sagista hat geschrieben:Gleichwohl bin ich grundsätzlich der Meinung, dass gerade die Strafen für Sexualdelikte häufig zu niedrig sind. Sexualdelikte sind mit die widerlichsten Straftaten, die harte Konsequenzen erfordern.
Absolut. Dass sexuelle Belästigung, soweit sie keine Nötigung ist, nicht bestraft werden kann, weil sie einfach keine Straftat darstellt (was ja bei einer Beleidigung schon der Fall ist!), das ist schon übel. War mir so auch gar nicht bewusst. Da muss schnell eine Gesetzesänderung her. Allerdings wird das wohl faktisch nicht allzu viel ändern.
Der Wanderer hat geschrieben:Gerade hinsichtlich der Flüchtlinge möchte ich da schon anmerken, dass das überhaupt nicht geht. Ich kann ja verstehen, dass die Situation für die Flüchtlinge sehr schwierig ist, aber von ihnen muss man Geduld und auch Dankbarkeit erwarten.
Ja, ich sehe das auch so, dass sie sich freuen sollen. Aber zum einen ist das eben eine hehre Erwartung, die sich nicht erfüllt. (Genauso wie ich finde, dass man Frauen und Menschen generell respektvoll gegenübertreten sollte, aber das macht ja bei weitem auch nicht jeder immer.) Zum anderen, und das war eigentlich mein gemeinter Punkt, wird es schwierig, wenn man teils jahrelang auf die Asylentscheidung wartet und zum Nichtstun in einem überfüllten Heim verdammt ist. Das entschuldigt nichts, aber ist kann mir gut vorstellen, dass das viele vor harte Proben stellt.
Wie man damit umgeht? Tja. Ich finde es auch teils schwer nachvollziehbar, dass man quasi erst rausgeschmissen wird, wenn man eine längere Haftstrafe aufgebrummt bekommt. Ich finde zwar auch, dass, wer einmal eine Dummheit macht, nach wie vor eine Chance verdient hat, aber über diese Dummheiten sind einige ja Lichtjahre hinaus. Die haben meiner Meinung nach Asyl oder dergleichen auch nicht verdient.
Man hat leider immer noch das Gefühl, als würden Informationen vorenthalten werden.
Die Kölner Polizei hat sich da alles andere als mit Ruhm bekleckert. Aber generell habe ich nicht den Eindruck, im Gegenteil, mir sind zu viele Informationen im Umlauf - nämlich offensichtlich auch einige falsche. Dass über bestimmte Vorkommnisse aber erst jetzt bundesweit berichtet wird, ist doch nichts besonderes. Dafür ist eben jetzt das Interesse da.
Ich kann garnicht in Worte fassen, wie gerne ich jedem von diesen Arschlöchern die Fresse polieren wollte, für das, was sie angerichtet haben.
Ja, irgendwie sind das teils auch meine Gedanken.
Jadoran:
Zum einen an der Terminologie "die Rechten". Ich denke mal, Du meinst vor allem Rechtsextremisten, aber selbst dann: Das Problem sind in diesem Falle nicht die Rechtsextremen und das ihnen eine Berichterstattung über die Missstände in die Hände spielt. Wenn man heute nicht "links" ist, dann ist das schon beinahe ein Verbrechen.
Ich hatte mich eigentlich nur dem Ausdruck meines Vorredners angeschlossen. Ansonsten: Jein. "Rechtsextreme" sind für mich Neonazis und dergleichen. Aber gerade an Pegida & Co. zeigt sich, dass es viel ausländerfeindliches und rassistisches Gedankengut gibt bei Leuten, die sonst ziemlich "normal" sind. Jedenfalls würde ich die nicht als "Rechtsextreme" einstufen.
Ich gebe Dir aber Recht, dass mit der Begriff auch nicht gefällt, weil er wenig konkret ist und dieses Links/Rechts-Schema auch nicht sonderlich weiterhilft.
Das zweite sind die "perspektivlosen Loser". Die meisten Flüchtlinge, die hierher kommen, haben eine tolle Perspektive.
Gemeint waren hier nicht nur die Flüchtlinge, sondern ich hatte auch die ganzen allermeist jungen Leute im Kopf, die sonst unangenehm auffallen - ich schätze, jeder kennt sie.
Was die Perspektive der Flüchtlinge angeht: Jein. Im Prinzip hast Du Recht, eigentlich sieht's für viele ganz gut aus, gerade verglichen mit dem, was ihnen in der Heimat droht. Aber natürlich sind darunter auch einige, die auf der Strecke bleiben werden, sei es aus persönlichen Gründen oder aus strukturellen. (Wie gesagt, die lange Verfahrensdauer kann einen ziemlich zermürben.) Und die subjektive Sichtweise, so falsch sie vielleicht auch ist, ist eben auch nicht unwichtig.
Aber wie gesagt, das soll nichts entschuldigen. Es geht mir nur darum, zu verstehen, warum etwas passiert. Und ich denke auch, dass Flüchtlinge hier in Deutschland generell deutlich weniger Grund zu allgemeinem Frust und entsprechendem Verhalten haben als die 3. Generation von Einwandererkindern, die halt in beschissenen Verhältnissen aufwachsen.
Wobei an der Stelle für mich noch immer unklar ist, inwieweit das welche Flüchtlinge waren. Neben tatsächlichen Scheinflüchtlingen, die die Situation nutzen, um in Europa organisiert Kleinkriminalität zu begehen, wurde ja auch erwähnt, dass Banden gezielt Flüchtlinge rekrutieren. Und da wären wir dann wieder bei der Polizeiarbeit ...
Das dritte ist das verantwortlich machen von "patriarchalischen Strukturen". Übergriffe auf Frauen werden auch in diesen Strukturen meist sehr hart geahndet
Das ist eine Seite der Sache, die mir in der Tat momentan auch zu kurz kommt. "Anständiges Verhalten" wird ja in gewissen Kulturkreisen (vielleicht sollte man eher von "Milieus" sprechen) von allen erwartet, und eben auch von den Männern gegenüber den Frauen. Man kann ja mal an die 50er-Jahre oder die Zeit davor denken, wo Gleichberechtigung noch nicht so en vogue war. Deswegen greift der Hinweis auf irgendeine "islamische" oder "arabische" Kultur auch deutlich zu kurz, mal ganz davon abgesehen, dass es die so sowieso nicht gibt. Natürlich haben die Arschlöcher von Köln ein reichlich verqueres Frauenbild, und ja, das hat auch etwas mit ihrer Sozialisation zu tun, aber ich denke, das Problem liegt eher darin, dass die, ich nenn's auch mal "patriarchaischen Strukturen" auf eine ganz andere Welt treffen, als die, für die sie ausgelegt sind. Oder anders formuliert: Eine gewisse Denke ist noch da, aber die Fesseln sind weg. Das ist übrigens ein Problem, was es auch schon bei den türkischen Migranten gab oder gibt - und eins, dass die türkischen Familien selbst sehr beschäftigt. (Was nun von den "patriarchaischen Strukturen" - in ihrer verschiedenen Ausprägunene - selbst zu halten ist, nunja ... ich sehe sie sehr kritisch, aber manche Konservative dürften nicht weit entfernt sein.)
Ich denke, das Problem würde deutlich geringer werden, wenn (und dafür wären Gesetzesänderungen nötig) Flüchtlinge direkt von Woche 1 an "offiziell" beschäftigt würden.
Das ist auch etwas, was nicht recht verstehe. Das fiel mir schon bei der Hartz-4-Diskussion auf. Einen hart sanktionierten "Arbeitsdienst" möchte ich wahrlich nicht, aber zumindest die Möglichkeit von sinnhafter Beschäftigung herzustellen, wäre doch wirklich nicht falsches. Nun ist mir auch bewusst, dass man das arbeitsmarkt- und lohnpolitisch Fingerspitzengefühl beweisen muss (und eine privatwirtschaftliche Organisation des Ganzen wohl in eine Katastrophe führen würde), aber ich sage mal ganz salopp: genug zu tun gäbe es ja. Und mit dem Zivildienst war sowas ja auch lange kein Problem.
@Talron:
Du bist mir, sorry, etwas zu polemisch. Sexuelle Belästigung ist übel, aber nicht gleich Vergewaltigung. Da gibt's doch noch einen nicht geringen Unterschied. Aber ja, auch ersteres sollte bestraft werden.
Ich Sachen "härter durchgreifen" habe ich mich ungeschickt ausgedrückt. Eigentlich meinte ich den wieder allerorts zu vernehmenden Ruf nach schärferen Gesetzen und Strafen. In manchen Fällen sollte man wirklich an die Gesetzeslage ran (sexuelle Belästigung), aber in erster Linie muss man eben dafür sorgen, dass die Gesetze auch durchgesetzt werden. Die Polizei muss das hinbekommen, vor allem aber muss die Justiz auch die Möglichkeiten haben - da scheitert es ja anscheinend an absoluter Überlastung.
Ja, meinetwegen tatsächlich auch "härter durchgreifen", etwa bei der organisierten Kriminalität. Wobei ich nicht wirklich glaube, dass das Problem "linkes Gutmenschentum" ist, das verhindert, dass die Polizei ihren Job machen kann, sondern vielmehr so Dinge wie mangelnde Besetzung und Ausstattung, überbordende Bürokratie und auch Inkompetenz (Grüße, Herr Albers!).