Und genau aus dem Grund ist eine Diskussion darüber, ob jemand vor einer anonymisierten Punktevergabe das Produkt kennen sollte (was auch immer das genau bedeuten mag), reichlich akademisch. Dass sie dennoch immer wieder aufkommt, liegt entweder an einem ethischen Impetus, den man hin und wieder vermitteln möchte (Wie soll ich bewerten?) oder daran, dass das Wesen einer anonymen Punktevergabe nicht akzeptiert wird.
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- 19.06.2018 19:08
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Bewerten ohne das Produkt zu kennen
- 18.06.2018 07:23
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Bewerten ohne das Produkt zu kennen
Es gibt kein allgemeines Bedürfnis nach einem einheitlichen Bewertungssystem. Ein Punktesystem überzeugt durch leichte Überschaubarkeit, Unmittelbarkeit, Geschwindigkeit und ein gewöhnlich gut quantifiziertes, wenn auch anonymisiertes Bild. Eine textförmige Rezension ist vergleichsweise ausführlich, transparent (man kann Thesen und Argumente nachlesen oder den Autor zuordnen, der natürlich auch anonym auftreten kann), aber eben nur ein Einzelbeitrag, für den man Zeit erübrigen muss. Die schnelle und leichte Bewertung ist so etwas wie ein Signum aktueller Vernetztheit. Das betrifft einmal die Bewertbarkeit von grundsätzlich allem (dessen Blüten uns nicht zuletzt in chinesischen Planstädten entgegenschaudern) - und auch die Reduziertheit einer solchen Bewertung: Da sind wir mit einem Fünf-Punkte-System noch recht komplex, verglichen mit daumenbestimmten reinen Affirmationsplattformen.
Wenn nach Hegel die Waffen das Wesen des Kriegers selbst sind, so ist das Bewertungssystem gleichsam das Wesen des Rezensenten. Wenn ich einen umfänglichen Text oder gar eine aufsatzförmige Rezension verfasse, dann ist die Lektüre der zugrundeliegenden Ganzschrift das Mindest-Erwartbare. Die Waffen sind die gründliche reflektierte Recherche und das rhetorische Repertoire zur Überzeugung des Lesers, meiner Rezension Glauben zu schenken. Ein einfaches Punktesystem, an dem ich mich durch einen Klick in die Riege von Hundertschaften einreihe, spottet jedem darüberhinausgehenden Aufwand. Schließlich stehe ich neben demjenigen, dem schon das Cover oder die bloße Idee nicht zusagte und der daher nur einen Punkt vergeben hat. Worin rechtfertigt sich mein Mehraufwand gegenüber einem System, in dem dieser überhaupt nicht erkennbar ist? Wer das Wesen des Punktesystems kennt, der erwartet doch nicht ernsthaft eine fundierte Grundlage der Mehrheit der Beiträge? Ich rufe ein solches System ab, um Einblick in den diffusen Eindruck einer mindestens ebenso diffusen Masse zu erhalten, für dessen Zustandekommen ich am besten die widrigsten Umstände annehme. Solange das nicht die einzige Grundlage für meine Information ist bzw. ich auch den Bedarf nach einer anderen Art der Bewertung habe (und es dafür noch ein Angebot gibt), stellt das überhaupt kein Problem dar.
Wenn nach Hegel die Waffen das Wesen des Kriegers selbst sind, so ist das Bewertungssystem gleichsam das Wesen des Rezensenten. Wenn ich einen umfänglichen Text oder gar eine aufsatzförmige Rezension verfasse, dann ist die Lektüre der zugrundeliegenden Ganzschrift das Mindest-Erwartbare. Die Waffen sind die gründliche reflektierte Recherche und das rhetorische Repertoire zur Überzeugung des Lesers, meiner Rezension Glauben zu schenken. Ein einfaches Punktesystem, an dem ich mich durch einen Klick in die Riege von Hundertschaften einreihe, spottet jedem darüberhinausgehenden Aufwand. Schließlich stehe ich neben demjenigen, dem schon das Cover oder die bloße Idee nicht zusagte und der daher nur einen Punkt vergeben hat. Worin rechtfertigt sich mein Mehraufwand gegenüber einem System, in dem dieser überhaupt nicht erkennbar ist? Wer das Wesen des Punktesystems kennt, der erwartet doch nicht ernsthaft eine fundierte Grundlage der Mehrheit der Beiträge? Ich rufe ein solches System ab, um Einblick in den diffusen Eindruck einer mindestens ebenso diffusen Masse zu erhalten, für dessen Zustandekommen ich am besten die widrigsten Umstände annehme. Solange das nicht die einzige Grundlage für meine Information ist bzw. ich auch den Bedarf nach einer anderen Art der Bewertung habe (und es dafür noch ein Angebot gibt), stellt das überhaupt kein Problem dar.