Wir schreiben das Jahr 1024 BF.
Erst drei Jahre ist es her, dass Borbarad, der Dämonenmeister in der Dritten Dämonenschlacht geschlagen wurde, doch noch immer scheint ein Frieden in Aventurien in weiter Ferne.
Die Heptarchien bedrohen vom Osten, die Reiche die selbst voneinander nicht die Finger lassen zu können scheinen.
Thorwal und Horasreich fechten meist zu Ungunsten der nordischen Hühnen, die Novadis stören an ihren Grenzen das Mittelreich und Al'Anfa konnte noch nie viel Zeit vergehen lassen, ohne irgendwo Feindseligkeiten oder Kriege anzufangen.
Kurz gesagt, überall werden Wunden geleckt und der Zaun zum Nachbar repariert, während man versucht die eigene Scheune nicht zusammenbrechen zu lassen.
Doch auch wenn eine Karte des Kontinents von vielen schwelenden Brandlöchern bedeckt wäre, so finden sich auch ein paar Sterne im Dunkel der Nacht.
Eine vielversprechende blonde junge Dame steuert zielsicher auf den Platz ihres Großvaters zu, wenngleich der ihr im Moment noch etwas zu groß ist, so hat sie sich doch schon auf den Thron von Garetien und Almada gesetzt.
Auch Aranien hat nach langer Zeit die eigenen Zügel wieder in die weibliche Hand genommen.
Und jüngst erst fanden höchst informative Aufzeichnungen ihren Weg aus den tiefen der Zeit und dem Herzen des Reichsforsts in die Hände einiger neugieriger, aber scheinbar höchst rechtschaffener Personen (jedenfalls Mütterchen Travia persönlich schien so zu denken und ihre göttliche Meinung bleibt unanzweifelbar). Dass nur wenige die Aufzeichnungen überhaupt lesen können (von verstehen wollen wir gar nicht sprechen), schien dabei kaum einen zu stören; die Begeisterung war groß – der Nutzen blieb klein. Nur die Gerüchteküche über das, was tatsächlich alles vorgefallen war kocht weiter munter vor sich hin...
Zu guter Letzt der hellste Stern: Das Land ist entvölkert – oder wenigstens deutlich menschenleerer, als noch zehn Jahre zuvor – und bietet so neuen aufstrebenden Jungspunden die Gelegenheit, ihre Sporen zu verdienen, Schusters Rappen zu satteln und sich mit vielen großen Taten einen Platz an Rondras Tafel zu verdienen. Oder, wenn es mit den Taschen voll Ruhm und den Kisten voll Gold schon nicht klappt, wenigstens einen an des Grafen Tisch, der einem ein warmes Mahl und einen feuchten Händedruck nicht ohne Scham verwehren kann als Dank für die Rettung der Tochter (bei der man wenigsten ein warmes Plätzchen im Bette zu erlangen hofft).
---------------------------------------------------------------
Sargan von Dragenfels:
Efferd 1024 BF
Handelshaus Dunkelquell
Geheimer Gebäudetrakt der KGIA-Außenstelle
Das übliche Prozedere hatte Sargan in die Filiale des Geheimsdienstes zurückgeführt.
Berichte abliefern, Fragen beantworten, kopierte Berichte der Archivare überprüfen und gegenzeichnen, damit diese an andere Außenstellen geschickt und eingelagert werden können.
Spezialausrüstung zurückbringen, Standardausrüstung überprüfen und gegebenenfalls reparieren lassen, oder im Fall der Fälle sogar austauschen. Erneuerungen entgegennehmen und auch hier wieder gegenzeichnen. Bürokratie!
Neue Missionen annehmen, Neuerungen zu Missionszielen von Dauermissionen in Erfahrung bringen, Steckbriefe von gesuchten Feinden durchgehen, Postfach leeren.
Postfach leeren! Noch mehr Pergamentkram. Postfach, das bedeutet Rückfragen, Hilfserbitte und Informationsgesuche von bekannten Agenten, Kommisaren und Archivaren lesen, beantworten und abschicken. Und das alles hier in der ungemütlichen Schreibstube mit den kargen Wänden, den harten Bänken und dem guten Dutzend anderer Agenten, die sich grummelnd mit ihren eigenen Ärgernissen herumplagen.
„Ihr wünscht bitte?“ Die näselnde Stimme des Archivars reißt Sargan aus seinen Gedanken. Ohne es zu merken hatten ihn seine Füße zur Postannahmestelle geführt.
Von Dragenfels, Sargan!
Dragenfels...Dragenfels...Dragenfels – Dragenfels!
Drei Nachrichten, sowie ein Informationsblatt zu neuen Sicherheitvorschriften. Letzteres bitte sorgfältig durchlesen, unterzeichnen und am Schalter B3 abgeben. Für die Nachrichten hier den Empfang bestätigen – danke! Regnum defende!
Der Nächste!
Drei Nachrichten – na, das geht noch. Im Gehen überfliegt er das Informationsblatt. Die üblichen Ratschläge zum „Sicheren Umgang mit Schwert und Dolch“ mit nützlichen Tipps wie „...das Spitze Ende stets in den Feind stecken...“ und derlei Unsinn.
Seufzend setzt er sich an das nächste Schreibpult und beginnt mit der Arbeit.
Eine gute Stunde später sind die ersten beiden Briefe beantwortet und die Fingerspitzen mit Tinte verschmiert.
Auch auf dem dritten Umschlag prangt das Siegel mit dem Greifen über RD.
Darin liegt ein weiterer Umschlag, auch er versiegelt mit zwei unterschiedlichen Siegeln und dem Vermerk: Persönlich und Vertraulich für Seine Wohlgeboren Sargan von Dragenfels zu Estoria
Persönlich. Also keine Missionsbeschreibung oder Informationssuche eines Kollegen. Wobei es doch von einem Agenten oder Höherrangigen kommen muss – oder einer Person mit guten Verbindungen zur KGIA.
Neugierig packt er seine Briefe zusammen, gibt sie zusammen mit dem Informationblatt am Schalter B3 ab und begibt sich in den sonnigen Innenhof. Ein paar Minuten schaut er von einer steinernen Bank den Rekruten beim Fechten zu, dann widmet er sich dem Brief.
Das Pergament ist feinste Qualität, ebenso die Tinte. Das rechte Siegel zeigt ein steigendes geflügeltes Pferd über einem Turm, das Linke ein Schwert neben einem Kopf vor einer runden Scheibe.
Code: Alles auswählen
Punin am 5. Tage des Praios im Jahre 31 Hal
Verehrter Sargan von Dragenfels,
verzeiht Mir bitte, dass Ich auf diesem Wege an Euch treten muss. Ihr seid ein Mann, der nicht für lange Zeit zuverlässig an einem Orte anzutreffen ist, und so sende Ich diese Nachricht an die einzige Stelle, von der Ich weiß, dass Ihr sie regelmäßig aufzusuchen pflegt.
Zu Meinem größten Bedauern hatte Ich noch nicht das Vergnügen Eurer Bekanntschaft, doch Kunde Eurer Taten und Eurer Person sind in den richtigen Kreisen leicht zu finden.
Ich trete mit einem Anliegen an Euch, dessen Hintergrund Ich Euch auf diesem Wege mitzuteilen nicht als ratsam ersinne. Da Mir diverse Pflichten verbieten, Euch direkt aufzusuchen, so muss Ich Euch bitten, Mich aufzusuchen und Meine Bitte direkt zu vernehmen.
So Ihr Willens seid, findet Euch bitte bis zum Ersten Tag des Perainemondes in Meinem Palazzo in Punin ein. Sämtliche Spesen für die Reise werde Ich gerne übernehmen; ich hoffe, dass der beiliegende Wechsel etwaige Reisevorbereitungen abdeckt. Und solltet Ihr keinen Gefallen an Meinem Vorschlag finden, so lade Ich Euch ein, ein paar Tage als Gast bei bestem Wein und Essen in meinem Pallazzo zu verbringen und die Annehmlichkeiten Punins zu genießen!
Hoffentlich auf bald,
hochachtungsvoll
Dom León Corvaro de La Aurelia,
Baron zu Imrah
Anbei liegt ein Wechsel über 100 Dukaten, einlösbar an jedem großen aventurischen Bankhaus.
---------------------------------------------------------------
Thorgal der Zerstörer:
Efferd 1024 BF, Nacht
Eine nicht näher bekannte mittelreichische Großstadt
Ein nicht näher bekanntes Patriziergebäude
Das Leben eines Adeligen ist langweilig. Jedenfalls für einen, der es gewohnt ist von Markt zu Markt (und anschließend von Abenteuer zu Abenteuer) zu reisen, fremde Länder sehen zu dürfen, fremde Kulturen und nebenbei sein Können zur Schau stellt.
Da heißt es ein Ball hier, ein Empfang dort und gelegentlich eine Jagd. Oder das hieße es, wenn man ein gewöhnlicher Adeliger wäre.
Doch Thorgal ist keiner und wie einer fühlen tut er sich eh nicht (und aufführen nur, wenn es sein muss).
Und um jeglicher drohenden Langeweile entgegenzuwirken, beschafft man sich seine Arbeit eben selbst.
Reichtum ist in Aventurien (und überhaupt überall) ungerecht verteilt und das zu ändern eigentlich immer eine gute Idee.
Und die Junge Dame mit dem purpurnen Samtkleid und dem weißen Spitzenkragen, die ihn mit so aufreizenden Blicken bedachte, sah so aus, als ob ihr Vater zu jenen gehörte, die das Gold denen vorenthalten, welche es gebrauchen können. Also beschloss er, eben jenem ein paar glitzernde Münzen und etwas Schmuck zu stehlen und nebenbei vielleicht noch einen Kuss von der hübschen Tochter.
Groß also war die Enttäuschung, als er das Bett der Holden leer und kalt aufgefunden hatte; sie war wohl ausgeflogen und nicht unwahrscheinlich ohne das Wissen ihrer Eltern.
Nun, so wird er sich wohl an dem Geschmeide wärmen müssen, das er der Gattin vom Nachttischchen entfernt hat.
Er wirft noch einen rascher Blick durchs dunkle Zimmer, vielleicht findet er noch ein Spitzentuch mit dem Perfum als Andenken, da stockt sein Atem. Er ist nicht allein. In eben jener dunklen Ecke meinte er einen Schatten im Schwarz ausgemacht zu haben, einen Schemen, eine Bewegung.
Langsam schält sich ein schwarzer Umriss aus der Finsterniss und nimmt Gestalt an.
Hochgewachsen, schlank, mit einem dunklen Umhang verhüllt, das Gesicht unter einer Kapuze verborgen.
Ein schlanker Zeigefinger legt sich an die Lippen und bedeutet Stille. Dann zieht die Figur einen versiegelten Umschlag aus den Tiefen ihres Umhangs und hält sie Thorgal hin.
Mein Herr sendet euch dies mit besten Grüßen! Und ebenso sendet er euch dies...
Er greift erneut in seinen Umhang und zieht einen kleinen prallen Beutel hervor.
Möge Phex eure Wege leiten! Seine Lippen unter der schmalen Hakennase verziehen sich zu einem Grinsen – dann tritt er einen Schritt zurück und verschwindet in der Finsternis.
Auch nach langem Suchen und Tasten in der Dunkelheit – selbst nachdem er ein wenig Licht riskiert hat, der Raum bleibt so leer wie er ihn betreten hat.
Einzig der schwere Beutel sowie der Brief verbleiben.
Als Thorgal an einem ruhigen, sicheren Ort ist, sieht er sich den Brief genauer an.
Das Pergament ist feinste Qualität, ebenso die Tinte. Das rechte Siegel zeigt ein steigendes geflügeltes Pferd über einem Turm, das Linke ein Schwert neben einem Kopf vor einer runden Scheibe.
Code: Alles auswählen
Punin am 5. Tage des Praios im Jahre 31 Hal
Verehrter Thorgal, genannt der Zerstörer,
verzeiht Mir bitte, dass Ich auf diesem Wege an Euch treten muss. Da Mir diverse Pflichten es leider verbieten, Euch direkt aufzusuchen, entsende Ich Meinen getreuen Diener.
Zu Meinem größten Bedauern hatte Ich noch nicht das Vergnügen Eurer Bekanntschaft, doch Kunde Eurer Taten und Eurer Person sind in den richtigen Kreisen leicht zu finden.
Ich trete mit einem Anliegen an Euch, dessen Hintergrund Ich Euch auf diesem Wege mitzuteilen nicht als ratsam ersinne. Ich bitte Euch daher, Mich aufzusuchen und Meine Bitte direkt zu vernehmen.
So Ihr Willens seid, findet Euch bitte bis zum Ersten Tag des Perainemondes in Meinem Palazzo in Punin ein. Sämtliche Spesen für die Reise werde Ich gerne übernehmen; ich hoffe, dass die beiliegenden Münzen etwaige Reisevorbereitungen abdecken.
Und solltet Ihr keinen Gefallen an Meinem Vorschlag finden, so lade Ich Euch ein, ein paar Tage als Gast bei bestem Wein und Essen in meinem Pallazzo zu verbringen und die Annehmlichkeiten Punins zu genießen!
Hoffentlich auf bald,
hochachtungsvoll
Dom León Corvaro de La Aurelia,
Baron zu Imrah
---------------------------------------------------------------
Reo Fuxfell:
Efferd 1024 BF
Gareth
Handelshaus Soerrebrandt
Schon seit fast sieben Tagen sitzt Reo Fuxfell nun schon herum und wartet. Man sagte ihm, dass er bald einen neuen Auftrag bekommen würde, einen Wagenzug, den er nach Khunchom begleiten sollte. Doch der kam niemals in Gareth an. Keiner wusste wieso oder besser gesagt – keiner sagte ihm wieso. Goblinüberfälle vielleicht. Schließlich sollte der Zug aus dem Bornland kommen. Und seit der großen Schlacht vor drei Jahren war der Handel nicht einfacher geworden. Der Weg über Tobrien ist geschlossen, die östliche Seeroute zu gefährlich.
So bleibt also der Weg mitten durchs Land. Auch wenn er länger dauert.
Den ganzen Morgen über sitzt Reo nun schon auf der steinernen Bank vor dem Handelshaus in der Sonne, blickt den ihr Tagwerk verrichtenden Passanten zu und rutscht unruhig von einer Pobacke auf die andere. Untätigkeit liegt ihm nicht.
He, Fuxfell! Tsaian, der dicke Schreiber des Filialvorstehers kommt schnaufend aus dem großen Eingangsportal gerannt.
Irwin will dich!
Irwin, der Filialvorsteher. Endlich. Endlich ein Auftrag. Vielleicht ist der Wagenzug endlich angekommen.
Ah, Fuxfell. Irwin ist ein schlanker Mann mittleren Alters, dem seine bereits weißen Haare einen Hauch von Weisheit geben. Er sieht von seinem Notitzbrett auf, auf dem er gerade die Einnahmen der letzten Tage durchgeht.
Ein Botenreiter ist angekommen; es gab Probleme im Balihoschen. Doch um die verlorene Zeit gutzumachen werden sie von Wehrheim nach Rommilys fahren. Ihr sollt dort auf sie warten und bis nach Perricum begleiten. Seht zu, das die Barbaren aus dem Raschtulswall sich nicht blicken lassen.
Danach steht ihr für einige Monde frei zu tun was ihr wollt. Doch es gibt eine Empfehlung von oben...
Tsaian drück ihm zwei versiegelte Briefe in die Hand.
Alles Weitere wird Tsaian euch ausrichten. Er winkt mit seiner Hand und widmet sich wieder seinen Zahlen.
Der erste Brief zeigt das Siegel des Hauses Stoerrebrandt, welches nur von einem Mitglied der Familie genutzt werden kann.
Code: Alles auswählen
Punin, 10er Praios 31 Hal
Adeptus Fuxfell,
ich empfehle euch einem Freund für eine Expedition als Begleitung. Er benötigt ein gewissenhaftes und fähiges magisches Expeditionsmitglied.
Ihr habt uns bislang Treue und beste Dienste geleistet, erweist diese auch ihm, es wird euer Schaden nicht sein!
Phex mit euch!
Gez.
Vibart Stoerrebrandt
Das Pergament des zweiten Briefes ist feinste Qualität, ebenso die Tinte. Das rechte Siegel zeigt ein steigendes geflügeltes Pferd über einem Turm, das Linke ein Schwert neben einem Kopf vor einer runden Scheibe.
Code: Alles auswählen
Punin am 11ten Tages des Praios im Jahre 31 Hal
Verehrter Adeptus Fuxfell,
auf Anraten Meines Freundes Vibart wende Ich Mich suchend an Euch.
Für eine Expedition im kommenden Frühling benötige Ich noch eine arkane Begleitung.
Bezahlt wird gemäß Khunchomer Codex, Gefahrenzuschlag der Klasse C sowie ein Fundanteil gemäß Position 23. Mindestanstellung beträgt einen Mond. Ausrüstung wird gestellt.
So Ihr Willens seid, findet Euch bitte bis zum Ersten Tag des Perainemondes in Meinem Palazzo in Punin ein. Sämtliche Spesen für die Reise werde Ich gerne übernehmen; ich hoffe, dass die beiliegenden Münzen etwaige Reisevorbereitungen abdecken.
Und solltet Ihr keinen Gefallen an Meinem Vorschlag finden, so lade Ich Euch ein, ein paar Tage als Gast bei bestem Wein und Essen in meinem Pallazzo zu verbringen und die Annehmlichkeiten Punins zu genießen!
Hoffentlich auf bald,
hochachtungsvoll
Dom León Corvaro de La Aurelia,
Baron zu Imrah
---------------------------------------------------------------
Harkon Jolingar:
Efferd 1024 BF
Vinsalt
'Da Merinals sind in der Stadt!' So tönt es von weit und nah in der Kaiserstadt. Und zu Recht. Denn wenn die Gauklerfamilie reist, braucht sie keine Werbung mehr für ihre Auftritte mehr machen. Gauklerfamilie? Unsinn! Als würde man einen Züchter edelster Vollblutrösser einen Viehbauern nennen. Artisten, Meister der Unterhaltung, Künstler!
Und unter ihnen Harkon Jolingar, der Nivese. Nicht, dass er ein kleines Licht wäre. Nein. In einen Bann versetzt er seine Zuhörer, wenn er von großen oder auch von kleinen Heldentaten singt. Auch von sich selbst könnte er singen, von seinen Abenteuern mit Philleason, doch das überlässt man besser anderen. Diese Geschichten erzählt er lieber seinen Kindern.
Die Sonne brennt auf den Marktplatz nieder. Es ist Mittag und am liebsten würde er sich mit einem süßen Törtchen in ein schattiges Eckchen setzen und dem Treiben der Menschen zusehen.
Doch er hat- ...ach, warum eigentlich nicht? So ein schöner Spätsommertag ist selten (nunja, nicht wirklich, doch nehmen wir für den Augenblick an, es wäre so).
Aah, viel besser so. Die steinerne Bank spendet etwas Kühle und das Gebäck Freude am Gaumen. Er streckt die Beine lang von sich und seufzt zufrieden. Was will man mehr?
Abenteuer. Nervenkitzel. Entdecken neuer Länder, unbekannter Völker, phantastischer Phänomene. Ein alter Mann hat sich unbemerkt neben ihn gesetzt. Seine Kleidung ist gut, aber abgenutzt. Einst muss er ein stattlicher Bursche gewesen sein, doch nun schlackert das Hemd an seinen knochigen Schultern und das lange, graue Haar fällt ihm in das bartverwucherte Gesicht.
Ja, so war das damals, in meiner Jugend! krächzt er.
Vom Güldenland hatten wir noch nicht gehört; und auch 'Mittelreich' klang wie ein Ort aus Träumen. Rückständige, barbarische Träume vielleicht... Und Perlenmeer? -Terra incognita! Ha...hahahahaa! kräht er und verfällt sogleich in ein heiseres Husten.
Schien es bisher, als hätte er Selbstgespräche geführt, wendet er sich nun direkt Harkon zu.
Und jetzt – alles vobei? - - - Aber die Beine machen auch nicht mehr das, was sie sollen. Ja...so ist das im Alter. Lang ersehnt, dann plötzlich da. Und nichts geht mehr!
Aber du! er stupst Harkon unangenehm in die Seite.
Du bist noch jung! Du kannst noch umherziehen, Jungfrauen besiegen und Drachen retten! Schätze und Geheimnisse finden und vielleicht, wenn du so alt bist wie ich, ein wenig Weisheit! -Also auf! Auf! Nutze deine Zeit solange die Beine noch mitspielen! Und er schubst Harkon beinahe von der Bank.
Als dieser steht und gerade gehen will, sich von dem seltsamen Alten zu entfernen, zieht ihn dieser mit der Krümme seines Stockes zurück.
Halt! Nicht so eilig.! ruft er und nestelt ungelenk in seinem Hemd umher.
Ah, hier... hier, nimm schon! Für dich! Er streckt ihm einen Brief entgegen.
Ein hoher Herr gab mir dies für dich! Recht nett war er, höflich und sehr großzügig. Ganz anders, also diese Jungspunde sonst heutzutage so sind! Also nimm, steht bestimmt etwas gutes drin!
Erneut fängt er sein heiseres Lachen, unterbrochen von einigen Hustern.
Nun doch neugierig studiert Harkon den Brief. Das Pergament ist feinste Qualität, ebenso die Tinte. Zwei Siegel prangen darauf; das Rechte zeigt ein steigendes geflügeltes Pferd über einem Turm, das Linke ein Schwert neben einem Kopf vor einer runden Scheibe.
Als er sich umdreht, den Alten nach dem hohen jungen Herrn zu fragen, ist dieser ohne eine Spur verschwunden.
Code: Alles auswählen
Punin am 5. Tage des Praios im Jahre 31 Hal
Verehrter Harkon Joringar,
verzeiht Mir bitte, dass Ich auf diesem Wege an Euch treten muss. Diverse Pflichten verbieten es mir leider, Euch direkt aufzusuchen.
Zu Meinem größten Bedauern hatte Ich noch nicht das Vergnügen Eurer Bekanntschaft, wenngleich Kunde Eurer Taten und Eurer Person mir alles andere als unbekannt sind.
Erst kürzlich, so habt Ihr sicherlich inzwischen vernommen, kreuzten sich Meine Wege mit denen Eurer Vergangenheit.
Ich, und Gefährten von Mir, wandelten zumindest teilweise in den Spuren der Wettfahrt zwischen Philleasson und Beorn, als wir Simyala den Klauen des Namenlosen verwehrten. Mit Mutter Shaya hatte Ich sogar selbst die Ehre Bekanntschaft zu schließen und auch – wenngleich Ihr das vielleicht nicht zu glauber vermögt – mit Beorn selbst.
Doch davon berichte Ich Euch gerne mehr, wenn wir uns persönlich treffen.
Bis dahin trete Ich mit einem Anliegen an Euch, dessen Hintergrund uns erneut in die Welt der Hohen Elfen führt. Wenngleich nicht Pardona selbst an unseren Fersen haftet, so trachten doch die Diener des Namenlosen erneut dnach, ein Stück Macht an sich zu reißen. Die Zeit eilt!
Ich bitte Euch daher, Mich aufzusuchen und Meine Bitte direkt zu vernehmen.
So Ihr Willens seid, findet Euch bitte bis zum Ersten Tag des Perainemondes in Meinem Palazzo in Punin ein. Sämtliche Spesen für die Reise werde Ich gerne übernehmen; ich hoffe, dass die beiliegenden Münzen etwaige Reisevorbereitungen abdecken.
Und solltet Ihr keinen Gefallen an Meinem Vorschlag finden, so lade Ich Euch ein, ein paar Tage als Gast bei bestem Wein und Essen in meinem Pallazzo zu verbringen und die Annehmlichkeiten Punins zu genießen!
Hoffentlich auf bald,
hochachtungsvoll
Dom León Corvaro de La Aurelia,
Baron von Imrah
---------------------------------------------------------------
Talitha:
Travia 1024 BF
Südliche Salamandersteine
Schon seit Wochen streift Talitha durch die südlichsten Ausläufer der Salamandersteine. Das Wetter hatte sich gehalten und einen schönen Herbst beschert, doch die Tage waren merklich kürzer und vor allem kälter geworden. Nicht dass es ihr etwas ausmachen würde. Doch die Pflanze, die sie zu ernten gekommen war, hält sich weiterhin verborgen. Und bald würde der Winter hereinbrechen, mit dem ersten Schnee; und dann wäre die Suche für diese Saison vorbei.
Und dann war da noch das nagende Gefühl, verfolgt zu werden. Nicht ein Geräusch oder eine Bewegung; auch keine Veränderung der Natur, die nicht sein sollte; eher ein auf ihr ruhender Blick, ein sie scharf einkreisender Gedanke und das Prickeln im Nacken. Doch kein Mensch könnte ihr derart auf den Fersen sein, ohne dass sie von Sumu gewarnt würde. Höchstens ein Elf könnte dies vollbringen...
Immer weiter von den Bergen hatten ihre Füße sie getragen; weiter, als sie geplant hatte. So erreichte sie gestern die Sippe der Silberlöwen, die nur wenig außerhalb der Stadt Donnerbach liegt. Und noch immer keine Spur.
Die Elfen, die sonst Menschen eher reserviert begegnen, hatten sie freundlich aufgenommen. Wenngleich sie noch nicht bei der Silberlöwen-Sippe gewesen war, so ist sie doch als Elfenfreund bekannt. Eine Elfe der Sippe hatte sich sogar bereit erklärt, ihr bei der Suche nach der Pflanze zu helfen und bevor der erste Schnee fällt wieder in die Tiefen der Wälder vorzudringen.
Ilandriel Falkenflug nennt sie sich und meinte, sie wolle eh etwas näher untersuchen, das sie seit Tagen am Himmel beobachten konnte.
Als die beiden sich der Stelle nähern, sind drei Tage vergangen. Nur noch selten hatte Ilandriel den Hippogreif am Himmel sehen können, hauptsächlich wegen des noch immer dichten Blätterdachs.
Gegen Abend erreichen sie die Stelle, an der die Pflanzen wachsen. Doch als sie die letzten Büsche beiseite schieben, merkt ihr, dass bereits jemand auf sie wartet.
Es ist ein junger Elf. Er trägt die typische Kleidung der Steppenelfen und sitzt auf einer großen Wurzel, die Augen geschlossen. Sein Bündel liegt neben ihm, eine kleine Feuerstelle nicht fernab.
Als die beiden sich ihm nähern, schlägt er schließlich die Augen auf und erst jetzt erkennt Ilandriel ihn wieder.
Er war erst vor einem Jahr mit einer Gruppe von Menschen zu ihrem Dorf gekommen, um einen Weg in die Salamandersteine zu erbitten. Madaya, die Träumerin hatte sie zu sich gerufen, ins Herz der Sala Mandra, hatte ihnen geholfen, hatte ihre Hilfe erbeten, um die Welt der Elfen, um Simyala vor dem Dhazal zu bewahren.
Doch er ist kein Elf und auch kein Kind des Windes, sondern, soweit sie das richtig verstanden hat, ein Halbelf und Führer in der Welt der Menschen. Doch er scheint sein fey wiedergefunden zu haben, jedenfalls benahm und handelte er mehr wie ein fey, denn eines der Rosenohren.
Als er sich erhebt kann auch Talitha das menschliche in seinen Zügen entdecken.
Sanyasala, feyiama! Ich habe euch erwartet!
Er teilt mit ihnen sein Essen, dann erst, als der Mond über den Bäumen steht und sein kleines Feuer willkommene Wärme und Licht spendet, erzählt er ihnen, weswegen er hier ist.
Wir konnten Simyala zwar vor dem Einfluss des Dhaza bewahren, doch fanden wir auch Hinweise auf einen weiteren Ort der Hohen Elfen und leider auch die Diener des Dhaza. Und ich fürchte, es wird nur eine Frage der Zeit sein, bevor sie den Ort finden.
Der Wind führte mich zu euch, wie auch zu einigen anderen! Wir müssen ihnen zuvorkommen.
Und ich brauche dazu euch...
---------------------------------------------------------------
Ilandriel Falkenflug:
Travia 1024 BF
Südliche Salamandersteine
Der Herbst steht in voller Blüte in diesen Tagen und zeigt sich von seiner schönsten Seite. Die Welt scheint in gold und rot und braun getaucht, die Natur bietet eine Fülle an köstlichen Früchten und Nüssen und Pilzen. Doch der Winter steht vor der Tür und so sammelt die Sippe der Silberlöwen, was sie an Vorräten für den Winter benötigen wird.
Ilandriel streift durch die Wälder zu all den guten Plätzen, die reichlich Nüsse bergen, aus denen sich süße Küchlein machen lassen, die, wenn richtig aufbewahrt, den ganzen Winter über mit ihrem herrlichen Geschmack verführen.
Immer wieder blickt sie gen Norden. Vor drei Tagen ist er ihr zum ersten Mal aufgefallen. Ein einzelner Hippogreifenbulle, der seine Kreise zieht und immer wieder den Boden aufsucht.
So weit südlich der Bergkette sind Hippogreife selten zu sehen und auch einzeln streifen sie selten umher. Noch dazu scheint es ein junges Tier zu sein, seiner Größe nach zu urteilen. Etwas seltsames geht da vor und zu gerne wüsste sie was.
Als sie endlich ins „Dorf“ zurückkehrt, herrscht milde Aufregung. Ein Mensch hat sich hineingewagt. Doch die Wogen glätten sich rasch. Der Mensch ist eine Druidin, eine jener Rosenohren, die sich mehr um die Natur sorgen, als um ihresgleichen. Und wie sich herausstellt, ist sie Talitha, die schon oft den fey geholfen hat und die als feyiama, als Elfenfreund bekannt ist. Sie ist auf der Suche nach einer Pflanze, die nur in den Wäldern am Fuße der Salamandersteine wächst, doch sie ist von ihrem Weg weit abgekommen und ohne Erfolg. Ilandriel kennt die Pflanze, klein und krautig, und auch die Orte, an denen sie wächst. Doch bald wird der erste Frost ihre Blätter verwelken und dann ist ihr Nutzen dahin. Welch ein Zufall, dass der Hippogreif über eben jener Stelle kreiste, an der einige dieser Pflanzen wachsen...
So bietet sie Talitha an, ihr den Ort zu zeigen...
Als die beiden sich der Stelle nähern, sind drei Tage vergangen. Nur noch selten hatte Ilandriel den Hippogreif am Himmel sehen können, hauptsächlich wegen des noch immer dichten Blätterdachs.
Gegen Abend erreichen sie die Stelle, an der die Pflanzen wachsen. Doch als sie die letzten Büsche beiseite schieben, merkt ihr, dass bereits jemand auf sie wartet.
Es ist ein junger Elf. Er trägt die typische Kleidung der Steppenelfen und sitzt auf einer großen Wurzel, die Augen geschlossen. Sein Bündel liegt neben ihm, eine kleine Feuerstelle nicht fernab.
Als die beiden sich ihm nähern, schlägt er schließlich die Augen auf und erst jetzt erkennt Ilandriel ihn wieder.
Er war erst vor einem Jahr mit einer Gruppe von Menschen zu ihrem Dorf gekommen, um einen Weg in die Salamandersteine zu erbitten. Madaya, die Träumerin hatte sie zu sich gerufen, ins Herz der Sala Mandra, hatte ihnen geholfen, hatte ihre Hilfe erbeten, um die Welt der Elfen, um Simyala vor dem Dhazal zu bewahren.
Doch er ist kein Elf und auch kein Kind des Windes, sondern, soweit sie das richtig verstanden hat, ein Halbelf und Führer in der Welt der Menschen. Doch er scheint sein fey wiedergefunden zu haben, jedenfalls benahm und handelte er mehr wie ein fey, denn eines der Rosenohren.
Als er sich erhebt kann auch Talitha das menschliche in seinen Zügen entdecken.
Sanyasala, feyiama! Ich habe euch erwartet!
Er teilt mit ihnen sein Essen, dann erst, als der Mond über den Bäumen steht und sein kleines Feuer willkommene Wärme und Licht spendet, erzählt er ihnen, weswegen er hier ist.
Wir konnten Simyala zwar vor dem Einfluss des Dhaza bewahren, doch fanden wir auch Hinweise auf einen weiteren Ort der Hohen Elfen und leider auch die Diener des Dhaza. Und ich fürchte, es wird nur eine Frage der Zeit sein, bevor sie den Ort finden.
Der Wind führte mich zu euch, wie auch zu einigen anderen! Wir müssen ihnen zuvorkommen.
Und ich brauche dazu euch...