[MI] Dunkle Zeiten Spielberichte - "Helden der Geschichte"

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Dunkler Wanderer
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Re: [MI] Dunkle Zeiten Spielberichte - "Helden der Geschicht

Ungelesener Beitrag von Dunkler Wanderer »

Hey Leute,

es wird wohl bald mit den Helden der Neuzeit weiter gehen (Mit wehenden Bannern) mit einer kurzen Einleitung zu den schon etwas älteren Helden. Den Link wird Dark-Chummer dann hier rein posten

lg

Walter von Nordeck
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Re: [MI] Dunkle Zeiten Spielberichte - "Helden der Geschicht

Ungelesener Beitrag von Walter von Nordeck »

Ganz großes Kino ;-)

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Dark-Chummer
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Re: [MI] Dunkle Zeiten Spielberichte - "Helden der Geschicht

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

So wie vom Dunklen Wanderer versprochen setze ich hier mal den Link für unsere neuen Spielberichte. Diesmal in der DSA-Neuzeit in der Kampagne "Mit Wehenden Bannern".

http://www.dsa4forum.de/viewtopic.php?f=5&t=31515

Ich hoffe euch werden die neuen Texte genauso gut gefallen, wie die Alten.

PS: Sobald wir in den Dunklen Zeiten weiter machen (was viele Monate dauern kann), sage ich hier Bescheid und schreibe natürlich auch hier weiter :-)
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Frostgeneral
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Re: [MI] Dunkle Zeiten Spielberichte - "Helden der Geschicht

Ungelesener Beitrag von Frostgeneral »

Danke für diesen sehr ausführlichen Spielbericht, hilft mir weiter bei meinen Ausarbeitungen, insbesondere Bezüglich der Mittwald-Kampagne =)

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Dark-Chummer
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[MI] Dunkle Zeiten Spielberichte - "Helden der Geschichte"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

Aus den zwei Beiträgen darüber angekündigten "was viele Monate dauern kann", wurden dann doch 6 Jahre! Aber nun geht es weiter mit dem Abenteuer "Unter Wudu" aus dem Abenteuerband der DZ-Box. Die Charaktere werden die Alten sein, aber nach so langer Zeit werden es bei einigen nicht mehr die gleichen Spieler sein. Zert'Zul und Mermydion haben nun andere Spieler die sich aber bemühen das glorreiche Erbe dieser Helden fortzusetzen. Ich bin gespannt ob ihr einen Unterschied feststellen werdet.

Den ersten Spielabend haben wir schon hinter uns und der nächste ist schon in zwei Wochen. Ich hoffe also in den nächsten Tagen hier endlich wieder die Geschichte fortsetzen zu können.
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ombo7
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[MI] Dunkle Zeiten Spielberichte - "Helden der Geschichte"

Ungelesener Beitrag von ombo7 »

Freut mich sehr zu hören, eure Spielberichte lesen sich echt toll!

Habt ihr zufällig in der Zwischenzeit auch gespielt (und man kann es irgendwo nachlesen)?

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Dark-Chummer
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Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

Ja, wir haben in der Zwischenzeit tatsächlich noch drei Abenteuer in den Dunklen Zeiten gespielt (aus dem Abenteuerband Legenden aus Dunklen Zeiten), die ich aber leider nicht in Spielberichten festgehalten habe und die auch schon zu lange her sind um das nachzuholen. Aber ich werde einen "Was bisher geschah"-Post machen in dem ich zumindest versuche zusammenzufassen was die Helden der Geschichte derweil noch alles erlebt haben. Besonders Bagiraj hat es übel erwischt, der ist nun ein Krüppel...
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Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

Epilog der Mittnacht II

479 v. BF Isegrein der Wanderer, Siranyas einziger Sohn, der ebenfalls die Gabe der Altersresistenz seiner Eltern erbt, wird geboren, nachdem Siranya jahrzehntelang eine Schwangerschaft mit dunklen Kräutern verhindern konnte. Er ist ein hochgewachsener, charismatischer Mann mit verwegenem Gesicht, wölfisch blitzenden Augen und meist in einfache Jagdkleidung gewandet. Er liebt das weite Land, die Wälder und die Auen, die sein Vater und seine Mutter gemeinsam eroberten. Selbst die Fey erkennen in ihm einen Menschen, „der von der Wahrheit berührt ist“.
471 v. BF Kaum Erwachsen lehrt Tanis seine düstere Tochter Marinion, die Kunst des Meisterschießens, die sich schon bald verschiedenen Räuberbanden als Kundschafterin anschließt und vor allem im nördlichen Silfûrn ihr Unwesen treibt. Marinion Langfeder macht dem früheren Lied über ihren Vater, dem Schwarzen Falken, alle ‘Ehre’. Auch weit über tausend Jahre später treibt sie noch in Weiden ihr Unwesen in den Reihen der Falkentreiber-Bande...und hortet einen ‘Berg aus Gold’.
460 v. BF Isegrein der Alte und seine Heroen gehen in den Wäldern der Mittnacht verschollen. Die von ihm begonnene Eroberung der nördlichen Gemarkungen wird aber auch von seinem Sohn Isegrein dem Wanderer, der nun König von Baliho wird, immer weiter vorangetrieben. Neue Kastelle, Motten und Burgen werden errichtet und oftmals gleich darauf wieder von Feinden überrannt...
Obgleich man sich mit Vorsicht begegnet und über die Landnahme immer wieder Streit zwischen den Völkern entbrennt, kommt es zu einem regen Austausch, der 451 v. BF darin gipfelt, dass Isegrein der Wanderer und Oiodarell Schwurträger am Rathil einen Schwurbund gegen den bösen König der Schattenwölfe schließen. Die Fey nennen Siranyas Sohn schon bald "Var-Vaydha", was ‘Behüter von Weiden’ bedeutet. Wie sein Vater vor ihm, schickt er viele Reiter in die Lande der Mittnacht, holt aber auch Volk aus den mittäglichen Greifungen in sein Königreich und unterhält freundschaftlichen Kontakt zu Königin Shashinja in Bey-el-Ulunkh (Beilunk) und den Zauberpriesterinnen von Ysil’elah (Ysilia).
451 v. BF Radilapis Curentus (Rathila) wird von Isegrein dem Wanderer gegründet und schmiegt sich an die ebenfalls von ihm erbaute Grenzfeste Finisrath. Der Ort ist die letzte Grenze vor dem freien Norden. Hier haben die Siedler ein gutes Auskommen mit den Fey von Mandelihr und verteidigen die nördlichste Grenze des Reiches am Fluss Rathil.
Das Ende des jungen Königreiches Baliho wird 444 v. BF besiegelt, als Eudo von Bethana, Dienstmann des Yarum-Horas, von Isegrein dem Wanderer den Kniefall verlangt. Der König im Norden geht daraufhin in die Wälder und verschwindet wie sein Vater spurlos. Mit Eudo, der bald als der Schinder bekannt ist, wird der erste Herzog von Baliho inthronisiert. Einen goldenen Tempel will er Brajan inmitten der Ausümpfe erbauen und treibt seine Untertanen immer wieder in die Nebelauen, um das Land trocken zu legen.

In diesen Tagen des Wandels streifte Isegrein der Wanderer wie ein hungriger junger Wolf durch die Dunklen Zeiten gen Norden. Der Weiße Jäger erkannte die Stärke und den Jagdtrieb, der in dem ehemaligen König von Baliho lag und so beschloss er diesen zu prüfen. Eiswind und Hagelsturm fegten über den graufelligen Jäger hinweg, seine Sinne zu verwirren und seine Kräfte zu verzehren. Die Glieder wurden Isegrein taub und starr vor Kälte, doch unermüdlich folgte er seinem Instinkt, der ihn immer weiter trieb. Da sandte der Weiße Jäger Gefährten aus, ihn in die Irre zu führen und vom Pfad abzubringen. Doch keine Täuschung, List oder Gewalt ließ ihn auf seinem Weg zaudern. Als das Wüten der Gewalten den Wanderer nicht aufzuhalten vermochte und die Gefährten des Grimmen Gottes unverrichteter Dinge zurückkehrten, stieg jener selbst von seinem kalten Thron herab und trat dem Sohn Siranyas in den Weg. Wild entschlossen, nahm Isegrein die Herausforderung an und stritt grimmen Mutes gegen den Göttlichen Bären. Von der Entschlossenheit und dem unbeugsamen Willen des Mannes beeindruckt, erwählte der Alte vom Berg den jungen Wanderer und die Seinen, sein Rudel zu mehren, zu folgen und zu dienen. Und so scharte Isegrein, nunmehr genannt Gorfang, jene um sich, die ihm glichen und trat in den Dienst des Grimmen Herrn, der da war der Gott von Eis und Jagd.
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 04.12.2018 13:16, insgesamt 1-mal geändert.
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ombo7
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Ungelesener Beitrag von ombo7 »

Dark-Chummer hat geschrieben: 07.11.2018 10:11 Ja, wir haben in der Zwischenzeit tatsächlich noch drei Abenteuer in den Dunklen Zeiten gespielt (aus dem Abenteuerband Legenden aus Dunklen Zeiten), die ich aber leider nicht in Spielberichten festgehalten habe und die auch schon zu lange her sind um das nachzuholen. Aber ich werde einen "Was bisher geschah"-Post machen in dem ich zumindest versuche zusammenzufassen was die Helden der Geschichte derweil noch alles erlebt haben. Besonders Bagiraj hat es übel erwischt, der ist nun ein Krüppel...
Erstmal: schöner Epilog (im Post hierüber)!

ich meinte durchaus auch andere Nicht-DZ-Kampagnen. Ich fand auch eure Wildermark-Sachen immer sehr schön zu lesen :)

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Dark-Chummer
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Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

Legenden aus Dunklen Zeiten

(Oder, was in der Zwischenzeit geschah...)


Inspectores

Dilucens, Monat des Lichts im Jahr 992 nach Horas' Erscheinen (500 v. BF)

In diesem extrem heißen und trockenen Sommer wurden die Helden der Geschichte, die schon längst Legenden aus Dunklen Zeiten waren, in Bosparan, das sie über die Via Aurea erreichten, von dem Curator Jacudan Finatulis beauftragt, die Verzögerungen eines Aquäduktneubaus im Sikramtal zu untersuchen. Siranya, die sich den Menschen und insbesondere den Güldenländern immer noch sehr verpflichtet fühlte, nahm diese Aufgabe an.
Zur gleichen Zeit rief Nemekath der Teiler der Wahrheit und Gründer des Todeskultes des Allgegenwärtigen Raben, in Bosparan Boron, den Gott des Todes, zum höchsten der Götter aus und wurde daraufhin gefangen genommen, was Olruk-Horas II. seitdem zahlreiche schlaflose Nächte bereitet. Erst zwei Jahre zuvor hatte dieser über vierhundert Nemekathäer vor dem Cuslicumer Boron-Tempel zum Massenmord aufgerufen und danach seinen Pilgerzug durch das Horasiat begonnen hatte.
Im Sikramtal angekommen, begannen die heldenhaften Inspectores im Auftrage Bosparans mit ihrer Arbeit und bekamen es mit zunächst mit wütenden Suulak-Schweinereitern, gesandt von der Goblinschamanin Matu, zu tun. In diesem Kampf wurde Bagiraj der Wurmbezwinger durch einen Wurfspeer so schwer am linken Arm verletzt, das jener Arm fortan gelähmt und ohne Gefühl blieb. Auch die mächtige Magie der Hexenmeisterin oder von Tanis des Schwarzen Falken vermochten nicht die furchtbare Verwundung ihres Gefährten zu heilen.
Der örtliche, befehlshabende und brutale Centurio Bruton Persenna, ließ seine im Sikramtal stationierten Legionäre von der Legio XXII Avestana zwar mit äußerster Härte gegen die Rotpelze der Montes Aureos vorgehen, aber ohne jegliche militärische Nachhaltigkeit und eine gründliche Beseitigung der Gefahr.
Hinzu kam ein übellauniger und wortkarger Architectus Primus, ein runzliger Grolm namens Mul’rir, der schon viele Jahre den Mächtigen Bosparans als Sklave bei der Planung und Konstruktion imposanter Bauwerke gedient hatte. Sein Unterleib, ersetzt durch ein magotechnisches Konstrukt mit vielen Gliedmaßen, schien regelrecht mit seinem Körper verschmolzen. Dieser machte die faulen Sklaven, eingebildeten Handwerker, die Suulak als auch den unfähigen Centurio für die Verzögerungen verantwortlich. Zert’Zul rastete aufgrund der maßlosen Überheblichkeit des Grolms einfach aus und griff den Baumeister an. Die Hexe schritt jedoch nicht ein, sondern beteiligte sich wie alle anderen beim Angriff auf den sich nun mittels sechs kleinen Spinnenkonstrukten verteidigenden Grolm, der den geballten Attacken der Despoten von Despiona aber nicht lange standhalten konnte und schließlich niedergestreckt wurde. Das Erschlagen des Architectus Primus, der tatsächlich als einziger wirklich an der Fertigstellung des Bauwerkes interessiert war, erwies sich als fataler Fehler, was zur Folge hatte, dass das Aquädukt Pons Sikramis niemals fertiggestellt wurde und hunderte Menschen in Bosparan verdursteten. Die kläglich gescheiterten Inspectores wagten die Rückkehr in jene Hunderttürmige erst gar nicht und kehrten dem mehr und mehr verfallenden Yaquiria Superior den Rücken…


Der Verborgene Funke

Ludens, Monat der Spiele im Jahr 1.009 nach Horas' Erscheinen (483 v. BF)

Nemekath, der selbst aus dem Kerker noch seine Todeskultisten lenkte und im Verlies als vermeintlich leichtes Opfer zahlreiche Attentate überstand, wurde er nach fünf Jahren in Gefangenschaft noch auf Geheiß des Olruk-Horas II. in die Verbannung nach Hylailos verschifft, wo er Palakar auf der Insel Pailos zur Stadt des Allgegenwärtigen Raben erklärt. Nemekath selbst trat danach aber immer seltener in Erscheinung und zog sich mehr und mehr aus dem Leben zurück. Während der Umsturzversuch des Propheten Nemekath gescheitert war, gelang dem Hjaldinger Legatus legionum Halmar Valgardson aus Premshjolmr, der als Söldner die Nordgrenze des Bosparanischen Reichs verteidigt hatte, Jahre zuvor (490 v. BF) der Putsch gegen Olruk-Horas II. wobei die Olruksbraut und einige ihrer menschenopfernden Priester in die unberührte Wildnis des Arinwalds entkommen und dort das Umland fortan in Angst und Schrecken versetzten. Nachdem sich die Asselkulte unter den Olrukiden im ganzen Reich verbreitet hatten, dachte man ein Hjaldinger auf dem Thron konnte es kaum schlimmer machen. Aber es kam schlimmer.
In diesen Dunklen Zeiten zerfielen unzählige Städte zu Staub, die einst im Glanz des Reiches erstrahlten, und wurden vergessen. Auf der Suche nach einem möglichen Träger des Ucuri-Funkens, an der Westküste des Horasiats, gerieten die Tyrannenmörder unter anderem mitten in die Ereignisse, die zum Untergang einer ehemals prächtigen Stadt führten - Porta Nasulea.
Der einst stolze Hafen wurde Opfer der andauernden Hjaldinger-Überfälle. Aber Porta Nasulea wurde nicht nur von drei Ottas geplündert, sondern gleich auch noch von diesen besetzt. Trotz all dieser Wirren und einem Kampf in der Seilergasse in Nigria, dem Armenviertel von Porta Nasulea, gegen Osgro den hiesigen Unterweltkönig und dessen Säbelschwinger, gelang es den Helden der Geschichte tatsächlich Davorian einen Träger des Ucuri-Funkens in den Ruinen der Hafenstadt ausfindig zu machen. Dieser junge Mann, der wiederum Raska der Hetfrau der Wellenhammer-Ottasjasko in der trutzigen Hafenmeisterei als Gespiele dienen musste, galt es also zu befreien.
Gaius Grangorius, ein Abkömmling einer alten bosparanischen Familie und Mitglied des Siegels der Erkenntnis, die danach strebten alle Funkenträger zu vernichten, agierte zunächst nur im Hintergrund. Aber Gaius war nicht der einzige Verfolger der Tyrannenmörder – auch die Streunerin Bosperia, die im verlassenen Palast des Magistrats auf die auffällige Gruppe aufmerksam geworden war, heftete sich an deren Fersen. In einem düsteren Keller der Stadt gerieten sie in einen von Gaius gelegten Hinterhalt, der als Meister des Blinden Kampfes der Gruppe in völliger Dunkelheit entgegentrat und zugleich Iliaka hinterrücks die Kehle aufschlitzte. Bosperia, die den Fremden nichts Böses wollte versuchte Iliakas Blutung zumindest zu verzögern und dadurch irgendwie das Leben der Entstellten zu retten und wiedersetzte sich damit jedoch einer klaren Ansage des Knochenbrechers Zert’Zul der zunächst einmal jeden Unbekannten in der Finsternis als Feind einstufte. Der Trollzacker zerschmetterte nicht nur der Streunerin das Bein, sondern mit geeinten Kräften überwunden sie auch Gaius und erbeuteten dessen beiden vergifteten, schimmernden Khunchomer. Bosperia wurde gefesselt, von Zert’Zul gefoltert und letzten Endes von Iliaka, die durch mächtige Heilmagie gerettet werden konnte, freigelassen da sie der Streunerin, durch deren schnelles Eingreifen, ihr Leben zu verdanken hatte.
Sechs Schritt unter der Erde folgten sie dem geheimen, unbeleuchteten Gang zur Hafenmeisterei und trafen dort, in einer großen steinernen Halle, auf längst verblasste Wandbilder, die eine humanoide Gestalt darstellten, welche durch das schwarz blaue Meer wanderte. Siranya erkannte in der Gestalt, die in der einen Hand eine Sense und in der anderen eine goldene Kette trug, Carybon den Wanderer im Meer, der sich mit seiner Sense Opfer vom Land holte und im Gegenzug seinen Anhängern unermesslichen Reichtum versprach. In einem unauffälligen Wasserbecken in der Halle, neben einer stumpfen Sense, fanden sie einen aufgedunsenen Körper im Wasser treibend. Der Leichnam des Hafenmeisters, der versucht hatte sich vor den Hjaldingern durch einen überfluteten Tunnel zu retten, dem dabei aber die Luft ausgegangen war. Nebst einer Schatulle voller Aureal, fanden sie auch eine Art Schlüsselstein in der Umhängetasche der Leiche, mit dem sie sich Zugang zur befestigten und fensterlosen Hafenmeisterei verschaffen konnten.
Während die Todgesagten die Hjaldinger Ottasjaskos gegeneinander in Wettkämpfen beschäftigt hatten, gelang es nicht nur den Nachkommen des Horas-Bastards zu befreien, sondern auch die von den Hjaldingern geplünderten Schätze zu rauben, die eigentlich der Bevölkerung von Porta Nasulea gehörten.
Mit Schatz und Funken verließen sie die Stadt, wobei sich ihnen über hundert Flüchtlinge anschlossen, die sich bei einer so gefährlich aussehenden und kampfstarken Gruppe Schutz versprachen. Auch die zum Krüppel geschlagene Bosperia, die allein in oder außerhalb der Stadt kaum mehr eine Überlebenschance hatte, war unter den Flüchtenden. Grau und verlassen ließen sie die verlorene Hafenstadt hinter sich und entledigten sich bei erster Gelegenheit ihrem Klotz am Bein. In der Nacht wirkte Siranya einen Stillezauber so dass sie sich mit Sack und Pack voller Schätze in die Dunkelheit davon machen konnten. Nur eine bemerkte dass sie sich davonstahlen. Bosperia traf eine schwere und verzweifelte Entscheidung. Sie alarmierte die in der Nacht rastenden Flüchtlinge über das Verschwinden ihrer Helden nicht und folgte jenen schlagkräftigen Fremden sogar, obwohl ihr Peiniger der große Knochenbrecher unter diesen war. Aber sie hatte Glück. Mit Iliaka, der sie das Leben gerettet hatte, hatte sie nicht nur eine Führsprecherin sondern auch schon bald ihre zukünftige Lehrmeisterin gefunden, die trotz ihrer Behinderung viel Potenzial in ihr erkannte.
Diesen Schatz verhurten die Despoten von Despiona in Bordellen, verprassten ihn in Badehäusern, versoffen ihn in Tabernas, gaben ihn in teuren Herbergen aus oder verwetteten ihn schlicht bei Arenakämpfen. Nach einem Jahr war fast alles weg.
Nur Iliaka hatte ihren Reichtum verwendet um Nachforschungen über einen gewissen Spinnenkult zu betreiben, dessen Spur sie nach Cuslicum führte - der Stadt in der die meisten von ihnen einst unter dem Praefect-Magus, Legatus draconis, Draco-Horas, Fyrst von Cuslicum und Centurio Malugin Kouramon als Sklaven gedient hatten.
Davorian der Träger des Ucuri Funkens wurde durch die Wahrer des Göttlichen Funkens in den nächsten Tagen geprüft, ob er tatsächlich über besondere Fähigkeiten verfügte und ob der Funke tatsächlich in ihm ruhte. Möglicherweise hatte man auch wirklich versucht ihn auf den Thron zu bringen. Woran es aber letztendlich scheiterte, dass der Nachkomme eines Horas-Bastards auf den Thron kam, liegt im Nebel der Geschichte… oder an einem schnellen Messer vom Siegel der Erkenntnis.


Dunkle Gassen, schwimmende Straßen

Messisa, Monat der Ernte im Jahr 1.010 nach Horas' Erscheinen (482 v. BF)

Während Halmar-Horas und der Belhanker Bender der Einäugige, der sich selbst zum „Kaiser aller Länder“ und die fünf Tage zwischen dem sechsten und dem ersten Monat als Gründertage der Ersten Republik ausgerufen hatte, auf dem Festland um den Horasthron stritten, sammelte Valtoron, der Trodinar von Corapia und Befehlshaber der Oktere Corapia, im Süden Flotte und Heer, um selbst in den Krieg einzugreifen. Einem Asselkult der Waldmenschen verfallen und Asseln als höhere Wesen betrachtend, brachte er vor Jahrzehnten, bei seiner damaligen Rückkehr, die sogenannte Olruksbraut, eine über drei Schritt große Asselkönigin mit und etablierte damit den Kult unter Olruk-Horas I., wodurch die Olrukiden überhaupt erst entstehen konnten. Der Asselkult hatte sich daraufhin auch im Kernland des Bosparanischen Reiches ausgebreitet. An Valtorons Seite standen neben den Legionären und Auxiliar-Truppen aus Corapia selbst die Reste des von Halmar und Mermydion vertriebenen Olrukidenhofs, insektenverehrende Waldmenschen und jene Piratenflotte, die sich aus den Nachkommen der desertierten Legio VIII Brabacia gebildet hatte. Aber als wären drei Streiter um den Thron noch nicht genug, war da auch noch Dozman, der Nautarch von Cyclopea, mit seiner Kriegs-Quinquereme Cuslicana, auch Schwertfisch von Kuslik genannt, der sich erst kürzlich auf die Seite von Bender-Horas gestellt hatte.
Und während jener Zeit der Bürgerkriege und Thronstreitigkeiten, die das Herz des bosparanischen Imperiums erschütterten und die Provinzen kaum mehr als Sprungbretter für ehrgeizige Heerführer betrachtet wurden, führte Iliakas Spur die Tyrannenmörder zu jenem Kult, der einst für ihre fürchterliche Entstellung im Gesicht verantwortlich war - der Raxar Spinnenkult. Sie fand Hinweise darauf, dass die Raxarkultisten vor Jahren, durch den Sturz der Olrukiden, einem Angriff der Braziraku-Anhänger zum Opfer gefallen, aber immer noch Reste des Kults vorhanden waren. Die Spur führte sie zu einem grolmischen Alchemisten und Giftmischer namens Golgor der Gelehrte. Iliaka, die einst selbst eine Raxar-Anhängerin war und noch immer die Reste ihrer alten Spinnentätowierung auf ihrem Gesicht trug, zumindest auf dem was von ihrem Gesicht noch übrig war, überzeugte Golgor davon dass sie noch immer zu jenem Spinnenkult gehörte und erhielt von diesem nicht nur Hinweise zum Aufenthaltsort, sondern auch noch gleich eine ganze Ladung ‚bestellte‘ Antidote, die der Kult bei ihm in Auftrag gegeben hatte. Sie erfuhren aber auch von einem weiteren Kult der Charypta in Calruna, der Werftstadt, die sich vor Cuslicum aus dem Meer erhob. Ein Ort an dem, zurzeit von Fran-Horas dem Blutigen, die gewaltigen Schwimmenden Städte, seine Kriegs-Okteren und ihre dazugehörigen Trabanten, gebaut worden waren.
Die Totgesagten nutzten die örtlichen Streitigkeiten unter den Kulten aus und Zert’Zul, als Hohepriester des Rasrag, brachte sogar die Anhänger des Braziraku dazu die geheime Kulthöhle der Spinnenanhänger tief in ihrem Gewirr aus Gängen, die sich wie ein Netz durch den Untergrund Cuslicums zogen, anzugreifen. Zusammen mit den Braziraku-Kriegern töteten sie alle Raxarkultisten denen sie habhaft werden konnten, was erstaunlich wenige waren. Der Grund dafür offenbarte sich darin, dass die verbliebene Hauptmacht der Raxarkultisten samt ihrer Priester gerade dabei waren den Kult der Charypta in Calruna anzugreifen. Sie erfuhren außerdem auch von einer Gruppe fremder teils südländischer Agenten die in der Stadt offenbar ebenfalls nach etwas oder jemandem suchten. Iliaka reichte dieser Teilsieg jedoch noch nicht. Die Meuchlerin wollte dem Kult der Raxar ein für alle Mal ein Ende bereiten. Bei diesem letzten Schlag mussten sie aber auf die Streiter des Braziraku verzichten da diese die Hauptlast der Angriffe getragen hatten, teils schwer verletzt und auch vergiftet waren.
Eine fast hundert Schritt hohe Wasserfontäne die in der Ferne Calrunas in die Höhe schoss und mit Gewalt wieder in die Tiefe stürzte und irgendetwas unter sich begrub, zeigte ihnen den Weg zum Charypta-Tempel. Der Kampf in einem fast fertiggestellten bauchigen Rumpf eines Handelsschiffes, überspannt von einer hölzernen Halle, zwischen den Anhängern der Raxar und der Charypta war in vollem Gange. Der Rumpf des Handelsseglers war bereits geborsten, eine Seite nahe des Schiffs eingedrückt und es begann bereits zu sinken. Zu beiden Seiten des Rumpfes trieben Leichen im Wasser, einige tote Raxar-Kultisten lagen auf dem Pier vor dem Schiff und an Deck. Im Laderaum, in dem es Fisch und Tang nur so stank und der mit verschiedenen Krakendarstellungen geschmückt war, befand sich eine Art Altar mit einem leeren, metallenen Ständer darauf. Hier hatte der Kampf am heftigsten getobt und überall lagen tote oder sterbende Kultisten. Und nach dem äußert harten Kampf gegen eine durch Rituale aufgepeitschte Blutkriegerin der Wudu, die nur zu den südländischen fremden Agenten gehören konnte, fand Bagiraj in einer Seitenkammer eine tiefblaue, eisig kalte Kugel, auf deren Oberfläche sich ständig schwarze Schlieren verschoben – das Auge des Wirbels. Siranya griff sich alle auffindbaren Aufzeichnungen und Dokumente die ihnen vielleicht Aufschluss über das Artefakt geben konnten und kämpften sich durch eine Schar überlebender Raxar-Kultisten und magiebegabter Priester einen Weg hinaus aus dem Bauch des sinkenden Schiffes. Das faulige Wrack riss die Überreste beider Kulte mit in die Tiefe und Iliakas Rache war somit vollendet.
Dann kam es an Deck einer verrottenden Oktere zur Konfrontation mit jenen Agenten von denen sie zuvor schon eine getötet hatten und die offenbar das Auge des Wirbels zum Ziel hatten. Darunter ein kleingewachsener, geschminkter Magier, ein weiterer war ein Hüne von einem Mann, ein bekannter Gladiator Corapias namens Myrdin der Ochse, der ein Bein nachzog, bewaffnet mit Streitaxt und Schild, und ein erfahrener Praetorianer der der Legio II Cuslicana bewaffnet mit Kentema und Legionärsschild. Während des Kampfes legte der geschminkte Magier ein magisches Feuer an Bord der gewaltigen Oktere, das sich rasch ausbreitete und sich auch auf die große Werft um es herum ausbreitete.
Valtorons Agenten unterlagen den Legenden aus Dunklen Zeiten in direkter Konfrontation, aber in einem dennoch überaus knappen Kampf, den Zert’Zul und Bagiraj noch Jahrzehnte später durch Brandnarben des gegnerischen Magiers zeichnen sollte. Eine Galeere die die Agenten mit ihrer vermeintlichen Beute offenbar abholen sollte, wagte es nicht in die Nähe der brennenden Riesen zu steuern und drehte bald darauf ab. Im Verlauf des Tages schafften es die Bewohner Calrunas, das brennende Schiff und seine Werft von der schwimmenden Stadt abzutrennen, so dass das Feuer nicht ganz Calruna verschlang.

Epilog der Kriege um den Horasthron

481 v. BF bald nach den Ereignissen im hölzernen Gewirr der Werftstadt Calruna und der Auslöschung des Raxar-Spinnen-Kultes, unterlag Halmar-Horas im Zweikaiserjahr dem selbsternannten Bender-Horas von Bethana und „Kaiser aller Länder“ in der Schlacht am Sikram. Halmar-Horas überlebt diese Schlacht jedoch und entkommt.
Beide Horanthes werden bald darauf von Dozman, dem Nautarch von Cyclopea, der sich in die Hauptstadt rudern lässt und vom Wahrer der Ordnung zum Horas erhoben wird, abgesetzt. Im selben Jahr wird Halmar von Bosperia, der Schülerin von Iliaka, in dessen Heerlager im Auftrag von Dozman gemeuchelt.
480 v. BF ein Jahr nach dem Tod von Halmar, wird nun auch Bender in dessen Residenzstadt Belhanka von Bosperia im Auftrag von Dozman gemeuchelt. Ohne das Auge des Wirbels, das nun in Besitz von Bagiraj dem Wurmbezwinger ist, unterliegt Valtoron von Corapia mit seiner Piratenflotte Dozman-Horas dem „Kaiser auf dem silbernen Schiff“ und wird von diesem versenkt. Dozman beauftragt Anhänger Rondras und Brazirakus mit der Zerschlagung des Asselkultes und lässt einen Kastellring um den Arinwald errichten um die Asselbrut einzudämmen. Er erlässt auch ein Edikt, das die Tage ‘zwischen den Jahren‘ zu einer unheilvollen Zeit erklärt und bedient sich dabei der Kenntnisse dämonologischer Berater, die ihm von den mächtigen Tagesherrschern erzählen, um Benders Festtage zu diskreditieren. Dozman nutzt aber auch indes die Abwesenheit der Stierdiener, um den Kult des Braziraku in Cuslicum zu unterdrücken, womit er sich aber auch den Zorn des rasraggläubigen Zert’Zuls auf sich zieht. In Dozmans Regierungszeit fallen ein strenger Bann gegen den Zweigesichtigen Gott Bicephalos, Numinoru und Kulte der Olrukidenzeit wie dem Brazirakus in Cuslicum und dem Asselkult des Arinwalds. Mit der Verfolgung von Druiden und schließlich auch Sumen des Horasiats, hat er auch für Siranya der Hexenkönigin, den Bogen überspannt. Sie belegt ihn mit einem uralten Fluch, stets auf See bleiben zu müssen, was seiner Beliebtheit beim Volk aber nicht schadet, das darin eher eine Verbundenheit zum Meer zu sehen glaubt, was für ihn als ehemaliger Nautarch auch nicht ungewöhnlich erscheint.
477 v. BF als Dozman-Horas, der nun schon immerhin vier Jahre herrscht, gerade dabei ist einen Kult des Zweigesichtigen Gottes auf den Zyklopeninseln zu zerschlagen, sinkt sein Schiff die Schwertfisch von Cuslicana, westlich von Pailos angeblich durch eine Strafe des Afard. Tatsächlich wurde er Opfer der erneut zuschlagenden Tyrannenmörder. Bagiraj der Hohepriester des Afard führt mit Unterstützung der Hexenschixe ein Ritual durch das hundert Menschenleben kostet und setzt zum ersten Mal das geheimnisumwobene Auge des Wirbels ein, wodurch das legendäre Schiff des Horas vom Thalassion verschluckt wird. Das Volk wird auch 1.500 Jahre später vergeblich auf seine Rückkehr warten.
Nachdem Dozman auf hoher See verschwand wird Yarum, ein übelriechender Großneffen von Olruk-Horas II. der neue Herrscher. Unter Yarum-Horas, der als Olrukide vermutlich ebenfalls ein Asselanbeter war und dadurch Mermydion dem Hammer wiederum ein Dorn im Auge ist, verfällt das Bosparanische Reich der Völlerei und der Dekadenz, die sich in wüsten Orgien, Arenaspielen, Rauschkrautgenuss, exzessiven Sklavenverschleiß und hohem Geldverbrauch äußern.
476 v. BF erlässt Yarum-Horas, in der Hoffnung seine Kassen wieder zu füllen und die immer ungläubigeren Herrscher der Provinzen wieder an sich zu binden, den ersten Teil der Lex Imperia. Diese beinhaltet die die Neuordnung des Bosparanischen Reichs und das Lehensrecht, was dazu führt, dass die äußeren Provinzen verarmen und die Sitten weiter verfallen. Die Kolonien Belenas und Corapia, die bis dato noch von Trodinaren verwaltet wurden, werden dem Horasiat unterstellt und fortan je zu einem Dominium. Brabacia wird Hauptstadt des ersten aventurischen Herzogtums, das Herzogtum Mysobien. Das neue Herzogtum im Süden, das seine neuen Abgaben nach Bosparan hauptsächlich in Naturalien entrichtet, schickt unter anderem die Düfte des Südens, die der übelriechende Horas genauso liebt wie das Rauschkraut und die Sklaven. Der Besitz exotischer Sklaven und Leibdiener kommt sogar regelrecht in Mode, was in Mysobien die Jagd auf Waldmenschen und Utulus aufleben lässt.
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 04.12.2018 13:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Unter Wudu

Dilucens, Monat des Lichts im Jahr 1.048 nach Horas' Erscheinen (444 v. BF)

Leuchtturm von Shila

Im Morgennebel, der über der gesamten Straße von Altoum, auch genannt Fretum Altumium, eine der gefährlichsten Meerengen, die zwischen der Goldenen Bucht und dem Südmeer lag, leuchtete ein flackerndes und zugleich mahnendes Licht.
Das berühmteste Bauwerk der Stadt, der Leuchtturm von Shila war eine Pyramide von gut achtzig Schritt Höhe und hundert mal hundert Schritt Grundfläche mit prachtvollen Reliefs auf der Außenseite, war das Erste, was man vom Schiff aus von der Stadt erspähen konnte. Unter Fran-Horas nach einhundert Jahren fertiggestellt, und offenbar mit dem Leuchtturm von Cuslicum zum Vorbild, wurde das Innere des Leuchtturms einst als letzte Bastion gegen Feinde geplant und soll aus einem verzweigten Geflecht aus düsteren Kammern und finsteren Gängen bestehen. In diesen Tagen jedoch hausten in jenen lichtlosen Mauern die Ärmsten der Stadt oder noch Schlimmeres. Da sein Licht noch nicht erloschen war, konnte dies aber als gutes Zeichen in diesen Dunklen Zeiten gesehen werden und gab den Ankommenden wieder etwas Hoffnung.
Siranya, die die Tyrannenmörder etwa die letzten hundert Jahre angeführt hatte, streichelte das Fell ihres machtvollen Vertrauten, der ihr überall hin folgte. Schimmer, der große Sonnenluchs, mochte keine Schiffsfahrten, aber die Hexenmeisterin reiste auch niemals einfach nur zum Vergnügen. Ihre wahren Absichten hier im tiefen Süden, am Rand der bekannten Welt behielt sie zunächst noch für sich. Neben dem Leuchtturm von Shila viel ihr Blick auf die Festung der Stadt, die noch von Haldur-Horas, dem Vater von Fran erbaut worden war, in einer Zeit, in der noch nicht einmal die Eigeborene gelebt hatte. Nun war sie es, die seit vielen Jahrzehnten die Formelsammlung seines Sohnes studierte. Aber sie studierte die Seiten mit Bedacht um nicht ihren Verstand zu verlieren und sie wusste nicht ob sie es überhaupt jemals zu Ende lesen würde. Zu machtvoll und zugleich zu gefährlich war der Inhalt dieses Zauberbuches das die vollständige Sammlung aller Zauber des Blutkaisers, 666 Wahre Namen von Ifritiim und Groß-Ifritiim und noch vieles mehr beinhaltete.
Zert’Zul, der Knochenbrecher, der schon lange eingesehen hatte, dass die Hexenschixe eine weitsichtigere Anführerin als er war, freute sich auf ihre Ankunft in Shila. Bald schon, sehr bald schon, würden sie auch hier seinen unsterblichen Namen kennen. Mit seiner tiefschwarzen Hand des Folterers wickelte er sich seine Bel-Akharazgeweihte Schlachtkette um den Waffenarm und rückte seine Gladiatorenschulter zurecht. Die Hexe würde ihm, dem Kämpfer in einem Land der tausend Tode, sicher schon bald ihr neues Ziel weisen.
Bagiraj der Seefahrer genoss die lange Schiffsfahrt natürlich sichtlich. Er war gespannt darauf welche Sprache man hier wohl sprechen würde und besonders von den Rauschmitteln des tiefen Südens hatte er schon viel gehört. Während sein gelähmter linker Arm wie tot an ihm herabhing, wühlte er mit seiner Rechten in seiner ledernen Umhängetasche und atmete erleichtert auf, als er die eiskalte Kugel, das Auge des Wirbels ertastete, mit dem er Dozman-Horas und sein silbernes Schiff auf den Grund des Thalassions geschickt hatte.
Mermydion der Hammer war wie immer am Essen und stopfte sich hastig seine letzten Rationen in den Rachen, mit dem Wissen dass ihn hier in Shila sicher ganz neue Köstlichkeiten erwarten würden. Sein Bauch passte gerade noch so in seinen Torsoharnisch ‚Der Cyclop‘ und sein Zweihandhammer war wie auch alle anderen meisterhaften Waffen der Gruppe, die fast alle von ihm geschmiedet worden waren, in bestem Zustand. Er war froh mit seinem schweren Leib nun endlich wieder festen Boden unter den Füßen betreten zu können.
Tanis der Schwarze Falke war vermutlich der erste Alb, der jemals dieses Land betreten würde. Die ganzen letzten Wochen auf See hatte er sich wieder dem Metall seiner meisterhaften Kettenweste ausgesetzt, das seine Zauberkräfte schwächte, wodurch er aber auch weiterhin seine Eisenaffine Aura stärkte. Der Waldgeist, wie man ihn auch nannte, dachte an seine Albentochter Marinion, die er im Königreich Baliho zurückgelassen hatte. Sein Badoc-Verhalten war Gift für ihre Seele und er war fest entschlossen die Linie des Yol-Ana zu unterbrechen.
Karim al’Ahjan der Schattenkrieger war zwar bisher noch nicht dahintergekommen was Siranya hier unten nahe des Großreichs der Wudu beabsichtigte, aber er würde es sicher schon bald erfahren. Er lag nicht immer im Einklang mit den Vorhaben der Hexe, doch nur Feqz wusste welche Geheimnisse sie hier erwarten würden. Er hoffte hier im tiefen Süden außerdem auf weitere Geschuppte zu stoßen. Sein Hass auf alle Echsenartige brannte heller als je zuvor.
Iliaka die Meuchlerin aus Kemi lüftete kurz ihre Kapuze und genoss die Luft ihrer Heimat. Nachdem sich die niederen Matrosen an Bord des fauligen Schiffes jedoch angewidert von ihrem fürchterlich entstellten Antlitz abwandten, verbarg sie ihr Äußeres wieder und warf ihnen finstere Blicke zu, die diese sicher schon bald zu neuen ungeheurem Seemannsgarn inspirieren würden. Stolz fiel ihr Blick auf ihre Schülerin, die ihr nun schon seit über dreißig Jahren folgte.
Bosperia die alte Streunerin und Schülerin Iliakas, war äußerlich die Älteste, aber in Jahren gemessen die Jüngste von allen. Im Gegensatz zum Rest der Gruppe, war sie nicht aus einem Ei geschlüpft, aufgrund ihrer Rasse altersresistent oder hatte von dem Wasser der Zzahh von Zze Toba getrunken. Ihr Alter von nun mehr Neunundsechzig wurde mehr und mehr zum Hindernis für die Tyrannenmörder. Und ihr dank Zert’Zul verkrüppeltes Bein schmerzte heute wieder besonders stark. Aber sie hatte ihrem Peiniger schon vor über dreißig Jahren verziehen und hatte ihren Wert für die Legenden aus Dunklen Zeiten stets bewiesen. Dennoch war ihr klar, dass dies vermutlich ihre letzte Reise war – das spürte sie in ihren alten Knochen.

Die Legende von Shila und Shahane

Kurz bevor sie von Bord gingen, erzählte Siranya der Gruppe eine Sage zur Entstehung der Stadt Shila, der sie alle aufmerksam lauschten: Damals, vor etwa drei Jahrhunderten, als die Truppen des Diamantenen Sultanats erstmals geschlagen wurden, entwickelte sich in der Folgezeit rund um die Stadt Zorigan ein ganz unbotsames Reich: Männer herrschten nur noch nominell, während die wahre Macht in den Händen der Gemahlinnen oder Mütter lag – Königreich Haranija. Damals lebten in Zorigan zwei Schwestern, Shila und Shahane, kühne Freibeuterinnen die gegen die Flotten des Sultanats stritten. Nach vielen Erfolgen versperrte eine übermächtige Zedrakkenflotte den Marustansund und damit den Schiffen der Korsarinnen den Rückweg nach Zorigan.
Die Schwestern trennten sich: Shila umrundete die unbekannte Insel Marustan im Osten – eine Fahrt, von der sie nie zurückkehrte. Shahane aber entwich mit ihrem Schiff ‘Hai‘ südwärts und plünderte Thalusa, Elem, sogar Mirham, den Häschern immer eine Schiffslänge voraus. Schließlich sah sie ein dass die Wagnisse ein Ende haben müssten, und bat die Götter um Rat. Daraufhin hatte sie einen Traum, in dem sie geheißen wurde, sich gegenüber der Insel anzusiedeln, auf der die Schlange herrschte. Wenige Tage später gelangte die ‘Hai‘ zu einer Meerenge, und an der äußersten Spitze der Halbinsel war ein hübscher Jüngling angebunden. Als Shahane ihn befreien wollte, eilten andere Dunkelhäutige aus dem Wald herbei und erklärten, der Jüngling Pakaha sein ein Opfer für die riesenhafte Seeschlange, die in einer Höhle auf der jenseitigen Insel lebe und alle Boote mit ihrem Leib zerquetschte.
Shahane beschloss, den Kampf gegen die Kreatur zu wagen. Sie ließ den Rumpf der ’Hai‘ von innen mit Säbelklingen spicken, bis das Schiff mehr einem riesigen Seeigel denn einer Thalukke glich. Nur sie selbst behielt ihren Khunchomer in der Hand. Als die jadegrün geschuppte Seeschlange über die schmale Meerenge kam, steuerte Shahane ihr entgegen. Brüllend umschlang und zerbrach das Untier das Schiff, aber zugleich trieb es sich die wohl über hundert Klingen in den Leib. Shahane enthauptete die Seeschlange mit einem mächtigen Hieb ihres Khunchomers, und nur durch der Götter Gunst konnten sich die Freibeuterinnen von der zerstörten ’Hai‘ ans Festland retten.
Eingedenk ihres Traumes erbat sich Shahane die Landzunge als Wohnplatz und das Recht, einen Hafen zu bauen und eine Stadt zu gründen. Dankbar gewährten die Eingeborenen, den Wunsch, und Shahane gab der Stadt den Namen ihrer Schwester Shila. Den geretteten Jüngling aber nahm sie zum Mann und ihre Besatzung suchte sich ebenso Männer unter den Eingeborenen.

Während alle der Hexe gespannt zuhörten, meldete Bagiraj sofort Protest an. Er entgegnete dass es ein Schiff voller Weiber gar nicht geben könne, denn jeder wusste, dass ein Weib auf einem Schiff Unglück bringt und dass es schon an ein Wunder grenze, dass sie hier zusammen mit Siranya, Iliaka und Bosperia überhaupt in Shila angekommen waren. Von einem Schiff voller Korsarinnen hätte er als Seefahrer sicher bereits gehört, und dem sei nicht so.

Shila – der Hafen zwischen den Welten

Uneins über die vorgetragene Geschichte gingen sie an Land und betraten die Stadt, die lange nach jener Sage, ob wahr oder nicht, durch Fran-Horas dem Bosparanischen Reich einverleibt worden war. Zu bedeutend war ihre Lage zwischen den beiden Landmassen und dem Mare Elemium und dem Mare Meridianum an diesem Schlüsselpunkt des Südens. Gerade in den Dunklen Zeiten war die Bedeutung der Stadt, mit ihren etwa tausendfünfhundert Einwohnern, noch gewachsen. Ohne die Abhängigkeit von einem Großreich, denn die vom Bosparanischen Reich wurde durch den Shilaner Turmsturz hundert Jahre zuvor beendet, konnte Shila sein Machtzentrum im Süden über die Jahre mehr und mehr ausbauen und wurde zu einem eigenständigen Zentrum des Südens.
Im Hafen der ‘Stadt zwischen den Welten‘, wie Bagiraj sie nannte, und an der laut ihm ‘kein Weg vorbeiführte‘, ging es äußerst lebhaft zu. An die zwanzig Schiffe der berüchtigten Hammerhaie - die Freibeuter der Stadt, deren Schiffe, mit ihren blutroten Segeln, allesamt in der Form von Haigebissen am Bug bemalt waren, lagen hier vor Anker. Das Banner der Piratenstadt, zwei gekreuzte goldene Entermesser unter einem goldenen Turban, auf schwarzem Grund, sprach eine deutliche Sprache. Man sah das ein oder andere heruntergekommene Bordell, deren Huren die Kunden regelrecht von der Straße ins Innere zerrten, wobei man sich vermutlich ganz besonders exotische Krankheiten einfangen konnte. Die meisten Shilaner kleideten sich in weite Hosen, Schärpen und Kopftücher. Und jeder trug mindestens einen Khunchomer, zwei Entermesser, das traditionellen Statussymbol eines jeden Shilaners, oder ein halbes Dutzend Messer und Dolche. Die Menschen wirkten angespannt - ja sogar verängstigt, wie Bosperia anmerkte, die spürte dass hier etwas nicht stimmte.
Im unüberschaubaren Straßengewirr, welches das ehemals klare Schachbrettmuster der Stadt überwuchert hatte, lebte das tulamidische Erbe Shilas, das seit Fran-Horas neuerdings eigentlich Sylla genannt wurde, fort. Häuser waren so oft erweitert und umgebaut worden, dass kein Sinn mehr in der Architektur zu erkennbar war. Die einstige Prachtstraße vom Hafen Richtung Zentrum, war von einem gewöhnlichem Wohnhaus in der Mitte unterbrochen worden, so dass Karren, Esel, Lastenträger und Rikschas selten den direkten Weg nehmen konnten.
Hier in Hafennähe, in der tulamidischen Unterstadt, standen einige Häuser leer, andere dagegen quollen mit Großfamilien oder anderen Kanakas über. Einzig die etwas höher zum Landesinneren hin gelegenen Villen der vermögenderen Familien und erfolgreichen Kapitäne hatten etwas mehr Luft zum Atmen.
Ein ähnlich völkischer Schmelztiegel wie im Hafen, herrschte beim Treiben auf dem großen Basar auf dem es alles Erdenkbare zu kaufen gab, und das wohl zu günstigen Preisen, hatten doch die ‘Händler‘ selbst meist selbst nur eine Ladung Bockgeschosse dafür bezahlt. Jade und Edelsteine schienen hier das gängigste Zahlungsmittel zu sein. Handwerker gab es hingegen kaum, sah man von Waffenschmieden, Segel- und Seilmachern und anderen Schiffsausrüstern ab. Das meiste in dieser Stadt schien tatsächlich von Piratenüberfällen und Raubzügen zu stammen, so dass es sich offenbar kaum lohnte selbst Waren zu produzieren.

Sie wandeln bei Tage!

Aus der Ferne der dampfenden Urwälder, die die Stadt umgaben, drangen plötzlich wilde Klänge von Trommeln über das was von der Palisade noch übrig war. Kampfeslärm und Schreie waren von Außerhalb zu vernehmen, was die Tyrannenmörder dazu veranlasse schnell dorthin zu eilen.
Sie sahen wie Gehöfte außerhalb der Palisade angegriffen und mehrere Bewohner, darunter auch Kinder, in die Schwärze des Dschungels verschleppt wurden! Die Angreifer jedoch schienen nicht lebendig sondern eher wie wandelnde, erst kürzlich verstorbene tote Ureinwohner, was Bagiraj, der Untote fürchtete, vor Angst fast erstarren ließ. Bagiraj rief: „Sie wandeln bei Tage!“, was von der Hexenmeisterin nicht unbemerkt blieb, da dies sehr ungewöhnlich für alle Arten von Untoten war. Siranya, die stets bemüht war den Menschen zu helfen, griff in den Kampf mit einer Zauberformel des Fran-Horas, einem für Satutöchter normalerweise nicht bekannten Flammenlanzen-Zauber ein, während ihre Augen zu glühenden Kohlen wurden. Der Tschumbi, wie die hiesigen Verteidiger die Untoten nannten, ging in Flammen auf aber noch nicht zu Boden und wankte nun brennend auf sie zu. Sogleich stellten sich Zert’Zul und Mermydion schützend vor die Hexenmeisterin und erwarteten ein halbes Dutzend der toten Kreaturen. Während Iliaka sich zu einem weiteren seitlichen Durchbruch in der Palisade schlich, in der Hoffnung ihren Gegnern in die Seite fallen zu können, musste sie erneut feststellen, dass man sich an Untote nicht heranschleichen kann, da diese ihre Umgebung nicht wie gewöhnlich sahen, sondern Leben regelrecht erspürten. Die alte Bosperia, die offenen Kämpfen stets aus dem Weg ging humpelte zu den Kindern und versuchte diese derweil in Sicherheit zu bringen. Bagiraj, der vor Angst zitterte, zog seinen Elemer Säbel und bemerkte dabei nicht, dass er sich versehentlich seinen tauben, gelähmten Arm dabei aufgeschlitzte und sich selbst verletzt hatte, was ihn noch mehr in Panik versetzte.
Noch bevor die Tschumbis sie erreicht hatten, traf der Trollzacker die ersten Beiden mit seiner Schlachtkette und ließ die fauligen Fetzen fliegen. Die beiden Treffer, die er landen konnte hätten jeden lebendigen Gegner sofort kampfunfähig gemacht. Nicht aber diese Untoten, die alle sichtlich in der Stirn geritzt waren, was Hinweis auf ein besonderes Ritual gab, mit dem diese erhoben worden waren. Auch ihre faulige Haut war überaus ledrig und zäh, was ihnen eine Art natürliche Rüstung verlieh. Mermydions Untote stürzten voller Fressgier auf den wohlgeleibten Gegner mit ihren Mäulern nach vorne, stürzten dabei regelrecht übereinander und lagen somit direkt in Hammerreichweite des Cyclopaers. Mit gewaltigen Hammerschlägen zerschmetterte er die beiden Tschumbis vor ihm am Boden, so dass es nur so in alle Richtungen spratzte. Immer darauf bedacht keinen der Untoten in die Nähe der Hexe zu lassen, stand er wie ein undurchdringbares Bollwerk im Durchbruch der Palisade. Schimmer, die Großkatze der Hexe, sprang Iliaka rechterhand, an dem kleineren Durchbruch, zu Hilfe, während Karim und Tanis derweil einen Durchbruch auf der linken Seite verteidigten. Der Waldgeist gab Bosperia mit seinen Pfeilen Deckung und schoss auf jeden Untoten, der sich ihr näherte, sodass sie zusammen mit den Geretteten wieder zurück hinter die Palisade humpeln konnte. Die Trommeln wurden lauter und der Kampf wilder. Auch an anderen Stellen des Walls hatten sich Shilaner, ermutigt durch die Fremden Helden, zur Verteidigung zusammengefunden und hackten mit ihren Säbeln die untoten Angreifer in Stücke. Auch Bagiraj, der sich nun wieder gefangen hatte, unterstütze nun Iliaka und Schimmer. Die Schlachtkette des Knochenbrechers schwang einige Schritt vor dem Durchbruch in weitem Bogen und beschrieb einen vernichtenden Kreis, der alles zerschmetterte, was ihnen zu nahe kam, darunter auch den noch immer brennenden Tschumbi, den Siranya entzündet hatte. Brennendes faules Fleisch flog übers Schlachtfeld. Zusammen kämpften sie wie eine tödliche Einheit. Sie obsiegten und die Trommeln in der Ferne verstummten. Ein wohliges nur zu bekanntes Gefühl des Triumphes machte sich unter den Verteidigern breit und übertrug sich auch auf die anderen Shilaner der Hafenstadt.

Der Auftrag

Regiert wurde Shila von einer Harani, die zugleich Vorsteherin im Siedlerrat als auch Nautarchin der hiesigen Kaperflotte war. Die auffallend gutaussehende und gutgekleidete Shilascha trug lange Zöpfe, die ein fehlendes Ohr offenbarten. Sie reichte jedem der Fremden, die sie in ihren Palast bestellt hatte, dankend die Hand. Dabei bemerkten diese, dass der Harani neben einem Ohr auch ein Finger der rechten Hand fehlte. Shilascha erzählte, dass vor einem halben Jahr eine Gruppe Wudu-Stammeskrieger in die Stadt und den Boroun-Tempel eingedrungen waren, alle Todespriester töteten, derer sie habhaft werden konnten und anschließend die sogenannte Rabenklaue geraubt hatten. Sie machte keinen Hehl daraus, dass das Artefakt ursprünglich von den Wudu stammte und vor genau dreihundertachtundfünfzig Jahren, durch die Teilnehmer der Perlmeer-Expedition unter Nautarch Sanin III., von diesen erbeutet, und seitdem zu einem festen Bestandteil des Shilaner-Borounkultes geworden war. Seitdem die grausamen Wudu die Rabenklaue zurückgeraubt hatten, war die Küstenstadt den blutgierigen Horden der Waldmenschen fast wehrlos ausgeliefert. In den letzten Monaten konnten etliche Angriffe der Wudu an den Palisaden kaum abgewehrt und nicht selten erst in den verwinkelten Gassen der Stadt aufgehalten werden. Die Dörfer im Umland mussten sogar völlig aufgegeben werden. Es wurde mit den Wudu sogar ausgehandelt dass sie Shila gegen ein Tribut an Sklaven einige Jahre in Ruhe lassen sollten, aber wie sie gesehen haben, war diese Abmachung nicht von langer Dauer gewesen. Der Schutztalisman, musste wieder zurückgebracht werden. Im Gegenzug bot sie den berühmten Tyrannenmördern eine Belohnung in Form funkelnder Edelsteine und so viel Syllarak, ein aus Palmwein destillierter Schnaps, wie sie trinken konnten.
Da genau dieses Artefakt der Grund war, weshalb die Sumutochter, ihre Gefährten in den tiefen Süden geführt hatte, stimmte sie zu. Siranya hatte bereits in den Häfen des Bosparanischen Reichs davon gehört, dass die Wudu mehr und mehr erstarkten und dass sich der Hauch des Todes über die Shilanische Halbinsel gelegt habe. Auch die beiden Meuchlerinnen Iliaka und Bosperia, die als Utharisten, die Vernichtung von Untoten und die Ermordung von Nekromanten zum Ziel hatten, stimmten ebenfalls zu. Mermydion ließ sich die Aussicht auf ein noch nie dagewesenes Syllarakbesäufnis ganz sicher nicht entgehen und Zert’Zul, der Konfrontationen nie abgeneigt war, konnte es kaum erwarten sich mit den Blutkriegern der Wudu im Kampf zu messen. Tanis und Karim vertrauten den Plänen ihrer Anführerin und ersterer hatte sowieso ein für sein Volk eher untypisches Interesse an glitzernden Juwelen entwickelt. Nur Bagiraj war nicht sonderlich wohl bei ihrem Vorhaben. Aber er wusste dass sich niemand wirklich dem Willen der bienenumschwirrten Hexenmeisterin verweigern konnte. So willigte auch er ein, während er sich einredete dass da sicher nicht so viele Tschumbis sein könnten. Immerhin hatte er einen gewaltigen Wurm nur mit einem Paddel erschlagen und schlimmeres überlebt. Warum sollte er also nun ausgerechnet in dieser Grünen Hölle sterben?
Harani Shilascha übergab der Hexe neben einigen Nebeltöpfen, einen Dschinnenarmreif, mit dessen Hilfe sie einmalig einen Dschinn des Wassers würden rufen können, der eine Gruppe maximal sieben Meilen weit durch sein Element befördern konnte. Und sie riet ihnen ihr Wissen über die Wudu und die Rabenklaue zu mehren indem sie die Fremden an den Boroun-Tempel, den Hesimandra-Tempel und den Überlandhändler Erek verwies.
Beim einäugigen Erek, den sie auch schon bald auf dem Basar finden konnten, lernten sie zehn einzelne Wörter in der Sprache der Wudu und deckten sich mit Hängematten, Haumessern und sonstigem Kram ein, der sie vielleicht sogar tatsächlich ein paar Tage im Dschungel überleben lassen würde. Er erzählte ihnen auch, dass die zentrale Siedlung der hiesigen Wudu der Große Kral sei, der fünf Tagesreisen südwestlich, nahe den Bergen zu finden sei. Ansonsten wusste er nur von einer weiteren Wudusiedlung, deren Position etwa einen Tag gen Westen, hinter einer mysteriösen Schlucht liegen solle – die sogenannte Schlucht ohne Wiederkehr. Wer es schaffte diese zu durchqueren, war dem Glauben der Wudu nach ein Auserwählter des Visar. Was das aber genau bedeuten würde, konnte er nicht sagen. Er berichtete weiter, dass es im Süden an der Küste noch ein Ort namens Yar’Dasham existiert, zu dem es aber kaum noch nutzbare Wege gab. Von Shila aus zwei Tage entfernt auf dem Weg zu jenem Ort, lag ein Handelspunkt an dem man mit den Wudu sogar Handel treiben konnte. Ihre Tauschgüter seien Gifte, Edelsteine und Jadeklingen, die sie bevorzugt gegen Opfertiere und Eisenwaffen tauschen würden. Man sagt die Händler aus Yar’Dasham würden sogar gar ganze Siedlerfamilien verschachern. Erek warnte die Gruppe noch vor den tödlichen und lähmenden Blasrohrgiften der Wudu und dass im Dschungel eine Flucht zu Fuß vor den Waldmenschen absolut aussichtslos sei. Er betonte, dass sie innerhalb ihres Territoriums keine Fremden dulden würden. Erschien ziemlich sicher, dass er sie nie mehr wiedersehen würde.
Von den letzten beiden noch lebenden Boroun-Priestern erfuhren die Waghalsigen nach einem kurzen Zwischenfall im Eingangsbereich des Tempels, wie die Rabenklaue aussah und das von ihr eine Aura ausgehe, in der alles Untote vergehen würde. Die beiden Priester wussten weiterhin zu berichten, dass die Wudu die Seelen Verstorbener unter ihre Herrschaft zwingen konnten und dass die in Shila Tschumbis genannten Untote bei den Wilden als Auserwählte Visars galten. Wer zum Tschumbi auserwählt wurde, was sonderbarerweise wohl eine besondere Ehre darstellte, durfte sich vor seinem Untod frei bewegen und wurde angeblich sogar gut behandelt. Ansonsten machten die Wudu aber auch gerne Gefangene, da ihr Götzendienst an Visar viele Menschenopfer forderte. Der besagte Zwischenfall hatte die Hexenmeisterin, Zert’Zul und Tanis, auf ziemlich schmerzhafte Art und Weise, daran gehindert den Tempel zu betreten, was aber von allen anderen entweder nicht bemerkt, oder schlicht ignoriert wurde. Nur Siranya, deren Augen wieder wie brennende Kohlen glühten, ahnte was der Grund dafür gewesen war.
Im Hesimandra-Tempel, den Siranya, Zert’Zul und Tanis gar nicht erst zu betreten versuchten, erfuhren die anderen, dass ein Triumvirat von Häuptling und zwei Schamanen über den Großen Kral und alle Wudu des Umlandes herrschen sollte. Die Hesimandra-Priester warnten eindringlich davor, dass die Wudu jeden sofort töten würden, den sie als Zauberer erkannten, aber auch dass sie fremde Zauberer kaum anhand von Äußerlichkeiten erkennen konnten.
Nach dem Einholen dieser wichtigen Informationen rasteten sie im Palast der Harani um dann am nächsten Morgen gen Westen aufzubrechen. Iliaka, als Dschungelkundige, warnte Mermydion zwar noch vor Überhitzung und Atemnot bei der Nutzung zu schwerer Rüstungen oder generell zu schwerem Gepäck, aber der Cyclopaer ignorierte das Gerede seiner entstellten und langjährigen Gefährtin mit einem Schulterzucken. Mit all ihrer Ausrüstung, Waffen, und Rüstungen verließen sie die Hafenstadt und betraten die ’Grüne Hölle‘.
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Die grüne Hölle verliert ihren Schrecken angesichts der Ankunft der Helden aus dunklen Zeiten

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Ich hoffe ja dass die Helden in der Grünen Hölle dennoch ins Schwitzen geraten. Den nächsten Spielabend haben wir bereits hinter uns und ich ich tauche meine Schreibfeder bereits fleißig in Heldenblut.
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Ungelesener Beitrag von rillenmanni »

Cool!
Spoiler
Für welche Option haben sie sich entschieden? Wollen sie der Feind von Innen (Schlucht) oder Außen (Kommandoaktion im Großen Kral) sein?

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Dark-Chummer hat geschrieben: 21.11.2018 08:40Ich hoffe ja dass die Helden in der Grünen Hölle dennoch ins Schwitzen geraten. Den nächsten Spielabend haben wir bereits hinter uns und ich ich tauche meine Schreibfeder bereits fleißig in Heldenblut.
Wenn das wer schafft dann du :-D

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Danke :-)

Es sei schon mal soviel verraten, dass man den Weg der Schlucht gewählt hat, worüber ich auch ganz froh bin. Ich schaue mal wie weit ich heute mit dem Text komme. Irgendwie artet das immer aus.
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Auf Dschungelpfaden

Hinter der Stadt erstreckte sich ein wucherndes, immergrünes Meer das die Tulamiden ‘Dschungel‘ nannten, was etwa ‘höllische Schwüle‘ bedeutete. Die Shilaner aber, die hier an der Grenze des Regenwaldes leben mussten, nannten es einfach nur die ‘Grüne Hölle‘. Die Todgesagten, die bis auf Iliaka noch niemals zuvor in solch einem Terrain unterwegs gewesen waren, hatten keine wirkliche Ahnung was sie erwarten würde. Vermutlich dachten sie dass dieser Urwald so ähnlich sein würde, wie die Wälder des Mittwaldes oder vielleicht die Auen von Vana. Aber ihnen wurde schnell klar wie fremdartig diese Wälder tatsächlich waren. Siranya wusste, aufgrund der Hinweise im III. Transskript, das einst auch der Blutkaiser hier war und mit vielen neuen Erkenntnissen und uraltem Wissen aus dem Dschungel nach Bosparan zurückkehrt war.
Im Dschungel herrschte ein Überfluss an Farben, Pflanzen, Tieren, Insekten, Geräuschen und Schwüle. Diese Natur wirkte auf die Eindringlinge schlicht fremd. Wer hier überleben wollte, würde all seine Sinne und Fähigkeiten bitter nötig haben. Nicht nur Siranya hatte das Gefühl, dass dies hier die letzte Reise für die alte, ergraute Bosperia sein könnte.
Es knarrte wie in einem morschen, alten Schiff und das Zirpen der Zikaden dröhnte ihnen in den Ohren. Das Rauschen der fernen Baumkronen klang wie hohles Seufzen oder gar wie der kehlige Atem eines Riesen. Stetes Blubbern und Gurgeln, gefolgt von plötzlicher, brütender Stille und hohem Sirren von Hunderten von Insektenflügeln verwirrte ihre Sinne. Die stete Schwüle und Hitze machte ihnen zu schaffen und besonders Siranya litt unter dem hiesigen Klima. Das Hexenweib war ja eigentlich nicht zimperlich, aber sie konnte sich bei bestem Willen nicht vorstellen wie man hier auf Dauer leben konnte. Die Hexe hasste die Hitze, und dass sie sich dieser freiwillig aussetzte hatte schon einiges zu bedeuten. Ihr machtvoller Vertrauter Schimmer hingegen, schien sich hier ganz wohlzufühlen. Zumindest war dem uralten Sonnenluchs keine Anstrengung anzusehen. Sie alle folgten der Schneise, die Hammers Körper durch den Dschungel bahnte, oder die Tanis und Bagiraj mittels ihrer in Shila gekauften Haumesser schlugen.
Am Mittag flackerte Wetterleuchten durch das Dämmerlicht und selbst das dauernde Donnergrollen verstummte. Für einige Augenblicke schien alles den Atem anzuhalten. Eine gespenstige Stille erweckte den Eindruck, dass gleich etwas Schreckliches über die Welt hereinbrechen würde. Die Schwüle wurde noch drückender und die Luftfeuchtigkeit presste ihnen den Schweiß aus allen Poren. Exakt die Hälfte eines Stundenglases lang, prasselt es dann plötzlich herab, als gössen alle Geister des Meeres ihre Eimer aus. Wo das warme Nass nicht sofort versickerte, überflutete es binnen Wimpernschlägen Höhlen und Lichtungen. Siranya war schwer damit beschäftigt ihre Formelsammlung des Fran-Horas trocken zu halten, auch wenn das Wasser dem berüchtigten Werk vermutlich kaum etwas anhaben konnte. Der Waldgeist, der seine Kettenweste immer noch anhatte, hatte dagegen weniger Glück. Die Bogensehne seines Albenbogens war in kürzester Zeit unbrauchbar geworden. Aber so schnell der Regen gekommen war, beruhigte sich das Wetter auch wieder und ebenso schnell setzten auch die Geräusche des Dschungels wieder ein.
Iliaka warnte davor, dass man das Wasser des Dschungels nur dann trinken konnte, wenn man es von klein auf gewohnt sei, oder es vorher abkochte. Doch Feuer war in dieser Welt und auf schlammigem Boden kaum zu entfachen. Bis es zu Boden fiel, war es über Blätter mit Affenkot und Schlimmeren geronnen und war dadurch kaum genießbar. Wer es doch trankt, drohte am ‘Flinkem Difar‘ zu erkranken, einer sehr rabiaten Form des Durchfalls.
Vom Schiff aus hatte der Regenwald schon undurchdringlich, unerbittlich und ehrfurchtgebietend ausgesehen. Hier, auf der anderen Seite der grünen Wand, war die Zivilisation vom Urwuchs wie abgetrennt und nahm jedem, der ihn nicht kannte, die Kontrolle über sein eigenes Leben. Überall stand brackiges Wasser das schnell Schuhwerk und Beinkleider aufweichte. Bagiraj, der stets barfuß und oberkörperfrei unterwegs war, hatte noch die wenigsten Probleme von allen. Aber auch seine Echsenlederhose, die er immer als ’Bux‘ bezeichnete, klebte schon wie eine zweite Haut an seinen Beinen. Wer nicht Acht gab fand sich schnell in einem Sumpfloch wieder. Und es dauerte auch nicht lange, bis man den Seefahrer und Hammer aus einem solchen befreien musste.
Diese Unachtsamkeit hatte auch gleich eine kleine Ansammlung Sumpfegeln zur Folge, die bei den betroffenen nun an Beinen, dem Rücken und an anderen unangenehmen Stellen zu finden waren. Da man mit Sumpfegeln bisher jedoch noch keine wirklichen Erfahrungen gemacht hatte, riss die Hexe die schleimigen schwarzen Würmer ihren beiden Begleitern einfach vom Leib, was jedoch eine äußerst schmerzhafte Angelegenheit und nicht gerade die beste Lösung war.
Auf der Suche nach der ‘Schlucht ohne Wiederkehr‘ drangen sie immer tiefer in das dichte Grün ein. Die die feucht-warme Luft umfing sie wie ein Leichentuch. Moder, Fäulnis, Raubtierschweiß und betörender Blütenduft machen das Atmen schwer. Selbst das kundige Auge von Iliaka erkannte hier keinen Pfad mehr, der angeblich zu Schlucht führen sollte. Landmarken konnten einfach nicht ausgemacht werden, da sie stets unter einem dichten Blätterdach wanderten und meist von hohem Gesträuch umschlossen waren, durch den sie sich Schritt für Schritt quälen mussten. Selbst mit ihren Haumessern dauerte das Vorankommen ewig. Iliaka schätzte dass die Gruppe hier pro Tag höchstens zwischen drei bis fünf Meilen schaffen konnte. Da die besagte Schlucht etwa einen Tag entfernt im Westen liegen sollte, rechnete die Meuchlerin damit dass sie im bestenfalls abends oder wohl eher erst am nächsten Morgen ankommen würden.
Bäume waren hier keine Einzelwesen, sondern eher eine verwachsene Wand aus großen und kleinen Pflanzen, Schlinggewächsen und Parasiten die alle in fiebrigem Kampf der Dunkelheit des Unterholzes zu entrinnen suchten und zu den letzten Strahlen der Sonne drängten. Lianen dicker als Taue, spiralförmig gewundene Ranken, schwere Vorhänge aus fleischigem Grün, Zunderschwämme und Orchideen wuchsen hier. Die Rinde der meisten Bäume war zerfurcht und bot so den Kletterpflanzen halt. Insekten und Echsentiere, die Karim nur zu gerne zertrat, benutzen sie als Weg hinauf ins Licht. In den Stämmen klafften Vertiefungen, die ein, zwei Schritt tief mit Wasser gefüllt waren und zu Tümpeln und Brutplätzen für vielerlei Larven geworden waren. Die meisten Blätter waren fleischig, hart wie Leder und saftig-dunkel. Eine Unzahl Bäume und selbst Lianen waren derart von pelzigem, nassem Moos umhüllt, dass sie an fremdartige Lebewesen gemahnten. Jeder Schritt musste mit der gerade zur Verfügung stehenden Klinge erkämpft werden und schon bald wurden die Arme der Eindringlinge schwer wie Fesselblei. Wer sich nur kurz setzen oder ausruhen wollte, den erwarteten die aggressiven Ameisen und Insekten.
Die meisten Pflanzen, die am Boden, im ewigen Zwielicht verrotten, waren gewaltig: Hülsen, Blätter, Ranken schienen alle von Riesengewächsen zu stammen. Und dann wurde es zusehends dunkler und dunkler.
In der nun anbrechenden Dämmerung brach ein infernalischer Lärm los: Es bellte, grunzte, keckerte und brüllte durcheinander, und bisweilen gellte auch ein Schrei durch die Dämmerung, der aus der Seele eines Verdammten zu stammen schien.
Hier in der Unendlichkeit der Grünen Hölle, gab es kein Maß, keine bosparanischen Regeln, kein Mitleid. Hier war der kulturschaffende Zweibeiner klein. Die Pflanzen riesenhaft, die Tiere allgegenwärtig und jeder von ihnen, bis auf Iliaka, fühlte sich wie ein todgeweihter Tollpatsch. Hier herrschte die Natur. Und sie erklärte ihre Gesetze nicht.
Nachdem sich die Nacht über den Dschungel gesenkt hatte, sah man die Hand vor Augen nicht mehr. An Feuer war nicht zu denken und Schutz auf Bäumen zu suchen war kaum möglich, denn diese waren von der Wurzel bis zur Krone von wenig gastfreundlichen Spezies bewohnt. Dank Iliaka hatten sie aber einen verhältnismäßig guten Rastplatz gefunden, an dem sie ihre Hängematten von Baum zu Baum spannten. Die Zeltplane von Mermydion wurde irgendwie über ihre Behelfsbetten gespannt und vermittelte zumindest ein Gefühl von Lagerplatz. Der Waldgeist, der eh nur alle paar Wochen mal schlafen musste, Siranyas seltsame, mit Eibenöl eingeriebene Mungostatuette und natürlich Schimmer, hielten Wache.
Die Dunkelheit war erfüllt von Rascheln, Augenpaaren, die in der Finsternis glühten, und dem Höllenkonzert der Frösche, Affen, Vögel und Insekten. Es war fürchterlich und an wirklichen Schlaf war kaum zu denken…
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Hitze, Schwindel, Fieber und Delirium

Am nächsten Morgen war die Kleidung und Ausrüstung der Gruppe immer noch nass und Mermydions Harnisch und Kettenpanzerung setzte bereits Flugrost an. Wirklich geschlafen hatte kaum jemand. Aber kaum war die Sonne aufgegangen, stiegen auch die Temperaturen wieder ins Unerträgliche an.
Die Hitze und Schwüle den zweiten Tag in Folge, führten bei Siranya schon bald zu Schwindelanfällen, woraufhin sich das Hexenweib einfach komplett entkleidete und von da an so weiterging, wie sie aus ihrem Ei geschlüpft war. Die Blonde Bosparanerin, die mit ihren hunderteinundvierzig Jahren immer noch aussah wie Anfang Zwanzig, verdrehte damit allen Männer der Gruppe den Kopf und irgendwie wollte daraufhin auch jeder hinter der Hexenmeisterin gehen.
Den Alb jedoch traf es aber noch schlimmer, da dieser gar unter einem richtig heftigen Hitzschlag litt, was sich schon bald in Übelkeit und Fieber ausdrückte, welches nun sicher mehrere Tage anhalten würde. Aber es half alles nichts – die nackte Hexe und die Meuchlerin trieben sie immer weiter ohne Rast an.
Vermodernde Palmwedel gemahnten an Skelette riesiger Fische und in turmhohen Wänden aus klebrigen Spinnennetzen brach sich grausig-schön das immer diffuser werdende Licht, je dichter der Bewuchs unter und über ihnen wurde. Und so geschah es auch, dass der fiebrige Alb direkt in das Netz einer Baumspinne trat, die über ihnen genau auf diese Gelegenheit gewartet hatte. Die große Spinne biss dem Waldgeist mit ihren Mandibeln fast den Arm ab und pumpte ihr lähmendes Gift in dessen Leib, was auch sofort Wirkung zeigte. Erschrocken aufgrund der Heftigkeit des kritischen Treffers der Baumspinne war Tanis kaum in der Lage sich zu verteidigen, zumal er auch nur sein Haumesser gerade zur Hand hatte. Aber der Knochenbrecher war schnell zur Stelle und verwandelte die Spinne in einen zuckenden Haufen ekligen Matsch, aus dem acht lange Beine herausschauten. Der Alb sang daraufhin halb gelähmt seinen Heilzauber der verhinderte, dass er seinen Arm verlieren würde, und die nackte Hexe stoppte die Vergiftung mit einem weiteren Zauber. Nachdem der Schreck überwunden war und Schimmer sich noch eines der Spinnenbeine geschnappt hatte, reisten sie weiter auf der Suche nach der verdammten Schlucht.
Dutzende Schritt über dem Boden bildete der grüne Baldachin den Himmel des Regenwaldes und seit dem Hinterhalt der Baumspinne sahen sie nun auch öfter nach oben. Nur hier und da fielen breite Lichtstreifen durch das Halbdunkel, die dem überanstrengten Auge allzu oft die Wahrnehmung trüben konnte.
Eine besonders schöne, blassgelbe Orchidee mit sechs großen Blüten, die Iliaka als Schleichenden Tod identifizierte, lud regelrecht zum darüber streicheln ein. Bagiraj, der wusste, dass die Blüten der Hauptbestandteil der Droge ’Samthauch‘ war, erntete auch sogleich die kostbaren wie gefährlichen Blüten mit einem lüsternen Blick. Mermydion schlug diesem aber sofort die Pollen aus der Hand, wodurch die Pollen der Orchidee eine regelrechte Staubwolke bildeten, die der Seefahrer mit entsetztem Blick absichtlich einatmete um ja nichts zu verschwenden. Das wiederum hatte bei Bagiraj dann auch sehr schnell die gewünschte Ekstase zur Folge, inklusive eines weniger gewünschten Deliriums das bald darauf folgte. Unter rauschhaften Träumen, Schwindelgefühlen und im Fieberwahn ging die Reise weiter.
In der Hoffnung weitere Vorfälle dieser Art vermeiden zu können, erklärte Iliaka, dass die herrlich roten, gelben, pinkfarbenen, violetten oder leuchtend blauen Insekten, Spinnen, Fische, Schnecken, Kleinechsen, Frösche, Schlangen oder gar Vögel oft am gefährlichsten seien. Ein Biss oder eine beiläufige Berührung könnte tödlich sein, wenn nicht gerade das Hexenweib in der Nähe war um schnell genug einen Klarum-Purum-Zauber zu wirken.

Die Schlucht ohne Wiederkehr

Und dann am Mittag war es so weit. Ein Territorialzeichen der Wudu, in Form eines schwarzbemalten Totenpfahls mit übereinanderliegenden Raben und Menschlichen Schädeln, markierte den Eingang der Schlucht ohne Wiederkehr. Die Schlucht selbst war ein dunkler Spalt von dreißig bis fünfzig Schritt Breite und einer für sie unüberschaubaren Länge. Links und rechts ragten steile Felswände über vierzig Schritt hinauf und gelegentlich waren aus dem Inneren der Schlucht eine schnelle Abfolge hohler Klänge zu vernehmen. „Pock-pock-pock-pock.“, die nach etwa einer halben Minute allmählich abebbten.
Doch Bosperia die aufgrund ihres Alters nicht richtig mit der Gruppe Schritthalten konnte, und Karim, der bei ihr geblieben war, schienen wie vom Erdboden verschluckt. Erst vor einigen Minuten hatten sie die beiden noch hinter sich in ein paar Dutzend Schritt Entfernung gesehen, doch nun waren sie einfach verschwunden. Alle zogen ihre Waffen und positionierten vor dem Eingang zur Schlucht Rücken an Rücken. Doch nichts geschah. Nur die Geräusche des Dschungels, an die man sich schon zu gewöhnen begann. Aber auch da wo man die beiden das letzte Mal gesehen hatte, fanden sie keine Spur ihrer vermissten Gefährten.
Während sich Zert’Zul im Bereich hinter ihnen umsah, untersuchte Tanis den Eingang der Schlucht vor ihnen. Er bemerkte einige menschliche Skelette die ihm einen greifbaren Grund zur Sorge bereiteten. Der Waldgeist bemerkte auch dass viele der Bäume in der Schlucht in einem schlechten Zustand waren. Bis hinauf zu einer Höhe von fünf Schritt waren alle Bäume mit dunkelbraunen Holzzerstörer-Pilzen übersät. Er sah auch Dutzende Gespensterkrähen oben in den Bäumen die sie regelrecht beobachteten. Auffällig war auch, dass es außer diesen hier keine anderen Tiere zu sehen gab. Dann bemerkte er seltsame Einkerbungen in den übergroßen Fruchtkörpern der Pilze, woraufhin er erkannte um was für Pilze es sich hier handeln musste.
In seiner Sippe, die ihn schon lange verstoßen hatte, hatte er vor über hundert Jahren vom sogenannten Bohuha-Pilz gehört, dessen Sporen zu schwerer Atemnot und schließlich zum Ersticken führten. Ihm dämmerte was die Gespensterkrähen und die Pilze hier für eine Symbiose eingegangen waren und wies alle an sich Tücher oder ähnliches um Mund und Nase zu binden.

Hindurch!

Iliaka legte Hammer nahe sich zumindest von einem Teil seiner Panzerung zu trennen, was dieser natürlich wieder verweigerte. Nachdem die Möglichkeit des Kletterns schnell ausgeschlossen wurde, was durch Mermydions Weigerung ohnehin nicht möglich gewesen wäre, betraten die Totgesagten die Schlucht.
Die ersten zweihundert Schritt durch die Schlucht, herrschte eine wahrhaft gespenstige Stille. Dann jedoch hörten sie es wieder: „Pock-pock-pock-pock.“ Wie es Tanis unausgesprochen vermutet hatte, begannen die Geisterkrähen fast wie auf Kommando die Pilze anzupicken, was deren Sporen nach und nach über die ganze Schlucht verteilte.
Zert’Zul, Bagiraj, Tanis, und Iliaka bildeten zusammen mit Schimmer die Vorhut und bahnten sich so schnell sie konnten einen Weg durch das Dickicht, während die Pilzsporen um sie herum waberten. An Dauerlauf war aber aufgrund des dichten Bewuchses nicht zu denken. Siranya blieb hinten bei Mermydion, der natürlich in seiner schweren Rüstung viel langsamer war. Ihr Mundschutz hielt den Großteil der Sporen ab, aber nach zehn Minuten spürte Tanis und Siranya bereits beginnende Atemnot die ihnen langsam aber stetig die Lunge zuschnürte und sie zugleich verlangsamte. Langsam aber unaufhaltsam folgte Mermydion in Begleitung der Hexe den anderen, wobei Siranya weiter absichtlich auf der Höhe ihres Gefährten blieb. Die Hexenmeisterin hätte auch jederzeit ihr fliegendes Schlagenszepter nutzen können, um die Schlucht problemlos über den Sporenwolken zu durchfliegen, aber die Warnung, dass die Wudu jeden töten würden, den sie als Zauberer erkannten, hatte sie nicht vergessen.
Die Vorhut schaffte es schließlich nach siebenhundert Schritt und einer halben Stunde, das Ende der Schlucht zu erreichen, wobei Tanis vor Atemnot kaum noch gehen konnte. Die nackte Hexe hingegen, die ja zur Absicherung bei ihrem Gefährten geblieben war, hatte irgendwann neben diesem das Bewusstsein verloren und war kaum noch am Atmen. Der Cyclopaer warf sich das schlanke Hexenweib daraufhin einfach über die gepanzerte Schulter, schnappte ihr Szepter und stapfte mit dieser stoisch weiter durch die verdammte Schlucht und das kaum durchdringbare Dickicht, wobei er der Schneise folgte, die seine Gefährten vor ihm mehr oder weniger gebahnt hatten. Es dauert weit über eine Stunde, bis auch er zusammen mit der bewusstlosen Gefährtin die Schlucht passiert hatte, ohne als zukünftiges Krähenfutter zu dienen, die aus irgendeinem Grund gegen die Pilzsporen immun waren.

Gefangen

Kaum war die Hexe wieder zu sich gekommen, waren sie auch schon von fünfzehn schwarzen Wilden umstellt! Die Blutkrieger der Wudu waren allesamt mit Holzspeeren und Blasrohren bewaffnet und schienen kampfbereit, erstaunt und neugierig zugleich.
Im Schnitt waren sie kleiner als Bosparaner und gingen Siranya gerade mal bis zur Brust und wogen sicher nicht mehr als sechzig Stein. Sie hatten dunkelbraune, fast schwarze Haut, dunkle Augen und glattes schwarzes Haar. Ihre Bewegungen waren geschmeidig und raubtierhaft zugleich. Einzige Kleidungsstücke waren ein Lendenschurz und lederne Schuhe.
Ihr Anführer, ein Tapasuul, der sich Kelakeke nannte, war in einen Umhang aus Rabenfedern gehüllt, mit roten Zeichen bemalt und trug um den Unterkiefer einen zusätzlichen Unterkiefer aus Knochen von irgendeiner Bestie. Sein Lendenschurz zierte eine große Schrumpfkopfsammlung, in der sich auch der blutige Kopf der alten Bosperia befand! Mit Entsetzen starrten sie den Schädel ihrer langjährigen Gefährtin an und waren zumindest etwas erleichtert, dass dort nicht auch noch der Kopf von Karim hing, von dem immer noch jede Spur fehlte. In dem Moment schwor Zert’Zul innerlich Rache. Er würde diesen Tapasuul töten und viele seines Volkes mit ihm – aber erst nachdem sie ihren Auftrag erfüllt und die Rabenklaue zurückgeholt hatten.
Der Anführer machte ihnen mit Händen und Füßen deutlich, dass man sie tatsächlich für Auserwählte des Visar hielt, da sie es geschafft hatten die Schlucht ohne Wiederkehr zu durchqueren - genau das, was sie erreichen wollten. Mit was sie aber, aus welchen Gründen auch immer, nicht gerechnet hatten, war, dass man ihnen alle ihre Waffen abnahm. Alle ihre restliche Ausrüstung durften sie jedoch behalten.
Auf dem Weg zur Wudu-Siedlung hinter der Schlucht verhielten sich die Wudu freundlich aber bestimmt. Die Siedlung in die sie getrieben wurden, hatte gut hundert Bewohner die sie, und vor allem die nackte Siranya, alle begafften. Man brachte ihnen Wasser und Früchte und schon am nächsten Tag begann der Marsch zum Großen Gral.

Yaq-Hai

Am vierten Tag im Dschungel und zwei Tage nachdem sie das Wudu-Dorf hinter der Schlucht ohne Wiederkehr gen Südosten verlassen hatten, und einem für sie nicht sichtbaren Pfad gefolgt waren, schienen die zwölf Wudu, die sie begleiteten und führten, Abends sichtlich beunruhigt. Die primitiven Wilden, die neben ihren Speeren die Waffen der Totgesagten trugen, schauten sich wachsam immer wieder um und blickten dabei auch in die Bäume über ihnen. War Karim ihnen vielleicht gefolgt? Sein Schrumpfkopf oder seine Leiche waren noch nirgends aufgetaucht. Es gab also noch Hoffnung. Nur wenn es der Schattenkrieger war, hoffte Zert’Zul, dass dieser keine Befreiung versuchte, da sie ohne die ortskundigen Wudu niemals eine Chance hätten den Großen Kral zu erreichen. Was dann jedoch geschah, überraschte selbst den Gladiator.
Ein toter Wudu dessen verweste Haut eine gräuliche Farbe angenommen hatte, jedoch frei von Leichenfraß oder Maden, schnellte lautlos wie ein Pfeilschuss aus einem Hinterhalt direkt unter die Wudu-Eskorte und riss einem der Stammeskrieger mit zwei wuchtigen Klauenhieben die Kehle auf. Aus der fürchterlichen Wunde sprühte das Blut nebelartig über den Kampfplatz und gurgelnd und sterbend ging der Stammeskrieger zu Boden. Die anderen Wudu schrien sogleich mehrfach das Wort „Yaq-Hai“ und griffen den Schrecken sofort von allen Seiten mit ihren Speeren an.
Die verfilzten nassen Haare des Untoten Angreifers, klebten ihm am Schädel. Die Augenhöhlen, das Schrecklichste an der ganzen Kreatur, waren mit einem kränklich gelb leuchtenden Pilzgeflecht gefüllt. Doch die fehlenden Augen schienen durch die dämonischen Sinne einer Raubkatze ersetzt worden zu sein. Die Nase zuckte ständig nach Beute witternd. Aus dem Mund, eingefroren in dem bösartigsten niederhöllischen Grinsen, das je ein Sterblicher erblickt hatte, schoss immer wieder eine überlange, blutrote, speicheltriefende Zunge, um sich langsam wieder hinter die Reihen zersplitterter Zähne zurückzurollen. Die Hände, zu Klauen verkrümmt, hacken ziellos in die Luft. Kein bedrohliches Knurren, kein wütendes Zischen entfuhr seiner Kehle, kein Ästchen knackte und kein Laub raschelte unter seinen leisen verwesten Sohlen.
Doch kaum etwas schien den machtvollen Untoten aufzuhalten. Mühelos riss sich die Bestie einen Speer aus der Seite, während sich die Wunde bereits wieder, aufs grausigste wuchernd, schloss! Deren Angst witternd drehte sich das untote Wesen zu den waffenlosen Helden um und schnellte mit unglaublicher Geschwindigkeit, geiferndem Maul und blutigen Klauen auf diese zu…
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 01.02.2019 20:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Der Verfolger

Zert’Zul wich dem Angriff des untoten Verfolgers aus und erkannte, dass man diesem mächtigen Untoten nur mit einer schweren oder am besten einer magischen Waffe beikommen konnte, die es vermochte fürchterliche Wunden zu reißen. Die Speere der Wudu, die dem Yaq-Hai in den Rücken stachen, richteten kaum nennenswerten Schaden an. Der Knochenbrecher bedeutete dem Wudu-Anführer Kelakeke, dass er ihm seine Schlachtkette zuwerfen sollte, wenn sie diese unheilige Begegnung überleben wollten. Instinktiv erkannte der Tapasuul, was der Fremde von ihm wollte und sah auch ein, dass dies womöglich ihre einzige Chance war. Er warf dem Gladiator seine Kettenwaffe zu, aber verwehrte dem Waffenschmied seinen Hammer, der ebenfalls um seine schwere Waffe bat.
Es entbrannte nun ein wilder Zweikampf, der alle Wudu ehrfürchtig einige Schritt zurücktreten ließ, als die Schlachtkette ihre tödlichen Kreise drehte. Der mehr als ein Kopf kleinere und nur etwa sechzig Stein schwere Untote attackierte zunächst die Beine des Trollzackers und ging dann zu gezielten Bissen über. Zert’Zul traf mit jedem zweiten Schlag, aber der Yaq-Hai, wie die Wudu das Wesen nannten, regenerierte dennoch schneller seine Verletzungen, als der Gladiator diese anrichten konnte. Sobald der Untote zu schwer verletzt war, sprang dieser mit einem gewaltigen Satz in die Kronen der Bäume, nur um sich bald darauf wieder unverletzt auf seinen Gegner zu stürzen und seine Klauen in diesen zu schlagen.
Der Kampf wogte hin und her. Zert’Zul besann sich auf seine alte ungezügelte Kampfweise, mit der er früher gekämpft hatte. Diese war zwar höchst riskant und bot dem Gegner bei Fehlschlägen gefährliche Kontermöglichkeiten, aber dafür waren jene Wuchtschläge auch absolut vernichtend, wenn sie trafen.
Als der Untote wieder einmal schwer verletzt war und auf einen Baum springen wollte, gelang es Zert’Zul den Sprung seines Gegners mit dem Haken am Griffstück seiner Schlachtkette zu stören, wodurch er Gelegenheit für zwei weitere Attacken bekam. Mehr brauchte er nicht. Die nächsten beiden Angriffe des Trollzackers ließen den Urwald um sie herum verstummen und zerschmetterten den untoten, lautlosen Angreifer endgültig.
Kaum war der Kampf gewonnen nickte Kelakeke Zert’Zul anerkennend zu und forderte aber auch direkt wieder dessen Waffe zurück - eine Bitte, die Zert’Zul auf Weisung Siranyas nachkam. Vielleicht hätten sie sich wirklich gegen die Überzahl der Wudu-Kämpfer behaupten können, aber da sie den Weg in den Großen Kral nicht kannten, wäre ein solcher Sieg sinnlos gewesen. Bevor sie ihren Marsch durch die grüne Hölle fortsetzten, nähten die Wudu dem gefallenen Kameraden die Augen, dann die Ohren, die Nasenlöcher und schließlich den Mund zu und ließen sie einfach so liegen.

Der Große Kral

Am Morgen des siebten Tages erreichten sie endlich den Vorposten des Wudu-Reichs, den sogenannten Großen Kral, der eingerahmt von zwei Steilwänden direkt an einem großen, länglichen See lag. Die obere Hälfte des Südplateaus bestand aus dunklem Tuff und die untere Hälfte aus grauem Kalkstein. Das Westplateau, das ebenfalls aus Kalkstein bestand, war durch einen Bach und Wasserfall von Ersterem getrennt. Dazwischen standen die Rundhäuser, der etwa dreihundert, dort lebenden Wudu. Die primitiven Behausungen, die etwa ein Spann hoch auf Pfählen standen, besaßen ein Holzgerüst und einen ebensolchen Boden. Die Wände bestanden aus einfachen Bastmatten, von denen einige aufgerollt waren. Unter jedem der hohen Spitzdächer war eine Feuerstelle zu erkennen.
Die Zahl der greisen Wudu war auffällig gering und vielleicht bestand sogar ein Zusammenhang mit den Tschumbis die Shila angegriffen und eher runzlig und alt gewirkt hatten. Die also meist jungen Wudu im Großen Kral waren hauptsächlich mit blutigen Speeren, primitiven Keulen und Blasrohren bewaffnet. Der einzige Schutz bestand, wenn überhaupt, aus einem großen Lederschild. Anhand der Bemalung schien es sich hier aber um einen anderen Stamm als den von Kelakeke zu handeln.

Ankunft

Um die Helden und ihre Wudu Begleiter versammelte sich eine regelrechte Flut von schwarzen Leibern, die die Neuankömmlinge und vor allem die immer noch komplett nackte Hexe und ihre wohlgeformten weiblichen Rundungen neugierig betrachteten. Aber auch der fremdartige Waldgeist wurde genauestens begutachtet. Kelakeke stellte sie als Auserwählte Visars vor. Zumindest war es das was Iliaka verstehen konnte.
Aus der primitiven Menge trat eine ruhige, ernste und junge Wudu mit dem schlohweißen Haar einer Greisin, dichtgefolgt von einem halbzahmen, gewaltigen Schwarzoger, der von der Schamanin Xiaotl genannt wurde! Die Weißhaarige begutachtete die Ankömmlinge sehr genau und hörte sich an was Kelakeke zu sagen hatte, der sogleich die Position des obersten Blutkriegers forderte, was die schwarze Menge ziemlich in Aufruhr brachte.
Der Häuptling, der wie die Schamanin Teil des örtlichen Triumvirats war, ließ auch nicht lange auf sich warten. Der oberste Blutkrieger, der Takezehe genannt wurde, und sich um die weltlichen Belange des Stammes kümmerte und mit der Schamanin Gringukala im Konflikt stand, war nicht nur überaus aufbrausend und voll des Hasses, sondern auch fast zweieinhalb Schritt hoch! Nur der Schwarzoger der Schamanin überragte ihn noch um zwei Haupteslängen. Am liebsten hätte erst er den Ungläubigen Fremden und dann den Wudu vom anderen Stamm den Gar ausgemacht – allen voran Kelakeke, der es gewagt hatte ihn herauszufordern. Aber die ruhige Gringukala konnte ein örtliches Gemetzel unter allen Anwesenden, darunter auch der immer zorniger werdende Schwarzoger, gerade noch verhindern. Der große Takezehe lehnte die Auserwählten Visars als solche ab, wurde aber von der Schamanin pflichtbewusst überstimmt. Die Regeln für die Durchquerung der Schlucht ohne Wiederkehr waren zum Glück für die Helden sehr eindeutig. Iliaka übersetzte, dass sie nun offenbar unter dem Schutz von Gringukala stehen würden und dass diese Kelakeke erst Prüfen würde, ob er geeignet sei den obersten Blutkrieger überhaupt herausfordern zu dürfen.

Schwarzmalerei

Die Schamanin geleitete die Tschumbi-Kandidaten in ihre Hütte die im Gegensatz zu den anderen Hütten auf zwei Schritt hohen Pfählen stand. Während der Schwarzoger draußen wartete, folgten die Totgesagten der jungen Weißhaarigen in das Innere der Behausung. Siranya erkannte diverse Gifte, Medizin und jede Menge Orazal, ein spezieller Klebstoff, von dem sie bisher nur gelesen hatte. Und außerdem verkochte Gringukala in einem großen Topf, Köpfe zu Schrumpfköpfen, sogenannten Tsantsas. Darunter auch der von Bosperia, der in der ekligen kochenden Brühe immer wieder an die Oberfläche kam, und den ihr Kelakeke mitgegeben hatte!
Während die Schamanin in einem anderen Topf ein schwarzes Kräutergemisch anrührte, erklärte sie stolz wann sie geprüft werden würden und läutete die Vorbereitungen auf das Tschumbi-Ritual ein. Sie bestrich die Auserwählten am ganzen Körper mit dem heißen schwarzen Kräutersud, wodurch deren Haut die für die hiesigen Tschumbis so charakteristische schwarze Farbe bekam, die tief und semipermanent in deren Haut einzog. Bagiraj, der von Natur aus, wie die Wudu, eine dunkle Hautfarbe hatte, amüsierte sich köstlich über diesen Umstand und lachte lauthals im angesichts ihres baldigen Todes. Die Schamanin erklärte weiter, dass man sie bis zum Morgengrauen des dritten Tages gut nähren würde, sie kleinere Wünsche äußern und dass sie sich bis dahin auch mehr oder weniger frei bewegen durften. Nur ihre Waffen bekamen sie natürlich nicht wieder, was Mermydion ziemlich unruhig machte, der aus welchen Gründen auch immer offenbar davon ausgegangen war, dass man ihnen diese nicht abnehmen würde. Als sie die Hütte der Schamanin mit nun dampfender, schwarzer Haut wieder verließen, begegneten ihnen die Wudu mit Respekt und ohne Furcht.
Was genau Bestandteil ihrer baldigen Prüfung war oder was genau beim Tschumbi-Ritual passieren würde, verriet man ihnen nicht. Aber Siranya hatte auch nicht vor sich im Großen Kral rituell töten zu lassen um dann als mächtiger Zombie gen Shila zu marschieren.
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 06.05.2019 12:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Au wei! Da muss Unter Wudu aber noch ganz mächtig in die Hose gegangen sein, wenn sogar die Berichterstattung eingestellt wird!
War's so grausam?

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Das Abenteuer haben wir bereits durch. Ich muss mich nur noch aufraffen das Finale zu schreiben. Aber das AB war leider tatsächlich nicht so gut wie ich dachte. Als Meister lagen einem quasi nur die absoluten Rohinfos vor.

Aber ich möchte auf jeden Fall weiterschreiben, damit ihr wisst wie es unter den Wudu weitergeht.
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Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

[Entschuldigt bitte dass es drei Monate gedauert hat mit dem weiterschreiben, aber nun geht es weiter!]

Innerhalb der Siedlung

Die Auserwählten, die nun die „Farbe Visars“ trugen, wurden in einer der beiden Hütten der Tschumbi-Kandidaten untergebracht die verhältnismäßig bequem und üppig ausgestattet war. Die Hütte daneben beherbergte eine greise Wudu, die auf ihre Abholung zur „Prüfung“ wartete, die in deren Fall am nächsten Morgengrauen stattfinden sollte. Iliaka nutzt diese der Greisin verbliebene Zeit mit ausführlichen Gesprächen um möglichst viel über die Kultur der Wudu zu erfahren aber auch um Dinge herauszufinden die ihrem eigentlichen Ziel nützlich sein könnten – das Finden und Bergen der Rabenklaue.
Tatsächlich ließ man die Auserwählten frei im Lager herumlaufen, was diese auch gleich ausnutzten um ihre neue Umgebung ausführlich zu erkunden. Am Ufer des Sees, lagen zwei unbewachte Boote, die sie zumindest in der Theorie zur Flucht konnten. Die Tatsache dass diese nicht bewacht waren, war entweder unfassbar dumm, oder aber es gab einen anderen Grund weshalb das nicht nötig war.
Mermydion stapfte zum Wasser und versuchte erst einmal vergebens die schwarze Farbe von seiner Haut und seinen Händen zu waschen. Aber egal wie fest er schrubbte, die Farbe Visars ließ sich nicht abwaschen und war tief in ihre Haut eingezogen. Doch plötzlich zappelte ein Flussfetzer-Fisch an seiner Hand der sich in dieser mit seinen spitzen Zähnen regelrecht festgebissen hatte. Mermydion zerquetschte den Flussfetzer und nutzte die Gelegenheit gleich einmal diese ihm unbekannte Fischart roh zu kosten. Er zog seine Kettenhandschuhe an und machte sich einen Spaß daraus durch das patschen auf die Wasseroberfläche noch mehr der garstigen, aber wohl schmeckenden Fische anzulocken. Grinsend und voller Elan zog er auf diese Art einen Fisch nach dem anderen aus dem länglichen See und demonstrierte seinen Gefährten stolz wie schnell er doch Fische fangen konnte.
Doch plötzlich schnellte ein großer Alligator aus dem Wasser und verbiss sich in seinem mit Ketten gepanzerten Arm! Mermydion, der sich nun erschreckt mit vollem Gewicht nach hinten fallen ließ um nicht in die Tiefen gezerrt zu werden, hämmerte mit seiner anderen gepanzerten Faust auf den Alligator ein. Zert’Zul kam seinem Begleiter lauthals lachend zu Hilfe und auch Bagiraj sprang ein, schnappte sich ein Paddel und schlug dem Unterwassermonster lachend so lange auf den Schädel bis es tot war. Der Wurmbezwinger aus Elem, der schon ein viel größeres Ungeheuer mit einem Paddel erschlagen konnte, hatte seinen Namen nicht von ungefähr.
Etwa dreißig Schritt nahe der gegenüberliegenden, südlichen Steilwand, hing ein zwei auf drei Schritt messender, stabiler Holzkäfig, der durch ein Plateau darüber zu erreichen war, das sich etwa dreizehn Schritt über der Wasseroberfläche befand. Der Käfig, der zur Hälfte unter Wasser lag und mit Seilen am Fels darüber befestigt war, war augenscheinlich leer. Die Vorstellung in diesem abgesenkt zu werden, während man ertrinkt und zugleich von Flussfetzern bei lebendigem Leib gefressen wird, war eine überaus unangenehme Vorstellung.

Blutopfer!

Im südwestlichsten Bereich des Großen Krals, den die Auserwählten mittags zusammen mit vielen anderen Wudu über zwei in den Fels geschlagene Treppen erreichten und über dem viele Aasvögel und Raben kreisten, erblickten sie einen Marterpfahl auf einem großen blutigen Stein. An diesem war ein Gefangener Shilaner gebunden, der den Wudu offenbar einige Tage zuvor in die Hände gefallen sein musste. Die primitiven Wilden stimmten einen unverständlichen Singsang an, der immer wieder durch andere ekstatische Schreie der Anwesenden und des Gefangenen unterbrochen wurde.
Die junge Gringukala mit dem schlohweißen Haar einer Greisin trat vor, schlitzte dem nun noch lauter schreienden Gefangenen mit einem Messer den Bauch auf. Sie entnahm dem noch lebenden Gemarterten das Gedärm, das sie ruckartig und immer wieder mit Nachhilfe ihres Messers aus dessen Bauch zerrte, während sich ihr weißes Haar blutrot färbte. Daraufhin schlug sie dem mittlerweile bewusstlos gewordenen Gefangenen den Kopf ab, der wohl schon bald zu deren Schrumpfkopfsammlung hinzukommen würde. Das in einer Wanne gesammelte Blut wurde von den Umstehenden getrunken, das diese nur zu gierig in sich aufnahmen, während ihre Leiber im Takt der Trommeln zuckten. Die Überreste des Leichnams wurden dann an den Füßen nach oben über Seile in die Steilwand gezogen, die ins Bosparanische übersetzt als „Körperwand“ bezeichnet wurde.
Wie Iliaka übersetzte, verkündete Gringukala kurzentschlossen, dass Kelakeke in der nächsten Nacht das herausgeschnittene Herz des Opfers finden müsse, wenn er Takezehe am folgenden Mittag herausfordern wolle. Sie rief sechs Raben herbei, die sich regelrecht um das besagte Beutestück am Boden und in der Luft stritten um schließlich in der Körperwand zu verschwinden.
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Söldnerameisen

Während fast alle Bewohner des Großen Krals um den Blutstein versammelt waren, begaben sich Hexe und Hammer zur Hütte der Fremden Wudu, die weit nördlich am Rande des Krals lag. Jener Hütte, in der die Wudu, die sie hergebracht hatten ihre persönlichen und meisterhaften Waffen versteckten, die man ihnen im Dschungel abgenommen hatte.
Etwa hundert Schritt weiter sah das Hexen-Hammer-Gespann die Tschumbi-Wachposten, die im Abstand von etwa fünfzig Schritt jeweils unter einem Unterstand zu zweit Wache hielten. Die regungslosen Untoten waren nur schwer zu erkennen und hatten vermutlich den Befehl alle Eindringlinge oder fliehende Nicht-Wudu zu töten. Aber dieser Ring aus untoten Wachposten, der sich vom Westplateau im Halbkreis bis zum See zog, war ein Hindernis über das sie sich später Gedanken machen mussten. Nun brauchten sie zunächst einmal ihre Waffen zurück.
Im Inneren der Hütte der Fremden Wudu sah Siranya von außen glücklicherweise nur einen einzigen Wudu-Krieger, während der Rest inklusive Kelakeke vermutlich gerade dem Blutopfer beiwohnten. Die Hexenmeisterin formte nun die Hände vor dem Mund zu einem Trichter und ahmte irgendwie mehr schlecht als recht die Geräusche von Ameisen nach, die sie mittels ihres Tierruf-Zaubers aus der Umgebung direkt in die Hütte der Fremden Wudu beschwor. Aber offenbar war ihr beim Nachahmen von deren Geräuschen ein Fehler unterlaufen. Denn sie beschwor ungewollte elf riesige Söldnerameisen, die sich sogleich über den einzelnen Wudu hermachten. Ihre Mandibeln zerrissen den vollkommen überraschten Wächter und trennten seinen Körper und Gliedmaßen in ein Dutzend Stücke und trappelten mit diesen Richtung Westplateau die Steilwand hinauf, wo sich vermutlich ein nahegelegener Bau oder Nest befinden musste. Das Hexenweib war amüsiert und erschrocken zugleich ob dieses mächtigen Zauberpatzers, der ihr Problem in Form des Wächters perfekt gelöst hatte. Sie dachte nur kurz darüber nach ob es womöglich an diesem Ort lag, der Beschwörungen begünstigte oder ob es die Tatsache war, dass sie mit vielen Tierkönigen im Bunde war, und dadurch unbewusst größere Exemplare der Mata-Mata-Kiran, wie die Wudu die riesigen Ameisen nannten, herbeigerufen hatte.
Mermydion jedoch verlor keine Zeit, ging in die Hütte und barg schnell ihre ganzen Waffen, die er wie kleine Babys im Arm trug. Hexe und Hammer gingen daraufhin schleunigst zu ihrer Hütte der Tschumbi-Kandidaten und übergaben dort der Meuchlerin die Waffen, die diese unauffällig im Flussbett versteckte. Dabei bemerkten sie jedoch, dass eine Waffe fehlte - Bagirajs meisterhafter Elemer Säbel. Und es dauerte auch nicht lange bis sie diesen am Gürtel von Kelakeke sahen, der damit offenbar demnächst den obersten Blutkrieger des Großen Krals erschlagen wollte.

Geschichten für die Toten

Kurz vor der Mittagszeit wurden mittels Katamaranen alte trockene Mumien über den See und dann auf den großen Platz transportiert, was laut der greisen Wudu ein tägliches Ritual war. Denn auf dem Platz wurden den Toten die neusten Geschichten erzählt. Und aufgrund der Ankunft der Auserwählten, die lebendig die Schlucht ohne Wiederkehr durchquert hatten, hatten die Wudu diesen sehr viel zu erzählen. Währenddessen wachte ein junger Wudu, der mit vielen Knochen behangen war über die toten Ahnen. Die greise Wudu, die am nächsten Tag zum Tschumbi werden würde, erklärte den Auserwählten, die schon bald mit ihr Seite an Seite gen Shila marschieren würden nur zu bereitwillig, dass es sich um einen der vier Juma handelte, die die Schüler des Geistsehers Ongbaka darstellten.
Auf Nachfragen erzählte die Greisin weiter, dass der Geistseher, der Teil des hiesigen Triumvirats war und in Kontakt mit dem Jenseits stand. Er solle Geister rufen und diese unter seinen Willen zwingen können. Ihm unterlagen auch die Rituale zu Vollmond, Finsternissen und natürlich die Erschaffung von Tschumbis. Die Greisin erzählte stolz, dass sie eine der wenigen sei, die den Heiligen schon einmal gesehen hatte. Sie erzählte auch dass er seine Augen vor langer Zeit Visar geopfert, sich für ein Leben in der Dunkelheit entschieden hatte und weder Hass noch Furcht kannte. Und wenn es an der Zeit sei, würde nur einer jener vier Jumas die Höhle der Prüfung wieder lebend verlassen und die Rolle des neuen Geistsehers übernehmen.

Kelakekes Bitte

Nach dem die Mumien wieder zurück in den Berg gebracht worden waren und die täglichen Regenfälle mitsamt Gewitter alle in ihre Hütten getrieben hatte, trat Kelakeke zu den Auserwählten in die Hütte. Diese waren gerade dabei ihre zweite Mahlzeit zu verspeisen, was Mermydion regelrecht zelebrierte und all die Sachen verzehrte die seine Gefährten nicht identifizieren konnten und deshalb verschmähten.
Der Tapasuul versuchte im vertraulichen „Gespräch“ mit Händen und Füßen verständlich zu machen, dass diese für ihn in der Nacht das Herz aus der Körperwand holen sollten, da er offenbar an Höhenangst litt. Er erklärte dass die weißhaarige Schamanin das vermutlich in den Gedärmen des Opfers ‚gelesen‘ und ihm so eine für ihn unlösbare Aufgabe gestellt hatte. Die Helden beratschlagten sich kurz und verlangten als Gegenleistung dafür den Elemer Säbel von Bagiraj, den er an seiner Seite trug. Der unter den Wudu berüchtigte Seelenfresser stimmte zu, machte den Gefangenen aber klar, dass er ihnen den gewünschten Säbel erst nach seinem Sieg über den obersten Blutkrieger geben würde, damit sie dann damit noch mehr Shilaner im Auftrag Visars erschlagen konnten.
Damit standen die Auserwählten nun vor einem weiteren Problem. Sie mussten nicht nur das Herz in der Körperwand finden, sondern auch noch sicher gehen, dass Kelakeke Takezehe besiegen würde. Denn nur ein lebender neuer Häuptling würde ihnen die versprochene Waffe übergeben können, denn falls Takezehe obsiegen sollte, würde sich dieser mit ziemlicher Sicherheit die kostbare stählerne Waffe seines Gegners als Trophäe einverleiben. In Anbetracht der Tatsache, dass Kelakeke eher den Umgang mit dem Speer gewohnt, und ein Säbel für ihn eine vermutlich eher ungewöhnliche Waffe war, und Takezehe, der fast so groß wie ein Oger war, einen kaum zu bezwingenden Gegner darstellte, würde man bei diesem Sieg nachhelfen müssen.
"Er ist voller Blut, warum ist er immer voller Blut?"

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