Europa in der Krise?

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Talasha
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Talasha »

sagista hat geschrieben: ich finde es hingegen eher anmaßend, selbstgerecht und wenig hilfreich, Europa z. B. zu unterstellen, dass es hier ein Verbrechen sei, Migrant zu sein.
Ich kann dir gerne ein paar Zitate meiner Kollegen liefern. Merkwürdigerweise sind ein paar der Zitatgeber Albaner, Türken, Russen usw. und sie leben in einer Stadt die aus einem Flüchtlingslager entstanden ist.
Sir Isaac Newton ist der tödlichste Bastard im ganzen Weltraum!

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sagista
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von sagista »

Die Meinung Einzelner ist jedoch nicht maßgeblich für das Gesamtbild.
Nur weil es den einen oder anderen Moslem gibt, der alle Ungläubigen tot sehen will, bedeutet das nicht, dass die Gesamtheit der Moslems das ebenfalls möchte.
Genauso gibt es den einen oder anderen Europäer, der Migranten per se ablehnt, weil es Migranten sind, aber das bedeutet nicht, dass die Gesamtheit der Europäer (= Europa) das ebenso sieht.

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Varana
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Varana »

Und ebensowenig hat Franziskus jedem einzelnen Europäer diese Ansicht unterstellt. :rolleyes:

Das ist ein Satz einer Rede, kein dicker Wälzer mit Statistikauswertungen. Natürlich spricht er da Tendenzen an, nicht heruntergebrochen auf das, was 32,69% der Ostpolen mittleren Alters denken.

Und ja, die Ansicht ist ein gewaltiges Problem. "Asyl ja, aber alle anderen müssen raus!!!!" ist eine Meinung, die seit Jahrzehnten immer wieder auftaucht und gerade eben massiven Aufschwung bekommt. Mehr noch, selbst die Anerkennung des Asylrechts ist keineswegs mehr selbstverständlich. Und selbst wenn man das noch zuläßt, ist der allgemeine Tenor oft, daß doch von denen, die seit letztem Jahr nach Deutschland gekommen sind, so mindestens 90% einfach nur böse Wirtschaftsflüchtlinge seien.

Eulenspiegel
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Eulenspiegel »

Varana hat geschrieben:Das ist ein Satz einer Rede, kein dicker Wälzer mit Statistikauswertungen.
[...]
Und selbst wenn man das noch zuläßt, ist der allgemeine Tenor oft, daß doch von denen, die seit letztem Jahr nach Deutschland gekommen sind, so mindestens 90% einfach nur böse Wirtschaftsflüchtlinge seien.
Wenn Franziskus sagt, dass es in Europa ein Verbrechen sei, Migrant zu sein, dann ist das ein Satz aus einer Rede und kein dicker Wälzer einer Statistikauswertung.

Und wenn jemand anderes sagt, dass die Migranten Wirtschaftsflüchtlinge seien, dass ist das ebenfalls ein Satz aus einer Rede und keine Statistikauswertung.

Fazit:
Keine von beiden Seite hat vernünftige Statistikauswertungen vorzuweisen. Trotzdem reden beide Seiten über Allgemeinplätze und tun so, als ob ihre Aussagen allgemeingültig seien.
Und wenn man sie darauf anspricht, dann sagen beide Seiten: Das gilt natürlich nicht für alle Europäer/Migranten.

In dieser Hinsicht nehmen sich beide Seiten nichts. In ihrer Argumentation sind sich Pro-Migranten und Contra-Migranten ähnlicher als es beiden Seiten lieb ist.

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sagista
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von sagista »

@ Varana:
Welche Ansicht ist ein Problem und vor allem, was haben deine darauf folgenden Ausführungen nun mit dem zu tun, was ich sagte? Ich weiß auch, dass es problematische bis kriminelle Ansichten und Meinungen über Flüchtlinge gibt. Trotzdem stellt die von mir kritisierte Aussage Franziskus' - und das ist nicht die einzige Aussage, die ich kritisch finde - schon einen Generalvorwurf an ganz Europa dar. Ich glaube nicht, dass man mit Äußerungen dieser Art weiterkommt.

Gerade in Zeiten von extrem starken Flüchtlingsbewegungen ist es doch zwingend erforderlich, dass selektiert wird, wer aufgenommen werden kann und wer nicht. Und vor allem müssen die Aufgenommenen ja versorgt, untergebracht etc. werden.

Du hast jetzt einige Statements von Leuten gebracht, die der aktuellen Flüchtlingspolitik sehr ablehnend gegenüber stehen. Ja, diese Meinungen gibt es. Trotzdem ist es nicht allgemeiner Konsens in Europa, dass es ein Verbrechen sei, Migrant zu sein. Dieser These folgen vielleicht, grob geschätzt, 10 bis 20 % der Europäer.

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Sumaro
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Sumaro »

Gefühlt treiben aber diese 10-20% die Flüchtlingspolitik der entsprechend regierenden Parteien vor sich her. Anders kann ich mir nämlich nicht erklären, dass manche Staaten plötzlich sichere Herkunftsländer sein sollen, außer damit, dass es der politische "Wille" ist und der dann eben weniger was mit der Realität der Verfolgung zu tun hat, als viel mehr damit genau für diese 10-20% Politik zu machen (und nicht noch mehr Stimmen an den rechten Block zu verlieren). Von daher kann ich den Eindruck schon nachvollziehen, dass politisch kein Flüchtlingsfreundliches Klima herrscht.
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Eulenspiegel
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Eulenspiegel »

Das ist halt immer das Problem mit dem "gefühlt". Ist gefühlt halt leider sehr verbreitet, dass man lieber auf sein Gefühl hört als nach Statistiken zu suchen.

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Suilujian
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Suilujian »

Sumaro konkretisiert dieses Gefühl allerdings mit einigen Fakten. Die Einschätzung von Ländern als sicheres Herkunftsland scheint momentan nämlich wirklich allein von innenpolitischen Anliegen statt von Menschenrechten im Herkunftsland abzuhängen.

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sagista
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von sagista »

So wie ich das verstanden habe, liegen die Gründe für die Erklärung insbesondere der nordafrikanischen Staaten zu sicheren Herkunftsländern hauptsächlich eher darin, den Zuzug irgendwie kontrollierbarer zu machen. Zudem bedeutet das ja nicht, dass in dem "sicheren Herkunftsland" alles super ist, sondern lediglich, dass dort vermutlich keine politische Verfolgung stattfindet.

Ich glaube, dass es auch von der politischen Grundeinstellung abhängt, ob man der Ansicht ist, dass es ein politisch flüchtlingsfreundliches Klima besteht oder nicht. Ich halte das Klima, sowohl politisch als auch gesellschaftlich, zumindest in Deutschland, für nachwievor eher freundlich als ablehnend und das vor dem Hintergrund der Sylvester-Übergriffe. Ich denke, in vielen Ländern wären die Reaktionen wesentlich schärfer gewesen.

Natürlich liegt es im Eigeninteresse der Parteien, nicht noch mehr Leute an den rechten Block zu verlieren. Allerdings denke ich, dass auch ohne die AfD gerade in der Union nicht alle der Flüchtlingspolitik Merkels folgen würden. Ich denke schon, dass gemäßigt-kritisch Stimmen gegen die aktuelle Flüchtlingspolitik aushaltbar und in Ordnung sind.

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Varana
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Varana »

Wir haben in Europa Länder wie Ungarn, neuerdings Polen und diverse andere, die selbst nicht einmal bereit sind, tatsächliche Flüchtlinge aus Syrien & Co. in kleinen Zahlen aufzunehmen. Wir haben Länder wie Österreich, in denen der rechte Rand die Politik vor sich her treibt und die Mitte so doof ist, sich auch noch treiben zu lassen (und in Deutschland gibt es auch Anzeichen dafür). Wir haben Länder wie Frankreich, in denen die reale Möglichkeit besteht, daß der Front National mit offen fremdenfeindlichen Parolen die nächste Präsidentin stellt. Und so weiter und sofort - Fremdenfeindlichkeit ist in Europa eine politische Kraft geworden, die die Diskussion beherrscht und eine rationale Lösung von Problemen gerade eben verhindert. (Und ehrlich - selbst wenn 100% aller Syrer nach Europa kämen, hätte Europa höchstens ein kurzfristiges logistisches Problem. Wir sind einfach ungeheuer stinkreich. Auch Ungarn.) Von dem, was Sumaro angesprochen hat, bis zum Türkei-Deal und dem, welche horrenden Zustände im Mittelmeer, auf Lampedusa, in Griechenland usw. wir bewußt in Kauf nehmen - Europa ist gerade dabei, seine Werte und Ideale von Menschenwürde, Nächstenliebe und Freiheit zu schreddern, weil ein paar Idioten darauf verfallen sind, mit Angst und Ressentiments Stimmen zu fangen.

Thargunitoth
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Thargunitoth »

Suilujian hat geschrieben:Sumaro konkretisiert dieses Gefühl allerdings mit einigen Fakten. Die Einschätzung von Ländern als sicheres Herkunftsland scheint momentan nämlich wirklich allein von innenpolitischen Anliegen statt von Menschenrechten im Herkunftsland abzuhängen.
Nein, es hängt von der Anerkennungsquote der Asylanträge ab. Wenn ein Land als sicheres Herkunftsland deklariert wurde, gibt es eine Beweisumkehr, dass also der Flüchtling wirklich glaubhaft muss, dass er verfolgt wird und sonst abgewiesen werden kann.

In einem nicht sicheren Herkunftsland, wenn 99% der Anträge abgewiesen werden, wird trotzdem jeder, der einen Antrag gestellt hat, in Deutschland untergebracht und muss später bei Ablehnung abgeschoben werden. Bei einem sicheren Herkunftsland bekommen überhaupt nur die eine Change, die glaubhaft machen können, dass sie überhaupt verfolgt werden.

@Varana
Auf die Frage:"Warum nehmt ihr keine Flüchtlinge auf?" kam von tschechischen und ungarischen Politikern die Antwort:"Weil die Bevölkerung es nicht will." Wenn die Bevölkerung es nicht will, dann wählen sie bei den Wahlen die Partei, die sagt, dass sie es auch nicht wollen, wenn dieses Thema relevant wird.

Wenn die Wähler so blöd sind sich von Stimmungsmachern die Wahl diktieren zu lassen, dann ist entweder das geringe Bildungsniveau der Bürger schuld oder man zweifelt an der Demokratie. Beides ist nicht die Schuld der Bürger selber, die diese Parteien wählen.

Oder man muss akzeptieren, dass Teile der Gesellschaft eine andere Meinung hat.

Eulenspiegel
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Eulenspiegel »

Suilujian hat geschrieben:Die Einschätzung von Ländern als sicheres Herkunftsland scheint momentan nämlich wirklich allein von innenpolitischen Anliegen statt von Menschenrechten im Herkunftsland abzuhängen.
Innenpolitik und Außenpolitik stehen regelmäßig in Wechselwirkung zueinander. Wieso sollte es ausgerechnet hier anders sein?

Sicherlich hat die Türkei nicht den EU-Standard. Verglichen mit der EU ist es um das Wohlbefinden von Menschen (nicht nur Flüchtlingen!) in der Türkei schlecht bestellt.
Verglichen mit Staaten wie den Jemen, Syrien oder Somalia geht es den Menschen in der Türkei (auch den Flüchtlingen!) dagegen wunderbar.

Das große Problem ist, dass Flüchtlingen in der Türkei die Abschiebung droht. Hier muss geschaut werden, welchen Flüchtlingen die Abschiebung droht: Politischen Flüchtlingen? Kriegsflüchtlingen? Wirtschaftsflüchtlingen? Sonstigen Flüchtlingen?

Hierzu muss man auch bedenken, dass das Asylrecht in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte nicht für alle Flüchtlinge gilt, sondern nur für ganz spezielle: Artikel 14.

Thargunitoth
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Thargunitoth »

Eigentlich dürfte, wenn man es wirklich ernst meint, jeder Flüchtling der nach Deutschland kommt, nur dorthin zurück abgeschoben werden, wo die Standards für Flüchtlinge mindestens so hoch sind, wie unsere.

Und daraus folgt eigentlich als Konsequenz, wenn man es wirklich ernst meint, dass kein Mensch, der nach Deutschland kommt, dorthin zurückgeschickt werden darf, wo der Lebensstandard geringer ist, als der der Hartz4-Empfänger hier. Denn der Hartz4-Satz bedeutet das Existenzminimum, was ja gerade besagt, dass es menschenunwürdig ist mit weniger als diesem Satz zu leben. Folglich darf niemand irgendwohin abgeschoben werden, wo die Lebensbedingungen schlechter sind als hier Hartz4.

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Gubblinus
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Gubblinus »

Gesetzlich sind damit die Standards auf das Asyl-Recht gemeint, nicht die Lebensstandards. (was in vielen Ländern aber im Endeffekt auf ein ähnliches Ergebnis rauskommt). Garantiert muss nur sein dass die Bedingungen Asyl zu bekommen (also die Bedingungen Schutz zu erhalten) mit den deutschen Gesetzen vergleichbar sind.

Der Unterschied zwischen einem sicheren Herkunftsland und nicht sicherem Herkunftsland ist nicht unbedingt die Beweislastumkehr (die es eigentlich nicht gibt, zumindest nicht rechtlich explizit). Der Unterschied ist dass nur wenn das Herkunftsland als sicher gilt (was nationale Definition ist, und nicht internationale Definition, die Länder haben einfach Listen dafür) darf der Asylantrag abgelehnt werden. Es kommt zu keinem Verfahren!
Das ist bei nicht sicheren Herkunftsländern rechtlich nicht vorgesehen, es wird daher immer ein Asylantrag angenommen und das Asylverfahren eingeleitet (im Zuge dessen ein negativer Asylbescheid ausgestellt werden kann). Aber es wird in jedem Fall ein Verfahren eingeleitet!

Recht hast du dass im ersten Fall kein Asylverfahren eingeleitet wird, der Mensch also nie Asylwerber-Status erhält (und damit auch nicht aus den Töpfen die dafür vorgesehen sind Geld bekommt). Das heißt aber noch lange nicht dass Deutschland den nicht versorgt, oder dass man bei so jemanden prinzipiell mehr Chancen auf Abschiebung hat, nur weil Deutschland das Land zum sicheren Herkunftsland erklärt hat (ohne ein bilaterales Rücknahmeabkommen, hat man auch bei einem von Deutschland aus als sicheres Herkunftsland titulierten Land wenig Chancen diese Leute abzuschieben). Oft gibt es für sichere Herkunftsländer Rücknahmeabkommen, das eine hat aber mit dem anderen nicht zwingend etwas zu tun, beides sind voneinander unabhängige Dinge (das eine einfach eine einseitige Definition, das andere ein bilaterales Abkommen).

Andwari
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Andwari »

Beim Status "Asylbewerber" bitte genau lesen - da sind in den Vertragstexten meist "anerkannte Asylbewerber" genannt, also diejenigen, um die es in den aktuellen Debatten kaum geht (= nach erfolgreichem Abschluss des Verfahrens).

Die ganze Fiktion vom an der Grenze ankommenden Fremden, der dort direkt Asyl beantragt ... berücksichtigt eben nicht, dass real monatelange Wartezeiten
- auf die Möglichkeit, einen Antrag zu stellen
- auf die Bearbeitung des Antrags
- auf eine staatliche Reaktion nach Ablehnung des Antrags.
auftreten.

@Targunitoth
Argumentierst Du für eine Absenkung des Hartz4-Satzes auf ein globales Existenzminimum? Wenn man Der Argumentation folgt, bleibt einfach festzustellen dass die überwältigende Mehrheit aller Bewohner von Industrieländern "es nicht ernst meint" mit der globalen Umverteilung. Angesichts eines Durchschnittseinkommens in Indien, Indonesien oder auch Marokko, dass merklich unterhalb Hartz4 liegt, wäre nach der Annahme jeder ankommende Inder bereit für deutsche Sozialleistungen.
Da ist der gesuchte IT-Experte schon reingemittelt, die restlichen ca. 1 Mrd. Inder verdienen auch deshalb so wenig, weil sie eben keine nennenswerte Ausbildung usw. haben. Die ganzen entsprechenden Statistiken nehmen üblicherweise das BIP und teilen durch die Zahl der Köpfe - was den reichen Inder, der seine armen Mitbürger besonders ausbeutet, erst mal aus der Rechnung rausnimmt - da läuft einfach nicht mehr als 1,9 * 10^12 Dollar im Jahr.

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Der Wanderer
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Der Wanderer »

Ich erlaube mir den Hinweis, dass es sehr oft gar nicht um Asyl im eigentlich Sinn geht. Denn das gilt ja nur sehe eingeschränkt, etwa für politische Verfolgung, und nicht für die Flucht vor Krieg. Da greift aber der "subsidiäre Schutz". Der ist zwar in vielen Fällen sehr ähnlich dem Asyl (und wird auch mit dem Asylantrag geprüft), macht rechtlich aber doch einen Unterschied, etwa, weil er befristet ist.
Freinfair: freie und faire Heldengenerierung plus vereinfachte Steigerungsregeln

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Ryshad
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Ryshad »

Andwari hat geschrieben:Wenn man Der Argumentation folgt, bleibt einfach festzustellen dass die überwältigende Mehrheit aller Bewohner von Industrieländern "es nicht ernst meint" mit der globalen Umverteilung.
Seit wann hat sich denn die überwältigende Mehrheit für eine Umverteilung ausgesprochen? Sicherstellung der Lebensgrundlage, Hilfe zur Selbsthilfe und dabei eigenständig etwas aufzubauen ist ok. Tatächliches Umverteielen ist höchstens eine Forderung von ein paar sozialen Linken/Grünen und den Gläubigen Strömungen. Auch wenn diese überproportianal medial auftreten und denken sie hätten die Meinungshoheit, sind sie noch lange nicht der "Konsens der Mehrheit".

Mal ganz davon abgesehen, dass es schon bedenklich ist, dass sich Kirchenobehäupter in die Realpolitik einmischen. Es gibt aus guten Grund eine Trennung zwischen Staat und Kirche, auch wenn die hier leider nicht soweit geht wie in Frankreich.
Zuletzt geändert von Ryshad am 08.05.2016 17:13, insgesamt 1-mal geändert.

Eulenspiegel
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Eulenspiegel »

Andwari hat geschrieben:Argumentierst Du für eine Absenkung des Hartz4-Satzes auf ein globales Existenzminimum?
Da muss nichts abgesenkt werden. Laut Gesetz ist der Hartz4-Satz bereits auf dem Existenzminimum.

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Gubblinus
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Gubblinus »

(@Ryshad: nur um kurz anzumerken, das Zitat ist von Andwari, nicht von mir)

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Gorbalad
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Gorbalad »

Hartz4 ist am deutschen Existenzminimum. Das ist vermutlich ein Vielfaches des globalen Existenzminimums.
"Eigentlich wäre <X> sehr <Y>, nur man hat daraus nichts gemacht" ist glaube ich die Quintessenz von DSA.

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Ryshad
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Ryshad »

(@Gubblinus: Danke für den Hinweis, habe es gleich korrigiert. Sorry dafür, da hab ich irgendwie die Zitierfunkton falsch benutzt. Keine Ahnung wie ich das hinbekommen habe... :???: )

Thargunitoth
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Thargunitoth »

Andwari hat geschrieben:
@Targunitoth
Argumentierst Du für eine Absenkung des Hartz4-Satzes auf ein globales Existenzminimum? Wenn man Der Argumentation folgt, bleibt einfach festzustellen dass die überwältigende Mehrheit aller Bewohner von Industrieländern "es nicht ernst meint" mit der globalen Umverteilung. Angesichts eines Durchschnittseinkommens in Indien, Indonesien oder auch Marokko, dass merklich unterhalb Hartz4 liegt, wäre nach der Annahme jeder ankommende Inder bereit für deutsche Sozialleistungen.
Genau. Sehr präzise festgestellt. Ich will aufzeigen, dass Deutschland sich gar nicht an seine eigenen hochtrabenden Werte halten kann bzw. will, wenn es diese wirklich ernst nimmt.

Ich kann da nur an Brechts Stück "Der gute Mensch von Sezuan" erinnern um aufzuzeigen was Deutschland/Merkel macht: Merkels Regierung will der Gute sein, allerdings würde es sich damit selber zerstören, also schafft es den Bösen: "Mazedonien macht die Grenzen dicht" und "Flüchtlingsabkommen mit Erdogan", die verhindern, dass es selber böse werden muss um sich selber zu retten. Jetzt kann man den Bösen für ihr moralisch schlechtes Handeln die Schuld geben, während man selber weiter den Heiligen spielt.

Gleiches Prinzip damit, dass man unantastbare Menschenwürde einführt, seine Gerichtsbarkeit auf den eigenen Boden beschränkt und dann niemandem sonst das Recht/die Möglichkeit gibt reinzukommen.

Nietzsche mit seiner Sklaven- und Herrenmoral hätte seine Freude daran gehabt.

Eulenspiegel
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Eulenspiegel »

Gorbalad hat geschrieben:Hartz4 ist am deutschen Existenzminimum. Das ist vermutlich ein Vielfaches des globalen Existenzminimums.
Es gibt kein deutsches und kein globales Existenzminimum. Es gibt nur ein menschliches (Homo sapiens) Existenzminimum. (Für andere Lebewesen gibt es natürlich andere Existenzminima. Aber da sind die Tierhalter in der Pflicht, diese einzuhalten. Hier zahlt der Staat nicht.)

Bei Existenzminimum geht es darum, was man zum Existieren braucht. Also eher um den Kaufwert. (Und auch der ist nur eine Umrechnungsgröße. Strenggenommen ist das Existenzminimum:
1) eine bestimmte Menge Wasser (ich glaube 2-3 Liter pro Tag)
2) eine bestimmte Menge an Nahrung (wobei die Nahrung halt auch eine bestimmte Menge an Kalorien, Vitaminen etc. enthalten muss)
3) Sauerstoff (ist glücklicherweise noch kostenlos)
4) ein bestimmter Temperaturbereich (im Norden muss man also eher Geld ausgeben, um Wärme zu erzeugen, im Süden müsste man ggf. Geld ausgeben, um Kühle zu erzeugen)
5) ein bestimmter Privatbereich (Wohnung)
6) etc.

Das ist das Existenzminimu. Und der Hartz-IV-Satz wurde so berechnet, dass das Existenzminimum damit erreicht werden kann.

Alle Menschen sind unabhängig von ihrer Nationalität gleich. Das heißt, für alle Menschen existiert das gleiche Existenzminimum.

Man kann sich jetzt überlegen, ob man das Existenzminimum in Form von Sachleistungen oder Geld zur Verfügung stellt. Aber wenn man das Existenzminimum in Form von Geld zur Verfügung stellt, müsste dieses Geld überall die gleiche Kaufkraft haben. (Denn es wird ja überall das gleiche damit gekauft.)

Das heißt, wenn man den Geldwert über Umrechnungskurse vergleicht, dann können die Gelder variieren. Wenn man den Geldwert aber über die Kaufkraft vergleicht, dann muss überall das gleiche herauskommen.

Um es nochmal deutlich zu sagen:
Das Hartz-IV-Geld ist nicht das Existenzminimum. Das Hartz-IV-Geld ist so bemessen, dass du dir damit das Existenzminimum kaufen kannst.

Wo es einen Unterschied gibt:
Zwischen deutscher Armut und globaler Armut. Die ist unterschiedlich. Aber das Existenzminimum ist für alle Menschen gleich.

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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Gorbalad »

Diese Menge Nahrung und Wohnung kosten in Deutschland aber nunmal mehr Geld als anderswo. Darum ging es.
"Eigentlich wäre <X> sehr <Y>, nur man hat daraus nichts gemacht" ist glaube ich die Quintessenz von DSA.

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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Denderan Marajain »

Varana hat geschrieben: Wir haben Länder wie Österreich, in denen der rechte Rand die Politik vor sich her treibt und die Mitte so doof ist, sich auch noch treiben zu lassen (und in Deutschland gibt es auch Anzeichen dafür).
Der war echt gut. Wir haben doch schon lange keine Mitte mehr

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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Gorbalad »

Linke gibt es ja auch keine...
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Denderan Marajain »

Gorbalad hat geschrieben:Linke gibt es ja auch keine...
Kommt darauf an was man unter "Linke" versteht

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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Gorbalad »

Ebenso wie bei der Mitte, ja.
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Denderan Marajain »

Gorbalad hat geschrieben:Ebenso wie bei der Mitte, ja.
Mitte ist ja wohl eindeutig ;)

Linke ist ja aktuell, wenn man den Leuten glauben schenken darf die sich selbst als solche bezeichnen, die Refugee Welcome Fraktion.

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Leta
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Re: Europa in der Krise?

Ungelesener Beitrag von Leta »

Denderan Marajain hat geschrieben:
Gorbalad hat geschrieben:Ebenso wie bei der Mitte, ja.
Mitte ist ja wohl eindeutig ;)
je nach eigenem Standpunkt kann das, was "von außen" nach der Mitte angesehen wird, schon ziemlich "rechts" oder "links" angesehen werden. Vor allem die extremen Ränder sind recht gut darin alles außer ihrem Rand als "andere Seite" zu beschimpfen...

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