Ich habe das Werk bisher nur teilweise gelesen, aber bislang habe ich einen sehr guten Eindruck. Sehr interessant, wieder viele Anregungen für die Ausgestaltung von Spielermagiern und für Abenteuergestaltung, plus ein paar neue Professionen. Im Übrigen stören mich Rechtschreibung und Lektorak eigentlich kaum, soo extrem schlimm wie manche sagen fand ich es nicht, da kann ich ganz gut drüber hinweg lesen. Klar fallen mir Fehler auf, aber ich halte nichts davon mich da aus Prinzip aufzuregen.
Von dem, was ich gelesen habe, möchte ich dann (unbeschadet vom hervorragenden Gesamteindruck) punktuelle Kritik üben:
Das Problem der Sexualisierung der Frauen in dem Band wurde ja teilweise schon angesprochen. Ich meine, klar DSA ist ein Fantasy-Spiel, und sinnliche Schönheiten oder gefährliche Vamps hier und da sind durchaus reizvoll. In diesem Band haben wir allerdings gleich eine ganze Reihe von attraktiven, freizügigen Frauen, darunter eine halbnackte Halbelfenmagierin ausgerechnet im prüden Punin, und eine Xaviera, die ihre Schüler(innen) ins Bett zerrt, ob die wollen oder nicht, und vieles anderes mehr. Alles im Einzelfall durchaus ok, aber im Gesamtbild etwas too much. In diesem Kontext finde ich es auch verwunderlich, dass die Töchter Niobaras als "Sternkundige, Kurtisanen oder Schreiberinnen" arbeiten. Wtf? Wieso ausgerechnet Kurtisanen? Wenn das vereinzelt vorkommt - kein Problem, aber wieso sollte das systematisch der Fall sein? Und wenn, dann bitte mit einer Begründung (z.B. à la "Auf diese Weise kann man gut Beziehungen zu Reichen und Mächtigen knüpfen und an Geheimnisse kommen"), aber nicht einfach so kontextfrei in den Raum gestellt (auch die Beschreibung der Qabalya in VG schreibt ja nichts davon). Ähnlich mit den Schülern der Khelbara: Betören +3, gutaussehend und herausragendes Aussehen als empfohlene Vorteile. Aber warum? Wo deckt sich das mit der Beschreibung der Lehrmeisterin und ihrer Ausbildung? Für mich wirkt das so, als hätte man den Belkelel-/Elburum-Hintergrund der Lehrmeisterin verwursten wollen und wusste nicht so recht, wie. In beiden Fällen hätte man in der Beschreibung auch mal sagen können, was man sich dabei gedacht hat. Andererseits muss man positiv vermerken, dass bei der Schule der Schmerzen der offensichtlichen Verlockung der Sexualisierung nicht nachgegangen wurde. Um es noch mal zusammen zu fassen: NSCs und Hintergründe können gerne auch mal einen sexy Anstrich haben - aber bitte nicht überall und immer.
Zur Ausbildung bei Xaviera Kasidian noch, ganz unabhängig von dem Sex-Thema: Warum haben die denn bitte ein Bannschwert? Klar, damit sind alle Traditionsartefakte abgedeckt. Aber was machen die Schüler damit? Von Beschwörungen, Herbeirufungen und Austreibungen haben sie keine Ahnung, also fällt der offensichtliche Verwendungszweck flach. Bleibt nur noch die Benutzung als Waffe - mTP und unzerbrechlich ist nicht zu verachten. Aber die gleichen Vorteile bietet auch der Magierstab, zumal nach Beschreibung und Werten die Schüler Xavieras im Stabfechten geschult werden, nicht jedoch in anderen Kampftechniken. Zusammen fassend ist das Bannschwert also ein ziemlich nutzloser Gimmick, bei dem sich mir auch inneraventurisch die Frage stellt: Warum?
(insgesamt finde ich Xaviera als Lehrmeisterin allerdings ziemlich interessant)
Ansonsten finde ich die Beschreibung der verschiedenen Lehrmeister ein wenig unübersichtlich in Bezug auf die Reihenfolge. Es ist alphabetisch geordnet, allerdings nicht inhaltlich (ich hätte es zumindest bevorzugt, wenn die Qabalyim entweder am Anfang oder am Ende, aber nicht mittendrin, gestanden hätten, weil sie ja schon etwas anders sind als die übrigen Lehrmeister). Das wäre nicht weiter tragisch, wenn die einzelnen Lehrmeister wenigstens im Inhaltsverzeichnis gelistet wären, aber dort werden über 30 Seiten ohne Unterpunkte als "Aventurische Lehrmeister" geführt. Das hat mir schon ein paar Minuten an lästigen Blättereien eingebrockt.