DerShrimp hat geschrieben: ↑26.01.2019 16:25
Die Idee mit der Seelenprüfung finde ich auch reizvoll. Es könnte so laufen, dass diese freiwillig bei den Leumundszeugen angeboten wird, damit diese beweisen, dass sie integer sind. Eien Weigerung wäre natürlich ein ziemliches Fettnäpfchen. Valeta wird dabei eben als Eidbrechering auffallen, bei Vyndor würde ich das eher nicht so sehen, da er ja selber keinen Eid gebrochen hat.
Interessant wäre es bei Amadeo (bzw eigentlich ja Hilgert Bocksbansen), weil dieser sich angemaßt hat einen Adelstitel zu führen.
Also unter der Vorraussetzung, dass der Ehebund mit der Liturgie "Großer Eidsegen" geschlossen wurde, wovon ich bei einem Traviabund zwischen zwei Adligen des Mittelreichs mal fest ausgehe, möchte ich nocheinmal kurz erläutern, warum der seelische Zustand Valetas und möglicherweise auch Vyndors dem eines Frevlers entsprechen müsste, zumindest wenn man mit den Regeltexten argumentiert. Ob du als Meister den Frevel für Ehebrüche im allgemeinen und diesem im Speziellen haben magst, bleibt natürlich dir überlassen. Die Regeln sehen es aber mMn nach so vor.
Erstmal zur Liturgie: "Die Eidparteien verplichten sich auf die gegenseitige Einhaltung des Schwurs, bei dessen Bruch (nur möglich bei einer
Selbstbeherrschungs-Probe, die um die LkP*+5 erschwert ist) der Missetäter als
Frevler gezeichnet wird. [...] Bei einem Traviabund stehen die Gebote Travias, nämlich eheliche Treue, die Fürsorge füreinander und das Zeugen von legitimen Kindern im Vordergrund."
Heißt de facto: Beim Großen Eidesegen ist ein Bruch der ehelichen Treue gleich ein Bruch des Bundes und zieht somit das Frevlermal nach sich.
Weiter heißt es: "Auch Ehegemeinschaften, die nur mit einem einfachen Eidsegen geschlossen werden, sind (zumindest außerhalb von Adel und Großbürgertum) durchaus verbreitet."
Dies wiederum erklärt, warum nicht jeder dritte aventurische Alrik mit Frevlermal herumläuft. Außerdem gibt der kleine Eidsegen auch keine Selbstbeherrschungsprobe vor. Im Adel des Mittelreichs werden Ehen durch den kleinen Eidsegen allerdings nicht anerkannt.
Jetzt zu der Stelle über den Ehebruch im WdG S. 28f, in dem gesagt wird: "Die Travia-Kirche billigt den Ehebruch nicht, sieht ihn aber als höchst menschliche Untugend."
Im Folgenden des Abschnit wird der Ehebrecher dennoch mehrmals als Frevler bezeichnet. Als Beispiel: "Erst wenn der Ehebruch offen zutage tritt, wenn der Frevler sich schamlos gebärdet, den betrogenen Partner verspottet, sieht sich die Kirche genötigt ihn öffentlich anzuprangern."
Hier wird mMn nicht ausgedrückt, dass der Ehebruch kein Frevel wäre, es wird vielmehr gesagt, dass der Kirche nicht daran gelegen ist, solche Ehen zu zerstören, sondern die Frevler durch Ermahnung und Anleitung auf den Weg der Buße zu führen, auf dass sie das Frevlermal tilgen können und die Ehe weiter bestehen mag. Erst in Extremfällen gehen sie den Weg öffentlicher Anprangerung und der Verhängung schwerer Strafen.
Das Traviavademcum (S. 70f) führt dies noch einem genauer aus: Es wird daher nicht selten geschehen, dass ein vor Travia verbundener fehlt und später reuig vor dich tritt. Erkenne seine Schuld und begleite ihn dabei, sich in Demut vor der Göttin zu öffnen. Führe ihn zurück auf den Pfad der Tugen und helfe ihm, dass er von seiner Sünde reingewaschen wird. [...] Weit schlimmer ist es jedoch, wenn weltliche Herrscher sich anmaßend über die göttliche Ordnung hinwegsetzen. [...] Einzig dem Hohen Paar, durch welches die Himmlische Mutter selbst wirkt, obligt es, einen solchen Bund zu lösen."
Ist das vielleicht so, eben weil im Adel der Große Eidsegen gesprochen wird, beim restlichen Volk aber normalerweise der kleine Eidsegen? Jedenfalls wird noch ausgeführt, dass das Hohe Paar nur Ehen trennt, bei denen ein Partner Paktierer oder Geweihter des Namenlosen ist.
Im WdG S 23f zu Frevel und Buße wird ausgeführt, dass man zum Frevler wird, wenn man aktiv gegen bestimmte karmale Effekte handelt: gegen die Weihe eines Tempel (Tempelschändung), gegen die Weihe einer Person (Angriff auf einen Geweihten), gegen den Großen Eidsegen (Eidbruch oder Verführung eines anderen zum Eidbruch).
Dazu heißt es auch: "In vieler Hinsicht muss es als besonders frevelhaft gelten, andere zu einem Frevel zu überreden und dadurch ihre Seele aufs Spiel zu setzten."
Ich weiß nicht wie aktiv Wyndor seit der Ehe ist, aber ich denke er könnte durchaus auch das mal des Frevlers auf sich gezogen haben. Er wusste um den Großen Eidsegen und hat aktiv gegen diesen göttlichen Segen verstoßen. Er muss ihn laut dieser Definition nicht selbst geschworen haben, um dadurch zum Frevler zu werden.
Zum Schluss noch kurz zur Buße (S.24f): "Ein Eidbrecher oder Frevler kann sich von seinem Schandmal befreien, wenn er gegenüber einem Geweihten (besser noch öffentlich in der Gemeinschaft der Gläubigen) seine Schuld anerkennt, sie ehrlich bereut und ene Buße auf sich nimmt."
Ich denke wenn man das ließt, dann braucht man (als Spieler oder Spielleiter) auch gar nicht ein so großes Gewese um dieses Mal des Frevlers machen. Die Einschänkungen, die man dadurch hat, sind zwar recht heftig (für einen religiösen Menschen), aber der Schlüsselpunkt ist die ehrliche Reue, dann findet sich für die Seele schon ein Weg. Frevler sind eben nicht nur Geweihtenmörder und Tempelschänder, sondern auch Ehebrecher und jemand, der einem Geweihten mal im Zorn eine gelangt hat. Ehrliche Reue und Buße sind für alle diese Menschen der Weg das Mal wieder loszuwerden, nur werden Geweihtenmörder und Tempelschänder seltener ehrliche Reue empfinden.
Deswegen meine Empfehlung: Lass die beiden ruhig als Frevler dastehen. Sie haben gegen einen karmalen Großen Einssegen verstoßen und das ist eben die Konsequenz. Auf der anderen seite wird es keine weiteren Konsekuanzen nach sich ziehen, als eine Moralpredigt und die Aufforderung Buße zu tun.
Ilmar hingegen ist zwar seelisch ohne Makel, hat aber profane Verbrechen begangen, für die er gerade stehen muss. Die einen sind Sünder (karmal) der andere ist Verbrecher (profan). Die Sünder müßen bereuen und Buße leisten, der Verbrecher wird profan (da Geweihter vor einem Kirchengericht) verurteilt bzw. freigesprochen.
Amadeo ist auch ein profaner Verbrecher, wenn er nicht noch gegen einen Lehenseid verstoßen hat, oder auf andere Weise seine Seele befleckt hat. Dafür ist sein Verbrechen ein Schwerverbrechen und damit todeswürdig.
DerShrimp hat geschrieben: ↑26.01.2019 16:25
Den Apell an Valeta ihre Ehe zu ehren finde ich sehr schön und stimmig. Werde ich wohl in ähnlicher Form übernehmen...
Danke, das freut mich.