BenjaminK hat geschrieben:Thargunitoth hat geschrieben:Ich finde schon, dass man bei jemandem, der bereit ist sein Leben für ein Ziel zu opfern, glauben kann, dass dieser selbstmordgefährdet ist, wenn er dieses Ziel nicht mehr erreichen kann und es im größerem Umfang auch behindern könnte.
Aber wenn jemand Dienst nach Vorschrift macht, erwarte ich nicht, dass er diesen Gedankengang macht.
Na eben nicht. Mit der Argumentation, dass jeder, der bereit ist, "sein leben für ein Ziel zu geben", auch gleichzeitig selbstmordgefährdet ist, können wir reihenweise Streifenpolizisten, Soldaten und sogar Medikamententester in die Psychiatrie stecken. Die Bereitschaft für die Erreichung eines Ziels mit dem Leben zu bezahlen macht noch lange niemanden zum zwecklosen Selbstmörder.
Ja, das war von mir falsch beschrieben. Ich meinte, jemanden, der definitiv sein Leben beim Zielerreichen verlieren wird. Das ist nochmal eine sehr große Stufe über Streifenpolizisten, Soldaten und Medikamententestern.
Mist bauen, nur Dienst nach Vorschrift, alles Formulierungen, die denjenigen, die den Beteiligten wohl Unrecht tun. Zu den Unwägbarkeiten der Psychologie wurde schon genug von den Vorpostern gesagt. Die Vorschriften wiederum sind genau die Sachen, an denen gemessen wird, ob sich jemand "richtig" im Sinne von rechtens verhalten hat. Die dauerhafte Überwachung wäre also anmaßende Kompetenzüberschreitung, die aus gutem Grund als Fehlverhalten gewertet wird.
Wie kommst du darauf, dass Dienst nach Vorschrift machen ein Vorwurf sein soll? Ist es nicht, aber es ist auch nicht gerade heroisch.
Die Psychologin hat eben Mist gebaut, weil sie dem Selbstmordattentäter mehr als dem Kontext glaubte, dabei sollte sie ganz genau wissen, dass eine psychologische Kurzanalyse sehr fragwürdig ist. Das Resultat sieht man.
Was kommt als nächstes? Der Vollzugsbeamte knallt den Typen einfach so ab, weil nach Kontext wäre es sowieso dazu gekommen und ansonsten wäre es nur eine Frage der Zeit, bis nach Kontext der Typ ja eh verurteilt worden wäre und sich dann nach Kontext irgendwann dann doch in einer anderen Zelle umgebracht hätte?
Und was machst du hier? Strohmann Deluxe?
Genau dieses Fingerzeigen auf diejenigen, die nach bestem Wissen und Gewissen handeln und die Anweisungen von Leuten, die mehr Zeit zum Überlegen hatten und deswegen Vorschriften formulieren konnten, beachten anstatt selbstüberschätzend vorgehen, als hätten sie die Weisheit mit Löffen bekommen, führt zu Unsicherheiten und Versagen beim nächsten Fall!
Vorschriften werden für Allgemeinfälle konzipiert und mit Erfahrungswerten erweitert. Sind diese expliziten Erfahrungswerte nicht da, dann sind Vorschriften desöfteren unpassend.
Mit anderen Worten: Ja ein intelligenter Mensch hat sich Gedanken gemacht und Vorschriften zusammengeschrieben, aber derjenige dachte damals definitiv nicht explizit über Selbstmordattentäter nach.
Jetzt werden sich nämlich wieder intelligente Menschen zusammensetzen und die Vorschriften überarbeiten, weil wir einen neuen Erfahrungswert haben. Das ist die bittere Art Dinge zu lernen.