dieser mit Blut abgegolten werde. Bel-Akharaz, er der Alles sieht, dessen Tempel ein Mysterium unter den zahlreichen Tempeln Khunchom ist, offenbart nur dem wahrhaft Suchenden die Gerechtigkeit, über welche er waltet. Er liebt die, die gerecht handeln – also wird Euch fürwahr seine Liebe zuteil.“


Acht Strophen der Schönheit

„Schönheit ist nicht mit Rationalität zu erklären. Denn Schönheit wird erst durch die Sinne des Menschen zu Schönheit. Erst durch unser Sehen bestimmen wir, was schön aussieht, durch unseren Geruchssinn, was gut riecht. Wenn wir also über die Schönheit bestimmen, beherrscht dann der Sultan nicht sämtliche Schönheit der Welt?“

„Die Schönheit mit unseren Sinnen zu erfassen sollte genutzt werden. So sollte man sich jeden Morgen an der Pracht der Farben des Sonnenaufgangs erquicken, die sich in den Flügeln der Schmetterlinge widerspiegeln. Das Blau des Himmels und der Flüsse, die sich gleich einer Saphirkette, die sich an den Leib einer Jungfrau schmiegt, in die Täler des Reiches schmiegen und das Grün und Goldgelb der Länder in breiten Bändern und feinsten Fäden durchziehen.“

„Doch Schönheit findet sich nicht nur in Farben, sie kann auch in Formen erfasst werden. So empfindet man eine wohlgeformte Frucht sowohl als schön, als auch als appetitlich. Ein Gebäude in vollendeter Form, ein seidenes, dünnes Tuch welches die Formen der Weiblichkeit nicht verbirgt sondern betont. So zeigt sich deutlich, dass Schönheit keine Eigenschaft ist die nur durch den Menschen erschaffen werden kann, sondern der Natur innewohnt.“

„Ist es dem Menschen möglich Schönheit in seiner Eigenheit zu erfassen? Wir können etwas oder jemanden als schön bezeichnen, aber dies ist nicht die Schönheit selbst. Schönheit ist also ein Attribut das Dingen und Wesen dadurch zuteilwird, dass jemand sie als schön empfindet. Allerdings wird es kaum möglich sein als Mensch Einfluss auf das eigentliche Vorhandensein von Schönheit zu nehmen, dies ist nur Alef Faizal, als Herrscher über die Schönheit möglich.“

„Dem Menschen selbst ist die Schönheit als eine Eigenschaft zuteil. Von dem gepflegten, wohlriechenden Haar über ein ebenmäßiges Gesicht, zeigt sich die Schönheit eines Körpers auch im Zusammenspiel von wohlgeformten Brüsten, an denen Rubin aus Alabaster zu brechen scheint über eine schlanke Taille, ähnlich einer Wespe, die in die üppigen Rundungen der Hüften übergeht und schließlich an den mit filigranen Pinselstrichen verzierten Füßen endet.“

„Schönheit ist aber nicht nur dem Menschen und Dingen zu Eigen. Schönheit spiegelt sich auch in dem geschmeidigen Spiel der Muskeln des Khôm-Geparden und seiner vollkommenen Körperbeherrschung wieder. Aber auch die überwältigenden Farbenpracht des Gefieders des Regenbogenfasans zeigt das die Schönheit auch Tieren eigen ist.“

„Auch die Diademblume mit ihren gefiederten Blätter und der weinroten Seerosenblüte, mit weißem Fruchtknoten wird als schön empfunden, ebenso die Gadang-Lillie, die ihren Betrachter mit bis zu 20 Blütenkelchen in zartgelber Farbe erfreut. Aber allen Pflanzen voran die Azila, deren Schönheit besungen wird und die mit ihren hellroten Blüten den tulamidischen Charakter widerspiegelt. Das unentwirrbare Gemenge aus Dornen und 5-blättrigen Blüten, als Ebenbild des Pentagramms, gilt als Gleichnis des Lebens.“

„So ist die Schönheit in vielen Dingen zu finden, vom der feinsten Teppichknüpfkunst, welche zu prunkvollen Mustern werden, die ihresgleichen suchen und der Goldschmiedekunst, die facettenreiche Edelsteine in den schönsten Farben in filigrane Fassungen bettet, bis hin in die Kunst der Unterhaltung, durch die auch Worte in ihrer Schönheit erfasst und bewundert werden können. So findet sich die Schönheit auch in den Worten unseres Sultans.“


Zehn Strophen der Huldigung des Sultans

„Alef Faizal, Herr über Sonne und Sterne, so steht Ihr doch über all dem und an der Spitze der Welt. Ihr seid der Erbe des großen Rashtul al Sheikh, welcher durch seine Magie und Kriegskunst das Reich gründete und die Menschen den Rashtulswall hinunterführte. Er vertrieb die unwürdigen Echsen und sicherte das nun von Euch beherrschte Diamantene Reich.“

„Euer Reichtum und Eure Weisheit lassen sich nur schwer in Worte fassen, seid Ihr doch derjenige, welcher die Ehre trägt im Besitz des Dracheneis von Khunchom zum sein. Einem Artefakt von unschätzbarem Wert und wer außer Euch ist würdig genug es zu schützen und sein Eigen zu nennen?“

„Beherrscht Ihr doch, als rechtmäßiger Sultan, den machtvollen Tanz der Mudramulim. Mit all seinen eleganten Schritten und den observablen Bewegungsabläufen, die von einem Meister dieser Kunst ausgeführt, nicht nur Worte verblassen lassen, sondern auch astrale Macht zu wirken und diese zu verstärken vermag.“

„Ebenso wohnt Euch die bemerkenswerte Kunst des machtvollen Gesangs inne. Wie die berühmten Kophtanim seid Ihr in der Lage mittels Eurer wohlklingenden Stimme und den daraus resultierenden Intonationen Eurer Magie größere Macht und Reichweite zu verleihen.“

„Mit dem Zeichen Eurer Würde bekleidet, thront Ihr in eurem Palast, von den Großen Eures Reiches umgeben. Und durch den Glanz und die Pracht des Hofes in der Diamantenen Stadt, in Khunchom über Alles gehoben - so huldigt man Euch und der Euch angestammten Macht.“

„Privilegien wie persönliche Dienstbarkeiten und Befreiungen von Sklaven, passen nicht zum Geist Eures Reiches. Eure Untertanen haben Gelegenheit gehabt zu erkennen, dass Tapferkeit und Treue, Euch gegenüber die wahre Stärke des Diamantenen Sultanats ausmachen und ihre Würde begründen. Diese beiden Tugenden sind Euch im höchsten Grade eigen.“

„Gnädigst habt Ihr angenommen eines großen Herrschers Bürde. Schweigen werdet Ihr gebieten, sollte jemand es wagen Eure Macht anzuzweifeln. Bändiger der Elemente, der Ihr den Frieden Eures Reiches sichert, vor einer Schöpfung ohne Leben und einem Chaos ohne Geist.“

„Wie ergiebig ist die Ernte und die Schnitter wie behände. Edelstein aus allen Kronen, bringt man Euch als schönste Morgengabe. Der Herrschaft unerbittliches Gesetz mit welchem Ihr den Samen der Verwesung in die Adern Eurer Feinde geträufelt, auf das unnütz in den Staub zerronnen ist das letzte Echsenblut.“

„Der letzte Tropfen Lebenssaft, der Rest nun immer kalt und stumm verweilend. Schmeichle Eurer Magie und dem feilen Erz! Geht ein jeder, von Euch ausgeführter Streich doch mitten durch des Feindes Herz.“

„Ruhm und Ehre der tapferen Stadt Khunchom und seinem Herrscher Alef Faizal, Herr über Sonne und Sterne. Diese Mauern mögen immer stehen. Mögen die Feinde unseres Sultans sehen, mögen sie erzittern, wenn sie sie erblicken und von seiner Macht in die Knie gezwungen werden.“


"Möge Eure Weisheit mich erhellen!"

Siranya hatte geendet und vernahm ein anerkennendes Klatschen aus mehreren Schritt höhe. Sie hatten die Aufmerksamkeit eines Gottes erregt – eines Gottes namens Sultan Alef-Faizal!
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 29.11.2018 13:00, insgesamt 4-mal geändert.
"Er ist voller Blut, warum ist er immer voller Blut?"

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Der Letzte Auftrag

Dann begann einer der Hohepriester im Namen des Sultans zu sprechen:
„Mögen Rashtul al-Sheik und sein Sohn Bastrabun, der Sultan, der die Echsen vertrieb und uns die Segnung eines geeinten Reiches der Menschen gab, ihre Schützende Hand über euch halten, oh ihr unkultivierten Barbaren aus den westlichen Randländern! Vieles wurde mir über euch und eure tollkühnen Taten berichtet und nun will ich mir selbst ein Bild von euch machen. Berichtet von euch und eurer Heimat!“ Während die Worte des Priesters verklangen, waren merkwürdige Klänge zu hören, deren Ursprung die Helden der Geschichte nicht ausmachen konnten.
Jeder der fünf Anwesenden erzählte mehr oder weniger knapp von sich, seiner Vergangenheit, oder aber seiner Heimat.
Kurz darauf antwortete der Sultan erneut durch einen seiner Priester: „Ihr habt mir das Buch Ketab al’Mandra beschafft und somit eure Belohnung redlich verdient.“ Kurz darauf wurde der von den Totgesagten gesuchte Attentäter und Verräter Palinor Trevus in die Halle geführt. Dabei wurde er von einem weiteren Oger an einer schweren Kette gehalten. Als Palinor die ehemaligen Herren von Neetha erblickte, flehte er seinen Herren an, ihn nicht an die 'Barbaren' auszuliefern, und schien dabei zu vergessen, dass er in den Augen selbst einer war. Doch einer der Hohepriester meinte ungerührt: „Du magst deinem Herrn, gut gedient haben. Doch diese Heroen haben schier Unglaubliches für den Sultan und das Reich geleistet. Sie suchen seit langer Zeit nach dir, um Gerechtigkeit an dir zu üben. So ist es der Wille des Sultans und Bel-Akharaz, dem Gott der Gerechtigkeit!“
Der vernarbte Oger übergab auf ein Kopfnicken des Hohepriesters hin, den Gefangenen an Mermydion, der die Kette mit festem Griff packte. Die Heroen, wie sie genannt wurden, bedankten sich für den versprochenen Gefangenen und waren umso überraschter, als der Sultan eine weiteres Anliegen an sie herantragen ließ und ihnen schreckliches offenbarte:
Vor wenigen Tagen wurde der Mudramul Haschid ibn Raschtafar auf seinem Landgut ermordet aufgefunden. Dieser forschte im Auftrag des Sultans an einem magischen Artefakt, welches von dem unbekannten Mörder gestohlen wurde. Die Totgesagten erhielten nun den Auftrag, den Mörder zu bestrafen und das gestohlene Artefakt wieder zu beschaffen. Doch ehe sie ihrer Aufgabe nachgehen konnten, sollten sie den Segen des Bel-Akharaz-Tempels erbitten, wie es der alte Brauch vorschrieb. Die Helden nickten, verabschiedeten sich und zerrten den Attentäter an der Kette hinter sich her.

Rache und Folter

Im Hascharra-Unterschlupf, in den Gassen Yol'Tulams, erwartete Palinor Trevus nun das Schlimmste. Zert'Zul nahm Rache! Er ließ sich von Iliaka ein Messer geben, mit dem er ganz langsam und unter Schreien Palinors, dessen Diamant aus der Stirn schnitt, der der Sultan ihm eingesetzt hatte, und der ihn als Diamantenen gekennzeichnet hatte! Währenddessen wurde er von Bagiraj mit den übelsten Worten und Flüchen beschimpft: „Ihr Sohn einer Straßenhure und eines räudigen Köters seid Schuld daran, dass ich meine Prunk-Trireme, die 'Stolz von Neetha' verloren habe! Ihr nutzloser Sack Khoramsbestienfleisch! Mögen euch die Chimären fressen und eure Knochen lecken!“ Das Blut des ehemaligen Hohen Verwalters von Neetha floss aus dessen Stirn und lief ihm übers Gesicht. Sakis trat nun an den Gefangenen heran: „Ich, der Prinz der Feen von Pailos sitze nun hier auf der anderen Seite der Welt, fernab meiner Heimat, fest. Ich war ein Priesterherrscher mit einer ganzen Stadt voll Anhänger und wurde durch euch verdammt in diesem herunter gekommenen Loch hausen zu müssen. Ihr seid schuld daran! Ihr seid Schuld am Tod von Racalla und Cereborn! Alles was euch heute widerfährt, habt ihr tausendfach verdient!“
Zert'Zul zerschnitt die Haut auf dem Kopf des Verräters und begann ihm regelrecht die Haut vom Schädel zu ziehen. Jeder normale Mann hätte spätestens jetzt das Bewusstsein verloren. Nicht so aber der gewaltige Attentäter. Siranya war kurz davor ihre fürchterlichen Flüche auf den Verräter zu wirken, betrachtete ihn aber nur herablassend. Sie würde nicht einen Funken ihrer astralen Macht an diesen sicherlich bald schon sterbenden Priester verschwenden. Zert'Zul schnippte Karim den Diamanten zu und ließ sich im Gegenzug dafür dessen Essigsäure reichen, die dieser normalerweise nutzte, um eventuelle Gegner und Verfolger oder gar Gargyle zu blenden. Der Gladiator träufelte die ätzende Flüssigkeit mitten in die Kopfwunde und hielt dabei den Gefolterten, so fest er konnte, der zusätzlich mit Ketten arretiert war. Dabei lief diesem die Flüssigkeit auch in sein rechtes Auge, das dadurch ebenfalls verätzt wurde. Schreiend gestand Palinor, dass Casilius Manecus, der Priesterherrscher des Bicephalos und ehemaliges der Mitglied der Societas Diluculi, der Drahtzieher hinter ihrem 'Fall' war, und dass er es war, der ihn mit dem Attentatsversuch auf den Horas angeheuert hatte, wobei es unerheblich war, ob der Horas dabei zu Tode käme oder nicht, da es schließlich einzig und allein darum ging, sie zu Feinden des Bosparanischen Reiches zu machen – was ihm auch gelungen war. Casilius war es auch, der ihnen Racalla die Matronin hinterher geschickt hatte, um sie so gleich mit zu entsorgen, was ihm ebenfalls durch die Häscher des Horas gelungen war. Sie waren Opfer eines lange vorbereiteten Verrats geworden, der sie letzten Endes alles gekostet hatte.
Langsam verlor Palinor das Bewusstsein, aber Zert'Zul war noch lange nicht fertig mit dem elenden Verräter. Der Gladiator bedeutete dem Alb, den Gefolterten zu magisch heilen, damit dessen Tortur verlängert werden konnte. Dieser hatte sich jedoch entsetzt abgewendet. Der Trollzacker packte seinen Gefährten am Arm und hielt ihm das mittlerweile Astral aufgeladene Heilamulett hin, nachdem Tanis immer wieder gefragt hatte, seit es im Besitz des Knochenbrechers war. Fast war es so, als sah man ein gieriges Leuchten in den Augen des Albs, als er das Artefakt erblickte. Und so griff er danach und nickte dem Trollzacker zu. Dieser und auch die anderen wunderten sich über die fortgeschrittene Verkommenheit des 'Fabelwesens' wie Zert'Zul ihn zuletzt einmal genannt hatte. Er hatte sich nahezu perfekt in die Welt der Menschen, die dieser Telor nannte, eingelebt. Der Alb hatte sich deren Gier nach Dingen abgeschaut und verinnerlicht. Auch vor Menschenmassen hatte er schon lange keine Angst mehr. Und so heilte Tanis den Attentäter, damit Zert'Zul diesen weiter foltern konnte. Aber natürlich mit seiner eigenen Zauberkraft, da er die dem Heilamulett innewohnende Kraft geizig aufsparte.
Palinor Trevus hob den Kopf und begann zu erkennen, was vor sich ging. Seine Tortur würde noch lange nicht zu Ende sein, nicht so lange sie sein Leiden mit Magie verlängern konnten. Er spie den Trollzacker an: „Ihr seid selbst schuld an eurer Situation. IHR HABT MICH DAMALS ALS MITGLIED EURES RATES ABGELEHNT! MICH EINEN PRIESTER DES PRAIAN! ICH SAGTE EUCH, DASS IHR DIE KONSEQUENZEN DARAUS SPÜHREN WERDET! ICH WARNTE EUCH!“ Zert'Zul schlug ihm mit voller Wucht mitten ins Gesicht, so dass der 'Priester' stockte. Dann antwortete Palinor: „Ihr könnt diesen Körper zerschlagen und so viel Foltern wie ihr wollt – aber das ändert nichts daran, dass ihr von ganz oben nach ganz unten gefallen seid und eure Macht verloren habt. ICH HABE EUCH GESTÜRZT! So dass ihr nun das seid, was ihr verdient – GESUCHTE VERBRECHER UND TYRANNENMÖRDER! PRAIAN IST MEIN ZEUGE! ER IST DER WAHRE GOTT DER GERECHTIGKEIT! ER IST DER, DER ALLES SIEHT! ER HÄTTE ZWÖLFMAL EINEN PLATZ IN EUREM PANTHEON VERDIENT. STATTDESSEN HABT IHR IHN UND MICH VERSCHMÄHT UND IRGENTWELCHEN ANDEREN GÖTZEN DEN VORZUG GEGEBEN!“ Der Trollzacker schlug ihm erneut direkt ins Gesicht und brach ihm dabei die Nase, aber der Priester hielt immer noch nicht das Maul: „Praian steh mir bei. PRAIAN STEH MIR BEI!“ Der Trollzacker rammte dem Verräter das Messer in den Torso und schnitt langsam dessen Wanst auf, was den Gefolterten vor Schmerzen verstummen ließ. Der Knochenbrecher griff dem Attentäter langsam unter die muskulöse Bauchdecke und zog dessen Gedärm daraus hervor, um sie ihm vor sein verbliebenes Auge zu halten! Der Blick des Verräters begann zu flackern. Schnell deutete Zert'Zul auf Tanis, der daraufhin sichtlich angewidert wieder seine heilende Zauberkraft einsetzte und die Bauchwunden verschloss. Dass die Gedärme des Gefolterten dabei immer noch heraus hingen kümmerte den Alb nicht. Palinor kam erneut entsetzt zu sich und sah, dass seine Tortur immer noch kein Ende gefunden hatte. Bis auf Tanis, der wohl angewidert den Raum verlassen hatte, waren immer noch alle anwesend.
Zert'Zul hielt ihm ein glühendes Stück Kohle an einer Zange vors Gesicht, das ihm Mermydion gereicht hatte. Mit Grauen ahnte der Attentäter wohl was als nächstes kam und biss die Zähne zusammen. Dann drückte ihm der Trollzacker das Kohlestück zischend auf das verbliebene Auge um ihn vollständig zu blenden. Die Schreie des Gefolterten drangen bis auf die Straßen Yol'Tulams, und ließen gar Passanten zusammenzucken. Schon zu Zeiten als die Hascharra hier noch hausten hatte man einen Bogen um das Anwesen gemacht, aber nun traute sich niemand auch nur in die Nähe des Unterschlupfs der Helden. Niemand wollte die Aufmerksamkeit der ausländischen Barbaren auf sich ziehen.
Zert'Zul bedeutete Iliaka dem Gefangenen die Sehnen durch zu schneiden, woraufhin sich die Meuchlerin ans Werk machte. Anatomisch korrekt durchtrennte sie dem Verräter Sehnen an Armen und Beinen, so dass dieser absolut Bewegungsunfähig wurde. Er selbst kannte solche Schnitte und schrie um Hilfe: „PRAIAN STEH MIR BEI!“ Der Trollzacker konnte das Gejammer nicht mehr hören und bedeutet Iliaka nun dessen Stimmbänder durch zu trennen. Die Südaventurierin tat wie ihr geheißen und ließ den Priester für immer verstummen. Nun verließ auch Karim angewidert den Raum. Siranya beobachtete das geschehen ganz genau und war in Gedanken bei ihrem ermordeten Freund Haschid, mit dem sie einen Tiermonat zuvor noch die Tanzschritte des Letzten Tanzes einstudiert hatte, mit dem sie viele ihrer Zauber ausgetauscht hatte.
Zert'Zul packte den Bewegungsunfähigen und Geblendeten, und zog den Gefangenen blutend über den Boden bis in die Küche, wo er ihn in den riesigen Ofen steckte. Als wäre das zuvor erlebte noch nicht Strafe genug, zündete er sein Opfer an und sah sich gemeinsam mit Siranya an, wie er den Feuertod starb, verbrannte und letzten Endes verkohlte. Die anderen hatten das schon nicht mehr mitansehen können.
Doch wer nun glaubte, der Rachedurst des Trollzackers wäre gestillt, der irrte. Der Gladiator würde nicht eher ruhen, bis er alle Verräter bestraft hatte, wobei Casilius ganz oben auf seiner Liste der Rache stand. Schon bald würde er nach Neetha zurückkehren und sich jeden einzelnen krallen, der den Priester des Bicephalos unterstützt hatte. Aber zuerst würde er für den Sultan noch diesen einen Auftrag erledigen und bei dieser Gelegenheit auch noch Haschid rächen, der ihnen in Khunchom ein guter Freund geworden war. Haschid war der einzige, der sie in dieser Fremde mit offenen Armen aufgenommen hatte und nun war auch er tot. Besonders Siranya konnte es kaum erwarten den Schuldigen für den Mord zu bestrafen und ihm der Gerechtigkeit zu überantworten. Zuvor sollten sie jedoch, dem alten Brauch nach, Bel-Akharaz Segen erlangen und dessen Tempel finden.

Die Suche nach dem Herrn der Gerechtigkeit

Der Tempel des Bel-Akharaz war ein Mysterium unter den zahlreichen Tempeln Khunchoms. Man sagte, er sei gut verborgen, da die Gerechtigkeit sich nur dem offenbaren würde, der wahrhaft danach suchen würde. Noch in der Nacht, nach Palinors Folter, erhielten alle in ihren Träumen die gleiche Botschaft:
"Wenn die drei Seelenteile Vernunft, Begehren und Wagemut in Einklang stehen, du deine dir zugewiesene Aufgabe erfüllst, bist du gerecht. Erfülle die Gesetze der Mha'ath-Lehre und du bist gerecht! Wenn die Bedürfnisse des Einzelnen nicht gerecht sind, wie kann dann eine Tat zum Wohle vieler gerecht sein? Darf ein Einzelner die Gesetze brechen, um Gerechtigkeit für Viele zu schaffen? Nein, denn damit sät er die Ungerechtigkeit in die Herzen der Massen! Deshalb ist es nur gerecht, den Ungerechten für seine Taten zur Verantwortung zu ziehen. Du bist auf dem rechten Weg Gerechtigkeit zu üben, du musst sie nur finden. Also suche!“
Schweiß gebadet wachten sie am frühen Morgen auf und kamen ihrem Traum nach. Sie machten sich auf die Suche und begaben sich in das große Tempelviertel der Stadt. Wenn es diesen Tempel wirklich gab, dann musste er hier irgendwo sein. Aber schon bald fühlten sie sich verfolgt. Tanis entdeckte den Ursprung dafür in Form einer verhüllten Gestalt. Kurz bevor er sie jedoch packen konnte, wurde er und die anderen von einer weiteren Traumvision übermannt:
„Euch wird befohlen die einst anvertrauten Güter denen anzuvertrauen, die gerecht sind, selbst wenn ihr dafür die Ungerechten richten müsst! Euer Hass soll euch nicht leiten, aber Kraft geben, eure schwere Aufgabe zu erfüllen. Nahe der Lust werdet ihr finden, was ihr sucht!“
Den Totgesagten kam zunächst ein Bordell in den Sinn, oder zumindest das, was sie dafür hielten. So verließen sie das Tempelviertel und begaben sich in der Nähe des Tempelviertels in den Palast des Rakshaztani, wo sich ihnen vor vielen Monaten die Schönsten der Schönen zum Liebesspiel angeboten, als sie vom Wesir des Wissens einen Auftrag angenommen hatten. Doch sie wurden nicht fündig. Kein verborgener Tempel des Gottes der Gerechtigkeit. Sie klapperten jede noch so schmuddelige Liebeshöhle ab und fanden – nichts. Erst dann begaben sie sich wieder zurück ins Tempelviertel zum Tempel der Radscha Uschtammar, dem Tempel der Geliebten, aus dem die Geräuschkulisse von rauschenden Orgien und wilde Schreie der Lust durch die offenen Säulengänge zu ihnen drangen.
Hier sah Tanis die verhüllte Gestalt erneut und versuchte sie abermals zu packen. Doch ein neuer Tagtraum hinderte ihn und die anderen daran:
„Der Herr liebt die, die gerecht handeln! Tut das eure und lasst jeden Teil eurer Seele nur das seine tun. Nicht auf breiten Wegen findet ihr zur Gerechtigkeit, sondern auf verborgenen Pfaden!“
Die Totgesagten zermarterten sich den Kopf, was damit nun wieder gemeint sein könnte. Den halben Tag irrten sie umher und suchten 'Verborgene Pfade' innerhalb der Tempelstadt. Doch vergebens. Schließlich begaben sie sich zum himmelsstürmenden Sternentempel des Feqz. Sie schritten die Treppen des gewaltigen Stufentempels hinauf, wobei Tanis auf die Idee kam, sich dem Tempel auf 'verborgenen Pfaden' zu nähern, indem er hinauf schlich. Und siehe da, er erblickte den verhüllten Verfolger erneut. Er schlich sich an diesen heran und wurde abermals von einem weiteren Tagtraum übermannt:
„Handelt gerecht, denn ihr habt ein Recht darauf! Doch könnt ihr Gerechtigkeit nur durch Rache verbreiten, habt ihr den Kern der Gerechtigkeit gefunden. Rächt euch, seit beruhigt und umsichtig, denn ihr verbreitet den Kern der Gerechtigkeit, ein ehrliches und gerechtes Werk. Wie Sturm und Regen werdet ihr über die Ungerechten kommen, sucht darum dort nach Gerechtigkeit!“
Dieses Traumrätsel ließ sie nun fast völlig verzweifeln, hatten sie doch gar keine Ahnung, auf welchen Ort ihre Träume nun gedeutet hatten. Sie fragten sich durch die Massen der Menschen, von Tempel zu Tempel. Sie suchten jeden einzelnen Tempel auf, von dem sie gehört hatten. Sie begaben sich zum Tempel der Atvarya, zum Tempel des Al'Mahmoud und gar zum Tempel der wahnsinnigen Geiermutter Umm Ghulshach, wo sie Opfer darbrachten, aber nichts geschah. Sollten sie an dieser Stelle scheitern? Schließlich begaben sie sich über die Prozessionsstraße zum Tempel des Rahandra, der in der Nähe des Alef-Aytan-Tempels stand. Dann viel es ihnen wie Schuppen von den Augen – natürlich Rahandra, der Gott der Stürme und des Regens! Plötzlich sahen sie einen prächtig gekleideten Mann der ihnen bedeutete näher zu kommen. Er lächelte die Heroen hintergründig an, doch etwas an seinen geschminkten Augen war merkwürdig. Der fremde trug einen gewachsten Bart, lange lockige Haare und noble Kleidung in Rot- und Goldtönen.
„Ich weiß, euch wurde Unrecht angetan und ihr seid auf der Suche nach Gerechtigkeit. Folgt mir und ich werde euch die Augen öffnen! Doch ihr müsst wahrlich bereit sein! Wenn ihr euch nicht länger treiben lassen, sondern eurer Bestimmung folgen wollt, dann kommt mit mir!“
Mit diesen Worten wandte sich der Mann um und bog in eine kleine Gasse zwischen den Tempeln des Regengottes Rahandra und des Lustgottes Alef Aytan ein.
Der Fremde führte sie zu einem unscheinbaren Tempel, dessen Außenwände mit unzähligen Augen geziert war. Endlich hatten sie den Tempel des Bel-Akharaz gefunden! Der Fremde blieb vor dem Tempel stehen, lächelte den Heroen gütig zu und deutete auf den Eingang, der an einen glühenden Schlund erinnerte. Nun machte sich langsam eine urtümliche unbegreifliche Furcht in ihnen breit. Sobald alle durch die Pforte geschritten waren, schloss sich ihnen der Fremde an. Plötzlich wurde es schlagartig dunkel, als sich der Eingang hinter ihnen schloss.

Ein Nehmender Gott

Die Totgesagten stiegen über eine Treppe hinab in die Dunkelheit, die nur durch rotglühende Kohlebecken beleuchtet war. In den Tiefen des Tempels standen die Helden kurze Zeit darauf in einem großen, diffus beleuchteten Raum – dem Heiligtum von Bel-Akharaz!
Die Wände waren mit Symbolen des Suchenden geschmückt. Zeichen, die Augen ähnelten. Aber sie sahen auch das Symbol des Richters in Form einer Waage, und das Zeichen des Henkers in Gestalt eines Richtbeils. Am Ende der Halle gab es einen wuchtigen Thron aus reinem Gold, auf dem die Statue eines Richters mit gütigem Blick saß. Jetzt erst stellte sich der Fremde vor. Sein Name war Mhestril ibn Chadilam, Hohepriester des Gottes der Gerechtigkeit – Bel-Akharaz.
Er erklärte das nur sein Herr die wahre Gerechtigkeit verbreiten konnte, da nur er Ermittler, Richter und Henker in einer Person sei. „Gerechtigkeit ist immer persönlich, da auch Ungerechtigkeit persönlich ist. Ihr könnt eure persönliche Gerechtigkeit finden und Bel-Akharaz ist bereit euch bei dieser Suche zur Seite zu stehen.“ Die urtümliche Angst in den Totgesagten wuchs an. Besonders Tanis und Karim hatten ein schlechtes Gefühl. Welchen Preis würden sie für die Hilfe dieses Nehmenden Gottes bezahlen müssen?

Mit Blut Besiegelt

Zert'Zul und ausgerechnet Siranya, die einst so unschuldige Bardin waren bereit ihr Schicksal anzunehmen. Siranya verlangte für den Tod von Haschid, ihrem Freund, nach Rache und GERECHTIGKEIT! Mhestril verlangte von beiden, ihr Blut auf die Statue des Bel-Akharaz zu träufeln. Damit würden sie sich dem Gott der Gerechtigkeit anvertrauen, sich unter dessen Schutz stellen und auch dessen Hilfe erhalten. Der Trollzacker und die Hexe traten vor, während Mhestril verschiedene Gegenstände um die Statue auslegte. Eine alte Waage, ein Gesetzbuch und ein Splitter eines Richtbeiles. Die beiden schnitten sich in die Handinnenfläche und bespritzten die Statue mit ihrem Blut, wobei Siranya besonders tief schnitt. Dann sollten sie ihren Schwur leisten, und dem Hohepriester nachsprechen:
„Herr Bel-Akharaz, ich schwöre...“ Doch bei Namen des Gottes blieben Zert'Zul die Worte im Halse stecken und er verstummte. Die blonde Hexenschixe sprach jedoch unbeirrt weiter!
„...stets deine Gebote zu achten und die Schuldigen zu strafen. Nimmer werde ich ruhen, bis der letzte Schuldige gerichtet wurde! Dann werde ich aufgenommen in dein Paradies der wahren Gerechtigkeit und für alle Zeiten nichts als wahres Glück empfinden.“
[Siranya steigt auf in den Ersten Kreis der Verdammnis des Blakharaz und erhält 700-Pakt-GP!]

Aus dem Schatten trat nun eine Gestalt, die sich als Ali ibn Ruanbey, Oberster Richter Khunchoms vorstellte und übergab Siranya eine schwarze mehrköpfige Peitsche mit den lachende Worten:
„Entweder stirbt man als Held oder lebt so lange, bis man selbst zum Bösen wird!“...
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 03.12.2018 11:51, insgesamt 3-mal geändert.
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32. Spielabend: Die Strafende Hand des Sultans

Aber die Hexenschixe war nicht die Einzige, die etwas erhalten hatte. Auch wenn Zert'Zul es nicht direkt merkte, so lief seine Schlachtkette doch dunkel an, genauso wie seine rechte Hand, mit der er die Waffe hielt, und mit der er zuvor gefoltert hatte. Der Trollzacker hatte den Schwur zwar nicht beendet, aber dennoch wurde seine Seele zumindest von etwas berührt, von etwas uraltem...einem Gott...einem Nehmendem Gott. [Zert'Zul erhält einen Minderpakt und 200-Pakt-GP!]
Der Gladiator senkte seinen Blick vor Siranya, die soeben den 'Segen' von Bel-Akharaz erhalten hatte. Sie hatte den Mut aufgebracht und den Schwur geleistet. Sie, oder zumindest einer von ihnen, hatte die alten Bräuche befolgt, ganz so wie es der Sultan verlangt hatte. Zert'Zul erkannte, dass er bei dem was vor ihnen lag, lediglich der Vollstrecker war, Siranya hingegen war die Richterin, also würde er ihr folgen.
Der Knochenbrecher übergab der Hexenschixe die Führung über die Totgesagten – und niemand protestierte. Er hatte die Totgesagten stets im Kampf zusammen gehalten und sie zum Sieg geführt. Er hatte dafür gesorgt, dass sie in der Arena des Lebens während dieser Dunklen Zeit am Leben geblieben waren. Sie hatten sich an ihm ein Beispiel genommen und von ihm gelernt. Jeder für sich war zu einem fast unüberwindbaren Kämpfer geworden, jeder auf seine Art und Weise. Er war es, der oft voran gegangen war und der dafür die tiefsten Narben und Wunden davon getragen hatte. Nun aber konnten sie alleine gehen. Jeder seiner Gefährten hatte sich in großen Heldentaten hervorgetan. Sie waren an eine Grenze gelangt, die nun jeder für sich übertreten musste. Ali ibn Ruanbey hatte Recht. Das Schicksal und vielleicht auch ihr Glück hatten ihnen bisher verwehrt als Held zu sterben und die meisten von ihnen konnten durch die Last des Alters nicht sterben. Sie würden so lange Leben, bis sie selbst zum Bösen werden würden.
Er hatte das am deutlichsten bei Siranya gesehen, die die einunddreißig Jahre wirklich erlebt hatte, die sie durch die Dunkle Pforte überbrückt hatten. So wunderte es ihn auch nicht, dass sie nun die erste war, die eine Grenze überschritten hatte. Lange vor Neetha hatte er dies zum ersten Mal bemerkt, als die damals noch harmlose und unschuldige Tochter der Satu über einem Dutzend Hjaldingern im Schlaf die Kehle durchgeschnitten hatte. Und dann als sie in der Brutstädte auf die geschändeten Tulamidinnen gestoßen waren, die sie mit bis dahin ungesehener Kälte von ihrem Leben getrennt hatte. Es mochte auf ihr eigenes Wesen, oder aber auf die Formelsammlung des blutigen Fran-Horas zurückzuführen sein, in der sie seit Jahrzehnten forschte – er wusste es nicht.
Aber auch seine anderen Gefährten waren durch das Vergangene geprägt worden. Sie hatten ertragen, was andere schon lange zerbrochen hätte. Ihr Weg war gepflastert von Tod und Leichen.
Bagiraj war es, der damals in Neetha über einhundert Flüchtlinge in Afards Wogen blutig opfern ließ, zu ehren seines Gottes. Im Grunde wusste er gar nicht, was der Pirat früher noch alles getrieben haben mochte. Reichtümer bedeuteten ihm alles. Er traute ihm sogar zu, dass er seine eigenen Gefährten bestehlen würde, wenn das nicht gar schon geschehen war.
Mermydion hatte einunddreißig Jahre als lebendige Fackel verbracht. Der Geist des großen Cyclopaers konnte das nicht unbeschadet überstanden haben. Er hatte es einfach in sich hineingefressen, so kam es ihm vor. Wenn er keine Gegner zerschmettern konnte, übte er Gewalt auf Eisen und Stahl aus. Er prügelte so lange darauf herum, bis es sich nach seinem Willen geformt hatte.
Tanis war ihm einst so fremd wie ein Bosparaner einem Tulamiden. Der Alb hatte die schlimmsten Dinge mitangesehen und mit seinen Pfeilen mindestens so viele getötet, wie jeder andere von ihnen. Persönlicher Besitz hatte ihm damals nie etwas bedeutet. Das war heute anders. Die Gier des Waldgeistes nach Zauberdingen hatte in letzter Zeit stark zugenommen. Und hatte er zuvor immer beteuert, dass eine Rüstung aus Metall seine Magie verwirrte und diese hinderte, trug er immer öfter eine Kettenweste. Er hatte sich an die Menschen und das Metall gewohnt. Er hatte seinen alten Pfade verlassen und seit jeher nie mehr gesungen. Etwas in ihm war verstummt.
Iliaka hatte ihre Kunst des Mordens perfektioniert und wurde immer mehr zu den Schatten, in denen sie sich versteckte. Nie hatte sie mit ihm darüber geredet, wer oder was ihr einst die widerwärtigen Narben im Gesicht zugefügt hatte. Sie hatte sich weder ihm noch den anderen geöffnet. Und er wusste auch nicht, was es genau mit dem dämonischen Amulett auf sich hatte, das sie damals aus dem Hort des Dunkelzwerges geraubt hatte, in dessen Versteck die Meuchlerin sie geführt hatte. In dessen Versteck sie ihn und die anderen benutzt hatte. Er wusste nur, dass das Amulett, das Tanis schon damals als 'Böse' erkannt hatte, ihr Leben verlängerte, aber zu welchem Preis.
Und Sakis, der oft gar nicht so sehr auffiel, da er sich meist aus den gefährlichsten und wagemutigsten Abenteuern heraus hielt. Der Träger der goldenen Halbgesichtsmaske und Prinz der Feen von Pailos, konnte er ihm überhaupt ein Wort glauben? War er überhaupt ein Prinz? Und was zur Niederhölle waren eigentlich Feen. Konnte man dem Lügner überhaupt ein Wort glauben?
Aber es war so wie es war. Sie waren die Helden dieser Dunklen Zeit. Es gab keine anderen. Und was auch immer ihnen widerfuhr, oder welchen Preis sie zahlen mussten – sie würden es ertragen, denn sie waren die Tyrannenmörder, die Totgesagten!
In diese Gedanken versunken drang die Stimme von Siranya, die harsch ihre Freunde anwies aufzubrechen, um den Mörder seiner gerechten Strafe zuzuführen. Doch bevor sie die Stadt verließen, sollten noch einige kleinere Erledigungen getätigt werden. Tanis und vor allem Bagiraj trennte sich auf dem Markt endlich von ihren im Sheynuchanim-Anwesen erbeuteten Schätzen und tauschten diese gegen weniger schwere Edelsteine. Dabei erfuhr der Wurmbezwinger leider gar bedenkliches. Offensichtlich hatten sich ihre Taten schon seit längerem über die Grenzen der Stadt ausgebreitet und allen Orts erzählte man von den fremden Helden, die die Unterweltorganisation der Hascharra zerschlugen, die im Dienste der Diamantenen Aufträge erledigten, die den Echsen-Zauberpriester Shon’mi Nessh bezwangen und die es sogar geschafft hatten das Buch der Namen von den Rashduler Kophtanim zu stehlen. Leider waren auch ihre alten Feinde wieder auf sie aufmerksam geworden. Niemand geringeres als die Meuchlerorganisation der Taranteln, die Bagiraj auch noch nach über dreißig Jahren, wahrscheinlich schon in der zweiten Generation, jagten. Sie hatten die Hartnäckigkeit diese Mörder aus Corapia unterschätzt, die dem Piraten immer noch wegen seines Traumpulverdiebstahls nachstellten, obwohl sie die Droge schon lange verkauft und verkonsumiert hatten. Aber sie waren nicht die einzigen. Ein weiterer alter Feind hatte offensichtlich ihre Fährte wieder aufgenommen, den sie schon fast vergessen hatten – den Dunkelzwerg, den sie in den Koschim-Bergen seines Schatzhortes beraubt hatten und dem sie noch nie selbst begegnet waren. Die ersten Zwerge, denen sie je begegnet waren, trafen sie in Khunchom. Sicherlich hatte dieser so von ihnen erfahren. Nicht auszudenken, wenn sich ihre Feinde gegen sie verbündeten. Sie entschieden die Nacht abzuwarten, um dann im Schutze der Dunkelheit zum Landgut Haschids aufzubrechen.
Im in letzter Zeit immer mehr vernachlässigten Unterschlupf der Hascharra kam es jedoch zum Streit zwischen Zert'Zul und Tanis. Jetzt wo der Trollzacker die Führung an das Hexenweib weitergegeben hatte, bestand für diesen offenbar kein Grund mehr für Zurückhaltung. Es dauerte nicht lang und die beiden gingen sich mit Waffengewalt gegeneinander an, was in einem zertrümmerten Himmelbett endete. Um die Wogen zu glätten entschied sich Tanis zusammen mit Mermydion in die Gasse der Kunsthandwerker gehen, um dort erst einmal etwas Abstand zu dem Knochenbrecher zu gewinnen. So kam es, dass der Rest in der Nacht dann erst mal ohne die beiden aufbrach.
Das Landgut, das Siranya gut kannte, war etwas mehr als eine halbe Stunde außerhalb Khunchoms. Sofort erkannten sie die aus den Angeln gerissene hohe Tür und das Blut dahinter auf dem Boden. Die getrocknete blutige Spur führte in den Innenhof, der nach oben hin frei war. Es sah ganz so aus, als hätte irgendwer den Mudramul noch bis hier her gezerrt. Der Körper war natürlich schon lange geborgen und bestattet worden. Niemals hätte der Sultan ihn hier tagelang liegen lassen.
Sie schauten sich intensiv um. Da waren zwar Fußspuren im Blut, aber die erahnten sie eher. Ohne Tanis waren die nicht zu deuten. Aber da war noch etwas, oder besser es fehlte etwas – der fliegende Teppich Wirbelwind, den Haschid stets zum Reisen genutzt hatte. Der Mörder musste ihn mitgenommen haben. Aber sie entdeckten auch an was der Tulamide gearbeitet hatte. Auf Pergament in seinem Arbeitszimmer fanden sie das Abbild eines Schwarzen Auges. War das das besagte Artefakt? Jedenfalls war es nirgends zu finden im Anwesen. Keiner der Helden vermochte zu erkennen um was für ein seltsames Artefakt es sich handeln könnte. Wie auch immer, es war keine Waffe. Sie fanden auch das dazugehörige Gestell, in dem das Artefakt wohl normalerweise ruhte. Jedenfalls konnte niemand von ihnen die Zeichen deuten, die der Mudramul an den Rändern der Zeichnung hinterlassen hatte. Sie wussten noch nicht einmal um was für eine Sprache es sich handeln könnte. Kurz darauf packten sie ratlos die Zeichnung ein, und machten sich in kleinen Gruppen auf die Suche nach dem Teppich, dem einzigen Anhaltspunkt den sie hatte. Immerhin bestand die Chance, dass der Mörder, oder ein neuer Besitzer das Flugartefakt schon benutzt hatte. Fliegende Teppiche waren zwar nicht ganz so selten, vor allem in Khunchom, aber vielleicht selten genug, dass sich jemand an jemanden erinnern konnte, der seit kurzem damit umherflog. Und wirklich, wie konnte es auch anders sein, Bagiraj hatte Glück. Schon bald hatte er sogar einen Namen: Beljudasha Kourayshad, ein Kophta!
Noch in der Nacht besuchten sie dessen Unterkunft, eine etwas bessere Herberge in Yol'Tulam. Nun aber machten sie einen Fehler nach dem anderen. Dass Zert'Zul auf offener Straße heimlich bestohlen wurde, und all seiner Ersparnisse beraubt wurde, war nur das geringste aller Übel. Nachdem sie kurz das Gebäude von außen in Betracht genommen hatten ging Bagiraj hinein, um sich nach dem Zimmer des Kophtanim zu erkundigen. Er fand heraus, dass es im ersten Stock am Ende des linken Ganges auf der rechten Seite lag. Bis auf Karim, drängten sich alle der Totgesagten in die überquellende Herberge, so dass jeder von ihnen Notiz nahm. Dann stapften sie alle Mann zu besagtem Zimmer. Anstatt nun einfach die Tür aufzubrechen, und den Kophta zu überraschen, verwickelte ihn Siranya an der Türschwelle einfach in ein Gespräch, das mit einer zugeschlagenen Tür endete und Beljudasha genug Zeit gab, sich vorzubereiten. Diesem Fehler folgte der nächste. Iliaka kam auf die wahnsinnige Idee sich nun in eine Kophtaschülerin zu verkleiden, was nur vorher Sinn gemacht hätte. Nun aber war der neue Besitzer des Fliegenden Teppichs mehr als gewarnt. Iliaka erdreistete sich gar, als Schülerin, der Aisha saba el Sheynuchanim auszugeben und dazu noch ihr Zepter der Macht zu tragen, das wahrscheinlich jedem Kophta von Rang und Namen bekannt war. Beljudasha teleportierte sich noch im Gespräch mit der Meuchlerin einfach von dannen, und war nicht mehr aufzufinden. Nicht nur, dass er nun eventuell auch weitere am Mord beteiligte warnen konnte, nein, sie hatten auch ihre einzige Spur verloren. Sie hatten versagt.
Niedergeschlagen kehrten sie zu ihrem Unterschlupf zurück. Das einzige was sie nun in Händen hielten, war der Fliegende Teppich. Sie waren ratlos. Aber es dauerte nicht lange, bis ihr Unterschlupf von außen umstellt war, und die ersten Brandpfeile auf das Anwesen niedergingen! Irgendwer hatte beschlossen sie nun endgültig zu beseitigen. Und dieser Jemand war niemand geringeres, als die offensichtlich von den Toten Auferstandene Aisha saba el Sheynuchanim, die auf ihrem schwarzen fliegenden Teppich Al Shogmoth zwanzig Schritt über dem Innenhof des Unterschlupfs schwebte! Wie konnte sie den Angriff Iliakas im Keller ihres Palastes überlebt haben? Sie hatten sie alle damals tot am Boden liegen sehen, mit aufgeschlitztem Hals und durchbohrtem Herzen! Und nun flog sie unversehrt am Nachthimmel, der immer wieder von feurigen Brandgeschossen erhellt wurde.
Außer ihr befanden sich noch drei Schützen und ein Speerwerfer auf dem Schwarzen Teppich. Die aber offensichtlich ihre Munition sparten und neben ihrer machtvollen, blauhäutigen und niederhöllischen Herrin ihre drohende Gefangennahme von den Häschern am Boden überwachten. Diese ließen nicht lange auf sich warten, befand sich doch immer noch das klaffende Loch in der Häuserwand, das niemand für nötig befunden hatte, zu schließen. Die sicherlich bald sterbenden Helden zogen sich unter die Balustrade über ihnen zurück, so dass Aisha und ihre Schützen sie nicht sehen konnten. Da niemand mutig die Bresche verteidigte, stürmten die Angreifer schon Augenblicke später bis in den Innenhof. Und ihnen allen voran, ein viele Schritt großer Trollsöldner in glänzendem und poliertem Bronzeharnisch und gewaltiger Trollaxt – Drollgorrp, der Hauptmann der Trollsöldner Khunchoms, ein absoluter Bosparanerhasser, dessen gesamte Trollsippe in den Trollkriegen von den Bosparanern ausgelöscht worden war. Iliaka erkannte ihn mit Schrecken. Drollgorrp hatte sie schon einmal besiegt, ausgeraubt, entführt, und einfach den Achaz übergeben, die in den Krieg der Schatten involviert waren. Sie würde sich dem Monster kein zweites Mal in den Weg stellen, denn nun kam er um zu töten! Die Söldner ergossen sich in den Innenhof, wobei Karim dem ersten, der ihn seitlich der Bresche passierte, einen Schlag in den Rücken verpasste. Iliaka schnellte aus ihrem Versteck und stach dem erst besten Gegner, der sich Siranya zuwandte wie von Sinnen in den Rücken, woraufhin dieser tot zusammen brach. Kurz darauf war die Hexe dennoch von zwei Söldnern und Zert'Zul von gleich vier Feinden umstellt. Der Gladiator ließ seine schwarz angelaufene Schlachtkette über seinem Kopf rotieren und setzte zu einem Befreiungsschlag an, der seine zahlreichen Feinde aber verfehlte. Diese duckten sich einfach unter der Kette hinweg, oder machten einen Satz zurück. Bagiraj kam dem Knochenbrecher zu Hilfe und viel einem der Feinde, die ihn umzingelten in den Rücken. Iliaka verwickelte einen von Siranyas Feinden in einen Zweikampf, während der Sonnenluchs des Hexenweibs sich im Bein des zweiten Angreifers verbiss und nicht mehr losließ, so dass Siranya ihre Zauber wirken konnte. Karim beschäftigte derweil den Trollhauptmann und versuchte vergebens diesem in Folge eines Ausfalls, einen Todesstoß beizubringen. Drollgorrp ignorierte den Tulamiden aber einfach dreist und versuchte einen der Bosparaner zu erwischen. Zert'Zul gelang es einen seiner, nach Bagirajs Hilfe, immerhin noch drei Angreifern, mitten im Gesicht zu treffen, so dass diesem nie wieder ein Helm passen würde, denn da war nichts mehr, wo man ihn hätte drauf setzen können. Zert'Zul musste aber immer wieder Treffer der gegnerischen Säbel einstecken, nachdem diese nun begannen ihn offensiv zu beharken. Die beiden verbliebenen Söldner machten ihm aber weniger Sorgen, als der rasende Troll, der nach unzähligen Hieben des Schattenkriegers nun langsam in Trollwut geriet und seine Deckung ganz fallen ließ um einfach alles und jeden zu töten.
Der Kampf wogte hin und her. Siranyas erster Ignifaxius schlug fehl. Bei so viel Stahl und Mord um sie herum konnte sie sich nicht richtig konzentrieren. Erst beim zweiten Versuch gelang es ihr eine Flammenlanze Richtung Aisha zu schleudern. Aber anstatt die Kophta vollständig zu verbrennen, schlossen sich ihre Wunden augenblicklich! Offensichtlich war sie weder von Stahl, noch durch Zauberei zu verletzen. Mit welchen Mächten hatte sich das Oberhaupt der Magokratenfamilie Sheynuchanim nur eingelassen? Welcher Gott verlieh ihr die Macht dieser Unverwundbarkeit? Noch niemals hatte das Hexenweib von solch einer Macht gehört. Außer vielleicht Fran-Horas selbst, der seine gesamte Lebenskraft in ein Gefäß gebannt hatte – einem Gefäß der Schmerzen laut dem III. Transkript seiner Formelsammlung. Aber Aisha konnte unmöglich über die Macht dieses Zaubers gebieten, war doch der Blutkaiser der einzige, der diesen Zauber jemals zu wirken vermocht hatte. Nein, Aisha musste einen anderen Weg gefunden haben sich zu schützen.
Iliaka hackte ihrem Gegner immer wieder gezielt solange ins Gesicht und an den Hals, bis dieser nur noch mit halbem Kopf zu Boden ging. Die Kämpfenden verwandelten den Innenhof zu einem Ort des Schreckens. Bis zu den Knöcheln versanken sie im blutgetränkten Boden. Schimmer hatte sich so lange in dessen Bein verbissen, und alle Hiebe hingenommen [Einsatz eines Schicksalspunktes], bis dessen verdammtes Bein endlich ab war und das Blut nur so spritzte. Bagiraj traf seinen Kontrahenten am linken Arm, wonach es nur noch eine Frage der Zeit war, bis er diesen bezwungen hatte. Karim hatte die Angriffe auf den viel zu schwer gepanzerten Troll aufgegeben und sich einen der zwei verbliebenen Gegnern von Zert'Zul angenommen, dem er mit einem Todesstoß beide Säbel in den Bauch rammte, und diese seitlich wieder raus riss. Die Innereien des Söldners ergossen sich vor dessen Füßen und ein ekelhafter Gestank mischte sich unter den Geruch des Blutes. Jetzt aber wurde Zert'Zul von Drollgorrp getroffen [Einsatz eines Schicksalspunkt des Bösen]! Die Axt drang tief in den linken Arm des Trollzackers ein. Nur dessen stählerner Panzerarm verhinderte, dass der Arm abgetrennt wurde. Zert'Zul behielt noch gerade so das Bewusstsein. Alleine schon die halben Dutzend Treffer, der Säbelschwinger, die er eingesteckt hatte, hätten jeden Bosparaner oder Tulamiden umgebracht. Der letzte menschliche Gegner des Gladiators wurde von einem magisch beschworenen Spinnennetz Siranyas eingesponnen, was diesem Luft verschaffte. Zert'Zul spannte all seine Muskeln an, griff die schwarze Kette mit seinem noch kampffähigen rechten Arm kurz, und ließ sie in den Troll einschlagen, wo sie dessen Brustpanzer durchschlug. Er nutzte die Kraft seiner Bewegung, drehte sich mit dem Oberkörper in die Kette, und riss so die dornenbespickte Kugel, mit Haut und Haar wieder aus dem Panzer, woraufhin die Kugel erneut mit aller Kraft im Troll einschlug und diesen brüllend auf die Knie gehen ließ. Der Knochenbrecher hob den Dorn seines Panzerarms und bohrte diesen trotz Schmerzen in den Rachen des Ungetüms, dem schon Schaum vorm Mund stand und gab ihm so endlich den Rest. Einen Augenblick später schlug die Schlachtkette im eingesponnenen letzten Söldner ein, was auch dessen Leben beendete. Alle Gegner am Boden waren besiegt! Jetzt erst griff Aisha, die zuvor den Kampf nur beaufsichtigt hatte, in denselben ein.
Die Flammen hatten bereits das gesamte obere Stockwerk verschlungen. Die Balustrade über ihnen, die sie vor Angriffen von Oben geschützt hatte begann jetzt in sich zusammen zu brechen, wobei Iliaka von einem brennenden Holzteil am Kopf getroffen wurde und kurz zu Boden ging. Die Meuchlerin schoss noch einen vergifteten Blasrohrpfeil auf Aisha, aber auch ihr Gift schien ohne Wirkung zu sein. Die Schützen auf dem schwarzen Teppich antworteten mit einem Pfeilhagel, dem sie gerade noch entgehen konnte. Gegen diesen Feind konnten sie nicht bestehen, vor allem, da ihr Unterschlupf lichterloh brannte und kurz davor war, sie alle in den Feuertod zu schicken.
Sie rannten durch den Durchbruch hinaus ins Freie, wobei sie sich so gut es ging versuchten nach oben zu schützen. Das Hexenweib erkannte jetzt den Kampfzauber, den die Kophta vorbereitet hatte – einen Archosphaero! Siranya warnte ihre Gefährten vor der drohenden Gefahr und befahl der Gruppe in alle Richtungen auseinanderzustieben, so dass dem flächenwirksamen Zauber möglichst wenige zum Opfer fallen würden. Sie hätte auch noch genug Zeit gehabt, den Schadenzauber mit Dämonischer Hilfe zu bannen, aber sie entschied sich dagegen. Die Totgesagten reagierten sofort und schwärmten aus. Karim wurde von einem Pfeil in den Rücken getroffen und Siranya, ihre Anführerin wurde von einem Wurfspeer am Bein gestreift. Dann schlug die die magische Felskugel ein, traf Karims rechten Arm, und warf diesen nieder. Der Archosphaero zerplatzte, wobei dessen Splitter schrapnellartig in alle Richtungen schossen. Der Arm des beidhändigen Schattenkriegers wurde regelrecht aufgerissen und auch der Rest seines Körpers wurde von Felsstücken gespickt, so dass er zusammenbrach und im Staub der Aufgerissenen Straße aufschlug.
Bagiraj riss den Tulamiden hoch, warf ihn sich über die Schulter und verschwand mit ihm in einer Gasse. Auch die anderen tauchten in den panischen Menschenmassen unter, die jetzt vor den Feuern flohen, die begannen auf die gegenüber liegenden Häuser überzugreifen. Immer wieder mussten sie Söldnertrupps des Hauses Sheynuchanim ausweichen, die überall nach ihnen suchten.
Bagiraj brachte den Schattenkrieger zu einem Heiler, während die anderen total versprengt Richtung Gasse der Kunsthandwerker liefen, wo Iliaka zuerst ankam. Die Meuchlerin sah, dass Aishas Schergen auch bereits hier nach ihnen suchten und die Bognerei niedergebrannt, und die Schmiede von Fandramosch, dem Sohn des Fondramasch, bereits umstellt hatten. Die Herrin der Sheynuchanim machte ernst und scheute wohl auch keine für ihr Haus schädlichen Konsequenzen mehr. Die Südaventurierin schlich sich heimlich an und beobachtete, wie einer der Söldner den zwergischen Meisterschmied folterte und versuchte aus diesem den Aufenthaltsort der restlichen Totgesagten, Mermydion und Tanis, zu pressen. Der alte Zwerg schwieg aber und verpasste einem der Häscher eine Kopfstoß, so dass diesem das Blut nur so aus der Nase schoss. Mermydion war nirgends zu sehen. Iliaka überlegte fieberhaft, ob sie eingreifen sollte, aber gegen insgesamt neun Söldner hatte sie keine Chance. Durch eine Fensteröffnung musste sie mitansehen, wie die Söldner die Hand des Waffenschmieds auf den Amboss legten und mit seinem eigenen Schmiedehammer dessen Hand immer und immer wieder bearbeiteten, bis auf dem Amboss nur noch eine breiige und knochige Masse zu sehen war. Die Schreie des Zwerges hallten bis auf die Straße.
Iliaka zog sich verzweifelt zurück und fing Siranya und den schwer verletzten Zert'Zul ab, bevor die Söldner diese entdeckten. Sie waren hier nicht mehr sicher, fast schien es, als waren die Haustruppen der Kophta überall. Ihnen blieb nur noch der geheime Tempel des Herrn der Gerechtigkeit im Tempelviertel. Auf dem Weg dorthin trafen sie auch wieder auf den Seefahrer, der berichtete, dass Karim nun in der Obhut eines örtlichen Quacksalbers sei, dem er mehr oder weniger vertraute. Gemeinsam erreichten sie den Tempel des Bel-Akharaz und stiegen in die Dunkelheit hinab, wo Mhestril ibn Chadilam und Ali ibn Ruanbey sie bereits erwarteten. Der Hohepriester eröffnete ihnen, dass sein Gott es ihn hatte sehen lassen, wie sie den Trollsöldnerhauptmann Drollgorrp getötet hatten – den Mörder von Haschid! Die Tochter der Satu heilte den Trollzacker und schloss seine Wunden, die der Troll ihm zugefügt hatte. Kurz darauf hörten sie wie oben der Haupteingang des Tempels aufgestoßen wurde, gefolgt von Dutzenden schweren Schritten. Sie waren bereits im Tempel und von hier unten gab es kein Entkommen!
Hier unten also würde ihr letzter Kampf stattfinden, hier unten im Angesicht des Herrn der Gerechtigkeit, direkt vor dessen goldenem Thron. Der oberste Richter Khunchoms griff sich das Richtschwert an der Wand, stellte sich breitbeinig vor den wuchtigen Thron und blickte dem nahenden Tod mutig entgegen. Er fasste das uralte Richtschwert mit beiden Händen, bereit alles und jeden zu enthaupten, der bis zum Heiligtum vordringen wollte. Dann schritt Zert'Zul sich seine übrigen Wunden haltend, und die Schlachtkette hinter sich her ziehen, neben den Richter, hob trotzig den Kopf und ballte das Gesicht zur Faust. Jetzt zog auch der Wurmbezwinger seinen Elemer Säbel und flankierte den Richter auf der anderen Seite, bereit zu sterben. Auch Iliaka und Siranya, die den Segen des Bel-Akharaz besaß reihten sich ein. Und auch Mhestril zog einen Opferdolch.
Die Schritte hatten den Fuß der Treppe fast erreicht. Das Licht hier unten war düster. Dies würde ihr Grab, aber wenigstens würden sie Seite an Seite und Rücken sterben. Sollten sie doch kommen! Sie würden so viele mitnehmen wie sie nur konnten. Dann war es soweit, die Eindringlinge ergossen sich in den Tempel. Erst eine Handvoll, dann zwei, dann drei, vier, fünf, nein eine ganzes Satabam – einhundert Kämpfer in schwerer Rüstung und mit Doppelkhunchomern bewaffnet – die Leibgarde des Diamantenen Sultans, angeführt von Haschefa, dem Wesir der Tore! Und jetzt sahen sie auch Mermydion und Tanis in ihren Reihen. Die Totgesagten senkten erleichtert ihre Waffen als sie erkannten, dass diese Streiter nicht ihren Tod wollten. Kurz darauf wurden sie zum Sultan höchst selbst, in die Diamantene Stadt eskortiert.

Das Geschenk des Sultans

Alef-Faizal, der Herr über Sonne und Sterne und alle Tulamiden empfing sie in seinem Thronsaal, als 'seine' Heroen! Im Gegensatz zu ihrer Audienz zuvor durften sie sich nun auf acht Schritte nähern. Alle beim Kampf mit Aisha zerstörten Gebäude und getöteten Menschen interessierten den Sultan nicht. Haschids Mörder war zur Strecke gebracht und der Mudramul gerächt. Aber was war mit Aisha saba el Sheynuchanim und dem Schwarzen Auge? Sie hatten den Auftrag nur teilweise erfüllt. Hatte es ein Übereinkommen zwischen der Kophta und dem Sultan gegeben? Wie auch immer für Alef-Faizal war nur wichtig, dass seinen Wünschen Folge geleistet wurde, und dass derjenige bestraft wurde, der gegen das Interesse des Herrschers gehandelt hatte. Was auch immer die Heroen begehrten, der Sultan wollte ihnen einen Wunsch erfüllen. Egal ob es sich um Sklaven, Gold oder Soldaten handelte, es sollte ihnen gehören. Aber sie mussten wählen.
Siranya sprach im Namen der Totgesagten und wählte die Soldaten, auch wenn Mermydion dabei fast ein Klos im Hals stecken blieb, hatte er doch einen Schluck aus der Quelle des Lebens, des Atvarya-Tempels und somit Ewiges Leben gewünscht. Aber er respektierte den Siranyas Wunsch und senkte den Blick, vor allem als er sah, dass die Soldaten wohl auch im Sinne Zert'Zuls waren.
Der Sultan gab Handzeichen und seine zehn besten tulamidischen Leibwächter mit Doppelkhunchomer traten hervor und verneigten sich vor den Totgesagten, denen sie ab sofort und lebenslang, soldlos zu Diensten sein würden. Ein Dathaban Soldaten! Die Hexenschixe verneigte sich dankbar noch tiefer vor dem tulamidischen Herrscher. Gleichzeitig offenbarte sie ihm aber auch, dass sie das Diamantene Sultanat verlassen würden. Der Sultan gestattete es den Heroen schweren Herzens, bestand aber darauf jedem noch einen Diener und einen Sklaven mitzugeben – ihrem Stande gemäß!

Pläne der Zukunft

Mhestril ibn Chadilam, der in vierter Generation Priester des Bel-Akharaz war, offenbarte ihnen, dass ihr Widersacher und Hauptdrahtzieher Casilius Manecus, von dem sie ihm erzählen, in Wahrheit zur Sippe der ash Manek gehörte, und er dessen einziger Erbe war. Die Familie Chadilam hatte die Sippe der ash Manek vor Jahrzehnten vertrieben. Aber nicht nur das, Mhestril offenbarte den Totgesagten, dass es ihm geweissagt wurde, den letzten der alten Feinde zu töten und dass es nun an ihm sei, diese Rache zu vollenden! Der Hohepriester meinte das absolut ernst, ganz so als würde sein Seelenheil davon abhängen. Er bestand darauf, dass niemand außer ihm Hand an dem Letzten der ash Manek anlegen dürfe, da sein Anrecht auch Rache fast vierzig Jahre zurück lag. Zert'Zul wollte sich zwar zuerst dagegen auflehnen, spürte dann aber tief in seinem Inneren, dass sein Rachedurst gestillt sein würde, wenn der Hohepriester des Herrn der Gerechtigkeit höchst selbst diese vollstrecken würde, jetzt wo dieser wusste, wo sich der alte Feind befand. Dennoch schwor er sich irgendwann nach Neetha zurück zu kehren. Aber Mhestril hatte Recht, sie wurden offenbar immer noch gesucht, von den Olrukiden, den Taranteln, dem Dunkelzwerg und nun sicher auch noch von der Kophta Aisha. Ihre Feinde ließen ihnen im Grunde keine Wahl, sie mussten die ihnen bekannte Welt verlassen. Nach Norden, weit nach Norden, wo sie niemand kannte, wo keine Wege hinführten, an die Grenzen der Zivilisation und darüber hinaus – nach Terra Incognita, an den Rand der Welt...
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 29.11.2018 13:56, insgesamt 3-mal geändert.
"Er ist voller Blut, warum ist er immer voller Blut?"

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Die Geburt der Mittnacht

Epochen-Einleitung: Insektengötter und Todeskulte

Fünf Jahre lang irrten die Helden der Geschichte durch das nördliche Terra Tulamidia. Am Manadi entlang, durch Jolfesar, der 'Stadt auf den sieben Hügeln', nach Zorigan, dem Juwel Shulvors, entlang an den Ufern des Sinus Perricumis, durch Perricum die Festungsstadt, bis kurz vor Rommilys der Königlichen. Während all dieser Zeit waren ihre tulamidischen Begleiter ihnen nützliche Diener und Leibwächter. Tanis der vorherige Waldgeist und jetzige Djinn aber, verließ die Totgesagten. Zu arg wurde sein Zwist mit dem Gladiator und ehemaligen Anführer der Tyrannenmörder und jetzigen Totgesagten. Lange genug hatte er die Telor begleitet und sich zu viele ihrer schlechten Eigenschaften und Gewohnheiten abgeschaut. Schon auf einem Auge blind, wollte er nicht auch noch die letzte Sichtweise eines Fey verlieren. Nur die Alteingesessenen würden wissen, ob er jemals zu seinen Gefährten zurückkehren würde.
In Bosparan herrschen nach wie vor die Olrukiden durch Olruk II., deren Rache immer noch nicht vergessen ist. Valtoron zu Corapia, Oberkommandant und Admiral unter Olruk dem II., verfällt während seiner Zeit als Praefect von Corapia im Süden einem Kult, der Asseln als höhere Wesen betrachtet. Er bringt bei seiner Rückkehr eine der von den Kultisten verehrten Riesenasseln mit nach Bosparan, wo sich im Umfeld des Hofes ein Kult um die Olruksbraut, wie jene bald genannt wird, entsteht.
In diesen vom gewaltsamen Tod beherrschten Dunklen Zeiten blühen Todeskulte und Nekromantenzirkel auf. Doch wo immer sich eine neue Gemeinschaft formiert, wird wenig später auch ein Bund ins Leben gerufen, der die Gemeinschaft und ihre Weltsicht bekämpft – das Ringen um das Totenreich hat längst begonnen...
Unter einem dieser Todeskulte, erblickte auch Nemekath (532 v. BF) im nördlichen Horasiat das Licht der Welt, wo er in ärmlichen Verhältnissen aufwächst. Noch ahnt niemand welch ein Leichenblasser Prophet da geboren wurde, der schon im Alter von fünf Jahren in die Obhut von Boron-Priestern gegeben wird. Aber noch soll nicht dies, sondern zunächst die Geburt der Mittnacht und Isegrein Bosparanius, den man später 'den Alten' nennen wird, Teil dieser Geschichte sein...

33. Spielabend: Raues Land im Norden

Serens, Monat der Aussaat im Jahr 966 nach Horas' Erscheinen (526 v. BF)

Endlich gelangten die Helden nach Rommilys. Die Königliche wurde im Osten von den Trolles berührt und im Westen lag flaches Weideland, das von bewaldeten Anhöhen durchzogen war. Doch sie wollten noch weiter nach Norden, sie hatten Terra Incognita noch lange nicht erreicht. Nachdem ihr tulamidisches Gefolge vor den Stadttoren warten musste verschafften sie sich Einzeln Einlass in die Stadt, welche von Königin Svelinya, die Befriedende, eine Nichte des Olruk Horas II, regiert wurde. Aber auch hier sahen sie, dass sich die Armut durch alle Standesschichten der Bevölkerung zog, selbst Bagiraj hatte kein Glück, als er sich ein paar Taschen verging. Mermydion und die übrigen Gefährten trafen sich auf dem Forum, auf dem eine Menschenmenge zusammengelaufen war und ein hochgewachsener junger Mann, noch nicht einmal volljährig, mit ernster Miene, grauen Augen und hellbraunem Haar, vorhatte eine Ansprache zu halten. Die Umstehenden erkannten ihn als den Neffen der Rommilyser Königin, der im fernen Bosparan geboren und danach in jungen Jahren zur Ausbildung in Politik und am Schwert an den Hof zu Rommilys geschickt worden war. Er begann zu sprechen: „Königin Svelinya, die Befriedende, sagte zu mir, Isegrein Bosparanius. Gehe nach Norden und nimm dir alles Land zu eigen, dass du zu siedeln und zu halten vermagst – Und wenn es bis zum Ende der Welt reichen sollte. Nun sollt auch Ihr meine Antwort vernehmen. Wîtlandt ist die Mittnacht, wild und ungezähmt, doch nimmer das End' der Welt. Ich werde ziehen und alles Land zu Eigen nehmen, das ich zu bewandern vermag – mit dem Segen der Fährtenweiserin und der Macht der Donnerhallenden.“ Ein Raunen ging durch die Menge. War der Junge wirklich so wahnsinnig nach Terra Incognita reisen zu wollen? Die Bewunderung über den Mut Isegreins mischte sich unter vorgehaltener Hand zunehmend mit Zweifeln an seinem Verstand. „Wer von euch hat den Mut mich zu begleiten?“ , fragte er die Menge. „Das ist doch die Gelegenheit!“, knurrte Mermydion leise und Siranya, die aufmerksam den Worten Isegrein Bosparanius folgte, nickte zustimmend. Dieser blickte auffordernd in die Menge der Rommilyser Bürger.

Isegreins Gefährten

Dann trat Isegreins ältere Halbschwester hervor. Eine Frau mit erdbraunem Haar mit blonden Strähnen und blauen Augen, eine im Horasiat ausgebildete Priesterin der Satu, die erst vor wenigen Jahren hier in den Norden gezogen war und sprach: „Ich, Sucra Bosparania, Priesterin der Satu werde meinen Halbbruder begleiten!“. Aus einer der anwesenden Kohorten von Legionären trat nun eine Centuria, mit kastanienrotem Pagenschnitt, funkelnd-braunen Augen mit kühl-abwägendem Blick hervor. Von ihr wussten die Anwesenden nur, dass sie nicht in die Reihen der Comites hinein geboren war, dennoch hatte sie sich schnell einen ausnehmend guten Ruf erworben. Gerüchte kursierten, sie habe sogar eine Liaison mit Isegrein. „Avia Gemma Falconis. Ich werde meinen guten Freund aus Kindheitstagen nicht im Stich lassen!“ und wendet sich an ihre Soldaten, denen nun klar wurde, das diese soeben ihre vielversprechende Karriere aufgegeben hatte. „Legionäre! Wer von Euch wird sich mir anschließen?“ Unsicher blicken die Legionäre in ihre Reihen. Nur vier der Hundert stellten sich schließlich hinter Avia um ihr zu folgen. Kurz darauf folgte ein gebirgskundiger junger Goldfelser mit langen dünnen, dunkelblonden Haaren, einem dunkleren Ziegenbärtchen und wässrig-grünen Augen. Jener hervorragende Späher, stellte sich als Glacerian vor und trat ebenfalls neben die Legionäre. Ihm folgten kurz darauf ein Dutzend Grenzjäger. Als nächste trat überraschender Weise die hiesige Stratega vor. „Ich, Vandra Geltor, Stratega der Legio V Shinxiria, werde es mir nicht entgehen lassen die Grenzen des Reiches zu erweitern!“, die barsche Stimme gehörte einer Frau Ende Dreißig mit brauner Löwenmähne und einer Augenklappe. Man sagte, dass sie ihren Posten als Stratega vor kurzem verloren hatte, aufgrund eines Streites mit einer anderen Offizierin, die sie infolge dessen erschlagen haben soll. Nun trat ein hagerer schwarzgekleideter Mann mittleren Alters mit grau-melierter Kurzhaarfrisur zu Isegrein: „Fortius Constructus, Baumeister. Ich werde Euch meine Dienste zur Verfügung bei der Gründung einer neuen Siedlung in Terra Incognita, stellen.“ . Weitere vereinzelte Bürger, darunter mutige Bauern, Jäger, Fleischer, Gerber, Steinmetze, Schreiner, Zimmerleute, Sattler, Fuhrleute, ein Schmied, zwei Stellmacher und ein Maler traten hinter Isegrein. „Sonst keiner? Wer wird sich mir noch anschließen?“, fragte Isegrein noch einmal die Menschen auf dem Forumsplatz. Diese Chance ergriff Siranya, packte Mermydion, der ihr einen Weg durch die Masse bahnte: „Ich und meine Gefährten werden uns Euch ebenfalls anschließen – zusammen mit meinem Gefolge!“ Der massige Cyclopaer brummte zustimmend und auch Bagiraj und Iliaka stellten sich zu Ihrer Anführerin. Zert'Zul, der Trollzacker war vor der Stadt bei ihren tulamidischen Dathaban und Dienern geblieben und würde sich ohne Wiederworte ihrer Entscheidung beugen. Seine größte Aufmerksamkeit lag momentan auf einer seiner Sklavinnen, die kaum zu übersehen ein Kind erwartete. In einer None würde der Tross Rommilys, die Königliche, verlassen und die Garnisonsstadt Veratia (Wehrheim) im Nordwesten ansteuern. Von dort aus würden sie nach Norden ziehen. Die None verging wie im Flug, in der Bagiraj sich mit Heiltränken zweifelhafter Qualität eindeckte, Karim zusammen mit Mermydion zehn Stein Eisenerz für zwei Khunchomer und eventuelle Reparaturen erstand und Siranya einen Schneider aufsuchte und zusammen mit Karim diverse Utensilien zur Körperpflege kaufte, denn der Tulamide und das Hexenweib hatten keinesfalls vor in diesen barbarischen Landen auf einen gewissen Standard zu verzichten.

Furchtlose Siedler

Der Zug aus zwanzig kräftigen Bullen, genährt auf den saftigen Weiden am Darpat, die zehn schwere Wagen, mit Ausrüstung, wie Werkzeugen, Baumaterial und Vorräten, sowie acht durch Priester der Travina gesegneten Grenzstelen, mit denen Isegrein die Grenzen seines zukünftigen Landes abzustecken gedachten, zogen, setzte sich in Richtung Norden in Bewegung um dann entlang des Dergel nach Veratia zu gelangen. Doch schon in der ersten Nacht kam es zu einem Überfall. Während Mermydion und Karim zusammen mit zwei der tulamidischen Kämpfer Wache hielten, stürmten über zwei Dutzend Räuber aus dem nahegelegenen Wald, aus Richtung Barbaricum. Die beiden tulamidischen Soldaten stellten sich mutig vor die anstürmenden Räuber und gaben so dem Rest der Verteidiger Zeit, sich zur Verteidigung bereit zu machen. Diese wichtigen Augenblicke bezahlten sie mit ihrem Leben, während Mermydion und Karim bereits ebenfalls von Feinden umringt waren. Die vier Legionäre brachten sich zusammen mit der Centuria und der Stratega in Position, während die ein Dutzend Grenzjäger ihre Speere in die Angreifer schleuderten. Die verbliebenen acht tulamidischen Leibwächter hielten mit ihren Doppelkhunchomern unter dem Befehl von Zert'Zul blutige Ernte. Auch Bagiraj und Iliaka griffen nun ins Geschehen ein, und schützten Isegrein Bosparanius, der mutig mit seinem Schwert gar zwei der Räuber niederstreckte. Für wahr, er hatte wirklich den Umgang mit dem Schwert hier im Norden erlernt. Und im Gegensatz zu den sonstigen bosparanischen Comes, versteckte er sich nicht hinter seinen Legionären. Der junge Prinz und auch die Helden fochten, bis die Räuber, die es hauptsächlich auf Isegrein abgesehen hatten, schließlich in die Flucht geschlagen werden konnten. Außer den beiden Tulamiden und einem vielleicht zu furchtlosen Siedler, gab es den Göttern sei Dank keine weiteren Toten. Der Cyclopaer hatte die Hauptwucht der Räuber gestoppt und wäre um ein Haar im Zweikampf gegen den Anführer der Feinde gefallen, als dieser Mermydion mit einem Streitkolben zweimal direkt am Kopf traf (insgesamt drei Wunden!). Ohne Kettenhaube aus meisterlichem Kettengeflecht, hätte Isegrein schon an dieser Stelle einen großen Helden bestatten müssen, aber noch war die Zeit für den schwergewichtigen Waffenschmied nicht gekommen. Schon am nächsten Morgen zog Isegrein mit seinen Gefolgsleuten und Gefährten weiter. Mermydion der nur gerade eben so bei Bewusstsein war, wurde auf einen der schweren Karren geladen, der von den kräftigsten Bullen gezogen wurde. Alle anderen – selbst Isegrein, reisten zu Fuß.

Die Garnisonsstadt Veratia

Nach drei weiteren Tagen und der Überquerung des Dergel erreichte der Siedlertrupp die Stadt Veratia, die Wahre. Die stark befestigte Garnisonsstadt glich vom Aufbau eher einem Militärlager als einer Stadt. Im Inneren erhob sich, durch eine weitere Mauer zusätzlich geschützt das Kastell Karmaleth, in dem der Praefect mit seinen Legionären residierte. Auf einem Hügel im Herzen der Stadt stand der Banntempel des Brajan, der den Tempel des Shinxir in seinen Schatten stellte. Die übrigen Gebäude waren akkurat angeordnet und überall herrschte ein strenger militärischer Ton, der immer wieder durch bellende Befehle aus der zu Ehren Shinxirs errichteten Academia strategiae et tacticae in der die besten Strategen des Nordens ausgebildet wurden und den Kasernen untermalt wurde. Die Stadt mit ihren dreitausend Seele, die somit kleiner war als Neetha, wurde angeblich von Fran Horas selbst gegründet, um als Gegengewicht zu Gareth zu dienen. Dies war der Ort, der während dieser dunklen Zeiten ein wichtiger Rückzugspunkt und die strategisch entscheidende militärische Macht am Dergel. Und auch die Veratier sahen sich als Ort der Ordnung und Disziplin, die ihre Stellung wiederholt in Abwehrkämpfen gegen Alhanier und Trollzacker behauptet hatten. Der letzte zivilisierte Ort, bevor die Totgesagten Terra Incognita betreten würden, die letzte Möglichkeit etweilige Gegenstände und Güter zu erwerben die in der Wildnis nützlich waren. Begrüßt wurde der Zug und die Totgesagten von einem Centurio der Legio V Shinxiria, der den zu seiner Legion und Epoche passenden Namen Shinxerius trug: „Dieser Posten ist keine Beförderung, er ist ein Strafe. Dieses Land macht mit seinen Wäldern einen schaurigen, mit seinen Sümpfen einen widerwärtigen Eindruck. Die rotfelligen Barbaren kennen nur den feigen Angriff aus dem Hinterhalt, doch am grausigsten sind die bleichen Mondgesichter, die mit dem Nebel kommen.“
Siranya nutze diese letzte Gelegenheit sich festeres Schuhwerk zuzulegen, Karim erstand eine neue Schlafrolle und Bagiraj neben einem neuen Leinenhemd unzählige eiserne Rationen, die er auf den Tross laden ließ. Nun gab es kein Zurück mehr, vor ihnen lagen unbekannte Länder, aus denen zuvor niemand lebend zurückgekehrt sei. Auch Glacerian hatte sich nur über eine Strecke von zwei Tagesreisen in diesen Teil der Welt gewagt. Das Gebiet gehöre den Suulak, erzählte er. Diese rotpelzigen Barbaren hausten in diesen unwirklichen Wäldern und doch vermochten sie eine eigene wilde und mehr Tierlauten ähnliche Sprache zu sprechen, oder besser gesagt zu knurren. Aus seinen Worten troff der pure Hass auf diese Wesen – seinen Erzfeinden.

Die Reise in den Norden

Der Tross folgte von Veratia aus dem Gernat, einem kleinen Nebenfluss, der unweit der Stadt in den Dergel mündete, nach Norden. Die Wagen kämpften sich durch das unwegsame Gelände und je weiter sie nach Norden gelangten umso dichter wurden die Wälder und umso schwieriger war es wegsame Strecken zu finden. Es kursierten allerlei Geschichten unter den Siedlern um unheimliche Geister, verfluchte und lebende Wälder und widernatürliche Ungeheuerlichkeiten. Als nach zwei Tagen der Horizont immer noch nicht erreicht war, ließ Isegrein selbstbewusst die Reise nach Norden fortsetzen, und da der Gernat beschloss seinen Verlauf nach Osten zu führen waren die Siedler gezwungen, die Gefälligkeit des Flusslaufes hinter sich zu lassen und ohne Garantie auf frisches Trinkwasser für Mensch und Tier in den nun immer mehr von wilden Wäldern beherrschten Landstrich zu ziehen. Von Tag zu Tag wurde es schwieriger die Ochsen mitsamt den schweren Wagen durch das Unterholz zu manövrieren. Und der vor kurzem eingesetzte Dauerregen tat sein Übriges dazu. Von einer Nacht zu Nacht hatte man das Gefühl das Wolfsgeheul käme näher, wenn es denn überhaupt nur Wölfe waren. In der vierten Nacht, nachdem sie die Garnisonsstadt hinter sich gelassen hatten hielten Bagiraj und Zert'Zul Wache, als sich langsam die Dämmerung erhob und die ersten Sonnenstrahlen die Kühle der Nacht aus den Knochen der Helden vertrieben und erneut ein unangenehmer Nieselregen einsetzte und die Hoffnung auf einen angenehmeren Tag sofort im Keim erstickte, offenbarte das Tageslicht einen Diebstahl. Bagirajs Weinfass, ein Sack Reis und mehrere Schinken waren verschwunden. Karim konnte seine Empörung nicht verstecken und war fassungslos über den alleinigen Konsum Bagirajs, dieser beteuerte jedoch seine Unschuld und schnell fanden sich dank Glacerian Spuren der Diebe. Im Morast um das Lager zeichneten sich kleine krallenbesezte menschenähnliche Füße ab. „Verdammte Suulak! Mögen sie von der Donnergöttin in diesem Sauwetter ersäuft werden!“, fluchte der Späher vor sich hin. „Wo einer dieser Drecksbiester auftaucht und lohnende Beute findet, folgen meist größere Stämme. Wir sollten schnell weiter, bevor sie zu Hunderten hier auftauchen.“ „Wenn es sich um Späher handelte, sollten wir diese dann nicht verfolgen und ausschalten?“, fragte Karim und auch Bagiraj hatte reges Interesse daran die Diebe nicht ungeschoren davonkommen zu lassen. Isegrein stimmte zu, das eine kleine Gruppe den Suulak folgen und dann wieder zum Siedlerzug aufschließen sollte. Glacerian war damit einverstanden, das der tulamidische Waffenmeister und Bagiraj ihn begleiten sollte, doch die Gesellschaft einer Hexe lehnte er unwirsch ab, was ihm einen funkelnden aber abwertenden Blick von Siranya einbrachte. So machte sich der Wagenzug der Siedler Aufbruchsbereit und die Drei machten sich auf nach Westen um den Spuren durchs Unterholz zu folgen. Die Spur endete an einer kleinen Lichtung auf der noch die letzten Holzreste eines Lagerfeuers glimmten und eine dünne Rauchsäule hinaufstieg nur um sich in der grauen Trübe der Nebelschleier zu verlieren, hier lagen die Überreste der abgenagten Schinken, der aufgeschlitzte Sack Reis mit dem sie scheinbar nichts anzufangen wussten und das leergesoffene, zertrümmerte Weinfass. Die Spuren der Plünderer verliefen sich weiter nach Westen in die unwegsamen von Dickicht verstärkten Wälder und man war sich darüber einig, dass eine weitere Verfolgung nur zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde und kehrte zurück. Die nächsten fünf Tage und Nächte verliefen ohne weitere Zwischenfälle, auch wenn hin und wieder einer der Ochsenkarren mit vereinten Kräften aus dem Schlamm gehievt wurden mussten und der immer kälter werdende Regen alles bis auf die Knochen durchnässt hatte. Die Sicht war erheblich durch den Nebel eingeschränkt und niemand wollte wissen was sich hinter den Bäumen und den dunstgrauen Wänden verbarg, nur selten war ein Tierlaut zu vernehmen, nur das Tröpfeln des Regens wurde durch die von dem Blattwerk abperlenden dicken Tropfen unterbrochen. Sie schienen sich wirklich am Ende der Welt zu befinden, was wenn sich plötzlich vor ihnen der Nebel teilte und sie vor einem unüberwindlichen Gebirgswall stünden oder einem Abgrund dessen Boden außer Sichtweite lag und ihren sicheren Tod bedeutete. Schließlich stieß der Siedlertrupp auf einen von einem Streifen Brachland gesäumten Flusslauf der rotes Wasser führte. Isegrein Bosparanius erhob seine Stimme und gab ihm den Namen Rubio (Rotwasser). Nun musste eine Furt gefunden werden und so blieb erst mal nur die Möglichkeit dem Lauf des Rubios zu folgen. Dieser wand sich einer roten Schlange gleich durch die dunkelgrüne Wildnis Terra Incognitas und weitete sich an einer Stelle zu einem fischreichen Weiher, der schützend eine flache kleine Insel umschlang. Am südlichen Ufer des Weihers erhob sich ein flacher Hügel, der auch vor eventuellem Hochwasser schützen würde „Dies ist ein guter Platz. Hier werden wir im Namen von Svelinya, der Befriedenden eine neue Siedlung, Norvicus (Altnorden), gründen.“, verkündete Isegrein feierlich. Die allgemeine Erleichterung der Siedler wurde nur von Vandra Geltor, der Stratega getrübt, die die Entscheidung des unerfahrenen Isegreins als schlecht und kaum zu verteidigen missbilligte.

Eine Siedlung entsteht

Isegrein Bosparanius teilte den Totgesagten verschiedene Aufgaben zu, die die Siedlung voran bringen sollten. Bagiraj wurde mit der Rodung der nahegelegenen Waldstücke beauftragt, um Baumaterial und Ackerflächen zu schaffen. Das Baumaterial wurde von Fortius Constructus und Mermydion zu einem Haupthaus und einer einfachen Palisade verarbeitet. Siranya versuchte das gerodete Land so gut wie möglich für den Ackerbau nutzbar zu machen, doch selbst wenn nichts wachsen sollte, hatten sie immer noch den Fisch als Nahrungsgrundlage, aus dem großen Weiher und natürlich die Zugtiere. Karim hatte die Aufgabe diverse Unstimmigkeiten unter den Siedlern zu schlichten, während Zert'Zul und Iliaka sich um die Vorräte, Ausrüstung und andere anfallende Arbeiten kümmerten.
Um das Haupthaus entstanden von None zu None weitere rustikale Wohnstädten. Diese erste Zeit war vor allem eine pragmatische Herausforderung an alle Siedler. Aus dem provisorisch befestigten Haupthaus wurde nach und nach eine düstere Fluchtburg. Holz gab es genug, dafür so gut wie kein Stein, um schwere Fundamente zu errichten. Man konnte nur das verwenden, was man mitgebracht hatte, oder was die Natur zur Verfügung stellte. Veratia lag fast eine None entfernt und kein Pfad und schon gar keine Straße verband sie zu „der Wahren“.

Konflikte

Karim schlichtete derweil einen Streit zwischen zwei verfehdeten Familien. Eine der tulamidischen Dienerinnen wurde zusehends von Wachträumen heimgesucht, in deren Wahrnehmung sich Realität und Visionen immer stärker vermischten. Zert'Zuls tulamidische Sklavin zeigte nun einen immer gewölbteren Bauch. Sie, eine Rechtlose konnte nun vor niemandem mehr verbergen, dass sie schwanger war – schwanger von Zert'Zul dem großen Gladiator. Eine Tatsache die besonders Siranya ein Dorn im Auge war. Sie konnte keinen Knochenbrecher gebrauchen, der sich vielleicht nun Sorgen um ein zukünftiges Kind machen würde. Aber auch Karim sah in dem Trollzacker nun eher jemandem, der ihre fremdländischen Sklaven als Huren missbrauchte. Aber dies war nur einer von wenigen Konflikten, der sich im verregneten Norden zutrug.
Vandra Geltor nahm immer stärkeren Einfluss auf die Siedlung und fand aufgrund ihres Tatendrangs auch immer größeren Zuspruch unter den Siedlern. Isegrein ließ sich von der Stratega jedoch nicht hinein reden und behauptete sich – auch wenn er noch nicht mal halb so alt wie die erfahrene Legionärin war.
Auf den bosparanischen Prinzen konnte gar im aller letzten Augenblick ein Attentat verhindert werden, das ein ehemaliger Legionär unter den Siedlern verübte, der zusammen mit Bagiraj Wache gehalten hatte. Der Wurmbezwinger wurde später bewusstlos und mit blutendem Schädel aufgefunden und der Schattenkrieger hatte sich im Kampf gegen den Attentäter schreckliche Wunden zugezogen, die ihn Nonenlang Kampfunfähig machten. Letzten Endes hatte Zert'Zul mit seiner schwarzen Folter-Hand dem Übeltäter unter fast niederhöllischen Schmerzen noch entlocken können, dass ihn jemand in Rommilys dafür bezahlt hatte, Isegrein zu töten, oder zumindest die neue Siedlung zumindest zu sabotieren. Irgendwer hatte offensichtlich etwas gegen den Erfolg des jungen Kriegers. Vielleicht gingen auch die 'Räuber' auf das Konto dieses Auftraggebers. Isegrein ließ Karims Verwundung von seiner Halbschwester Sucra Bosparania heilen. Ohne deren Hexenmagie hätte der Schattenkrieger in Zukunft nur noch mit einem Arm kämpfen können.
Der schwere Regen, der ihre Saat immer wieder fortschwemmte, hielt unbeirrt weiter an. Fast war es, als hätten sie die Donnerhallende Rondra gegen sich aufgebracht, oder die urgewaltige Satu verärgert. Die Siedler waren sich schnell einig. Ein Opfer musste her – ein Menschenopfer! Aber noch bevor klar war, wer geopfert werden sollte, war noch lange nicht klar wem! Vandra und viele Siedler waren für ein Opfer an Rondra, die Sturmherrin und Regenbringerin. Wenn sie diesen bringen konnte, konnte sie ihn auch enthalten. Sucra war für ein Opfer an Satu, denn soweit fern aller Zivilisation musste sie die meiste Macht besitzen. Aber während sich die beiden stritten, schlug Siranya ein Opfer für den Herrn der Gerechtigkeit, Bel-Akharaz vor! Zert'Zul stimmte ihr direkt zu, und auch Bagiraj und Iliaka waren dafür. Und nachdem die Siedler nebenbei ihre neue tulamidische 'Seherin' befragt hatten, und diese ganz klar den stärksten Tulamiden als Opfer in einer ihrer Visionen erkannt hatte, stimmte schlagartig auch Vandra zu, dass nur dieser Herr der Gerechtigkeit den Regen beenden könne – ein sehr seltsamer und schlagartiger Sinneswandel. Daraufhin stimmten auch die Legionäre einem Opfer an Bel-Akharaz zu und so schien es sehr schnell beschlossene Sache. Isegrein enthielt sich dem Prozedere. Zwischendurch war auch noch das baldige Erstgeborene Zert'Zuls im Gespräch, was dieser brutal ablehnte, und sich danach auch sehr stark für den Tulamiden als Opfer machte. So war es beschlossen. Das erste Opfer ihrer neuen Siedlung würde also einem 'Nehmenden Gott' gehören – dem Herrn der Gerechtigkeit!
Die Hexenschixe erklärte sich bereit, als Priesterin desselben, das Opfer durchzuführen. Die blonde Bosparanerin nahm dazu ihre schwarze mehrschwänzige Peitsche, die sie im 'Heiligtum' des Bel-Akharaz, im Diamantenen Sultanat erhalten hatte. Sie legte die düsteren Enden wie Schlingen um den Hals des Auserkorenen, der sein Schicksal furchtlos und ehrenvoll angenommen hatte, ohne auch nur einmal dagegen aufzubegehren. Das Hexenweib sprach zu ihrem Gott, flehte ihn um ein Ende des Regens, und erwürgte dann den kräftigen Tulamiden ganz langsam von hinten, bis dieser leblos nach vorne überfiel – und es hörte auf zu regnen! Der Gott hatte ihr Flehen wirklich erhört...
Eine None später sorgte in der Dämmerung eine Beobachtung für Unruhe. Am westlichen Waldrand brannte ein großer Laubhaufen und warf auf die Baumstamme dahinter bedrohlich ein tänzelndes rötliches Licht- und Schattenspiel. Gerede über eine Warnung oder gar ein böses Omen wurden in den Wind geschlagen und als Zufall abgetan...

Die Geburt des ersten Kindes

Es war Zert'Zuls Kind, das als erstes Kind von Norvicus hier im hohen Norden auf die Welt kam. Er nannte es Nôrrn. In derselben Nacht waren am Himmel leuchtende Sternschnuppen und Kometen zu sehen, die weit im Westen, aber noch vor den Tenebrae-Bergen niedergingen. Zur gleichen Zeit starb aber auch die tulamidische Sklavin und Mutter des Kindes, die die Geburt des Trollzackernachwuchses nicht überlebte. Zert'Zul betrachtete seinen blutverschmierten und schreienden Balg und erachtete ihn als kräftig genug. Die Wölfe sollten in dieser Nacht leer ausgehen – Nôrrn sollte leben.
Zert'Zul hatte Großes mit seinem Neugeborenen vor. Nun musste sein Kind nur noch alt genug werden und er lange genug überleben, um ihm alles Beizubringen, damit dieser die Taten seines Vaters vielleicht gar noch überbieten konnte.
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"Er ist voller Blut, warum ist er immer voller Blut?"

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[MI] Dunkle Zeiten Spielberichte - "Helden der Geschichte"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

34. Spielabend: Das Erste Jahr

Dilucens, Monat des Lichts im Jahr 967 nach Horas' Erscheinen (525 v. BF)

Fast ein Jahr war nun vergangen. Die von finstrem Forst umgebene Siedlung wuchs jedoch nur langsam. Mit jedem Kind, das geboren wurde, verstarb auch mindestens ein Siedler. So auch Zert'Zul's Sklavin, die die Geburt seines Kindes nicht überlebt hatte. Aber auch Avia Gemmafalconis war in Umständen, auch wenn sie es geschickt zu verbergen versuchte. Wer der zukünftige Vater war, war nicht bekannt, wobei Sakis und Isegrein jedoch ganz oben unter den Gerüchten kursierte. Auch wenn diese bereits seit Kindheitstagen befreundet waren, hielt sich das Gerücht hartnäckig, oder vielleicht gerade deswegen. Glacerian, der junge Goldfelser Späher, hatte sich ebenfalls eine Siedlerin zur Frau genommen, der auch kurz darauf anzusehen war, dass sie schwanger war. Karim hatte gleich mehrere Geliebte und war unter den Frauen der Siedlung sehr beliebt. Siranya schien für alle Männer jedoch unnahbar, auch wenn sie die schönste und charismatischste von allen Frauen Norvicus war. Jeder Mann wusste oder dachte, dass die Hexenschixe unerreichbar war. Vor Neid sagten einige der Frauen ihr gar eine Beziehung mit ihrem Sonnenluchs nach, der immer an ihrer Seite schlief. Iliaka litt derweil unter ihrem entstellten Antlitz umso mehr. Die Männer hatten Angst vor der Meuchlerin und mieden sie, wo sie nur konnten. Die entstellte Südaventurierin badete nur nachts im Weiher und verbarg nach wie vor ihr Gesicht mit einer braunen Tuchmaske.
Nachdem sie im letzten Frühling durch den Dauerregen fast ertränkt worden waren, durch nonenlangen Regen, war nun der Sommer drückend heiß und mückenverseucht. Das Wetter im Norden schien nur extreme zu kennen. Aber Isegrein und seine Gefährten trotzten auch diesen Unbillen.
Hammer hatte dem Schattenkrieger zwei meisterliche, persönliche Khunchomer geschmiedet, die der Cyclopaer zudem noch dreiunddreißigfach gefältelt hatte. Zwar war die Schmiede in Norvicus nicht zu vergleichen mit der Schmiede des nun verkrüppelten Meisterschmiedes Fandramosch, dem Sohn des Fandramasch, in Khunchom, aber er tat sein bestes. Auch Isegrein erkannte nun die außergewöhnliche Begabung des Waffenschmieds und lies sich von diesem einen Biedenhänder, ein Schwert das nur mit beiden Händen zugleich geführt werden konnte, schmieden. Eine ebenfalls persönliche Waffe die seiner würdig war.

Vandras Aufstand

Trotz aller Schwierigkeiten, die ihnen Terra Incognita bereitete, drohte aus ihren eigenen Reihen jedoch eine größere Gefahr. Vandra Geltor, die Stratega aus Rommilys, versuchte den jungen Isegrein mehr und mehr nach ihrem Willen zu manipulieren und begehrte dabei immer mehr auf. Isegrein blieb jedoch hart und bot der viel erfahreneren Vandra die Stirn. Die Stratega war aber auch eine wichtige Stütze in Norvicus, auch wenn sie mit ihrer aufbrausenden und vereinnahmenden Art immer wieder bei Isegrein und auch bei den Heroen aneckte. Vandra scharte immer mehr Siedler um sich und auch die vier Legionäre, außer Avia Gemmafalconis, standen auf ihrer Seite, genauso wie über die Hälfte der Grenzjäger. Ihr liebstes Zitat war: „Ihr folgt einem Knaben, ich folge der Herrin von Sturm und Kampf!“ Die Tatsache, dass die Nahrungsmittel immer weniger wurden, und auch der Weiher kurz davor war überfischt zu werden, wie Bagiraj feststellte, lies den inneren Konflikt natürlich umso mehr anwachsen.
Und so geschah es, dass Isegrein eines Tages wieder einmal selbst auf die Jagd ging, wobei er nun erstmals von Iliaka, Bagiraj, Karim und Siranya begleitet wurde. Besonders die Nähe des Hexenweibes hatte er in letzter Zeit unauffällig oft gesucht. Dicht an dicht standen die uralten, düsteren Blau- und Schwarztannen und im dornigen Unterholz war kaum ein Durchkommen für die Jäger. Schaurig knarrte das Geäst, kaum ein Vogel sang und immer wieder schrien Kreaturen die sie noch nie zuvor geschaut hatten. Faune und Weidenköpfige hatten hier ihre Heimstatt aber auch giftiges Gezücht, Ungeheuer und Schlimmeres – so behaupteten zumindest die Grenzjäger. Vandra jedoch nutze diese Gelegenheit um die Situation eskalieren zu lassen. Da Isegrein kurz zuvor Mermydion zum Stellvertretenden Führer der Siedlung ernannt hatte, während seiner Abwesenheit, wurde Hammer nun das direkte Ziel von Vandra. Sie trieb den Schmied durch ihre scharfe Zunge zu einer harten Beleidigung, die auf ihre Person bezogen war, und forderte Mermydion daraufhin zum ehrenhaften Zweikampf, aus dem sich die Legionäre und auch die tulamidischen Leibwächter und Zert'Zul herauszuhalten hatten. Mermydion stimmte mutig zu und trat auf den Platz vor der Schmiede und wählte seinen Schlachthammer als Waffe. Vandra wollte zunächst mit Legionärsschild und Speer antreten, aber der Spott des Trollzackers, dass ein großer Schild gegen einen Hammer ja wohl keine Ehre brächte, ließ die Stratega diesen wutentbrannt zu Boden schmettern. Ihr Speer würde ihr genügen um den 'fetten' Schmied zu besiegen, 'der nur allen anderen das Essen wegfraß'. Beide traten in ihren bevorzugten Panzern an. Mermydion in Vollkette und Vandra in Kette und stählernen Arm- und Beinschienen.
Die viel beweglichere Einäugige schnellte mit ihrem Speer immer wieder nach vorne, täuschte Angriffe an, nur um dann kurz darauf ihren Speer mit stählerner Spitze durch die meisterliche Kettenpanzerung des Schmieds zu bohren. Der Panzer des Schmieds hielt die größte Wucht der gegnerischen Waffe ab, so dass Vandras Angriffe nur Dolchstößen gleichkamen – derer jedoch viele. Mermydion hingegen war es nur wenige Male vergönnt seine Gegnerin zu treffen, wobei er feststellen musste, dass Vandra aus einem besonders harten Stahl geschmiedet war. Hammer schnaufte immer mehr und seine Arme brannten bereits wie Feuer, während sein Blut bereits aus über einem halben Dutzend Verletzungen rann. Einmal war es Vandra sogar gelungen, seine gesamte Wange aufzuschlitzen, und dabei das Ohr des Schmieds aufzureißen. Aber der Cyclopaer war hart im Nehmen und es gewohnt mit seinem massigen Leib die Schläge der Gegner abzufangen. Im Grunde war aber klar, dass er diesen Kampf niemals gewinnen konnte. Seine Angriffe waren zu schwerfällig und Vandras Defensive war fast unüberwindbar. Zert'Zul verabschiedete sich schon innerlich von seinem langjährigen Kampfgefährten.
Dann jedoch gelang dem Cyclopaer ein wuchtiger glücklicher Hieb, direkt gegen den Kopf der Aufständischen, wobei krachend ihr Kiefer brach. Das Blut schoss ihr regelrecht aus der Fresse und die üble Wunde hatte sie ihrer Initiative und Schnelligkeit beraubt, so dass sie ihre Deckung nicht mehr aufrechterhalten konnte. Blutspuckend rammte sie dem Schmied ein weiteres Mal ihren Speer direkt in den Wanst. Dieser hob nun den Hammer, ignorierte den Schaft in seinem Leib, und zerschmetterte die Stratega mit einem gewaltigen Hammerschlag! Zert'Zul, Sakis und auch viele beeindruckte Siedler jubelten dem Schmied zu. Mermydion riss sich den Speer aus dem Bauch und fragte in Richtung der Legionäre ob noch jemand der Meinung war hier und heute sterben zu wollen. Daraufhin trat die Hochschwangere Centuria hervor, deren Bauch mittlerweile so sehr gewölbt war, dass ihr nicht mal mehr ihr Torsopanzer passte! Schweigen legte sich über Siedler. Würde sie in diesem Zustand kämpfen wollen? Und würde Mermydion eine Frau in solchen Umständen erschlagen? Dann jedoch drehte sie dem Schmied den Rücken zu und wandte sich an die vier Legionäre: „Ich Avia Gemmafalconis, Centuria der Legio V übernehme nun das Kommando über euch Legionäre und bei Shinxir, jeder der die Führung von Isegrein anzweifelt, muss neben Mermydion auch mich erschlagen!“ Die Legionäre nahmen Haltung an, und signalisierten so Avia ihre Untergebenheit. Auch die Siedler, die zuvor noch auf der Seite Vandras gestanden hatten, wechselten nun die Seiten. Vandras Aufstand war niedergeschlagen.
Isegrein und die anderen kehrten derweil erfolgreich von ihrer Jagd zurück und brachten einen großen Schwarzen Keiler und einen Baumbären zurück in die Siedlung. Genug Nahrung für die nächsten Tage und ein Fest, das die Stimmung erheblich anhob. Isegrein dankte Mermydion für seinen Heldenmut und gratulierte ihm zu seinem Sieg über Vandra, die nachdem sie gewaschen, gesalbt und einen Tag aufgebahrt worden war, außerhalb von Norvicus ehrenhaft bestattet wurde.

Aarfir der Riese

In den folgenden Monaten lief das Dorfleben wie gewohnt weiter. Die Gebäudekomplexe wurden ausgebaut, neue Gebäude wurden errichtet. Dadurch entbrannte erneut eine Diskussion über den Bau eines Tempels und welchen Gott er gewidmet werde. Mermydion, einmal ganz abgesehen von den Umständen, dass keine Steine als Baumaterial zu Verfügung standen, bestand darauf das es ein Tempel für Angrosch sein müsse, da die Handwerker der Grundpfeiler Norvicus seien und nur ein Tempel der dem Gott des Handwerks würdig sei. So ergriff zum ersten Mal Isegrein das Wort in dieser Sache und stimmte Mermydion zu, der Tempel solle für Angrosch beziehungsweise Ingra, dem ungestümen Feuergott, welchem die Bosparaner das Handwerk zuschrieben, errichtet werden. Damit war es beschlossene Sache. Eines Tages jedoch begann Dere zu erzittern, das Wasser in den Trögen für die Bullen und selbst das rote Wasser des Rubio schlug kleine, kreisförmige und gleichmäßige Wellen. Alle Siedler legten die Arbeit nieder und kamen beunruhigt und auf jeden Schritt bedacht auf dem zentralen Platz zusammen. Der Ursprung, welcher für die Schauder in allen auf Dere wandelnden und befindlichen Lebewesen und Dinge sorgte, kam aus Richtung des Seculae-Gebirges. Und was immer es auch war, das Donnern kam näher. Als man in einiger Entfernung die ersten großen Bäume brechen sah, so mühelos wie ein Kleinkind einen Glimmspan hätte brechen können, konnten die ersten Siedler ihre Angst nicht mehr unterdrücken. Sie flohen schreiend in die Häuser oder suchten Schutz hinter Holzstapeln und kauerten sich zusammen. Isegrein, Avia, die Heroen und auch einige mutige Bürger konnten ihren Blick nicht von dem Schauspiel das sich ihnen bot, abwenden. Starr standen sie in Erwartung welches Ungeheuer aus dem dichten Wald heraustreten würde.
Mit dem Umstürzen der letzten Bäume am Rande der Siedlung offenbarte sich ein seltener und denkwürdiger Anblick. Ein gewaltiger Riesenkerl stapfte mit schweren Schritten über den Waldrand hinaus auf Norvicus zu! Seine Füße, bis hoch zu den Knien, waren mit den Fellen verschiedener Tiere zweckmäßig mit Lederstreifen umwickelt. Daran schloss sich die bloße wettergegerbte Haut der mehr als baumstammdicken Oberschenkel an, auf denen der massige Rumpf des Riesen ruhte. Die Hüften waren mit weiten Fellen von Bären und anderen Pelztieren umwickelt und wurden von einem improvisierten Ledergürtel gehalten. Sein nackter Oberkörper wurde von einem bauchnabellangen, grau-braunem Bart bedeckt in den strähnenweise, wie kleine Perlen, Suulak-Schädel eingeflochten waren. In seiner rechten Hand hielt der Riese eine verwachsene, gut sieben Schritt hohe Steineiche, die ihm wohl als archaische Keule diente. Mit seiner linke Hand hielt er irgendetwas auf dem Rücken, welcher von einem um die Schultern geschlungenem Umhang aus den braunen, rauen und baumrindedicken Fellen von Borkenbären und den grauen, zotteligen Fellen von Höhlenbären bestand. Felle von insgesamt mehr als einem Dutzend Bären. Das ebenfalls grau-braune Haar des Riesen reichte fasst bis zu seiner Hüfte, es war vor den Ohren jeweils zu einem dicken Zopf geflochten, den ebenfalls Suulak-Schädel zierten und ein weiterer dicker Zopf fasste die Haare am Hinterkopf zusammen. Es rahmte ein wettergegerbtes Gesicht mit ernsten Augen, einer knolligen Nase und buschigen Augenbrauen und einer von Falten zerfurchte Stirn. Bei diesem Anblick ließen die tulamidischen Soldaten die Waffen fallen und gingen in Gebetshaltung auf die Knie und wandten ihre Augen ab, auch Karim folgte diesem Gestus. Grimmig blickte er von oben herab auf die kleinen, mit offenen Mündern dastehenden Menschen Norvicus. Mit zwei weiteren Schritten betrat der von Bagiraj auf mindestens neun Schritt große Kerl die Siedlung und machte dabei mit seinem linken Fuß einen zwölf Schritt lange Abschnitt der Palisade dem Erdboden gleich. Dann erblickte er scheinbar etwas, was sein Wohlgefallen fand – die Bullen. Sichtlich erfreut schwang er mit seiner linken einen gewaltigen Sack von seiner Schulter und leerte ihn auf dem Siedlungsplatz aus. Die Heroen und auch Isegrein und Avia wichen nun zurück, als mehrere Quader von Felsbrocken und zum Teil grob behauenen Steinen sich polternd vor ihnen auftürmten. Mit einem Arm streckte der Riese sich nach zwei Bullen aus, packte sie an den Köpfen, zermalmte diese mühelos und steckte sie in seinen Sack. Dann wandte er sich um und verschwand auf demselben Weg den er gekommen war in den Wäldern am Fuße der Seculae und ließ die Siedler und die Heroen fassungslos zurück. Eingeschüchtert und verängstigt kamen die übrigen Siedler wieder aus ihren Verstecken, keiner wusste sich zu erklären was da gerade vor sich gegangen war. „War dies einer Eurer Götter?“, fragte Karim, der als Erster seine Worte wieder fand und blickte neugierig die Bosparaner an. Isegrein schüttelte stumm den Kopf. „Ich glaube das war ein Riese.“, murmelte Siranya ungläubig vor sich hin, „Ich kenne eine Sage über diese Wesen: Die Gigantin Sokramor die Schwarze hatte zwei Schwestern, Hazapha und Mithrida. Diese Drei verwandelten sich in eine Klinge, die von Kor geführt wurde. Als diese Zerbrach wurde Sokramor zur Seculae. Doch Sokramor hatte vier Söhne, Aarfir, Aarwen, Aargul und Aarmar. Diese vier Riesen sollen im Seculae-Gebirge hausen. Vielleicht war dies einer der Brüder?“

Die Geißel des Nordens

Ein Schrecken ganz anderer Art nutzte eine None darauf die entstandene Bresche in der Palisade, die der Riese hinterlassen hatte. Die Grenzjäger warnten die junge Siedlung früh genug vor den aus den Wäldern stürmenden schwarzpelzigen Barbaren – zweieinhalb Dutzend an der Zahl. Bewaffnet mit gewellten archaischen Bronze-Säbeln, Äxten und Speeren, und gepanzert in schwerem Leder, liefen sie auf die Lücke im Wall zu. Ein schwarzer Pelz bedeckte ihren gesamten Körper – Orks! Die Grenzjäger konnten ihren Lauf immerhin etwas abbremsen, als sie n die vorderste Reihe der Angreifer schossen, und die Nachkommenden halb über die Gefallenen hinweg stürzten.
Die vier Legionäre rannten mit ihren Schilden gerade noch rechtzeitig in die Bresche und bildeten dort unter dem Kommando der Centuria Avia Gemmafalconis einen Schildwall, dessen Flanken von mutigen Siedlern, die einfach mit der erst besten Waffe herbei geeilt waren, gedeckt wurden. Karim, Bagiraj, Iliaka und Mermydion kämpften in zweiter Reihe, gegen alle Schwarzpelze die durchbrachen, während Siranya von hinten ihre Zauber warf. Ein entsetzliches Gemetzel entbrannte, in dem auch Isegrein mit seinem neuen Zweihänder eingriff und die Siedler unerschrocken anspornte Norvicus zu verteidigen. Der Schildwall hielt mit den Legionärsschilden hielt stand, aber immer wieder warfen sich die ausgemergelten Wilden gegen die Formation. Gleichzeitig kamen aber auch immer mehr bewaffnete Siedler mit Holzfälleräxten, Speeren und Messern hinzu. Zert'Zul befehligte mit den verbliebenen sieben tulamidischen Leibwächtern einen Ausfall aus dem Haupttor, wo sie blutige Ernte mit ihren Doppelkhunchomern unter den Orks einfuhren! Das Kampfgebrüll des Trollzackers war bis über die Palisaden zu hören, als er mit seiner Schlachtenkette unter die elendigen Angreifer fuhr. Dieser Angriff des Knochenbrechers nahm den Druck auf den Schildwall und brachte die Orken gänzlich durcheinander. Überall wurde gekämpft. Mann gegen Ork. Immer wieder pickten sich die Grenzjäger einzelne Ziele heraus und schossen auf diese mit ihren Bögen. Letztlich waren es die Heroen, die eine Erstürmung der Siedlung verhinderten, und die einen Schwarzpelz nach dem anderen in kleineren Kämpfen bezwangen. Aber auch Isegrein hatte mindestens zwei, wenn nicht gar drei, der Barbaren getötet und doppelt so viele verletzt. Zert'Zul, Mermydion und auch Bagiraj, die schon einmal im Terra Incognita gegen Orks gekämpft hatten, erkannten jedoch, dass es sich nur um umherziehende Yurach gehandelt haben konnte – Ausgestoßene Orken die nicht zu vergleichen waren mit richtigen Orkkriegern, gegen die sie schon gekämpft hatten. Die Grenzjäger unter der Führung des jungen Glacerian ließen nicht einen einzigen Flüchtenden entkommen. Kein Entkommener sollte von Norvicus erzählen können umso eventuell noch weitere Orken anzulocken. Nur zwei tulamidische Kämpfer und zwei besonders furchtlose Siedler hatten an diesem Tag ihr Leben verloren, dank Sucra Bosparania, die mit ihrer Magie die schwersten Verwundungen heilte. Alle Siedler hatten zusammen gehalten wie nie zuvor, und manch einer hatte gar einige verfehdeten Siedler Rücken an Rücken kämpfen sehen. Nach dem Aufstand von Vandra Geltor hatten sie auch diese zweite Prüfung bestanden.

Nebelwasser

Während Karim mit den Heroen und Avia mit den Siedlern ständig Kampfesübungen abhielten, und Mermydion in der Schmiede arbeitete, unterrichtete das Hexenweib die Meuchlerin in der Pflanzenkunde und zeigte ihr so manches heilende und auch giftige Kraut. Nebenbei konnte ein gewisser Vorrat an nützlichen Pflanzen nicht schaden.
Siranya und Iliaka drangen eines Tages bei ihren Expeditionen, in den Wald jenseits des noch unbenannten Flusses vor, in den der Rubio mündete, wo sie auf einen nebelverhangenen dunklen Weiher. Hier begegneten sie plötzlich einem Mann, der in eine schwarze Robe gewandet war. Als ihm die beiden kräutersammelnden Frauen auffielen, wandte er sich ihnen zu, seufzte tief und schüttelte unwillig den Kopf: „Ich hoffte, zu dieser Zeit die Ruhe zu haben, meinen Turm auszumessen. O Göttin, dann noch weiter zurück.“ Plötzlich verschwand der düstere Zauberer in einem grauen Wabern und ließ die beiden Frauen zurück. Was mochte der Zauberer hier gewollt haben? Einen Turm vermessen? Und was hatte er mit 'noch weiter zurück' gemeint? Die Nacht und ihre Schatten begannen bereits sich anzubahnen, und so kehrten die Hexenschixe und die Meuchlerin zurück nach Norvicus. Siranya hatte bemerkt, dass der dunkle Weiher eine Städte der Macht war. Sie würde sich diesen Ort merken...

Begegnungen und Entdeckungen

Messisa, Monat der Ernte im Jahr 968 nach Horas' Erscheinen (524 v. BF)

Eines Nachts bemerkten die Wachen ein silbernes Licht im Wald nahe der Siedlung. Sofort wurden Isegrein und Heroen in Kenntnis gesetzt. Die scheinbar magische Erscheinung bewegte sich konstant, einer fast fließenden Bewegung gleich entlang des Waldrandes. Die Meuchlerin, der Seefahrer, das Hexenweib und der Schattenkrieger erklärten sich dazu bereit das Phänomen aus der Nähe zu begutachten. Vorsichtig und auf alles vorbereitet bewegte sich die Gruppe aus dem Schutz der Palisaden heraus auf den Waldrand zu. Erst jetzt wurde ihnen klar dass sie doch weiter in das Dickicht vordringen mussten um den Ursprung des silbernen Schimmerns zu finden. Nach etwa hundert Schritt lichtete sich der Wald ein wenig und vor den vier Gefährten offenbarte sich eine weitere Seltenheit – ein anmutiger Hengst mit schneeweißem Fell, langer weißer Mähne und einem ebensolchen Schweif. Auf seiner Stirn ward ein zwiefach gedrehtes, güldenes Horn von fast drei Spann Länge. Doch es schien keineswegs verängstigt oder überrascht zu sein. Neugierig betrachtete es die Menschen ohne das Glitzern, das in den Augen von Bagiraj und Karim aufkeimte, zu bemerken. Gerade als Bagiraj seine langen Finger nicht mehr zurück halten konnte begann das Wesen zu sprechen. Eine sanfte dunkle Stimme drang in ihre Köpfe ein: „Seid gegrüßt, Menschen. Ich bin Mandawar und wollte euch danke, dass ihr die Yurach aus meinem Wald vertrieben habt. Doch sagt, wie sind eure Namen.“ Kaum hatte die Stimme Siranya und ihre Begleiter erfasst, nahm Bagiraj vor dem sprechenden magischen Wesen reiß aus, das ihm nicht geheuer war, und rannte zurück Richtung Norvicus. Doch Karim schien weiterhin wie gefesselt vom Anblick des goldenen und sicherlich wertvollen Hornes. Wie in Trance bewegte er sich auf das Einhorn zu. Dieses wiederum war von dem blonden lockigen Haar Siranyas ebenso fasziniert wie der Tulamide vom Goldhorn und kam neugierig auf das Hexenweib zu. Ein Moment der Unaufmerksamkeit den der Schattenkrieger zu nutzen versuchte. Unbeirrt streckte er seine Hand nach dem gedrehten Horn auf der Stirn des prachtvollen Tieres aus, während er stetig von Reichtum und Wert dieses 'Schatzes' sprach. Hastig hob Mandawar den Kopf und wich ein paar Schritte zurück. Karim, der nun von seiner Goldgier getrieben einen seiner Khunchomer zog und enthusiastisch seine Gefährten dazu aufforderte des Hornes habhaft zu werden, wurde in seinem Drängen jäh unterbrochen, als sich Mandawar zuerst aufbäumte und ihn angriff, um ihn zu durchbohren. Geschickt wich der Tulamide aus. Doch bevor der Kampf eskalierte, stellte sich Siranya und Iliaka zwischen das Einhorn und den gierigen Tulamiden. „Verzeiht das Verhalten meines törichten Begleiters, Mandawar. Er sollte zurück in die Siedlung gehen, damit er wieder Herr seiner Gedanken wird.“, entschuldigte sich Siranya und packte den Schattenkrieger an dem einen und die Meuchlerin übernahm den zweiten Arm. Nur unter Protest ließ sich der kleinere Tulamide von den beiden größeren Weibern zurück geleiten. „Trefft mich an der Quelle des roten Flusses, schöne Frau mit den goldenen Locken.“, ertönte noch einmal die Stimme, diesmal nur in Siranyas Kopf.
In Norvicus zurückgekehrt, löste das Erscheinen des Einhorns eine regelrechte Aufbruchsstimmung unter den Siedlern aus. Karim und Bagiraj verbreiteten wilde Geschichten und Mutmaßungen über das goldene Horn, so dass sich kurz darauf die Grenzjäger und einige furchtlose Siedler zur Hetzjagd gesammelt hatten! Die Jäger teilten sich in kleine Jagdgruppen auf und schwärmten aus. Karim und Bagiraj machten sich zusammen mit Glacerian auf die Jagd, der schon bald der hufeisenlosen Fährte folgte. Siranya war den Jägern aber weit voraus. Sie verwandelte ihr Zepter einfach in eine unsichtbare geflügelte Schlange und flog über die Wipfel der Bäume hinweg, den Rubio entlang. Nach nicht all zu langer Zeig hatte sie die Quelle des Rotwassers erreicht. Aber zunächst einmal stellte sie fest, dass der Fluss hier überhaupt gar nicht rötlich zu Tage trat. Irgendetwas zwischen der hiesigen Quelle und Norvicus, musste der Grund dafür sein – ein Rätsel, dem sie ein andermal auf den Grund gehen würde.
Dennoch war der Ort der Flussquelle ein besonderer Ort, das konnte sie intuitiv spüren. Und es dauerte nicht lange bis Mandavar aus dem Schutz des Waldes trat und sich der blonden Bosparanerin näherte. Die Stimme des Einhorns drang in die Gedanken der verführerischen Tochter Satuarias und erzählte ihr von den wilden Tieren der Wälder, den Tierkönigen; Oropheia der weisen Eulenkönig, dem stolzen Fürst der Adler, der über den Himmel wache, dem uralten Grimmbär, dem Herzog der Bären und dem mächtigen Kronenhirsch und dass nur eine Eigeborene den Alten Bund besiegeln könne. Mandawar erzählte auch von den Riesen des Landes; Aarfir, Aarmar, Aarwen und Aargul, und ihrer sterbenden Mutter Sokramur der Schwarzen. Siranya bedankte sich mit einer langen goldenen Locke, die sie Mandawar in die Mähne flechtete. Und noch ehe auch nur die ersten Häscher sich zeigten, war das ehrwürdige Tier wieder verschwunden. Das Hexenweib kehrte mit einer Träne im Auge zurück nach Norvicus und ihren Gefährten. Doch war die Träne echt?
Der 'Alte Bund' also...ihre saphirblauen wunderschönen Augen begannen zu lodern...
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 03.12.2018 12:12, insgesamt 3-mal geändert.
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[MI] Dunkle Zeiten Spielberichte - "Helden der Geschichte"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

35. Spielabend: Gestohlene Stele

[Weiter oben, kurz vor dem 34. Spielabend wurde noch ein weiteres Kapitel namens 'Geburt des ersten Kindes' eingefügt und unmittelbar davor noch ein weiters handfestes Zeichen der Warnung]

Die Jäger fanden außer dem Hexenweib nichts – kein Einhorn das sie erlegen konnten – kein güldenes Horn. Erfolglos kehrten sie nach Norvicus zurück, nicht aber ohne unterwegs eine andere Entdeckung zu machen. Eine ihrer geweihten Grenzstelen war verschwunden! Isegrein hatte derer einige aus Rommilys mitgebracht, wo sie zuvor der Travina geweiht worden waren.
Siranya, Bagiraj, Karim und Glacerian berichteten Isegrein und Zert'Zul von dem frevlerischen Diebstahl. Der junge Isegrein blieb dennoch beherrscht und gefasst. Sie waren hier definitiv nicht allein. Auch zuvor waren immer wieder Werkzeuge und Lebensmittel verschwunden. Der Bosparaner war sich zuvor nicht sicher, ob der Dieb aus ihren eigenen Reihen kam. Nun aber war es klar. Niemand aus ihrer Siedlung würde eine ihrer eigenen Grenzstelen entwenden, zumindest weigerte er sich das zu glauben. Isegrein beauftragte die Tochter der Satuaria, den Gladiator, die Meuchlerin, den Schattenkrieger und Hammer damit, die Stele zu finden und wieder an ihrem alten Platz aufzustellen. Für den Wurmbezwinger hatte er derweil eine andere Aufgabe, mit der er zunächst noch niemanden sonst beunruhigen wollte, auch die Heroen nicht.
Die oben genannten zogen erneut in Richtung Quelle des Rubio los. Nur wenige Stunden hinter Norvicus machten sie am Ufer des schnell fließenden Rubio eine Entdeckung. Ein roter Findlingstein der im Flussbett lag und dessen Staub und Sand das Wasser leicht rötlich färbte. Dahinter war das Wasser des Flusses kristallklar. Siranya war zuvor an der Quelle des Rubio schon aufgefallen, dass das Wasser am Oberlauf nicht rötlich war. Nun wusste sie warum. Aber was hatte es mit diesem großen Stein auf sich? Ohne dass ihre Begleiter es merkten, sprach sie leise den Zauber Odem Arcanum und erkannte Spuren von Magie. Aber da sie diesen Zauber sehr selten einsetzte, konnte sie die Intensität der anwesenden Magie nur erahnen. Markierte der Findling vielleicht einen besonderen Ort, oder war es der Stein selbst, der eine gewisse Anziehungskraft auf die Hexenschixe ausübte? Siranya behielt ihre Ahnungen in Bezug auf den großen Stein für sich und reiste mit ihren Gefährten weiter Richtung Quelle des Rubio. Nicht aber ohne dem Fels noch einen Namen zu geben, denn immerhin hatte sie ihn als erste entdeckt. Der Name des Steins sollte fortan und für alle Zeit Trutstein lauten.
Nach weiteren Stunden des Marsches entlang des Rubio, der viele kleine Wasserfälle aufwies, erreichten sie abermals die Quelle und den Ort, an dem zuvor die Stele gestanden hatte. Aber die Dämmerung brach bereits herein und Karim erblickte einen geeigneten Rastplatz für die Gruppe. Während Zert'Zul sich am Ufer des Rubio, weiter unterhalb der Quelle mit Pfeil und Bogen, zur Ansitzjagd in die Büsche schlug, begaben sich Siranya und Iliaka auf Kräutersuche und fanden einige heilkräftige vierblättrige Einbeeren. Zert'Zul kam nur wenige Stunden später im Dunkeln gleich mit zwei Wildschweinen zurück. Er konnte sein Jagdglück selbst kaum fassen, vor allem, da er mit dem Bogen weniger geübt war. Er zog die abgebrochenen Überreste der gehärteten Kriegspfeilen aus den wilden Schweinen und überließ den anderen die Verarbeitung der Tiere. Wiedermal vermissten sie die Fähigkeiten des Albs, der sie vor Jahren verlassen hatte. Für ihn wäre es ein Leichtes gewesen, die Jagdbeute zu häuten, haltbar zu machen und zuzubereiten. Nun aber schnitt Iliaka an dem Tier herum, als wolle sie es abermals töten und Mermydion dem bereits das Wasser im Mund zusammen lief, ließ den Braten über dem Feuer auch noch anbrennen. Hier in der Wildnis ohne den wildniskundigen Tanis kamen sie sich sehr verloren vor.
Die Südaventurierin wurde zur Wache eingeteilt und schon bald schliefen ihre Gefährten vom langen Marsch erschöpft ein – und kurz darauf auch die Meuchlerin...
Am nächsten Morgen erwachten sie und sahen ihre Ausrüstung verstreut und durchwühlt um sich herum liegen. Iliaka war eingeschlafen. Sie konnten von Glück sagen, dass man ihnen nicht des Nachts die Hälse durchgeschnitten hatte, denn es waren keine Tiere, die sie beraubt hatten. Mermydions Diamant, den er von Karim für seine Schmiedearbeiten erhalten hatte, war verschwunden. Karim hatte ihn zuvor von Zert'Zul erhalten, der ihn damals aus der Stirn des Diamantenen Palinor Trevus gerissen hatte. Aber auch Siranya war beraubt worden. All ihre alten Goldmünzen aus der Echsenpyramide und das Zepter des Ssrkhrsechu Shon’mi Nessh waren weg. Offensichtlich hatten die Nächtlichen Besucher aber kein Interesse am III. Transkript des Fran-Horas gehabt, was nur bedeuten konnte, dass sie des Lesens nicht mächtig gewesen waren. Verärgert suchten sie wieder alles zusammen und stellen dabei auch noch fest, dass auch die Überreste der beiden Wildschweine weg waren – sogar die verkohlten Stücke.
Mit Unterstützung von Schimmer, dem Vertrauten des Hexenweibes, der in der Nacht wohl auch nichts mitbekommen hatte, folgte Karim zusammen mit den Anderen, den Spuren der Stelenräuber nach Südosten und dann nach Süden.
Die bewaldeten Hügel stiegen immer höher an und nach einem Tag schmerzten bereits die Beine vom Aufstieg. Anhand der Spuren schien es sich um mehr als ein Dutzend Stelenräuber zu handeln. Die Fußspuren waren jedoch kleiner als die von Menschen und zudem waren sie Barfuß. Ungewöhnlich war auch, dass die Zehen rudimentäre Krallen aufwiesen. Waren das die Spuren der 'rotbefellten Barbaren' vor denen sie in Veratia gewarnt worden waren? Unterwegs stellte Mermydion laut die Frage, wie sie den Fremden gegenübertreten sollten. Verhandeln oder Kämpfen? Vielleicht war es nicht all zu klug, sich diese Barbaren zum Fein zu machen, solange man ihre Stärke und Anzahl nicht kannte.
Karim suchte gegen Abend wieder ein Nachtlager. Diesmal jedoch hielten zwei der Heroen Wache. Aber außer den ungewöhnlichsten Geräuschen in der Nacht, zeigte sich niemand. Am nächsten Tag machten sie sich weiter am Hang der Seculae-Berge entlang. Was mochte wohl hinter diesem Gebirge liegen, das man auch von Norvicus aus sehen konnte? Aber soweit kamen sie nicht, denn plötzlich knackte es um sie herum im Unterholz.

Suulak

Etwa fünfzehn kleine, affengleiche Wesen mit rotem, struppigem, schütterem Fell, über das einige von ihnen allerlei Lumpen und Leder gehängt hatten, umkreisten sie! Sie waren zwar kleiner als die Orken, jedoch an Anzahl drei zu eins überlegen – ein Ausgeglichenes Verhältnis. Ihnen war aber anzusehen, dass sie eher Hinterhältig als Mutig waren. Die Suulak waren mit Speeren, Keulen und Kurzbögen bewaffnet. Alle Männlich, bis auf ein junges Exemplar mit glänzend rotem Pelz, strahlenden honiggelben Augen und pummeliger Gestalt. An einer Honigwabe lutschend und das Szepter des Shon’mi Nessh hinter sich her ziehend, trat die Barbarin auf sie zu, nachdem es nicht gleich zum Kampf gekommen war. Vielleicht war das auch besser so, denn niemand wusste, wie viele Suulak sich noch verborgen hielten. Zur Not konnte man immer noch ein Blutbad anrichten und das Unterholz mit den Gedärmen der Rotfelligen Barbaren düngen. Sie waren dieser Rasse zuvor schon einmal begegnet und zwar in der Arena von Bosparan. Als sie in der Essedarius-Disziplin gegen Bracorius, den orkische Gladiator auf Streitwagen gegeneinander antraten. Dieser hatte damals drei Rotpelze als Schützen an seiner Seite.
Die offensichtliche Anführerin fing an zu reden, doch niemand verstand ihre Worte außer dass sie sich selbst als Seenä bezeichnete. Hätten sie jetzt nur Glacerian hier, der angeblich sogar einige ihrer Worte beherrschte, wie er behauptet hatte. Obwohl es dann sicherlich zu einem Blutbad gekommen wäre, denn er hasste die Suulak wie Duglumspest. Die Heroen gingen zu Zeichensprache mit Händen und Füßen über und nach einiger Zeit wurden sogar Dinge auf den Waldboden gezeichnet um sich besser zu verständigen. Und je länger sie miteinander kommunizierten, desto weniger Angespannt wurde die Situation.
Seenäs Gesten konnten sie entnehmen, dass die Suulak den Riesen Aarfir und auch sogar seine Bezeichnung kannten. Sie fürchteten ihn oder verehrten ihn gar als Gott. Jedenfalls machte sie eindrucksvoll klar, dass Aarfir auch Goblins fraß. Die Suulak-Frau zeichnete auch die Orken, wobei sie weit nach Westen deutete. Aber was beunruhigender war, waren die spitzohrigen Gesichter mit langem Haar und finsterer Miene, die sie Fey nannte, die sie in unmittelbarer Nähe zu ihrer Siedlung einzeichnete. Sie malte auch ein weiteres Fey-Gesicht mit noch längeren Haaren, inmitten eines riesigen Waldes, neben die Quelle eines Flusses, in den auch der Rubio floss. Diese Gestalt nannte die Suulak ehrfürchtig Pandlaril und deutete dabei irgendwie auch noch auf diesen Fluss, der von Süden nach Norden floss. Vielleicht war das die Anführerin der Fey, oder ein anderweitig mächtiges Wesen. Sie deute Richtung Tenebrae Gebirge im Westen und zeichnete kurz darauf noch grimmigere, hörnerhelmtragende Gesichter, die dort wohl in Höhlen hausten, die Mermydion wohl als Angroschim identifizierte. Es wurde nun immer klarer, dass sie hier im Terra Incognita ganz und gar nicht so allein waren, wie sie und Isegrein gedacht hatten. Seenä wollte aber auch wissen, wo Ihresgleichen, die Manschen zu finden waren, woraufhin ihr der komplette Süden gezeigt wurde.
Natürlich dauerte es auch nicht lange, bis die Heroen auf die geraubte Stele zu sprechen kamen. Seenä schien direkt zu wissen, nach was die Menschen suchten und schien einen Handel anzustreben. Was nun folgte, war äußerst bizarr. Seenä forderte allen Ernstes, dass sich der größte unter ihnen, Zert'Zul mit ihr paaren solle! Dabei streckte sie diesem in offensichtlicher Geste ihren Hintern entgegen und spielte sich an ihren haarigen Brüsten! Sie gestikulierte, dass sie große Kriegs-Suulak gebären wolle und auch vom übergewichtigen und noch größeren Mermydion nicht abgeneigt war. Offensichtlich schien es eine große Ehre darzustellen, sich mit ihr paaren zu dürfen. Eine Ehre, die ganz schnell von den Betroffenen im Keim erstickt wurde. Der Gladiator, der die gierigen Blicke der männlichen Suulak auf ihre Waffen erkannte, bat ihr anstatt seinem Samen sein meisterhaftes Breitschwert, das aus einer der seltenen und sagenumwobenen Zwergenschmiede stammte, im Tausch gegen die geweihte Stele. Seenä war zunächst zwar enttäuscht, dass der große Mensch sich nicht mit ihr paaren wollte, willigte dann aber dem neuen Angebot ein und übergab die hervorragende Klinge ihrem größten Suulak-Kämpfer.
Bald darauf hatten eine weitere Handvoll Suulak die Stele herangeschleppt und übergaben sie den Heroen. Gleichzeitig wurde ausgehandelt, dass das neue Gebiet der Menschen hier im Norden von den Suulak nicht mehr betreten werden solle, wenn im Gegenzug die Menschen dem Gebiet der Rotpelze fern bleiben würden. Die Barbarin versuchte gerissener Weise auch noch weitere ihrer Waffen gegen Steine und Erz einzutauschen, aber so weit ging die Übereinkunft dann doch nicht. Dennoch hatten beide Seiten etwas gewonnen ohne dass dabei jemand ums Leben kommen musste. Auch wenn es zwischen Menschen und Suulak nicht zu einem Bündnis kam, so würde man sich doch zumindest gegenseitig in Ruhe lassen - zumindest für die nächste Zeit.
Zert'Zul legte sich allein die schwere Stele auf die Schulter und stapfte mit den anderen die Hügel hinab. Der Rückweg war natürlich für den Trollzacker mit der Last besonders beschwerlich, aber nächtliche Diebstähle oder sonstige Störungen blieben wirklich aus. An der Quelle des Rubio stellten sie die Stele erneut auf und markierten so erneut die Grenze von Isegreins Reich. Zwei Tage später waren sie wieder zurück in Norvicus und berichteten Isegrein und den anderen von ihrer Begegnung. Die Siedler feierten sie als Helden die aus den Hängen der Seculae zurückgekehrt waren. Isegrein blickte aber ernst gen Osten zum besagten Gebirge hinter dem er das Ende der Welt vermutete. Wenn dieses dort zu finden war, würden ihn diese rotfelligen Barbaren nicht aufhalten. Seine grauen Augen verharrten auf den höchsten Gipfeln des Leibes der Sokramur, wie seine Halbschwester Sucra die Berge auch nannte. Das nächste Mal, wenn man in diese Richtung aufbrechen würde, würde er die Heroen begleiten, und dann würde er sich ganz sicher nicht von irgendwelchen Barbaren aufhalten lassen.

Baum fällt

Concordia, Monat des Bundes im Jahr 968 nach Horas' Erscheinen (524 v. BF)

Isegrein beabsichtigte viel mehr Holz schlagen zu lassen. Sie mussten mehr Hütten bauen und die prächtigsten Bäume fanden sich in dem nahen Wald, dem er den Namen Silva Ursuum gab, was Wald der Bären bedeutete, denn das erste Tier, das Isegrein dort erlegt hatte, während seiner häufigen Jagden, war ein Bär. Dort wuchsen besonders alte Eichen und Rotbuchen, aber auch Erlen und Espen. Die gleichen Helden, die zuvor die Stele zurückgebracht hatten, entsandte er zusammen mit einem Dutzend Holzfäller und mehreren Wägen in diesen Wald um ihm besonders gutes Holz zu beschaffen. Die Fluchtburg auf dem Hügel musste größer werden.
So zogen die besagten Recken aus und führten die kräftigsten Siedler und ihre schärfsten Äxte mit sich. Ihr Weg führte sie zunächst vorbei an fruchtbaren Auen und satten Weiden, hinein in den besagten dichten Wald. Die Bäume waren sehr verwachsenen und von knorrigem Wuchs, sodass wahrlich der Eindruck einer verwunschenen Landschaft entstand. Fast hatte man den Eindruck, dass die alten Bäume trutzig Wacht hielten. Ihr prächtiges Holz würde bald schon dem Ausbau ihrer eigenen Trutz dienen. Da es schon spät war wurde ein provisorisches Lager errichtet und sich ausgeruht für den nächsten Tag.
Eifrig und arbeitsam machten sich die Holzfäller am nächsten Morgen an ihr Werk und kämpften sich regelrecht Baum um Baum, Stamm um Stamm in den Wald. Den verwunschen wirkenden Forst fürchteten die Arbeiter nicht im Beisein der Recken, die sie begleiteten und auf sie Acht gaben.
Dann erblickten sie einen besonders großen, alten und urwüchsigen Baum, von immensen Ausmaßen. Er musste tausende von Jahren alt sein! Auch wenn Siranya Bedenken hatte, einen solch alten Baum fällen zu lassen, so dauerte es nicht lang, bis sich die ersten Äxte in den mächtigen Stamm fraßen. Zert'Zul und die anderen spornten die Holzfäller regelrecht an. Schlag um Schlag, an mehreren Stellen zugleich hackten sich die Siedler in den Stamm, bis ein gewaltiges Gerksen zu hören war, und der riesige Baum einer Urgewalt gleich zu Boden fiel und alles in der Umgebung erschütterte. Tausende Jahre lagen den Siedlern nun zu Füßen – tausende Jahre, die sie innerhalb von Stunden zunichte gemacht hatten.
Plötzlich schien sich der Wald selbst gegen die Holzfäller und die Heroen zu richten!
Fünf Bäume, von vier Schritt Höhe erwachten schlagartig zum Leben. Die Hünen des Waldes hatten borkige und verholzte Rindenhaut und Haar wie frisches Laub. Dicke Äste waren ihre Arme und große Wurzeln ihre Beine. Gesichter waren nur schwer auszumachen, aber das was man sah, war wutverzerrt! Die Waldschrate prügelten aus dem Hinterhalt von hinten auf die Frevler und die Helden ein. Während die Holzfäller sich zusammentaten gegen einen der Waldschrate wandte sich je ein Held gegen einen der Lebendigen Bäume.
Ein wilder Kampf entbrannte. Äste und Knochen brachen, Harz und Blut floss. Besonders Karim hatte es schwer am Rumpf erwischt, da seine graue Tuchrüstung ihm nur wenig Schutz bot. Ein Treffer hatte ihn mehrere Schritt weit durch die Luft in die Hecken geschleudert, wo er sich aber mit mehreren gebrochenen Rippen wieder aufrappelte um weiter zu kämpfen. Aber auch Zert'Zul und Mermydion wurden immer wieder schwer getroffen, hielten aber Stand. Ast um Ast parierte der Gladiator mit seinem Panzerarm und ließ seine Schlachtkette immer wieder in seinen Hünen des Waldes krachen, bis dieser gefällt zu Boden ging. Hammer prügelte mit wuchtigen Hieben immer wieder gegen den Stamm und die Wurzeln seines Gegners. Ein schwerer Treffer schickte dann zwar auch ihn zu Boden, aber es gelang ihm seinen Gegner auch vom Boden aus, zur Strecke zu bringen. Iliaka schaffte es zwar lediglich nur hier und da einige Äste abzuhacken, hielt aber so lange durch, bis die anderen ihr zu Hilfe kommen konnten. Siranya, die das ganze hatte kommen sehen verteidigte sich mit ihrer Magie. Auch den Holzfällern gelang es schließlich gemeinsam ihren Waldschrat zu fällen.
Der Mensch hatte gegen die Natur obsiegt! Nach dem Kampf kümmerte man sich um davongetragene Wunden und die letzten Wagen wurden mit dem kostbaren, uralten Holz vollgeladen. Noch vor dem Nachmittag machten sich die Siedler zusammen mit den Heroen zurück nach Norvicus auf, wo sie auch ohne weitere Zwischenfälle ankamen. Isegrein klopfte den Helden auf die Schulter und ließ sofort seine Halbschwester und Priesterin der Satu nach ihnen schicken um sie mit Magie zu heilen.
Die schwersten und prächtigsten Hölzer des größten Baumes ließ er auf den Hügel schaffen, wo Fortius Constructus mit dem Ausbau und der Erweiterung der Fluchtburg begann. Isegrein bauten die Siedler aus dem selben Holz einen gepolsterten Thron, der mit kunstfertigen Schnitzereien verziert war. Im Sockel des Thrones waren Bären abgebildet, aus dessen Namensgebenden Wald das Holz stammte. An den Seiten des Thrones waren heulende Wölfe herausgearbeitet und die Lehnen waren krallenbewehrte Holzpfoten, in Gedenken an die hungrigen Wölfe, die hin und wieder um ihre Siedlung streiften. Und die Pfosten der Rückenlehne bildeten zwei unterschiedliche Eulen, die die Weitsicht und Weisheit des Herrschers widerspiegeln sollten. Ein wirklich prächtiges und würdiges Kunstwerk, Mobiliar und Symbol der Herrschaft.

Handfestes Zeichen der Warnung

Aber kurz darauf wurden sie Zeuge eines weiteren bösen Omens. Alle Bäume in unmittelbarer Umgebung der Siedlung hatten innerhalb einer Nacht all ihre Blätter verloren, obwohl der Herbst noch nicht hereingebrochen war. Die kahlen Bäume waren kurz darauf in aller Munde und wurden als Handfestes Zeichen der Warnung gedeutet. Das Flammende Herbstlaub im Frühling hatten sie bereits ignoriert und als Aberglaube abgetan. Nun aber machte sich Unruhe in Norvicus breit. Waren all das Warnungen von den 'bleichen Mondgesichtern, die im Nebel kommen', vor denen sie bereits in Veratia gewarnt worden waren? Auch die Suulak hatten sie mit grimmigen Gesichtern dargestellt und waren mit ihnen verfeindet. Avia Gemmafalconis aber sagte den Siedlern: „Sie werden kommen – und wir werden ihnen den gebührenden Empfang bereiten.“ Kurz darauf ließ die kompromisslose Centuria die Wachen verdoppeln und die Siedler noch härter im Kampf trainieren. Seit dem sie das Kommando über die Legionäre und die Grenzjäger hatte, hatte sie noch keinen Mann verloren oder in der Wildnis zurück gelassen. Zert'Zuls und Siranyas Tulamiden waren jedoch bereits zur Hälfte dezimiert. Auch sie hatten ein schlechtes Gefühl in Bezug auf die unbekannten Fey, von denen sie bisher immer noch keinen zu Gesicht bekommen hatten.

Pfeil und Bogen

Zert'Zul, der mittlerweile vier weitere tulamidische Sklavinnen und Dienerinnen geschwängert hatte, begab sich eines Morgens auf die Jagd, da er am Gebrauch des Bogens Gefallen gefunden hatte. Und sein damaliger Erfolg an der Rubioquelle von gleich zwei Wildschweinen gab ihm Recht. Auch wenn er natürlich nie an die Schießkünste seines alten ehemaligen Begleiters Tanis heran kommen würde, so erkannte er die Nützlichkeit dieser Fernwaffe, die er immer für den Fall eines fliegenden Gegners mit sich getragen hatte. Von seinen einst zwanzig gehärteten Kriegspfeilen waren nur noch zehn übrig, die er nach Möglichkeit auch immer wieder einsammelte, sofern sie nicht zerbrachen oder beim Schuss verloren gingen.
Der Trollzacker hockte wieder einmal im Unterholz nahe Norvicus und beobachtete den Lauf des Rubio. Er lauerte auf ein Tier, das seinen Durst stillen wollte, und wurde nach Stunden der Ansitzjagd für seine Ausdauer belohnt. Er erblickte ein wunderschönes Reh ganz in seiner Nähe. Der Knochenbrecher legte seinen Pfeil auf, spannte den Kurzbogen, zielte – und traf! Das Reh aber war nicht auf der Stelle Tod sondern versuchte schwer verletzt und blutend zu entkommen. Zert'Zul sprang mit gezogenem Messer aus dem Unterholz und rannte dem Tier hinterher, das versuchte ihm zu entkommen. Jeder normale Jäger hätte wohl nach hunderten von Schritt aufgegeben. Nicht aber Zert'Zul. Er schaffte es immer näher an das Wild, bis er es schließlich mit einem beherzten Sprung niederreißen konnte. Mit schneller schwarzer Hand durchtrennte er dem Reh mit dem schönen Fell den Hals, nur um dann erschrocken den Leib des Tieres fallen zu lassen. Das Reh verwandelte sich vor seinen Augen in eine wunderschöne nackte Albin mit rötlichem Haar! Sein Pfeil steckte ihr noch immer in der Seite und ihr Blut strömte aus der klaffenden Halswunde. Die Augen der Fey, in denen er sich spiegelte, waren vor Pein geweitet. Kurz darauf war alles Leben aus ihnen erloschen. Er hatte ungewollt eine Fey getötet.
Der Gladiator packte den auch im Tode noch wohl aussehenden Leib der Fey, warf sie sich über die Schulter und stapfte zurück zum Fluss. Dort beschwerte er diesen mit Steinen und versenkte sie an der tiefsten Stelle, die er finden konnte und wusch sich das Blut des Mädchens ab. Er hoffte wohl dass ihr Verschwinden niemand aus ihrer Sippe bemerken würde, oder aber, dass sie allein unterwegs war, wie Tanis jetzt. Er ging zurück zur mittlerweile schon gut gewachsenen Siedlung und berichtete Isegrein und seinen Gefährten von dem 'Unfall'. Ein baldiger feindlicher Zusammenstoß mit dem Alten Volk schien nun immer unausweichlicher. Hatten sie doch unwissend mitten in deren Lebensraum eine Siedlung errichtet, eine Hetzjagd auf Mandawar veranstaltet, uraltes Holz geschlagen, zu dem Tanis auch schon immer eine besondere Beziehung hatte, fünf Hünen der Wälder und nun auch noch eine Fey selbst getötet. Sie hatten alle Zeichen der Warnung ignoriert. Eine Oktade verging, dann kam der Nebel...
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36. Spielabend: Der Zorn des Alten Volkes

Maerenas, Monat der Trauer im Jahr 968 nach Horas' Erscheinen (524 v. BF)

Heftigere Winde und andauernder Nieselregen läuteten den Herbst ein. Mermydion arbeitete wie so oft in seiner Schmiede wo er mal wieder einige Kettenglieder von Zert'Zuls Schlachtkette austauschte. Der Trollzacker selbst war derweil damit beschäftigt, seine mittlerweile schon fast ogerartigen Muskeln zu trainieren. Siranya hockte zusammen mit Glacerian über ihrer Karte der Umgebung, die sie nach der Begegnung mit den Suulak aktualisierten. Bagiraj war von einem Erkundungsgang außerhalb ihrer Siedlung zurückgekehrt und berichtete Isegrein von einem gewaltigen unnatürlichen Hügel im Westen hinter dem Fluss Pandlaril. Und Karim trainierte die anderen hin und wieder in verschiedenen Künsten.
Dann kam der Nebel. Mit der Morgendämmerung erhob sich, nicht wie sonst von den Ufern des Rubio ausgehend, der weiß-graue Schleier und legten sich auf die umliegenden Felder und Baumstümpfe, die im Westen und Süden Norvicus umgaben. Doch dies war nicht der normale Herbstnebel, den sie in den beiden anderen Jahren kennengelernt hatten und die Siedler, welche außerhalb der Palisade ihrer täglichen Arbeit nachgegangen waren, zogen sich eilig in den Schutz der Siedlung zurück. Dieser Nebel war anders. Er kam aus dem Nichts, er lies sich nicht vom Herbstwind verstreuen und er erstickte alle Geräusche des Waldes. Wie eine undurchdringliche graue Wand umgab er schließlich die ganze Norvicus und die Bewohner konnten die höchsten Baumwipfel des Waldes nur noch erahnen – ein bedrohliches Szenario. „Könnt Ihr irgendetwas erkennen?“, brüllte Zert'Zul den Grenzjägern auf den Wachtürmen zu, doch diese konnten nichts ausmachen. Dann war nur noch das Sirren von Bogensehnen zu vernehmen und ein Pfeilhagel ging auf Norvicus nieder. Siranya wurde genau wie Mermydion getroffen, wobei der Pfeil tief in ihren ungeschützten Leib eindrang und nicht von einem meisterlichen Kettenhemd des Cyclopaers abgehalten wurde. Zert'Zuls nackter linker Oberarm wurde ebenfalls von einem Pfeil durchschlagen und kurz darauf auch sein rechtes Bein. „Zurück an die Palisade! In Deckung!“, donnerte erneut die Stimme des Gladiators durch Norvicus und jeder folgte diesem Befehl. Im Schutz der Palisade zog Siranya zuerst sich selbst den hornbespitzten Pfeil aus dem Bauch und kümmerte sich dann um ihre Gefährten und entfernte mit geübtem Griff auch deren Pfeile. Dann harrten sie bis zum Abend in der Deckung aus. Mit dem schwindenden Sonnenlicht, lichtete sich der Nebel ein wenig, doch er verschwand nicht vollends. Alle Heroen beschlossen über Nacht wach zu bleiben um nicht von einem weiteren Angriff überrascht zu werden, nur Siranya, die mit ihrer Magie Zert'Zuls Wunden versorgt hatte und selbst von Sucra geheilt worden war, zog sich in ihr Zimmer in der Fluchtburg zurück um ein wenig Schlaf zu finden. Doch die Nacht verlief ohne weitere Zwischenfälle, kein unbekannter Bogenschütze, kein Wolf und kein Suulak zeigte sich außerhalb der Befestigung.
Als mit dem ersten Morgengrauen der Nebel wieder dichter wurde und sich erneut erdrückend um die Siedlung legte, wurden die wenigen Schlafenden mit einem gellenden „Alarm!“, vom zentralen Wachturm geweckt. Erneut wurden die Siedler mit Pfeilsalven bedrängt und in ihrer Häuser zurück gejagt und die Angst wuchs mit jeder weiteren Stunde. Wie lange würde Norvicus einer solchen Belagerung standhalten können? Erst jetzt wurde ihnen das Fehlen eines Brunnens bewusst. Dann kam einer der Bauern keuchend und ängstlich den Himmel im Auge behaltend, zu den Heroen „Ich habe etwas gesehen. Es ist hier drinnen und huscht wie ein Schatten dahinten zwischen den Häusern umher.“. Sogleich machten sich Karim und Bagiraj auf den Weg den Eindringling zu stellen. Blitzschnell bewegte sich eine Gestalt zwischen den Wohnstätten entlang! Die beiden teilten sich auf und versuchten diese nun einzukreisen. Bagiraj traf als Erster auf den Eindringling. Eine humanoide Gestalt von schlankem, hohem Wuchs stand vor dem Seefahrer. Langes, glänzendes schwarzes Haar umrahmten ein gutaussehendes Gesicht mit großen Augen und spitz zulaufenden Ohren, der sehnige, fast zwei Schritt messende Körper war in Lederteile gekleidet. Mit einer blitzschnellen und geschickten Bewegung, die Bagiraj aber schon von Tanis kannte, griff der Fey mit seinem Jagdspieß an. Ein wirbelnder Schlagabtausch folgte, in dem der kampferfahrene Pirat schließlich die Überhand gewann. Aber obwohl der Fey nur Lederkleidung trug kam es Bagiraj vor, als müsse er seinen Elemer Säbel durch einen Schuppenpanzer schlagen. Ein unsichtbarer magischer Panzer, der über der Kleidung des Feys lag! Aber dennoch schaffte es der Seefahrer den Fey mit einem wuchtigen Säbelhieb zu töten in den er einfach all seine Kraft gelegt hatte. Erst jetzt trat Karim zu ihm, der dem Kampfeslärm gefolgt war. Gemeinsam schleiften sie den Toten zu den Heroen, die in der Nähe des Tores an der Palisade Stellung bezogen hatten. „Verdammte Alben“, keifte Zert'Zul in entsprechender Lautstärke und wurde prompt von einen Pfeil getroffen. Durch seine Größe und durch seine ungezügelte Zunge war er ein leichtes Ziel für die Bogenschützen.
Der Rest des Tages verlief ruhig und die nächtlichen Wächter gönnten sich ein wenig Ruhe. Auch die Dunkelheit der Nacht brachte keine erneuten Angriffe, dennoch legte sich die Unruhe unter den Bewohnern nicht und auch die Helden waren auf alles gefasst. Wie befürchtet manifestierte sich bei Tagesanbruch wieder der unwirkliche Nebel, doch diesmal blieb der erwartet Pfeilhagel aus.
Bagiraj begab sich über die Palisade nach draußen um nach dem „Außenseiter“ zu sehen, falls dieser merkwürdige Mann nicht schon bereits tot war. Er fand diesen jedoch wohlauf und musste feststellen, dass sich der ehemalige Räuber wirklich gut außerhalb der Siedlung eingerichtet hatte. Die Siedler mochten ihn nicht, aber dennoch war er ein Teil der Gemeinschaft.
Plötzlich hallte es vom zentralen Wachturm „Alarm! Sie kommen über die Palisaden!“ Sofort stürmte Zert'Zul, gefolgt von Karim aus der Fluchtburg und standen schon zwei Feys gegenüber, die ihnen mit Spieß und Wolfsmesser entgegentraten. Aber auch Mermydion, der gerade aus seiner Schmiede heraus stapfte wurde von einem Fey mit Speer angegriffen. Hammer verpasste dem Spitzohr einen so heftigen Schlag gegen den Kopf, dass diesem Hören und Sehen verging. Nach dem zweiten Hammerschlag verging auch der Rest.
Der Gladiator und der Schattenkrieger sahen sich zwar zwei ungleich schnelleren Gegnern gegenüber, aber auch wenn diese wahrscheinlich gleich mehrfach älter waren, als die beiden Helden, so hatten sie nicht einmal annähernd das erlebt, was die beiden Menschen in ihrem kurzen Leben erlebt hatten. Kampferfahrung siegte innerhalb von wenigen Augenblicken über Schnelligkeit und Albenzauberei. Im Nahkampf Mann gegen Mann konnte gegen diese beiden Veteranen so gut wie niemand überstehen. Nachdem die beiden Fey mit zerschnittenen und zerschmetterten Körpern daniederlagen, war Zert'Zuls Stimme überaus deutlich trotz des Schlachtenlärms zu verstehen. Der Trollzacker brüllte die verbliebenen fünf Tulamidischen Kämpfer des Sultans zusammen und führte diese aus der Fluchtburg den Hügel hinunter. Gerade im rechten Moment, denn Linkerhand kletterten gerade ein halbes Dutzend weitere Fey über ihre Palisade. Zert'Zul schrie wie ein Kriegsdämon und fuhr noch vor seinen Männern direkt unter die Alben und schwang seine mörderische Kette gleich gegen drei Fey auf einmal, während die Tulamiden sich jeweils zu zweit einem Fey annahmen.
Innerhalb der Fluchtburg legte gerade ein vereinzelter Alb seinen Albenbogen auf Siranya an, wob mittels seiner Zauberei ein magisches Band zwischen sich und dem Hexenweib, was seine Treffsicherheit ungemein anhob, und schoss. Gerade noch im rechten Moment warf sich Isegrein vor die Überraschte Tochter der Satu und stoppte den Pfeil mit seinem Körper, bevor dieser Siranya töten konnte. Der Pfeil bohrte sich regelrecht durch die Armplatten seines Lamellar Cusliciesis und ließ ihn herumwirbeln. Die Spitze des Pfeiles ragte auf der anderen Seite aus dem rechten Arm Isegrein, so dass dieser seinen Biedenhänder nicht mehr beidhändig führen konnte und in die Knie ging. Als Siranya ihren Verehrer und Lebensretter auf dem Boden sah, hetzte sie dem Fey ihren großen Sonnenluchs entgegen und lief selbst mit erhobenem Schlangenstab hinterher um kurz darauf auf den Schützen einzuschlagen, der sich nun der blonden Furie und ihrem Tierbegleiter gegenüber sah. Schimmer biss zu, prallte jedoch oft an der magisch verstärkten Lederkleidung des Feys ab. Auch Die Eigeborene konnte mit ihrem Stecken mehr ablenken und blau Flecken verpassen, als dass sie so dem Gegner gefährlich werden konnte. Dieser schleuderte ihr einen magischen Donnerkeil entgegen, der ihr das Blut aus den Augen laufen ließ. Aber nachdem dieser auch noch die Großkatze mit seinem Wolfsmesser verletzte, spuckte sie dem zaubermächtigen Wesen ihre mit blutvermischte Hexengalle mitten ins Gesicht, was bei Menschen mit normalen Sinnen schon verheerende Wirkung hatte, der Alb aber, mit seinen herausragenden Sinnen, sackte wie ein Sack zu Boden und kotzte sich die Lunge aus dem Leib. Karim, der jetzt der Anführerin der Heroen zu Hilfe kam, beendete das Leiden des Albs und hackte diesem mit beiden Khunchomern zugleich die Murmel ab.
Bagiraj hatte die außenstehende Hütte bereits durch eines der Fenster verlassen, das der Palisade zugewandt war, blickte aber über sich, vom Dach aus, einem Albenschützen direkt ins Angesicht. Dieser feuerte nun mit ungeahnter Geschwindigkeit, gleich zwei Pfeile in Richtung des Seefahrers, wobei ein Pfeil dessen Hals fürchterlich durchbohrte! Der Tulamide röchelte elendig nach Luft, hielt sich aber immer noch aufrecht. Sollte er so sterben? Durch einen verdammten Albenpfeil im Hals? Bei Afard, aber nur wenn er diesen Hurensohn einer Dryade und eines Waldschrates mitnehmen noch würde! Der Fey sprang vom Dach des Hauses des Außenseiters um ihm mit seinem Wolfsmesser den Rest zu geben. Als dieser in Nahkampfreichweite war, bäumte sich der Pirat auf, zerhackte die Auenmissgeburt mit zwei wuchtigen Hieben und zertrat dessen Gesicht, bis er noch nicht mal mehr zuckte.
Zert'Zul ließ seine Schlachtkette über seinem Kopf rotieren, nicht aber ohne den beiden Tulamiden in seinen Flanken mit kurzem Befehl auf Tulamidisch vorzuwarnen, so dass diese ihre Köpfe einzogen, ihre Doppelkhunchomer senkten um ihren Gegnern in die Beine zu hacken. Die ersten beiden Fey wischen der Stahlkugel noch aus, aber der dritte wurde von dieser voll erfasst und regelrecht zerschmettert nach hinten geschleudert. Die beiden Spieße der verbliebenen Fey vor sich parierte er mit seinem Panzerarm, nur um kurz darauf seine Kette erneut rotieren zu lassen um beide zugleich zu treffen. Die Dornen der der mittlerweile dämonischen Waffe fraßen sich durch den Leib eines weiteren Albs. Erst der letzte verbliebene parierte die Kettenwaffe, wobei sich die Kette um dessen Spieß wickelte. Der raubtierhafte Fey reckte ihm die Faust entgegen und traf ihn mit einem unsichtbaren Zauber, so dass ihm das Blut nur so aus den Ohren und der Nase lief. Der Gladiator stach nun mit dem Sporn seines Panzerarms nach dem Bauch seines letzten Gegners und durchdrang dessen durch Magie gehärtete Lederpanzerung. Magie – pah! Magie war nur etwas für die, die nicht stark genug waren, eine ordentliche mehrere Stein schwere Waffe zu schwingen! Zert'Zul zerriss den Fey wie ein Oger eine Stoffpuppe und brüllte triumphierend als auch seine tulamidischen Mitstreiter drei weitere Fey geschlachtet hatten. Keine Verluste auf seiner Seite. Er brüllte wie ein blutlüsternes Tier, bis er zwölf weitere Fey mit Albenbögen erblickte, die auf ihn angelegt hatten.
Auch Bagiraj, der mit dem Pfeil in seinem Hals mehr Tod als lebendig war, sah sich nun drei weiteren Fey mit Bögen gegenüber, die gerade aus dem Norvicus Forst herausgerückt waren um ihren Gefallenen zu rächen. Sein Glück schien aufgebraucht.
Mermydion, der den noch lebenden Fey aus seinem Kampf zuvor in seine Schmiede gezerrt hatte, hörte wie sich weitere Fey seiner Schmiede näherten und kurz davor waren sich durch den Eingang zu kämpfen. Wenn er den Eingang mit seinem fetten Leib versperrte, konnte er sich bestimmt noch einige Zeit halten. Zert'Zuls Kampfgebrüll sagte ihm, dass dieser auch noch am Leben war.
Dann jedoch verdunkelte sich der Himmel. Ein riesiger Schwarm schwarzer Krähen stürzte sich innerhalb von Augenblicken auf die Albenübermacht hinab und zerpickten deren Gesichter und Augen! Die Krähen fegten wie ein Sturmwind durch die Angreifer. Das Krächzen der Vögel übertönte jeden Waffenhall. Die Menschen jedoch wurden wundersamer Weise verschont! Die Krähen umflogen die Siedler und stürzten sich nur auf die Fey. Hatte ein Gott persönlich eingegriffen?
Die Schützen die gerade noch auf Zert'Zul und außerhalb der Palisade auf Bagiraj angelegt hatten, zogen sich in den Wald zurück. Und auch die Fey, die noch innerhalb der Siedlung umherstreiften, oder am Tor gegen den Schildwall der Legionäre ankämpften, zogen sich zurück. Die Siedler rissen triumphieren ihre Holzfälleräxte, Messer und sonstige zuvor erbeuteten Waffen in die Höhe. Sie hatten gesiegt und Norvicus verteidigt. Was aber hatte es mit den vielen Krähen auf sich, die immer noch über Norvicus kreisten?
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Der Falsche Freund

Bagiraj, der es noch bis durch das Tor zu Siranya geschafft hatte, die ihn nun mit ihrer Magie heilte, berichtete als Erster von dem Fremden, der dort draußen vor ihrer Palisade hockte und zuvor aus Richtung der Seculae-Berge herabgestiegen war. Isegrein wurde auch über den Fremden vor ihrer Siedlung unterrichtet. Zunächst wurde er ersteinmal aus sicher Endfernung des nächsten Wachturmes beobachtet, doch dann endsandte Isegrein die Heroen um herauszufinden um wen es sich handele und was er wollte.
Die Krähen kreisten nun genau über dem Fremden, oder ließen sich in seiner Umgebung nieder. Zu fünft näherten sie sich vorsichtig und kampfbereit der hockenen Gestalt. Der Fey hatte eisgraue Haare, blaue Augen und war genauso Gutaussehend wie jeder dieser verdammten Fey. Waffen waren keine zu sehen, auch keine Rüstung. Er zeigte deutlich seine leeren Hände und verharrte in endspannter Haltung. Langsam stand er auf und winkte die Heroen näher an sich heran, die respektvoll vor dem Fremden Abstand gehalten hatten. Er sagte etwas Unverständliches auf der ihnen unbekannten Sprache der Fey. Niemand von ihnen hatte sich je die Mühe gemacht, diese von Tanis zu lernen. Dann sprach der Fremde etwas in der Sprache der elenden Suulak, die sie zwar auch nicht beherrschten, aber es gab jemanden in Norvicus, der die Worte der Rotfelligen Barbaren verstand - Glacerian, der Anführer der Grenzjäger. Kurz darauf hatte man den jungen Goldfelser herbeigeholt, der nun das Wort mit dem Fey wechselte. Glacerian übersetzte alles so gut er konnte.
Er stellte sich mit dem Namen Yol-Ana vor, was Siranya sofort aufhorchen ließ. Die Tochter der Satu kannte die Bedeutung des Wortes ‘Yol’, das aus dem Zhayad stammte, der Sprache der Dämonen, die sie seit Jahrzehnten lernte. Fran-Horas, dessen Buch komplett in dieser geheimen Sprache geschrieben war, hatte als Erster die komplexen Zeichen des Zhayad niedergeschrieben, mit denen man sogar die Wahren Namen der niederhöllischen Wesen niederschreiben konnte. Sie kannte die Bedeutung des Wortes ‘Yol’ nur zu gut. Aber es wiederstrebte ihr dieses Wort den Anderen zu übersetzen und ließ sich nichts anmerken.
Glacerian übersetzte weiter die Worte des Fey: „Sie wissen um das Ende ihrer Zeit und es ist der Neid, der sie euch junge Völker hassen lässt. Weise wäre es jedoch, Euch ein Freund zu sein. Deswegen bin ich hier.“ Außerdem gab Yol-Ana an, ein Ausgestoßener zu sein, weil er den Wandel der Zeit nicht ablehne, sondern annahm, und den Austausch mit den ‘jüngeren’ Völkern suchte. Yol-Ana erzählte, dass die Fey ihnen, den Menschen, vorwarfen, dass der Ewige Sommer mit ihrer Ankunft geendet hatte. Siranya fragte ihn durch Glacerian, ob die Fey wegen ihm den Angriff auf Norvicus abgebrochen hatten und ob sie ihn fürchteten? Der Fremde antwortete, dass sie nun lediglich vorsichtiger seien, da er, ihr ‘Alter Feind’ offensichtlich auf ihrer Seite, der Seite der Telor sei, was wohl Menschen bedeutete. Er sagte, dass er ihnen gerne als Lehrmeister dienen wolle um ihnen die Sprache, Kultur und Zauber der Fey näher zu bringen. Isegrein stimmte dem schließlich zu und Yol-Ana durfte Norvicus betreten. Wenn die Gegenwart dieses seltsamen Fey, die anderen seiner Art von der Siedlung abhielten, so war er mehr als Willkommen. Isegrein glaubte nicht an einen Verrat, da die Fey kurz davor gewesen waren Norvicus einzunehmen. Warum also kurz vor dem Sieg den Angriff abbrechen? Nein, dieser Yol-Ana war wirklich ein Feind der 'bleichen Mondgesichter die mit dem Nebel kamen'. Wenn nicht, konnte er ihm immer noch den Hals abschneiden. Isegrein wandte sich an Iliaka die Meuchlerin und trug ihr auf, sich immer Heimlich oder Unauffällig in der Nähe des Fremden aufzuhalten, um jeden seiner Schritte zu beobachten, und ihn nötigenfalls schnell zu beseitigen.
In den folgenden Nonen blieben die Angriffe der Fey aus. Yol-Ana hielt sein Wort und brachte den Heroen und auch allen anderen, die zuhörten, bei was er über die Fey wusste. Er lehrte Siranya einige der alten Zauber seines Volkes und Sucra die Lieder vom Geist der Berge, die diese schon bald zu singen vermochte. Er gab all diese Geheimnisse Preis ohne eine Gegenleistung dafür zu verlangen, so schien es zumindest. Er war zu jeder Menschenseele stets überaus freundlich und sah über unbedachte, beleidigende Worte hinweg. Er gab ihnen das Gefühl, dass hier in dieser feindlichen Umgebung, wenigstens einer auf ihrer Seite war, und das tat gut. Yol-ana erzählte, dass er noch aus den uralten Tagen Mandalays stammte, was auch immer das heißen mochte. Er erzählte auch, dass der riesige Baum, den sie gefällt hatten, ebenfalls aus diesen schon lange vergangenen Tagen gestammt hatte, um ihnen eine vage Ahnung von seinem wahren Alter zu geben. Er erzählte vom Bündnis der Fey mit den Waldschraten, von denen sie fünf getötet hatten. Er berichtete aber auch von der Sippe der Glitzernden-Klingen-im-Morgendunst, die ihre erbittertsten Feinde waren und die ihren Zorn auf die Telor, auf die anderen Sippen überspringen ließen, während sie bedächtigere Fey zum Schweigen brachten. Er erzählte von dem mitleidlosen und bösartigen Volk der Fey und dem noch ungleich bösartigeren Wesen namens Pandlaril, das an der gleichnamigen Quelle des Flusses hockte, in den der Rubio floss, in dem Wald namens Silfûrn, den sie Silva Ursuum nannten. Auch berichtete er vom Fialgralwa im Osten, was ins bosparanische übersetzt ‘Orkwasser’ bedeutete, einem finsteren Fluss, den Glacerian Schwarzwasser nannte. Die Unsterblichkeit, die einige der Grenzjäger dem nachsagten, der aus diesem Trank, war natürlich nur ein Aberglaube, wie Yol-Ana versicherte. Nur wenigen von ihnen berichtete er vom Wald namens Fialgrala, dem ‘Tannicht-wo-die-Orken-hausen’, der ebenfalls im Osten lag.
Sucra Bosparania lernte wissbegierig seine Lieder und Lehren von ‘Geist der Berge’, von denen er erzählte, dass er sie auch ihrem alten Freund Tanis dem Schwarzen Falken beigebracht hatte. Offensichtlich hatte der Waldgeist, oder auch der Djinn, wie er oft genannt worden war, sich einen neuen Namen zugelegt. Es hieß sogar, dass man Yol-Anas Lehrling, der auch wie er selbst unter den Fey als Ausgestoßener galt, in einem Lied besang, einem düsteren Lied...

Wolfsmesser

Derweil hatte Mermydion die Zeit genutzt, und die erstaunlicherweise stählernen Klingen der gefallenen Fey in seiner Schmiede eingeschmolzen. Tanis hatte Hammer damals oft in den Ohren gelegen, er solle ihm doch ein besonderes und persönliches ‘Wolfsmesser’ schmieden. Mermydion hatte aber aus Ermangelung einer echten Vorlage, diesem Wunsch nie nachkommen können, da er aus den Beschreibungen des Albs nie Schlau geworden war. Nun wusste er, wie Tanis sich eine solche Waffe vorgestellt hatte. Eine Ironie, dass nun, wo sie über einem Dutzend dieser schlanken Fey-Klingen verfügten, Tanis nicht zugegen war. Jedenfalls konnte er Mermydion nicht aufhalten, alle diese Waffen einzuschmelzen, und sich daraus nun einen prächtigen Torsoharnisch aus feinstem Stahl zu schmieden. Hammer passte den schweren und starrren Panzer seiner ‘ausgeprägten’ Körperform an und da er gerade schon dabei war fertigte er auch noch einen meisterhaften Kettenkragen an, den er zwar dann später doch nicht trug, da er unter dem neuen Torsoharnisch immer noch sein exzelentes Kettenhemd und auf dem Kopf seine alte nicht minderwertigere Kettenhaube trug. Aber so blieb er wenigstens in Übung. Wenn er Tanis doch noch irgendwann einmal begegnen sollte, würde er ihm mit Freunde seinen neuen Panzer aus Wolfsmesserstahl zeigen und dabei hämisch und fies grinsen.

Vorboten

Die Fey der Glitzernden-Klingen-im-Morgendunst hatten sich nicht mehr blicken lassen und sich gänzlich aus der Unmittelbaren Umgebung von Norvicus zurückgezogen. Aber auch die Suulak blieben der Siedlung fern. War ihr Waffenstillstand der Grund hierfür, oder vielleicht ebenfalls Yol-Ana? Jedenfalls erblühte die Siedlung zusehends und Avia und Glacerian war es schließlich sogar gelungen, weitere zweihundert Siedler aus Veratia und Rommilys durch die Wildnis hierher nach Norvicus, der Siedlung im Norden, zu führen. Sie hatten zudem weitere geweihte Grenzstelen mitgebracht, die nur darauf warteten im Terra Incognita neue Grenzen zu markieren. Noch aber hatte niemand die Vorboten im Fluss bemerkt, die derweil ein anderes mächtiges Wesen den ‘Eindringlingen’ zur letzten Warnung und Beobachtung entsandt hatte...
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 03.12.2018 12:43, insgesamt 1-mal geändert.
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37. Spielabend: Pandlarils Töchter

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Es herrschte Unruhe unter den Siedlern Norvicus, nachdem Yol-Ana nach einer Oktade Norvicus vorerst wieder verlassen hatte um nach Tanis seinem Schwarzen Falken zu sehen. Die einen erzählten kurz darauf von etwas Betörendem, Schönen und Lockenden, während andere von etwas Abstoßendem, Hässlichem und sogar Mordlüsternem sprachen, je nachdem wen man fragte. Aber spätestens, nachdem einer der Fischer, nach einer mondbeschienenen Nacht mit aufgerissener Kehle Tod aufgefunden worden war, schien klar zu sein, dass es sich nicht nur um Geschwätz handelte. Auch Bagiraj, der stets darauf geachtet hatte, dass der Weiher nicht überfischt wurde, hatte festgestellt, dass nun kein einziger Fisch mehr anbiss. Hatte ‘etwas’ die Fische vertrieben, oder war er oder die anderen Fischer nur unachtsam gewesen?
Wie fast jede None zuvor schnappte er sich seine Angel und wachte über den Weiher und die unmittelbare Umgebung. Erst kürzlich hatte er von Siranya erfahren, dass der Trutstein, der wenige Meilen von Norvicus flussaufwärts im Rubio lag, der Grund für die rötliche Färbung des Flusses war. So weit war das noch nicht bedenklich, auch wenn er sich nicht erklären konnte, wie der seltsame große Findling dahin gekommen war. Aber nachdem die Hexenschixe berichtete, dass eine magische Aura von diesem ausging, hatte es ihm die Lust am Angeln verschlagen. Er würde keine Fischlein essen, die in der Nähe eines arkanen Felsen herum schwammen, weshalb er auch seit dem keine Angel mehr ausgeworfen hatte. Und nun? Einer der Fischer war tot, woran bestimmt der verfluchte Trutstein Schuld war. Und ausgerechnet er sollte nun Wache halten an diesem verzauberten Wasser! Aber egal, sollte doch nur was daraus hervorkommen. Er würde es mit einem Paddel erschlagen, genau wie den Ewigen Wurm von Phecadien damals, der vor ihm schon von Geron dem Einhändigen erschlagen worden war. Gut er musste zugeben, dass es natürlich kein Paddel war, sondern ein Speer, und allein war er damals, als er zum Held wurde, auch nicht, sondern in Begleitung von Zert’Zul, Mermydion, Tanis, Valtoron „Dem Praetorianer“, Balarus Schwarzkittel „Der Schlächter“, Rauert „Das Auge“ und weiteren sechs Legionären.
Er erinnerte sich gern an diese Zeit zurück, als er sich Zert’Zuls Haufen nur angeschlossen hatte, weil er sich von diesen Schutz vor den Taranteln versprochen hatte, die ihn selbst heute noch verfolgten, obwohl schon längst alles Traumpulver aufgebraucht oder getauscht war. Er erinnerte sich an seine alten Gefährten, die nacheinander gestorben waren. Balarus wurde im Terra Incognita gegen die Orken so schwer verletzt, dass Zert’Zul ihm den Gnadenstoß geben musste. Balarus hatte dem Trollzacker damals das Leben gerettet, ohne ihn wäre der große Knochenbrecher heute nicht an ihrer Seite. Valtoron wurde von einem halben Dutzend Skelettkriegern regelrecht in Stücke gerissen und Rauert das arme Schwein hatte ein Körpergliedmaß nach dem anderen verloren. Sein Auge war schon weg, als er ihn damals kennen gelernt hatte. Dann folgte das Ohr, das ihm ein Untoter abgerissen hatte, und dann ein Bein, das ihm ein Brückentroll zerschmettert hatte. In Gedenken an seine Gefallenen Helden fiel ihm auch wieder Racalla „Die Matrone“ oder „Die Bullige“ ein, wie sie zuvor genannt wurde, die von einem Zant-Dämon in der Unterwelt der Subterranea, in den Räumen der Prüfung getötet worden war, und natürlich Cereborn Ceroda „Der Grabräuber“, der zunächst nur ein Bein im Kampf gegen eine Hornechse bei der Schlacht um Catobia eingebüßt hatte, und dann das zweite in einer der letzten Fallen der Räume der Prüfungen. Zert’Zul hatte kurz darauf auch ihm den Gnadenstoß gegeben, als Cereborn nicht damit gerechnet hatte. Als Held überlebten nur die wirklich harten Hunde, oder wenn man so viel Glück hatte, wie er. Er fragte sich, wer der nächste von ihnen war. Erst kürzlich hatte es ihn selbst beinahe erwischt, als einer der verdammten Fey ihm einen Pfeil direkt durch den Hals geschossen hatte. Seitdem konnte er manchmal nicht mehr richtig schlucken. Dann träumte er von seiner alten Prunkgaleere der Stolz von Neetha und merkte gar nicht dass er schon eingeschlafen war.
Am nächsten Tag war das Geschrei groß, als des Nachts wohl eines der neugeborenen Kinder aus seinem Bett geraubt worden war! Das betroffene Haus stand dem Weiher am nächsten und vor dem Bett waren Wasserspuren entdeckt worden. Irgendetwas war durch den Bereich der offenen Palisade gekrochen, die gerade an dieser Stelle nach außen erweitert wurde, um einen langen Hügel auszunutzen, auf dem sich zuvor schon die Fey positioniert hatten, um über die Palisade zu feuern. Fortius Constructus hatte sich Zeit gelassen, und irgend ‘etwas’ nutzte dies nun aus.
Isegrein postierte Karim, der sich gerade erst neue Ritualnarben zugefügt hatte, als zusätzliche Wache an diesem offenen Abschnitt der Palisade, wo dieser eine Nacht später mit Bagiraj zusammen Wache hielt. Später fing es richtig eklig an zu regnen. Und wieder schlief der Seefahrer ein. Der Schattenkrieger nutze das jedoch aus, und stellte sich ebenfalls schlafend. Aber niemand Ungebetenes passierte die Öffnung.
Am nächsten Morgen war eines der kleinen Fischerboote versenkt, das noch halb aus dem Fluss herausschaute. Auch wenn kein weiterer Siedler zu Schaden gekommen war, dem Treiben musste ein Ende gesetzt werden. Sie brauchten mehr Wachen. Isegrein bat nun Siranya, Iliaka und einen Grenzjäger neben Bagiraj, zusätzliche Wacht zu halten. Karim musste schlafen, während Mermydion in der Schmiede plötzlich sehr beschäftigt war, als er hörte, dass da irgendetwas im oder am Wasser war. Der Wurmbezwinger, ja ausgeschlafen war, verstärkte den Trupp.
Die wie so oft von Bienen umschwirrte Siranya und der Grenzjäger positionierten sich in der nächsten mondbeschienenen Nacht auf zwei Wachtürmen in der Nähe, während Iliaka sich am Flussufer versteckte und Bagiraj direkt in ein Boot auf dem Weiher als Lockvogel hockte. Er spielte seine Rolle wirklich verdammt gut, denn wenige Stunden später, wie konnte es auch anders sein, war er schon wieder eingeschlafen, als die anderen einen zauberhaften und sirenenartigen Gesang vernahmen, der aus den Nebelschwaden des Rubioweihers kam. Irgendwie war es Iliaka, Siranya und dem Grenzjäger nun seltsamerweise nach einem Mitternachtsbad zumute. Sie gingen zum Wasser, entkleideten sich mehr oder weniger und schritten auf das kühle Nass zu. Nur Siranya konnte ihre regelrechte ‘Gier’ ausgerechnet jetzt baden zu gehen unterdrücken und zusehen, wie die bis auf ihre Tuchmaske nackte Südaventurierin und der Bosparaner immer tiefer ins Wasser stiegen. Die Tochter der Satu schüttelte sich und versuchte weiter zu widerstehen, was ihr zwar gelang, aber eine Konzentration auf Zauber fast unmöglich machte.
Plötzlich schoss ein Wesen aus dem Weiher und versuchte Iliaka mit ihren Krallenhänden zu packen! Es lag keine Anmut im Aussehen der weiblichen Gestalt, die lange graugrüne Haare, emotionslose Züge, bläulich grüne Haut und volle Brüste mit einem ausgeprägten Warzenhof besaß. Zwischen den Klauen spannten sich Schwimmhäute und der Unterleib endete in einem Fischschwanz. Das grauenvollste waren jedoch die gewundenen Hörner, die der ‘Wasserfrau’ aus dem Schädel wuchsen!
Iliaka, die Schultertief im Wasser stand, riss ihr Cyclopaeisches Kurzschwert hoch, das sie mitgenommen hatte, und versuchte sich den Angriffen zu erwehren. Ein Kampf im Wasser der offensichtlichen Domäne des grauenhaften Mädchens war aber wohl aussichtslos. Iliaka schrie um Hilfe und Bagiraj schreckte endlich aus seinem Schlaf auf. Verwirrt schaute er sich um, starrte erst auf die Brüste seiner Begleiterinnen und dann auf die der mordlüsternen Nixe, nahm seinen Elemer Säbel zwischen die Zähne und sprang ins Wasser um der Meuchlerin, für die er heimlich schwärmte, zu Hilfe zu kommen. Iliaka war durch ihre widerwärtige Entstellung im Gesicht zwar noch hässlicher, als das, was sie da gerade packte, aber es waren die umso ansehnlicheren ‘Werte’ unterhalb des Kopfes, die zählten. Er würde sie retten, vielleicht würde er dann endlich mal bei ihr zum Zug kommen. Doch dann tauchte eine zweite grauenhafte Wasserfrau auf, die sich auf den Piraten stürzte! „Bei Afard, auch noch gleich zwei dieser Missgeburten!“ Aber das Wasser war auch sein Element und im Kampf in selbigem war er mehr als geübt.
Auch wenn das Wasser seiner Arme in seinen Bewegungen beeinträchtigte, schaffte er es dennoch seinen Säbel der brutalen Nixe über die Brust zu ziehen, wobei er durch das üppige Fettgewebe schnitt und das blutende Wesen so erst mal auf Abstand hielt. Was blutete, konnte man auch töten. Iliaka hatte ihre Gegnerin zwar auch einmal treffen können, doch kurz darauf biss ihr die abscheuliche Sirene mitten durch die Tuchmaske ins Gesicht, was sie noch weiter verunstaltete.
Die halbnackte Hexenschixe schleuderte jetzt eine beschworene Flammenlanze vom Ufer aus, wobei der weiter andauernde ‘Gesang’ der zweiten Gestalt ihren Zauber behinderte und sie so ihre wilde Magie nicht mehr kontrollieren konnte (zwei 19er bei Nachteil Wilder Magie - Zauberpatzer!). Der Flammenstrahl traf anstatt die Gegnerin, Iliaka direkt in der Brust und Kopf. Alles was von der Meuchlerin aus dem Wasser ragte, stand in Flammen und hätte sie nicht schon zuvor eine Glatze gehabt, wären ihr spätestens jetzt alle Haare vom Haupt gebrannt worden. Der Gestank von verbranntem Fleisch drang Bagiraj in die Nase. Verdammte Magie! Bagiraj wusste, warum er sich sonst von Hexenweibern fern gehalten hatte. Jetzt wo Siranyas Zaubermacht von Jahr zu Jahr anwuchs, schien ihre Wilde Magie immer schwerer kontrollierbar zu sein. Hätte die Südaventurierin nicht unmittelbar nach dem Ignifaxius-Volltreffer die Flammen im Wasser erstickt, wäre sie sicherlich gänzlich verbrannt. Hätte sie doch lieber den Grenzjäger getroffen, aber nicht seine Meuchlerin, verdammt!
Derweil war der Grenzjäger, der als erster ins Wasser gestiegen war jetzt auch noch am Ertrinken, da er nicht schwimmen konnte. In Wäldern herumspringen, aber nicht schwimmen können, das waren ihm die richtigen. Siranya blickte zornerfüllt auf den Kampf im Wasser. Es wurde Zeit diesen hässlichen Schlampen das Maul zu stopfen! Sie ging mit gezogenem Dolch ins Wasser und spürte wie mit jedem Schritt ihre Konzentration zurückkam, jetzt wo sie der ‘Gier’ sich zu baden zu wollen nachkam. Der Gesang hatte die Wirkung gleich zwei ihr zumindest bekannten Beherrschungszauber auf einmal. Als sie etwa hüfthoch im Weiher stand war Iliakas Gegnerin in Spuckreichweite. Die Eigeborene sammelte tief im Hals ihre Hexengalle und spuckte der ersten Mördernixe mitten ins Maul, die gerade in den Gesang der Zweiten, die gegen Bagiraj kämpfte miteinstimmen wollte. Die säureartige Galle ätzte ihr regelrecht die Stimmbänder weg, während ihr zugleich die Kotze hoch kam! Ein richtig ekelhafter Scheisszauber, wie der Seefahrer fand. Egal wie gutaussehend die bosparanische Hexe war, allein deshalb würde er sie niemals küssen, selbst wenn sie ihn lassen würde. Zuckend, aber noch lebend ging Iliakas Gegnerin unter. Die Meuchlerin, die noch immer bei Bewusstsein war, tauchte der Mordnixe hinterher und schlitzte sie der Länge nach auf, so dass der Rubio noch roter wurde.
Siranya wandte sich nun der letzten Wasserschlampe zu, deren Körper im Mondlicht gespenstisch und schwerelos auf der Wasseroberfläche lag, und schickte auch diese mit einem zielsicheren Treffer ihrer gefürchteten Galle auf den Grund des Weihers. Auch Bagiraj tauchte seiner Gegnerin hinterher und gab dem zuckenden und sich windenden Biest unter Wasser den Rest, indem er ihr den Kopf abschnitt.
Als Karim, der zwischenzeitlich von einem fauchenden Schimmer geweckt wurde, zusammen mit Hammer und gezogenen Waffen am Weiher angekommen war, war der Kampf bereits vorbei. Der ertrinkende Grenzjäger konnte ans Ufer gezogen werden, wonach er sich erschöpft bedankte. In dieser Nacht würde kein Mensch mehr sterben.
Bagiraj, der als letzter triefend nass aus dem Weiher kam sah mit dem schaurigen Kopf in seiner Linken fast aus, als hätte er den Fluss selbst besiegt. Er rammte den Kopf auf einen Pfahl vor dem Tor, wo er nun den stinkenden Ork- und Feyschädeln Gesellschaft leistete, als Mahnung an alles was dort draußen kreuchte und fleuchte.
Am nächsten Morgen wurden die tapferen Heroen und allen voran Siranya von den Siedlern gefeiert. Der Zaubermacht der Hexe war es zu verdanken, dass Pandlarils Töchter, wie sie später genannt wurden, nun weiter flussabwärts, am Grund des Rubio verrotteten. Wenn hier noch jemand sang, dann Siranya, die ihren Sieg über Pandlarils Töchter in einem Lied verewigte, das schon bald auch die Kleinsten in Norvicus trällerten. Die neu hinzugekommenen Siedler waren nun selbst Zeuge einer Heldentat des Hexenweibes und ihrer Begleiter geworden und fühlten sich wieder sicher. Was auch immer Pandlaril ihnen auf den Hals hetzte, es endete auf den Pfählen vor Norvicus. Dann, im Monat der Aussaat kam Yol-Ana zurück...
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Furdra

Die Rückkehr des Ausgestoßenen Fey Yol-Ana wurde von den Heroen und vor allem von Sucra Bosparania, der Erdkultistin begrüßt. Man berichtete ihm von Pandlarils Töchtern, die von Siranya und ihrer Zaubermacht bezwungen worden waren. Yol-Ana bestätigte die Verwandtschaft der finsteren und abscheulichen Wesen zu Pandlaril. Er sagte, dass er genau deswegen besorgt aus den Bergen zurückgekehrt sei um ihnen beizustehen. Der Ausgestoßene hatte befürchtet zu spät gekommen zu sein, aber die Tatsache, dass Isegreins Heroen die grauenvollen Töchter besiegt hatten, stimmte ihn optimistisch. Nun aber erklärte der Fey, nachdem sie ein Bündnis mit ihm eingegangen und Pandlarils Brut getötet hatten sei es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie Vergeltung an Norvicus und seinen Siedlern üben würde. Karim gab ihm sogar noch Rückenwind, indem er sagte, dass es nun an der Zeit sei diese verdammte Pandlaril selbst zu bezwingen. Yol-Ana konnte dem nur zustimmen, aber zuvor müsse ihr mächtigster Diener Furdra bezwungen werden. Nur wenn sie diesen zuvor besiegten, hätten sie eine Aussicht auf Erfolg. Zudem würde es eh nicht lange dauern bis sie ihren höchsten Diener gegen die Siedlung entsenden würde. Nun sollte der Spieß umgedreht werden!
Yol-Ana berichtete, dass Furdra vier Köpfe besaß, die sogar immer wieder nachwuchsen, wenn man es schaffte einen abzuschlagen. Furdra war kein geringeres Geschöpf als ein Wasserdrache! Siranya und ihre Streiter hatten ja mit vielem gerechnet, aber bei Bel-Arharaz, ein vierköpfiger Drache? Isegrein antwortete: „Jeder Drache hat einen Hort. Auch dieses Ungetüm wird sich irgendwo verkriechen.“ Als Karim klar wurde, dass es sich um eine riesige Echse handelte, bedurfte es keiner weiteren Überzeugungsarbeit. Karim und Zert’Zul waren derselben Ansicht: „Was Schuppen hat muss sterben!“ Und nachdem Yol-Ana berichtete, dass sich dessen Hort keine zwei Tagesreisen von Norvicus, beim Zusammenfluss der beiden Flüsse La’aha, was auf Bosparano ‘schneller Fluss’ bedeutete, womit der Rubio gemeint war, und dem Awadir befand, was ‘Grünwasser’ bedeutete, womit der Pandlaril selbst gemeint war, bestand Isegrein darauf höchst selbst die Heroen zu begleiten. Ein Wasserdrache in unmittelbarer Nähe zu seiner Siedlung war nicht duldbar. Seine Halbschwester stimmte ihm ebenfalls zu und stellte sich demonstrativ ganz nah an Yol-Ana, ihrem Lehrmeister, dessen Schülerin sie geworden war. Die Erdkultistin und Priesterin der Satu hatte erst kürzlich den Feynamen Ra-Xia angenommen, da sie fasziniert war von der Kultur und Lebensweise der Fey. Ins Bosparano übersetzt bedeutete ihr neuer Name ‘Gegnerin’ oder ‘Antagonistin des Tages’. Bagiraj der als ‘Der Wurmbezwinger’ bekannt war und bereits einen Wasserdrachen getötet hatte, bekam zudem ein gieriges Funkeln in die Augen bei dem Gedanken an den Hort Furdras und dessen Drachengold. Mermydion war zwar etwas mulmig bei dem Gedanken an einen Kampf in der Nähe, oder Ingra behüte, einen Kampf im Wasser gegen einen Drachen, da er viel zu schwer gepanzert, fettleibig und unbeweglich war, aber auch er hatte bereits dem Ewigen Wurm von Phecadien damals auf einem Boot gegenübergestanden. Iliaka die keine Ahnung von dem hatte, auf das sie sich da gerade einließ, ließ sich mitreißen und stimmte dem Vorhaben furchtlos zu. Blieb nur noch Siranya, deren Stimme neben der von Isegrein am schwersten wog. Das Hexenweib zögerte. Sie hatte damals beim Kampf gegen den Wurm von Phecadien, vor fast fünfunddreißig Jahren, nur vom Hafen aus zugeschaut. Damals war sie lediglich eine hübsche aber schwächliche Bardin. Heute jedoch war die Charismatische Verführerin das, was Zert’Zul hinter vorgehaltener Hand eine Kriegshexe nannte und sie besaß das magische Wissen des III. Transkriptes des blutigen Fran-Horas. Sie bekam eine zweite Chance, die sie als neue Anführerin der Tyrannenmörder, Totgesagten oder Heroen wie man sie hier nannte, nicht ausschlagen konnte.
Siranya stimmte mit loderndem Blick zu. Yol-Ana, der der Hexenmeisterin direkt in die Augen sah und das lodernde Mal darin erkannte, lächelte. Isegrein Bosparanius schwor Siranya im Hort nicht von der Seite zu weichen und notfalls sein Leben für sie zu geben. Der junge Krieger und Neffe der Rommilyser Königin Svelinya hatte sich an der Seite seiner Base, der Prinzessin Melwina, in Kämpfen gegen Kriegsherren aus Garetia, Überfälle der Alhanier, gegen die wilden Trollzacker und Suulak, und auch hier gegen die Orken und die Fey bewiesen. Aber es fehlte ihm noch eine wirkliche Heldentat. Die tote Vandra Geltor hatte ihn vor einem Jahr noch als einen Knaben geschimpft, aus diesem sollte nun ein Mann werden - ein Drachentöter!

Gerüstet

Yol-Ana erzählte, dass Furdras Hort sich in einer Grotte unter einer Insel befand. Er gestand, dass er sie nur bis zu dem Eingang der Grotte begleiten konnte, da ihn als ‘Ausgestoßener’ ein Fluch Pandlarils daran hinderte den Hort zu betreten. Mermydion fragte direkt ob sich das ändere, wenn Furdra tot ist und war nicht überrascht als Yol-Ana bestätigte, dass der Fluch dann gebrochen sei.
Die Heroen rüsteten sich noch am selben Vormittag für den Kampf gegen den Drachen.
Isegrein trug neben einem Breitschwert und seinem persönlichen dreiunddreißigfach gefälteltem Zweihandschwert von Mermydion, einen Cuslicana Lamellar, die traditionelle Rüstung der Legionen. Vervollständigt wurde der Panzer mit einem Bronzehelm und entsprechenden Arm- und Beinschienen.
Mermydion hüllte sich in volle meisterliche Kette - die mit den kleinen Ringen: Langes Kettenhemd, Kettenhose, Kettenhandschuhe und Kettenhaube. Für jeden normalen Kämpfer wäre das schon mehr als ausreichend zu diesen Dunklen Zeiten - nicht aber für Hammer. Er schnallte darüber noch seinen neuen Torsoharnisch aus Wolfsmesserstahl und links und rechts noch eine stählerne Schulterplatte. Furdra sollte sich an ihm die Zähne ausbeißen. Und natürlich durfte sein schwerer Schlachthammer aus Zwergenstahl und der Ybdar-Glyphe nicht fehlen. Für den Fall, dass der Drache ihm einen Arm abbeißen würde, nahm er noch seinen Schmiedehammer mit, um Notfalls noch mit einem Arm weiterkämpfen zu können. Man konnte ja nie wissen.
Bagiraj benötigte keine Rüstung, denn seine Rüstung nannte sich Glück...und ein Heiltrank mit bestätigter Qualität, den er vor zwei Jahren in Rommilys gekauft hatte. Er hoffte, diesen schon seltsam riechenden, magischen Trank nicht einsetzen zu müssen. Viel lieber verließ er sich auf seinen Elemer Säbel mit der Amdelem-Glyphe und seinem Schneidzahn, einem Wurfbeil, das er in Kababia von einem Hjaldinger erbeutet hatte. Das einzige, was der Seefahrer anzog, war seine Ssrkhrsechu-Hose aus der Echsenhaut von Shon’mi Nessh. Vielleicht würde er schon bald eine neue Furdra-Hose tragen. Dabei kam ihm der Gedanke, dass das sein neues Markenzeichen werden könnte. Sein Ruf als Wurmbezwinger und furchtbarer Pirat würde sich sicher noch schneller herumsprechen, wenn er stets aufs neue die Haut seines jeweiligen letzten Feindes als Hose tragen würde, womit er diesen sogar noch nach seinem Tode verhöhnen würde. Harhar, das war im wahrsten Sinne des Wortes der ‘Stoff’ aus dem Helden und Legenden gemacht wurden.
Iliaka verließ sich auf ihre magischen Armschienen, die ihren gesamten Körper leicht schützten, ohne wirklich zu behindern. Als Waffe verließ sie sich auf Lacertas besonderes und flinkes Cyclopen-Kurzschwert. Die Kriegshexe und Echsenbündlerin vom See, die in Abbadom das Erbe der Echsen und Drachen hochgehalten hatte, war schon lange ein verrotteter Haufen blanker Knochen. Sie würde sich sicher im Grabe herumdrehen, sofern sie eines hätte, wenn sie wüsste, dass die Meuchlerin ihre Klinge bald in Drachenblut baden würde.
Siranya ließ ihr Transkript in der Fluchtburg. Die Gefahr, dass das Werk beschädigt wurde, von dem es angeblich nur noch zwei andere Abschriften geben sollte, war zu groß. Das Bosparanerin aus Yaquiria Superior trug wie immer aufreizend wenig am Leib. Ihre gelbe kurze Bluse, noch kürzere Hose, Gamaschen und Hohen Stiefel waren farblich exakt aufeinander abgestimmt. Die grelle gelbe Farbe stand in der Natur für Gift und Gefahr, genau wie bei Schlangen, Skorpionen oder Wespen. Und natürlich trug sie ihr Lippen- und Augengrün aus Chitinschminke und ihre haltbare Nagelfarbe aus grünem Lack wie es sich für die Insektenepoche gehörte. Wenn sie abtreten sollte, dann sicher nicht ungeschminkt. Nur die unzähligen Glöckchen ließ sie diesmal weg. Falls der Drache schlafen sollte, wäre dieser Vorteil durch ihr Gebimmel und Gebammel sicher schnell dahin. Das Bernsteinamulett der Hashandru, das noch aus dem Insektenzeitalter stammte, konnte ihr vielleicht von Nutzen sein wenn Furdra Beherrschungsmagie einsetzte um ihre Gefährten zu beherrschen. Dann würde er schnell sehen, wer die größere Beherrscherin war, die bisher noch nie auf die Macht dieses Artefaktes zurückgreifen musste. Die Bienen, die sie Aufgrund des Magischen Gegenstandes umschwirrten, nahm sie schon gar nicht mehr war. Die Steinmungo-Statuette und die goldene äußerst lebensecht gearbeitete Ssrkhrsechu-Statuette ließ sie auch in der Fluchtburg zurück.
Schimmer war Wasserscheu, außerdem konnte der Sonnenluchs trotz dass er ein machtvoller Vertrauter war, sicherlich nichts gegen einen echten Drachen ausrichten. So lieb ihr das Tier auch war, Schimmer würde der großen Hexe bei diesem Kampf nur im Weg stehen. Außerdem wollte sie die Augen und Ohren der Großkatze in Norvicus wissen.
Karim ibn Madli al’Ahjan, der wie immer treu seine Gefährten begleiten würde, Aufgrund seiner Lebensschuld, war wie immer in zahlreiche graue Schleier gehüllt. Neben seinen beiden alten Säbeln und seinen beiden neuen persönlichen und gefältelten Khunchomern, die er von Hammer bekommen hatte, trug er nun neben diesen vier Klingen noch zwei meisterlich gearbeitete Wurfscheiben aus Bronze, die natürlich ebenfalls aus der Fertigung des Meisterschmieds waren. Bei Feqz, es galt eines der größten geschuppten Wesen zu besiegen, dem er je gegenüber stehen sollte. Alle Achaz, Krakonier, Ziliten und auch Marus waren nichts im Vergleich zu dem was Yol-Ana ihnen beschrieben hatte. Er brauchte keinen Mut um in den Hort dieses Monsters einzudringen, er brauchte nur eines – Hass und schwer erarbeitete Vorurteile.
Ihre letzten fünf tulamidischen Leibwächter, die von ihrem Dathaban noch übrig waren, mussten weder überzeugt werden, noch hatten sie eine andere Wahl. Wenn ihre Herren ihre Leben als Opfer im Kampf gegen den Drachen verlangen sollten, so würde es auch so sein. Die Tulamiden waren Kampfbereit und begierig darauf ihre Doppelkhunchomer tief in den Leib des Wasserdrachen zu hacken.
Zert’Zul aber blieb zurück um derweil über die Siedlung zu wachen. Das brachte ihm zwar keinen Ruhm, aber Isegrein brauchte jemanden, auf den er sich verlassen konnte, und jemanden der etwas von Kriegskunst verstand, falls die Fey ausgerechnet während ihrer Abwesenheit angreifen sollten. Seine Kampfgefährten waren bereit und ausgeruht. Sie alle verabschiedeten sich von denjenigen die ihnen lieb waren, und die sie nicht begleiten konnten. Unter ihnen waren auch die nicht kämpfenden tulamidischen Diener und Sklaven.
Kurz vor ihrem Aufbruch berührte die tulamidische Prophetin, Siranyas Arm und verabschiedete sie mit den Worten: „Es ist nichts wie es scheint, denkt daran, wenn ihr die Sterne seht - im Hort des Drachen werden viele den Tod finden...“ Siranya schüttelte ihre Hand von ihrer Schulter, blickte die Sklavin noch einmal eindringlich an, so dass diese ihren Blick senkte, und machte sich zusammen mit den anderen auf den Weg.
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Im Hort des Flussdrachen

Auf zwei Fischerbooten waren die zwölf Drachentöter sehr schnell auf dem Rubio flussabwärts unterwegs. Am späten Abend nach mehr als dreißig Flussmeilen hatten sie die besagte Insel erreicht. Hier floss der Rubio in den Pandlaril. Wenn sie Furdra besiegt hatten, würde Pandlaril die Nächste sein, und dann würde nur noch der Name des Flusses an die verdammte Zauberweberin erinnern. Aber zunächst mussten sie sich auf die Aufgabe die vor ihnen lag konzentrieren.
Der Eingang in die Grotte war riesig und überall waren schwere Schleifspuren zu erkennen, die nur von einem massigen Leib herrühren konnten. Ohne Zweifel, das musste der Eingang zu dessen Hort sein. Nur leider stand dieser schon kurz hinter dem Eingang unter Wasser - für den unbeweglichen und schwergepanzerten Mermydion ein unüberwindbares Problem. Yol-Ana erklärte sich bereit einen Unterwasseratmungs-Zauber auf den Cyclopaer zu wirken und wandte bei Siranya noch einen extra lang anhaltenden Konditionierungszauber an, der sie noch zäher als Mermydion machte. Hielt er die Hexenmeisterin für unverzichtbar für den Sieg gegen Furdra, oder hatte seine Wahl andere Gründe? Siranya war das gleich. Sie kannte diesen Zauber von Tanis und beherrschte ihn auch selbst rudimentär, aber in der uralten Repräsentation, in der Yol-Ana den Zauber wob, wirkte er ungleich mächtiger. Nun war sie sich insgeheim sicher. Yol-Ana war kein gewöhnlicher Fey, sofern Fey überhaupt gewöhnlich sein konnten, nein, der ausgestoßene war etwas viel Älteres. Die zierliche Hexe fühlte sich wie ein Fleischberg und zäh wie Leder. Sie verabschiedeten sich von dem Fey, der Aufgrund seines Fluches den Hort nicht betreten konnte, und machten ab, dass dieser hier auf sie warten würde, egal wie lange ihr Kampf dauern würde. Mermydion, der jetzt die geflüsterten Worte: „I’dao awa biunda fey’la“ vernahm, und sah wie Yol-Ana eine Hand voll Wasser schöpfte, sachte darüber blies und ihn dann mit seiner rechten, noch nassen Hand an Hand Mund und Nase berührte, bekam nun an Land keine Luft mehr und stapfte als erster in das kühle Nass und ‘atmete’ unter Wasser. Die anderen holten noch einmal tief Luft, als sie dessen Hammer mit dem Befehl zum Vorrücken aus der Wasseroberfläche auftauchen sahen, und folgten ihm. Yol-Ana blieb zurück.
Nur noch elf...
Sie tauchten in die ungewisse Dunkelheit an Mermydion vorbei, der aber mit seinem Hammerzeichen bestätigt hatte, dass in Reichweite Luft zum Atmen sein musste. Siranya umklammerte Bagiraj, der schon zuvor bei Khunchom diese Technik angewandt hatte, als sie in die Echsenpyramide getaucht waren. Der Seefahrer schwamm für zwei, während sich die Hexenschixe eng an ihm festhielt und ihm vertraute.
Zuerst tauchte Karim auf der anderen Seite wieder auf, wobei er nur sehr langsam und ohne Hast die Wasseroberfläche durchbrach. Dunkelheit und alte Luft umgaben ihn. Vorsichtig schlich er aus dem Wasser und lauschte angestrengt in die Finsternis. Nichts - nur das Rauschen des Flusses und das Auftauchen von Isegrein, der es wirklich geschafft hatte, mit seinem Legionärspanzer bis hier her zu tauchen. Dann Bagiraj mit der Hexe auf dem Rücken, deren grüne Chitinschminke nun verlaufen war. Dann ein Tulamide nach dem anderen. Mermydion war nun als vorletzter unter der Wasseroberfläche zu erkennen. Bevor er auftauchen konnte, musste er jedoch warten, bis der Zauber aufhörte zu wirken, der ihm erlaubte unter Wasser, und verbot über Wasser zu atmen. Verdammt. Iliaka fehlte! Sie hätte noch vor Hammer auftauchen müssen. Irgendetwas stimmte nicht. Bagiraj, der eh der beste Schwimmer von allen war, sah seine Gelegenheit kommen, die ihm bei den Töchtern Pandlarils verwehrt wurde, und tauchte zurück. Die andern warteten angespannt und entzündeten derweil eine lange Kerze, die Karim mitgenommen hatte. Eine Fackel wäre nach dem Tauchgang nicht mehr zu anzubekommen, aber der kleine Docht brannte schon bald und erhellte die Düsternis zumindest ein wenig. Der Rauch und Gestank einer Fackel hätte sie vielleicht auch zu früh verraten und Furdra gewarnt.
Jetzt endlich tauchte Bagiraj zusammen mit Iliaka auf, die panisch und halb ertrunken nach Luft schnappte. Die Südaventurierin riss sich die Tuchmaske vom Gesicht, damit diese sie nicht beim Atmen behinderte. Gleichzeitig erschraken fast alle, als das geringe Licht der Kerze ihre entstellte und widerwärtige Fratze erhellte. Sie wussten zwar, dass die Meuchlerin kein schöner Anblick war, aber was auch immer Iliaka widerfahren war, mit einem Dämon in Schreckgestalt konnte sie mithalten. Eine kreisrunde Narbe war über das halbe Gesicht gefräst, so dass ein guter Teil ihrer Lippe einfach fehlte, so dass die blanken Zähne zum Vorschein kamen, und auch ein Teil der Nase fehlte der glatzköpfigen Meuchlerin. Der Rest des Gesichtes und ihrer leicht gebräunten Haut war mit einer Spinnennetz-Tätowierung ‘verziert, die sich über den gesamten Schädel wob. Im schwarzen Netz auf ihrer Stirn hockte eine gehörnte Spinne mit ausgebreiteten, sprungbereiten Beinen. Einfach widerlich. Ein Husten konnte die Mörderin gerade noch so unterdrücken, aber es dauerte eine Weile, bis sie wieder regelmäßig atmete. Iliaka war Unterwasser in einer Nebenhöhle vom Weg abgekommen und verdankte nun dem Seefahrer ihr Leben, dessen Hilfe sie aber mit keinem Wort würdigte. Ach egal, der Pirat mochte harte und undankbare Schlampen, nur das Schwimmen musste er mal bei Gelegenheit mit ihr ‘vertiefen’, sofern sie heute nicht gefressen wurden.
Siranya schnippte mit dem Finger und versuchte einen Zauber, den sie von Yol-Ana’ neu erlernt hatte, der ihr aber erst beim zweiten Versuch gelang. „Feya feiama i'ungra.“ Das blauweiße Licht erhellte die Grotte nicht wirklich viel heller, als die Kerze, um ehrlich zu sein, war es dennoch Finster wie die Nacht [Lichtstufe 3, also AT/PA Erschwernis von +6/+7!]. Sie sahen noch nicht einmal von einer Wand zur nächsten, so dass Karim links an der Wand ging und Siranya rechts, so dass sie keine Abzweigung verpassten. So zumindest der Plan.
Die Tochter der Satu spürte plötzlich nur allzu vertraute Schmerzen, die keinen wirklich Ursprung zu haben schienen. Ein beständiger und anhaltender Schmerz, den sie schon einmal in der Nähe eines Satuarienstrauches, einer heiligen Pflanze gespürt hatte. Das konnte nur eines bedeuten. Verdammt und Ausgespien! Jetzt wusste sie warum Yol-Ana sie mit seinem Konditionierungszauber belegt hatte. Er wollte so sicher gehen, dass sie die Schmerzen des geweihten Bodens dieser verdammten Grotte aushielt und wenigstens bis zu Furdra kommen würde.
Die Hexenmeisterin biss die Zähne zusammen, ließ sich nichts anmerken, und ging einfach weiter. Das Licht war eh zu Dunkel, als dass man ihre verzerrten Gesichtszüge hätte sehen können. Sie schätzte, dass der Zauber ihr nur mehr Zeit verschafft hatte, aber länger als eine Stunde würde sie nicht durchhalten. Scheiß auf langsam vorgehen, sie musste sehr bald hier raus.
Die Grotte war Teil eines uralten Höhlensystems, dessen verzweigte Gänge im Felsgestein zu sein schienen. Siranya wurde das Gefühl nicht los, dass diese aber durch elementare Magie erweitert worden waren. Bagiraj, der vorne ging und die Richtungen angab, hatte sich kurz darauf verlaufen. Siranya könnte kotzen. Sollte sie nun etwa in diesem heiligen Loch draufgehen, ehe sie überhaupt angekommen waren? Außerdem verbrauchte ihr Lichtzauber astrale Kraft, die sie zwar zur Genüge hatte, die sie aber vorzugsweise gegen den Drachen einzusetzen gedachte.
Bald darauf übernahm Iliaka die Führung, aber auch sie führte sie wieder an eine Stelle zurück, an der sie zuvor schon einmal waren, während die Schmerzen Siranya langsam weiter auffraßen, ohne dass die anderen etwas davon merkten, nicht einmal Isegrein, der direkt an ihrer Seite ging. Dann aber übernahm dieser zusammen mit Karim die Führung durch die riesigen Gänge. Die Bosparanerin hatte die Orientierung mittlerweile aufgegeben und konzentrierte sich nur noch darauf einen Schritt vor den nächsten zu setzen. Aber Isegrein schien über einen speziellen Richtungssinn zu verfügen, denn es gelang ihm schließlich die richtigen Wege zu wählen.
Viele Teile der Höhle standen unter Wasser und so gut es ging machten sie einen Bogen um alles was tiefer als eine Pfütze war. Sie sahen gar sonderbare Bereiche in denen sich das Wasser entgegen der Schwerkraft verhielt, so dass sie bestimmte Kavernen nicht betreten konnten weil sie vor einer Wasserwand standen. Bagiraj war nur recht, dass sie von diesem verzauberten Wasser fern blieben.
Dann betraten sie eine zum Teil geflutete Tropfsteinhöhle. Das musste der Hort sein! Vereinzelte Saphire, die Karim gierig auflas und vom Wasser rund geschliffene Basaltkugeln lagen umher. Flussmuscheln mit schimmerndem Perlmutt und seltsame Haarbüschel, die von nichts stammten, was sie kannten, lagen auf dem glitschigen Felsenboden. Dann erzitterte das Wasser im Schein ihrer Kerze und des Lichtzaubers. So viel zu ihrem Hinterhalt.
Blitzschnell schoss der zwei Dutzend Schritt lange und ein Drittel so hohe Drachen aus der Tiefe des unterirdischen Sees! Vier Häupter zierten seinen langen und schlanken Leib, der von silbrig-grünen, schimmernden Schuppen besetzt war, die an der Unterseite bläulich wurden. Furdra besaß nur zwei Beine und zwei silbrige, eng am Körper anliegende Flügel. Dieser Wasserdrache konnte nicht ernsthaft auch noch fliegen? Die muränenähnlichen Köpfe auf ihren agilen und blitzschnellen Hälsen schnappten nun unabhängig voneinander und wechselhaft wie Wasser nach einem der Tulamiden, der halbtot zur Seite geschleudert wurde.
Nur noch zehn...
Ein anderer Drachenschädel biss nach Mermydion, der aber zu fett war, um ihn in einem Happen zu verschlingen. Aber die Schnelligkeit der Angriffe verlieh den rammbockartigen Köpfen noch mehr Wucht. Siranya erkannte den Zauber, den auch die Fey bei ihren Angriffen auf Norvicus angewandt hatten. Ein Axxeleratus-Zauber und ein Drache - diese zwei Dinge in Kombination waren einfach nicht fassbar.
Riesige Zähne bohrten sich durch den Torsoharnisch und die darunter getragene Kettenpanzerung des schweren Cyclopaers. Der Schmied antwortete sofort mit einem Schlag seines Schlachthammers, der diesem Kopf einige Zähne ausschlug. Bagiraj wurde von einem anderen Schädel erfasst, der seinen linken nackten Arm fürchterlich verwundete. Mit seiner Rechten hackte der unerschrockene Seefahrer nach dem Kopf und durchtrennte diesem einen seiner Mundwinkel. Karim der einem nach ihn schnappenden Maul auswich, begann seinen tödlichen Klingentanz mit zwei Armen. „WAS SCHUPPEN HAT, MUSS STERBEN!“ Heißes Drachenblut spritzte aus den Wunden die der Säbel, des Schattenkriegers zufügte. Iliaka attackierte den Kopf bei Bagiraj, der nun ihre Hilfe brauchte, und rammte ihr Kurzschwert in die Schuppen des Halses. Siranya kam es derweil sehr gelegen, dass Furdra mit so vielen Nahkämpfern abgelenkt war und fing an einen Zauber vorzubereiten, während sie mit schmerzverzerrtem Gesicht spürte, wie der Ort ihre Lebenskraft fraß. Die restlichen vier tulamidischen Elitekämpfer hackten sofern sie in der Dunkelheit überhaupt etwas sehen konnten, gemeinsam auf einen der Köpfe. Das heiße Blut spritzte in alle Richtungen, als ihre Doppelkhunchomer von tulamidischen Flüchen begleitet in den Hals des Ungetüms drangen. Furdra brüllte vor Zorn und ließ die Höhle erzittern und das Wasser unter ihm Wellen schlagen. Der blutüberströmte Kopf schnellte wie der Biss einer Schlange vor und grub seine Zähne in den Leib des nächstbesten Tulamiden, der schreiend und mit einem „FÜR FEQZ!“ zu Boden ging und liegen blieb.
Nur noch neun...
Isegrein sprang jetzt vor, holte zu einem mörderischen Hieb mit seinem Zweihänder aus und trennte Furdra den ersten Kopf ab! Das Blut schoss meterweit durch die Dunkelheit bis zu Siranya, die ganz hinten stand. Furdra war anzusehen, dass es wohl lange her war, dass ein Riese oder ein ähnlich mächtiges Geschöpf ihn einen Kopf gekostet hatte. Angespornt von diesem Teilsieg erhöhte sich jetzt auch auf Seiten der Menschen das Tempo.
Plötzlich erhoben sich drei Felsen als Trolle, die mit erhobenen Äxten auf sie zu stürmten! Wo waren die auf einmal hergekommen? Bagiraj rollte sich vor einer Trollaxt zur Seite, während Mermydion sich gar nicht erst die Mühe machte einen Troll zu parieren, und auch Siranya schaffte es nicht mehr schnell genug auszuweichen. Aber die Trolläxte bereiteten ihnen nicht den Tod, sie fuhren einfach durch sie hindurch, wie durch Geister! Waren sie bereits tot? Nein, die Trolle waren nur verdammt echte Illusionen, mit denen der Drache sie abgelenkt, und die Siranya ihren vorbereiteten Feuer-Zauber gekostet hatten, fast so als hätte Furdra gespürt, dass das Hexenweib ihn verbrennen wollte. Der misslungene Ignifaxius kostete sie dennoch einen Teil ihrer magischen Kraft.
Die verbliebenen Köpfe nutzten nun diese Ablenkung und griffen an. Der Seefahrer wurde nun ausgerechnet an seinem Waffenarm schwer von einem der Mäuler erwischt. Die Zähne des riesigen Muränenkopfes gruben sich tief in die Muskeln des Wurmbezwingers und verwundeten ihn übel, woraufhin Bagiraj Kampfunfähig in die Knie ging - sein Glück hatte ihn verlassen. Mermydion sah nun eine der beiden gewaltigen Pranken auf sich zu kommen, die ihn aber verfehlte, dafür aber einen Stalagmit neben ihm zertrümmerte. Iliaka ließ immer wieder ihr Kurzschwert in den Hals ihres Drachenkopfes fahren, aber ihre Attacken waren wie Nadelstiche für dieses Urbiest, das sie nun in den linken Oberschenkel biss. Die Mörderin hatte auch zuvor in anderen Kämpfen schon schwere Wunden davon getragen, aber ohne Magie würde diese nicht mehr heilen. Die drei verbliebenen Tulamiden teilten sich nun auf, und standen je einem der Heroen gegen das jeweilige Drachenhaupt zur Seite.
Der Verbündete bei Mermydion lenkte den hin und her zuckenden gewaltigen Schädel kurz ab, so dass Hammer nun den zweiten Kopf mit einem schweren Schlag zertrümmern konnte! Zwei Köpfe weg. Diese Taktik funktionierte. Dann jedoch beschwor einer der beiden anderen Köpfe eine große Nebelwolke, die ihnen neben der Düsternis nun zusätzlich die Sicht nahm [weitere AT-Erschwernis von +3]. Im nassen Dunst waren jetzt nur noch Schemen zu sehen, die genauso gut Felsen sein konnten, oder gar ihre Gefährten. Dies verschaffte Furdra wertvolle Zeit. Kurz darauf waren es wieder drei Drachenköpfe! Dem verdammten Ungeheuer wuchsen wirklich die Köpfe nach. Yol-Ana hatte nicht übertrieben.
Der Schattenkrieger, der immer in der Nähe seiner Kerze kämpfte, die er zwischen zwei Stalagmiten schnell eingeklemmt hatte wirbelte durch den Nebel, sprang in die Höhe und hackte kurz vor der Landung seinen Drachenkopf mit beiden nebeneinander geführten Säbeln ab, sah aber, dass auch der zertrümmerte Drachenschädel sich wieder regenerierte und sicherlich auch bald wieder Einsatzfähig war. Derweil wurde Hammer wieder von einer Pranke angegriffen, die seinen Panzer aufriss und ihn zu Boden warf. Isegrein stürmte jetzt durch den Nebel mit vorgehaltenem Zweihänder, bis er zwangsweise mit dem Leib des Drachen zusammenprallte. Brüllend riss der junge Comes seine scharfe Klinge aus dem Drachenwanst und begann ohne auf seine Verteidigung zu achten, nur noch in den Rumpf zu hacken, dessen Schuppen aber härter waren, wie die an den Hälsen. Mermydion lag wie eine gepanzerte Made auf dem Rücken und kämpfte vom Boden aus weiter.
Aus den Schatten, die Siranyas Flim Flam warfen bildeten sich nun ein Rudel kalbsgroße Wolfsleiber mit rot glühenden Augen, die über die Heroen herfielen. Verzweifelt versuchten diese zu parieren, nur um zu erkennen, dass auch sie Illusionen waren. Die Eigeborene war diesmal jedoch nicht auf die Magie des Wasserdrachen herein gefallen und ignorierte die dämonischen Wölfe, deren wahre Namen sie sogar aus Fran-Horas’ Transkript kannte, und vollendete ihren Zauber, auf den sie sich konzentriert hatte. Iliakas Drachenschädel wurde durch ihren Hexenzauber mit einem großen Spinnennetz eingewoben, was diesen zumindest behinderte.
In der Zwischenzeit hatten sich aber bereits die zertrümmerten Knochen des Drachenkopfes gerichtet und regeneriert, den Mermydion zerschlagen hatte. Schon wieder attackierten sie drei verdammte Schädel, während Isegrein wie ein Wilder weiter auf den Rumpf einschlug. Einer der Köpfe bekam die Meuchlerin jetzt am Unterleib zu fassen, riss diese in die Höhe, schlenkerte sie herum, wohl um ihr das Genick zu brechen und spuckte die hässliche Frau wieder aus, die hart und kampfunfähig mit blutender Bauchwunde auf dem felsigen Boden aufschlug. Aber die Zähe Hündin war nicht tot - noch nicht. Ihre Armatrutz-Armreifen hatten sie vor schlimmerem bewahrt. Kurz darauf fraß ein anderer Kopf den dritten Tulamiden, der schreiend in der Dunkelheit zerkaut wurde.
Nur noch acht...
Einer der beiden letzten Leibwächter orientierte sich nach den Schreien seines lebenslangen Kampfgefährten, hob den Doppelkhunchomer und trennte nun seinerseits den noch geschwächten Kopf ab, der seinen toten Kameraden noch im Maul hatte. Klatschend fiel der geifernde Schädel mit dem Tulamiden im Rachen zu Boden. Wieder nur noch zwei Köpfe!
Der Kampf wogte hin und her [Einsatz von zweimal je einem Schicksalspunkt des Bösen um kritische Treffer von Furdra abzuwenden], aber immer wieder wuchsen die muränenartigen Häupter nach. Die Füße derer die noch standen brannten von dem kochenden Drachenblut in dem sie standen, während um sie herum die Leiber ihrer Kampfgefährten und schon insgesamt vier abgehackte Drachenköpfe lagen. Die Heroen verloren immer mehr den Überblick und hackten in der Finsternis einfach in alles was sich bewegte. Nach seinen Göttern rufend trennte Karim seinen bisher schon zweiten Drachenkopf ab. Erst jetzt wurde ihm klar, wie wahnsinnig es war, diese irren Helden, die sein Leben gerettet hatten, zu begleiten. Welcher Aasgeier hatte ihm nur ins Hirn geschissen, als er sich auf diese ausländischen Unholde eingelassen hatte. Dann beschwor einer der anderen Köpfe einen dicken Wasserstrahl, dem er gerade noch so standhalten konnte. Er beugte seinen Körper nach vorne und stemmte sich einfach mit seinen Säbeln voran gegen die Wassermassen. Dummerweise hatte der Wasserstrahl seine Kerze erlöschen lassen, was Furdra wohl auch beabsichtigt hatte. Wenn er richtig gezählt hatte waren es schon wieder zwei Köpfe, aber auch Bagiraj und Iliaka lagen am Boden, zusammen mit drei wahrscheinlich toten Tulamiden.
Bagiraj hörte um sich herum nur noch dumpfen Kampfeslärm und das brüllen von Monster und Mensch. Er war noch am Leben, konnte seiner aufgerissenen Arme aber kaum noch bewegen. Seinen Elemer Säbel spürte er aber noch in seiner Hand. Er nestelte mit der anderen so schnell er konnte an seiner Gürteltasche herum um seinen Heiltrank zu fassen. Diesen entkorkte er mit ungeahnter Fingerfertigkeit und trank den wahrscheinlich schon abgelaufenen Trank in einem Zug, so wie bei seinen zahlreichen Wettbesäufnissen. Die Magie des Trankes wirkte noch und entfaltete schlagartig seine Wirkung. Die Wunde seines Waffenarms schloss sich. Der Trank war sein Gold wert! Mit neuer Kraft rappelte sich der Pirat, dessen halbnackter Körper, der in dem kochenden Blut des Drachen regelrecht gebadet hatte, wieder auf. Der Anblick der im Sterben liegenden Meuchlerin, die er im Nebel mehr erahnte als erkannte, verlieh ihm zusätzlichen Wind im Segel. Mit dampfendem Körper warf er sich wieder fluchend in die Schlacht!
Isegrein der zwischendurch immer wieder einer nach ihm schlagenden Pranke ausweichen musste, hackte mit seinem Zweihandschwert unaufhörlich dahin wo das Blut spritzte und spornte seine Mitkämpfer an weiter durchzuhalten. „AARRHHH, LOS KÄMPFT WEITER!“ Der vierte Elitekämpfer aus Khunchom wurde von Furdra so hart gegen einen Felsen geschleudert, dass man das Brechen seiner Knochen hören konnte.
Nur noch sieben...
Mermydion, der immer noch am Boden lag und nicht mehr aufstehen konnte, weil die Überreste seiner Rüstung ihn nach unten drückten war kurz davor im Blut des Drachen zu ersaufen. Immer wieder gelang es ihm kurz den Kopf hoch genug zu bekommen um einfach halbblind um sich zu schlagen. Und hin und wieder traf er auch was mit voller Wucht: Stalagmiten, die toten Leiber der Gefallenen und manchmal auch einen Drachenkopf. Bei Angrosch er hatte über dreißig Jahre als lebendige Fackel verbracht, diesem verdammten Wurm würde ihn nicht so einfach als Fressen dienen.
Siranya, die halb taub vom Gebrüll des Monsters ihren nächsten Zauber vorbereitet hatte, deutete mit gespreiztem Zeige- und Mittelfinger auf einen der Köpfe um diesen zu verbrennen. Doch dann sah einer der beiden verbliebenen Häupter die Zaubergeste und konterte mit magischer Täuschung. Die Hexenmeisterin stand auf einmal nicht mehr in der unterirdischen Tropfsteinhöhle, sondern fand sich plötzlich unter einem nächtlichen Himmel wieder, aus dem Dutzende von Sternen auf sie nieder regneten! Sie hatte kein Ziel mehr, und die um sie herum einschlagenden ‘Sterne’ unterbrachen ihre Konzentration erneut. Ihr Zauber misslang. Und während dieser erneut an ihrer astralen Kraft zehrte, war es der Heilige Boden, der sich an ihrer Lebenskraft weiter verging.
Karim wurde nun von einem weiteren elementaren Wasserstrahl getroffen, den der Wasserdrache ihm entgegen spie und ihn jetzt doch von den Beinen riss und ein Dutzend Schritt weit nach hinten spülte. Die scharfen Steine auf dem Boden zerrissen seine grauen, blutgetränkten Schleier und um ein Haar hätte er auch noch einen seiner Khunchomer verloren. Patschnass, vor Blut und stinkendem Wasser kam er wieder auf die Beine und rannte erneut in die Nebelwolke die im Grunde fast die gesamte Höhle ausfüllte. Die Hexe hatte er zwar aus den Augen verloren, aber ihr Lichtzauber war nicht durch Wasser zu löschen und leuchtete immer noch in der Dunkelheit wie eine letzte Bastion. Er musste zum Licht, zum verdammten Licht, wenn er das hier überleben wollte.
Mermydion der sich gerade zur Seite aus dem dampfenden Blut herausdrehen konnte sah einen der Köpfe nah über den Boden schnellen. Er legte geistesgegenwärtig all seine Kraft in den nächsten Schlag, drehte sich mit ausgestreckten Hammer um die halbe horizontale Achse und traf dabei den Drachenkopf glücklich genau zwischen den Augen, so dass der Schlachthammer die Schädeldecke durchschlug und das Gehirn in eine breiige Masse verwandelte. Er erblickte zwei weitere blutige Stümpfe, die im Nebel gespenstisch versuchten nachzuwachsen. Blieb noch ein aller letzter Kopf.
Die Todesschreie des fünften Tulamiden verrieten dessen Position.
Nur noch sechs...
Bagiraj kämpfte halb im Wasser, und dreschte mit seiner Klinge wie ein Henker so lange in den letzten Hals, bis auch dieser Kopf schließlich platschend ins Wasser viel. Endlich war Furdra komplett kopflos, aber der Rumpf des Monsters lebte noch immer! Mermydion schaffte es Schritt für Schritt auf die Beine und bearbeitete den sich windenden Torso des Drachen wie einen Amboss. Karim sprang einfach direkt obenauf und säbelte immer wieder in die Halsansätze. Bagiraj schloss sich seinen Gefährten an, und auch Iliaka die sich wieder aufgerafft hatte rammte ihr Kurzschwert immer wieder bis zum Anschlag der kurzen Parierstange zwischen den Schuppen in den Leib des Drachen. Sogar Siranya, der jetzt wieder bewusst wurde, wo sie in Wirklichkeit war, zog ihren stählernen Dolch und messerte wie eine Furie auf die sich windenden Überreste Furdras ein, bis schließlich Isegrein mit einem endgültig tödlichen Stoß seinen Zweihänder in dem Wasserdrachen versenkte. Der Drache war Tod, Tod, Tod, viermal Tod!!!!

Die Geburt eines Helden

Kaum dass Furdra sein Leben ausgehaucht hatte, erfasste ein Beben die Grotte. Felsen regneten herab, äonenalte Stalagmiten stürzten ein. Die Statik der Höhle hatte den wilden Kampf nicht überstanden. Es blieben ihnen nur wenige Augenblicke.
Karim sprintete so schnell er konnte Richtung Ausgang, seine Lebensschuld war hiermit mehr als abgegolten. dies sollte nicht sein Grab werden! Der Schattenkrieger hastete über Felsen und Geröll so schnell er konnte Richtung Ausgang. Bagiraj sprang in den großen See, womit er den direkten Weg nahm, und schwamm wie eine Wasserratte um sein Leben, während riesige Trümmer um ihn herum im dunklen Wasser einschlugen und drohten ihn mit in die Tiefe zu reißen. Siranya, die keine Schmerzen mehr spürte, verwandelte ihren Schlangenstab in ihre riesige unsichtbare fliegende Schlange und flog einfach über den unterirdischen See dorthin wo sie Sternenlicht sah. Ein Teil der Höhlendecke war bereits vollends eingestürzt und bot ihr so eine Fluchtmöglichkeit. Iliaka, die zusammen mit Mermydion versuchten dem flinken Schattenkrieger zu folgen, wurden bereits von erstem Geröll erfasst. Hammer nahm die kleinen Treffer einfach hin und schnaufte wie ein Ochse vor einem viel zu schweren Karren und wurde immer langsamer. Die bereits schwer verletzte Meuchlerin spuckte Blut. Nach einem weiteren Steintreffer [LeP nur noch 1] war sie dem Totenreich näher als der Welt der Lebenden und kroch mit letzter Kraft Richtung der neu entstandenen Öffnung [Einsatz eines Schicksalspunktes]. Mermydions Ausdauer war am Ende, er schaffte es einfach nicht. Seine Rüstung war zu schwer, sein Schlachthammer und auch er selbst. Einfach alles an ihm war zu schwer. Ein größerer herabfallender Steinbrocken schlug ihm scheppernd auf eine Schulterplatte, welche so sehr nach dem Treffer eingedellt war, dass diese ihn noch mehr behinderte. Wenigstens würde er tief unter der Erde sterben [Einsatz all seiner vier Schicksalspunkte um diese scheinbar ausweglose Situation irgendwie zu überleben!]. Dann aber packte ihn ein kräftiger Arm, riss ihn hoch und schrie ihn an. „LOS DU VERDAMMTER CYCLOP, WIR MÜSSEN WEG HIER!“ Isegrein stemmte sich unter seinen Arm und schleppte ihn mit aller ihm verbliebenen Kraft nach draußen. Ein weiterer Steinschlag auf die Kettenhaube des Schmieds raubte diesem die Sinne. Blut floss dem schweren Mann übers Gesicht, aber sein Retter gab nicht auf, auch wenn er nun das ganze Gewicht des stählernen Fleischbergs auf seinen Schultern spürte. Schließlich schaffte er es. Sie waren dem einstürzenden Loch entkommen. Isegrein hatte nicht nur Furdra getötet, sondern auch sein Leben selbstlos aufs Spiel gesetzt um Mermydion, einen seiner Heroen zu retten - die Geburt eines Helden!

Die Herrin vom See offenbart sich

Sechs von ehemals zwölf retteten sich an das Ufer des Grünwassers. Yol-Ana war verschwunden. Das Blut des Drachen klebte an ihren Leibern und auf ihren Rüstungen. Geschunden und dennoch Siegreich, sahen sie in dieser Nacht aus wie Kriegsdämonen. Die große Tropfsteinhöhle mit samt den Kavernen und der Grotte war hinter ihnen eingestürzt und hatte den Körper des Drachen unter sich begraben. Der Fluss selbst war in Aufruhr, überflutete das Land und veränderte gar seinen Lauf - Pandlaril war wütend!
Durch die Augen von Schimmer sah Siranya wie sich gewaltige Wassermassen aus den Bergen entlang des Rubio ihren Weg in die Ebene Vanas bahnten und dabei sogar den Trutstein mitrissen, der eigentlich einige Meilen entfernt von Norvicus im Rubio geruht hatte! Der große Findling blieb auf der kleinen Insel im Weiher nahe ihrer Siedlung liegen. Die dortige Insel wurde fast komplett weggespült, nur der Trutstein blieb demonstrativ liegen. Auch Teile der Palisade hatte es mitgerissen, genau wie das Haus der Tulamiden, das dem Weiher und Rubio am nächsten gestanden hatte.
Die Wasserfluten bahnten sich ihren Weg bis dem Zusammenfluss des Rubio und des Pandlaril, wo sie sich befanden. Aber die Flut hatte schon viel an Kraft verloren und sich auf die umliegenden Auen ausgebreitet. Die Heroen, die den höchsten Punkt am Ufer aufgesucht hatten, stemmten sich trotzig gegen die Überschwemmung - und hielten stand.
Erschöpft sanken sie in das aufgeweichte Ufer. Der Fluss kam wieder zur Ruhe, doch die Städte ihres Kampfes war verwüstet. Erst langsam bemerkten sie den Nebel, der aus den Auen aufstieg. Ein silbernes Licht schien unter dem Wasser zu tanzen. Es näherte sich ihnen.
Eine schlanke Gestalt entstieg den Fluten. Ihre langen silbernen Haare verschmolzen mit dem Wasser und flossen an ihrem Körper herab. Erschien sie den Heroen in den ersten Herzschlägen noch geschlechtslos und fremdartiger als ein Fey, wandelte sie sich fließend, bis sie einer zierlichen Menschenfrau glich, gekleidet in ein hauchdünnes, weißes Gewand wie aus purem Mondlicht gewoben. Die Schönheit ihres unergründlichen Gesichtes schmerzte bitterlich und die tiefe Traurigkeit, die aus ihren uralten Augen sprach, versetzte ihren Herzen einen Stich, den Siranya ganz besonders spürte.
Ohne dass sie Worte sprach, überschwemmte sie eine Flut an Bildern und Erkenntnissen: Ein unbeschreibliches Grauen am Grund eines gewaltigen Sees, das unruhig schlafend davon träumt, das Land und alles Leben zu verschlingen. Eine Äonen währende Wacht über diesen Schlaf. Bündnisse mit den Fey, die Geburt Furdras, um die Wacht zu stärken. Das rücksichtslose Vordringen junger Völker, Furdras Tod, schwindende Kraft - und das Ende allen Lebens, wenn die Kreatur im See im nahen Norden sich erheben wird. Ein Name: Pandlaril.
Ein unendlich trauriger Gesang erklang in ihren Köpfen, aus dem sich Worte formten. „Ich bin der Fluss. Ich bin das Land. Meine Wacht wird währen bis der letzte Funke erlischt.“
Neben ihnen sank Isegrein weinend auf die Knie. „Ich bitte um Verzeihung, Herrin.“
Er hatte die Tragweite ihres Handelns begriffen - und sah seinen Fehler ein. Und spätestens, als Pandlaril ihnen die Verderbnis Yol-Anas offenbarte, zu dessen Werkzeug sie geworden waren, begriffen auch sie: „Ihr habt den Anfang des Untergangs eingeläutet.“
Sie zeigte ihnen auf, dass sich hinter ihrem vermeintlichen Verbündeten in Wahrheit ein uralter Schrecken verbarg. Ein Schrecken, der auch Tanis, ihren alten Gefährten getäuscht hatte. Sie zeigte ihnen dessen Lebensweg in die Finsternis, der nicht zurückführte. Sie zeigte ihnen den Geburtsort dessen, der sich Yol-Ana nannte, die elementare Hochalbenstadt des Feuers, die in einem Berg aus Feuer auf dem See ohne Grund lag - Mandalya, eine Stadt die sie gegründet hatte. Sie zeigte ihnen die Einflüsterungen eines Groß-Ifritiim namens Widir Arc, die den Hochalb verdorben hatten. Sie sahen wie er scheiterte, die Herrschaft über Mandalya zu übernehmen und wie er vor über dreitausend Jahren in die Seculae floh und auf Rache sann...
Isegrein schwor mit seinem Volk in die Bresche der Wacht zu treten, die durch den Tod Furdras geschlagen worden war. Auch die Heroen stimmten dem zu. Alle bis auf Mermydion, der immer noch ohne Bewusstsein war. Die Herrin des Sees heilte dem großen Menschen und rettete ihn von der Schwelle des Todes, und schloss mit den Worten: „Trinkt aus dem Fluss der Zeit, lernt von der Vergangenheit und erweist euch als würdig. Folgt ihr dem alten Weg, werden wir im Bund von Land und Fluss Seite an Seite bestehen. Versagt ihr, werde ich euch noch vor dem Tag der letzten Schlacht in den Fluten ertränken!“
Pandlaril deutete auf das Wasser zu ihren Füßen - und sie tranken vom Fluss der Zeit [und erhielten alle den Vorteil: Altersresistenz]. Auch Mermydion wurde von Iliaka das Wasser in den Mund geträufelt. Als sie wieder aufsahen war die Herrin vom See in der Mitternacht verschwunden.
Isegrein schwor genau an der hiesigen Stelle von Furdras eingestürztem Hort als neue Wacht eine Festung zu erbauen, die Burg des Königs in der Mittnacht, und um diese eine Stadt mit dem Namen Ballûng-în-hoîh (das spätere Baliho). Er schwor alle Prüfungen und Questen zu bestehen, die Pandlaril ihm auferlegen würde. Dann flutete ein Bild von Yol-Ana seinen Geist und er wusste, dass diesen zu erschlagen und Tanis den Schwarzen Falken zu retten ihre erste Prüfung war...
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38. Spielabend: Entstehung der Königsfeste Räuharsch und Ballûng-în-hoîh

Ludens, Monat der Spiele im Jahr 969 nach Horas' Erscheinen (523 v. BF)

Ein ganzes Jahr verging, ohne das eine einzige Spur von Yol-Ana zu finden war. Doch die Zeit verblieb nicht ungenutzt. Isegrein schaffte es, aus dem eingestürzten Hort Furdras drei der vier Karfunkelsteine zu bergen und ließ diese in eine Krone einsetzen. Und wie Pandlaril versprochen, begann der Bau der Königsfeste Räuharsch an der Mündung des Rubio in den Pandlaril, um den Platz des getöteten Wasserdrachen als Wacht einzunehmen. Um die Festung entstand eine weitere Siedlung mit dem Namen Ballûng-în-hoîh, auch wenn die Chronisten später deren Entstehung zwei Jahre früher datieren würden, so entstand sie wirklich erst zwei Jahre nach Norvicus. In Norvicus kamen derweil vier weitere Bastarde von Zert'Zul auf die Welt und wieder starben die ungewollten Mütter während der Geburt. Nun war nur noch eine einzige Tulamidin am Leben – die Seherin, Siranyas Dienerin. Das Hexenweib würde schon dafür Sorge tragen, das der brünstige Trollzacker nicht auch noch ihr Eigentum dem Tode weihen würde!
An einem milden Frühlingsmorgen trat die Seherin zu Siranya und teilte ihrer Meisterin mit, dass sie in ihren Träumen den Aufenthaltsort von Yol-Ana 'gesehen' hat. Sofort rief die Tochter der Satu ihre Gefährten in der Fluchtburg zusammen, und ließ die Tulamidin ihre Worte auch an die restlichen Heroen richten. Isegrein, der ebenfalls dem Treffen beiwohnte ergriff das Wort und entschloss sich abermals mit den Totgesagten gegen einen gemeinsamen Feind zu ziehen. Plötzlich stürmte sichtlich erbost Sucra, die Halbschwester des jungen Bosparaners, die ihren Namen seit dem Auftauchen Yol-Anas in Ra-Xia geändert hatte, in den Raum. Ohne ein Wort der Höflichkeit fuhr sie die Anwesenden an, was ihnen einfiele Yol-Ana, der ihnen gegen die Fey geholfen habe, ihre Siedlung beschützt habe, ihnen nur Gutes getan und sie nie belogen habe, nun mit solcher ihr unverständlicher Feindlichkeit gegenüber zu stehen. Beschwichtigend versuchte Isegrein seine Schwester zu beruhigen und ihr die Dringlichkeit und Wichtigkeit seines Schwurs verständlich zu machen, doch diese war nicht zu überzeugen. Siranya erkannte im Zittern jedes Wortes, das über Sucras Lippen kam, deren Liebe zu Yol-Ana, und es fiel ihr schwer ihrer Wut auf diese verblendete Frau nicht einfach freien Lauf zu lassen. Doch bevor sie selbst etwas tun konnte oder dem zu allen bereiten Zert'Zul einen auffordernden Blick zuwerfen konnte, der das Leben Ra-Xias beendet hätte, war der Disput beendet. Mit letzten verächtlichen Worten brach die Erdkultistin mit ihrem Halbbruder und Norvicus und sie würde sich in die Einsamkeit an der Quelle des Rubio zurückziehen. Wütend und enttäuscht verließ sie die Räume der Fluchtburg und gerade als der Knochenbrecher ihr nachgehen wollte stoppte Isegrein diesen: „Zert’Zul! Niemand legt Hand an meine Halbschwester. Sollte sie uns Probleme bereiten, werde ich diese eigenhändig lösen!“ Dann war es Zeit aufzubrechen. Die Helden stellten ihre Ausrüstung zusammen, das Nötigste um im unbekannten Norden zu überleben und so wenig wie möglich um in den schroffen Hängen der Seculae nicht allzu viel behindert zu werden.

Morasîl

Noch am selben Tag brachen die Helden Richtung Ballûng-în-hoîh auf, um von dort aus nach Norden entlang des Pandlaril bis zum Zufluss des Fuscum, wie die Grenzjäger ihn nannten. Noch konnten Siranya und Iliaka in der Umgebung Nahrung für die Gruppe finden, doch mit jedem Tag wurde es schwieriger.
Eine Furt führt die Heroen über den Morasîl, den ‘schnell-grabenden-Bach’ wie Yol-Ana den Fluss nördlich des Rubios genannt hatte. Von hier aus sahen sie schon die schroffen Berge, tiefen Schluchten und dichten Wälder im Osten. Ein wilde Region, von der man munkelte, dass einer oder gar mehrere Riesensöhne der Socramora hier hausten. Im Norden sahen sie im Nebel den gewaltigen ‘See ohne Grund’, der ihnen eher wie ein Meer vorkam.
Nördlich der Furt, in Richtung des dieses ‘Meeres’ standen seltsame Halme zwischen denen kleine Astralgeister umhertollten. Eine Stelle die sich die Hexenschickse merken würde. Von hier aus zogen sie gen Osten, am Lauf des Morasîl entlang. Karim gelang es einen geeigneten Rastplatz zu finden und die Heroen konnten eine ruhige und angenehme Nacht verbringen.

Faux Draconis

Am nächsten Tag erreichten sie eine mehr als hundert Schritt hohe Schlucht mit steilen Wänden, an denen es kein Hinauf oder Hinab gab. Rechterhand, viele Schritt unter ihnen grub sich der Morasîl mit tosender Geschwindigkeit von Ost nach West. Wer hier hinunter stürzen würde war verloren. Isegrein taufte die Schlucht Faux Draconis, was ‘Schlund des Drachen’ bedeutete, da ihn die Schlucht an den wasserspeienden Furdra erinnerte.
Aber der Fluss hatte eine hier einst eine Art natürlichen Weg in das Gestein gegraben, der weiter entlang seines Laufes führte. So blieb ihnen keine Wahl, als diesem tückischen und düsteren Stieg zu folgen. Auf dem schmalen Stieg war jeder auf sein eigenes Geschick angewiesen und so zog Siranya es vor auf ihrem Schlangenzepter Platz zu nehmen, welches sich nur vor ihren Augen in sogleich in eine geflügelte Schlange verwandelte und die Hexe in die Lüfte trug. Mit jedem zurückgelegten Schritt wurde der Weg gefährlicher und je weiter sie vordrangen umso unberechenbarer wurde der Fuscum.
Der Fluss peitschte ihnen als wilder Katarakt entgegen und hüllte die Klamm in einen beständigen Sprühnebel, der den Stieg in einen gefährlich schlüpfrigen Untergrund verwandelte. Ein falscher Schritt wurde dem Schattenkrieger jedoch zum Verhängnis. Einige glitschige Steine gerieten unter seinen Füßen ins Rutschen und er drohte in die Klamm zu stürzen. Ohne lange zu überlegen ging Siranya in einen Sturzflug über und schaffte es Karim zu erwischen. Doch als dieser panisch nach dem Schlangenzepter griff und sich daran festhielt verlor die die fliegende Schlange langsam an Höhe. Mit einem beherztem Sprung und der Flugkunst der Hexe gelang es dem Schattenkrieger wieder auf dem Stieg Halt zu finden.
Je tiefer sie in die Schlucht vordrangen, desto Dunkler wurde es, obwohl es eigentlich helligster Tag sein müsste. Die hohe Luftfeuchtigkeit und der Sprühnebel ließen es kaum zu eine Fackel zu entzünden doch auch hier zeigte sich Karim als Bereicherung der Gruppe. Mit geschickten Fingern gelang es ihm eine Fackel zu entzündeln und auch die Tochter der Satu bediente sich ihres kürzlich gelernten Zaubers und erschuf mit einem Fingerschnippen ein leicht bläuliches Licht.
Acht ganze Meilen schritten sie durch das Halbdunkel die Schlucht hinauf, bis diese sich endlich öffnete. Die Felswände wurden hier weniger steil und das Reisen wurde wieder leichter.
Wie weit mochte der Schwarze Berg, den die Seherin erwähnt hatte noch entfernt sein? Und war ihr überhaupt zu trauen, oder führte sie die Heroen geradewegs in eine Falle...
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Hohes Tal

Als sie die Faux-Draconis-Klamm hinter sich gelassen hatten, erstreckte sich vor ihnen ein Land, das von den hügeligen Ausläufern der Seculae geprägt war, denen sie immer näher kamen. Den ganzen Tag folgten sie weiter dem Lauf des schnell grabenden Flusses nach Osten, der durch urige Wälder bestehend aus verkrüppelten Kiefern, immergrünen Tannen und trutzigen Eichen führte, die als einzige in der kargen Landschaft wurzelten. Als der Tag sich dem Ende neigte wurde wieder ein guter Rastplatz gefunden. Zwar bestand keinerlei Sichtschutz, aber es war eine trockene Stelle unter einem Felsvorsprung. Siranya übernahm mit Schimmer die Wache und schon kurz nach Einbruch der Dunkelheit erklang in der Ferne vertrautes, hungriges Wolfsgeheul. Als es sich näherte weckte das Hexenweib ihre Gefährten und sie sahen sich einem Dutzend Sichelwölfen gegenüber. Der Kampf war Schnell und Blutig. Das ausgehungerte Rudel ergriff die Flucht nachdem einige ihrer Artgenossen ihr Leben unter dem Hammer Mermydions, den Khunchomern Karims und den Waffen der anderen Heroen verloren hatten. Das Fleisch der Viecher, das Isegrein von den Knochen löste, war zwar zäh und geschmacklos, doch immerhin vermochte es den Hunger der Reisenden für ein bis zwei Tage zu stillen.
Der nächste Tag verlief ohne weiter Zwischenfälle und die alten und dichten Wälder wichen mehr und mehr den schroffen Hängen des Seculae-Gebirges. In einem einsamen Wald stießen sie auf einen alten seltsamen Steinkreis, vielleicht einer Städte der Macht. Siranya bestätigte, dass von den großen akkurat angeordneten Felsen, die mit Moos und Flechten überzogen waren, an denen sich vertrocknete Blätter und Ästchen im Fall verhakt hatten, eine gewisse astrale Macht ausging. Der Ort war alt und ohne Hinweise darauf, wer ihn angelegt haben könnte, doch die blonde Bosparanerin bestand darauf an dieser Stelle zu rasten. Nur Bagiraj zog es vor außerhalb des sicherlich verfluchten Steinkreis-Platzes zu nächtigen.
Der nächste Tagesmarsch schickte sie nun durch ein Tal, das sich von Süd-Westen nach Nord-Osten zwischen den Seculae erstreckte. Es waren keine weiten Flächen mehr zu überschauen und hinter jeder Biegung konnten vielfältige Gefahren lauern. Ihr Weg stieg zuweilen unvermittelt steil an, um sogleich in engen natürlichen Serpentinen wieder zu Tal zu führen. Von hier aus konnten sie erstmals die markanten Gipfel der Seculae im Norden sehen. Isegrein schwor sich den höchsten unter ihnen im Anschluss an den Kampf gegen Yol-Ana zu erklimmen, denn wenn es das Ende der Welt gab, dann musste dieses hinter diesen Bergen liegen. Er würde dem höchsten Gipfel aber erst einen Namen geben, nachdem er ihn bezwungen hatte.
Nach dem beschwerlichen Marsch sollte ihnen in dieser Nacht keine Ruhe gegönnt sein. Zu Beginn der Dämmerung kam es zu einem Suulak-Überfall, die deutlich in der Überzahl waren. Etwa sechzehn der rotpelzigen kleinen Barbaren fielen über die Streiter der Palandril her. Jeder sah sich zwei Angreifern gegenüber die mit Keulen, Speeren und Kurzbögen bewaffnet waren. Doch die Heroen hatten schon gegen ganz andere Gegner bestanden und so war es nur eine Frage der Zeit das die meisten der Suulak tot herniedergestreckt am Boden lagen - nur Dreien gelang es ihren Pelz in der Flucht zu retten. Beim ersten Licht des neuen Tages ging es weiter und sie stellten die Vermutung auf, dass die Ausläufer der Seculae-Berge weiter im Nord-Osten zusammenwuchsen. Aber dort lag nicht ihr Ziel. Die Seherin deutete hier direkt nach Norden, höher ins Gebirge.

Dunkle Seen und Alte Wälder

Der Aufstieg wurde für den schwergepanzerten Mermydion immer mühseliger und letzten Endes Unmöglich, so dass dieser seine komplette meisterliche Kettenrüstung in einem versteckten Erdloch zurück ließ. Die Markierung eines großen Baumes sollte ihm später hoffentlich helfen die Stelle wiederzufinden. Mit zur Neige gehenden Rationen machten sich die Heroen und Isegrein weiter auf ihren unbekannten Weg.
Nun begann der richtige Aufstieg zum Mons Atratus der Schwarzer Berg, wie ihre Seherin ihn nannte. Mühsam reisten sie über Stock und Stein, wobei Nahrung und Wasser zu einem immer größeren Problem wurden. Siranya flog voraus und kundschaftete den besten Weg aus, der sie am wenigsten Kraft und Mühe kosten würde. Dabei entfernte sie sich oft viele hundert Schritt von der Heldengruppe, so dass sie die folgende Gefahr für ihre Gefährten nicht kommen sah.
Plötzlich sahen diese weit über ihnen einen üblen über vier Schritt großen Troll, der sich einen Spaß daraus machte über ihnen mehrere Steinschläge auszulösen um sie darunter zu begraben! Alle bis auf den unbeweglichen Cyclopaer wichen den stürzenden Steinen aus. Mermydion jedoch wurde schwer am Kopf getroffen, wobei es ihm fast den Schädel eingeschlagen hätte. Mit blutüberströmten Kopf und einer eher vorläufigen Versorgung, blieb ihm keine andere Wahl, als grummelig weiter den Berg hinauf zu steigen. Wie hatte er diesem Bergsteigen nur zusagen können? Nicht nur dass er sich ohne seine Panzerung sprichwörtlich nackt vorkam, nein, er hasste alle Arten von mühevoller körperlicher Bewegung. Und dass er dabei auch noch hungern musste, verlieh dem ganzen erst die richtige Würze. Er hasste diesen Berg schon jetzt. Die zahlreichen Erzvorkommen, die er entdeckte konnten sein Gemüt nur wenig aufheitern.
Sie verbrachten eine weitere Nacht in der Wildnis. Viele der Heroen hatten schon seit drei Tagen nichts mehr zu essen. Wenn sie etwas fanden, dann nur ein paar Handvoll vertrocknete Beeren oder sandige Wurzeln. Nicht nur Siranya fielen Mermydions hungrigen Blicke Richtung Schimmer auf. Das Hexenweib zweifelte nicht einen Moment daran, dass der Meisterschmied zögern würde, ihren Tierbegleiter zu fressen, wenn der Hunger unerträglich werden würde.
Am nächsten Tag folgten sie einer natürlichen Bergschneise und stießen sie auf einen Dunklen See, den Isegrein Obscurus Pelagius taufte. Die Seherin fürchtete sich vor dem dunklen Wasser und machte einen großen Bogen darum. Was auch immer in ihm hausen mochte, es war nichts Gutes. Auch Karim spürte eine intuitive Gefahr, die von dem Dunklen Wasser ausging, von dem sie alle in der nächsten Nacht sogar träumten, was einen erholsamen Schlaf verhinderte.
Karim und Bagiraj wirkten bereits schon hohlwangiger als sonst. Spuren des Hungers, der sie unaufhörlich plagte. Siranya zog es vor, Schimmer in sicherem Abstand von Mermydion, der Gruppe folgen zu lassen. Würde der fette Schmied ihrem Vertrauten auch nur ein Haar krümmen, würde sie ihn leider töten müssen und stattdessen sein Fleisch vor den Augen der anderen fressen...
Sie sahen unerklimmbare Gipfel und abgelegene Täler. Hier im kahlen Hochgebirge gab es nur noch mit kleinen Wäldchen bestandene Berge und Hügel, die wohl einst durchgehend die ganzen Niederungen bedeckt hatten. Den größten zusammenhängenden Rest dieses Waldes taufte Isegrein Silva Prisca, was ‘Altenforst’ bedeutete. Wenn überhaupt kannten wohl nur die Suulak all seine Pfade und Geheimnisse.
Auch in der folgenden Nacht schliefen die Heroen schlecht und träumten von einem Schwarzen Wald, und allesverschlingenden Ranken. Am nächsten Morgen erwachten sie mit trockenen Mündern und Kehlen, nur um festzustellen, dass nun auch ihre Wasserschläuche versiegt waren.

Der Schwarze Berg

Sie durchquerten ein weiteres Tal und standen kurz darauf zu Füßen des Mons Atratus, den die Seherin in ihren Wachträumen gesehen hatte. Über dem hohen Berg hing ein düsterer Sturmhimmel. Der gezahnte dunkle Berg selbst war nicht Majestät, sondern Drohung und Alptraum. In seinem Schatten standen verfaulende Baumriesen, die die Reisenden gemahnten umzukehren. Wehe Yol-Ana war nicht hier, Zert’Zul würde ihr den Hals umdrehen, das wollte er eh schon die ganze Zeit!
Einen ganzen Tag lang suchten sie den Fuß des Berges ab und entdeckten zwei natürliche Eingänge, die beide, einer im Osten und einer im Westen, etwa vierhundert Schritt voneinander entfernt lagen.
Ein zweieinhalb Schritt messender Hirschkäfer, der im Schatten des Berges wohl etwas zu Fressen suchte, erwies sich ungewöhnlicher weise als besonders angriffslustig. Mit seinen gewaltigen Zangen und seinem dicken Chitinpanzer war er ein ernstzunehmender Gegner, der aber dennoch der Gruppe bald unterlegen war und mit platzendem Panzer sein Leben ließ. Sein Fleisch machte die Heroen wenigstens satt und gab ihnen Kraft für das was vor ihnen lag.
Das Rieseninsekt hatte ihnen am westlichen Eingang aufgelauert, während der östliche Eingang Fußspuren einer einzelnen Person aufwies, die Isegrein entdeckte. Beide Eingänge schienen tief in den Schwarzen Berg zu führen und würden sie in einen hinab steigen konnte Yol-Ana aus dem anderen derweil entkommen. So hatten sie keine andere Wahl als sich aufzuteilen, wollten sie nicht noch ein weiteres Jahr auf die Möglichkeit warten, dem ausgestoßenen Fey wieder habhaft zu werden.
Die erste Gruppe bestand aus Isegrein, Mermydion, Bagiraj und der Seherin. In der zweiten Gruppe befanden sich Siranya, Zert'Zul, Iliaka und Karim. Die mitgeführten Fackeln teilten sie in etwa gleich zu vier und drei Fackeln auf. Siranyas Gruppe erhielt eine weniger, da sie im Notfall auch noch ihren Lichtzauber wirken konnte. Nun sollte Karims unbezahlbare Glücksmünze die er stets um den Hals trug entscheiden welche Gruppe welchen Eingang betreten sollte. Die Münze schickte Siranyas Gruppe in den Osten, wo sie nach kurzer Verabschiedung von den anderen in die Dunkelheit des Berges eindrangen.

Unter der Erde

Karim ging mit ihrer ersten Fackel und einem gezogenen Khunchomer voraus. Hinter ihm Zert'Zul, dann Iliaka und als Letzte die Hexenmeisterin und ihre Großkatze. Die natürliche Höhle führte etwa zwanzig Schritt in die Tiefe, als Karim unvermittelt stehen blieb. Irgendetwas stimmte nicht. Der Tulamide, der über einen ausgeprägten Sinn für Gefahr verfügte, deutete auf den Boden vor ihnen. Dieser offenbarte sich schnell als äußerst unsicherer Untergrund, der nur von seltsam gewachsenen Wurzeln und Dreck gebildet wurde. Wer unbedarft und nur bei schlechtem Licht, in den vor ihnen liegenden horizontalen natürlichen Gang getreten wäre, sollte wohl unweigerlich durch das verwachsene und gut getarnte Loch stürzen. War hier vielleicht Verwandlungsmagie am Werk, die Siranya auch schon bei Tanis beobachten konnte, mit der das Wachstum von Pflanzen beschleunigt und sogar gelenkt werden konnte?
Vorsichtig traten sie an dem Loch vorbei nur um fünfzehn Schritt später vor einer Sackgasse zu stehen. Also blieb ihnen nur der Abstieg durch das Loch, nur dass sie dieses nun nicht stürzend sondern kletternd durchquerten – zumindest am Anfang. Der Fels bot ihnen aber nur wenige Vorsprünge, so dass der Abstieg nicht ungefährlich war. Schimmer offenbarte sich als hervorragender Kletterer, der seiner in das Loch hinab fliegenden Hexe folgte, die nun die Fackel hielt. Iliaka kletterte spinnengleich ganz dicht an der steilen Wand entlang und nutzte jede sich bietende Grifffläche. Auch Karim, der weder schwer noch groß war kletterte langsam Schritt für Schritt hinab. Zert'Zul kam jedoch ins Rutschen und schlitterte an der Felswand am Schattenkrieger vorbei, in die Tiefe. Karim versuchte diesen noch zu packen, was ihm auch gelang, doch er war nicht stark genug um ihn zu halten. Das Gewicht des in Bewegung geratenen Gladiators war einfach zu groß - schlimmer noch, er wurde mit hinunter in die Tiefe gerissen!
Sie fielen ganze acht Schritt, bis der Trollzacker auf dem harten Untergrund aufschlug und der Tulamide den Sturz im letzten Moment, nachdem er Zert'Zul aufschlagen hörte, durch Abrollen wenigstens dämpfen konnte [Karim setzt Schicksalspunkt ein, um die Akrobatik-Probe wiederholen zu dürfen]. Dennoch hatten beide sich ihre Beine beim Sturz verwundet und lagen erst einmal schwer verletzt im Halbdunkel. Siranya flog mit der Fackel hinab um nach den Gefallenen zu sehen. Es war fast schon ein kleines Wunder, dass sie sich nicht alle Haxen gebrochen hatten und bei Bewusstsein waren.
Während Siranya sich um die Verletzten kümmerte, schickte sie Iliaka, die noch weit über ihr an der Wand hing, derweil allein in einen anderen horizontalen natürlichen Gang, an dem die anderen beiden vorbei gestürzt waren. Die Hexe warf der Meuchlerin die Fackel hoch. Sobald Iliaka zögernd und ihre Gefährten in der Dunkelheit zurücklassend, in den unerforschten Gang gesprungen war, begannen die Augen der Hexenmeisterin in der Finsternis zu lodern! Ihr Schwarzes Mal war Fluch und Hilfe zugleich. Sie benötigte kein Licht um in der Finsternis zu sehen...

Die Schwarze Klaue

Kurze Zeit später kehrte die Südaventurierin über ihnen zurück. Sie berichtete von einer Art unheimlichen Schrein und einer schwarzen, altarartigen Klaue und dass es dort noch weiter ginge. Nun hatten sie die Möglichkeit entweder hier unten dem großen und hohen Tunnel weiter zu folgen, oder über ihnen ihr Glück in dem Schacht zu versuchen. Ihre Anführerin entschied sich für den Schacht und den seltsamen Schrein und warf Iliaka das Seil hoch.
Nachdem sie etwa hundert Schritt leicht abwärts dem natürlichen Schacht gefolgt waren sahen sie, was die Meuchlerin vor ihnen gefunden hatte: brandheiße Aschefunken und Gluthauch flirrten vor ihnen durch die Dunkelheit in der ein windloser Sturm zu tosen schien. Unter ihnen lag eine Höhle, deren Boden mit schwarzer Erde bedeckt war, aus der hin und wieder rostiger Erzboden hervorstach. Und tatsächlich, eine schwarze große Klaue dominierte die Höhle. Diese schien wie aus der Wand gewachsen und die Krallen waren nach oben hin, eine Opfergabe fordernd, geöffnet. Die Asche brannte in ihren Augen und ihre Münder wurden trocken. Schnell passierten sie das Unheiligtum, ohne die Klaue zu berühren und kletterten in den Gang fünfzehn Schritt darüber. Wer hier den Halt verlor würde unweigerlich in die ausgestreckte schwarze Hand fallen und niemand mochte sich ausmalen, was dann passieren würde.

Höhlenspinnen

Hinter dem unheilvollen Schrein gelangten sie nach über dreißig Schritt in eine weitere Höhle mit einem Absatz, den sie mit ihrer Fackel nicht ganz ausleuchten konnten. Karim hielt die anderen davor zurück einfach einen kurzen Satz auf den einen Schritt unter ihnen liegenden Höhlenboden zu machen. Vorsichtig hielt er die Fackel nach unten Richtung Boden und zuckte zurück, als dieser vor ihren Augen schlagartig verbrannte und sich als ein trügerisches Spinnennetz offenbarte, das den gesamten Boden vor ihnen unter dem Absatz bedeckt hatte. Gleichzeitig sprangen drei gewaltige acht Spann große und achtbeinige Spinnen mit großen Beißwerkzeugen aus dem Schatten der Decke auf sie hernieder! Karim war auf den Hinterhalt der Höhlenspinnen vorbereitet. Er kannte diese Monster, die über ein starkes Lähmungsgift verfügten, denn aus deren Giftdrüsen wurden die Waffengifte Arachnae und Arax gewonnen, die er als Schattenkrieger des Feqz schon bei Attentaten genutzt hatte. Nach dem der Überraschungsvorteil der großen Spinnen vorüber war, wendete sich sehr schnell das Blatt, als Zert'Zul seine Schlachtkette in der weiten Höhle rotieren ließ. Seine schwarz angelaufene Dornenkugel fraß sich durch die haarigen Leiber und zertrümmerte deren Gliedmaßen. Karim wirbelte einem Ifritiim gleich mit seinen Khunchomern in die Monster und Iliaka tötete das was übrig blieb. Die unterirdischen Jäger hatten sich mit den falschen angelegt.
Der Schacht in der Finsternis vor ihnen wurde von Siranya kurz fliegend erkundet. Nachdem die Hexe aber nur Unrat und eingesponnene und leergesaugte Fledermauskadaver fand, kehrten sie um. Hier ging es nicht weiter, sie mussten wieder zurück.
Einen der zertrümmerten Spinnenkadaver zogen sie aber hinter sich her und warfen ihn neugierig von oben in die geöffnete schwarze Klaue. Der leblose Leib der zusammen gekrümmten Spinne schlug fünfzehn Schritt unter ihnen in die Klaue, die plötzlich den Kadaver blitzschnell zerquetschte und von diesem nur flirrende Asche übrigließ!
Vorsichtig kletterten sie mit Hilfe ihres Seils an der Klaue vorbei in Tiefe und kehrten diesem unheilvollen Ort schnell den Rücken zu. Was oder wen auch immer Yol-Ana hier opferte, sie wollten es gar nicht wissen, sondern dem Fey schnellstmöglich den Gar ausmachen.

Enge Spalten und Dunkle Löcher

Hunderte Schritte leicht abwärts folgten sie der Höhle an der Stelle wo sie zuvor nach unten gefallen waren. Sie drangen immer tiefer in den Mons Atratus vor. Der Dunkle Fels schluckte das Licht der Fackeln, und die Düsternis begann sich aufs Gemüt zu legen. Schweigend wie Priester des Nereton stiegen sie immer weiter hinab. Sie wussten nicht, wie lange sie schon in der Dunkelheit wanderten und kletterten, bis der vom Wasser ausgewaschene Tunnel immer breiter und höher wurde. Überall wuchsen Pilze - essbare Bittersalz-Breitlinge, wie die pflanzenkundige Siranya feststellte, die Zert’Zul auch gleich probierte. Sie schmeckten wirklich sehr bitter und salzig, aber besser als nichts.
Die Heroen spürten deutlich wie kühle Luft von oben herabsank. Wie zu dieser Jahreszeit üblich ging der Luftzug von oben nach unten und fühlte sich warm an. Dieses Höhlensystem musste gewaltig sein. Aber egal wie tief sich Yol-Ana verkrochen hatte, sie würden ihn aufstöbern und Pandlarils erste Prüfung bestehen.
Vereinzelt führten mehr als zehn Schritt über ihnen Tunnel schräg nach oben, die die Eigeborene mit Hilfe ihres fliegenden Schlangenstabes vergebens erkundete. Meist wurden sie irgendwann so eng, dass nur noch Ratten ihnen weiter folgen konnten, und sie immer wieder umkehren musste. Die hohe Höhle vor ihnen aber führte weiter abwärts. Unterwegs stießen sie auf einen Spalt im Boden, der ebenfalls weiter nach unten, aber in entgegengesetzte Richtung. Siranya entschied sich diesem zunächst weiter zu folgen. Zur Not konnten sie immer noch die große Haupthöhle weiter in die andere Richtung erkunden. Nach etwa fünfzig Schritt betraten sie eine größer werdende Höhle, die drei mögliche aber sehr enge Kriechgänge als Ausgang bot. Der mittlere enge Gang, durch den Karim sich zwängte, entpuppte sich bald als Sackgasse. Dem Schattenkrieger gelang es dennoch langsam und ohne in Panik zu geraten, wieder zurück zu kriechen. Zert’Zuls Erkundung des rechten Kriechganges konnte katastrophaler nicht ausarten. Obwohl der Gang immer enger wurde, zwängte sich der muskulöse Gladiator immer weiter mit Gewalt voran, bis er nicht einmal mehr seine Arme bewegen konnte und seine Gladiatorenschulterpanzerung sich auch noch im Fels verkeilte. Zudem raubte das Feuer der Fackel ihm mehr und mehr die Luft. Würde der in der Arena immer noch unbesiegte Knochenbrecher so enden? In einem engen staubigen Loch, hunderte Schritt unter der Erde? Seine Gefährten schafften es noch nicht einmal von hinten zu ihm zu stoßen um ihn herauszuziehen. Ein echt beschissenes Ende für einen so großen Helden, mit dem sich die Hexenmeisterin so nicht abfinden konnte. Sie schickte ihren Sonnenluchs in den engen Gang, wobei sie durch dessen Augen kurz darauf die Beine des Trollzackers sehen konnte. Dann berührte Schimmer den ehemaligen Anführer ihrer Gruppe und Siranya sprach durch den Tiervertrauten ihren Zauber, ohne das Ziel selbst berühren zu müssen. Ein Zauber aus der Formelsammlung des Fran-Horas: „Salander Mutander – sei ein anderer!“ Kurz darauf verwandelte sich der eingezwängte Trollzacker. Seine Körpermasse und Gliedmaßen schrumpften. Aus seinen Händen und Füßen wurden Pfoten, und der Unterkiefer wuchs zu einer schmalen Schnauze voller Zähne. Die Hexe hatte ihn samt Ausrüstung in einen räudigen Köter verwandelt, der sich problemlos in dem Loch umdrehen und zurück kriechen konnte. Aus dem engen Gang entkommen knurrte der Hund die Hexe an, die daraufhin auch gleich den Zauber beendete und ihn zurück in einen Menschen verwandelte. Zert’Zul war gerettet. Dennoch wurde er und die anderen das Gefühl nicht los, dass Siranya den Zauber gerade zum ersten Mal ausprobiert hatte, und wohl selbst nicht wusste, ob und vor allem in was sich der Gladiator verwandeln würde. Wie auch immer, wichtig war nur, dass die Tochter der Satu ihn befreite, auch wenn die Verwandlung nicht gerade wenig Zauberkraft gekostet hatte.
Nun blieb nur noch der linke Kriechgang. Karim, der zuvor schon die Mitte erkundet hatte und vor allem, es dabei zurück geschafft hatte, trat erneut vor. Der kleine Tulamide war auch schon kurz darauf in dem letzten Loch mit der Fackel voran verschwunden, die mittlerweile so gut wie niedergebrannt war. Derweil wartete der Rest der Gruppe und lauschte in die Finsternis.
Nach wenigen Minuten kam der Schattenkrieger des Feqz gehetzt und halb in Panik zurück gekrochen. „Mehr als zwei Hand voll Untote Suulak - schnell weg hier! Dort hinten finden wir nur eine weitere Sackgasse und den lebendigen Tod!“ Dann rannte er mit der fast erloschenen Fackel zurück in Richtung der großen weiterführenden Haupthöhle. Die anderen hatten keine Wahl als dem Licht zu folgen. Karim wollte gar nicht erst herausfinden ob die Skelette ihnen nachsetzten und trieb die Gruppe tiefer in den Schwarzen Berg, Hauptsache weg von den Kriechgängen.
Vielleicht hatten sich diese Suulak einst zu Lebzeiten hier her verirrt und einfach nur nach einem Unterschlupf gesucht. Höhlen waren wohl die bevorzugte Behausung dieser rotfelligen Barbaren. Nur war der Mons Atratus ein denkbar schlechter Unterschlupf. Wahrscheinlich wurden sie Opfer von Yol-Ana und mussten ihm nun auch noch nach ihrem Tode dienen. Sicherlich wären sie auch mit diesen Untoten fertig geworden, aber das hätte sie nur unnötige Kraft gekostet.
Am Ende des langen großen Haupttunnels, der immer weiter nach unten führte, standen sie aber schließlich vor einem neuen Problem. Vor ihnen befand sich ein weiterer Abgrund, nur dass dieser noch tiefer war, als die anderen zuvor. Sie banden alle ihre Seile aneinander und befestigten das obere Ende um einen Stalagmit. Ihre neue Fackel befestigten sie nun am anderen Ende und warfen diese in die Tiefe. Insgesamt waren es schätzungsweise dreißig Schritt dort hinab und ihnen fehlten genau sechs verdammte Schritt, die sie sich theoretisch fallen lassen müssten. Wenn sie sich an den Armen am Ende des Seiles noch herabhängen lassen würden, wären es vielleicht sogar nur noch vier Schritt, die ihnen bis zum Boden fehlten - ein Fall, den man schaffen konnte. Problematischer war jedoch, dass sie damit ihren Rückweg abgeschnitten hätten, da sie von unten nicht mehr nach oben gelangen würden. Und in ein Loch hinein zu springen, von dem man nicht wusste, ob es sichere Ausgänge aus diesem gab, wäre einfach nur Wahnsinn. Zudem waren sie immer noch nicht auf die andere Gruppe gestoßen. Das Innere des Berges war einfach ein Alptraum. Es waren weniger die seltenen Monster, sondern der Berg selbst, der ihnen zu schaffen machte. Ein Hindernis dieser Art hatten sie noch nie meistern müssen. Die Subterranea und die Fran-Horas-Grotten waren zwar sicherlich auch nicht klein, genauso finster und viel labyrinthartiger, dafür aber auf einer Höhenebene. Die Tiefen des Schwarzen Berges jedoch verlangten ihnen alles an körperlichem Können ab, das sie aufzubieten im Stande waren. Wahrscheinlich war Hammer aus der anderen Gruppe schon längst abgestürzt und lag mit gebrochenem Genick in der Dunkelheit. Isegreins Panzer behinderte auch nicht gerade wenig, auch wenn dieser viel beweglicher war als der fette Waffenschmied. Und Bagiraj hatte wohl beim ersten Anzeichen von Untoten, feige das Weite gesucht.
Ihre Anführerin entschied sich dafür, hier an Ort und Stelle zu warten, in der Hoffnung, dass die anderen vielleicht doch noch zu ihnen stoßen würden. Der große Tunnel unter ihnen führte in zwei Richtungen, ansteigend nach oben und auch nach unten. Ihre Chancen standen also gar nicht so schlecht, dass die anderen diese Stelle unter ihnen passieren würden. Vor allem ein Lichtschein, von deren Fackel würden sie von hier oben von weitem gut erkennen.
Siranya holte ihre Steinmungo-Statuette hervor und stellte diese mehr als zwanzig Schritt hinter ihnen in die Dunkelheit. Dort rieb sie das Artefakt mit kostbarem Eibenöl ein, was den kleinen Golem zum Leben erweckte. Der Steinmungo würde im Gang hinter ihnen Wache halten und alles anfallen, was sich seiner Position nähern, oder besser gesagt, ihn zu passieren versuchen würde. Karim hielt zusätzlich bei ihrer Position am Abgrund Wache und löschte ihr kostbares Licht. Ihnen waren nur noch eineinhalb Fackeln geblieben. eigentlich reichte ihr Licht nur noch um ab diesem Punkt gerade noch so mit viel Glück zurückzukommen. Aber für die Helden gab es kein zurück. Was zählte war einzig und allein Yol-Ana, der sich hier unten sicherlich nur in Tiergestalt fliegend fortbewegte, so wie Tanis, ihr abtrünniger Freund und einstiger Gefährte.
Zert’Zul und Iliaka kauerten sich nebeneinander auf den felsigen Untergrund und versuchten zu rasten. Zert’Zuls Bein schmerzte noch immer vom vorherigen Sturz und Siranya versank in einigem Abstand zur Gruppe in ihrer astralen Meditation, umso mehr Zauberkraft zu sammeln. Sie würde all ihre Kräfte benötigen, wenn sie es mit dem uralten Fey aufnehmen wollte. Still fing sie an zu beten - zum Gott der Gerechtigkeit...und der Rache!
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39. Spielabend: Gabelung in der Tiefe

Die Stunden vergingen. Stunden die sie in völliger Finsternis verbrachten und sich nur auf ihr Gehör und Siranyas Wächter-Statuette verlassen konnten. Sie aßen die Reste des Großen Schröters und die Pilze die sie hier unten gefunden hatten. Ihre Wasserschläuche waren leer, so dass sie nur das von oben herabtropfende Wasser mühsam trinken konnten, das sich in kleinen Pfützen sammelte. Mit dieser Art der Entbehrung kamen sie klar, aber die stetige Gefahr, die in der Dunkelheit lauern konnte, würde sie früher oder später wahnsinnig machen. Sie hörten das Tropfen des Wassers und hier und da ein Rascheln in der Ferne, die Flügelschläge einer Fledermaus und andere Geräusche im Fels, die sie nicht zuordnen konnten.
Dann endlich, nachdem sie mindestens zweimal geschlafen hatten, sahen sie unter sich einen flackernden Lichtschein. Bagiraj und Isegrein! Aber wo waren Hammer und die Seherin? Sie machten sich bemerkbar und ließen ihr Seil herab. Siranya flog nach unten und umarmte den jungen Isegrein, der auch die Hexe lange im Arm hielt. Zert’Zul, Iliaka und Karim kletterten hinab und ließen sich die letzten vier fehlenden Schritt am langen Arm fallen. Der große Gladiator landete auf allen vieren wie eine Raubkatze, während die anderen beiden sich gekonnt abrollten und so den Fall minderten.
Bagiraj erzählte von insgesamt über vierzig Riesenfledermäusen die ihn fast zu Tode gebissen hätten, wobei die vielen Bissspuren zeigten, dass er wohl nicht übertrieben hatte. Er erzählte von dutzenden Schritt abfallenden Schächten, engen Spalten und einer kolossalen Höhle, in die einer der Schächte von oben hinein führte, deren Wände und Boden nicht auszumachen waren. Und auch davon, dass sie letzten Endes Mermydion zurücklassen mussten, da er aufgrund seiner Körperfülle nicht durch einen abwärts führenden Spalt gepasst hatte. Auch die Seherin hatten sie bei diesem zurückgelassen, da die körperlichen Anstrengungen zu viel für diese wurden. Gemeinsam machten sie sich weiter abwärts auf den Weg, dem zaubermächtigen Fey entgegen.

Sporenpilze

Am Rande des Lichtscheines ihrer neuen Fackel erblickten sie Unmengen an großen, braunen Kugelpilzen, die ihnen etwa bis zu den Knien gingen. Siranya blieb schlagartig stehen und hielt die anderen davon ab sich den Bovisten weiter zu nähern. Die Hexenmeisterin erzählte, dass diese Art von Sporenpilzen ausschließlich im Terra Incognita wuchs und für Mensch und Tier besonders gefährlich sei. Sie erzählte, wenn man sich mehr als fünf Schritt an sie heran nähere, würden die Boviste die Erschütterung spüren und dann schlagartig ihre pestilenten Sporen in die Umgebung schleudern. Die Sporen würden sich gar unter der Haut in Form eines Pilzgeflechtes ausbreiten, das den Wirt letzten Endes töten würde und an Ort und Stelle wo der Betroffene dann zu Boden geht, würden neue Boviste wachsen. Sie erzählte weiter, dass nur Orken, die ja eine Mischung aus Mensch und Tier seinen, gegen diese Pilze immun waren und sie sogar manchmal direkt vor den Eingang ihrer Höhlen ‘pflanzten’.
Vorsichtig flog sie mit der Fackel in sicherem Abstand über die Kugelpilzkolonie, die fatalerweise erst unmittelbar vor einem weiteren Abgrund endete, den sie nach unten hinabklettern mussten. Sie mussten also nicht nur die Luft anhaltend mitten durch die verdammten Pilze rennen, sondern im Anschluss auch noch von Sporen umgeben einen gefährlichen Abstieg von über dreißig Schritt nach unten Überwinden - etwas, das ohne Seil nicht zu schaffen war. Sie flog zurück und berichtete von den vor ihnen in der Dunkelheit liegenden Hindernissen.
Das zusammengeknotete Seil vom Abgrund zuvor, das Siranya oben wieder abgemacht und mitgenommen hatte, musste nun sicher am Ende des Abgrundes befestigt werden, während man der Gefahr der Sporen ausgesetzt war!
Isegrein trat heldenhaft ohne zu zögern vor um dieses Opfer für die Gruppe zu erbringen. Er hoffte noch lange genug zu leben, um Yol-Ana ein Ende zu bereiten. Dann jedoch zog Karim den noch viel zu jungen Bosparaner zurück und ergriff ohne zu fragen das Seil. Genau genommen war seine Lebensschuld schon beglichen, aber er konnte nicht zulassen, dass diese verfluchte Flora den König des neuen Nordreiches dahinraffen würde. Siranya nickte dem Khunchomer zu und flog erneut in sicherem Abstand über die Pilze und leuchte diesem den Weg. Eine selbstlose Tat wie sie fand. Aber dass Isegrein sich sogar noch vor Karim gemeldet hatte imponierte ihr noch mehr. Immer deutlicher sah sie das Feuer in den noch jungen Helden, ein Feuer, das sie einst auch in Zert’Zul gesehen hatte. Sie würde die Taten der Heroen niederschreiben und besingen, auf das sie niemals in Vergessenheit geraten würden. Sich auf das vor ihnen Liegende konzentrierend, verdrängte sie die Lust in ihrem Schoß und erleuchtete die Abgrundstelle so gut wie möglich, ohne sich selbst im Gefahrenradius zu befinden.
Karim band all seine grauen Tücher, die seinen athletischen Körper verhüllten, um alle offenen Stellen und bedeckte vor allem Mund, Nase, und sogar die Augen. Durch den Schleier konnte er aber immer noch die helle Fackel sehen, die sich etwa zwanzig Schritt vor ihm befand. Dann sprang er los! Über die ersten Boviste schlug er einen Salto und rollte sich an den nächsten geschickt vorbei. Dennoch platzten die Kugelpilze auf, obwohl er sie nicht berührte, und schleuderten ihre tödlichen Sporenwolken in die Finsternis. Kurz vorm Abgrund stoppte er gerade noch so rechtzeitig, wobei seine Füße hart über den felsigen Boden rutschten. In Windeseile band er das überlange Seil an einem Stalagmit fest und sprang mit dem Seil in die Tiefe [Karim erhält einen Schicksalspunkt für diese heldenhafte Tat].
Zert’Zul, der nun vorgetreten war und sich fatalerweise außerhalb der Sporenwolke wähnte, atmete mehrmals kräftig durch (KO-Patzer!) und stürmte ohne auf die Pilze zu achten mit angehaltener Luft mitten durch die Pilzkolonie, wobei noch mehr der Boviste aufplatzten und die Höhle regelrecht einnebelten. Am festgemachten Seil angekommen kletterte er nun immer noch mit angehaltener Luft in die Tiefe hinab.
Dann rannte Iliaka los, die ebenfalls ihre dunkelbraune Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte und mit ihrer Tuchmaske alle Atemwege bedeckte. Nach ihr Isegrein, der kurz zuvor noch ein Stoßgebet an Pandlaril ausgerufen hatte, und als letzter Bagiraj. Der Seefahrer hatte zwar ebenfalls Mund und Nase verhüllt, war aber ansonsten wie immer Oberkörperfrei und zudem noch nass geschwitzt (KO-Probe normal misslungen).

Vorhang aus Kalk

Unten angekommen hatten sie erneut zwei Wege zur Auswahl: Noch weiter hinab oder leicht bergauf. Neugierig entschieden sie sich erst für die leicht ansteigende Höhle. Nach kurzer Kletterpartie verschloss ein geisterhaft wirkender, hauchdünner und milchigweißer Vorhang aus Kalk den Tunnel. Oberflächlich betrachtet, hätte man wohl eine Sackgasse vermutet, aber sie waren sich sicher, dass es dahinter weiter ging. Es war schon erstaunlich welch seltsame Gebilde die Natur hervorbringen konnte. Oder war es vielleicht gar etwas oder jemand anderes, der diesen Kalkvorhang hervorgebracht hatte?
Zert’Zul zertrümmerte hustend und problemlos das ‘Hindernis’, das sie nicht wirklich aufhalten konnte, und schritt zusammen mit Iliaka voran. Vor ihnen befanden sich nun mehrere Tropfsteinterrassen gefüllt mit trinkbarem Wasser. Immer mühsamer erkletterten sie die einzelnen Terrassen, bis der Aufstieg immer halsbrecherischer wurde und Siranya den Rückweg befahl. Iliaka, die sich nur schwer zum Umkehren bewegen konnte, da sie weiter oben einen Schatz oder ähnliches vermutete, willigte letztlich dann doch ein. Sie waren sich einig, dass Yol-Ana diesen Weg nicht genommen haben konnte, da der Kalk-Vorhang zuvor noch intakt gewesen war. Wo auch immer der Weg hinführte, er führte nicht zu dem zaubermächtigen Fey. So blieb ihnen nur noch der Weg noch tiefer in den Schwarzen Berg.

Tropfende Steine und Brodelndes Wasser

Nach einem weiteren gefährlichen Abstieg waren sie schätzungsweise in einer Tiefe von etwa dreihundert Schritt unter der Oberfläche. vor ihnen lag nun ein etwa zweihundert Schritt langes Areal, das die Hexe vorsichtig abflog und ausleuchtete, während der Rest der Gruppe wartete. Ein riesiger Tropfstein von dunkelgrauer Farbe der an einigen Stellen, rechteckige Gipskristalle aufweist, deren klare Gestalt im starken Kontrast zum Kalkstein stand, dominierte die gewaltige Höhle. Auch in Furdras Hort hatten sie spitze, tropfende Steine gesehen, aber nicht so einen Großen, der gute dreißig Schritt in nach unten hing.
Unter den unzähligen Stalaktiten spiegelte sich Siranyas Fackelstumpf in dampfendem und leicht brodelndem Wasser. Die schweflige Brühe war alles andere als trinkbar und würde einen bei längerem Kontakt sicherlich verbrühen. Die Oberfläche des Thermal-Wassers wurde jedoch immer wieder an vielen Stellen durch Stalagmiten durchbrochen, so dass man mit etwas Geschick von Fels zu Fels springen konnte.
Nacheinander machten sie sich daran, die Hindernisse gekonnt zu überwinden, wobei sie immer nacheinander vorsprangen, oder wie im Falle von Bagiraj schwammen. Der Seefahrer bewegte sich dabei so schnell durch das Schwefelwasser, dass er kaum Verbrennungen erlitt. Die letzten beiden Becken waren jedoch so lang, dass nun auch die anderen diese so schnell wie möglich durchschwimmen mussten. Ihre Haut war fast überall gerötet und die, die etwas zu langsam waren, wiesen bereits Brandblasen und Verbrühungen auf, die ihnen übel zusetzten.
Endlich am Ende der Langen Höhle angekommen, mussten sie aus dem brodelnden Wasser heraus, auch noch eine leicht überhängende Wand erklimmen, die über fünfundzwanzig Schritt in die Höhe ragte! Nur ein ‘Nehmender Gott’ konnte ein so bösartiges Gelände erschaffen haben. Vielleicht beobachtete auch gerade dieser sie aus den hunderten Gipskristallen die eine wirklich seltsame Form aufwiesen. Vielleicht befanden sie sich aber auch schon mitten im Rachen des Gottes und waren gerade dabei noch tiefer in dessen Schlund zu schwimmen und zu klettern, wobei die ganzen Tropfsteine wirklich fast wie Zähne wirkten.
Siranya schwebte auf ihrem Schlangenzepter über den anderen Heroen und leuchtete diesen mit dem letzten Rest der gerade noch so brennenden Pechfackel. Zert’Zul schaffte es als erster bis ganz nach oben, das zusammen gebundene Seil hinauf, das die Tochter der Satu zuvor wieder oben befestigt hatte. Iliaka stürzte einmal von weit oben wieder zurück in das brodelnde Wasser und verletzte sich dabei nicht nur beim Aufprall auf die Wasseroberfläche, sondern auch erneut durch das thermale Wasser. Kurz bevor sie ein zweites Mal Abstürzte, zog der Gladiator sie einfach am Seil nach oben. Dies brachte der Meuchlerin zwar die Rettung, doch wurde die schon zuvor sehr oft benutzte Kletterhilfe dadurch noch mehr in Mitleidenschaft gezogen, so dass es sich an einigen Stellen bereits begann aufzudröseln.
Bagiraj schonte nun das Seil, indem er einfach ohne Seil, und nur mit Kletterdolchen den kompletten Überhang hinauf kletterte! Das hatte schon nichts mehr mit Glück zu tun, sondern mit Erfahrung und Können. Jetzt fehlte nur noch Isegrein der immer noch in seinen Cuslicana-Lamellar gehüllt war.
Schritt für Schritt zogen sie zu dritt den bosparanischen Comes in die Höhe, wobei das Seil unaufhörlich über der obersten Kante schabte und zusehends zerfaserte. Kurz bevor Isegrein ganz oben war rutschte Zert’Zul und Bagiraj das Kletterseil aus den schwitzigen Händen. Siranya hielt den Atem an. Ausgerechnet Iliaka, die den anderen beiden Kerlen körperlich eigentlich unterlegen war, schaffte es das Seil und Isegreins Fall zu stoppen. Gemeinsam zogen sie ihn kurz darauf schließlich auf sicheren Boden.
Erschöpft ließen sie sich nieder und bereiteten wieder alles für eine Rast vor, wobei Siranya die Mungo-Statuette vor ihnen in der Dunkelheit aufstellte, da von hinten, aus Richtung des Abgrundes, kaum Gefahr drohen konnte. Dabei entdeckte sie feuerrote und essbare Ferrit-Flechten an den Wänden. Deutlich war zu erkennen, dass diese auch an anderer Stelle Spuren einer ‘Abernte’ aufwiesen. Sicherlich konnte Yol-Ana diese nützlichen Pflanzen nach belieben wachsen lassen um hier unten nicht zu verhungern. Wie auch immer, sie kamen ihrem Ziel näher und näher.

Pilzbefall

Zert’Zuls und Karims schwere Beinverletzungen, die sie sich weiter oben im Untergrund des Mons Atratus in Folge eines Sturzes vor drei Tagen zugezogen hatten, waren verheilt. Dafür waren die Körper der Gruppe durch Verbrühungen, Abschürfungen und sonstigen Kratzern arg in Mitleidenschaft gezogen. Nur die Hexenmeisterin, die sich stets fliegend fortbewegte, war unversehrt. Was aber viel schlimmer war, offenbarte sich in Form von keuchendem Husten von Zert’Zul und grünlichen Pilzgeflechten, die sich unter der Haut des Gladiators und des Seefahrers abzeichnete! Die beiden waren offensichtlich Opfer der Sporen-Boviste geworden, die sie vor einem Tag passiert hatten. Die unter der Haut durchschimmernde Pilz war wirklich unansehnlich [beide erhalten den Nachteil Unansehnliches Aussehen CH-2 und regenerieren nicht mehr, Zert’Zul leidet zusätzlich unter Lungenpilz, was alle seine körperlichen Eigenschaften um -2 senkt].
Siranya hatte zwar in Fran-Horas Formelsammlung von einer Kombination zweier Zauber gelesen, aber beide Zauber beherrschte sie nicht. Ersterer war der ‘Fluch der Pestilenz’ und letzterer war der ‘Reversalis Reviduum’, mit dessen Wirkung man Ersteren in eine gegenteilige, heilende Wirkung umkehren konnte. Eine sehr gefährliche Zauberkombination, vor allem bei ihrer wilden Magie, denn beim Versagen des Umkehrzaubers würde der Pestilenzzauber dem Trollzacker sicherlich den Rest geben. Das III. Transkript des Fran-Horas befand sich jedoch in Norvicus und somit zurzeit außerhalb ihrer Reichweite. Sie musste eine andere Lösung gegen den Pilzbefall finden, aber nicht jetzt. Der Gladiator und der Pirat waren noch Kampffähig, und somit noch gegen Yol-Ana zu gebrauchen - noch.
Sie entzündeten ihre letzte Fackel, womit klar war, dass es kein Zurück mehr gab. Ohne Licht war der Rückweg unmöglich und der Lichtzauber der Hexe war im Grunde nur ein schwaches Funzeln in der Dunkelheit, dessen Zauberdauer durch die astrale Kraft der Tochter der Satu beschränkt war.
Der natürliche Tunnel führte nun leicht bergauf, bis sich der Weg nach unten und oben gabelte. Der Schacht zu ihren Füßen war nach über vierzig Schritt abwärts mit dunklem Wasser überflutet, wobei sich der Spiegel der Wasseroberfläche wohl auf der Höhe des thermalen Wassers hinter ihnen liegen musste. Zwar stieg ihnen hier kein schwefliger Dampf entgegen, aber ein Tauchgang in unbekannte Tiefen erschien ihnen dann doch als zu wahnsinnig. So blieb ihnen nur der andere Weg nach oben, den sie mit Ach und Krach mit den Resten der aneinandergebundenen Seile bewältigten.
Zunächst schritten sie dann etwa fünfzig Schritt einen ganz leicht aufsteigenden Tunnel nach oben, während Stalaktiten von oben drohten auf sie herabzustürzen, und danach führte sie ihr unterirdischer Weg weitere fünfzig Schritt leicht abwärts weiter. Zert’Zuls Husten nahm kotternd zu und ein Anschleichen somit ausgeschlossen. Der Fey würde wissen, dass sie kommen würden, und er würde vorbereitet sein. Sollte er doch! All seine Magie würde ihm nichts nützen, gegen die geballte wenn auch angeschlagene Kraft von Isegreins Heroen.
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Zerbrechende Knochen

Dann stießen die Heroen auf ein weiteres Hindernis. Vor ihnen ging der Tunnel etwas steiler bergab und ihnen gegenüber führte ein weiterer Tunnel, der mit einem Sprung erreicht werden konnte leicht bergauf. Siranya setzte sich wieder einmal auf ihr magisches Szepter und flog den Tunnel hinab. Doch sie kehrte bald zurück, denn dieser verengte sich in die Tiefe bis nur noch eine Ratte hindurch passte - also blieb ihnen nur dem Tunnel nach oben zu folgen. Mit katzengleicher Gewandtheit sprangen Bagiraj, Iliaka und Karim gekonnt in den Gang. Zert’Zuls Sprung glich eher einer Khorambestie und Isegrein schlug aufgrund seines Panzers scheppernd auf. Bald darauf weitete sich der Gang in eine kleine Höhle, in der fünf Ork-Skelette lagen. Diese Gruppe Schwarzpelze musste es tatsächlich einst so weit in das verfluchte Höhlensystem geschafft haben nur um dann elendig zu verhungern oder wohl eher Yol-Ana zum Opfer zu fallen. Plötzlich begannen sich die mit Keulen bewaffneten Yurach-Skelette aufzurichten. Mit rotglühenden Augen fixierten sie die Eindringlinge und griffen sofort an. Doch die nahkampferprobten Heroen erlösten einen nach dem anderen, mit Nephazz-Dämonen zum Untot erweckten Yurach von seinem Dasein. Der Knochenbrecher machte seinem Namen alle Ehre.
Um noch tiefer in den Mons Atratus zu gelangen, mussten sie sich nun durch eine erneute Engstelle quälen. Die Hexenmeisterin fluchte innerlich. Es gab nichts Schlimmeres als sich durch ein dreckiges, enges Loch zwängen zu müssen, das sie nicht einfach durchfliegen konnte. Nachdem alle Heroen endlich hindurch waren, nahm Siranya all ihren Mut zusammen, kroch in den schmalen Spalt und blieb prompt stecken! Bei Bel-Akharaz, das durfte nicht wahr sein, dieser verdammte Fey wollte sie scheinbar wütend machen. Nach einem erneuten Versuch schaffte es nun auch die schlanke Bosparanerin durch die Engstelle, richtete sich auf der anderen Seite wieder auf und ließ sich ihre Wut nicht anmerken um sich noch ein wenig Würde zu bewahren. Jetzt gingen sie ein paar Schritt abwärts, dann weitete sich der Gang und führte nach unten steil in die Tiefe. Etwa sechs Schritt unter ihnen zweigte ein horizontaler Gang ab, der nur durch einen weiteren beherzten Sprung zu erreichen war. Es half alles nichts, Bagiraj nahm sich die Fackel und sprang als erster.

Yol-Ana

Unten angekommen ging Bagiraj, mit der Fackel den Gang ausleuchtend weiter hinein und traf auf niemand geringeren als Yol-Ana selbst. Der uralte Fey stand mitten in der Höhle. Er selbst schien aus demselben Stein wie der Schwarze Berg zu bestehen. Nur seine eisblauen Augen zeigten das Lebendige in ihm. In seiner Hand hielt er eine rapierartige, vierkantige Klinge. „Er ist hier!“, rief Bagiraj und stürmte mit gezogenem Elemer Säbel auf ihn los. Noch bevor die Anderen seinem Ruf folgen konnten, flog Siranya dem Wurmbezwinger hinterher. Sie würde nicht warten bis dieser sein Leben verlieren würde, nur weil sie nicht schnell genug aufschlossen. Während die Hexe sich auf einen Zauber konzentrierte, landeten nacheinander auch die übrigen Heroen im Gang und eilten Bagiraj zu Hilfe. Doch bevor sie Yol-Ana erreichen konnten, säuselte dieser: „Feiama diund saladir“. Kurz darauf schmolz der Boden unter den Füßen der Heroen und ein schuppenbedeckter, fünf Schritt langer und schätzungsweise zwei Quader schwerer Wurm brach durch die oberste noch feste Gesteinsschicht und deckte in einem Radius von fünf Schritt die gesamte Gruppe mit einem anhaltendem Feuerodem ein.
Als sich die Ersten aus dem Schreck gelöst hatten, wurden die Nahkämpfer schon von vier höchst agilen Tentakeln, aus dem Maul des Feuerwühlers attackiert. Selbst ein erfahrener Veteran hätte Probleme gehabt den wendigen und schnellen Angriffen dieses entfernten Verwandten eines Drachen auszuweichen, oder diese gar zu parieren.
Siranya ließ sich von dem Feuerwühler nicht ablenken und rief ihren Gott an: „Bel'Akharaz, Herr der Gerechtigkeit! Gewähre mir deine Gunst und lasse deine brennende Faust herniederfahren, auf dass dieser Verräter in meinem lodernden Zorn vergehen möge! IGNIFAXIUS FLAMMENSTRAHL!“ Der Herr der Rache hatte sie erhört und stand ihr mit dämonischer Hilfe bei. Ihr gleißender Feuerzauber hätte wohl jedes andere Lebewesen sofort zu Asche verbrannt – nicht aber den über dreitausend Jahre alten Fey. Der Zauber traf auf einen meisterlichen Leib des Erzes und richtete so nur wenig Schaden an.
„Schwarzer Falke! Töte sie!“, erklang die Stimme Yol-Anas erneut und auf einer Anhöhe an der Seite des Ganges trat Tanis der Alb aus dem Schatten. Seine Gesicht war hart, gefühlslos und sein ganzer Körper gespannt, wie die Sehne seines schussbereiten Feybogens. Er zielte auf Zert'Zul, der zusammen mit den anderen gegen den Feuerwühler kämpfte. Doch er hielt seinen Pfeil zurück.
Die Bosparanerin musste nun entscheiden, ob sie ihrem alten Gefährten trauen konnte oder nicht. Sie hatte keine andere Wahl. Währenddessen setzte der herbeigerufene Feuerwühler den Heroen arg zu. Nur die Meuchlerin war durch ihre Armatrutz-Armschienen vor dessen Feuer gefeit. Vereinzelt ließen sich die Helden der Geschichte immer wieder dazu hinreißen den uralten Fey vergebens zu attackieren. Dieser verfügte neben seiner Haut aus Erz auch über die Immunitäten eines Erz-Elementars, so dass ihn nur magische Waffen verletzen konnten, und diese auch nur, wenn man diese mit aller Kraft gegen dessen Leib schmetterte. Yol-Ana stand zusätzlich unter der Wirkung eines Axxeleratus, mit dem er die negativen Auswirkungen seines Erzleibes kompensierte. Der Fey setzte den Heroen immer wieder mit seinem Wolfsmesser zu, das mit einer Wolfsstahllegierung aus Hölleneisen und Eisenerz überzogen war. Auch wenn Yol-Ana eher schmächtig aussah – hinter seinen Angriffen, steckte die Kraft eines Trolls und ein Treffer des Wolfsmessers verursachte tiefe Wunden. Zert’Zul, der auch schon vergebens versucht hatte ihn niederzuwerfen, erkannte, dass sie sich zunächst um den verdammten Feuerwühler kümmern mussten, der sie von Sekunde zu Sekunde mehr verbrannte! Nachdem die Hexe, Iliaka, Karim, Bagiraj und Zert'Zul koordiniert hatte, schickte sie Schimmer in Richtung des Waldgeistes, in der Hoffnung, dass ihr machtvoller Vertrauter, den Alb zumindest ablenken würde. Geschickt wich der Schwarze Falke dem Sonnenluchs aus, sodass dieser an ihm vorbeisprang, statt ihn niederzuwerfen. Doch es reichte um Tanis von Zert'Zul abzulenken. Während die große Raubkatze zusammen mit dem Fey einen bedrohlichen Tanz aufzuführen schien, gelang es dem Schattenkrieger den Feuerwurm zwei der widerlichen Tentakel abzuhacken und auch der Seefahrer und der Gladiator gewannen allmählich die Überhand gegen das große Urbiest. Und schließlich schafften sie es mit vereinten Kräften den Feuerwühler zurück in die glühende Felsspalte zu schicken, aus der er hervorgebrochen war. Endlich ließ die unerträgliche Hitze nach. Nun hatten sie nur noch einen Gegner – Yol-Ana.
Bagiraj konnte mit seinem Elemer Säbel nur wenig gegen den Zauberweber ausrichten und auch Iliaka konnte nur einmal einen gezielten Stich landen, da der Leib des Erzes Yol-Ana überall schützte. Aber auch dieser Treffer prallte wirkungslos von ihrem übermächtigen Gegner ab, da ihr Kurzschwert zwar von einem Cyclopen geschmiedet, aber nicht von Magie durchdrungen war. Nur Zert'Zul schaffte es mit seiner schwarzen Schlachtkette immer wieder Erzbrocken aus dem Fey zu schlagen. Als Yol-Ana im Eifer des Gefechts seine Waffe verlor, zögerte die Meuchlerin nicht lange und nahm diese an sich. Nun waffenlos, sah sich Yol-Ana gezwungen auf seine Magie zurückzugreifen und rief, seine linke Faust auf die Südaventurierin richtend, „Fial miniza dao'ka!“. Schlagartig spürte Iliaka einen heftigen inneren Schmerz und Blut floss aus ihren Augen, Ohren und ihrer Nase. Sie ließ sich nicht beirren und dachte nicht daran dem verdammten Fey seine Waffe wieder zugeben. In der Zwischenzeit hatte der Alb Schimmer mit einem Blendzauber außer Gefecht gesetzt und Siranya ihren Zauber fertiggewirkt. Langsam, ihre Hände auseinanderbewegend, wobei sich zwischen den Fingerspitzen ihrer beiden Hände klebrige weiße Fäden zogen, fixierte sie Tanis mit ihrem Blick und schleuderte ruckartig das netzartige Gespinst auf ihren ehemaligen Gefährten. Dieser wurde sogleich von Spinnweben eingewickelt und mit jeder Bewegung verhedderte er sich weiter in dem Zauber. Yol-Ana, der zuerst hinnehmen musste, dass sein Zauberschüler ihm nicht richtig gehorchte und nun auch noch durch die Magie der Hexe zu Boden gegangen war, hatte genug. Von dem Fey ging eine Welle des Schmerzes aus, der nicht nur die Meuchlerin, sondern auch den Gladiator, Isegrein und den Wurmbezwinger ausschaltete! Jetzt standen nur noch der Schattenkrieger und die Tochter der Satu, die Anführerin der Helden.
Geistesgegenwärtig verwickelte der Waffenmeister den steinernen Fey in einen Ausfall und trieb ihn von den anderen weg. Yol-Ana blieb nichts anderes übrig, als vor den wirbelnden Khunchomern des Tulamiden immer weiter zurückzuweichen, auch wenn diese ihn nicht verletzten. Siranya hechtete zu dem kokonartig eingesponnenen Tanis, der in den Gang gestürzt war und versuchte an das Heilamulett zu kommen, das der Alb sicherlich noch bei sich trug. „Gebt mir ‘Arc-Larza‘ seine Waffe und ich überlasse euch das Amulett!“, rief Tanis. Der Alb versuchte sogar noch in dieser Situation einen Vorteil heraus zu handeln, doch Siranya war alles recht, solange Yol-Ana sterben würde und willigte ein.
Kaum hatte sie das heilkräftige Schmuckstück aus dem Diamantenen Sultanat, lief sie zu ihren sterbenden Gefährten und heilte diese mit der Magie des Amulettes. Der Schattenkrieger schaffte es den Fey mit einer ununterbrochenen Attackeserie von weiteren Zaubern abzuhalten und verschaffte so der Hexenmeisterin die nötige Zeit. Kaum waren die Heroen wieder auf den Beinen stürzten sie sich erneut in den Kampf. Von allen Seiten prasselten nun die mit den magischen Glyphen bestückten Waffen auf den Erzpanzer des Fey. Die stählernen Dornen von Zert’Zuls Schlachtkette fraßen sich dabei am tiefsten in die Steinhaut Yol-Anas, der seinen Tod kommen sah. Siranya warf den gleichen Zauber den der Fey auf Iliaka gewirkt hatte nun auf diesen selbst, aber in der Repräsentation der güldenländischen Magier, womit dieser wahrlich nicht gerechnet hatte. Bagiraj schaffte es wenige Momente später mit einem wuchtigen Hieb quer durch die erzene Brust, Yol-Ana zu töten – sein steinerner Leib zerbarst in unzählige Felsbrocken. Der letzte Blick und ein wissendes Lächeln des uralten Schreckens galten dem Schwarzen Falken.
Sie hatten es geschafft! Sie hatten es wieder einmal geschafft. Die Heroen und Isegrein hatten die erste Prüfung Pandlarils bestanden. Zert’Zul reichte dem Schwarzen Falken seine schwarze rechte Hand, die Hand des Folterers. Der Alb, dessen Berührung jeden seiner Zauber übertragen konnte, ergriff die Hand des ehemaligen Anführers der Tyrannenmörder. Die anderen hielten den Atem an. Nicht wenige rechneten damit, dass der Alb sich gleich unter unsäglichen Schmerzen winden, oder der Trollzacker Opfer eines hinterhältigen Zaubers werden würde. Aber nichts dergleichen geschah. Die Geste zur Versöhnung war von beiden Seiten ernst gemeint und die Helden der Geschichte somit wieder vereint.
Nun mussten sie nur noch aus diesem verfluchten schwarzen Berg herauskommen, wobei ihnen Tanis nur zu gerne beistand und ihnen einen geheimen Gang nach oben wies. Iliaka ließ es sich aber nicht nehmen, die Überreste Yol-Anas um Schwarzes Amulett und eine Beinflöte zu erleichtern, und Siranya nahm ergriff eine Kette mit Bernsteinanhänger. Wenn sie die Zeit und die Zauberkraft dazu fand, würde sie sich die Beute näher ansehen. Erleichtert folgten sie dem Schwarzen Falken, der sie nach weniger als einer Stunde wieder zurück an die Oberfläche gebracht hatte…
Auf ihrem Rückweg erinnerte sich der Schwarze Falke an die letzten blicke seines gefallenen Meisters. Er hatte ihn alles gelehrt und er hatte seinen Lebensweg bereits beschritten - einen Weg in die Finsternis, von dem kein Pfad zurückführte. Er war sein neuer Nachfolger und Erbe von etwas, das auch tausendfünfhundert Jahre später noch nachhallen würde, auch wenn er davon jetzt noch nichts ahnte…
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40. Spielabend: Die Adlerspitze

Zurück im Tageslicht ergriff Isegrein das Wort, er wolle nun den höchsten Berg des nördlichen Seculae-Massivs besteigen um von dort aus das Ende der Welt zu sehen. Mermydion schüttelte den Kopf, er würde nach dieser Erfahrung auf keinen weiteren Berg steigen und auch Zert'Zul entschloss sich, auf Grund seiner Krankheit lieber nach Ballung-în-hoî abzusteigen. Siranya sollte das Heilmittel gegen den Pilzbefall von der Spitze des Berges mitbringen, das ihrer Angabe nach, nur dort wachsen konnte. So machte sich der Rest der Gruppe, immer noch angeschlagen aber mit den Fellen der Sichelwölfe ausgestattet an den Aufstieg. Am ersten Tag schätzte Isegrein die Höhe in der sie sich befanden auf etwa zwei- bis dreitausend Schritt. Zwischen den Krüppelkiefern und Sicheltannen war es für die Heroen noch recht einfach Brennmaterial zu sammeln und gegen Abend einen guten Lagerplatz zu finden. Das wärmende Feuer am Abend vertrieb die beständige Kälte (0° C) aus den Gliedern und sie fanden erholsamen Schlaf.
Am nächsten Morgen passierte die Gruppe die letzten mickrigen und knorrigen Bäume, die den kargen Bedingungen hier oben noch trotzten, sammelten noch ein wenig Feuerholz und ließen dann auch diese hinter sich. Ab nun bewegen sich die Helden oberhalb der Baumgrenze. Nur niedriges Strauchwerk bildet nun den einzigen Bewuchs und jagdbares Wild wurde ein seltener Anblick. Als Tanis einen neun Spann langen Gebirgsbock erspähte, war die Entscheidung zur Jagd schnell gefällt. Geschickt bewegte sich der Alb über die Felsen und ließ den Bock schon nach Blattschuss zu Boden gehen. Nach einer kurzen Kletterpartie kehrte der Schwarze Falke mit dem zähen Fleisch zurück. Für einige Tage hatten sie nun genug Nahrung, die Isegrein haltbar machte.
Mit jedem Schritt der sie am zweiten Tag nach Yol-Ana‘s Tod höher führte, wurde es erheblich kühler. Tanis übernahm die Führung und versuchte den besten Weg zu finden, was ihm auch die erste Zeit lang gelang. Dann jedoch stießen die Heroen auf eine Schlucht. Eine sieben Schritt breite Felsspalte versperrte ihnen den Weg. Sie war definitiv zu breit um auf die andere Seite zu springen. Hier standen jedoch auch keine Bäume um einen improvisierte Brücke zu bauen. Doch Tanis zerstreute die Zweifel seiner Gefährten, stellte sich an den Rand der Spalte, hob seinen rechten Arm und zog einen Bogen in der Luft. Dann summte seine Stimme „Sala dir'dha e'fey bhanda.“ und deutete auf die andere Seite. Von seinen Füßen ausgehen wuchs eine ein Schritt breite Brücke, die die übrigen Helden an einen schillernden Regenbogen erinnerte. Nach der Aufforderung des Albs lief zuerst Isegrein und dann auch der Rest der Gruppe über die erstaunlich stabile und zugleich seidigweiche Brücke. Dieses Hindernis war geschafft, doch es würde bei weitem nicht das letzte sein.
Nach einer weiteren Nacht brach der dritte Tag an. Als sie gegen Mittag an ein Steilstück kamen, mussten die Helden klettern. Siranya setzte sich auf ihr Schlagenszepter und flog hinauf, und auch Tanis wählte den Luftweg. Er entkleidete sich und verwandelte sich in sein Seelentier, einen Sturmfalken, mit schwarzem Gefieder. Die anderen mussten eine mühsame Kletterpartie hinter sich bringen, die mit jedem erneuten Versuch anstrengender wurde und diejenigen die immer wieder abrutschten, auslaugte. Auch die gekonnten grazilen Sprünge von Schimmer, der mit wenigen Sätzen die Steilwand erklommen hatte, entmutigten die Kletterer zusätzlich. Siranya beschloss Tanis nun aus der Luft bei der Suche nach dem leichtesten Weg zu unterstützen, wodurch sie an diesem Tag ohne weitere Hindernisse vorankamen.
Es war still hier oben, kein raschelndes Laub, kein Summen von Insekten, nur die knirschenden Schritte der Gefährten auf dem nackten Fels. Die Nachtluft war klar und eiskalt (-10° C), unzählige Sterne schienen zum Greifen nah und funkeln über den Helden, die in dieser Nacht zu ersten Mal froren. Die folgenden zwei Tage vergingen schnell. Die Wegplanung von Tanis in Zusammenarbeit mit Siranya ließ die Gruppe gut vorankommen und der Zielberg kam mit jedem Tag näher. Während der Weg die Helden höher und höher führte wurde es immer schwieriger geeignete Lagerplätze zu finden und das zähe Fleisch des Gebirgsbocks ging zur Neige.
Am sechsten Tag spürten die Helden nur noch Schnee, Eis oder nackten Fels unter den Füßen. Tagsüber war es eiskalt und es fehlte jegliche Vegetation und damit auch jedes jagdbare Wild. Brennmaterial war nicht mehr zu finden und so waren sie nachts der unbeschreiblichen Kälte (-25° C) ausgesetzt, was ihnen mit jeder Nacht die sie in der geschätzten Höhe von viertausend Schritt verbrachten mehr zusetzte. Die kantigen Felsformationen und zerklüfteten Steilwände die nun die Landschaft beherrschten wurden schließlich von endlosen Schneefeldern durchschnitten. Auf einem weiten Stück ließ Karim auf einmal die Gruppe innehalten. Gefahr! Plötzlich brach ein etwa ein Schritt großes, klauenbewährtes weißes dachsähnliches Tier aus der Schneedecke und griff die Helden an. Dank Karims Vorwarnung war der Kampf schnell entschieden und während das Blut der Kreatur den Schnee schwarz färbte, würde das weiche Fell des Schneelaurers dem Tulamiden ein wenig mehr Wärme schenken. Die Errichtung eines Lagerplatzes stellte eine Herausforderung dar und war nur noch zu Dritt zu bewältigen.
Der siebte Tag unter der Führung des Albs führte weiter über Schneefelder und an mehreren Spalten im Fels vorbei. Eine davon war so breit, dass fünf Mann nebeneinander hätten hindurchschreiten können. Diese ließen die Helden hinter sich ohne ihnen Beachtung zu schenken. Mit jedem Schritt wurde die Landschaft unwirklicher und bald bewegte sich die Gruppe in einem glitzernden, eisbedeckten Gewirr von Spalten und Schluchten. Hier half auch der beste Orientierungssinn nicht mehr. Immer wieder erzwangen Sackgassen im vereisten Schiefer langwierige Umwege. Und schlussendlich standen sie vor einer eisüberzogenen Seitenwand, die sie emporklettern mussten. Ein Hindernis das nur wahrhaft geübte und ausdauernde Kletterer bezwingen konnten oder einer geschickten Großkatze. Dennoch mussten sie sich dem Wagnis stellen. So kamen erneut die Kletterhaken aus dem Diamantenen Sultanat zu Einsatz und trotzdem war es ein langwieriger und erschöpfender Aufstieg der die Helden einiges an Ausdauer und Kraft kostete. Auch die eisige Nacht forderte wieder ihren Tribut. Die Kälte ließ die Heroen kaum noch Schlaf finden und auch die reifüberzogenen Felle boten kaum noch Schutz. Würden sie jetzt, nachdem sie Yol-Ana überlebt hatten etwa beim Aufstieg auf diesen dämlichen Berg erfrieren und ihr kaltes Ende finden, noch bevor sie das Ende der Welt gesehen hatten?
Gegen Abend des achten Tages erreichten Isegreins Heroen eine fünf Schritt breite Spalte. Im Eingangsbereich entdeckte Tanis die Reste einer Feuerstelle. Asche und die rußgeschwärzte Decke ließen keine Zweifel offen. Eventuell wäre dies ein geeigneter und vor allem geschützter Lagerplatz. Doch zuvor sollten sie dem Gang weiter ins Innere folgen, wer weiß, wer oder was hier vor kurzem das Feuer gemacht hatte. Der Gang öffnete sich nach wenigen Schritten in eine gewaltige Höhle, in der es weniger kalt war, und die sogar von einem Fluss durchflossen wurde. Eine schäbige Brücke führte über den Flusslauf in den hinteren Bereich des Gewölbes in dem sich mehrere hüttenartige Bauten erahnen ließen und die von Fackeln und Feuerstellen erhellt wurden. Sie waren nicht alleine hier oben. Im vorderen Höhlenbereich hörten sie ein ängstliches Wimmern, das aus einer Kuhle drang, die mit groben Leder abgedeckt war. Karim dachte nicht länger drüber nach, denn er fror und dieses Leder würde ihn besser schützen, welches er über seine Tuchrüstung ziehen konnte. Er riss die Abdeckung an sich und sofort begannen die drei darunter verborgenen Suulak-Kinder, zu kreischen. Die Schreie riefen sofort weitere Suulak auf den Plan, die nun zu Dutzenden aus den Bauten im hinteren Teil der Höhle gestürmt kamen. Definitiv zu viele. Isegrein ergriff seinen von Mermydion gefältelten, persönlichen Zweihänder und rannte heldenhaft zur Brücke um diese in Stücke zu schlagen, bevor die Suulak sie erreichen würden. Der Suulak-Strom riss nicht ab. Immer mehr der rotpelzigen Barbaren kamen aus den hinteren Höhlen herbei und versammelten sich zeternd und drohend am Ufer. Als Isegrein die letzten Reste der Brücke zerhackt hatte, standen ihm über hundert Suulak gegenüber und nur das reißende, eiskalte Wasser hielt sie zurück. Dieser Übermacht an Gegnern konnten sie zu sechst niemals standhalten. Niemals! Also blieb ihnen nur eins, die Flucht aus dem Gewölbe. Doch zuvor warfen Karim, Bagiraj und Isegrein die drei Suulak-Kinder oder Gobianoi, wie Tanis sie nannte, über den Fluss in die Masse der kreischenden und aufgebrachten Rotpelze. Ihnen blieb wenig Zeit wegzukommen, da weiter hinten die ersten Gobianoi Bretter heranschleiften um den Fluss zu überwinden. Also doch kein geschützter Lagerplatz für diese Nacht. Stattdessen ein weiterer Gewaltmarsch Richtung Gipfel. Sie stapften weiter über schier endlose Schneefelder in der Hoffnung genügend Abstand zwischen sich und den Suulak zu bringen, welche hier sicher mühelos ihren Spuren folgen konnten.
Der folgende Tag sollte sich als Segen und Fluch zugleich herausstellen. Auf einem ungeschützten Wegstück kam ein böiger und beißender Sturm auf! Die Temperatur fiel drastisch und der schneidende Wind, blies den Heroen witzige Eisstückchen ins Gesicht und drang durch jede einzelne Faser ihrer Fellkleidung die sie am Leib trugen. Kein Gobianoi, oder auch Goblin, ein zweites Feywort für Suulak, würde sie in diesem Schneesturm verfolgen, soviel war sicher. Doch auch ihnen wurde schnell klar, dass es unmöglich war unter diesen Umständen einen Unterschlupf zu errichten. Also blieb ihnen nur das Weitermarschieren. Zumindest solange bis der Sturm nachlassen würde. Als dieser sich schließlich legte, dämmerte bereits der nächste kalte Morgen. Erschöpft suchten sie einen halbwegs guten Lagerplatz, denn noch ein Tag ohne Rast wäre für einige der Durchgefrorenen der sichere Tod gewesen. Die Kälte war nicht mehr zu ertragen und so entschloss sich Siranya etwas auszuprobieren. Die Hexenmeisterin setzte sich, nahm etwas aus ihrer Tasche, hielt es in den Händen und begann sich zu konzentrieren. Kurz darauf breitete sich, in einem geringen Radius, von der blonden Bosparanerin ausgehend, eine angenehme Wärme aus. Siranya hielt diesen Zauber bis zum Abend aufrecht, sodass ihre Gefährten sich endlich ausruhen und neue Kraft schöpfen konnten, auch wenn sie hierfür der Tochter der Satu und ihrem machtvollem Vertrauten Tier regelrecht auf den Leib rücken mussten.
Als die Sonne unterging erlosch der Zauber. Zuvor hatten sich alle auf die erneute Kälte so gut es ging vorbereitet. Nun mussten sie nachts reisen, doch die erneute Aussicht auf eine Rast im Warmen motivierte ungemein. Bald durchquerte die Entdecker eine Senke in der sich Schnee angesammelt hatte. An manchen Stellen sanken sie bis zur Hüfte ein und jeder Schritt erfordert erheblich Anstrengung, die sie durch die dünne Luft noch mehr erschöpfte. Isegrein schätzte ihre jetzige Höhe auf etwa fünftausendfünfhundert Schritt. Damit hatten sie die beiden Nebenberge zu ihrer Rechten und ihrer Linken unter sich gelassen und der Gipfel war zum Greifen nah. Isegrein erzählte, dass Glacerian ihm berichtet hatte, dass die Goblins diese beiden etwas kleineren Berge des Massivs Naira Kubuch und Naira Theluzi nannten. Isegrein war jedoch die Bedeutung der Goblin-Worte entfallen. Auch Siranya erzählte von der Gigantin Mithrida der Roten, die angeblich über zweihundert Meilen groß gewesen sein, und deren gefallener Körper dieses unwirtliche Bergmassiv einst geformt haben soll. Aber all das war eh ohne Bedeutung, denn es war nur noch eine Frage von Stunden oder bestenfalls Tagen, bis die wagemutigen Helden erfrieren würden. Und für was dies alles?
Einen Blick auf den Rand der Welt…
"So warf ich deinen Kadaver von den blutgetränkten Klippen hinab in die schäumenden nachtblauen Wogen..."

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41. Spielabend: Der stolze Adlerkönig

Bei Tagesanbruch erblickten die Heroen vor sich den schroffen Fels des Gipfels. Nur noch wenige Schritt trennten sie von der im Schnee gleißenden Adlerspitze. Wieder war es Karim, der die Gruppe instinktiv innehalten ließ. Irgendetwas hatte seine Sinne auf sich gezogen und kurz darauf fiel ein Schatten auf die Helden. Über ihnen kreisten zwei Riesenalken, wie Karim die fünf Schritt Flügelspannweite messenden Raubvögel nannte. Bedrohlich kamen sie näher und landeten schließlich in etwa fünfzehn Schritt Höhe über einer Felswand, die das letzte Hindernis vor dem Gipfel darstellte. So kurz vor dem Ziel würden sie gewiss nicht aufgeben. Isegrein stapfte mutig voran und begann die Wand zu erklimmen. Eiskalter schneidender Wind setzte der Gruppe in sechstausend Schritt Höhe immens zu, während sie zwischen den beiden Alken, die jetzt wie Wächter wirkten, die letzten Meter überwanden. Sie hatten es geschafft! Auf dem höchsten Plateau angekommen sahen sie sich einem atemberaubenden Anblick gegenüber. Vor ihnen thronte auf einem Felsvorsprung ein ungewöhnlich großer schwarz-gefiederter Königsadler. Das im Sonnenlicht blau schimmernde schwarze Federkleid war nur an Kopf, Brustpartie und Flügelspitzen von schneeweißer Farbe und hinter dem Tier erstreckten sich die Weiten von Terra Incognita, während der Sturmwind zunahm, so dass sie kaum noch ihr eigenes Wort verstehen konnten.
Plötzlich begann das Tier vor ihnen zu sprechen! Der stolze Adlerkönig verlangte nach den Namen derer, die es gewagt hatten, seine Spitze, die Adlerspitze, zu erklimmen. Und so stellten sich die Heroen vor, wie bei einer Audienz eines menschlichen Königs. Dieser offenbarte ihnen, dass er bereits von ihrem Kommen gewusst hatte - die Tiere des Waldes ‘sprachen’ von nichts anderem. Und er offenbarte ihnen, dass auch bereits Mandavar, der Tierkönig der Einhörner, von einer Eigeborenen gesprochen hatte, die den Alten Bund schließen könnte. Er deutete auf Siranya und erzählte, dass Mandavar von einer Menschenfrau mit goldenen Locken gesprochen hatte. Das Hexenweib nickte und bestätigte ihre Eigeburt, was Karim sehr verstörte. Menschen kamen nicht aus Eiern - nur Echsen!
Der Adlerkönig fragte die Hexenmeisterin ob sie wisse, welche Gabe der Alte Bund verleihen und welchen Preis dieser von ihr einfordern werde? Die Tochter der Satu wartete die Antwort ab. Der Tierkönig offenbarte ihr, dass sie die herausragende Sicht der Adler erlangen würde, und alles sehen können würde, was die Adler in den Wolken und über den Wäldern sehen. Dafür würde aber im Gegenzug auch er Einblick in das Reich der Menschen erhalten und alles sehen, was sie sehen wird! Die Hexe schluckte, aber sie nickte und stimmte den Bedingungen zu. Stolz reckte der Adlerkönig seine Brust hervor. Er würde der erste aller Tierkönige sein, der den Bund mit den Menschen schließen würde. Er der Adlerkönig! Er konnte es kaum erwarten, fast so als fürchte er, dass ihm noch ein anderer Tierkönig zuvorkommen könnte. So merkte er nicht, dass die Seele der Eigeborenen verdammt und nicht ohne Makel war...
Um den Alten Bund zu erneuern und diesen zu schließen breitete der Adlerkönig seine achtzehn Spann messenden Flügel aus und legte diese um die Eigeborene (Siranya erhält den Vorteil Herausragender Sinn - Sicht). Der erste Schritt war nun getan, jetzt galt es auch die übrigen Tierkönige in den Bund einzuschließen, um so auch deren sinne zu erlangen. Nach weiteren Stunden, die Isegrein mit dem Tierkönig Worte wechselte, deutete dieser in Richtung der Riesenalken. Kurz darauf trugen die gewaltigen Adler, von denen sogar noch mehr herbeiflogen kamen, die Heroen vom Gipfel hinab, während Sturmwinde sie umtosten und die Welt Meilenweit unter ihnen lag! Nur Siranya, war das fliegen nicht fremd. Doch anstatt sie in Norvicus oder Ballûng-în-hoîh abzusetzen wurden sie in Richtung des Tenebrae-Gebirges geflogen und in einem finsteren Tanndickicht abgesetzt. Diesen finsteren Wald, hatten sie noch nie zuvor betreten.

Die weise Eulenkönigin

Der Wald am Fuße der Tenebrae nannten die Fey Fialgrala, was auf Bosparanisch bedeutete: ‘Tannicht-wo-die-Orken-hausen’. Der Bewuchs dieses urtümlichen Urwaldes bestand hauptsächlich aus Blautannen, dazwischen einzelne Schwarztannen, Fichten, Lärchen, Ahorn und Steineichen, wie Tanis anmerkte. Durch das dichte Unterholz floss ein finsterer Bach, den die Fey Fialgralwa nannten, was übersetzt ‘Orkwasser’ bedeutete.
Die Heroen um Isegrein standen nun fast eine None an Tagesmärschen von ihrer Heimat entfernt inmitten der unerforschten Wildnis und noch immer war keine Heilung für Bagiraj oder Zert’Zul in Sicht. Auf der Adlerspitze hatten sie kein Kraut gegen den Pilz aus dem Schwarzen Berg gefunden, das Ende von Zert’Zul, der noch vor der Adlerspitze zurück gereist war, schien besiegelt, denn er würde sicher keine zwei Nonen mehr mit dem Lungenpilz überleben. Nur für Bagiraj, der nicht so stark von den Sporen befallen war, bestand noch Hoffnung. Aber gerade als Iliaka aufbrach um Wasser zu suchen und im Unterholz verschwand, ließ sich unweit der Heroen eine ein Schritt große Eule auf einem Ast nieder und betrachtete sie. Dies musste die Eulenkönigin Oropheia sein, dachte Siranya und ging ehrfürchtig auf den großen Vogel zu. Sogleich begann diese zu sprechen und fragte nach ihrem Begehr. Die Tochter Satus fragte nach dem Alten Bund und erzählte, dass der König der Adler ihn bereits eingegangen sei. Leichtfertig, wie die Eule fand, bevor sie zustimme wolle sie herausfinden, ob die Menschenfrau weise genug sei um diese Ehre zu erlangen. Sie gab Siranya Bedenkzeit und auf Nachfrage beschrieb der kluge Raubvogel der Hexe das Heilmittel welches den Sporenpilz kurieren würde. Geschickt bereitete diese, nach kurzer Suche einen Sud aus den Blättern zu und schickte Tanis und Bagiraj, nachdem der Seefahrer einen großen Schluck des Gebräus in sich geschüttet hatte, nach Ballûng-în-hoîh um auch Zert’Zul von seiner Krankheit, die bei diesem noch viel weiter fortgeschritten war, zu erlösen. Wieder einmal verdankte der Knochenbrecher der blonden Bosparanerin sein Leben. Nachdem Bagiraj und Tanis sich auf den Weg gemacht hatten, ergriff die Eulenkönigin erneut das Wort und stellte die Frage, ob es weise sei zwei Mitglieder der Gruppe einfach fortzuschicken, um einen anderen Gefährten zu retten, besonders wenn der nächste Tierkönig, dem sie gegenüber treten würden, der große Grimmbär sein würde. Siranya war sich sicher dass es nicht darauf ankäme mit vielen Menschen man den Bündnispartnern gegenübertrete, da man ja nicht auf einen Kampf aus sei. Dies war wahrlich weise gesprochen und nach Beendigung der Unterhaltung erklärte sich auch Oropheia bereit den Alten Bund einzugehen und legte symbolisch ihre Flügel um Siranya, die nun alles hören konnte, was die Tiere des Waldes hörten. Aber auch Oropheia vermochte nun im Gegenzug das zu hören, was die Hexe hörte (Siranya erhält den Vorteil Herausragender Sinn - Gehör). Tatsachen, die Karim nicht geheuer waren, auch wenn die Hexenmeisterin nun sogar die Fey der Glitzernden-Klingen-im-Morgendunst belauschen konnte. Nun galt es als nächstes den Grimmbären zu überzeugen.

Der grimmige Bärenkönig

Die Eule wies die Heroen an ihr zu folgen. Zielstrebig flog der große Vogel durch das dichte Geäst entlang des Finsterbachs wie Isegrein den düsteren Fluss nannte. Laut Oropheia entsprang dieser im Bärnwald, der Wohnstädte des Grimmbären. Der Bewuchs bestand hier hauptsächlich aus alten Eichen und Rotbuchen, aber auch Erlen und Espen waren zu finden. Die Bäume zeigten oft einen sehr verwachsenen und knorrigen Wuchs, was den Eindruck einer verwunschenen Landschaft nur noch verstärkte. Den Helden dieser dunklen Zeiten viel es schwer durch das unwegsame Unterholz der fliegenden Eule hinterher zu eilen. Siranya hatte so Zeit sich an ihre beiden neuen herausragenden Sinne zu gewöhnen. Am Anfang viel es ihr schwer, die vielen Eindrücke zu ordnen, aber nach und nach vermochte sie das Gesehene und Gehörte besser zu verstehen. Mit jedem weiteren Tierkönig, mit dem sie sich verband, stiegen ihre Sinne. Sinne die die Menschen vernachlässigt hatten.
Nach einigen Tagesmärschen landete Oropheia am Rand einer Lichtung im Zentrum des Silfûrn, wie die Fey den Bärnwald nannten, der etwa südwestlich von Norvicus liegen musste. Vor ihnen lag der düstere Eingang zu einer großen Höhle, aus der ein bedrohliches dunkles Knurren drang. Während Isegrein und die Anderen am Rande der Lichtung zurückblieben, schritt die Eigeborene ganz allein auf die Höhle zu und setzte sich auf den laubbedeckten Boden. Das Brummen wurde lauter und aggressiver. Dann trat ein riesiger Schwarzbär, bestimmt über eintausend Stein schwerer Grimmbär aus dem Dunkel der Erde und näherte sich der zierlichen, blonden Frau, die nur regungslos dasaß. Der Bärenkönig hatte einen dichten, golden schimmernden Pelz, der das Tier noch imposanter erscheinen ließ. Auch er war der Sprache mächtig. Der ‘Herzog der Bären’, der aufgerichtet über vier schritt maß, nannte sich Bork und auch er berichtete, dass die Tiere des Waldes ihm die Kunde zugetragen hatten, dass eine Eigeborene den Alten Bund erneuern wolle. Doch die Menschen seien schwache Wesen und ohne die Stärke und dem ‘Grimm’ werde er den Bund nicht eingehen. Ungeduldig forderte er zähnefletschend die Hexe auf ihm diesen Grimm zu zeigen, ansonsten würde er sie und alle ihre Begleiter an Ort und Stelle verschlingen!
Siranya verwandelte sich kurzerhand selbst in einen Bär und richtete sich brüllend vor dem Herzog der Bären auf. Dieser war nun sichtlich von der Hexe beeindruckt. Nie hätte er es für möglich gehalten, dass die Eigeborene über solche Zauber verfügt. Anerkennend willigte er dem Pakt zwischen Mensch und Tier ein und umarmte die Bärin (Siranya erhält den Vorteil Herausragender Sinn - Geruchssinn). Sogleich roch Siranya, was die Tiere des Waldes rochen, wobei sie gewöhnliche Gerüche ausblenden konnte. Aber auch der Grimmbär roch nun alles was auch die Hexe roch. Der Alte Bund festigte sich mit jedem erhaltenem Sinn. Einen Tag später zeigte der Grimmbär den Heroen eine ferne Lichtung und somit den Weg zum nächsten Tierkönig.

Der mächtige Hirschkönig

Einen Tag später war die besagte Lichtung endlich erreicht und auch der mächtige Hirschkönig war zu sehen. Seine Schulterhöhe maß über eineinhalb Schritt, sein Fell war hellbraun und sein sechsunddreißigendiges Geweih ragte majestätisch aus dessen erhobenen Haupt.
Doch im Hirschkönig steckten mehrere dunkelgefiederte Pfeile und ein primitiver Speer! Blut sickerte in die Erde unter dem Tierkönig und sein Fell war schweißgebadet. Am Blick des Tieres war zu erkennen, dass der Hirschkönig genau wusste wer vor ihm stand. Auch er hatte wohl Kunde von den Tieren des Waldes erhalten.
Kurz darauf stürmten auch schon vier Orken mit erhobenen Waffen die Lichtung, um dem Hirschkönig endgültig den Gar aus zu machen. Die verbliebenen vier Heroen Siranya, Iliaka, Karim und Isegrein stellten sich dem Yurach-Trupp entgegen und kreuzten mit diesen die Waffen. Wie von Sinnen schlugen die Orken auf die Helden der Geschichte ein und schafften es auch diese zu verletzen. Die wilden Orks hatten jedoch der Erfahrung und dem Heldenmut der Heroen und Siranyas Spinnennetz-Zaubern kaum etwas entgegenzusetzen.
Nach dem kurzen aber heftigen Kampf eilte die Tochter der Satu zu dem Tierkönig und heilte mit ihrer Magie dessen Wunden. Der Hirschkönig bedankte sich mit Worten, denn auch er war der Sprache mächtig und willigte kurz darauf dem angestrebten Bündnis der Eigeborenen zu (Siranya erhält den Vorteil Herausragender Sinn - Tastsinn). Die Hexenmeisterin spürte nun das was auch die Tiere des Waldes spürten und der mächtige Hirschkönig spürte nun das, was die auch die Hexe spürte. Der ‘Alte Bund’ war nun vollkommen geschlossen!

Windsturm

Dilucens, Monat des Lichts im Jahr 972 nach Horas' Erscheinen (520 v. BF)

Der Wind um Ballûng-în-hoîh, der neu errichteten zweitausend Einwohner großen Siedlung, am Südufer des Rubio, des Königreiches Baliho nahm zu. Der Ort wuchs schnell und war stark befestigt. Räuharsch, die Königsfeste aus dem schwarzen Gestein der Seculae, stand genau an der Stelle, wo einst der Hort des vielköpfigen Flussdrachens gelegen hatte. Sie war nur eine der ersten Schutzwehren dieser markanten Grenzregion, die es zu verteidigen galt und die eine Zuwanderung von Siedlern begünstigte.
Die Haare der blonden Bosparanerin wehten im Sturmwind und die Wasser des Pandlaril spritzten ihr ins Gesicht. Die Macht ihres Bundes war stark genug, dass sie die letzten drei Jahre im Herzen der Mittnacht überlebt hatten. Und es würden sicherlich noch unzählige weitere folgen. Das Land an den Auen war fruchtbar und ertragreich, weshalb es auch immer wieder zu Konflikten mit den Fey kam, die die Wälder und Auen von Vana unangetastet sehen wollten. Aber auch die Reichtümer der Tenebrae werden argwöhnisch bewacht, vom Volk der Angroschim, die den Finsterbach als Grenze ansahen und den Menschen nicht erlaubten, jenseits davon zu siedeln.
Aus dem Fluss stieg eine zuerst undefinierbare, nackte Gestalt, die dann menschliche Züge annahm, eine Gestalt, der sie vor vielen Jahren schon einmal begegnet waren - Pandlaril, die Herrin vom See!
Aus dem Wasser zog sie einen archaischen Zweihänder und bedeutete dem König niederzuknien. Isegrein kam der Bitte ohne zu zögern nach und auch die Heroen verneigten sich vor dem zaubermächtigen Wesen. Pandlaril sprach: „Ihr habt Yol-Ana bis in seinen Schwarzen Berg verfolgt und ihn dort endgültig besiegt. Ihr habt das Ende der Welt gesucht und wart die Ersten, die es geschafft haben, den Mons Aquilae zu besteigen. Ihr habt es geschafft den Alten Bund mit den Königen der Tiere zu schließen. Ihr focht siegreich gegen jene mit schwarzem Pelz in den Tenebrae und gegen jene mit rotem Pelz in den Seculae. Und ihr wart zu Gast in meinem Auenherz. Somit habt ihr alle meine Prüfungen bestanden - Menschen...“
Dann hob sie den schweren Zweihänder zum Schlag! Isegrein, der sich seiner Schuld mit Furdra bewusst war, wich nicht aus, sondern nahm den Hieb hin. Die flache Seite der Klinge fuhr Isegrein, der sich versuchte nichts anmerken zu lassen, auf die Schulter.
„Ihr Isegrein, der unter den Menschen als ‘der Alte’ bekannt werden wird, seid hiermit zum allerersten Ritter geschlagen - zum ‘Ritter Alten Weges’. Eure Aufgabe ist es von nun an, dieses Land zu schützen und der Kampf gegen die Letzte Kreatur am Tag des Weltenbrandes. Eure Wacht sollt ihr verstärken, indem ihr auch andere, denen ihr vertraut, mit diesem feenmagiedurchzogenen Schwert, das nun das Eure sein soll, zu Rittern erhebt.“
Mit diesen Worten verlies Pandlaril Isegrein und seine Heroen und stieg zurück in ihren Fluss. Einmal noch drehte sich das geheimnisvolle Wesen um: „Beginnt im Binnenmeere die Kreatur sich zu erwehren, müssten fallen Weiden und Deren. Zu des Rattenkindes Ehren beide Sklaven wären.“
Nachdem Pandlaril fort war, schrieb Isegrein ihre letzten mahnenden Worte, von denen er sich nicht sicher war, ob er sie verstand, auf ein Pergament nieder. Er schwor sich diese Worte aufzubewahren, für die die nach ihm kamen…
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Epilog der Mittnacht

520 v. BF Isegrein Bosparanius gelingt es mit dem von Pandlaril erhaltenen urtümlichen Zweihänder Windsturm und den ersten Rittern des Alten Weges den ungewöhnlich langlebigen Goblinhäuptling Agraki, bei einem Gefecht am Rande des Wutzenwaldes zu stellen und zu besiegen. Damit zerfällt die Allianz der Goblinstämme. Seenä, eine aufstrebende Goblin-Schamanin mit glänzend rotem Pelz, übernimmt daraufhin die Führung der zerstreuten rotfelligen Barbaren.
Die Feste nieder dem Schlotz, eine ehemalige Trollburg, wird wieder errichtet und sorgt für Sicherheit nordwestlich des Wutzenwaldes. Die Rotpelze können aber östlich dieser Feste nicht in ihre Schranken gewiesen werden. Die Festung nieder dem Schlotz bildet zusammen mit der Königsfeste Räuharsch die wichtigsten Befestigungen im Norden während dieser Dunklen Zeit. Immerhin gelingt es, die Straße von Veratia nach Ballûng-în-hoîh von Osten her abzusichern. Der Dienst in der Trollfeste gilt unter den Legionären als unbeliebt.
Der Schwarze Falke erlernt von Isegrein die Kunst des Meisterschützen und versucht vergebens den Makel des Widir-Arc abzuschütteln.
515 v. BF Alle Bastarde von Zert’Zul werden von einer schweren unbekannten Krankheit dahingerafft, nur sein Erstgeborener Nôrrn, der mittlerweile zehn Sommer alt ist, überlebt. Auch Zert’Zul und einige andere Heroen erkranken und überleben nur durch Siranyas und Tanis’ Heilmagie. Wie Nôrrn die Krankheit ohne magische Hilfe überlebt bleibt ungeklärt. Später berichten Grenzjäger von einer Fremden mit blauer Haut, die im Königreich gesichtet wurde...
513 v. BF Isegrein Bosparanius hält endlich um die Hand von Siranya der Hexenmeisterin an. An seiner Seite wird sie Königin von Baliho. Der ‘Alte Bund’ besteht fort.
511 v. BF Nach einem Ogerüberfall wird Nôrrn von seinem Vater Zert’Zul getrennt. Beide gehen davon aus, dass der jeweils andere den Angriff der Menschenfresser nicht überlebt hat, so dass sich Nôrrn fortan allein durch die Mittnacht und das Leben schlagen muss.
509 v. BF Karim reist zurück in seine Heimat Khunchom und erlernt dort die Kunst des 'Eisenhagels' und dient Feqz als Schattenkrieger in einer besonderen Mission, bevor er wieder in das Königreich Baliho zurück kehrt.
505 v. BF Der hochgewachsene Trollzacker Nôrrn bleibt immer jenseits des Finsterbachs, wodurch er seinem Vater nicht mehr begegnet, und schart eine immer größer werdende Räuberbande um sich, die sich erbitterte Gefechte mit den Orken der Gegend liefert. Im Gegensatz zu Isegrein und den Heroen schafft er es eine gute Beziehung zu den Angroschim der Finsterkoppen und dem Zwerg Dorgrim ‘Orkenbrandt’, Sohn des Dargalosch aufzubauen. Nôrrn gründet den Ort Nôrrdhag im äußersten Westen der Mittnacht, östlich der Tenebrae, wo er auf besonders ergiebige Salzvorkommen stößt. Nôrrn entdeckt einen Stieg über die Tenebrae und nennt diesen Nôrrnstieg. Er ist es auch, der später die Alte Straße, ein in den Boden gegrabener Karrenweg (von Tralupum nach Nôrrdhag) und den Alten Weg (von Nôrrdhag nach Anderath) errichten lässt, der nördlich des Fialgrala verläuft und dort die Flüsse Fialgralwa mithilfe einer Furt und den Pandlaril über eine Brücke quert.
501 v. BF Marinion Langfeder, die Albentochter von Tanis und einer Albin aus den Auen von Vana wird geboren. Der Schwarze Falke versucht die Linie des Yol-Ana zu unterbrechen und verschont seine Tochter mit den Liedern vom Geist der Berge, treibt sie aber dennoch in den Wahn des Badoc.
499 v. BF Nôrrn reist im Zuge des Salzhandels weit umher, durchlebt eine Phase der Frömmigkeit und sucht ausgerechnet die Nähe eines uralten Bicephalos-Priesters in Neetha - Casilius Manecus, der sich ganz besonders für ihn interessiert, nachdem er hört wessen Sohn er ist. Dieser prophezeit ihm ein ‘ungewöhnlich langes Leben’, da sein Vater einst von den Brunnenwassern von Zze Toba, dem heutigen Catobia getrunken hatte, nachdem er es erobert hatte. Nôrrn behält einen starken Glauben an den zweigesichtigen Gott der Dämmerung und lauscht den Lügen des ‘Herrn des Salzes’...
491 v. BF Mermydion reist nach Cyclopea um dort den Cyclopen aufzusuchen, den er einst vor über siebzig Jahren in Neetharis von seinen eisernen Ketten befreite, und den Bagiraj damals per Schiff sicher zurück in seine Heimat geleitete. Mermydion erinnerte den Koloss an sein Versprechen, ihm eine speziell an ihn angepassten Hammer zu schmieden. Der Cyclopenschmied hatte jedoch anstatt den versprochenen drei Jahren über ein halbes Dutzend Jahrzehnten an der Waffe gearbeitet und dabei die Kurzlebigkeit der Menschen vergessen. Er war davon ausgegangen, dass Mermydion längst vom Alter dahin gerafft worden war, und freute sich umso mehr, seinen einstigen Befreier doch noch lebend wieder zu sehen. Der Cyclop aber verweigerte ihm den mittlerweile liebgewonnenen Schlachthammer, an dem er so lange gearbeitet hatte. Auch nach mehrmaligen Erinnerungen, an sein damaliges Versprechen, ließ sich der Einäugige nicht davon überzeugen sich von der Waffe zu trennen. Im Ausgleich dafür bot er Mermydion aber einen kaltgeschmiedeten stählernen Torsoharnisch, den er eine Oktade später fertig gestellt hatte. Zufrieden legte Mermydion den harten und ausgezeichneten Panzer an und begab sich nach Bosparan mit dem Ziel auch noch den zweiten Olrukiden-Horas zu erschlagen, und der Assel-Anbetung ein Ende zu bereiten...
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Re: [MI] Dunkle Zeiten Spielberichte - "Helden der Geschicht

Ungelesener Beitrag von ombo7 »

Macht Ihr "Sommerpause" oder sowas? Wäre schade, da fehlt mir wöchentlicher Lesestoff :)

Ardo Hainsaate
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Re: [MI] Dunkle Zeiten Spielberichte - "Helden der Geschicht

Ungelesener Beitrag von Ardo Hainsaate »

Ich glaube das mit dem "Epilog" das ganze beendet ist - leider! Ich habe das Lesen auch sehr genossen und hätte auch noch gern mehr gelesen... falls doch noch irgendwann weiter gespielt wird, BITTE BITTE, weiter berichten!

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Dark-Chummer
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Re: [MI] Dunkle Zeiten Spielberichte - "Helden der Geschicht

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

Ich verspreche schon mal soviel - es wird weiter gehen mit den Sagen und Legenden über die Tyrannenmörder, denn die Anthologie ist ja noch nicht beendet. Aber zwischendurch machen wir gerade eine 'Pathfinder-Pause' und warten auch auf 'Mit wehenden Bannern'.
Sobald Zert'Zul wieder seine Schlachtkette schwingt und Siranya ihren Weg zur Hexenmeisterin weiter beschreitet, werde ich weiterschreiben...versprochen.

Vielen dank an dieser Stelle, für das lesen meiner Spielberichte :-)
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 27.04.2014 01:30, insgesamt 1-mal geändert.
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