Hehehe, wir haben gerade eine Discord-Sitzung beendet, wo wir es als Gruppenabenteuer spielen. Wird nächste Woche beendet.
Ich dachte, ich hätte schonmal eine ausführliche Rezension gepostet, aber das scheint doch nicht der Fall zu sein. Also los:
Handwerklich ist es als Solo-Abenteuer gut umgesetzt. Die Idee mit dem Zeitablauf ist für damalige Zeit sicher innovativ und funktioniert erstaunlich gut. Kritisieren muss ich, dass die Gerüchte im Anhang so dicht angeordnet sind, dass ein betrugsfreies Spiel fast unmöglich ist. Es wäre auf jeden Fall besser gewesen, sie auf Abschnitte zu verteilen.
Der Schwierigkeitsgrad ist knackig, für meinen Geschmack gibt es auch ein paar Möglichkeiten zu viel, ohne eigenes Verschulden das Zeitliche zu segnen.
Der Plot ist interessant und ebenfalls überraschend unverbraucht. Dass Solos den Plan B fast aller Gruppen ("dann schlag ich halt zu") nicht anbieten, gibt es öfter, aber dass das so konsequent aus dem Setting entwickelt wird, finde ich erfreulich.
Stichwort Setting: Die Thorwal-Box ist erst ein Jahr später erschienen - dennoch wäre auch nach "Aventurien" von 1986 erklärungsbedürftig, warum alle Piraten (mit Ausnahme einer Kapitänin, wobei auch das unsicher ist) Männer und alle Prostituierten Frauen sind. Das wird aber nicht erklärt. Auch, dass anscheinend nur die Daspotaer als Piraten gelten und nicht alle Thorwaler, passt nicht zu den vorab erschienenen Setzungen. Das stört die Immersion doch erheblich. Positiv hervorzuheben: "Schicksalsklinge" hat ein Daspota umgesetzt, das die hiesige Karte 1:1 wiedergab. Damals war also noch nicht zu viel verlangt, mal ein wenig zu recherchieren...
Insgesamt würde ich sagen, dass das Abenteuer als Gruppenabenteuer mehr hergegeben hätte, deswegen kann man loben, dass im Anhang angedeutet ist, was es dabei für Möglichkeiten gäbe.
Insgesamt also ein rundes Bild - wenn nicht der "Humor" wäre. Ich schreibe in Anführungszeichen, weil ich mich zunächst nur über den flapsigen und nicht immersionsfördernden Sprachgebrauch gewundert habe. Nach und nach ist mir klar geworden, dass die Autoren wohl geglaubt haben, sie schrieben witzig. Humor ist bekanntlich Geschmackssache. Aber ich weiß nicht, ob ich jemanden kenne, der es einen gelungenen Scherz findet, dass die Prinzessin dick ist. Also, für mich ist schwer zu erklären, wie das überhaupt ein Witz sein soll, aber so ist es anscheinend gemeint. Das ist der Witz.
In der Fünf-Punkte-Skala ziehe ich für den vollkommen vergeblichen Versuch, witzig zu sein, einen Punkt ab und für die flapsige Sprache einen halben. Damit landen wir irgendwo bei zwei.
Übrigens: Wieder ein Thorwal-Abenteuer, das nicht als Beleg für die verbreitete Behauptung dient, Thorwal würde in Spielhilfen und Abenteuern als friedliebende und menschenrechtsorientierte Kultur dargestellt werden.