Uff, ganz schön viel Chaos für einen Charakter der Ordnung. Ich versuch mich auch mal an Hilfestellung
Meine Mittelreich-Runde spielt jetzt seit über 800h mit einem Praiosgeweihten Gruppenmitglied. Ein paar Einschränkungen gibt es, bei denen man als Spieler(!) den Pfad dorthin erkennen und ändern muss. Klingt jetzt philosophisch, aber du wirst diese Situationen bald auf dich zukommen sehen :D d.h. ich betrachte auch vieles aus einer Brille der Spielbarkeit, was sich zwar einfügt, aber nicht notwendigerweise so irgendwo geschrieben steht.
chizuranjida hat geschrieben: ↑18.07.2018 02:25Ich nehme an, die kirchliche und die weltliche Rangordnung stehen da erstmal unabhängig nebeneinander, und man hofft erstmal, dass es da nicht zum Konflikt kommt
+1
Das ist ein wichtiger Punkt, mit dem man richtig weit kommt und den Geweihten überhaupt spielbar hält.
"Der Herr Praios war so weise und hat den Menschen die Adelsherrschaft gebracht, damit sie Führung haben. In seiner unendlichen Weisheit hat er dafür gesorgt, dass in allen weltlichen Belangen die Rechte und Gesetze des regierenden(!) Adels von Praios gesegnet sind."
Unter diesem Hintergrund verbietet es sich, weltliche Regenten in Frage zu stellen - wenn sie sich auf weltliche Belange beschränken. 'Weltlich' meint dabei eigentlich alles, was nicht spirituell ist. Die Kaiserin darf Gesetze im Mittelreich verhängen, nach denen Diebstahl, Mord, usw. bestraft werden. Sie darf auch verfügen, dass Diebstahl nicht mehr bestraft wird. Für den Praiot ist das okay, weil es nicht
sein Gesetz ist, sondern das Gesetz des regierenden Adels. Die Kaiserin erklärt eine Glaubensrichtung innerhalb der Praioskirche für Häresie? Nein, das darf sie nicht. Das ist eine kirchliche Sache. Die Entscheidung über die Auslegung der Kirchenlehre liegt bei der Kirche.
Steht der Praiot mitsamt seinem Vorgesetzten vor der Kaiserin und sie sagt "Ab sofort steht auf Häresie der Tod und Geweihte des Praios dürfen Richtsprüche ausführen. Deinen Vorgesetzten erkläre ich zum Ketzer. Jetzt töte deinen Vorgesetzten!" dann passiert..... gar nix. Ihre kaiserliche Majestät steht es nicht zu, über kirchliche Dinge zu entscheiden. Die Lehre des Herrn Praios fordert hier
Unbeugsamkeit.
Das kannst du dann beliebig herunter brechen. Wichtig ist dabei immer die Trennung und welches Recht angewendet wird. Was der Provinzherrscher in seiner Provinz entscheiden darf, regelt das Lehnswesen. Der Graf darf weniger Gesetze erlassen, der Baron noch weniger Entscheidungen ohne Grundlage treffen, der Junker so gut wie nix. Schlägt hierbei einer über die Stränge, zB erklärt ein Baron seine Baronie auf einmal nicht mehr zur Grafschaft XYZ zugehörig, sondern zur Grafschaft ABC, darf er das nicht. Erklärt der Baron, dass in seiner Abwesenheit sein Sohn über die kleinen Dinge richten soll und für die großen Dinge Zeit bleiben soll, bis er wieder da ist, ist das okay. Der abenteuernde Praiot, der eigentlich den Schuldspruch erwirken will, muss warten, wenn er Recht und Gesetz achtet.
chizuranjida hat geschrieben: ↑18.07.2018 02:25Wenn man den Jungen beim Klauen erwischt hat und er den Apfel noch in der Hand hält?
...dann packst du ihn am Handgelenk und schleifst ihn mitsamt dem Apfel in der Hand zur örtlichen(!) Autorität. Das kann die Stadtwache sein, das kann der Junker sein oder auch ein Tempelvorsteher, je nachdem wo du bist. Und dann sagst du "Jenen hier erwischte ich beim Diebstahl. Seine Beute trägt er noch in der Hand. Ich kann es bezeugen, so wahr mir Praios helfe." und überlässt ihn der Autorität. Die Straftat ist im Sinne des Moralkodex geahndet. Ob der Junker/Wache/Tempelvorsteher jetzt daraus eine große Sache macht, einen Freispruch wegen Nichtigkeit, eine abgehackte Hand oderwasauchimmer draus macht....seine Sache.
Merios hat geschrieben: ↑18.07.2018 00:49Wäre nicht das Gesetz, dass es Geweihten verbietet zu herrschen theoretisch gegen Praios Willen und somit von Praiosgeweihten zu unterbinden?
Nirgendwo steht im Moralkodex, dass der Praiot selbst ein guter Herrscher sein soll. Da sind wir wieder beim weltlichen und kirchlichen Belang. Den Praiosglauben zu verbieten ist ein Gesetz, an das der Praiot sich nicht halten muss (bzw. nichtmal darf). Wichtig für die Spielparkeit hier ist eine polytheistische Grundhaltung, in der Praios nur für Ordnung und Wahrheit steht. Nicht für Recht, Gesetz, Magiebannung, Scheiterhaufen, Bestrafung oder sonst etwas, was zur Ordnung hin führt. Praios Wille ist "Ordnung und Wahrheit". Der Weg dahin obliegt den Menschen selbst. Ein Gesetz zur Anarchie (lustiger Widerspruch...) ist gegen Praios Willen. Es muss halt immer klar sein, was erlaubt ist und was verboten. "Magiebann" ist zB ein Aspekt, ja. Hier geht es aber darum, dass die Magieanwendung wegen ihrer chaotischen Natur in Bahnen der Ordnung gelenkt wird. Deswegen sind Gildenmagier auch voll okay, weil die Regeln und Statuten haben, was sie dürfen, was sie müssen, was sie lassen etc. Das entspricht dem Interesse "Ordnung". Genau so kann es mancherorts für Ordnung sorgen, wenn ein Despot oder wohlwollender Tyrann herrscht. In einer nomadischen Stammesgesellschaft oder im wilden Sveltland sind ganz sicher andere Elemente zur Ordnung sinnvoll. Da braucht man dem Stamm nicht ein Fleckchen Dere zuweisen und sagen (oder am besten noch als Buch auf Bosparano hinlegen!) "Alrik darf da herrschen und Belrik darf dort herrschen und wo die beiden sich streiten, müssen sie den höhergestellten Celrik anrufen...". Morgen zieht der Stamm weiter und das gibt keinen Sinn mehr.
Orks und ihr Herrschaftsgebiet sind so eine Sache. Rein weltlich gesehen ist das ja "voll okay", wenn die sich ein Fleckchen selbstverwaltete Erde suchen und da ihre Regeln machen. Rein weltlich gesehen müsste da dann auch Klein Praiotin mitspielen und die Regeln akzeptieren. Da Orks aber ein anderes Pantheon haben und die Anbetung der Zwölfgötter untersagen, in Greifenfurt alle Geweihten massakriert haben etc. wäre das sicherlich eine Gesetzeslage 'gegen den Willen Praios'.
Merios hat geschrieben: ↑18.07.2018 00:49Wenn ein Baron ein Gesetz erlässt, dass das Morden Schutzloser erlaubt(explizit krass gewähltes Beispiel) und Hilfeleistung verbietet, muss ein Praiosgeweihter dann tatenlos zusehen?
Ironischerweise nicht tatenlos. Wenn da Schutzlose ermordet werden, muss Klein Praiotin mit den Achseln zucken. Und wenn der Gruppenheiler oder Gruppenronnie sich daran machen, zu helfen, muss er sie erstmal darauf hinweisen, dass sie sich damit strafbar machen. Im besten Falle sagt er "Ich beobachte euch, ich sehe, was ihr tut. Ich weise euch darauf hin, dass ihr damit gegen geltendes Gesetz verstoßt. Ich herrsche hier nicht selbst, habe keine Autorität, aber ich werde euch dabei nicht helfen und wenn jemand kommt, euch zu stellen, dann werde ich wahrheitsgemäß aussagen, dass ihr dies in voller Absicht getan habt und werde es bei Praios beschwören können."
Merios hat geschrieben: ↑18.07.2018 00:49Darf ich aber zum Beispiel bei angemessenen Vergehen eine Gefängnisstrafe verhängen?
Im Zuge der Spielbarkeit darfst du gar nix. Du darfst anraten, empfehlen etc. aber niemals selbst entscheiden, was passieren soll. Das ist ein Kniff, mit dem du überall als Praiot wahrgenommen wirst und ihn gut darstellst, aber nirgendwo aneckst. Den Richtspruch hat die örtliche Autorität zu machen. Punkt. Du darfst die Anklage vorbringen, das war's.
Erst wenn dich die örtliche Autorität dazu auffordert, als Richter tätig zu sein, darfst du selbst die Gefängnisstrafe verhängen. (zB wenn in einer Stadt mit Stadtrecht und richtigem Gericht der Praiosgeweihte das Amt des Richters bekleidet).
Gewaltenteilung ist eigentlich ein moderner Gedanke, aber der hilft hier. Sieh einfach zu, dass du immer nur eine Gewalt darstellst. Wenn die Blutgerichtsbarkeit festgestellt hat, dass der Schwarzmagier in seinem Turm, der von den Dörflern der schwarzen Künste angeklagt worden ist, zu verbrennen ist dann.... hol schonmal Holz und Zunder! Wenn du selbst Richter sein sollst, dann entsende danach Söldner um den Schwarzmagier zu richten. Wenn der Schwarzmagier im Turm sein Unwesen treibt, dann überwältige ihn und schleif ihn vor die örtliche Autorität um die Anklage zu führen. Sobald du zwei Gewalten selbst machst, wird es.... schwierig. Die hohe Gerichtsbarkeit hat ein lokaler Fürst inne. Wer sich anmaßt, selbst Gericht zu halten, maßt sich den Fürstentitel an und insofern hat der Fürst da etwas gegen. Wenn du die Anklage führst und gleich drauf den Schuldspruch bringst, dann ist fraglich, ob du die Wahrheit gefunden hast. Einzig bei Ankläger und Vollstrecker kann es noch so halbwegs gut gehen, aber ich würde es auch trennen um die Neutralität zu wahren.
Merios hat geschrieben: ↑18.07.2018 00:49Elfen, Zwerge, Echsen, etc. sollten sich generell den alpha Praios anbetenden Menschen unterordnen?
Das kommt doch drauf an, wo du bist. Die Zwerge haben extra weltlich legitimierte Herrschaftsgebiete und nehmen normal an der Welt teil. Wenn sie irgendwo Regent sind, (zB Grafen von Ferdok....) dann sind sie das und gehören geachtet. Ein rassisches Denken nimmt dir schnell die Neutralität der Ordnung. "Ordnung und Wahrheit" heißt nicht "Ignoranz und Dummheit". Wer an der Gesellschaft teil nimmt, bekommt den Respekt, der seinem Platz in der Gesellschaft gebührt. Die zünftige Bognerin Aleya Kann-gut-mit-Holz steht der zünftigen Bognerin Trudhilde Krachwurstmacher nicht nach. Beide sind in der Gesellschaft verankert. Das Problem mit wilden oder freien Elfen ist halt ihr fehlendes Rechtsverständnis und Magiewirkung, die nichtmal als solche wahrgenommen wird. Da hat er Praiot aber eher ein Problem mit diesen Aspekten als mit dem spitzen Ohren.
Generell noch etwas zum "Praiosglauben": Damit wirst du Probleme bekommen. Das ganze ist der Zwölfgötterglaube, denn die Zwölfe sind unteilbar eins. Mit dem "Praiosglauben" wirst du Glaubenskriege provozieren, auch in zivilisierten Landen. Ich würde Praios auch nicht über die anderen 11 stellen, sondern "davor". Das macht vieles einfacher und schöner zu spielen. Und ich würde das alveranische Verhältnis nicht auf das Bodenpersonal ausdehnen :D weil der Praiosgeweihte eine Waffe gegen eine namenlose Bedrohung braucht, muss der Ingerimmgeweihte nicht gehorchen. Da wird dann mit Tradition, zugesagten Lieferzeiten für andere Sachen etc. argumentiert, dass der rotgekleidete Geck selbst mit Befehlston nicht an sein Zeug kommt. Eine Bitte um Amtshilfe in der zwölfgöttlichen Dienerschaft in Form einer Waffe gegen namenlose Bedrohung würde wahrscheinlich schnell zum Erfolg kommen
Merios hat geschrieben: ↑18.07.2018 00:49(Und kurzzeitig dachte ich darüber nach das ins kFkA zu schreiben )
gut, dass nicht :D