[Auf der Spur des Wolfes] weiterer Traum in Ysilia (MI)

Argilac
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[Auf der Spur des Wolfes] weiterer Traum in Ysilia (MI)

Ungelesener Beitrag von Argilac »

Ich habe in Ysilia im alten Bauernhof einen weiteren Traum eingefügt, in Anlehnung an die gleiche Szene im Buch Silberflamme. Und zwar habe ich die Beschreibung des Kampfes zwischen Lailath und Erm Sen aus dem Prolog dieses Buches gekürzt und dann als dritten Traum unserem Krieger vorgelesen. Die Szene gefiel dem entsprechenden Spieler sehr gut. Als musikalische Untermalung habe ich den Track Age of Conan - The Damp Barachan Nights genutzt.

Ein spätsommerliches Blätterdach lässt die Strahlen des Himmelsauges sanft auf Euch herniederscheinen. Aus grauen Augen mustert Dich der Ritter Dir gegenüber: »Was wollt ihr?«, fragt er, »Ihr sprecht nie mit mir.«
»Ich bin gekommen, um dich zu töten«, entgegnest Du. Er tritt auf das saftige Gras der Lichtung hinaus und Du siehst die tiefen Falten in seinem Gesicht. Sie verbinden die Nasenflügel mit den Winkeln eines Mundes, der wohl selten lächelt, und betonen die hohen Wangenknochen und schmalen Augen des leicht ergrauten Nivesen. Aber Du hast nur Augen für das Schwert. Seine gerade Linie ist von solcher Klarheit, solcher Schönheit … Die Parierstange dagegen, gleich zwei konträr angeordneter goldener Rosendornen, wirkt so leicht wie Bast, an dem der Wind zupft. Dennoch zweifelst Du nicht an seiner Festigkeit, die Ahnen hatten niemals die Funktionalität einer eitlen Erscheinung wegen geopfert. Selflanatil war eine Waffe, kein Schmuckstück.
»Viele haben vor dir versucht, mich zu töten«, stellt Erm Sen fest. »Ich bin dieser Duelle müde, sie werden niemals enden, oder? Nach dir werden weitere kommen?« »Nein«, widersprichst Du. »Ich bin die Letzte, denn ich werde dich besiegen.« Es ist ein sonniger Tag, aber der Wind stiehlt die Wärme. Er rauscht in den Bäumen, die die Lichtung umstehen. Er zaust auch das Fell Arlupas, des riesigen Silberwolfes, der Erm Sen immer begleitet. Jetzt liegt der Wolf neben einem Findling und sieht ruhig zu Euch herüber. Es wäre Dir lieber gewesen, wenn das Tier Unruhe zeigte. Es scheinnt jedoch ebenso wenig Zweifel am Sieg seines Herrn zu hegen wie dieser selbst.
»Ich sehe, dass du mich hasst. Aber ich hasse dich nicht.« Er hebt Selflanatil vor sein Gesicht und besudelt die Klinge mit einem Kuss. Die Wut über diesen Frevel ist überwältigend. Schreiend stürzt Du Dich auf ihn. Als hätte sein Kettenhemd kein Gewicht, tänzelt Erm Sen zur Seite und läßt Dich ins Leere laufen. »Zwölf Jahre habe ich dem Kaiser gedient«, sagt er. »Zwölf Angriffe will ich dir gewähren. Wenn dein Hass dann noch nicht erloschen ist, werde ich dich töten.« Er benutzt keinen Schild. Dadurch ist seine linke Seite ungedeckt. Du schwingst Deinen Säbel von unten herauf. Die sorgfältig geschärfte Schneide durchtrennt einige Grashalme, bevor sie sich seiner Hüfte nähert. Er wirbelt um die eigene Achse und bringt sich so aus der Bahn der Klinge. Sofort ziehst Du nach, nutzt den Schwung Deines Körpers, um einen waagerechten Streich zu führen. Plötzlich ist Selflanatil zwischen Deiner Waffe und dem Schurken. Hell schlägt der Stahl aufeinander. »Drei«, stellt Erm Sen fest. »Ein Viertel deines Lebens hast du schon verschwendet.« Auch eine Abfolge schnellster Finten und Angriffe lässt er ins Leere laufen. Seine Selbstsicherheit entspringt keiner Arroganz, sondern dem Wissen um die eigene Stärke. Bis auf einen Schritt trittst Du an ihn heran. Stumm seht Ihr Euch in die Augen. Er macht noch immer keine Anstalten, anzugreifen. Ob er wirklich hofft, Du würdest unverrichteter Dinge abziehen? Er versteht gar nichts. Um ihn zu täuschen, setzt Du zu einer Rückwärtsbewegung an, ziehst aber unvermittelt Deine Klinge hoch und attackierst sein linkes Knie. Diesen Streich kann er unmöglich kommen sehen. Er pariert ihn dennoch. Zuckt da etwa ein Lächeln in seinem harten Gesicht? Du wirfst Dich nach vorn und stichst nach seinem Bauch. Er dreht sich, sodass die Säbelspitze ungünstig auftrifft. Scharrend gleitet sie über das Kettenhemd, ohne ihn zu verletzen. »Zehn.« Auf einem Fuß drehst Du Dich dicht über dem Boden. In der Wüste wäre nun der Staub aufgestiegen und hätte Deine Bewegung verborgen, hier jedoch bremst sie das hohe Gras. Erm Sen springt zurück und bringt seine Beine so in Sicherheit. Damit hattest Du gerechnet! Auch ein Meisterfechter konnte seine Bewegungsrichtung nicht ändern, solange er in der Luft ist. Für einen Wimpernschlag ist er Dir ausgeliefert. Du drückst Dich ab und springst hinter ihm her. Die Parade kommt spät, aber sie kommt. Funken schlagen aus dem Stahl. Deine gekrümmte Klinge verfehlt sein Gesicht, nur ein fadendünner Schnitt bleibt auf seiner linken Wange zurück. Er blinzelt verwirrt. Und jetzt hebt der Wolf den Kopf. »Zwölf.« Erm Sen wischt über seine Wange und betrachtet das Blut an den Fingern. »Du warst besser als die meisten vor dir. Lass es dabei bewenden.« Du hockst Dich hin. »Ich werde dich töten«, versprichst Du. Als er sich nähert, verändert sich etwas an seiner Haltung. Zum ersten Mal scheint es Dir, dass er Dich als Gegner ernst nimmt, und das schnürt Dir die Kehle zu. Erm Sen holt mit dem Schwert auf der Schulter aus, wie es die Kaiserlichen oft tun. Du springst auf und schleuderst ihm Gras ins Gesicht. Dann stößt Dein Säbel vor. Erm Sen schließt die Augen, doch die Parade, in der er Selflanatil vor seinem Körper entlangwischt, erfasst Deinen Angriff trotzdem und zwingt ihn aus der Bahn. Enttäuscht schreist Du auf. Erm Sen schüttelt den Kopf, womit er Gras und Erde abschüttelt. Als er die Augen wieder öffnet, weisst Du, dass Du nun zu rotem Sand werden wirst, der im Wind treibt.


Sicherheitshalber möchte ich hier noch anführen, daß Robert Corvus und Bernhard Hennen mir die Erlaubnis für die Veröffentlichung gegeben haben.

Morakh
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Ungelesener Beitrag von Morakh »

Sehr, sehr schön! Leider sind wir an dem Kapitel schon lange vorbei, hätte ich gerne eingebaut! :) :6F:

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